Svensson: “Wir brauchen die beste Alte Försterei überhaupt”

Gegen Dortmund konnte Union 2019 den ersten Bundesliga-Sieg überhaupt landen. Die Favoritenrolle schieben die Berliner aber klar der Borussia zu.

Zur Mitgliederversammlung nahm er ausnahmsweise mal auf der Tribüne der Alten Försterei Platz: Union-Coach Bo Svensson.

Zur Mitgliederversammlung nahm er ausnahmsweise mal auf der Tribüne der Alten Försterei Platz: Union-Coach Bo Svensson.

IMAGO/Matthias Koch

Die ersten Banner schmückten das Stadion des 1. FC Union Berlin schon einen Tag vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). An der Außenfassade der Alten Försterei warb Union mit zwei Transparenten für den seit 104 Jahren genutzten Fußball-Standort und die neue Stadion-Schmuck-Aktie. Diese können Vereinsmitglieder Ende des Jahres zum Preis von 500 Euro zeichnen.

Bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag war die Mannschaft zugegen. Dass die Heimstätte des FCU Ende des Jahrzehnts mal 40.500 Plätze haben soll, gefällt auch Trainer Bo Svensson. “Ich finde es gut, Visionen zu haben, Entwicklungen zu sehen und sich zu erlauben, groß zu denken. Als Trainer bin ich aber gut beraten, nicht zu weit zu blicken”, sagte der Däne.

Sein ganzer Fokus gilt Dortmund. Als Chefcoach des 1. FSV Mainz 05 hat Svensson bei zwei Remis und vier Niederlagen noch nie gegen den BVB gewinnen können. Mit einem 2:2-Auswärts-Unentschieden am letzten Spieltag der Saison 2022/23 sorgte seine Elf aber dafür, dass Dortmund noch der sichergeglaubte Meistertitel aus der Hand glitt.

Schon drei Heimsiege gegen den BVB

Unions erste Saisonniederlage bei Borussia Mönchengladbach (0:1) in der Vorwoche sei selbstkritisch analysiert worden, so Svensson. Wie beim letzten Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (2:1) sollen die eigenen Anhänger wieder Flügel verleihen. “Wir brauchen die beste Alte Försterei überhaupt, um mitzuhalten”, so Svensson.

Union hat auswärts noch nie etwas in Dortmund gerissen. In den eigenen vier Wänden gab es immerhin schon drei Heimsiege gegen Dortmund. Vor allem den ersten Triumph am 31. August 2019 (3:1) werden die Union-Fans nicht vergessen. Es war zugleich der historisch erste Dreier in der Bundesliga überhaupt.

Union sieht sich klar als Außenseiter, auch wenn die Gäste in der Bundesliga saisonübergreifend seit vier Auswärtsbegegnungen ohne Sieg dastehen. “Sie können das wegstecken, sie müssen mit dem neuen Trainer ihren Weg auch erst einmal finden. Dortmund ist sowohl zu Hause als auch auswärts eine sehr hohe Hürde”, meinte Svensson.

Nur passiv die Daumen drücken kann das noch nicht wieder fitte Quartett mit Verteidiger Josip Juranovic, den Angreifern Ivan Prtajin und Kevin Volland sowie Ersatztorwart Yannic Stein.

Ex-Dortmunder Rothe nun Stammkraft bei Union

Eine besondere Partie wird es für den frisch in die U-21-Nationalmannschaft berufenen Ex-Dortmunder Tom Rothe. Der linke Schienenspieler war nach seiner Leihe zu Holstein Kiel im Sommer nach Berlin gewechselt, spielte zuvor seit 2021 für den BVB, wenn auch hauptsächlich im Nachwuchs und der zweiten Mannschaft. Nach dem Last-Minute-Abgang von Robin Gosens hatte sich Rothe als Stammkraft festgespielt. Gegen Hoffenheim war ihm sogar der erste Saisontreffer gelungen.

Weniger rund lief es für ihn im letzten Spiel in Mönchengladbach. Da nahm ihn Svensson zu Pause vom Platz. Nachwirkungen befürchtet der Chefcoach beim 19-Jährigen nicht. “Tom hat es verkraftet. Es gab inhaltliche Gründe. Dann ist es auch erledigt”, so Svensson.

