Tah-Ausfall: Nagelsmann muss fürs Achtelfinale umbauen

Deutschland hat in der ersten Hälfte gegen die Schweiz nicht nur den ersten Rückstand bei dieser Heim-EM hinnehmen müssen, es gab auch eine folgenschwere Gelbe Karte.

Klar Gelb: Jonathan Tah geht Breel Embolo zu forsch an.

Klar Gelb: Jonathan Tah geht Breel Embolo zu forsch an.

Getty Images

Da gab es keine zwei Meinungen: Als Jonathan Tah beim dritten Spiel dieser Europameisterschaft in der 38. Minute – Deutschland lag zu diesem Zeitpunkt erstmals bei dieser EM zurück – zu forsch ins Duell mit Gegenspieler Breel Embolo gegangen war, war die direkt kassierte Gelbe Karte von Referee Daniele Orsato (Italien) die absolut logische Folge.

Der Meisterspieler von Bayer 04 Leverkusen, aufgrund seiner starken Bundesliga-Saison unter Bundestrainer Julian Nagelsmann längst als fester Bestandteil der festgezurrten EM-Startelf gesetzt, war in den ehemaligen Gladbacher (inzwischen bei der AS Monaco aktiv) mit hoch ausgefahrenem Bein gesprungen – und hatte Embolo an der linken Schulter sowie am Kopf getroffen. Gelb war die Konsequenz.

Wer ersetzt Tah?

Das Bittere daran: Tah war als einer von vier DFB-Spielern vorbelastet ins Duell mit der Nati gegangen. Antonio Rüdiger wegen Meckers (27. Minute) und Maximilian Mittelstädt aufgrund eines taktischen Fouls (89.) hatten beim 2:0 über Ungarn recht unnötige Gelbe Karten gesehen, Robert Andrich (31.) war wie Tah (62.) beim 5:1 gegen Schottland bei einem Zweikampf zu spät gekommen.

Klar ist damit, dass Nagelsmann erstmals bei dieser Heim-EM seine seit den März-Länderspielen feststehende Wunschformation umbauen wird müssen – und das im Achtelfinale, dem ersten K.-o.-Spiel der Heim-EM.

Als Alternativen für den gesperrten Tah stehen etwa Champions-League-Finalist Nico Schlotterbeck (BVB), Eintracht-Profi Robin Koch sowie Bald-Dortmunder und Noch-Stuttgarter Waldemar Anton parat. Auch Nachrücker Emre Can hat in seiner langjährigen Karriere schon diverse Male im Abwehrzentrum gespielt.

Zum Thema: Wechsel steht bevor – Anton entscheidet sich für den BVB

Wird Can oft Unrecht getan? “Ich lese ja auch manchmal Instagram”

Nachnominierter Dortmunder weiß, dass er “Qualität hat” 16.06.2024

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2:25Emre Can wurde spät von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Heim-EM nachnominiert und traf direkt im Auftaktspiel gegen Schottland. Der Dortmunder sprach offen über die häufige Kritik, die unter anderem in den sozialen Netzwerken an ihm geäußert wird.

Cans On-Off-Beziehung: “Hoffe, der Freitag war erst der Anfang”

Ein wenig Verblüffung war Emre Can selbst am Sonntagmittag auf dem Podium im Pressekonferenzraum im “Home Ground” noch anzumerken, als er über die letzten Tage referierte. Aus dem Urlaub in die Torschützenliste bei der Heim-EM – für den 30-jährigen BVB-Kapitän “eine echt krasse Story”.

EM statt Urlaub: Emre Can.

EM statt Urlaub: Emre Can.

picture alliance/dpa

Der Traum vom Heimturnier war für Emre Can eigentlich ausgeträumt. In der Endphase unter Ex-Bundestrainer Hansi Flick war er eine feste Größe im Nationalteam, in Julian Nagelsmanns erstem Kader im Oktober des vergangenen Jahres aber nicht mehr vertreten. Und bis zum Mittwoch gar nicht mehr dabei.

