DFB-Formcheck: Trotziger Brandt, königlicher Schlotterbeck, variabler Undav

Noch 29 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 40 EM-Kandidaten seit den letzten Länderspielen Ende März aus.

Stammtorwart Manuel Neuer sowie Nico Schlotterbeck und Deniz Undav.

Stammtorwart Manuel Neuer sowie Nico Schlotterbeck und Deniz Undav.

imago images (3)/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 40 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften. Bewertet werden alle Leistungen inklusive der beiden DFB-Länderspiele Ende März gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) bis zum 15. Mai, dem Tag vor der offiziellen Nominierung des vorläufigen EM-Kaders.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuers krasser Patzer trübt die sonst starke Bilanz

Von den Torhütern konnte sich im Bewertungszeitraum vor allem Hoffenheims Oliver Baumann auszeichnen. Stammkeeper Manuel Neuer zeigte zwar lange Zeit eine Weltklasse-Leistung im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid (1:2), patzte dann aber folgenschwer vor dem Ausgleich. An seinem Status als Nummer 1 gibt es dennoch nichts zu rütteln. Ebenso wenig an seinem ersten Vertreter Marc-André ter Stegen, der am Montag bei Barcelonas 2:0 über San Sebastian zum 13. Mal in dieser Ligsaison ohne Gegentor blieb.

Schlotterbeck überragt in der Königsklasse – Koch nie besser als befriedigend

Als erster Akteur in den finalen EM-Kader berufen wurde Nico Schlotterbeck. Bei den März-Länderspielen noch außen vor, zeigte er nicht zuletzt in der Champions League überragende Leistungen. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid erhielt er die Note 1,5, ebenso im Halbfinal-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain. Im Rückspiel setzte er nochmals einen drauf und holte sich neben dem Finaleinzug auch die glatte 1. Ebenfalls ins Aufgebot schaffte es auch Frankfurts Robin Koch trotz eher durchwachsener Leistungen. Im kompletten Kalenderjahr 2024 erhielt er keine Note besser als befriedigend.

Raum punktet als Vorbereiter – Kimmich ordentlich bis schwindelig

Zuverlässige Leistungen insbesondere nach vorne bot weiterhin David Raum. Mit inzwischen elf Assists in dieser Saison gehört der Leipziger Linksverteidiger mit zu den besten Vorbereitern der Liga. Hinten rechts ist Joshua Kimmich bei Bayern und im Nationalteam gesetzt und zeigte größtenteils ordentliche Spiele. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid wurde er aber vor allem in der zweiten Halbzeit vom deutlich schnelleren Vinicius Junior teilweise schwindlig gespielt.

Stratege Kroos lässt die Zunge schnalzen

Eine prägende Figur der Halbfinals in der Königsklasse war auch Toni Kroos. Zwar drehte Real das Rückspiel erst nach seiner Auswechslung, doch beim 2:2 in München bestach der Stratege einmal mehr durch seine Übersicht und Passgenauigkeit. Weltklasse, wie er dort die zwischenzeitliche Führung der Madrilenen vorbereitete. Von Kroos viel lernen kann sicher Youngster Aleksandar Pavlovic während des EM-Turniers. Trotz bislang nur 21 Pflichtspielen für den deutschen Rekordmeister schaffte es der gerade 20 Jahre alt gewordene Münchner in die vorläufige EM-Auswahl des Bundestrainers.

Brandt trotzt der Dominanz von Wirtz & Co.

Für positive Schlagzeilen in den letzten Wochen sorgte auch Julian Brandt, gerade in den wichtigen Spielen. In vier der letzten fünf Dortmunder K.-o.-Spiele in der Champions League war er als Torschütze oder Vorlagengeber an BVB-Treffern beteiligt, so schlug er auch beim 1:0-Sieg in Paris die Ecke auf Mats Hummels’ Kopf. Auf der Position im offensiven Mittelfeld ist die Konkurrenz aber riesig, das Trio Wirtz, Gündogan, Musiala dürfte dort gesetzt sein.

Nur Licht bei Führich – Wechselhafter Sané

Mit Serge Gnabry ist verletzungsbedingt ein weiterer klassischer Flügelstürmer weggebrochen, so dass auf der offensiven Außenbahn die Spielerliste überschaubar bleibt. Stuttgarts konstant gut spielender Senkrechtstarter Chris Führich hat seine Nominierung bereits in der Tasche. Ebenso wie Leroy Sané, der im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid noch Torschütze war, im Rückspiel aber mit misslungenen Flanken und schlampigen Steilpässen eine eher schwache Leistung bot.