Matthias Koch

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Union verkauft wieder Stadionanteile an Mitglieder und Sponsoren

Bei der Mitgliederversammlung gab Präsident Dirk Zingler ein Update zum Stadionumbau. Außerdem wird Union ab Samstag mit einem neuen Trikot auflaufen.

Präsident Dirk Zingler äußerte sich bei der Mitgliederversammlung unter anderem zum Stadionumbau.

Präsident Dirk Zingler äußerte sich bei der Mitgliederversammlung unter anderem zum Stadionumbau.

picture alliance/dpa

Am finalen Spieltag der Vorsaison zog der 1. FC Union Berlin mit dem 2:1-Erfolg gegen den SC Freiburg den Kopf gerade noch so aus der Schlinge, verhinderte damit den Abstieg in die 2. Bundesliga auf den letzten Metern. “Es war eine ereignisreiche und turbulente Saison”, resümierte Präsident Dirk Zingler im Vorgespräch mit den Journalisten vor der Mitgliederversammlung, die am Donnerstag stattfand. “Die letzten drei Jahre haben sehr viel Spaß gemacht, durch Europa zu reisen. Und der Klassenerhalt ist für uns genauso ein Erfolg wie das Erreichen der Champions League.”

Zudem bezog sich der Klubchef ebenso auf die Frauenmannschaft. “Sie machen uns hier im Verein sehr viel Spaß. Wir bereuen nicht eine Sekunde, dass die Spiele im Stadion An der Alten Försterei ausgetragen werden.” In der 2. Bundesliga weisen die Frauen des 1. FC Union einen beachtlichen Zuschauerschnitt von 5.500 auf. Zudem ist aus Sicht des Vereins erfreulich, dass die Mitgliederanzahl um fast 10 Prozent auf nun 67.638 angewachsen ist.

Union geht mit knappen Gewinn aus der Saison

Nachfolgend äußerte sich Zingler zu den Kennzahlen der Saison 2023/24, die nun dargelegt worden sind. Der Umsatz steigerte sich im Vergleich zur Spielzeit davor von 174,1 Millionen Euro auf 186,4 Millionen Euro. Am Ende stand insgesamt ein Gewinn von rund einer Million Euro. Der Personaletat hatte sich in der Champions-League-Runde von 60 auf 62,5 Millionen Euro erhöht. Für die aktuelle Saison planen die Köpenicker mit einem Personaletat von 50,8 Millionen Euro.

In Sachen Stadionumbau gab Zingler in Tagesordnungspunkt 8 der Mitgliederversammlung ein neues Update. Während vorher mit einem Fassungsvermögen von rund 37.000 Plätzen geplant wurde, soll der Umbau nun am Ende eine Kapazität von 40.500 Plätzen hervorbringen – davon rund 32.000 Stehplätze. Alle Erweiterungen sollen laut den Planungen bis Ende 2027 fertiggestellt werden. Und wie bereits im Juli angekündigt, wird der Umzug ins Olympiastadion nun ein Jahr später für die Saison 2026/27 angestrebt.

Herausgabe einer neuen “Alte-Försterei-Aktie”

Zum Schluss verkündete Zingler noch, dass Union Berlin am Samstag im Heimspiel gegen Borussia Dortmund erstmal mit einem neuen Trikot auflaufen wird. Bis zum Jahresende steht “proAF Alte Försterei” auf der Brust – sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Dahinter steckt die Herausgabe einer neuen ‘Alte-Försterei-Aktie’. Klubmitglieder und Sponsoren können mit einem Anteil von fünfhundert Euro und dem Eintrag in das Aktienregister Anteilseigner der “An der Alten Försterei” Stadionbetriebs AG werden. “Die Alte Försterei liegt uns sehr am Herzen und wir wollen das Stadion in den Besitz der Vereinsmitglieder legen. Es geht dabei um eine emotionale Verbindung“, betonte Zingler.