Da saß er mit seiner Frau zu Hause am Frühstückstisch, “als Julian anrief. Erst hab ich den Anruf verpasst, dann hat er eine WhatsApp geschickt, ich hab sofort zurückgerufen, dann ging er nicht ran. Als er dann wieder zurückrief, hat er mich gefragt, ob ich Bock habe.” Can hatte Bock, natürlich. Und kann das Grinsen nicht verbergen, während er über das Zustandekommen seiner Nachnominierung nach dem Ausfall von Aleksandar Pavlovic spricht.

Vergessen ist der Ärger über die Nichtnominierung des Bundestrainers in den Monaten zuvor (“Julian hatte halt eine andere Idee, aber ich muss ehrlich sein, ich habe im ersten Halbjahr in Dortmund auch nicht so performt”) und der Frust über das verlorene Champions-League-Finale vor zwei Wochen gegen Real Madrid (0:2). “Das war ein harter Schlag, ich hatte danach zehn Tage Urlaub und wirklich keinen Sport gemacht und viel gegessen.” Der Effekt: “Das hat mir richtig gut getan, ich habe komplett abgeschaltet.”

Mental tat es mir total gut, mal so richtig runterzufahren.

Als Dänemark 1992 wegen des damaligen Krieges in Jugoslawien aus dem Urlaub für die Europameisterschaft in Schweden “nachnominiert” wurde und ohne Vorbereitung zum Titel gestürmt ist, war Can noch nicht auf der Welt. Als er Sonntag damit konfrontiert wurde, gestand er: “Die Story kenne ich nicht.”

Parallelen erkennt er sehr wohl: “Mental tat es mir total gut, mal so richtig runterzufahren.” Probleme, wieder hochzufahren, offenbart er keine. Nach einem lockeren Training am Donnerstag, dem Kurzeinsatz samt Torerfolg beim 5:1 gegen Schottland folgte am Samstag eine erste intensive Einheit, und auch nach dieser sagt der Mittelfeldabräumer: “Ich habe mich gut gefühlt.”

Seine DFB-Karriere, die in der U 14 begann und ihn durch alle Nachwuchsteams bis hoch in die A-Mannschaft führte, nennt er “eine On-Off-Beziehung. Ich weiß, dass ich oft abgeschrieben wurde. Aber ich bin ein Typ, der immer an sich glaubt. Auch, als Julian mich im Oktober nicht eingeladen hatte, habe ich gedacht, ich werde zurückkommen und es allen beweisen.”

Nur die Heim-EM hatte Can zumindest zuletzt nicht mehr in seinen Planungen vorgesehen. Am Samstag hatte seine Frau Geburtstag. Ursprünglich sollte es zu diesem Anlass nochmal auf Reisen gehen. “Wir wollten eigentlich in Spanien sein, der Plan war komplett anders.” Der Familienfrieden indes ist nicht in Gefahr durch die veränderte Reiseroute des gebürtigen Frankfurters, der zum Gruppenfinale gegen die Schweiz sogar in seiner Heimatstadt ran darf. “Es war alles anders gedacht, aber meine Frau ist sehr, sehr glücklich.” Can selbst auch: “Statt im Urlaub bin ich jetzt bei der Heim-EM – ich bin unbeschreiblich dankbar. Und ich hoffe, der Freitag war erst der Anfang.”

Sebastian Wolff

Eben noch im Urlaub, jetzt Torschütze bei der Heim-EM

Emre Can war bereits im Urlaub, als ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann drei Tage vor dem Auftakt gegen Schottland zurückbeorderte. Mit seinem Tor zum 5:1-Endstand im Eröffnungsspiel entschädigte sich der BVB-Kapitän dafür selbst – und konnte sich anschließend ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Aus dem Urlaub in den EM-Kader, von der Bank zum Torschützen: Emre Can (li.)

