Nach Saisonanalyse: VfL Wolfsburg trennt sich von Trainer Kohfeldt

Der VfL Wolfsburg geht mit einem neuen Trainer in die Saison 2022/23: Florian Kohfeldt wurde nach kicker-Informationen mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden.

Seine Zeit in Wolfsburg ist abgelaufen: Florian Kohfeldt ist nicht länger Trainer beim VfL.

Seine Zeit in Wolfsburg ist abgelaufen: Florian Kohfeldt ist nicht länger Trainer beim VfL.

imago images

Der VfL Wolfsburg hat die enttäuschende Saison 2021/22 als Tabellenzwölfter abgeschlossen – weit entfernt von den eigenen Ansprüchen. Nun machten die Wölfe nach ihrer Saisonanalyse den dritten Trainerwechsel in der Bundesliga unmittelbar nach dem 34. Spieltag perfekt: Wie Markus Weinzierl in Augsburg und Adi Hütter in Mönchengladbach wird auch Florian Kohfeldt ab Juli nicht mehr im Amt sein. Nach kicker-Informationen ist Kohfeldts Aus besiegelt.

Als mögliche Kandidaten gelten unter anderem Matthias Jaissle (RB Salzburg), Daniel Farke (zuletzt Krasnodar) und Sandro Schwarz (Dynamo Moskau), der auch bei Hertha BSC im Gespräch ist. Auch der Name von Bruno Labbadia, der von Februar 2018 bis Juni 2019 den VfL betreute und seit seinem Abschied aus Berlin im Januar 2021 vereinslos ist, kursiert.

Auch Labbadia wird als Nachfolger gehandelt

Im vergangenen Oktober hatte Kohfeldt den Posten von Mark van Bommel übernommen, eine klare Verbesserung ergab sich seitdem aber nicht. Lange mussten Fans und Verantwortliche gar um den Klassenerhalt bangen. Das 2:2 im Saisonfinale gegen den FC Bayern München, das vierte Spiel ohne Niederlage in Serie, versöhnte nur bedingt.

Mittelfeldchef Maximilian Arnold hatte nach dem Remis gegen den Rekordmeister noch über Kohfeldt gesagt: “Er hat die richtigen Schlüsse gezogen und uns auf die wichtigen Spiele eingeschworen.” Für die Führungsetage der Wolfsburger waren die Darbietungen unter dem ehemaligen Bremer Cheftrainer aber offenbar nicht verheißungsvoll genug, um eine Zukunft mit Kohfeldt zu sehen.

Am 26. Oktober 2021 hatte der 39-Jährige das Kommando in Niedersachsen übernommen, drei Pflichtspielsiege in Folge ließen Hoffnungen auf eine unbeschwerte Saison keimen. Doch Wolfsburg zeigte sich danach viel zu wankelmütig. Exemplarisch dafür stehen die Spieltage 28 bis 31: Einem 0:3 in Augsburg folgte ein 4:0 gegen Bielefeld, diesem folgte wiederum ein 1:6 in Dortmund und ein 5:0 gegen Mainz.

Kahns “Basta” bei Lewandowski – und seine Ansage an BVB & Co.

Bleibt der FC Bayern bei Robert Lewandowski tatsächlich hart? Oliver Kahn jedenfalls machte bei der Meisterfeier eine deutliche Ansage.

Muss er bei Bayern bleiben? Robert Lewandowski am Sonntag mit der Meisterschale.

Muss er bei Bayern bleiben? Robert Lewandowski am Sonntag mit der Meisterschale.

Getty Images

Präsident Herbert Hainer war am Vormittag noch ausgewichen, als es darum ging, ob Robert Lewandowski (33) definitiv bis 2023 beim FC Bayern bleiben werde. Vorstandschef Oliver Kahn dagegen wurde bei der Meisterfeier unmissverständlich deutlich.

