Fünftes Champions-League-Ticket fast sicher: Was die Bundesliga noch braucht

Die Serie A hat schon Gewissheit – doch auch die Bundesliga ist in der “neuen” Champions League wohl gleich mit fünf Klubs vertreten. Für die Premier League gibt es nur noch eine letzte Hoffnung.

Der Bundesliga-Fünfte darf mit einer Champions-League-Teilnahme rechnen - im Moment wäre das der BVB.

Der Bundesliga-Fünfte darf mit einer Champions-League-Teilnahme rechnen – im Moment wäre das der BVB.

IMAGO/pepphoto

Die Premier League gilt als die beste Liga der Welt – und droht doch in der Unterzahl zu sein, wenn in der neuen Saison erstmals 36 Mannschaften in der Champions League vertreten sind. Dagegen hat die Bundesliga beste Aussichten, mindestens fünf Teilnehmer zu stellen.

Eines der beiden Bonus-Tickets, die die UEFA im Zuge der Champions-League-Reform an die beiden Verbände mit der besten Europapokal-Bilanz in der laufenden Saison vergibt, hat sich am Donnerstagabend bereits Italien gesichert. Und weil erstmals seit 1995 gleich drei Bundesligisten im Halbfinale eines Europapokals stehen, müsste nun schon viel schiefgehen, damit Deutschland nicht das zweite erhält.

Mit nun 17,928 Punkten liegt die Bundesliga zwar abgeschlagen hinter der Serie A (19,428), die mit Atalanta Bergamo, der AS Rom (beide Europa League) und der AC Florenz (Europa Conference League) ebenfalls drei Halbfinalisten stellt, doch weiterhin vor der Premier League (17,375). Und während es der FC Bayern, Borussia Dortmund (beide CL) und Bayer 04 Leverkusen (EL) unter die letzten vier schafften, hat England nur noch Aston Villa (ECL) im Rennen.

Drei Punkte fehlen der Bundesliga noch

Grundsätzlich bringen in allen drei Wettbewerben Siege zwei Punkte und Unentschieden einen, die dann durch die Anzahl aller zu Beginn der Saison vertretenen Europapokal-Klubs eines Verbands geteilt werden – bei Deutschland also durch sieben, bei England durch acht. Für den Einzug ins Finale vergibt die UEFA wettbewerbsunabhängig jeweils einen Bonuspunkt.

Die Europapokal-Reform:

Das bedeutet: Um vor England zu bleiben, reichen der Bundesliga unabhängig von Villas Abschneiden noch drei Punkte (z.B. drei Remis oder ein Sieg und ein Remis oder ein Sieg inklusive Finaleinzug). Verpasst Villa das Finale – selbst mit einem Sieg in Hin- oder Rückspiel -, könnten sich die deutschen Klubs sogar erlauben, keine Punkte mehr zu sammeln.

Das Zusatz-Ticket geht nicht automatisch an den Fünften

Frankreich, mit 16,083 Punkten Vierter im Ranking, ist zwar mit Paris Saint-Germain (CL) und Olympique Marseille (EL) noch dabei, hat angesichts des massiven Rückstands aber nur sehr theoretische Chancen, die Bundesliga noch abzufangen.

Vom fünften Champions-League-Ticket würde das am schlechtesten platzierte Team in der Bundesliga-Abschlusstabelle profitieren, das noch nicht für die Königsklasse qualifiziert ist. Im Normalfall ist das der Fünfte. Allerdings steht noch das Szenario im Raum, dass der BVB die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird. Weil auch der Titelverteidiger automatisch teilnehmen darf, hätte die Bundesliga dann sogar sechs Champions-League-Teilnehmer. Wird der BVB dabei Fünfter, erhielte der Sechste das UEFA-Bonus-Ticket.

Xhaka übt Kritik: “Genau das getan, was sie wollten”

West Ham United stellte Bayer Leverkusen vor große Probleme, doch auch in London verlor die Werkself nicht. Eine Steigerung nach der Pause machte es möglich.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

IMAGO/Martin Dalton

Nachdem am Sonntag gegen Bremen der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte eingetütet wurde und Leverkusen dies anschließend auch gebührend gefeiert hatte, stand die Frage nach einem möglichen Leistungsabfall im Raum. Zumal vier Tage später bereits wieder die nächste schwierige Aufgabe wartete, bei West Ham musste ein 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel ins Ziel gebracht werden.