Aus dem Urlaub in den EM-Kader, von der Bank zum Torschützen: Emre Can (li.)

IMAGO/Sven Simon

Das Kapitel Nationalmannschaft, es schien für Emre Can unter Julian Nagelsmann bereits beschlossen. Kein einziges Mal hatte ihn der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt im vergangenen September berufen. Das bis zur Heim-EM letzte Spiel absolvierte der Abräumer und Kapitän von Borussia Dortmund noch unter Interimscoach Rudi Völler beim 2:1-Sieg über Frankreich in ebenjenem September. Entsprechend gering war die Überraschung, als Can im EM-Aufgebot von Nagelsmann fehlte.

Pavlovic musste die EM absagen

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid (0:2), bei dem Can eine gute Leistung zeigte, verabschiedete sich der 30-Jährige also in den Urlaub. Das Smartphone aber nahm er mit – zum Glück, wie sich am Mittwoch herausstellte. Denn da war klar, dass für den nominierten Aleksandar Pavlovic das Turnier keine Option ist. Eine Erkrankung verhinderte die erste EM-Teilnahme des Youngsters. Nagelsmann nominierte Can nach – und setzte ihn im Eröffnungsspiel gegen Schottland gleich ein: In der 80. Minute kam der Dortmunder für Toni Kroos ins Spiel – und traf in der dritten Minute der Nachspielzeit mit einem überlegten Schuss aus rund 18 Metern ins rechte Eck zum 5:1-Endstand.

“Ein geiles Gefühl und eine verrückte Story”, sagte Can mit einem leicht ungläubigen Schmunzeln im Gesicht später bei MagentaTV und äußerte dabei auch Dankbarkeit für Nagelsmann, den er in der Vergangenheit auch schon mal kritisiert hatte. Doch das ist vergessen – und spielt weder für Can noch für den Bundestrainer weiter eine Rolle. Dem großen Ziel – dem Sieg bei der Heim-EM – wird alles untergeordnet. Notfalls auch der längst gebuchte und bereits angetretene Urlaub.

Can: “Müssen auf dem Gaspedal bleiben”

Der erste Schritt dorthin ist getan. “Jetzt müssen wir auf dem Gaspedal bleiben”, forderte Can nach seinem zweiten Tor im 44. Länderspiel. Mit seinem gelungenen Jokerauftritt konnte sich der Sechser jedenfalls für weitere Einsätze empfehlen. Zumal Robert Andrich, der etatmäßige Sechser, gegen die Schotten eine frühe Gelbe Karte sah. Für den Leverkusener kam zur Pause zwar Pascal Groß ins Spiel und nicht Can. Gegen Mannschaften, die vom deutschen Team mehr Defensivarbeit fordern als die diesmal überforderten Schotten, könnte sich die Wechsel-Reihenfolge allerdings ändern. Vielleicht bereits am Mittwoch (18 Uhr, LIVE! bei kicker) im zweiten Gruppenspiel gegen Ungarn.

Matthias Dersch

Emre Can: Eben noch im Urlaub, jetzt Torschütze bei der Heim-EM

Emre Can war bereits im Urlaub, als ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann drei Tage vor dem Auftakt gegen Schottland zurückbeorderte. Mit seinem Tor zum 5:1-Endstand im Eröffnungsspiel entschädigte sich der BVB-Kapitän dafür selbst – und konnte sich anschließend ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Aus dem Urlaub in den EM-Kader, von der Bank zum Torschützen: Emre Can (li.)

Aus dem Urlaub in den EM-Kader, von der Bank zum Torschützen: Emre Can (li.)