“Er hat einen Vertrag bis 2023. Diesen Vertrag wird er erfüllen. Basta!”, sagte Kahn am Sonntag dem “Bayerischen Fernsehen”. Der Rekordmeister sei da “sehr klar. Das ist so. Es gibt keinen Spieler, der über dem FC Bayern steht und größer ist als dieser Verein.”

“Lewa bleib, Lewa bleib”, skandieren die Bayern-Fans

Lewandowski, den die Fans auf dem Marienplatz mit “Lewa bleib, Lewa bleib”-Rufen bedachten, will noch in diesem Sommer weg, am liebsten wohl zum FC Barcelona, der mit einem Dreijahresvertrag lockt.

Dass der FIFA-Weltfußballer das Angebot, in München um ein weiteres Jahr zu verlängern, abgelehnt hat, sei “sein gutes Recht”, so Kahn. Aber, zitierte der Klubboss seinen früheren Trainer Otto Rehhagel: “Wer einen Vertrag beim FC Bayern unterschreibt, muss wissen, was er getan hat.”

Kahn zur Konkurrenz: “Diese Hoffnungen können sie sich abschminken”

Mehr zum FC Bayern

Der Wirbel um Lewandowski bereite den Bayern “nicht Kopfzerbrechen”, betonte Kahn. “Das ganze Theater, dieser ganze Alarmismus, das kennen wir aus der Vergangenheit.” Ähnlich gelassen äußerte sich auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß: “Ich bin hundertprozentig sicher, dass Robert nächstes Jahr bei uns sehr gut spielen wird.”

An der Fortsetzung der nationalen Vorherrschaft ließ Kahn am Sonntag ganz unabhängig von Lewandowski keinen Zweifel. “Ich habe gehört, dass sich die Konkurrenz Hoffnungen macht, im nächsten Jahr mal Meister werden zu können”, rief er den Bayern-Fans mit Blick auf Borussia Dortmund & Co. zu, die derlei allerdings gar nicht geäußert hatten. “Aber diese Hoffnungen können sie sich abschminken. Wir greifen nächste Saison wieder richtig an.”

jpe, dpa, sid

SC Magdeburg nicht aufzuhalten – Elisson hält Stuttgart in Schach

Der SC Magdeburg kommt der ersten deutschen Meisterschaft seit 2001 immer näher, der TBV Lemgo Lippe übersprang im Nachholspiel die Hürde Stuttgart. Die Handball-Bundesliga am Sonntag.

Einfach nicht zu stoppen: Jannick Green durfte nach Abpfiff mit den SCM-Fans feiern.

Einfach nicht zu stoppen: Jannick Green durfte nach Abpfiff mit den SCM-Fans feiern.

imago images

Sechs Punkte Vorsprung bei noch fünf ausstehenden Spielen: Der SC Magdeburg scheint auf dem Weg zu seinem ersten deutschen Meistertitel seit 2001 nicht mehr aufzuhalten. Am Sonntag ließ der souveräne Bundesliga-Tabellenführer auch der MT Melsungen keine Chance und präsentierte sich beim 33:26 (17:13) wie der kommende Champion.

Von Beginn an führte die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert und erstickte die Hoffnung der Konkurrenz auf einen Ausrutscher im Keim. Schnell lag der SCM mit 8:3 vorn und ließ die MT im weiteren Verlauf nie mehr dichter als bis auf vier Tore herankommen. Bester Magdeburger Torschütze in einer einseitigen Partie war einmal mehr Rückraumspieler Omar Ingi Magnusson mit sechs Treffern. Für die Gäste machte André Gomes und Kai Häfner jeweils fünf Tore.

Der SCM (54:4 Punkte) könnte dank seiner aktuellen Form bereits Anfang Juni, und damit schon am drittletzten Spieltag, als neuer Meister feststehen. Drei Siege sind noch notwendig, um die ärgsten Verfolger THW Kiel (48:10), SG Flensburg-Handewitt und Füchse Berlin (beide 46:12) endgültig zu distanzieren. Am kommenden Donnerstag empfängt Magdeburg Liga-Schlusslicht TuS N-Lübbecke, dann geht es zum Elften HSV Hamburg, dann zu Hause gegen den aktuellen Tabellenvorletzten HBW Balingen-Weilstetten. Alles ist also angerichtet.

