Im Video: Neuer und Füllkrug retten die DFB-Elf gegen die Schweiz

Highlights by MagentaTV 24.06.2024

Im Video: Neuer und Füllkrug retten die DFB-Elf gegen die Schweiz

8:00Deutschland gelingt kurz vor Schluss der 1:1-Ausgleich gegen die Schweiz. Matchwinner ist mit seinem Kopfball Niclas Füllkrug. Doch auch Manuel Neuer war gerade in der Schlussphase extrem wichtig. Der Achtelfinal-Gegner der DFB-Elf, die als Gruppensieger in die K.-o.-Phase eingezogen ist, entscheidet sich am Dienstag.

Neuers Paraden gegen die Zweifel

Manuel Neuer war gegen Ungarn in entscheidenden Momenten zur Stelle und lässt seine Kritiker durch starke Aktionen verstummen.

Schon jetzt ein Bild dieser EM: Joshua Kimmich und Jonathan Tah feiern Manuel Neuer gegen Ungarn.

Schon jetzt ein Bild dieser EM: Joshua Kimmich und Jonathan Tah feiern Manuel Neuer gegen Ungarn.

picture alliance / GES/Marvin Ibo G?ng?r

Im Eröffnungsspiel gegen Schottland hatte Manuel Neuer praktisch keine Gelegenheit zur Auszeichnung – beim Ehrentreffer durch Antonio Rüdigers Eigentor war er chancenlos. Und so musste sich der Weltmeister und Teamsenior zu Wochenbeginn bei der Pressekonferenz im DFB-Quartier noch immer Fragen gefallen lassen nach seinen Patzern und Schwächemomenten in den vergangenen zwei Monaten und zu seiner aktuellen Form.

Neuer ließ die versteckte Kritik abprallen wie an guten Tagen die Schüsse der Gegner. “Ich habe mir um diese Debatten keine großen Gedanken gemacht. Ich habe das eher von außen betrachtet und mir nichts durchgelesen”, entgegnete der Münchner und betonte, was für ihn von Bedeutung sei: “Wichtig ist das Vertrauensverhältnis mit den Spielern und dem Trainerteam, und da ist das Vertrauen sehr groß.”

Sallai und Szoboszlai verzweifeln an Neuer

Tatsächlich hatten Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Nationalspieler in den vergangenen drei Wochen immer wieder und im Brustton der Überzeugung betont, wie wertvoll ihre Nummer 1 als Rückhalt sei, wie beruhigend Neuers Ausstrahlung und Körpersprache auf die Vorderleute wirke.

Gegen die Ungarn ließ der Hochgelobte gleich in der ersten Minute Taten sprechen, indem er nach Joshua Kimmichs verunglückter Abwehraktion reaktionsschnell nach vorn eilte und den Ball vor dem heranstürmenden Freiburger Roland Sallai aus der Gefahrenzone beförderte. Und er ließ in der 26. Minute eine zweite beeindruckende Parade gegen die Zweifel folgen, als er einen Freistoß des Liverpooler Kunstschützen Dominik Szoboszlai aus dem rechten Torwinkel fischte und beim Nachschuss mit dem Fuß zur Stelle war.

Kimmich und Jonathan Tah herzten danach anerkennend den Keeper, von den Rängen gab es tosenden Beifall für die Rettungstat. Dass er kurz vor Schluss eine Szoboszlai-Flanke nicht festhielt und sich bei Kimmich bedanken konnte, dass dieser akrobatisch den Anschlusstreffer verhinderte, war an diesem Abend nicht mehr als eine Nebensächlichkeit. Erstmals seit dem 3:0-Achtelfinalsieg gegen die Slowakei am 26. Juni 2016 blieb Deutschland damit in einem EM-Spiel ohne Gegentor.

Wir können uns bei Manuel Neuer bedanken, er hat einen sehr guten Job gemacht.

Antonio Rüdiger

“Wir wollten unbedingt das Spiel gegen Schottland bestätigen, und wir wissen auch, dass es in der Vergangenheit nicht so leicht war, gegen Ungarn zu spielen und das zweite Gruppenspiel siegreich zu bestreiten. Deshalb freut es uns, dass wir hier in Stuttgart so einen dominanten Aufgalopp gehabt haben und gewonnen haben”, sagte Neuer nach der Partie, die sein 17. EM-Einsatz war. Damit zog er mit Italiens Torwart-Denkmal Gianluigi Buffon als EM-Rekordkeeper gleich und kann ihn am Sonntag gegen die Schweiz überflügeln.