Undavs Zahlen und Variabilität beeindrucken

Die Form der Stürmer stimmt. Kai Havertz traf in dieser Ligasaison schon zwölfmal, das überbot er in seiner Karriere bislang nur einmal (2018/19 für Leverkusen mit 17 Toren). Niclas Füllkrug traf in zwei der letzten drei Champions-League-Partien. Und auch Deniz Undav ist regelmäßig als Vorbereiter und Verwerter aktiv. Seit seiner erstmaligen Länderspielnominierung im März kommt er beim VfB in Summe auf mehr Scorerpunkte (neun) als Spiele (acht). Dass er sogar häufiger assistiert als selbst vollstreckt, zeigt die Variabilität des Stuttgarters.

Christoph Huber

Ricken: “Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen”

Im Amt ist Lars Ricken bereits seit dem 1. Mai. Offiziell vorgestellt wurde der neue Geschäftsführer Sport des BVB allerdings erst am Mittwoch. Der 47-Jährige absolvierte seinen Antritt mit großer Souveränität – und skizzierte sowohl seinen Führungsstil als auch die Aufgaben und Herausforderungen seines neuen Jobs.

Lars Ricken steht an seinem großen Tag im Presseraum des Signal Iduna Park und wartet darauf, dass es losgeht. Der neue Geschäftsführer Sport von Borussia Dortmund, der an diesem Mittwochmittag offiziell der Öffentlichkeit präsentiert wird, ist bereits seit 15 Tagen im Amt. Doch an seinem Auftreten hat sich nichts geändert: Ricken, der seit 1991 für den Klub aktiv ist – erst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und Direktor des Nachwuchsleistungszentrums -, ist nahbar. Er schüttelt Hände, hält Smalltalk, ist guter Dinge.

Rickens Dank an die NLZ-Mitarbeiter

Als es dann losgeht und die Eröffnungsworte von BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gesprochen sind, startet der 47-Jährige mit einem Statement, in dem viele Gründe dafür stecken, warum ihn Watzke als Idealbesetzung für die neue Stelle auserkoren hat: Ricken bedankt sich bei den Mitarbeitern des NLZ, mit denen er seit einem Jahrzehnt regelmäßig nationale Titel gewann, in der Youth League Erfolge feierte und unzählige Talente zu Profis entwickelte.

“Sie haben großen Einfluss darauf, dass ich jetzt hier sitze”, sagt Ricken und blickte dann aufs bevorstehende Champions-League-Finale gegen Real Madrid am 1. Juni voraus: “1997 stand ich als Torschütze im Blickpunkt, 2013 dann ein bisschen unfreiwillig. In den London soll der Raum gehören, die ein Jahr für diesen Erfolg gekämpft haben.” Trainer Edin Terzic, seine Assistenten, Watzke – und Sebastian Kehl, Dortmunds Sportdirektor, der selbst eine Beförderung auf die Position als Geschäftsführer Sport gehofft hatte.

Podcast

Bayerns Trainersuche: Wie wahrscheinlich ist ein Tuchel-Verbleib?

10:17 Minuten

alle Folgen

Die neue Personalstruktur – neben ihm selbst nahm am 1. Mai auch der neue Kaderplaner Sven Mislintat seine Arbeit auf – zu moderieren, das zählt zu den größten Herausforderungen, die Ricken in den ersten Monaten seiner Amtszeit bewältigen muss.

Mit Kehl hat er direkt den Austausch gesucht, nachdem klar war, dass er Geschäftsführer Sport wird. “Wir haben uns zusammengesetzt und ein klärendes Gespräch geführt. Wir sind zusammen Deutscher Meister geworden, haben jahrelang eng zusammengearbeitet”, sagt Ricken und wählt dann einen Vergleich aus der Vergangenheit, den auch Kehl bereits wählte: “Sebastian ist weiter Sportdirektor. Michael Zorc hat auf dieser Position bewiesen, dass du die Geschicke des Klubs wunderbar mitgestalten kannst.”

Man sei sich einig, deshalb gehe er auch optimistisch in die nächsten Monate. “Sebastian, Sven und ich haben die große Chance, gemeinsam, konstruktiv und vertrauensvoll den Bereich Sport weiterzuentwickeln.”