TBV kassiert Melsungen in der Tabelle ein

Im zweiten Sonntagspiel besiegte der TBV Lemgo Lippe den TVB Stuttgart mit 33:30 (14:15). Es war einmal mehr ein hartes Stück Arbeit für die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann, durch den Sieg schob sich der TBV mit nun 30:30 Punkten an Melsungen vorbei auf Rang neun. TBV-Linksaußen Bjarki Mar Elisson zeigte sich mit acht Toren am treffsichersten, für die Schwaben traf Jerome Müller wie Lemgos Tim Suton siebenmal.

SC Magdeburg – MT Melsungen 33:26 (17:13)

Tore für Magdeburg: O. I. Magnusson 6/3, O’Sullivan 5, M. Damgaard 4, Musche 4, Smits 4, Gullerud 2, Hornke 2, Ph. Weber 2, Bezjak 1, G. T. Kristjansson 1, Mertens 1, Saugstrup 1
Tore für Melsungen: A. Gomes 5, K. Häfner 5, Arnarsson 3, Kühn 3, Reichmann 3/3, Drosten 2, Kunkel 2, Allendorf 1, Hörr 1, Petersson 1
Schiedsrichter: Christian vom Dorff (Kaarst)/Fabian vom Dorff (Kaarst)
Zuschauer: 5606
Strafminuten: – / 6
Disqualifikation: – / –

TBV Lemgo Lippe – TVB Stuttgart 33:30 (14:15)

Tore für den TBV: Elisson 8/2, Suton 7, Zerbe 6, G. Guardiola Villaplana 4, Hutecek 3, Schagen 3, Simak 2
Tore für Stuttgart: Jer. Müller 7, Hanusz 5, M. Häfner 4, Pfattheicher 4, V. Kristjansson 2/1, Nicolaus 2, Zieker 2, Peshevski 1, Pesic 1, Schulze 1, Weiß 1
Schiedsrichter: Julian Köppl (Darmstadt)/Denis Regner (Nieder-Olm)
Zuschauer: 2364
Strafminuten: 4 / 8
Disqualifikation: – / –

Lewelings Wechsel bringt Fürth eine Rekordablöse

Mit einem 1:2 beim FC Augsburg und damit ohne Auswärtssieg verabschiedete sich die SpVgg Greuther Fürth aus der Bundesliga. Im Fokus steht längst die Weichenstellung für das kommende Zweitligajahr. Zu Wochenbeginn wird es weitere Entscheidungen geben.

Die spannendste Personalie betrifft den neuen Trainer, den Nachfolger von Stefan Leitl, der zu Hannover 96 wechselt und das letzte Spiel wegen einer Corona-Infektion verpasste. Bis zur Wochenmitte möchte Sportdirektor Rachid Azzouzi den Neuen präsentieren. Vom Profil her soll es ein Talententwickler sein.

Profil passt auf Maaßen, doch der Coach des BVB II wird es ziemlich sicher nicht

Einer wie Enrico Maaßen (38, Borussia Dortmund II), mit dem sich das Kleeblatt beschäftigt hat, der es aufgrund anderer Angebote aber wohl ziemlich sicher nicht wird.

Egal, wie der neue Coach heißt, auf Jamie Leweling wird er nicht mehr treffen. Wie der kicker bereits vermeldete, steht der 21-jährige U-21-Nationalspieler vor einem Wechsel zu Union Berlin. Er wird die Fürther Rekordablöse von rund vier Millionen Euro einbringen und in diesem Ranking Anton Stach ablösen, der im vergangenen Sommer für rund 3,5 Millionen Euro nach Mainz ging.