Bei den “Hammers”, die bereits gegen Freiburg eine Hinspiel-Niederlage wettgemacht hatten, war die Feierlaune schnell beendet. Die Londoner legten ein Offensivfeuerwerk hin, was Granit Xhaka bei RTL als “typisch England” beschrieb. “Sobald die eine gute Aktion haben, und die zweite kommt und die dritte kommt, dann sind die Fans sofort da”, so der Schweizer, der aber auch monierte, dass Leverkusen dabei ordentlich mitgeholfen hatte. “Wir haben jeden Ball nach hinten gespielt, das war genau das, was sie wollten. Das haben wir überhaupt nicht gut gemacht”, kritisierte Xhaka die Spielweise der Werkself im ersten Durchgang.

Viele Ballverluste, schwache Zweikampfführung, kaum Entlastung – Leverkusen hatte große Probleme im ersten Durchgang. Laut Kapitän Jonathan Tah habe sich Bayer 04 “verunsichern lassen”, die Feierlichkeiten vom Wochenende sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben. “Alle waren sehr motiviert und fokussiert”, versicherte Tah.

Xhaka lobt Kovar

Dass es zur Pause nur 0:1 stand, hatte Leverkusen laut Xhaka Keeper Matej Kovar zu verdanken. “Zwei, drei hundertprozentige” habe der Tscheche entschärft, beim Gegentor – ebenso wie ein an diesem Abend schwacher Odilon Kossounou – sah der Schlussmann jedoch nicht gut aus. Ebenfalls lobend erwähnte Xhaka die Leistungssteigerung nach der Pause. Leverkusen spielte nun deutlich konzentrierter, gewann mehr direkte Duelle und setzte sich häufiger in der gegnerischen Hälfte fest. “Nach dieser Halbzeit so eine zweite zu spielen, zeigt den Charakter und die Mentalität dieser Mannschaft”, so der 31-Jährige.

Xabi Alonso hatte zur Pause Victor Boniface und Jeremie Frimpong gebracht, “durch die Einwechslungen hatten wir mehr Schnelligkeit in der letzten Linie”, erklärte der Spanier. Der Niederländer war es letztlich auch, der die erste Pflichtspielniederlage der Saison verhinderte – in Minute 89 traf Frimpong zum 1:1. Spätestens nach dem Treffer war West Ham geschlagen, die Engländer wirkten bereits nach einer Stunde müde.

Somit steht Leverkusen wie schon im Vorjahr im Halbfinale der Europa League – und wieder heißt der Gegner dort AS Rom. “Wir wissen, was letztes Jahr passiert ist”, erinnerte sich Xabi Alonso an das bittere Ausscheiden, als die Werkself zweimal ohne eigenes Tor blieb und der Defensiv-Taktik von José Mourinho zum Opfer fiel. “Extra-Motivation brauchen wir nicht”, sagte Xabi Alonso, die Runde der letzten Vier sei Motivation genug. Dennoch wolle es Leverkusen dieses Jahr natürlich besser machen. Am 2. Mai steigt das Hinspiel in der italienischen Hauptstadt.

Juve geknackt: Leverkusen holt sich internationalen Rekord

Bayer 04 Leverkusen hat am Donnerstagabend nicht nur das Halbfinale der Europa League erreicht, sondern durch den späten Ausgleich auch einen internationalen Rekord gebrochen.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

imago images (2)

Fast wäre sie zu Ende gegangen, die Ungeschlagen-Serie von Bayer 04 Leverkusen. Doch wieder einmal schlug der neue Deutsche Meister auf den letzten Metern noch zu. Durch das Ausgleichstor von Joker Jeremie Frimpong in der 89. Minute bei West Ham United machte Leverkusen nicht nur den Einzug ins Halbfinale der Europa League klar, sondern hielt auch die Serie am Laufen. Es war das 44. Spiel in der laufenden Saison – und das 44. Spiel in Folge, in dem Leverkusen den Platz nicht als Verlierer verließ.