Theoretisch sind wir gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es unter Beweis stellen.

Hans-Joachim Watzke

Auch Watzke, der sich für Ricken entschied, ergreift das Wort. Es sei gut, “wenn der Verein aus sich heraus die eine oder andere Alternative hat”. Am Ende aber müssen man sich entscheiden.

“Das heißt aber nicht, dass der andere weniger qualifiziert gewesen wäre.” Er wisse aber auch, schränkt Watzke ein, dass jeder Akteur neben seiner Qualität auch ein Ego mitbringe. “Wenn die drei es hinkriegen, zusammenzuarbeiten, dann ist das eine große Chance,” sagt auch der Klubboss, der noch bis Herbst 2025 in der Geschäftsführung sitzt. “Theoretisch sind wir sehr gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es noch unter Beweis stellen.”

Ricken macht keinen Hehl daraus, dass er seine jahrelang erprobte Personalstrategie aus dem NLZ auch bei den Profis anwenden möchte. “Ich freue mich auf Gespräche auf Augenhöhe”, sagt der gebürtige Dortmunder. “Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen. Ich muss die Bedingungen dafür schaffen, dass jeder in seinem Bereich optimal arbeiten kann. Ich habe die größte Abteilung des Klubs geleitet, zwei Dinge waren dabei wichtig: Kommunikation und Vertrauen.”

Zwei-Säulen-Konzept in der Kaderplanung

Mit seinem Konzept, dass er den Entscheidern von Borussia Dortmund präsentierte, habe er “den Präsidialausschuss gerockt”, sagt Lunow gleich zu Beginn der 45-minütigen Runde. Einen Einblick in seine Pläne gewährt Ricken auch in diesem öffentlichen Rahmen: Der BVB sei immer dann am erfolgreichsten gewesen, wenn er seine Strategie auf zwei Säulen aufgebaut habe: Auf der einen Seite “junge, hungrige Spieler mit sportlichem Wert und Marktwertpotenzial, aus dem eigenen Nachwuchs oder als internationale Toptalente”, auf der anderen “ein Gerüst aus Spieler mit Erfahrung, Mentalität und Qualität, bei denen sich die Jungen anlehnen und sich entwickeln können”.

Die Arbeit am neuen Kader hat längst begonnen, ungeachtet des Finaleinzugs in der Champions League. “Ich kenne das Budget, das uns zur Verfügung steht”, sagt Ricken und formuliert den Anspruch, “in der Strategie, die ich dargelegt habe, den bestmöglichen Kader zusammenzustellen.”

Ricken besitzt weiterhin ein dickes Fell

Neben diesem internen Teil seiner Arbeit wird auch ein öffentlicher anfallen. Anders als in seiner Zeit als Direktor des NLZ steht Ricken künftig wieder Woche für Woche im Blickpunkt des Interesses.

Er kennt das, seit er als Jungprofi zum Objekt der Begierde der damaligen Medienlandschaft wurde – und dabei nicht nur gute Erfahrung sammelte. Das dicke Fell, das er sich damals aneignete, hat er noch heute – wie er erst kürzlich feststellte. “An meinem ersten Tag hat sich ein früherer Bundesliga-Spieler über mich geäußert”, sagt er, ohne den Namen zu nennen. “Das hat absolut nichts mit mir gemacht.”

Hoeneß hat sich noch nicht gemeldet

Konflikte scheute Ricken in der Vergangenheit ohnehin nie, wenn er das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. Daran will er auch künftig festhalten. “Ich bin gebürtiger Dortmunder. Das ist mein Verein”, sagt er. “Ich vertrete diese Farben, mit allem, was ich habe. Wenn wir angegangen werden, von wem auch immer, dann werde ich die Farben auch laut und deutlich vertreten.”

Watzke, der die Abteilung des BVB 19 Jahre lang anführte, lieferte sich in der Vergangenheit etliche verbale Scharmützel mit der Konkurrenz – unter anderem mit Bayerns Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß.

Am Mittwoch wird Ricken gefragt, ob sich Hoeneß schon bei ihm gemeldet habe. Ricken verneint. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Legt man die Souveränität zugrunde, mit der Dortmunds neuer Geschäftsführer Sport seine öffentliche Präsentation absolviert, scheint er auch dafür gewappnet zu sein.