Frank Linkesch

Hoeneß zu Lewandowski: “Es geht nur um Kohle, um sonst gar nichts”

Am Rande der Meisterfeier auf dem Münchner Marienplatz bezog Ehrenpräsident Uli Hoeneß Stellung zu Robert Lewandowski, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, Julian Nagelsmann und Niklas Süle.

Klartext vom Ehrenpräsidenten: Uli Hoeneß nimmt zu allen brisanten Themen Stellen.

Klartext vom Ehrenpräsidenten: Uli Hoeneß nimmt zu allen brisanten Themen Stellen.

imago images/Future Image

… über sein Gefühl auf dem Rathausbalkon: “Ich bin hier mit einem zufriedenen Gefühl, weil ich der Meinung bin, wir haben keine sehr gute, aber eine gute Saison gespielt. Für eine sehr gute hätten wir in der Champions League und im Pokal etwas weiter kommen können. Aber das, was der FC Bayern als Mindestziel für eine Saison vorgibt, haben wir ganz klar erreicht.”

… was passieren muss, damit in der kommenden Saison ambitioniertere Ziele erreicht werden können: “In diesem Jahr haben zwei Minuten gegen Villareal gefehlt, es war ziemlich naiv, wie wir da in der 88. Minute ein Tor kassiert haben. Wenn wir in die Verlängerung gekommen wären, würden wir jetzt wahrscheinlich nicht nur über eine ordentliche Saison reden. Wir müssen aufpassen auf die Nuancen. Tatsache ist, dass wir die Spieler mehr in die Pflicht nehmen müssen. Bei uns wird immer nur der Trainer oder der Sportdirektor in die Pflicht genommen, aber die Transferpolitik hat meiner Meinung nach überhaupt keine Rolle gespielt. Tatsache ist auch, dass wir seit Weihnachten einige Spieler dabei hatten, die im Großen und Ganzen nicht mehr gut gespielt haben. Das muss analysiert werden, und die Spieler, die man meint, müssen mehr unter Druck gesetzt werden. Die Spieler, die verantwortlich für die Leistungen sind, kommen in den Medien zu gut weg.”


Robert Lewandowski

Seine letzte Schale? Robert Lewandowski.
picture alliance/dpa

… woran es lag, dass die Spieler nicht mehr gut waren: “Fragen Sie sie selber, ich bin kein Hellseher.”

… zu Robert Lewandowski: “Zu diesem Thema ist alles gesagt worden. Was ich höre und meine Meinung ist: Man gibt ihn nicht ab. Das Theater ist am 2. September vorbei, damit können wir gut leben. Ich habe Robert immer als Super-Profi kennengelernt. Er hat auch in Dortmund ein Jahr lang vorher gewusst, dass er zum FC Bayern geht und damals eine überragende Saison gespielt. Deshalb bin ich hundertprozentig sicher, dass Robert nächstes Jahr bei uns sehr gut spielen wird.”

… ob es eine Schmerzgrenze bei Lewandowski gibt: “Das würde nur dann in Frage kommen, wenn für das Geld ein Spieler zu haben wäre, der ihn ersetzen kann, den sehe ich weit und breit nicht. Wenn man ein Jahr lang Zeit hat, seinen Nachfolger zu suchen, ist die Ausgangslage für den FC Bayern viel einfacher. Abgesehen davon ist nicht sicher, dass er in einem Jahr noch weg will, wenn er jetzt bleibt. Mit 35 weiß er, was er am FC Bayern hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit Robert Lewandowski eine gute Saison haben werden. Klar ist auch: Es geht nur um Kohle, um sonst gar nichts. Mit einem Abendessen am Tegernsee kann man das Problem nicht lösen.”

Mit einem Abendessen am Tegernsee kann man das Problem nicht lösen.