Damit löscht Leverkusen auch einen fast zwölf Jahre alten Rekord von Juventus Turin aus. Die Alte Dame schaffte es nämlich, von Mai 2011 bis Mai 2012 wettbewerbsübergreifend in 43 Partien nacheinander unbesiegt zu bleiben. Eine Bestmarke für Klubs der europäischen Top-5-Ligen, die Bayer 04 im Ligaspiel am Sonntag gegen Werder Bremen einstellte und nun in London übertrumpfte. Die letzte Niederlage der Werkself datiert noch aus dem Mai 2023, als Leverkusen am 34. Spieltag mit 0:3 in Bochum verlor.

Xabi Alonso hat auf diese Bestmarken einen ganz eigenen Blick. Diese seien “nicht das Ziel, sondern nur die Konsequenz” der eigenen Arbeit, so der Spanier vor der Partie. Zudem hat nicht nur die Mannschaft in Person von Kapitän Lukas Hradecky (“Natürlich reizt uns das”) das Ziel formuliert, die Bundesligasaison oder sogar die komplette Saison ohne Niederlage überstehen zu wollen.

“Wir wollen es versuchen”, erklärte Mittelfeldspieler Granit Xhaka in London, “in der Bundesliga sind es noch fünf Spiele. Wir sind noch ungeschlagen, nicht nur in der Liga, sondern auch in Europa. Wenn du so nah dran bist, so etwas zu erreichen, möchtest du es schaffen.” Allein schon in der Bundesliga ist dies noch keiner Mannschaft geglückt.

Es wäre der nächste Superlativ, den Bayer 04 quasi en passant mitnehmen würde. Wobei der Gedanke an diese Bestmarke inzwischen auch den Trainer gepackt hat. So verwies selbst Xabi Alonso nach dem Titelgewinn beim Blick nach vorne nicht nur auf die möglichen Triumphe in der Europa League und dem Pokal, sondern auch darauf, dass Bayer als erster unbesiegter Deutscher Meister in die Geschichte eingehen könnte. “Das”, weiß der 42-Jährige, “könnte super werden.” Wie eben Bayers komplette Saison.

Rückschlag für TSV Hannover-Burgdorf beim TBV Lemgo Lippe

Rückschlag im Kampf um die mögliche Teilnahme am Europapokal für die TSV Hannover-Burgdorf, der TBV Lemgo Lippe hingegen konnte mit dem 28:23 (14:10) seine Chancen wahren, um am Ende einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen.

Dario Quenstedt war ein sicherer Rückhalt, nur Samuel Zehnder konnte er nicht stoppen.

Dario Quenstedt war ein sicherer Rückhalt, nur Samuel Zehnder konnte er nicht stoppen.

IMAGO/Eibner

Recken-Coach Christian Prokop nahm etwas mehr als acht Minuten angesichts eines Drei-Tore-Rückstands (5:2) seine erste Auszeit und forderte mehr Kompaktheit in der Deckung. Zwar konnte Martin Hanne den Auftakttreffer setzen, doch danach schafften die Hausherren immer wieder einen zentralen Weg zum Tor, zudem hatte Samuel Zehnder noch einen Konter zum 3:1 abgeschlossen.

Lemgo spielte seine Angriffe geduldig, ließ defensiv vor allem Würfe aus der Distanz zu. Zudem antizipierte man die Passwege bei den Recken, kam so zu weiteren Gegenstoßchancen und konnte seine Führung stabilisieren – Laerke traf unter Passivwarnzeichen zum 9:6 (17.).

Die Gäste konnten eine erste Zeitstrafe gegen Leos Petrovsky nach einem Gesichtstreffer beim durchbrechenden Martin Hanne zum zwischenzeitlichen 10:9-Anschlusstreffer nutzen. Das Spiel mit dem siebten Feldspieler im Angriff spielte der TBV allerdings auf den Punkt, die Führung konnte stabilisiert werden und in den Schlussminuten des ersten Durchgangs noch auf vier Treffer zum 14:10-Halbzeitstand ausgebaut werden.

Blitzstart der Recken in Durchgang zwei

Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste besser aus den Startlöchern, zum einen konnten die Lipper auch wieder die eigene Unterzahl nicht nutzen und auch bei eigener Überzahl tat man sich schwer gegen die nun aktiver arbeitende 6:0-Formation der Recken. Die Chance zum Ausgleich aber ließen die Niedersachsen verstreichen, Lukas Zerbe konterte zum 18:16 (42.).