Das Spiel gegen ungarn zum Nachlesen

Zu seiner eigenen Leistung äußerte sich Neuer nicht, über die sprachen dafür andere. “Wir können uns bei Manuel Neuer bedanken, er hat einen sehr guten Job gemacht”, sagte Abwehrchef Antonio Rüdiger, ähnlich äußerte sich Maximilian Mittelstädt. “Er hat das eine oder andere Mal exzellent pariert und uns im Spiel gehalten. Genau dafür ist er da”, sagte der Stuttgarter Linksverteidiger und ergänzte: “Es gibt uns da vorn ein gutes Gefühl, ihn hintendrin zu haben.”

Das Gefühl will Neuer seinen Vorderleuten auch am Sonntag gegen die Schweiz (21 Uhr, LIVE! bei kicker) vermitteln – und möglichst noch vier weitere Male in diesem Turnier. Und dann? “Das kann ich jetzt noch nicht verraten”, entgegnete er, “aber ich werde mir meine Gedanken nach dem Turnier machen.”

Oliver Hartmann

Internationale Pressestimmen: “Pinke Party!” – “Ein schönes Deutschland fliegt”

Nach dem gefeierten 5:1 gegen Schottland hat die deutsche Nationalmannschaft ein 2:0 gegen Ungarn nachgelegt, sich vorzeitig fürs EM-Achtelfinale qualifiziert und sich als Titelapirant in Stellung gebracht. Das wurde dementsprechend von der internationel Presse goutiert …

Vorzeitig im EM-Achtelfinale als Titelkandidat: Jamal Musiala & Co. wurden von Stuttgarts Publikum gefeiert.

Vorzeitig im EM-Achtelfinale als Titelkandidat: Jamal Musiala & Co. wurden von Stuttgarts Publikum gefeiert.

IMAGO/Jan Huebner

Großbritannien

Daily Mail: “Zwei Gedanken kommen mit jedem Deutschland-Spiel bei diesem Turnier immer stärker auf. Der eine, dass sie immer mehr zum Favoriten werden – und der andere betrifft die Identität der dummen Seele, die es erlaubt hat, dass sich Jamal Musiala aus dem englischen Fußball entfernt hat. Was ein wunderbarer Spieler und was ein Grund für England, um sich in die Faust zu beißen, dass diese Verbindung mit seiner Heimat mit der U 21 geendet ist.”

BBC: “Es war nicht die flüssige Leistung, die sie im Eröffnungsspiel gezeigt haben, aber es war sicherlich eine gute in dieser Phase des Turniers. Und im 21 Jahre alten Musiala hat Deutschland eines der herausragendsten Talente – wie weit er sie tragen kann, ist die Frage, die sich alle stellen.”

Frankreich

L’Équipe: “Deutschland schlägt Ungarn und zieht ins Achtelfinale der EM ein. Die Gastgeber verfügen vor allem im Mittelfeld über viele Ressourcen, um einen technisch eingeschränkten Gegner zu schlagen.”

RMC Sport: “Die Deutschen glänzen nicht, sind aber als Erste für das Achtelfinale qualifiziert. Deutschland war durch Ungarn in Verlegenheit gebracht worden, musste aber letztlich das Entscheidende sichern: die Qualifikation für das Achtelfinale.”

Italien

La Gazzetta dello Sport: “Musiala und Gündogan strecken Ungarn nieder: Ein schönes Deutschland fliegt ins Achtelfinale. Die Deutschen gewinnen nach dem 5:1 gegen Schottland einfach weiter. Nichts zu machen für die Mannschaft des italienischen Trainers Marco Rossi, die weiter bei null Punkten steht.”

Corriere dello Sport: “Die Deutschen haben nach den ersten beiden Spielen des Turniers die volle Punktzahl und sind rechnerisch fürs Achtelfinale qualifiziert. Große Party in Stuttgart, wo die teutonische Mannschaft so viel Gutes aus dem Eröffnungsspiel bestätigt.”

Le Repubblica: “Deutschland spielt gut, schießt viele Tore, bereitet seinen fröhlichen und enthusiastischen Fans eine Menge Freude und steht mit absoluter Nonchalance schon im Achtelfinale. Ungarn erging es besser, weil es im Gegensatz zu Schottland nur zwei Gegentore kassiert hat. Aber es bleibt der Eindruck, dass die Deutschen noch nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft haben. Es stimmt, dass sie gegen zwei schwache Gegner gespielt haben. Aber es besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass diese zwei überwältigenden Siege trügerisch waren.”