Uli Hoeneß

… Pfiffe gegen Hasan Salihamidzic bei der Meisterfeier am Samstag: “Wenn man jeden Tag die Bild-Zeitung liest, braucht man sich nicht wundern. Das ist eine Hetzjagd. Für die Transferpolitik ist der ganze Verein verantwortlich, der Vorstand und der Aufsichtsrat. Es wird immer nur einer rausgepickt. Als wir sechs Titel gewonnen haben, habe ich keinen gehört, der ‘Hasan, Hasan’ gerufen hat. Jetzt soll er allein verantwortlich sein, dass wir die Champions League nicht gewonnen haben. Das kann nicht sein.”

… wie Salihamidzic und Vorstands-Boss Oliver Kahn ihre Arbeit machen: “Gut!”

… wie zufrieden er mit Julian Nagelsmann ist: “Er hat alle möglichen Schwierigkeiten gehabt, die Pandemie, die Geschichte mit Joshua Kimmich und seiner Impferei. Er hatte auch viel Arbeit in der Außenpolitik des FC Bayern. Dafür hat er es alles gut gemacht. Letzteres wird sich in den nächsten Jahren ändern müssen, weil es nicht sein kann, dass der Trainer das übernimmt.”

… zu Niklas Süle, der nicht mehr mit zum letzten Spiel nach Wolfsburg wollte: “Das spricht nicht gerade für den Spieler. Wenn er von Wertschätzung spricht, dann würde ich sagen, hat er dem Verein keine entgegengebracht. Eine katastrophale Aktion. Es ist ein Märchen, dass er in Dortmund weniger verdient als in München.”

Aufgezeichnet von Georg Holzner und Frank Linkesch

Schick wird an der Leiste operiert

Patrik Schick muss unters Messer und fehlt Bayer Leverkusen deshalb beim Trip nach Mexiko.

Muss unters Messer: Patrik Schick.

Muss unters Messer: Patrik Schick.

IMAGO/Treese

Ohne Torjäger Patrik Schick (26) reist Bayer 04 Leverkusen am heutigen Sonntag nach Mexiko, wo das Team von Trainer Gerardo Seoane zu Ehren des 100. Jubiläums von Bayer Mexiko ein Gastspiel in Toluca absolvieren wird.

OP schon länger geplant

Der Tscheche unterzieht sich einer Leisten-Operation, die bereits länger geplant war. Der Termin direkt nach Saisonende wurde gewählt, um Schick das Comeback zum Trainingsauftakt im Juli zu ermöglichen.

Schick besaß mit 24 Treffern erheblichen Anteil an Leverkusens Qualifikation für die Champions League.

Der Fall Süle: So beschädigt Nagelsmann sich selbst

Niklas Süle (24) erhielt von seinem Trainer Julian Nagelsmann dienstfrei, weil der Profi nicht mit zum Spiel nach Wolfsburg wollte. Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild.

Niklas Süle stand ihm am Sonntag in Wolfsburg nicht zur Verfügung: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.

Niklas Süle stand ihm am Sonntag in Wolfsburg nicht zur Verfügung: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.

Getty Images

Es ist ein höchst bemerkenswerter, eigentlich schon ungeheuerlicher Vorgang, der sich da beim FC Bayern in der Vorbereitung des letzten Saisonspiels zugetragen hat. Da fragte Julian Nagelsmann, der Trainer, Niklas Süle, den Spieler, ob der mit zur letzten Partie nach Wolfsburg mitreisen wolle. Der Verteidiger “war dann im Abschlusstraining nicht mehr so von seiner Gemütslage”, berichtete Nagelsmann – frei übersetzt dürften diese Worte heißen: Süle hatte keine große Lust mehr gehabt beim gemeinsamen Üben vor dem Saisonfinale. Der Coach brach an dieser Stelle seine Ausführung ab und gab Süles ehrliche Antwort auf die eigentliche Frage wieder: “‘Eher nicht’, weil er sich jetzt nicht darauf vorbereitet hatte.” Daraufhin gestattete der Chefcoach dem Profi, zu Hause zu bleiben.