Insgesamt 120.000 Aktien sollen demnach herausgegeben werden. Auf der Hauptversammlung der AG im November soll der Beschluss gefasst werden. Ab Dezember sollen die Aktien dann gezeichnet werden. Bereits Ende 2011 hatte der Verein Anteile an der Alten Försterei an Mitglieder verkauft. Zu dem Zeitpunkt schlugen 4.163 Mitglieder zu. Nun die gleichen Konditionen: Maximal zehn Aktien können pro Käufer erworben werden. Es gibt keine Dividenden und die Papiere werden nicht frei verhandelbar sein. “Mit dem Besitz dieser Aktie sind das Recht und die Verantwortung begründet, am Erhalt und an der Entwicklung des Stadions An der Alten Försterei nach Maßgabe von Gesetz und Satzung mitzuwirken”, heißt es von Vereinsseite.

Jannis Klimburg

Neue Startelf-Chance für Unions Joker Vertessen?

Nach der ersten Saison-Niederlage will Union Berlin nun gegen Dortmund punkten. Helfen könnte dabei auch Offensivmann Yorbe Vertessen.

Yorbe Vertessen im Gespräch mit Bo Svensson.

Yorbe Vertessen im Gespräch mit Bo Svensson.

IMAGO/Matthias Koch

Zwei Tage lang hatten die Profis des 1. FC Union Berlin von Trainer Bo Svensson Zeit bekommen, das späte 0:1 bei Borussia Mönchengladbach zu verdauen – körperlich und geistig. Nach dem trainingsfreien Sonntag und Montag mussten die Spieler am Dienstagvormittag wieder zur Arbeit antreten.

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Als die Akteure auf den Platz kamen, regnete es bei kühlen Temperaturen in Strömen. Das sorgte in Köpenick aber auch für königliche Momente und Erinnerungen. Um sich vor dem üppigen Nass zu schützen, hatten Mitarbeiter der Medienabteilung riesige blaue Regenschirme hervorgekramt, die mit dem Champions-League-Logo versehen waren.

Erinnerungen an die Champions League

Vermutlich stammten diese noch aus der Vorsaison, in der die Eisernen zum Teilnehmerfeld des bedeutendsten europäischen Klub-Wettbewerbes gehörten. Ein Hauch des großen Fußballs wird auch am kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) durchs Stadion An der Alten Försterei wehen, wenn Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zu Gast ist.

Für Union geht es dann darum, trotz der ersten Saison-Niederlage stabil zu bleiben. Es wird auch in punkto Tordifferenz ein Duell der Gegensätze. Der BVB hat mit elf Treffern fast dreimal so häufig wie Union (vier) eingenetzt. Dafür kassierten die Borussen mit neun Gegentoren dreimal so viele wie der FCU (drei).

Vertessen in Lauerstellung

In den Spielformen am Dienstag versuchte Svensson, sowohl die Defensive als auch die Offensive zu ertüchtigen. Personell bahnen sich in vorderster Front jedoch keine neuen Alternativen an. Angreifer Ivan Prtajin fehlte erneut. Der Kroate konnte nach seiner Knieverletzung vom vergangenen Mittwoch weiterhin nicht mit der Mannschaft trainieren.

Möglicherweise kann sich Yorbe Vertessen Hoffnung machen, in die Startelf zu rotieren. Am Ende des Trainings suchte Trainer Svensson das Gespräch mit dem Belgier. In vier der bisherigen fünf Meisterschaftsspiele kam Vertessen von der Bank. Als Joker machte er viel Betrieb, vor allem beim 0:0 bei RB Leipzig. In Mönchengladbach wäre dem 23-Jährigen beinahe der Führungstreffer gelungen. Er scheiterte am Pfosten.

Sollte Vertessen gegen Dortmund mal wieder in der Anfangsformation stehen, müsste er allerdings beweisen, dass es bei ihm auch von Beginn an flutschen kann.

Matthias Koch

Ein erster kleiner Stimmungsdämpfer für Union

Die Eisernen haben die erste Niederlage der Saison kassiert. Und dennoch sind die Verantwortlichen der Meinung, eine gute Leistung gezeigt zu haben.

Die Eisernen bedankten sich nach Schlusspfiff beim nach Gladbach mitgereisten Anhang.

Die Eisernen bedankten sich nach Schlusspfiff beim nach Gladbach mitgereisten Anhang.