Spanien

Marca: “Auch ohne die Walze ist es Deutschland. Ein härterer Sieg als erwartet für die Gastgeber. (…) Schottland und Ungarn sind keine Rivalen, wenn es darum geht, die Chancen des Gastgebers im Turnier einzuschätzen. Aber das Ticket für das Achtelfinale fast ohne sichtbare Anstrengung zu lösen, nötigt den übrigen Favoriten schon einigen Respekt ab.”

AS: “Mit Gündogan im Achtelfinale. Ein Tor und eine Vorlage des Mittelfeldspielers vom FC Barcelona reichten aus, um die Ungarn zu besiegen und sich vorzeitig zu qualifizieren. Es war noch schwieriger als das Spiel gegen Schottland in der vergangenen Woche. Doch je schwieriger es wird, desto mehr haben ihre Stars in letzter Zeit zugelegt.”

Mundo Deportivo: “Barcelonas Ilkay Gündogan glänzte am Mittwoch mit einem Tor und einer Vorlage für Gastgeber Deutschland gegen Ungarn. Gündogan, der Deutschland als Kapitän anführte und zum Spieler des Spiels gewählt wurde, träumt davon, dass dies sein großer Moment mit seiner Nationalmannschaft sein wird.”

Ungarn

index.hu: “Nach einem vermeintlichen Tor (aus dem Abseits) unterlagen wir in einer großen Schlacht dem EM-Gastgeber Deutschland.”

nemzetisport.hu: “Sie brachte es bis zum Abseits-Tor und zu Torsituationen, doch auch gegen die Deutschen verlor die großartig kämpfende ungarische Auswahl. Musiala und Gündogan schossen die Tore, doch auch Neuer zählte zu den Besten der Heimmannschaft, die damit ins Achtelfinale kam.”

telex.hu: “Die ungarische Auswahl zeigte sich stark verbessert, doch gegen die Deutschen, die 2:0 gewannen, war das zu wenig.”

444.hu: “Endlich hat die (ungarische) Mannschaft etwas gezeigt. In Hinblick auf Stimmung und Spiel war das Spiel Ungarn gegen Deutschland besser als das Ungarns gegen die Schweiz.”

Schweiz

Blick: “Erst wackelig, dann souverän – Deutschen im Achtelfinale!”

Tagesanzeiger: “Mängel in der Defensive, Effizienz in der Offensive”

Österreich

Krone: “Pinke Party! Gastgeber Deutschland im Achtelfinale.”

Der Standard: “Diesmal hatte die Leistung auch im zweiten Spiel der EM im eigenen Land nichts Verflixtes. In ihren im Verkauf höchst erfolgreichen pinken Ausweichtrikots besiegte die DFB-Auswahl Ungarn mit 2:0 (1:0).”

Die internationalen Pressestimmen zum deutschen Auftaktsieg gegen Schottland: “Mamma mia, was für ein Deutschland”

Musialas Glanz und viel Leerlauf

Das Abschneiden bei einem Turnier liefert am Ende einer Saison einen guten Index, wo ein Verein im internationalen Vergleich steht. Die Bilanz der Bayern-Stars nach dem ersten EM-Spieltag: gemischt.

Während Jamal Musiala (Mitte) beim EM-Auftakt überzeugte, haben Kingsley Coman (li.) und Harry Kane (re.) persönlich einen ernüchternden 1. Spieltag erlebt.

Während Jamal Musiala (Mitte) beim EM-Auftakt überzeugte, haben Kingsley Coman (li.) und Harry Kane (re.) persönlich einen ernüchternden 1. Spieltag erlebt.

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Nach der kranhkheitsbedingten Absage von Aleksandar Pavlovic ist der FC Bayern mit zehn seiner Spieler bei der EM vertreten: fünf für Deutschland, zwei für Frankreich, je einer bei England, den Niederlanden und Österreich. Das sind so wenige wie zuletzt 2016 bei der EM in Frankreich.

Für das bisherige Glanzlicht aus Bayern-Sicht sorgte zweifelsfrei Jamal Musiala, der sich im Eröffnungsspiel zum besten Spieler auf dem Platz aufschwang und beim 5:1 gegen Schottland sehenswert zum 2:0 traf. Ein Brustlöser für den 21-Jährigen, der schon bei der WM in Katar international durchstarten wollte, dort aber glücklos blieb? Das Spiel gegen die Ungarn am Mittwoch dürfte Aufschluss darüber geben.