Wenig später sollte Uladzislau Kulesh dann doch zum 18:18 egalisieren, doch Lemgo zeigte die richtige Reaktion, der kurz zuvor ins Tor gerückte Finn Zecher konnte mit seiner ersten Parade die erneute Zwei-Tore-Führung ermöglichen. Bei den Recken stand allerdings mit Dario Quenstedt ein verlässlicher Keeper zwischen den Pfosten, der Routinier zeigte beim Stand von 21:20 (48.) seine zehnte Parade.

Jubiläumstor mit Kempatrick

Aber seine Vorderleute konnten den Impuls nicht ausnutzen, ganz anders die Lemgoer. Die Hausherren nutzten die Paraden von Zecher nun, um sich wieder zum 25:21 (54.) zu lösen. Christian Prokop nahm sechs Minuten vor dem Ende seine zweite Auszeit und wollte vor allem die Flaute im Angriff mit seinen Anweisungen lösen. Hinten versuchte man mit einer offensiveren Abwehrformation Lemgo zu stressen.

Letzteres gelang, doch im Angriff bekamen die Recken nicht mehr den Ball im gegnerischen Kasten unter. Büchner fing den Pass von Kulesh nicht, der Belarusse verzog wenig später über das Tor. Auf der Gegenseite konnte Tim Suton dann Niels Versteijnen per Kempa bedienen – das 250. HBL-Tor des Niederländers zum 26:21 (57.) war die Entscheidung der Partie. Am Ende brachten die Hausherren ein 28:23 ins Ziel.

TBV Lemgo Lippe – TSV Hannover-Burgdorf 28:23 (14:10)

Die genaue Statistik folgt in Kürze…

Frisch Auf Göppingen überzeugt gegen HSG Wetzlar

Frisch Auf Göppingen und die HSG Wetzlar gingen optimistisch ins Spiel, denn die Chance, die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz abzuschließen, ist gegeben. Vor 4.200 Zuschauer dominierte dann Göppingen sein Heimspiel mit einer soliden Leistung. Grazioli (Knie) spielte erstmals in dieser Saison für die fehlerreichen Wetzlarer.

Sebastian Heymann traf achtmal für Göppingen.

Sebastian Heymann traf achtmal für Göppingen.

Michael Schmidt

Die Hausherren freuten sich über eine gut gefüllte Arena und die von Beginn an gute Stimmung. Mit Heymanns 4:2 (6.) verschafften sich die Schwaben, nach zwei Sego-Paraden, auch erstmals einen Vorteil im Spiel, zumal Wetzlars Wagner früh erstmals hinausgestellt wurde. Heymann legte nach und war der Taktgeber in allen Teilen des Spiels. Beim 7:3 (8.) war die Göppinger Vorlage solide.

HSG-Trainer Carstens hatte bereits Zelenovic gegen dessen Heimverein eingewechselt, da die Angriffsreihe der Mittelhessen bisher kaum etwas zustande brachte. Nach neun Minuten brachte Rubin dann zwar erstmals seine Klasse ein, doch im Gegenzug spielte Göppingen geschwind Persson frei. Die Baur-Sieben schaltete schnell und traf gute Entscheidungen, ganz anders die HSG Wetzlar.

Carstens‘ Rüffel

“Abschlüsse wie im Kindergarten”, polterte Carstens nach dem 10:4 (12.). Auch danach ließ Wetzlar im Angriff Chancen liegen, packte aber in der Abwehr zu und zeigte somit ein deutlich besseres Gesicht. Die HSG-Auszeit unterbrach außerdem den Göppinger Lauf: Die Schwaben produzierten im Angriff nun einige Fehler – Malus holte beim 11:7 (17.) zumindest die Vier-Tore-Führung zurück.

Carsten wechselte auf der Suche nach weiteren Stellschrauben Kreisläufer Vranjes ein, dieser scheiterte aber ebenso am gegnerischen Schlussmann – Segos neunte Parade – wie zuvor Göppingens Kozina an Klimpke. Vranjes wurde überdies kurz darauf hinausgestellt und die Schwaben spielten abermals eine gute Überzahl, 15:9 – allerdings verletzte sich Heymann kurz darauf an der Schulter.