Matthias Dersch

Die neue Champions League: Diese 21 Teams sind schon qualifiziert

2024/25 findet erstmals eine Champions-League-Saison mit 36 Mannschaften statt. Wer ist schon sicher dabei?

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

imago images (3)

Eine Liga statt acht Gruppen, acht statt drei unterschiedliche Gegner für alle: Die Vorrunde in der Champions League ändert sich zur Saison 2024/25 gründlich. Nach der großen Reform dürfen erstmals gleich 36 Klubs teilnehmen, vier mehr als bislang. Die zusätzlichen Plätze gehen an den Tabellendritten der französischen Ligue 1, via Qualifikation an einen Meister aus einer kleineren Liga und an die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Saison im Europapokal am besten abschnitten: die Serie A und die Bundesliga.

Insgesamt qualifizieren sich 25 der 36 Mannschaften über ihre Liga-Platzierung, dazu kommen die beiden besagten Extra-Tickets, die beiden amtierenden Sieger von Champions und Europa League sowie sieben Klubs aus der Qualifikation. Damit sind sicher qualifiziert (kursiv die Teams nach jetzigem Stand):

Die Europapokal-Reform:

Deutschland (5 fixe Teilnehmer): Bayer Leverkusen, FC Bayern, VfB Stuttgart, RB Leipzig, Borussia Dortmund

Italien (5): Inter Mailand, AC Mailand, FC Bologna, Juventus Turin, Atalanta Bergamo

England (4): Manchester City, FC Arsenal, FC Liverpool, Aston Villa

Spanien (4): Real Madrid, FC Barcelona, FC Girona, Atletico Madrid

Frankreich (3): Paris Saint-Germain, AS Monaco, Lille OSC

Niederlande (2): PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam

Portugal (1): Sporting Lissabon

Belgien (1): Club Brügge

Schottland (1): Celtic Glasgow

Österreich (1): Sturm Graz

Donezk, Frankfurt, Roma und Benfica hoffen

Sollte Real Madrid das Champions-League-Endspiel gegen Borussia Dortmund am 1. Juni für sich entscheiden, erhält der Meister mit dem besten UEFA-Koeffizienten aus der Champions-League-Qualifikation ein Direkt-Ticket. Das ist nach jetzigem Stand Schachtar Donezk. Real ist schließlich schon über die Ligaplatzierung in Spanien qualifiziert. Schafft allerdings der BVB den großen Wurf, rückt der Sechstplatzierte der Bundesliga – derzeit Eintracht Frankfurt – nach.

Sollte Atalanta Bergamo das Europa-League-Finale am kommenden Mittwoch gewinnen und in der Serie A den fünften Tabellenplatz behalten, rückt der Sechste der Serie A nach: derzeit die AS Rom. Springt Atalanta als Europa-League-Sieger allerdings noch auf Platz vier in der Liga, rückt wieder eine Mannschaft nach, die sonst in die Qualifikation gemusst hätte, und zwar jene mit dem besten individuellen UEFA-Koeffizienten – egal, ob Meister oder nicht. Das wäre aktuell Benfica Lissabon. Im Falle von Bayer 04 Leverkusen als Europa-League-Sieger wäre das Prozedere das gleiche.

Füllkrug findet DFB-Vorgehen “überragend” – Schlotterbeck hatte Zweifel

Auf Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck kommen aufregende Wochen zu: Das BVB-Duo wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Heim-EM nominiert – und steht zuvor noch im Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Voller Stolz und Vorfreude blicken sie voraus.

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle.

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle.

IMAGO/Beautiful Sports

Es kommt in der Karriere eines Fußballers nicht allzu oft vor, dass er eine eigene Meldung in der ehrwürdigen Tagesschau bekommt. Nico Schlotterbeck allerdings wurde diese Ehre am Sonntag zuteil: In der Hauptnachrichtensendung der ARD verkündete Sprecher Jens Riewa die Nominierung des Dortmunder Innenverteidigers für den deutschen EM-Kader. Sein Teamkollege Niclas Füllkrug dagegen übernahm diesen Job am Dienstagmorgen gleich selbst: Im Radiosender 1live verriet der Stürmer, ebenfalls dabei zu sein.