Sané und Müller müssen sich mit Joker-Rolle begnügen

Neben Musiala standen Manuel Neuer und Joshua Kimmich in der Startelf des DFB-Teams. Neuer blieb weitgehend beschäftigungslos, konnte beim Eigentor von Antonio Rüdiger nichts machen. Kimmich erledigte seinen Job als Rechtsverteidiger gut, er bereitete das 1:0 durch Florian Wirtz vor. Leroy Sané und Thomas Müller kamen als Joker in die Partie, müssen sich zumindest vorerst mit dieser Rolle begnügen.

Das ergeht – wenig überraschend – Kingsley Coman bei Frankreich nicht anders. Nach seinen vielen Verletzungen wurde der Außenbahnspieler gerade rechtzeitig fit, saß beim 1:0 gegen Österreich aber das komplette Spiel über auf der Bank. Im Gegensatz zu Dayot Upamecano, der das Vertrauen von Didier Deschamps genießt und eine ordentlich-solide Vorstellung in der Innenverteidigung ablieferte. Auf der Gegenseite gehörte Konrad Laimer zu den besseren Österreichern, emsig und laufstark wie gewohnt, wenn auch rechts in ungewohnter Position.

De Ligt außen vor – Kane bleibt blass

Sicher mehr erwartet hätte sich Matthijs de Ligt, der wie schon bei der WM in Katar bei den Niederlanden nur eine Nebenrolle zu bekleiden scheint. Trotz Dreierkette fand sich für ihn beim 2:1 gegen Polen kein Platz, Stefan de Vrij (Inter Mailand), ManCitys Nathan Ake und natürlich Virgil van Dijk (Liverpool) erhielten den Vorzug.

Gesetzt ist bei England natürlich Harry Kane als Kapitän und Mittelstürmer. Bis auf einen Lattenkopfball zeigte der 30-Jährige beim 1:0 gegen Serbien aber wenig, er muss sich steigern.

Frank Linkesch

Warum Neuer die Torhüter-Debatte kalt lässt – und was er “jetzt noch nicht” verrät

Nach einem Wochenende zur weitgehend individuellen Gestaltung hat Julian Nagelsmann in seiner EM-Delegation die Zügel wieder angezogen. Manuel Neuer warnt vor Ungarn, spricht über die Torwart-Debatte und seine Zukunft.

Gegen Schottland nur von Antonio Rüdiger überwunden: Manuel Neuer.

Gegen Schottland nur von Antonio Rüdiger überwunden: Manuel Neuer.

IMAGO/Laci Perenyi

Der Teamsitzung am Sonntagabend folgte am Montag das erste Mannschaftstraining seit dem überzeugenden 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland. “Jetzt steigt der Fokus, die Konzentration ist wieder nach vorn gerichtet”, sagte Manuel Neuer mit Blick aufs zweite Gruppenspiel am Mittwoch (18 Uhr, LIVE! bei kicker) in Stuttgart gegen Ungarn. Der mit 38 Jahren Älteste im deutschen EM-Aufgebot hatte sich am Samstag das enttäuschende 1:3 der Magyaren gegen die Schweiz am Fernseher angeschaut, blenden lassen will er sich von dem eher biederen Auftritt aber nicht.

“Wir haben uns ein gewisses Selbstvertrauen erarbeitet, aber Ungarn wird eine andere Nummer werden. Es ist eine sehr unangenehme Mannschaft, die aggressiv in die Zweikämpfe geht”, urteilte der Keeper, der vor seinem 17. EM-Einsatz steht und damit mit Gianluigi Buffon als EM-Rekordkeeper gleichziehen würde. Die Drangphase der Ungarn in der zweiten Halbzeit, als sie dem 2:2 nahe waren, bezeichnete Neuer “als großes Warnsignal” für die eigenen Reihen: “Wir sind mit den Füßen auf dem Boden. Wir werden sie auf keinen Fall unterschätzen.”

“Ich habe mir nichts durchgelesen”

Gegen die Schotten war Neuer am Gegentor macht- und ansonsten weitgehend beschäftigungslos. Damit hatte er auch praktisch keine Gelegenheit, auf die Diskussionen nach seinen jüngsten Patzern eine sportliche Reaktion zu zeigen. Der Fangfehler im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (nach zuvor bärenstarker Leistung), die beiden Aussetzer beim 2:4-Saisonfinale gegen Hoffenheim, der folgenlose Fehlpass in der Schlussphase des Tests gegen die Ukraine und der Lapsus vor dem 0:1 bei der am Ende mit 2:1 siegreichen EM-Generalprobe gegen Griechenland: In den vergangenen Wochen häuften sich beim Routinier die Schwächemomente.