Wie viele Arbeitnehmer sind hin und wieder “eher nicht” so motiviert, wenn sie um 5 Uhr morgens zur Früh- oder um 22 Uhr nachts zu ihrer Spätschicht antreten müssen? Oder wenn sie am Sonntag ihren Job machen müssen? Sie gehen trotzdem zur Arbeit und erhalten dafür eine weitaus geringere Entlohnung als die rund acht Millionen Euro, die der Fußballprofi Süle im Jahr bekommt. Und dieses Gehalt zahlt der Arbeitgeber FC Bayern seinem Angestellten Süle sicherlich, bis dessen Arbeitsvertrag zum 30. Juni 2022 endet und er anschließend zu Borussia Dortmund weiterwandert.

Mehr zum FC Bayern:

Großzügige und empathische Chefs sind gewiss allseits beliebter als Vorgesetzte, mit denen nicht zu reden ist. Aber der Cheftrainer Nagelsmann muss aufpassen, dass er mit einem derartigen Entgegenkommen die Professionalität in seiner Belegschaft und seine eigene Autorität nicht beschädigt. Mit Blick auf die neue Saison hat er sich damit keinen Gefallen getan.

Baumann: “Unerklärlich, wie wir eingebrochen sind”

Bei der TSG Hoffenheim muss nach diesem bedenklichen Saisonfinale alles und jeder hinterfragt werden.

Bedient nach zuletzt vielen schwachem Auftritten: Oliver Baumann und Andrej Kramaric.

Bedient nach zuletzt vielen schwachem Auftritten: Oliver Baumann und Andrej Kramaric.

IMAGO/Jan Huebner

Keinen Sommerkick hatte Sebastian Hoeneß sehen wollen, von einem versöhnlichen Abschluss war die Rede vor der Partie in Gladbach. Es wurde mit dem 1:5 ein Fiasko. Dabei war der TSG ein gewisses Engagement gar nicht abzusprechen. Zumindest 20 Minuten lang – auch gegen den Ball, da hätte Andrej Kramaric eigentlich die Hoffenheimer nicht nur mit 1:0, sondern mit 2:0 in Führung geschossen haben müssen. Doch der erneut toll freigespielte Torjäger verfehlte das Ziel aus hervorragender Position, wie schon so häufig in dieser Saison.

60 Gegentore, 13 in den letzten drei Partien

Was die Kraichgauer aber danach vor allem in der Defensive boten, hatte mit Bundesliganiveau wenig zu tun. Nicht nur der slapstickhaft verursachte Elfmeter, als Kevin Vogt Gladbachs Embolo statt den bereits weggespitzelten Ball traf, offenbarte einmal mehr und mit voller Wucht die erheblichen Abwehrprobleme. “Die Niederlage ist die Krönung der vergangenen Wochen”, befand der bemitleidenswerte Oliver Baumann, dessen Tor allein in den letzten drei Spielen 13 (!) Einschläge verzeichnete. Insgesamt fing sich die TSG 60 Gegentore ein, die viertmeisten der gesamten Liga, sogar Absteiger Bielefeld kassierte weniger (53). Nach neun sieglosen Spielen in Folge mit nur drei Punkten ist Hoffenheim von Europacup-Anwärter ins Mittelmaß versunken.

Es war nicht nur eine schlechte Phase, es waren neun Spiele. Das ist zu lang.

Oliver Baumann

“Es sind viel zu viele Gegentore in dieser Saison. Wir können nicht mit solchen Auftritten wie in den vergangenen neun Spielen in die neue Saison gehen. Intern gibt es nun einige Dinge zu klären”, schimpfte Baumann, “es ist unerklärlich, wie wir eingebrochen sind. Es war nicht nur eine schlechte Phase, es waren neun Spiele. Das ist zu lang. In mir herrscht eine große Leere. Ich kann mich nur bei den Fans entschuldigen, man kann nicht so eine Leistung zeigen.” Es ist ein gewaltiger Einbruch, den die Hoffenheimer erlebten. In der Rückrundentabelle lief die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß nur auf Rang 13 ein, in der Tabelle der letzten neun Spieltage steht die TSG als Vorletzter sogar auf einem direkten Abstiegsplatz.