Heymanns Blessur

Baur wechselte Ellebæk für Heymann ein und buzzerte zur Auszeit. “Wir wollen ins Eins-gegen-eins”, lautete die sicherlich bekannte Vorgabe. Persson, der aus allen Lagen feuerte und selten traf, bekam keine öffentliche Standpauke. Am Ende lag es auch an den zahlreichen schlechten Entscheidungen des Schweden, dass die HSG Wetzlar beim 16:13-Pausenstand wieder hoffen konnte.

Der stärkste Faktor zugunsten der Mittelhessen war bisher Klimpke, der sich mit zehn Paraden vor Göppingens Sego geschoben hatte. Bei den Schwaben war Heymann zurück und setzte Kozina zum 17:15 in Szene. Wetzlar hatte den ersten Anwurf genutzt, schrammte aber in diesem Moment am Ausgleich vorbei. Schiller erzielte das sehenswerte 18:15, Göppingen blieb in Überzahl am Drücker.

Göppinger Überzahlspiel

Und dann war sie wieder da: die Göppinger Sechs-Tore-Führung beim 21:15 (39.), bedingt durch Wetzlarer Fehler, wie Carstens in der Auszeit feststellte. Weiterhin spielte Göppingen cleverer, klarer, wenig verschnörkelt, wie Kapitän Kneule beim 24:17 (44.) – und hatte noch keine Zweiminuten-Strafe erhalten. Auf der Gegenseite warf sich Rubin ins Getümmel und schlug sich das rechte Knie auf.

Nach 60 Minuten nahm die HSG Wetzlar abgesehen von solchen Blessuren wenig aus dem Stauferland mit. Das Göppinger Publikum goutierte die Leistung der Hausherren schon lange vor dem Abpfiff mit rhythmischem Applaus. Baur wirkte in seiner zweiten Auszeit entspannt, denn das Gesamtpaket, Abwehr und Angriff, passte heute. Nach dem 31:23 (54.) kam Wetzlar über eine offensive Abwehr noch etwas heran.

Felix Buß

Frisch Auf Göppingen – HSG Wetzlar 32:27 (16:13)

Der SC Freiburg in Europa? Warum die Aussichten bestens sind

Das Restprogramm spielt dem SC Freiburg im Saisonfinale in die Karten. Im Grunde muss das Team nichts Außergewöhnliches leisten, um sich für Europa zu qualifizieren.

Startet der SC die nächste Reise? Die Freiburger Fans beim bisher letzten Europa-League-Spiel in London gegen West Ham.

Startet der SC die nächste Reise? Die Freiburger Fans beim bisher letzten Europa-League-Spiel in London gegen West Ham.

IMAGO/Shutterstock

Früher war die Qualifikation für die Europäischen Wettbewerbe vor allem eins: einfacher zu verstehen. Die Europapokalreform, nach der Champions League und Co. ab kommender Saison in einem neuen Modus gespielt werden, ist der vorläufige Gipfel der Verkomplizierung. Wer inzwischen den Überblick verloren hat, ist damit nicht allein. Für Fans des SC Freiburg gibt es aber einen guten Grund, doch noch mal etwas tiefer in die Materie einzusteigen und Borussia Dortmund die Daumen zu drücken – aber nur in der Champions League, nicht in der Bundesliga.

Der Bundesliga winkt ein fünfter Startplatz in der Königsklasse

Der Reihe nach: Durch das gute Abschneiden der deutschen Teams in den laufenden internationalen Wettbewerben winkt der Bundesliga ein fünfter Startplatz in der Champions League. Unter einer Bedingung würden sogar sechs Bundesligisten in der Königsklasse an den Start gehen: Dafür müsste Borussia Dortmund die Champions League gewinnen und in der Bundesliga am Ende Fünfter oder schlechter werden. Schließt der BVB auf dem vierten Platz oder besser ab, führt die doppelte Qualifikation durch Liga und Champions-League-Sieg nicht zu einem weiteren Platz in der Bundesliga. Für die Bayern gilt diese Rechnung ebenfalls, doch der Vorsprung der Münchner auf Rang 5 beträgt schon sieben Punkte.