IMAGO/Matthias Koch

Während Trainer Bo Svensson sich in den Katakomben mehrmals lautstark über die lange Nachspielzeit von acht Minuten echauffierte, marschierten die Spieler mit gesenktem Kopf und schnellen Schrittes durch die Mixed Zone.

Union Berlin hatte Momente vorher durch einen Last-Minute-Treffer von Tomas Cvancara bei Borussia Mönchengladbach die erste Pleite der noch jungen Bundesliga-Spielzeit kassiert und musste somit gleichzeitig den ersten kleinen Stimmungsdämpfer hinnehmen.

“Es ist sehr bitter, dass wir das Spiel durch diese eine Aktion verlieren – und trotzdem habe ich auch heute einige gute Dinge von meinem Team gesehen”, resümierte Svensson kurz und knapp. Der Däne sah wie bereits gegen die TSG Hoffenheim (2:1) eine druckvolle Anfangsphase seiner Schützlinge, die aber lediglich 15 Minuten anhielt. In der Folge übernahmen die Fohlen sukzessive das Kommando, ohne dabei bis auf ein, zwei Aktionen großartig gefährlich zu werden. “Nach der Pause war unser Zugriff auf das Spiel deutlich besser, Gladbach hatte keine echte Torchance mehr, wir zumindest ein paar halbe”, fasste der Coach weiter zusammen.

Abwehrchef Vogt: “Eine brutal ärgerliche Niederlage”

Ehrlich gesagt erspielte sich Union Berlin nur noch eine Chance, als  sich Joker Yorbe Vertessen mit seinem Tempo Gegenspieler Ko Itakura vom Leib hielt, dann aber jeglichen Torinstinkt vermissen ließ und am Pfosten scheiterte. Auf der anderen Seite nutzte Gladbach im Vergleich seinen einzigen Hochkaräter kurz vor Feierabend.

“Es ist eine brutal ärgerliche Niederlage. Meiner Meinung nach haben wir ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht”, befand Abwehrchef Kevin Vogt, der zusammen mit Diogo Leite und Danilho Doekhi in der Dreierkette tatsächlich lange nichts anbrennen ließ.

Aber im entscheidenden Moment hielt Andras Schäfer bei der Flanke von Robin Hack Sicherheitsabstand und im Zentrum bekamen sowohl Leopold Querfeld als auch Diogo Leite den Torschützen Cvancara nicht verteidigt.

“Es ist sehr frustrierend, und trotzdem bin ich stolz auf die Mannschaft”, betonte Diogo Leite. “Wir müssen genauso weitermachen und uns so auf das nächste Spiel vorbereiten.” Acht Punkte nach fünf Spielen sind weiterhin mehr als ordentlich, vor allem mit Blick auf die vergangene Horror-Saison. Und dennoch zeigt sich, dass Union vor allem beim Spiel mit dem Ball noch viele Abläufe einstudieren muss und insgesamt noch viel Luft nach oben besteht, wenn es darum geht, den Gegner im letzten Drittel vor Probleme zu stellen.

Jannis Klimburg

Svensson hadert mit langer Nachspielzeit: “Dafür habe ich wenig Verständnis”

Union-Coach sieht Klärungsbedarf 28.09.2024

Svensson hadert mit langer Nachspielzeit: “Dafür habe ich wenig Verständnis”

1:41Union Berlin verlor gegen Borussia Mönchengladbach sein erstes Bundesliga-Spiel der Saison durch ein Tor in der Nachspielzeit. Nach Abpfiff zeigte sich Bo Svensson unzufrieden mit der langen Nachspielzeit von acht Minuten, lobte aber auch die Leistungssteigerung seiner Mannschaft in Halbzeit zwei.

Svensson hadert mit langer Nachspielzeit: “Dafür habe ich wenig Verständnis”

Union-Coach sieht Klärungsbedarf 28.09.2024

Svensson hadert mit langer Nachspielzeit: “Dafür habe ich wenig Verständnis”

1:41Union Berlin verlor gegen Borussia Mönchengladbach sein erstes Bundesliga-Spiel der Saison durch ein Tor in der Nachspielzeit. Nach Abpfiff zeigte sich Bo Svensson unzufrieden mit der langen Nachspielzeit von acht Minuten, lobte aber auch die Leistungssteigerung seiner Mannschaft in Halbzeit zwei.

