Per Knallhart-Kurs zum Sommermärchen 2.0? Auch Gündogan wackelt

Road to Euro – Folge 3 28.03.2024

Per Knallhart-Kurs zum Sommermärchen 2.0? Auch Gündogan wackelt

11:04Die deutsche Nationalmannschaft hat gegen Frankreich und die Niederlande überraschend gute Testspiele hingelegt. In Folge drei von “Road to Euro” analysieren wir mit kicker-Reporter Sebastian Wolff die zurückliegende Länderspielperiode und stellen die Frage: Wie wahrscheinlich ist jetzt ein Sommermärchen 2.0?

Gündogan weiter mit Binde – und mit Zauberstab?

Auf dem Podium im Groupama-Stadion von Lyon nannte Julian Nagelsmann seinen neben ihm sitzenden Kapitän Ilkay Gündogan fast liebevoll “Zauberer”. Der 33-jährige Barcelona-Star wird auch am Samstag im ersten Test des EM-Jahres als Kapitän auflaufen, neu wird seine Rolle sein.

Hat sich auf seine Nummer 1 bei der EM schon festgelegt: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Hat sich auf seine Nummer 1 bei der EM schon festgelegt: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

IMAGO/Schüler

Durch die Rückkehr von Toni Kroos ins DFB-Team rückt Gündogan eine Position nach vorn, soll mit den beiden Juwelen des deutschen Fußballs, Jamal Musiala und Florian Wirtz, für ein wenig Zauber sorgen. “Beide”, sagt der Routinier, “sind in absoluter Topform.” Des Trainers Apostrophierung bezieht er nicht so sehr auf sich. “Ich sehe es eher so, dass sie für den Zauber sorgen und ich versuche, die Balance herzustellen.”

Ob mit Taktstock oder Zauberstab – Gündogan bildet mit Musiala und Wirtz ein zentrales Offensiv-Dreieck, das einer zuletzt schwerfälligen Formation ein wenig spielerischen Glanz geben kann und soll. Und der Kapitän lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die Modifizierung seiner Rolle für Rückkehrer Kroos bereitwillig in Kauf nimmt. Nach den ersten gemeinsamen Trainingstagen auf dem DFB-Campus in Frankfurt schwärmt er: “Es ist ein tolles Gefühl, Toni hinter mir zu haben.”

Podcast

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Nebeneinander hat es vor Kroos’ Rücktritt 2021 häufig nicht optimal zusammengepasst, hintereinander sollen die Stars von Real Madrid und dem FC Barcelona zusammenfinden. “Es gibt in Europa nicht viele Fußballer mit der Qualität von Toni”, erklärt Gündogan, “gerade ich in einer offensiverer Rolle kann davon profitieren und ich glaube, dass wir es sehr gut hinkriegen werden. Ich freue mich darauf.” Und er sich sicher, dass sich auch abseits des Platzes nicht alles verändert: “An der Hierarchie ändert sich nichts. Aber Toni tut uns auf dem Feld und daneben gut.”

Der Samstag gegen Frankreich wird gleich der derzeit vielleicht größtmögliche Härtetest. Und Gündogan macht nicht den Fehler, den Gegner anhand des jüngsten Aufeinandertreffens zu beurteilen. Im September letzten Jahres hatte die Nationalelf – nach dem 1:4 gegen Japan und der Trennung von Hansi Flick am Nullpunkt – die Franzosen in Dortmund mit 2:1 bezwungen und einen Hauch von Euphorie entfacht, die längst wieder verflogen ist.