Keine Niederlagen gegen Kellerklubs

So kompliziert alles ist, so einfach ist die Schlussfolgerung. Der SC Freiburg ist mit drei Punkten hinter Platz 6 voll im Rennen um Europa. Im Extremfall, in dem das BVB-Szenario aufgeht und Leverkusen den DFB-Pokal gewinnt, führen sogar Platz 7 und 8 in die Europa League, Platz 9 in die Conference League. Die halbe Liga wäre international dabei.

Die Aussichten, dass sich Christian Streich am 18. Mai mit der dritten Europacup-Qualifikation in Serie verabschiedet, sind im Grunde bestens. Erst recht beim Blick auf den Spielplan. Am Sonntag empfängt der SC den Tabellen-16. Mainz 05, zwei Wochen darauf geht es zum Vorletzten aus Köln. Die jüngere Vergangenheit verheißt Gutes. Freiburg verlor keines der jüngsten 17 Duelle mit einem Team, das einen der letzten drei Plätze belegte (14 Siege, 3 Remis). Die fünf Duelle in dieser Saison wurden alle gewonnen bei nur einem Gegentor.

Kein Großkaliber im Finale

Im Grunde müssen die Breisgauer im Saisonfinale nichts besonderes leisten. Sie müssen einfach nur ihre gewohnte Stärke der letzten Jahre abrufen. Vergangene Saison wurde es extrem deutlich. Freiburg wurde am Ende Fünfter und holte in den Spielen gegen die Teams auf den Rängen 6 bis 18 satte 56 Punkte. Genauso viel wie der FC Bayern, nur zwei weniger als Dortmund. Gegen die Top-Mannschaften lief dafür kaum etwas zusammen, nur drei Punkte resultierten aus den acht Spielen.

In dieser Saison ist es zwar nicht ganz so extrem. Doch abgesehen von den fünf Top-Klubs dieser Saison ist der SC Freiburg mit 35 Punkten gegen die Teams von Platz sechs ab abwärts wieder der fleißigste Sammler. Und die übrigen Gegner heißen Wolfsburg, Heidenheim und Union Berlin, allesamt keine Großkaliber. In der Hinrunde holte Freiburg in den letzten fünf Spielen zehn Punkte. Wiederholt sich diese Ausbeute, dürfte sich der SC gegen die ärgsten Konkurrenten aus Frankfurt und Augsburg durchsetzen. Speziell der Eintracht spielt das Restprogramm nämlich weniger in die Karten (unter anderem Bayern, Leverkusen, Leipzig).

Moritz Kreilinger

DFB spricht Geldstrafen gegen Bremen und Union aus

Der DFB hat Werder Bremen und Union Berlin mit Geldstrafen im fünfstelligen Bereich belegt. Grund ist jeweils das Fehlverhalten der Anhänger.

Wurfgeschosse in Gelb: Ordner heben beim Spiel Union Berlin gegen Wolfsburg im Februar Tennisbälle vom Rasen auf.

Wurfgeschosse in Gelb: Ordner heben beim Spiel Union Berlin gegen Wolfsburg im Februar Tennisbälle vom Rasen auf.

picture alliance/dpa

Der Verband gab die Entscheidungen des DFB-Sportgerichts am Donnerstag bekannt. Beide waren “im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss” gefällt worden, wie es in den entsprechenden Mitteilungen heißt. Grund für die Strafen ist jeweils das unsportliche Verhalten der Anhänger. Diese waren allerdings auf unterschiedliche Art und Weise auffällig geworden.

So muss Werder Bremen 47.500 Euro zahlen, weil die mitgereisten Werder-Fans beim Bundesligaspiel in Bochum am 14. Januar (1:1) mindestens 38 pyrotechnische Gegenstände abgebrannt hatten. Die Partie war daraufhin für eineinhalb Minuten unterbrochen worden. Von der Gesamtstrafe kann der Verein bis zu 15.800 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen aufwenden. Dies muss Werder dem DFB bis zum 31. Dezember 2024 nachweisen.