IMAGO/Sven Simon

Das Kapitel Nationalmannschaft, es schien für Emre Can unter Julian Nagelsmann bereits beschlossen. Kein einziges Mal hatte ihn der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt im vergangenen September berufen. Das bis zur Heim-EM letzte Spiel absolvierte der Abräumer und Kapitän von Borussia Dortmund noch unter Interimscoach Rudi Völler beim 2:1-Sieg über Frankreich in ebenjenem September. Entsprechend gering war die Überraschung, als Can im EM-Aufgebot von Nagelsmann fehlte.

Pavlovic musste die EM absagen

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid (0:2), bei dem Can eine gute Leistung zeigte, verabschiedete sich der 30-Jährige also in den Urlaub. Das Smartphone aber nahm er mit – zum Glück, wie sich am Mittwoch herausstellte. Denn da war klar, dass für den nominierten Aleksandar Pavlovic das Turnier keine Option ist. Eine Erkrankung verhinderte die erste EM-Teilnahme des Youngsters. Nagelsmann nominierte Can nach – und setzte ihn im Eröffnungsspiel gegen Schottland gleich ein: In der 80. Minute kam der Dortmunder für Toni Kroos ins Spiel – und traf in der dritten Minute der Nachspielzeit mit einem überlegten Schuss aus rund 18 Metern ins rechte Eck zum 5:1-Endstand.

“Ein geiles Gefühl und eine verrückte Story”, sagte Can mit einem leicht ungläubigen Schmunzeln im Gesicht später bei MagentaTV und äußerte dabei auch Dankbarkeit für Nagelsmann, den er in der Vergangenheit auch schon mal kritisiert hatte. Doch das ist vergessen – und spielt weder für Can noch für den Bundestrainer weiter eine Rolle. Dem großen Ziel – dem Sieg bei der Heim-EM – wird alles untergeordnet. Notfalls auch der längst gebuchte und bereits angetretene Urlaub.

Can: “Müssen auf dem Gaspedal bleiben”

Der erste Schritt dorthin ist getan. “Jetzt müssen wir auf dem Gaspedal bleiben”, forderte Can nach seinem zweiten Tor im 44. Länderspiel. Mit seinem gelungenen Jokerauftritt konnte sich der Sechser jedenfalls für weitere Einsätze empfehlen. Zumal Robert Andrich, der etatmäßige Sechser, gegen die Schotten eine frühe Gelbe Karte sah. Für den Leverkusener kam zur Pause zwar Pascal Groß ins Spiel und nicht Can. Gegen Mannschaften, die vom deutschen Team mehr Defensivarbeit fordern als die diesmal überforderten Schotten, könnte sich die Wechsel-Reihenfolge allerdings ändern. Vielleicht bereits am Mittwoch (18 Uhr, LIVE! bei kicker) im zweiten Gruppenspiel gegen Ungarn.

Matthias Dersch

Can statt Goretzka: Die richtige Entscheidung?

Julian Nagelsmann hat Emre Can für die EM 2024 nachnominiert – Leon Goretzka geht erneut leer aus. Wir wollen wissen: Ist das die richtige Entscheidung?

Liefen auch schon gemeinsam im Nationaltrikot auf: Leon Goretzka (li.) und Emre Can.

Liefen auch schon gemeinsam im Nationaltrikot auf: Leon Goretzka (li.) und Emre Can.

IMAGO/Team 2

Weil Aleksandar Pavlovic wegen eines Infekts für die Heim-EM ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann am Donnerstag Emre Can nachnominiert. Der Kapitän von Borussia Dortmund erhielt damit auch den Vorzug vor Leon Goretzka vom FC Bayern, der als Nachrücker ebenfalls infrage gekommen wäre, aber wie schon bei der Auswahl des vorläufigen EM-Kaders leer ausgeht.

Nagelsmann hatte die Entscheidung pro Can und gegen andere – auch Rocco Reitz (Borussia Mönchengladbach), Grischa Prömel, Anton Stach (beide TSG Hoffenheim) oder Angelo Stiller (VfB Stuttgart) wären Optionen fürs defensive Mittelfeld gewesen – damit begründet, nun noch einen echten Sechser im Kader zu haben. Can, der zudem mit seiner Erfahrung punktet, ist als Back-up für Robert Andrich vorgesehen.