“Die Erinnerungen sind sehr positiv, nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie wir es erzielt haben”, sagt Gündogan, weiß aber auch: “Bei Frankreich haben ein paar Spieler gefehlt, noch dazu sind wir jetzt recht kurz vor der EM – da wird es sicher ein anderes Spiel.” Der EM-Gastgeber aber bräuchte zumindest ein ähnliches Erlebnis wie zuletzt in Dortmund. Eines, das Zuversicht weckt. “Im Training”, findet Gündogan, “hat es richtig gut geklappt. Aber wir müssen es jetzt auch endlich mal wieder auf den Platz bringen.” Sebastian Wolff

Oliver Hartmann

Gündogan: “Musiala und Wirtz sollen für den Zauber sorgen”

Deutschlands Kapitän über die neue Dreierreihe im Mittelfeld 22.03.2024

Gündogan: “Musiala und Wirtz sollen für den Zauber sorgen”

0:50Die deutsche Nationalmannschaft wird im Spiel gegen Frankreich mit Ilkay Gündogan, Jamal Musiala und Florian Wirtz im offensiven Mittelfeld auflaufen. Der DFB-Kapitän spricht über seine Rolle im Zusammenspiel mit den beiden Freigeistern.

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber

Auffälliges Training: Steht Nagelsmanns Frankreich-Startelf schon?

Wer steht am Samstag in Frankreich in der deutschen Startelf? Insbesondere drei Fragezeichen gab es noch – das Training am Donnerstag gab wohl schon die Antworten.

Winkt gegen Frankreich das Debüt in der deutschen Nationalelf - als Startspieler: Maximilian Mittelstädt.

Winkt gegen Frankreich das Debüt in der deutschen Nationalelf – als Startspieler: Maximilian Mittelstädt.

IMAGO/Beautiful Sports

Mit seinem runderneuerten Kader hat Julian Nagelsmann auch den Kampf um die deutsche Startelf neu angefacht. Wer erhält am Samstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn in Lyon gegen Frankreich das viertletzte Test-Länderspiel vor dem Start der Heim-EM steigt, den Vorzug? Das Training am Donnerstag gab deutliche Hinweise.

Denn: Nagelsmann ließ bei der ersten Trainingseinheit um 11 Uhr in Gruppen trainieren. Und die auffällige Zusammenstellung der ersten Trainingsgruppe lässt den Schluss zu, dass die zehn Feldspieler und der Torhüter, die ihr nicht angehörten, sich in einer zweiten Trainingsgruppe schon einmal für das Prestigeduell mit Frankreich einspielen sollen.

Mittelstädt statt Raum, Andrich statt Groß

Demnach würden vor Marc-André ter Stegen, der die verletzt abgereiste Nummer eins Manuel Neuer ersetzt, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Neuling Maximilian Mittelstädt in einer Viererkette verteidigen. Die Doppelsechs würden Rückkehrer Toni Kroos und Robert Andrich bilden, die offensive Dreierreihe Jamal Musiala, Kapitän Ilkay Gündogan und Florian Wirtz, und vorne dürfte Kai Havertz starten.

Damit wären vorerst auch die drei noch offenen Personalfragen geklärt: Hinten links bekommt offenbar Mittelstädt den Vorzug vor David Raum, neben Kroos Andrich den vor Pascal Groß, und Niclas Füllkrug muss wohl die Mittelstürmer-Rolle zumindest vorerst Havertz überlassen.

Insgesamt stehen Nagelsmann nach den Ausfällen von Neuer, Aleksandar Pavlovic und Jan-Niklas Beste noch 23 Spieler zur Verfügung, darunter drei Torhüter. Von den ursprünglich sechs Neulingen sind nur noch vier übrig, von denen wiederum Mittelstädt als Erster sein Debüt feiern dürfte. Seine Stuttgarter Vereinskollegen Waldemar Anton und Deniz Undav müssen genau wie Hoffenheims Torjäger Maximilian Beier in Lyon auf einen Joker-Einsatz hoffen.

Oliver Hartmann, jpe

Gündogan spricht über seine neue Rolle in der Nationalelf

Julian Nagelsmann wusste bei der Kader-Nominierung für die anstehenden Länderspiele durchaus zu überraschen. Ilkay Gündogan lobte den Bundestrainer nun für dessen Mut und sprach über seine neue Rolle in der DFB-Elf.

Für ihn geht's wohl weiter nach vorne: Ilkay Gündogan.