Art der Nominierung? “Überragend”

“Überragend” findet Füllkrug die derzeitige Kommunikationspolitik des DFB, die Nominierungen tröpfchenweise – etwa durch Medien oder Influencer – zu streuen. “Man holt die ganze Gesellschaft mit ins Boot, ist nah dran, holt Leute rein, die die Gesellschaft widerspiegeln”, sagt der 31-Jährige am Dienstag am Rande des öffentlichen Trainings von Borussia Dortmund, zu dem knapp 1000 Fans der Schwarz-Gelben getingelt sind. Für ihn selbst kam die Nominierung wenig überraschend, entsprechende Signale hatte er bereits beim Lehrgang im März erhalten. Auch war der Kontakt zu Nagelsmann und dessen Assistenten Sandro Wagner stets gegeben. Das “gute Gefühl” sei daher schon vor der finalen Bestätigung da gewesen.

Ganz anders war die Lage bei Schlotterbeck, der von Nagelsmann noch nie zuvor nominiert worden war – und seine Premiere unter dem Bundestrainer ausgerechnet unmittelbar vor der Heim-EM feiern wird. Zwar hatte auch der Innenverteidiger regelmäßig Kontakt zu Nagelsmann und dessen Trainerteam, zittern musste er dennoch bis zum Schluss.

Schlotterbeck: “Hätte Mats Hummels gern an meiner Seite”

“Ich habe am Sonntag den Anruf bekommen”, verrät er am Dienstag. “Da war ich gerade mit der Familie unterwegs. Ich war natürlich glücklich darüber.” Auch wenn er öffentlich sich immer zuversichtlich zeigte, intern waren Zweifel schon vorhanden, gibt er zu. “Du machst dir Gedanken und versuchst, dein Bestes zu geben. Ich bin heilfroh, dass ich dabei bin. Gerade bei einer Heim-EM. Das ist noch mal etwas ganz Besonderes.”

zum Thema:

Dass Schlotterbeck die Nominierung verdient hat, daran lässt sein Teamkollege Füllkrug keinen Zweifel aufkommen: “Ich freue mich riesig für ihn. Es ist schön für ihn, sich belohnen zu können für diese Saison.” Des einen Freud dürfte aber des anderen Leid sein: Mats Hummels, Schlotterbecks zuletzt in der Champions League ebenfalls herausragend spielender Innenverteidiger-Kollege, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dabei bei der EURO. “Mats spielt eine überragende Saison. Das weiß jeder”, sagt Füllkrug dazu. “Er hätte es leistungstechnisch sicher verdient.” Schlotterbeck sieht das ähnlich. Auch er sagt: “Wir harmonieren sehr gut. Ich hätte ihn gern an meiner Seite. Ich habe von ihm schon viel gelernt und lerne immer noch von ihm.”

Beide Dortmunder kennen ihre Rolle

In den Plänen des Bundestrainers ist für Schlotterbeck erst einmal die Rolle als Ersatzspieler vorgesehen. Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) und Antonio Rüdiger (Real Madrid), auf den Schlotterbeck im Champions-League-Finale in Wembley trifft, sind gesetzt. “Ich werde mich hinten anstellen”, kündigt der Dortmunder am Dienstag an. “Ich werde versuchen, der Mannschaft viel positive Energie zu geben. Ob ich auf dem Platz stehe oder nicht, das spielt für das Land keine Rolle.”

Auch Füllkrug kann sich nicht sicher sein, in jedem Spiel in der Startelf zu stehen. Sein Hauptkonkurrent heißt Kai Havertz vom FC Arsenal, der die Sturmposition freilich ganz anders ausfüllt als der BVB-Angreifer. “Bei einer EM”, sagt Füllkrug, “ist es selten so, dass man jedes Spiel mit der gleichen Elf spielt. Es gibt immer Rotation. Ich werde meine Rolle bestmöglich ausfüllen. Da, wo ich gebraucht werde.”

Füllkrug: “So viel Zufall kann’s nicht gewesen sein”

Dass Füllkrug überhaupt dabei ist, darf er als verdienten Lohn für jahrelange harte Arbeit betrachten. “So viel Zufall kann’s nicht gewesen sein”, sagt er selbst. “Wenn du dich auf dem Niveau durchsetzt, konstant Leistung bringst, scorst und triffst, manchmal auf gewisse Weise auch rausstichst – dann ist das eine Leistung, auf die ich sehr stolz sein kann und es auch bin. Aber das funktioniert nur mit einem funktionierenden Team drumherum.”