Bei der Pressekonferenz am Montag im DFB-Quartier darauf angesprochen, ließ Neuer die Zweifel abprallen wie an guten Tagen die Schüsse der Gegner. “Ich habe mir um diese Debatten keine großen Gedanken gemacht. Ich habe das eher von außen betrachtet und mir nichts durchgelesen”, entgegneter der Münchner und betonte, was für ihn wichtig sei: “Ich habe es immer so gemacht, dass ich mit den Verantwortlichen beziehungsweise die Verantwortlichen mit mir in die Analyse gehen, alles besprechen und bewerten. Wichtig ist das Vertrauensverhältnis mit den Spielern und dem Trainerteam, und da ist das Vertrauen sehr groß.”

“Wenn wir überall Diskussionen anfangen, hilft das nicht”

In der Tat gibt es aus dem Mannschaftskreis keine Stimme, die sich nicht vorbehaltlos hinter Neuer stellt – abgesehen von Marc-André ter Stegen, der sich aber vorbehaltlos in sein ewiges Reservisten-Schicksal fügt. Für Neuer ist dies eine Selbstverständlichkeit. “Wichtig ist für eine Mannschaft, dass man zusammenhält. Wir haben auf allen Positionen einen starken Kader mit Klasse-Spielern. Wenn wir überall Diskussionen anfangen, hilft das nicht”, entgegnete er und forderte: “Wir müssen das machen, was uns hilft.”

Durch seinen Skiunfall und der damit verbundenen Pause hat Neuer nach der Katar-WM die Kapitänsbinde an Ilkay Gündogan eingebüßt, auch Julian Nagelsmann bestätigte beim Amtsantritt die von seinem Vorgänger Hansi Flick erfolgte Ablösung. “Es hat sich für mich wenig verändert. Ich bin trotzdem wichtiger Bestandteil mit meinem Spiel, in meinem Coaching”, sagte der Keeper, für den diese Heim-EM sein achtes Turnier ist. Auch sein letztes? “Das kann ich jetzt noch nicht verraten”, entegnete er, “aber ich werde mir meine Gedanken nach dem Turnier machen.”

Oliver Hartmann

Nagelsmanns Plädoyer: “Ich will, dass wir als Land vereint sind”

Nach 20 Tagen Vorbereitung sieht Julian Nagelsmann den EM-Gastgeber gerüstet für den Ernstfall. Im Eröffnungsspiel gegen Schottland soll die noch etwas verhaltene Vorfreude bei den Fans in Euphorie verwandelt werden.

Hofft auf Begeisterung im Land: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Hofft auf Begeisterung im Land: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

IMAGO/Eibner

Auf der Busfahrt von Herzogenaurach nach München passierten die deutschen Nationalspieler am Donnerstag schon einmal jene Arena, in der sie am Freitag in die Heim-EM starten. “Ich will, dass wir als Land vereint sind”, richtete Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der Abschluss-Pressekonferenz ein Plädoyer an den EM-Gastgeber: “Wir müssen den Heimvorteil nutzen, da brauche ich alle. Deshalb bitte sehr laut sein morgen.”

Vor gut 66.000 Fans auf den Rängen und weltweit mehrere Hundert Millionen an den TV-Schirmen geht es für die deutsche Mannschaft vor allem darum, gegen den klaren Außenseiter Schottland mit der enormen Erwartungshaltung fertig zu werden. “Wir sind die Mannschaft mit dem Tick mehr Druck, das wollen sie sicherlich ausnutzen. Wir können den Druck besiegen, und wir können Schottland besiegen”, prophezeite Nagelsmann und appellierte an die eigenen Reihen: “Ich verlange von den Spielern den Glauben an sich selbst.”

Zuletzt drei verpatzte Turnier-Starts

Die zuletzt vier Testspiele ohne Niederlage haben in Fußball-Deutschland den Glauben entfacht, dass die sechsjährige Länderspiel-Tristesse nach drei herben Turnierenttäuschungen pünktlich zur Heim-EM überwunden sein könnte.