Für ihn geht’s wohl weiter nach vorne: Ilkay Gündogan.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

“Ich freue mich, dass wir einen Bundestrainer haben, der eine klare Richtung vorgibt und auch mal unangenehm sein kann”, meinte Gündogan (73 Länderspiele, 18 Tore) gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der 33-Jährige betonte zugleich, dass Nagelsmann “eine klare Idee für diesen Kader entwickelt” habe und machte deutlich: “Wir als Mannschaft werden zu hundert Prozent dahinterstehen.”

Am Donnerstag hatte Nagelsmann, dessen Vertrag als Bundestrainer bis zum Ende der Heim-EM läuft, mit seiner Kadernominierung für die anstehenden Testspiele gegen Frankreich in Lyon (23. März) und in Frankfurt gegen die Niederlande (26. März) für Aufsehen gesorgt. “Meine Erfahrung im Fußball sagt mir ganz klar: Nur die Mutigen werden am Ende belohnt”, sagte Gündogan mit Blick darauf.

Podcast

Sportwetten – wie kann aus dem Spaß eine Sucht werden? (mit Alex Jacob)


16:12 Minuten

alle Folgen

Gleich sechs Debütanten (Deniz Undav, Waldemar Anton, Maximilian Mittelstädt, Aleksandar Pavlovic, Jan-Niklas Beste und Maximilian Beier) berief Nagelsmann ins Aufgebot – und alle hätten ihre Berechtigung: “Alle Neuen sind aus guten Gründen hier”, so Gündogan: “Sie spielen in der Bundesliga auf gutem Niveau, und damit verdienen sie es, hier zu sein. Es kann uns nur guttun, wenn neue Spieler ihr Momentum mitbringen.”

Kommentar zur Kadernominierung

Kein Problem mit Kroos

Gündogan freut sich auch über die Rückkehr von Toni Kroos, wenngleich das mehr Konkurrenz für ihn persönlich im deutschen Mittelfeld bedeutet. “Ich habe das positiv aufgenommen, weil Toni nach wie vor auf dem höchstmöglichen Niveau spielt”, sagte der 33-Jährige und verriet, dass ihn Nagelsmann in einem Telefonat “direkt gefragt” hatte, ob er ein Problem mit Kroos’ Rückkehr habe.

Nagelsmann hatte offenbar gehört, dass Tonis Rückkehr für mich ein Problem sein könnte.

Ilkay Gündogan

“Julian Nagelsmann hatte von da und dort offenbar gehört, dass Tonis Rückkehr für mich ein Problem sein könnte, dann hat er den Hörer genommen, mich angerufen und direkt gefragt”, berichtete der Mittelfeldspieler des FC Barcelona (36 Spiele, fünf Tore 2023/24): “Ich habe ihm sofort gesagt, dass ich damit total einverstanden bin und noch nie ein Problem mit Toni hatte. Sondern, dass wir uns im Gegenteil sehr schätzen und gut verstehen.” Jetzt gehe es darum, “den Kritikern zu beweisen, dass Toni und ich zusammenpassen und dem deutschen Spiel unseren Stempel aufdrücken können”.

Eine Idee, wie das klappen könnte, wäre, dass Kroos wie derzeit bei Real Madrid etwas defensiver agiert, während Gündogan wie einst bei Manchester City offensiver wirken könnte. Letzteres sei auch schon mit Nagelsmann besprochen, verriet Gündogan: “Was mich betrifft, werde ich in der Nationalmannschaft einen offensiveren Part übernehmen.” Der Bundestrainer hatte am Donnerstag erklärt, Gündogan als “einen von drei Zehnern” einsetzen zu wollen.

Klar ist: Beide Spieler haben bestimmte Qualitäten. “Keiner von uns beiden ist ein richtiges Zweikampfmonster oder dafür bekannt, dass er des Öfteren physisch ein Zeichen setzt oder dadurch auffällt, dass er nach langen Bällen Luftduelle gewinnt”, weiß auch Gündogan, der zugleich aber auch betonte, dass ein Mittelfeld-Tandem Kroos/Gündogan nicht die Absicht hätte, “eine spanische Note ins Spiel zu bringen, sondern uns daran zu orientieren, was der Trainer vorgibt”.