Union Berlin wurde für eine Aktion seiner Anhänger mit einer Strafe von 20.000 Euro belegt. Diese hatten beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 10. Februar (1:0) gegen den Einstieg eines möglichen DFL-Investors protestiert, indem sie Mitte der ersten Hälfte Tennisbälle und andere Gegenstände aufs Feld warfen. Das Spiel war daraufhin im ersten Durchgang rund zwölf Minuten unterbrochen. Auch Union kann einen Teil der Strafe für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen aufwenden, im Fall der Hauptstädter sind es 6600 Euro.

Beide Vereine haben dem jeweiligen Urteil zugestimmt, sie sind damit rechtskräftig.

Melsungen zwingt Löwen in die Knie

Die MT Melsungen feiert nach dem erfolgreichen Pokal-Wochenende auch in der Bundesliga einen Sieg. Beim 28:23-Erfolg über die Rhein-Neckar Löwen stechen vor allem zwei Spieler hervor.

Adam Morawski war von den Rhein-Neckar Löwen nicht zu bezwingen.

Adam Morawski war von den Rhein-Neckar Löwen nicht zu bezwingen.

IMAGO/foto2press

Nach einem nervösen Beginn von beiden Mannschaften durchbrach Tobias Reichmann auf der Jagd nach seinem 900. Bundesliga-Treffer per Siebenmeter in der dritten Minute den Torbann. Julius Kühn sorgte auf der Gegenseite für den Ausgleich und legte wenig später die 2:1-Führung von David Mandic auf. Doch die Tore sorgten auf beiden Seite nicht für die notwendige Ruhe, sondern es hagelte weiter frühe Abschlüsse und technische Fehler.

So konnte die MT nicht die starke Leistung von Keeper Adam Morawski, der in den ersten zehn Minuten bereits vier Paraden verzeichnete, zu ihrem Vorteil nutzen. Viel mehr stand es lediglich 4:3 für die Gäste. Doch die Hessen fanden nun immer wieder Arnar Arnarsson am Kreis, sodass dieser mit seinem dritten Treffer für die 6:4-Führung (12.) sorgte.

In der Folge fanden auch die Löwen immer besser in die Partie, sodass nun reihenweise Tore fielen. Die Gastgeber eroberten sich dank des 900. Tors von Reichmann (19.) die Führung wieder zurück. Als Janik Kohlbacher zum 11:9 traf, nahm MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo in der 21. Minute seine erste Auszeit.

Mit Wiederanpfiff übernahm nun Sindre Andre Aho das Zepter in der MT-Offensive und glänzte mit zwei wuchtvollen Toren. Doch der Ausgleich wollte den Gäste nicht gelingen, auch weil Mikael Appelgren im Löwen-Tor immer stärker wurde und einige Würfe entschärfte. Sein Gegenüber Morawski stand ihm aber ihn nichts nach, sodass Ivan Martinovic kurz vor dem Halbzeitpfiff der 13:14-Anschlusstreffer gelang.

Morawski und Kristopans führen Melsungen auf die Siegerstraße

Zu Beginn der zweiten Hälfte setzte sich die Torflaute für die Hausherren zunächst fort. Das nutzten Timo Kastening per Siebenmeter und Martinovic, um die Partie zu drehen. Erst David Moré beendete in Überzahl die rund achtminütige Durststrecke der Löwen. Doch der Treffer sorgte nicht für das notwendige Selbstvertrauen bei seinen Teamkollegen, die sich weiter Fehler um Fehler erlaubten. Melsungen nutzte die Schwächephase nun besser und zog dank Dainis Kristopans auf 19:16 (41.) davon.

Diesen Vorsprung wusste die Truppe von Roberto Garcia Parrondo in der Folge zu verteidigen. Dabei glänzte nicht zuletzt der lettische Hüne, den die Löwen-Abwehr nicht in den Griff bekam. Dabei bediente Kristopans auch immer wieder seine Mitspieler wie in der 49. Minute, als er Arnarsson mit einem Pass hinter seinem Rücken anspielte. Der Kreisläufer münzte diesen schönen Pass zum 24:20 um. Sebastian Hinze drückte dann wenig später bereits zum dritten Mal auf den Auszeit-Buzzer, um sein Team nochmal wachzurütteln.