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“Die externe Erwartungshaltung ist identisch mit der internen. Ich sehe viel Zuversicht und Glaube bei den Spielern”, sagte der Bundestrainer und lobte noch einmal die Mentalität bei der 2:1-Generalprobe gegen Griechenland, als die deutsche Mannschaft nach schwacher erster Halbzeit einen Rückstand noch in letzter Minute in einen Sieg umwandelte: “Wir haben zuletzt Mentalität bewiesen. Dieses Zeichen war wichtig.” Die Spieler hätten “die Lust und Gier, dass es besser wird als bei den vergangenen Turnieren.”

Sowohl bei der WM-Blamage 2018 in Russland wie auch bei der Corona-EM 2021 und dem Katar-Desaster 2022 startete die deutsche Auswahl mit einer Niederlage und stand fortan mit dem Rücken zur Wand. Das soll gegen die Schotten, die in der FIFA-Weltrangliste auf Position 39 und damit 26 Ränge hinter Deutschland geführt werden, anders werden. “Es ist keine klassische Kick-an-Rush-Mannschaft, sie können auch fußballerische Akzente setzen”, warnte Nagelsmann, und auch Toni Kroos rief in Erinnerung, dass man sich zuletzt gerade gegen Kontrahenten dieser Kragenweite regelmäßig sehr schwer getan habe.

Neuer besonders im Blickfeld

Der Titel-Hamster von Real Madrid, für den die EM zur Abschiedsvorstellung als Profi wird, ist seit den ermutigenden März-Auftritten gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) der alte, neue Fixpunkt in der EM-Elf. Diese ist von Nagelsmann praktisch seit diesen beiden Darbietungen in Stein gemeißelt, lediglich Marc-André ter Stegen wird durch Manuel Neuer ersetzt. Der 38-jährige Team-Senior steht nach den jüngsten Patzern beim FC Bayern und im Nationaltrikot ganz besonders im Blickfeld und unter Druck.

Nagelsmann hatte dem Weltmeister nach der Generalprobe gegen Griechenland, als ein Fangfehler von Neuer zum 0:1 geführt hatte, unzweideutig das Vertrauen ausgesprochen und dies am Donnerstag noch einmal untermauert: “Manuel hat mein Vertrauen, er wird ein gutes Turnier spielen.”

Vor Neuer bilden Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Antonio Rüdiger und Turnier-Neuling Maximilian Mittelstädt die Abwehrreihe. Kroos wird auf der Doppelsechs von Robert Andrich flankiert, der ebenfalls in sein erstes Turnier startet. Dies gilt auch für Shooting-Star Florian Wirtz, der gemeinsam mit Jamal Musiala, Kai Havertz und Gündogan die Akzente in der Offensive setzen soll.

“Generell haben wir mit den Rollengesprächen im März das Ziel verfolgt, dass wir ein Gerüst von Spielern haben, die wissen, was auf sie zukommt”, erklärte Nagelsmann seine Personal-Strategie, betonte aber auch mit Blick auf die weiteren Spiele: “Die Rollenverteilung ist kein Freifahrtschein.”

Noch kocht die Vorfreude im Gastgeberland auf kleiner Flamme, sind schwarz-rot-gold-geschmückte Balkone und Autos nur vereinzelt zu beobachten. Doch klar ist: Ein überzeugender Start würde dieses Bild schlagartig ändern.

Oliver Hartmann

Hildebrand “kann ter Stegen verstehen” – befürwortet aber Neuer als EM-Keeper

Ex-Torwart exklusiv 12.06.2024

Hildebrand “kann ter Stegen verstehen” – befürwortet aber Neuer als EM-Keeper

2:09Timo Hildebrand, Deutscher Meister 2007 und Teil des WM-Kaders 2006, sprach mit dem kicker über die Torwart-Debatte zur EM 2024 – und erklärt, warum er wie Julian Nagelsmann weiter an Manuel Neuer festhalten würde.

“Nagelsmann hätte Neuer zuhause lassen sollen”

Julian Nagelsmann will trotz der jüngsten Fehler-Serie an Manuel Neuer als EM-Stammkeeper festhalten. kicker-Kolumnist Uli Stein hätte ihn gar nicht erst mitgenommen – und kritisiert den Bundestrainer auch wegen Alexander Nübel.

Ist Manuel Neuer zu Recht noch Deutschlands Nummer 1? Uli Stein (re.) hat eine klare Meinung.

Ist Manuel Neuer zu Recht noch Deutschlands Nummer 1? Uli Stein (re.) hat eine klare Meinung.