“Ich bin extrem enttäuscht und frustriert. Wir haben das Spiel einfach hergeschenkt”, sagte Hoeneß, der zu Recht auf die erneut vielen Ausfälle verwies. Die allerdings ein derartig nachlässiges und schlampiges Verteidigen nicht erklären, schließlich standen trotz allem zunächst fast ausnahmslos erfahrene Bundesligaspieler auf dem Platz. Die späteren Bundesligadebüts des Routiniers Nick Proschwitz (35) und des Talentes Umut Tohumcu (17) sowie das Kurz-Comeback von Ermin Bicakcic unterstrichen die Personalnot und verkamen angesichts des Spielverlaufes zu Randnotizen.

Auf dem Prüfstand: Kader, medizinische Abteilung

Diese letzte Saisonphase gekrönt vom peinlichen Auftritt in Gladbach muss und wird Konsequenzen haben in Hoffenheim. Der Kader, speziell die Defensive, war schon lange als renovierungsbedürftig eingestuft worden, ebenso soll der Staff, insbesondere die komplette medizinische Abteilung angesichts der viel zu vielen Ausfälle auf den Prüfstand. Angesichts der sich zuletzt verschärfenden Dynamik des Abwärtstrends besteht aber auch Erklärungsbedarf in der sportlichen Leitung. “Wir sind alle extrem enttäuscht. Wenn man am Anfang mal 15. ist, und dann noch Neunter wird, ist das okay. Aber wir waren so lange oben dabei, das Ziel Europa war greifbar – das ist dann am Ende einfach enttäuschend”, so Baumann, “wir werden alles versuchen, damit wir in der nächsten Saison besser dastehen. Das sind wir dem Verein und den Fans schuldig.” Es bleibt spannend, welche Dynamik die Aufarbeitung des Erlebten noch erfährt.

Michael Pfeifer

Bobic sucht keine Alibis

Das Lächeln fiel Fredi Bobic am Sonntag “absolut” schwer. Trotzdem will Herthas Geschäftsführer vor der Relegation “positiv bleiben”.

Hält Hertha BSC die Klasse? Fredi Bobic geht mit Zuversicht in die Relegation.

Hält Hertha BSC die Klasse? Fredi Bobic geht mit Zuversicht in die Relegation.

IMAGO/RHR-Foto

Wie geht man bei den Berlinern mit dem Negativlauf – zuletzt vergab Hertha drei Matchbälle zum Klassenerhalt – um? “Das Wichtigste wird sein, dass man die Mannschaft aufbauen und psychisch auf Vordermann bringen muss, dass die Jungs auch wieder den Glauben haben”, sagte Fredi Bobic am Sonntag beim “Sport1-Doppelpass”. Es gelte die Enttäuschung, dass man den Sack hätte zumachen können, zu überwinden und wieder in die Spur zu finden.

Man müsse das Positive aus den Spielen ziehen, wo “wir alles reingehauen haben, die Jungs aber nicht belohnt worden sind”. Mit Blick auf die Relegation meinte der Ex-Profi: “Ich bin zuversichtlich, dass wir uns bis dorthin sammeln werden.” Die Mannschaft sei absolut gewillt, das merke man daran, “was sie abreißt, wie sie fightet und präsent ist”.

Bobic lobt starken Auftritt in Dortmund

Den Optimismus schöpft Bobic auch aus dem Auftritt in Dortmund (1:2). Dort habe man gut angefangen, leidenschaftlich verteidigt, dem BVB die Luft genommen. “Wir hatten das Spiel defensiv gut im Griff, dann kam dieser Elfmeter. Das hat es schwieriger gemacht. Kurz vor Schluss haben wir einmal nicht aufgepasst, und  Moukoko hat das dann auch richtig gut gemacht.”