Natürlich half auch ihm – wie Schlotterbeck – der Dortmunder Erfolg in dieser Königsklassen-Saison, in der beide ihre internationale Klasse nachweisen konnten. Dafür warten jetzt zwei Monate auf das Dortmunder Duo, die es in sich haben: Auf das emotionale letzte Saisonspiel gegen Darmstadt, bei dem Marco Reus vom eigenen Publikum verabschiedet wird, folgt am 1. Juni das Champions-League-Finale. Direkt im Anschluss dann geht es weiter zum DFB-Team, das sich bereits ab dem 26. Mai auf die Heim-EM vorbereitet.

“Die zwei Monate werden karrieretechnisch kaum zu toppen sein”

“Karrieretechnisch”, sagt Füllkrug, “werden die zwei Monate kaum zu toppen sein.” Schlotterbeck, immerhin sieben Jahre jünger als sein Teamkollege, mag da nicht widersprechen: “Das Finale in der Champions League ist das größte Spiel im Vereinsfußball, eine Heim-EM etwas Einmaliges, das kannst du nur einmal schaffen”, sagt er. “Ich bin glücklich und stolz über meinen Weg.” Und er ist noch nicht zu Ende. Weder für ihn noch für Füllkrug.

Matthias Dersch

Aues Testspiel gegen den BVB ausverkauft

Der FC Erzgebirge Aue meldet für das Testspiel in der Sommervorbereitung gegen Borussia Dortmund ausverkauft. Das Duell steigt Mitte Juli.

Die Fans in Aue freuen sich auf das Duell mit dem BVB.

Die Fans in Aue freuen sich auf das Duell mit dem BVB.

IMAGO/foto2press

Viele Karten gab es ohnehin nicht mehr, als der Drittligist am Dienstag den freien Verkauf anbot. “Wenige Minuten” hatte es nach Vereinsangaben nur gedauert, ehe das Rest-Kontingent an Stehplatzkarten für das Testspiel gegen Borussia Dortmund vergriffen war.

Am 17. Juli um 18 Uhr empfangen die Veilchen im Erzgebirgsstadion den Champions-League-Finalisten, ein “stimmungsvoller Höhepunkt der Saisonvorbereitung” soll es werden.

Das letzte Mal, als das schmucke Stadion im Erzgebirge ausverkauft war, spielte Aue “ebenfalls gegen Schwarz-Gelb”. Damit spielte der Verein auf das Duell mit Rivale Dynamo Dresden an, das die Veilchen vor 15.000 Zuschauern mit 2:1 für sich entschieden.

Am 26. Juni beginnt der Drittligist die Vorbereitung auf die neue Saison, die am ersten August-Wochenende startet. Der BVB hingegen kommt nach der Sommerpause erst am 3. Juli wieder erstmals zusammen. Zwei Tage nach dem Test in Aue reist der BVB-Tross nach Asien, um dort am “EuroJapan Cup” teilzunehmen.

Auch Füllkrug hat sein EM-Ticket: “Macht mich so stolz”

Der vorläufige EM-Kader der deutschen Nationalelf füllt sich weiter. Am Dienstagmorgen wurde Niclas Füllkrugs Nominierung bekannt.

Seine EM-Nominierung ist wahrlich keine Überraschung: Niclas Füllkrug.

Seine EM-Nominierung ist wahrlich keine Überraschung: Niclas Füllkrug.

IMAGO/Schüler

Wäre der EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft jetzt schon komplett, würde Borussia Dortmund nicht mehr die wenigsten, sondern die meisten Mitglieder stellen. Nach Nico Schlotterbeck weiß nun auch Niclas Füllkrug, dass er beim Heim-Turnier sicher dabei ist – eine Überraschung ist das freilich nicht.

In der Radio-Morgensendung von 1live des WDR wurde Füllkrugs Nominierung Dienstagfrüh verkündet – der Torjäger war selbst zugeschaltet. “Ich kriege Gänsehaut, wenn ich daran denke. Es macht mich so stolz.”

“Wenn du nicht auf den Kopf gefallen bist …”

Auch der 31-Jährige selbst hatte fest mit seinem EM-Ticket gerechnet – entsprechende Signale von Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte er bereits rund um die jüngsten Länderspiele gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) empfangen. “Wir haben beim letzten Lehrgang schon lange unter vier Augen gesprochen”, verriet er. “Wenn er solche Gespräche führt und du nicht auf den Kopf gefallen bist, solltest du verstehen, dass er mit dir plant.”