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Eine Torwartdebatte wollte Julian Nagelsmann nach Manuel Neuers Patzer bei der EM-Generalprobe gegen Griechenland (2:1) nicht führen, wenige Tage vor dem Start der Heim-EM läuft sie aber längst. In einer kicker-Umfrage sprechen sich rund 82 Prozent der über 100.000 Teilnehmer dafür aus, mit Marc-André ter Stegen als Nummer 1 ins Turnier zu gehen.

Uli Stein geht noch einen Schritt weiter: Der kicker-Kolumnist hätte Neuer an Nagelsmanns Stelle gar nicht erst nominiert. “Nimmst du einen Manuel Neuer mit, musst du ihn auch spielen lassen. Er rechtfertigt es aber sportlich nicht mehr. Man hätte ihn schweren Herzens, jedoch mit Vernunft zu Hause lassen müssen – nach dieser wackeligen Vorbereitung!”, schreibt der Ex-Nationaltorhüter in der kicker-Montagsausgabe.

Neuers Fehler-Anhäufung stimme ihn “nachdenklich”, er sei “nicht mehr der, der er war”, so Stein. “Bei dieser EM wird es kaum einen gegnerischen Stürmer geben, der Angst hat, alleine aufs deutsche Tor zuzulaufen.” Dabei kommt die Formschwäche des 38-Jährigen für Stein nicht unerwartet: “Ein Torhüter jenseits der 30 braucht eben auch das Glück, von Verletzungen verschont zu bleiben. Dieses Glück hatte Manuel nicht. Der normale Trainings- und Spielrhythmus, der das Vertrauen und die Sicherheit in den eigenen Abläufen im Tor erhält, fehlte ihm lange Zeit. Das sieht man nun an seinem Auftreten.”

Mit seiner frühen Festlegung auf Neuer als EM-Stammtorwart habe Nagelsmann ein “hausgemachtes Problem” geschaffen. Doch noch eine zweite Entscheidung kritisiert Stein: “dass mit Alexander Nübel ein möglicher Mann der Zukunft nicht schon einmal Turnierluft schnuppern darf”. Der Torhüter des VfB Stuttgart war entgegen dem ursprünglichen Plan im letzten Moment aus dem vorläufigen Aufgebot gestrichen worden. “Stattdessen ist Oliver Baumann, dem sicher nicht mehr die große DFB-Karriere bevorsteht, dabei …”, wundert sich Stein.

Steins gesamte Kolumne und ein Pro & Contra zur deutschen Torwartfrage lest ihr in der aktuellen Montagsausgabe des kicker – hier auch als eMagazine.

622 Spieler, 219 Vereine, 24 Nationen: Eine EM-Kaderanalyse in Grafiken

Die finalen Kader der 24 Nationen für die EM 2024 in Deutschland stehen. 622 Spieler aus 219 Vereinen haben ihr Ticket für die Europameisterschaft erhalten – inklusive Dauerbrennern, potenziellen Rekordspielern und einer dominanten Liga. Eine Analyse in Grafiken.

Lamine Yamal (li.) ist der jüngste Spieler bei der EM, Thomas Müller (M.) könnte zum DFB-Rekordspieler aufsteigen und Jude Bellingham ist nur einer von zwei Legionären bei England.

Lamine Yamal (li.) ist der jüngste Spieler bei der EM, Thomas Müller (M.) könnte zum DFB-Rekordspieler aufsteigen und Jude Bellingham ist nur einer von zwei Legionären bei England.

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Deutschlands Erfahrung und Spaniens Küken

Beim Eröffnungsspiel am 14. Juni kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden ältesten Mannschaften des Turniers. Das DFB-Team liegt mit 28,59 Jahren am Tag des EM-Auftakts auf Rang 2. Überboten wird der deutsche Kader nur vom schottischen. Das Aufgebot von Trainer Steve Clarke zählt im Schnitt stolze 28,79 Jahre. Kurios dabei: Kein schottischer Spieler ist älter als 32, es stehen aber auch nur zwei Spieler unter 25 Jahren im Kader.

Die ältesten nominierten Feldspieler sind Portugals Pepe (zum Turnierauftakt 41 Jahre, 109 Tage) und Cristiano Ronaldo (39 Jahre, 130 Tage). Das Gegenstück zu den beiden Portugiesen bietet Nachbar Spanien auf. Stellt der dreimalige Europameister doch den einzigen U-18-Spieler in allen 24 EM-Kadern: Lamine Yamal wird einen Tag vor dem Finale sogar erst 17 Jahre alt.