Doch die Worte des Löwen-Trainers kamen bei seiner Mannschaft an. Zwar wackelte nun auch die MT-Offensive, in der viele Leistungsträger wie Kastening oder Elvar Jonsson eine Auszeit bekam, aber die Löwen scheiterten einfach zu häufig an Morawski. Der Pole hatte regelrecht Beton in seinem Kasten angerührt und wies mit zwölf Paraden in der zweiten Hälfte eine Quote von über 50 Prozent auf.

Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 23:28 (13:14)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (9 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Späth (1 Parade); Reichmann 5, Knorr 4, Kohlbacher 3, Kirkelokke 3, Lindenchrone 3, More 3, Forsell Schefvert 2, Grupe, Jacobsen, Groetzki, Ahouansou, Jensen, Zacharias

MT Melsungen: Morawski (20 Paraden, davon 2 Siebenmeter), Simic (n.e.); Kristopans 7, Arnarsson 4, Martinovic 4, Aho 3, Mandic 2, Ignatow 2, Balenciaga 2, Moraes 2, Kühn 1, Kastening 1,  Sipos, Drosten, Jonsson, Pavlovic

Zuschauer: 5685 (SAP Arena, Mannheim)
Schiedsrichter: Sascha Standke / Steven Heine 
Strafminuten: 2 / 10

Sebastian Mühlenhof

Bjelica erwartet das Bundesliga-Gesicht der Bayern

Union Berlin ist gegen Rekordmeister Bayern München in der Punktepflicht. Allerdings gab es zuletzt vor allem in der Offensive große Schwierigkeiten.

Hofft gegen die Bayern auf mehr Effektivität: Union Berlins Trainer Nenad Bjelica.

Hofft gegen die Bayern auf mehr Effektivität: Union Berlins Trainer Nenad Bjelica.

IMAGO/Matthias Koch

Der FCB besitzt auch nach dem Verlust des Meistertitels durchaus noch Zugkraft. Die Pressekonferenz des 1. FC Union Berlin vor dem Heimspiel gegen die Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) war drei Mal so stark besucht wie die vor dem kürzlichen Gastspiel der Leverkusener in Köpenick. Union-Trainer Nenad Bjelica gratulierte zu Beginn seiner Ausführungen Bayern München und Borussia Dortmund zum Einzug ins Halbfinale der Champions League. Das sei eine tolle Geschichte für den deutschen Fußball. Das zeige, dass die Liga stark ist, sagte Bjelica.

“Wirklich viel trainiert”: Bjelica hofft auf mehr Effektivität

Der Kroate hatte den Sieg der Münchner gegen den FC Arsenal (1:0) am TV verfolgt. Doch Bjelica erwartet eher das Bundesliga-Gesicht der Bayern, gegen die Union noch in keinem der bisherigen neun Pflichtspiele triumphieren konnte. “Wir schauen mehr auf die Bundesliga, beispielsweise wie die Bayern gegen Köln (2:0, d. Red.) und in Heidenheim (2:3) gespielt haben”, erklärte Bjelica.

Der Vorsprung Unions auf Relegationsrang 16 ist auf drei Zähler geschmolzen. Die Wuhlheider brauchen also dringend Punktezuwachs, auch wenn es gegen München eine größere Herausforderung wird. Das hängt auch mit der schwächelnden Offensive der Ost-Berliner zusammen. Die jüngsten drei Partien verliefen für Union torlos. Die Bayern stellen zudem mit 82 Toren den stärksten Angriff der Liga. Union hat dagegen mit lediglich 25 Treffern die zweitschlechteste Offensive. “Jeder freut sich auf das Spiel. Wir haben in dieser Woche wirklich viel trainiert. Ich hoffe, dass wir am Samstag etwas effektiver als in der letzten Zeit sind”, so Bjelica.

Vorsicht bei den Wiedergenesenen

In personeller Hinsicht stehen theoretisch bis auf Ersatzkeeper Jakob Busk (Wadenverletzung) alle Unioner zur Verfügung. Verteidiger Robin Gosens und Mittelfeldmann Lucas Tousart rücken nach ihren abgesessenen Sperren wieder in die Startelf. Bei den nach Blessuren erst in diesen Tagen wieder ins Training eingestiegenen Akteuren Yorbe Vertessen, Josip Juranovic und Jerome Roussillon ist allerdings maximal mit einem Kaderplatz für das Bayern-Spiel zu rechnen.

Matthias Koch