Svensson: “Das habe ich in der Bundesliga bis jetzt nicht gesehen”

Union Berlin hat gegen Borussia Mönchengladbach die erste Niederlage der Saison kassiert – und ist dabei erst spät k. o. gegangen. Die lange Nachspielzeit ärgerte Trainer Bo Svensson.

Konnte die Länge der Nachspielzeit nicht nachvollziehen: Bo Svensson.

Konnte die Länge der Nachspielzeit nicht nachvollziehen: Bo Svensson.

IMAGO/Laci Perenyi

Die zweite Hälfte zwischen Gladbach und Union war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen. Immer wieder lagen Spieler beider Teams angeschlagen am Boden, mussten behandelt werden. Torraumszenen hingegen gab es kaum zu sehen und so stand es bis tief in die Nachspielzeit 0:0, ehe Tomas Cvancara zum Matchwinner avancierte und nach einer Flanke von Robin Hack den späten Siegtreffer für Gladbach erzielte.

zum spielbericht

“Wir hätten gerne einen Punkt mitgenommen, das wäre vielleicht auch gerecht gewesen”, sagte Bo Svensson auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Nach der ersten Hälfte, in der Gladbach mehrere gute Chancen verbucht hatte, und ein paar Änderungen zur Pause habe der Union-Trainer einen “besseren Zugriff” seiner Mannschaft gesehen. “In der zweiten Halbzeit haben sich beide Mannschaften neutralisiert, ich glaube, wir hatten die besseren Chancen. Dann verteidigen wir eine Flanke nicht gut”, führte der Trainer bei Sky aus.

Acht Minuten Nachspielzeit ohne VAR? Svensson findet es “extrem”

Doch nicht nur das Abwehrverhalten seiner Mannschaft ärgerte Svensson: In der sechsten Minute der Nachspielzeit fiel der Treffer, acht gab es insgesamt obendrauf. “Ich finde acht Minuten in einer Halbzeit ohne VAR extrem”, sagte der Berliner Coach. “Das habe ich in der Bundesliga bis jetzt nicht gesehen. Wenn du danach auch von gegnerischen Spielern hörst, dass die das auch nicht verstanden haben, gibt es vielleicht Erklärungsbedarf.” Bei aller Kritik an der Länge der Nachspielzeit, über die sich der Trainer auch in der Mixed Zone echauffierte, fand Svensson aber auch zurück zu seiner Mannschaft: “Wir hätten die Situation besser lösen müssen.”

Nach zwei Siegen und zwei Remis war es für Union am 5. Spieltag die erste Niederlage in der laufenden Saison. “Spielerisch und inhaltlich müssen wir uns natürlich steigern, aber das war auch vor dem Spiel schon so: Wir sind noch nicht so weit, aber wir arbeiten daran”, schloss Svensson.

Trainer Bo Svensson hat die Qual der Wahl

Bei Union Berlin wird immer wieder der große Zusammenhalt gepriesen. Konkurrenzkampf herrscht dennoch vor allem in den vorderen Mannschaftsteilen.

Wie entscheidet er sich in Sachen Aufstellung? Bo Svensson.

Wie entscheidet er sich in Sachen Aufstellung? Bo Svensson.

IMAGO/Contrast

Bo Svensson wird bei der Präsentation der Mannschaftsaufstellung für das Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr) wieder einigen Akteuren wehtun müssen. Klar, hinten werden erneut Torwart Frederik Rönnow sowie die Abwehr-Dreierkette mit Danilho Doekhi, Kevin Vogt und Diogo Leite aufdribbeln. Und die Reihe davor mit Janik Haberer, Andras Schäfer, Rani Khedira und Tom Rothe steht eigentlich auch.

Selbst Kapitän Christopher Trimmel bleibt da vermutlich wieder außen vor. Der rechte Außenbahnspieler kommt aktuell nicht an Haberer vorbei, obwohl der Haberer am liebsten mehr im Zentrum spielen würde. Die anhaltende Versetzung von Haberer begründete Trainer Bo Svensson. “Er hat es bisher auf der Position gut gemacht und – die anderen Jungs auf der Sechs auch. Wir wissen alle, dass ‘Habi’ am liebsten im Mittelfeld spielen will”, sagte der Däne. “Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Das ist eigentlich der Grund. Wir versuchen die beste Mannschaft auf den Platz zu stellen.”