Nagelsmann über Personalien: “Thomas kann die Back-up-Rolle, Mats ist dafür nicht ideal”

Warum sich Bundestrainer Julian Nagelsmann für manche Personalien und gegen andere entschieden hat, erklärte er ausführlich. Bei Thomas Müller und Mats Hummels machte er einen Unterschied.

Unterschiedlicher Umgang: Bundestrainer Nagelsmann mit Thomas Müller und Mats Hummels.

Unterschiedlicher Umgang: Bundestrainer Nagelsmann mit Thomas Müller und Mats Hummels.

IMAGO/Schüler

Der deutsche Kader für die anstehenden Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande bietet reichlich Gesprächsstoff. Bundestrainer Julian Nagelsmann über …

… die Kapitänsfrage:

“Ilkay bleibt der Kapitän. Er ist stolz, die Binde zu tragen. Er weiß aber auch, dass wir alle Kapitäne sein und Verantwortung tragen sollten. Identisch sieht es Manuel Neuer, der jahrelang verdientermaßen Kapitän war und weiter Gewicht hat. Das steht ja außer Frage. Das Kapitänsthema betrifft eher die Mannschaft. Er muss Anlaufstelle für die Spieler sein. Die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie Anführer in ihren Reihen haben, zu denen sie gehen können, wenn sie Sorgen haben, die sie nicht mit dem Trainer besprechen wollen. Das betrifft nicht nur Ilkay.”

… die Nicht-Berücksichtigung von Mats Hummels:

“Mats hat aktuell nicht den besten Flow in Dortmund. Er hat nicht so viel gespielt wie zuvor. Wir wollen jetzt auch eine andere Ordnung haben als in der ursprünglichen Herangehensweise. Wir werden etwas anders aufbauen, haben dadurch einen zentralen Verteidiger weniger. Im Moment sind zwei andere Spieler in der Innenverteidigung gesetzt (Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, d. Red.) Es geht aus Trainersicht darum, die zu finden, die die Back-up-Rolle ausfüllen. Da sehe ich Mats nicht als Idealbesetzung. Wir haben zwei dabei, die das besser können (Robin Koch und Waldemar Anton, d. Red.).”

… die nominierten Innenverteidiger Robin Koch und Waldemar Anton:

“Robin Koch ist in seiner Persönlichkeit gereift, auch durch die Zeit im Ausland. Er spricht viel, coacht, ist der zweikampfstärkste Defensivspieler der Liga. Er wird die Rolle gut ausfüllen und trotzdem marschieren. Er wird seinen Teil dazu beitragen, die anderen zu pushen. Er wirft immer alles rein. Die Nominierung ist die Belohnung für die Entwicklung, die er genommen hat. In der Abwehr wäre mir ein gutes Mauerwerk lieber als frischer Wind. Dazu kann er beitragen. Waldemar Anton ist ein extrem stabiler Verteidiger mit einem großen Herzen, großen Emotionen und einer großen Leidensfähigkeit. Auch mit einem guten Offensivdrang. Er liebt es zu verteidigen und wirft sich immer rein. Wenn man seinen Karriereverlauf sieht, dann passt er gut zu der Rolle. Er nimmt nicht für sich in Anspruch, jedes Spiel von Beginn an zu machen, wird aber dennoch immer Vollgas geben und nie für schlechte Stimmung sorgen. Er ist demütig und glücklich, dass er dabei ist.”

Pavlovic? “Es war sein Wunsch”

… den erstmals berufenen Aleksandar Pavlovic, der auch für Serbien spielen könnte:

“Ich finde es legitim, dass sich der DFB um Talente bemüht, die auch für andere Nationen spielen könnten. Aber ich bin kein Trainer, der Spielern reinredet, für welches Land sie spielen sollen. Das würde ich auch nicht tun, wenn der DFB mich darum bittet. Das ist für mich ein sehr persönliches Thema. Aleksandar ist nicht aus politischen Gründen dabei. Ich habe ihn nicht überzeugen müssen. Es war sein Wunsch. Jetzt ist er dabei – als Folge des Leistungsprinzips. Er hat beim FC Bayern sehr gute Leistungen zeigt, spielt sehr dominant und sehr stabil. Ob es für die EM reicht, werden wir nach dem Lehrgang bewerten.”