Trotzdem ist die Nachricht allen voran für den mindestens genauso erfahrenen, aber in seinem Spiel deutlich offensiver orientierten Goretzka bitter, der vor Nagelsmanns Amtsübernahme jahrelang fester Bestandteil der Nationalmannschaft war und bislang 57 Länderspiele absolviert hat (14 Tore).

Wir wollen von euch wissen: War es die richtige Entscheidung von Nagelsmann, Can Goretzka vorzuziehen? Stimmt hier ab:

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Warum Nagelsmann Can Goretzka vorzog

Anstelle des erkrankten Aleksandar Pavlovic übernimmt bei der Heim-EM Emre Can die Planstelle als Back-Up für das defensive Mittelfeld. Warum Julian Nagelsmann den BVB-Profi nachnominierte und beispielsweise nicht Leon Goretzka.

Mittelfeldspieler, aber unterschiedliche: Emre Can (li.) und Leon Goretzka.

Mittelfeldspieler, aber unterschiedliche: Emre Can (li.) und Leon Goretzka.

imago images (2)

Das Pech von Aleksandar Pavlovic ist das Glück von Emre Can: Der Dortmunder profitierte am Mittwoch von der erneuten Erkrankung des FC-Bayern-Profis und wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die am Freitag mit dem Spiel gegen Schottland beginnende Heim-EM nachnominiert. Noch am Abend stieß der 30-Jährige zur Mannschaft und wurde von seinem Dortmunder Mitspieler Niclas Füllkrug umgehend zum Abendessen im Home Ground ausgeführt.

“Wir wollen noch einen Sechser im Kader”

Doch warum nominierte Nagelsmann den BVB-Profi nach, der bislang unter dem 36-Jährigen noch überhaupt keine Rolle gespielt hat? Schließlich wären auch andere Kandidaten infrage gekommen: Beispielsweise der in der Vorbereitung aus der U 21 beförderte Rocco Reitz, die Hoffenheimer Grischa Prömel und Anton Stach oder Angelo Stiller vom VfB Stuttgart. Und natürlich Bayern-Profi Leon Goretzka, der über viele Jahre ein fester Bestandteil des DFB-Teams war, ehe er von Nagelsmann nicht mehr berücksichtigt wurde.

Die Antwort findet sich im gewünschten Profil: “Wir wollen noch einen Sechser im Kader und haben uns deshalb dafür entschieden, Emre Can nachzunominieren”, erklärte Nagelsmann seine Entscheidung. “Wir wollten noch einen Spieler im Kader haben, der viele Spiele absolviert hat, der weiß, mit dem Druck umzugehen. Er kann das Profil gut erfüllen, das wir jetzt gebrauchen können.”

Der Faktor Erfahrung sprach für Can

Die Erkrankung von Pavlovic, die für den Youngster extrem bitter ist, bot dem Bundestrainer die Möglichkeit, eine bisherige Unwucht in seinem Kader auszugleichen. Denn einen richtigen Ersatz für Robert Andrich, der seinem Nebenmann Toni Kroos mit seiner Körperlichkeit den Rücken freihalten soll, gab es bislang nicht. Zwar hat in der Vergangenheit auch Pascal Groß die Rolle des defensiven Sechsers übernommen, seine Stärken aber liegen ebenfalls eher im Spiel mit dem Ball. Ein Wellenbrecher ist er nicht.