Immerhin wurde Trimmel nach zwei Partien auf der Bank im letzten Spiel gegen die TSG Hoffenheim (2:1) in der zweiten Halbzeit (70. Minute) für Haberer eingewechselt. Haberer ließ sich zuvor beim Gegentreffer vom Ex-Unioner Marius Bülter zu leicht ausspielen. Als Einwechsler könnte auch Robert Skov als Schienenspieler zu seinem Union-Debüt kommen.

Gedränge in vorderster Front

Das meiste Gedränge gibt es in vorderster Front. Da hängt viel davon ab, ob Svensson auf den noch torlosen Jordan Siebatcheu als Mittelstürmer setzt. Wenn dem so sein sollte, könnten wie gegen Hoffenheim Benedict Hollerbach und Woo-Yeong Jeong als Außenstürmer agieren. Zumal Jeong gegen die TSG seinen ersten Saisontreffer erzielt hatte.

Da aber auch Yorbe Vertessen und Tim Skarke auf diesen oder ähnlichen Positionen ran wollen und sich aufdrängen, hat Svensson die Qual der Wahl. Ebenso schart Laszlo Benes, der wie Jeong zwischen den Linien Kreativität entfalten könnte, mit den Hufen. Offensivalternativen für das nächste Spiel ohne Niederlage gibt es genug.

Keines der fünf Pflichtspiele in dieser Serie hat Union bislang verloren. Und in den letzten acht Partien gegen Mönchengladbach gab auch es keine Niederlage.

Matthias Koch

Nach doppeltem Rückschlag: Bjelica kehrt zu Dinamo Zagreb zurück

Knapp fünf Monate nach seinem Aus bei Union Berlin hat Nenad Bjelica einen neuen Job gefunden. Er kehrt zu Dinamo Zagreb zurück – und soll dort zwei bittere Niederlagen vergessen machen.

Zuletzt in Berlin, nun in Zagreb: Nenad Bjelica.

Zuletzt in Berlin, nun in Zagreb: Nenad Bjelica.

IMAGO/Beautiful Sports

Dinamo Zagreb hat einen Nachfolger für Trainer Sergej Jakirovic gefunden: Nenad Bjelica, der Anfang Mai beim 1. FC Union Berlin gehen musste, soll den kroatischen Rekordmeister nach turbulenten Wochen sowohl national als auch in der Champions League stabilisieren. Der 53 Jahre alte Kroate, der nach Klubangaben einen “mehrjährigen” Vertrag unterschrieb, tritt damit bereits seine zweite Amtszeit bei Dinamo an.

Mit Jakirovic hatte sich der Traditionsklub in der vergangenen Woche “einvernehmlich” auf eine Trennung geeinigt, nachdem dieser einen doppelten Fehlstart hingelegt hatte: In der heimischen Liga war der amtierende Meister und Pokalsieger zu diesem Zeitpunkt nur Dritter, in der Champions League setzte es zum Auftakt eine 2:9-Klatsche beim FC Bayern, nach der die Verantwortlichen handelten.

Sandro Perkovic, zuvor Assistent von Jakirovic, sprang zunächst interimsweise ein, konnte die Misere aber nicht stoppen. Zwar gelang zuletzt im Pokal ein 4:1-Pflichtsieg beim unterklassigen NK Banjole, in der Liga jedoch setzte es beim Schlusslicht Slaven Belupo eine desaströse 1:4-Niederlage, durch die Dinamo in der Tabelle nun bereits vier Punkte hinter den noch ungeschlagenen Konkurrenten HNK Rijeka und Hajduk Split liegt.