… Die Nicht-Berücksichtigung von Leon Goretzka:

“Dass er nicht dabei ist, hat nichts mit Aleksandar Pavlovic zu tun. Leon war in den letzten Spielen deutlich stabiler. Aber auch da geht es darum, die passenden Spieler für die Rollen zu finden. Da sehe ich derzeit zwei andere Spieler vorne dran (Robert Andrich und Pascal Groß, d. Red.). Aber auch für ihn gilt, was für alle anderen gilt: Es ist keine Tür zu, er kann durch gute Leistungen und ein Verständnis für die Rollen für sich werben. Er war natürlich enttäuscht, es war kein angenehmes Gespräch. Aber am Ende ist es so, dass ich die Entscheidungen treffen muss. Sonst habe ich am Ende 46 Spieler dabei.”

Es gibt ja den Ausdruck Querpass-Toni, wer den heute noch verwendet, der hat wirklich überhaupt keine Ahnung von Fußball.

Julian Nagelsmann über Toni Kroos

… die Rückkehr von Toni Kroos:

“Er ist sehr wichtig, aber er ist auch nicht der alleinige Heilsbringer. Das hat er gesagt, das sage ich auch. Wir hatten extrem viele Gespräche, er ist ein extrem angenehmer Gesprächspartner, weil er weiß, was er kann. Er weiß aber auch, was er nicht kann, und äußert das. Er hat ein extremes Gespür und viel Erfahrung, er hat oft die Champions League gewonnen und hat eine enorme Ruhe. Er kann ein genialer Verbindungsspieler sein. Es gibt ja den Ausdruck Querpass-Toni, wer den heute noch verwendet, der hat wirklich überhaupt keine Ahnung von Fußball. Was die Anzahl der überspielten Gegner angeht, ist er der beste Mittelfeldspieler in Europa derzeit. Er spielt bei Real extrem stabil. Ich freue mich extrem, dass ich ihn in vielen Gesprächen dazu bewegen konnte, das noch mal zu machen. Das rechne ich ihm hoch an. Er hätte sich im Sommer auch entspannen können.”

… Thomas Müller:

“Er ist einer, der sich mit der Back-up-Rolle anfreunden kann. Er hatte die Gewöhnung daran bei den Bayern. Er ist ein Spieler mit Bedeutung, auch außerhalb des Platzes. Er ist das Gesicht des deutschen Fußballs, das Gesicht für die Fans. Er ist ein intelligenter Spieler, der Dinge versteht und begreift. Der sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt. Genau das brauchen wir.”

Matthias Dersch

Formcheck: Anton meldet Ansprüche an – Kimmich weit entfernt

Noch 106 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 47 EM-Kandidaten im Monat Februar aus.

Der Formcheck der EM-Kandidaten: Waldemar Anton und Marc-André ter Stegen waren im Februar gut drauf, Joshua Kimmich suchte seine Form.

Der Formcheck der EM-Kandidaten: Waldemar Anton und Marc-André ter Stegen waren im Februar gut drauf, Joshua Kimmich suchte seine Form.

imago images (3)/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 47 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Formcheck im Januar

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegen feiert Comeback

Marc-André ter Stegen feierte nach drei Monaten Zwangspause sein Comeback beim FC Barcelona und blieb mit den Katalanen im Februar ungeschlagen. Einen Monat ohne Pflichtspielsieg erlebte dagegen Kevin Trapp mit Eintracht Frankfurt. Auch Trapp, im Januar noch gut in Form, hatte daran seinen Anteil, sah er doch unter anderem beim 3:3 in Freiburg bei einem Gegentreffer unglücklich aus.