Can dagegen kann diese Aufgabe ausfüllen – und hat das bereits häufig getan. So spielte neben seiner Zweikampfstärke und Robustheit auch der Faktor Routine eine große Rolle bei der Entscheidung für ihn – und gegen wesentlich jüngere und unerfahrene Kontrahenten wie Reitz, Stach oder Stiller. Für Goretzka, den die Nicht-Berücksichtigung für die Heim-EM durch Nagelsmann stark getroffen hatte, dagegen gilt das nicht. Er ist mindestens ebenso erfahren wie Can – in seinem Spiel allerdings offensiver orientiert und eher ein Achter als ein Sechser.

Matthias Dersch

Warum Can den Vorzug vor Goretzka erhielt

Anstelle des erkrankten Aleksandar Pavlovic übernimmt bei der Heim-EM Emre Can die Planstelle als Back-Up für das defensive Mittelfeld. Warum Julian Nagelsmann den BVB-Profi nachnominierte und beispielsweise nicht Leon Goretzka.

Mittelfeldspieler, aber unterschiedliche: Emre Can (li.) und Leon Goretzka.

Mittelfeldspieler, aber unterschiedliche: Emre Can (li.) und Leon Goretzka.

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Das Pech von Aleksandar Pavlovic ist das Glück von Emre Can: Der Dortmunder profitierte am Mittwoch von der erneuten Erkrankung des FC-Bayern-Profis und wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die am Freitag mit dem Spiel gegen Schottland beginnende Heim-EM nachnominiert. Noch am Abend stieß der 30-Jährige zur Mannschaft und wurde von seinem Dortmunder Mitspieler Niclas Füllkrug umgehend zum Abendessen im Home Ground ausgeführt.

“Wir wollen noch einen Sechser im Kader”

Doch warum nominierte Nagelsmann den BVB-Profi nach, der bislang unter dem 36-Jährigen noch überhaupt keine Rolle gespielt hat? Schließlich wären auch andere Kandidaten infrage gekommen: Beispielsweise der in der Vorbereitung aus der U 21 beförderte Rocco Reitz, die Hoffenheimer Grischa Prömel und Anton Stach oder Angelo Stiller vom VfB Stuttgart. Und natürlich Bayern-Profi Leon Goretzka, der über viele Jahre ein fester Bestandteil des DFB-Teams war, ehe er von Nagelsmann nicht mehr berücksichtigt wurde.

Die Antwort findet sich im gewünschten Profil: “Wir wollen noch einen Sechser im Kader und haben uns deshalb dafür entschieden, Emre Can nachzunominieren”, erklärte Nagelsmann seine Entscheidung. “Wir wollten noch einen Spieler im Kader haben, der viele Spiele absolviert hat, der weiß, mit dem Druck umzugehen. Er kann das Profil gut erfüllen, das wir jetzt gebrauchen können.”

Der Faktor Erfahrung sprach für Can

Die Erkrankung von Pavlovic, die für den Youngster extrem bitter ist, bot dem Bundestrainer die Möglichkeit, eine bisherige Unwucht in seinem Kader auszugleichen. Denn einen richtigen Ersatz für Robert Andrich, der seinem Nebenmann Toni Kroos mit seiner Körperlichkeit den Rücken freihalten soll, gab es bislang nicht. Zwar hat in der Vergangenheit auch Pascal Groß die Rolle des defensiven Sechsers übernommen, seine Stärken aber liegen ebenfalls eher im Spiel mit dem Ball. Ein Wellenbrecher ist er nicht.

Can dagegen kann diese Aufgabe ausfüllen – und hat das bereits häufig getan. So spielte neben seiner Zweikampfstärke und Robustheit auch der Faktor Routine eine große Rolle bei der Entscheidung für ihn – und gegen wesentlich jüngere und unerfahrene Kontrahenten wie Reitz, Stach oder Stiller. Für Goretzka, den die Nicht-Berücksichtigung für die Heim-EM durch Nagelsmann stark getroffen hatte, dagegen gilt das nicht. Er ist mindestens ebenso erfahren wie Can – in seinem Spiel allerdings offensiver orientiert und eher ein Achter als ein Sechser.

Matthias Dersch

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