Bjelica beendete bei Dinamo eine 49-jährige Durststrecke

Bjelica hat also einige Arbeit vor sich. Als er zwischen Mai 2018 und April 2020 erstmals in Zagreb arbeitete, hatte er einen nationalen Pokal und zwei Meisterschaften gewonnen, vor allem aber in Europa überzeugt. 2018/19 überwinterte Dinamo nach erfolgreicher Europa-League-Gruppenphase erstmals seit 49 Jahren in einem europäischen Wettbewerb und verabschiedete sich erst im Achtelfinale gegen Benfica Lissabon (1:0/0:3 n. V.). Ein Jahr später gelang via Qualifikation der Sprung in die Champions League, in die Bjelicas Elf mit einem furiosen 4:0 gegen Atalanta Bergamo startete, die K.-o.-Phase in der Gruppe mit Schachtar Donezk und Manchester City aber dennoch verpasste.

Am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) kehrt Bjelica, der sich 2020 während der Corona-Pandemie verabschiedete, gegen die AS Monaco in die Königsklasse zurück, in der am 27. November auch Borussia Dortmund zu Gast ist. Zuvor steht am kommenden Samstag (20 Uhr) das Liga-Derby gegen den Tabellenvorletzten Lokomotiva Zagreb an.

Union-Coach Svensson lobt “zwei absolute Qualitätsspieler”

Union Berlin möchte seinen Positivlauf beim Gastspiel in Mönchengladbach fortsetzen. Die Eisernen sind in der Bundesliga noch ungeschlagen.

Für Bo Svensson geht es zurück an eine alte Wirkungsstätte. Ein Jahr lang war der Däne als Spieler für Borussia Mönchengladbach aktiv.

Für Bo Svensson geht es zurück an eine alte Wirkungsstätte. Ein Jahr lang war der Däne als Spieler für Borussia Mönchengladbach aktiv.

IMAGO/Matthias Koch

Der 1. FC Union Berlin hat einen ordentlichen Saisonstart hingelegt, punktetechnisch gibt es absolut nichts zu beanstanden. In den bisher absolvierten vier Bundesligapartien sammelten die Eisernen acht Zähler, darunter ein 0:0 gegen Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig. Nun geht es im dritten Auswärtsspiel der noch jungen Spielzeit am Samstag zu Borussia Mönchengladbach. “Es erwartet uns eine knifflige Aufgabe. Sie hatten ein schwieriges Auftaktprogramm, aber haben in allen Spielen gut ausgesehen”, sagte Trainer Bo Svensson.

Die Fohlen haben sich vor der Saison mit Kevin Stöger und Tim Kleindienst für die Offensive verstärkt. Laut Svensson “zwei absolute Qualitätsspieler. Kevin ist extrem kreativ, bietet sich immer an und findet Lösungen. Tim strahlt mit seiner Strafraumpräsenz und seiner Kopfballstärke in der Box etwas aus.” Zudem führte er fort, dass sich das Spiel der Gladbacher durch die beiden Neuzugänge geändert hätte.

Prtajin hat sich im Training verletzt

Und dennoch gehen die Berliner, die neun Plätze vor dem kommenden Kontrahenten liegen, rein von der Tabelle her als Favorit ins Rennen. Bisher sind die Köpenicker total im Flow, auch weil sie im Vergleich zu anderen Mannschaften mit nur wenigen Verletzten zu kämpfen haben. Ivan Prtajin hat sich im Training das Knie verdreht, steht nicht zur Verfügung. Ebenso werden Yannic Stein, Josip Juranovic (beide verletzt) und Kevin Volland (Aufbautraining nach Knie-Operation) nicht mit von der Partie sein.

Dafür ist Tom Rothe, der beim 2:1 gegen Hoffenheim angeschlagen ausgewechselt werden musste, voll einsatzbereit, wie Svensson erklärte: “Er hat gestern und heute alles mitgemacht, fühlt sich wohl und steht uns daher voll zur Verfügung.” Robert Skov, der von allen Zugängen als letztes dazugekommen ist, sei dagegen noch keine Option, 90 Minuten auf dem Platz zu stehen. “Jede Woche macht er Schritte nach vorne. Er kommt langsam näher an die 100 Prozent und wird noch wertvoll für uns werden”, betonte der Däne, der an ein alte Wirkungsstätte zurückkehrt. Für ein Jahr in der Saison 2006/2007 kickte Svensson selbst für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga.

Jannis Klimburg