Hier eigenen Kader auswählen:

Bislang kommt Füllkrug, der kurz vor der WM 2022 erstmals für Deutschland auflief, auf 15 Länderspiele und beachtliche elf Tore. Beim verkorksten Winter-Turnier in Katar hatte er mit zwei Treffern und einer Vorlage zu den wenigen Lichtblicken im deutschen Team gehört.

Nach seinem Wechsel zum BVB im vergangenen Sommer sammelte er in 28 Bundesliga-Spielen 20 Scorerpunkte (zwölf Tore, acht Assists), musste zwischen Ende Februar und Ende April aber eine lange Durststrecke überstehen. Wie Schlotterbeck und die Real-Profis Toni Kroos und Antonio Rüdiger wird er Teile der EM-Vorbereitung verpassen, weil sich Dortmund und Madrid am 1. Juni noch im Champions-League-Finale gegenüberstehen.

Neben den beiden Borussen hatte der DFB bereits die Nominierungen von Kapitän Manuel Neuer, Aleksandar Pavlovic (beide FC Bayern) und Jonathan Tah (Bayer 04 Leverkusen) vorzeitig bekanntgegeben. Das gesamte Aufgebot verkündet der Verband am Donnerstag um 13 Uhr (LIVE! bei kicker).

“Herausragendes Talent”: BVB verpflichtet Ecuadorianer Lerma

Borussia Dortmund hat sich die Dienste des Ecuadorianers Justin Lerma gesichert – ab der Saison 2026/27.

Spielt in gut zwei Jahren für den BVB: Justin Lerma.

Spielt in gut zwei Jahren für den BVB: Justin Lerma.

Getty Images

Am Montag bestätigte der BVB den Transfer des 16-jährigen Lerma vom ecuadorianischen Erstligisten Independiente del Valle. Der Teenager werde jedoch erst “nach Vollendung seines 18. Lebensjahres zur Saison 2026/27 unter Vertrag genommen”, wie die Westfalen auf ihrer Website schreiben.

Lermas Startelfdebüt

Bis dahin werde sich Lerma, der in dieser Saison im Alter von 15 Jahren bereits in der höchsten Spielklasse seines Heimatlandes Ecuador debütierte und am vergangenen Wochenende sein Startelfdebüt gab, bei seinem derzeitigen Klub weiterentwickeln.

“Zählt zu den besten südamerikanischen Spielern seines Jahrgangs”

“Wir beobachten Justin schon länger und pflegen seither einen engen Austausch mit dem Spieler und seiner Familie. Justin zählt zu den besten südamerikanischen Spielern seines Jahrgangs, und wir freuen uns, in ihm ein herausragendes Talent für Borussia Dortmund gewinnen zu können”, betont BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Lerma ist bereits 1,84 Meter groß und gilt als schnell wie zugleich technisch versiert.

Gutes BVB-Omen? Vincic leitet das Champions-League-Finale

Slavko Vincic wird das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid leiten. Einst sorgte der Slowene für Ärger im BVB-Lager – in dieser Saison hat man ihn jedoch in guter Erinnerung.

Slavko Vincic wird das Champions-League-Finale in Wembley leiten.

Slavko Vincic wird das Champions-League-Finale in Wembley leiten.

picture alliance / PRO SHOTS

Zwei Spiele unter Beteiligung des BVB hat Slavko Vincic in seiner Bilanz stehen. Das eine vor sechs Jahren sorgte damals für viel Gesprächsbedarf bei den Borussen, hatte der Referee doch beim 1:2 in der Europa League gegen Salzburg ein vermeintliches Foul an Marcel Schmelzer vor dem zwischenzeitlichen 0:2 nicht geahndet (“Ich weiß nicht, was die UEFA da macht”).

Nach mehr als sechs Jahren gab es in dieser Spielzeit das Wiedersehen: Vincic leitete das emotionale Rückspiel im Viertelfinale gegen Atletico (2:4), durch das Dortmund ins Halbfinale vorstieß – und hatte “die umkämpfte Begegnung über 90 Minuten komplett im Griff”, urteilte der kicker. Der 44-Jährige, der die Note 1,0 erhielt, sei “mit seiner souveränen Leitung mitverantwortlich für das überragende Spiel” gewesen.