Hummels in der Liga nur noch Ersatz

In Top-Form präsentierte sich Waldemar Anton im vergangenen Monat und empfahl sich für eine mögliche erste DFB-Nominierung. Defensiv stark überzeugte er auch in der Offensive mit einem Tor im Pokal gegen Leverkusen sowie zwei Assists in der Bundesliga. Dort kam Mats Hummels nur zu zwei Kurzeinsätzen und verbrachte zwei Partien komplett auf der Bank. Bei seinem einzigen Startelfeinsatz im Februar – in der Champions League in Eindhoven – wurde nach seiner Abwehrgrätsche ein Strafstoß gegen ihn gepfiffen.

Neue Position für Kimmich: Weit von Top-Form entfernt

Erneut ist kein Spieler auf der defensiven Außenbahn in guter Form gewesen. Und das, obwohl die Position Zuwachs bekommen hat. Nachdem sich Bundestrainer Julian Nagelsmann festgelegt hat, dass Joshua Kimmich für hinten rechts eingeplant ist, wurde dieser auch im kicker-Formcheck umgruppiert. Gegen Leipzig spielte er erstmals wieder auf dieser Position, erhielt die Note 3 – eine bessere Leistung bot er in diesem Kalenderjahr noch nicht.

Andrich zeigt ungewohnte Qualitäten – Can und Goretzka fallen ab

Toni Kroos behielt seine gute Form aus dem Januar, sein Comeback im Nationalteam wurde jüngst bestätigt. In den Vordergrund spielte sich auch Leverkusens Robert Andrich, der im Februar keine Sekunde verpasste und sich mit zwei Toren und einer Vorlage auch ungewohnt offensivstark zeigte. Dortmunds Emre Can und Bayerns Leon Goretzka sind dagegen außer Form, bei jeweils fünf benoteten Spielen erhielten beide je dreimal die Note 4,5 oder schlechter.

Havertz kommt bei Arsenal in Fahrt – Wirtz wird immer besser

Im offensiven Mittelfeld konnte Florian Wirtz noch einmal eine Schippe drauf legen, verbesserte seinen Notenschnitt auf einen sensationellen Wert von 2,20. Zudem war er mit fünf Assists auch sehr effizient. Dies kann auch Arsenals Kai Havertz von sich behaupten, der bei den Gunners mit zwei Toren und zwei Vorlagen überzeugte. Leverkusens Jonas Hofmann dagegen verlor seinen Stammplatz bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen.

Chris Führich als einziger Lichtblick

Während Stuttgart Chris Führich auf konstant hohem Niveau beeindruckte, gibt es von den anderen drei Anwärtern auf dieser Position kaum Positives zu berichten. Serge Gnabry fehlt weiterhin verletzt, Karim Adeyemi gab immerhin sein Kurz-Comeback nach Verletzungspause. Und Leroy Sané? Bereitete er zum Monatsauftakt gegen Gladbach immerhin noch ein Tor vor, lesen sich seine Note in den Folgespielen wie folgt: 5-5-5-4.

Beier noch ohne Länderspiel, aber in herausragender Verfassung

Im Sturm konservierten die beiden Spieler ohne Länderspielerfahrung, Deniz Undav und Maximilian Beier, ihre Leistung aus dem Januar. Und zwar so, dass beide je einmal sogar als Spieler des Spieltags vom kicker gekürt wurden: Undav am 20. Spieltag dank dreier Scorerpunkte in Freiburg, Beier am 23. Spieltag nach seinem Doppelpack in Dortmund. Timo Werner blieb bei Tottenham zwar ohne zählbaren Erfolg, die Spurs bestritten im kompletten Februar aber auch nur drei Pflichtspiele.

Christoph Huber

Formcheck: Anton meldet Ansprüche an – Kimmich weit entfernt

Noch 106 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 47 EM-Kandidaten im Monat Februar aus.

Der Formcheck der EM-Kandidaten: Waldemar Anton und Marc-André ter Stegen waren im Februar gut drauf, Joshua Kimmich suchte seine Form.