Neuer EM-Rekordspieler für Deutschland?

Cristiano Ronaldo steht vor seiner bereits sechsten EM-Endrunde. Kein Wunder also, dass er mit Abstand die meisten EM-Spiele aller Akteure bestritt. Und das übrigens nicht nur unter den Aktiven, sondern auch historisch. Auf Rang 2 folgt sein Teamkollege Pepe, der wie Joao Moutinho 19 Spiele bestritt.

Auch bei den Torschützen liegt CR7 mit 14 Treffern mit deutlichem Abstand auf Platz 1, das ist in der EM-Historie unerreicht. Aktuell kommen ihm Antoine Griezmann (Frankreich, sieben Tore) sowie Romelu Lukaku (Belgien) und Alvaro Morata (Spanien) mit jeweils sechs Toren am “nähesten”.

Bastian Schweinsteiger, der 18-mal bei einer EM-Endrunde auflief, droht seinen Status als deutscher Rekordspieler zu verlieren. Thomas Müller und Manuel Neuer könnten ihn schon zum Ende der Vorrunde ein-, in einem möglichen Achtelfinale dann überholen.

Legionäre in den Nationalteams: Von 2 bis 26

In der UEFA-Fünfjahreswertung steht Dänemark auf Rang 16, Albanien auf Rang 47. Trotz dieses deutlichen Abstands gibt es eine Gemeinsamkeit: Das Nationalteam des jeweiligen Landes hat keinen Spieler der heimischen Liga im Kader. Dänemarks Akteure verteilen sich auf sieben Länder, alle übrigens unter den Top 8 der Fünfjahreswertung – die meisten Akteure spielen in England (11). Bei Albanien verteilen sich die Spieler sogar auf 13 unterschiedliche Nationen, die meisten davon stehen bei italienischen Klubs unter Vertrag (10).

Wenn Albanien am 1. Spieltag auf Italien trifft und Dänemark am 2. Spieltag auf England, dann kommt es auch zu einem Duell der Gegensätze. Denn bei England spielen nur zwei Akteure (Jude Bellingham in Spanien, Harry Kane in Deutschland) im Ausland, bei Italien sind es drei (Jorginho und Guglielmo Vicario in England, Gianluigi Donnarumma in Frankreich).

Englands Ligen dominieren, Saudi-Arabien mischt mit

Die 622 nominierten Spieler stehen bei Klubs aus insgesamt 35 verschiedenen Nationen unter Vertrag. Die Vereine aus England und Italien bleiben für die Bundesligisten unerreicht, was die EM-Teilnehmer angeht. Doch Spanien und Frankreich verweist das deutsche Oberhaus deutlich auf die Plätze 4 und 5.

Sechs der 35 Länder befinden sich übrigens außerhalb des UEFA-Gebiets. Während im Iran und Katar jeweils ein Akteur spielt und in Südkorea sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei, sind es in den USA bereits sieben. Getoppt wird das Ganze von Saudi-Arabien, 14 Spieler stehen dort unter Vertrag. Damit steht Saudi-Arabien insgesamt auf Platz 11 der Länder, die die meisten Spieler abstellen.

Drei Bundesliga-Klubs mit zweistelligen Abstellungen

Die Meister aus England und Italien führen auch das Ranking der Vereine an, die die meisten Spieler zur Endrunde abstellen. Doch nur die Bundesliga stellt gleich drei Klubs, die jeweils eine zweistellige Anzahl an Akteuren bei der EM haben. Insgesamt können sich 219 Vereine darauf freuen, zumindest einen EM-Fahrer in den eigenen Reihen zu haben. Bei 104 Klubs ist es exakt einer, 115 Teams haben mindestens zwei Endrundenspieler im eigenen Verein.

Größe ist nicht immer entscheidend

Vanja Milinkovic-Savic ist mit 2,02 Metern der einzige Spieler, der bei der EM die Zwei-Meter-Marke überschreitet. So ist der Keeper mit dafür verantwortlich, dass Serbien das Team mit der höchsten Durchschnittsgröße aller Spieler stellt. Am 3. Spieltag der Gruppe C kommt es in München zum “Duell der Giganten”, wenn Serbien auf Dänemark trifft.

Spanier, Portugiesen und auch Engländer könnten dagegen in Luftduellen durchaus Probleme bekommen, liegen diese drei Nationen doch am anderen Ende dieses Rankings.

Steffen Geyer, Christoph Huber