2022 leitete er Frankfurts Europa-League-Endspiel

Vincic begann Mitte der 2000er Jahre, Spiele auf höchster nationaler Ebene in seinem Heimatland zu pfeifen. 2010 wurde der Slowene auf die FIFA-Liste gesetzt und kam seitdem regelmäßig international zum Einsatz. Vor zwei Jahren leitete er als bisherigen Höhepunkt seiner Karriere das Europa-League-Endspiel, das Eintracht Frankfurt 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers gewann (kicker-Note 2,5). In dieser Saison setzte ihn die UEFA außerdem fünfmal in der Champions League ein, unter anderem beim 3:0 der Bayern gegen Lazio. Insgesamt leitete er 30 Partien in der Königsklasse.

Auch auf Länderebene ist er ein gefragter Mann. 2021 leitete er drei Spiele bei der EM, im Jahr darauf kam er zweimal in der WM-Gruppenphase zum Einsatz. Für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland ist er einer der nominierten Referees.

Southgate über Sancho: “Ich glaube nicht, dass er im Sommer dabei sein wird”

“Er hatte ein paar schwierige Jahre” 13.05.2024

Southgate über Sancho: “Ich glaube nicht, dass er im Sommer dabei sein wird”

0:30Nach dessen Leihtransfer zurück zu Borussia Dortmund konnte Jadon Sancho zu alter Stärke zurückfinden. England-Trainer Gareth Southgate stellt dennoch klar, dass der Flügelspieler keine Chance hat, an der Europameisterschaft in Deutschland teilzunehmen.

Nagelsmann beruft Schlotterbeck für die EM

Am Donnerstag will Bundestrainer Julian Nagelsmann in Berlin seinen EM-Kader benennen. Die erste Personalie veröffentlichte der DFB aber schon am Sonntag.

Er hat sein Ticket für die Heim-EM: Nico Schlotterbeck.

Er hat sein Ticket für die Heim-EM: Nico Schlotterbeck.

IMAGO/Jan Huebner

Noch ehe Nagelsmann im März sein Aufgebot für die Länderspiele in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) bekanntgeben konnte, waren die Namen der fünf Debütanten Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav, Waldemar Anton, Maximilian Beier, Aleksandar Pavlovic und Jan-Niklas Beste bereits über diverse Kanäle an die Öffentlichkeit gesickert.

Damit sich ähnliches nicht wiederholt, ging der DFB am Sonntag in die Offensive, indem via Tagesschau zur besten Sendezeit die Berufung von Nico Schlotterbeck (24) verkündet wurde. Auch in den kommenden Tagen sollen die Fans mit der Verkündung von EM-Teilnehmern scheibchenweise eingestimmt werden.

Für Schlotterbeck ist es die erste Berufung seit Nagelsmanns Amtsantritt vor acht Monaten. Bislang hatte der Bundestrainer den Verteidiger von Borussia Dortmund ignoriert und dies damit begründet, dass Schlotterbeck in prekären Situationen oft die falschen Entscheidungen treffe.

Schlotterbeck und ein eindrucksvoll widerlegter Vorwurf

Ein Vorwurf, der im Herbst 2023 noch durchaus seine Berechtigung hatte, den Schlotterbeck in den vergangenen Wochen aber eindrucksvoll widerlegt hat. Er bestritt in dieser Saison 46 von 48 Pflichtspielen für den BVB und zeigte vor allem in den siegreichen Champions-League-Spielen gegen Atletico Madrid und Paris St. Germain überragende Leistungen.

Bei der EM hat Nagelsmann für Schlotterbeck die Rolle des Herausforderers vorgesehen, Jonathan Tah und Antonio Rüdiger bleiben in der Innenverteidiger gesetzt. Im März waren Stuttgarts Waldemar Koch und der Frankfurter Robin Koch die Backups in der Innenverteidigung, vor allem Koch muss nach Schlotterbecks Beförderung um die EM-Teilnahme bangen. Auch für Weltmeister Mats Hummels, den Nagelsmann im März nicht mehr berücksichtigt hatte, haben sich die Aussichten trotz ansprechender Leistungen im Klub eingetrübt.

Abstimmung: Wen würdet ihr zur EM mitnehmen?

Oliver Hartmann