Der Formcheck der EM-Kandidaten: Waldemar Anton und Marc-André ter Stegen waren im Februar gut drauf, Joshua Kimmich suchte seine Form.

imago images (3)/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 47 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Formcheck im Januar

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegen feiert Comeback

Marc-André ter Stegen feierte nach drei Monaten Zwangspause sein Comeback beim FC Barcelona und blieb mit den Katalanen im Februar ungeschlagen. Einen Monat ohne Pflichtspielsieg erlebte dagegen Kevin Trapp mit Eintracht Frankfurt. Auch Trapp, im Januar noch gut in Form, hatte daran seinen Anteil, sah er doch unter anderem beim 3:3 in Freiburg bei einem Gegentreffer unglücklich aus.

Hummels in der Liga nur noch Ersatz

In Top-Form präsentierte sich Waldemar Anton im vergangenen Monat und empfahl sich für eine mögliche erste DFB-Nominierung. Defensiv stark überzeugte er auch in der Offensive mit einem Tor im Pokal gegen Leverkusen sowie zwei Assists in der Bundesliga. Dort kam Mats Hummels nur zu zwei Kurzeinsätzen und verbrachte zwei Partien komplett auf der Bank. Bei seinem einzigen Startelfeinsatz im Februar – in der Champions League in Eindhoven – wurde nach seiner Abwehrgrätsche ein Strafstoß gegen ihn gepfiffen.

Neue Position für Kimmich: Weit von Top-Form entfernt

Erneut ist kein Spieler auf der defensiven Außenbahn in guter Form gewesen. Und das, obwohl die Position Zuwachs bekommen hat. Nachdem sich Bundestrainer Julian Nagelsmann festgelegt hat, dass Joshua Kimmich für hinten rechts eingeplant ist, wurde dieser auch im kicker-Formcheck umgruppiert. Gegen Leipzig spielte er erstmals wieder auf dieser Position, erhielt die Note 3 – eine bessere Leistung bot er in diesem Kalenderjahr noch nicht.

Andrich zeigt ungewohnte Qualitäten – Can und Goretzka fallen ab

Toni Kroos behielt seine gute Form aus dem Januar, sein Comeback im Nationalteam wurde jüngst bestätigt. In den Vordergrund spielte sich auch Leverkusens Robert Andrich, der im Februar keine Sekunde verpasste und sich mit zwei Toren und einer Vorlage auch ungewohnt offensivstark zeigte. Dortmunds Emre Can und Bayerns Leon Goretzka sind dagegen außer Form, bei jeweils fünf benoteten Spielen erhielten beide je dreimal die Note 4,5 oder schlechter.

Havertz kommt bei Arsenal in Fahrt – Wirtz wird immer besser

Im offensiven Mittelfeld konnte Florian Wirtz noch einmal eine Schippe drauf legen, verbesserte seinen Notenschnitt auf einen sensationellen Wert von 2,20. Zudem war er mit fünf Assists auch sehr effizient. Dies kann auch Arsenals Kai Havertz von sich behaupten, der bei den Gunners mit zwei Toren und zwei Vorlagen überzeugte. Leverkusens Jonas Hofmann dagegen verlor seinen Stammplatz bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen.

Chris Führich als einziger Lichtblick

Während Stuttgart Chris Führich auf konstant hohem Niveau beeindruckte, gibt es von den anderen drei Anwärtern auf dieser Position kaum Positives zu berichten. Serge Gnabry fehlt weiterhin verletzt, Karim Adeyemi gab immerhin sein Kurz-Comeback nach Verletzungspause. Und Leroy Sané? Bereitete er zum Monatsauftakt gegen Gladbach immerhin noch ein Tor vor, lesen sich seine Note in den Folgespielen wie folgt: 5-5-5-4.

Beier noch ohne Länderspiel, aber in herausragender Verfassung

Im Sturm konservierten die beiden Spieler ohne Länderspielerfahrung, Deniz Undav und Maximilian Beier, ihre Leistung aus dem Januar. Und zwar so, dass beide je einmal sogar als Spieler des Spieltags vom kicker gekürt wurden: Undav am 20. Spieltag dank dreier Scorerpunkte in Freiburg, Beier am 23. Spieltag nach seinem Doppelpack in Dortmund. Timo Werner blieb bei Tottenham zwar ohne zählbaren Erfolg, die Spurs bestritten im kompletten Februar aber auch nur drei Pflichtspiele.

Christoph Huber