Natürlich war auch Marvin Plattenhardts Handspiel, das zum Strafstoß führte, noch einmal Thema. “Für die Schiedsrichter ist das eine Katastrophe”, sagte Bobic. Es sei eine harte Entscheidung gewesen, der Regel entsprechend, grundsätzlich müsse man sich damit aber auseinandersetzen. Denn im Sommer habe man sich darauf festgelegt, dass eine Absicht erkennbar sein müsse. Dies treffe aber in diesem Fall keinesfalls zu. Bobic stellte aber auch klar, dass diese Situation  kein Alibi sein solle und nicht das Problem sei, “warum wir jetzt Relegation spielen”.

Magath und Fotheringham auf Beobachtungstour

In die geht es am Donnerstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) vor heimischer Kulisse. Magath beobachtet am Sonntag Darmstadt live vor Ort, Assistent Mark Fotheringham den HSV in Rostock. Und am Dienstag erfolgt der Aufbruch ins Trainingslager.

Bobic sucht keine Alibis

Das Lächeln fiel Fredi Bobic am Sonntag “absolut” schwer. Trotzdem will Herthas Geschäftsführer vor der Relegation “positiv bleiben”.

Hält Hertha BSC die Klasse? Fredi Bobic geht mit Zuversicht in die Relegation.

Hält Hertha BSC die Klasse? Fredi Bobic geht mit Zuversicht in die Relegation.

IMAGO/RHR-Foto

Wie geht man bei den Berlinern mit dem Negativlauf – zuletzt vergab Hertha drei Matchbälle zum Klassenerhalt – um? “Das Wichtigste wird sein, dass man die Mannschaft aufbauen und psychisch auf Vordermann bringen muss, dass die Jungs auch wieder den Glauben haben”, sagte Fredi Bobic am Sonntag beim “Sport1-Doppelpass”. Es gelte die Enttäuschung, dass man den Sack hätte zumachen können, zu überwinden und wieder in die Spur zu finden.

Man müsse das Positive aus den Spielen ziehen, wo “wir alles reingehauen haben, die Jungs aber nicht belohnt worden sind”. Mit Blick auf die Relegation meinte der Ex-Profi: “Ich bin zuversichtlich, dass wir uns bis dorthin sammeln werden.” Die Mannschaft sei absolut gewillt, das merke man daran, “was sie abreißt, wie sie fightet und präsent ist”.

Bobic lobt starken Auftritt in Dortmund

Den Optimismus schöpft Bobic auch aus dem Auftritt in Dortmund (1:2). Dort habe man gut angefangen, leidenschaftlich verteidigt, dem BVB die Luft genommen. “Wir hatten das Spiel defensiv gut im Griff, dann kam dieser Elfmeter. Das hat es schwieriger gemacht. Kurz vor Schluss haben wir einmal nicht aufgepasst, und  Moukoko hat das dann auch richtig gut gemacht.”

Natürlich war auch Marvin Plattenhardts Handspiel, das zum Strafstoß führte, noch einmal Thema. “Für die Schiedsrichter ist das eine Katastrophe”, sagte Bobic. Es sei eine harte Entscheidung gewesen, der Regel entsprechend, grundsätzlich müsse man sich damit aber auseinandersetzen. Denn im Sommer habe man sich darauf festgelegt, dass eine Absicht erkennbar sein müsse. Dies treffe aber in diesem Fall keinesfalls zu. Bobic stellte aber auch klar, dass diese Situation  kein Alibi sein solle und nicht das Problem sei, “warum wir jetzt Relegation spielen”.

Magath und Fotheringham auf Beobachtungstour

In die geht es am Donnerstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) vor heimischer Kulisse. Magath beobachtet am Sonntag Darmstadt live vor Ort, Assistent Mark Fotheringham den HSV in Rostock. Und am Dienstag erfolgt der Aufbruch ins Trainingslager.