Aachen im Aufstiegsjubel: “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht”

Auf der Couch feierte Alemannia Aachen am Freitag den Aufstieg in die 3. Liga. Elf Jahre Regionalliga mit all den anvisierten, aber gescheiterten Anläufen sind vorbei. Da freuten sich auch ehemalige Weggefährten aus noch erfolgreicheren Zeiten mit.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Die Feier kann beginnen: Alemannia Aachen steht seit Freitagabend als Aufsteiger in die 3. Liga fest.

Andre van Elten

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Als der Aufstieg endlich, endlich perfekt war, brachen bei Alemannia Aachen alle Dämme. Vor einer Leinwand im Tivoli hatte die Mannschaft die Partie des Konkurrenten Wuppertaler SV verfolgt, in der Stadionkneipe “Klömpchensklub” zitterten die Fans mit. Als die Niederlage des WSV bei Fortuna Köln besiegelt war, tanzten Spieler und Anhänger Ringelpiez – mit einer Plastik-Meisterschale in der Hand.

Elf Jahre hatte der Traditionsverein und ehemalige Europapokalteilnehmer darauf gewartet, die trostlose Regionalliga nach oben zu verlassen. Am Freitag war es endlich so weit, und zu den ersten Gratulanten gehörte Ex-Spieler Erik Meijer. “Aufstieg, endlich, nach all den Jahren. Ich bin sowas von froh, dass ihr es geschafft habt”, sagte Meijer in einer Video-Botschaft an die “Aachener Zeitung”.

100 Aachen-Fans in Köln

Auch in der Stadt feierten Tausende Fans vor dem Rathaus und in den Kneipen der Pontstraße eine Spontan-Party, zündeten ein Feuerwerk und machten die Nacht zum Tag. Etwa 100 Alemannen waren sogar ins Kölner Südstadion gefahren, um die Wuppertaler Niederlage hautnah zu erleben. “Es ist wahnsinnig, da hat sich nichts geändert. Fans bleiben Fans und wissen immer, den Weg zum Tivoli zu finden. Es ist euch sowas von gegönnt”, sagte Meijer.

Der ehemalige Bundesligist hatte in der Saison 2004/05 als Pokalfinalist noch am UEFA-Pokal teilgenommen. Danach folgte der freie Fall, seit 2013 spielte die Alemannia nur noch in der vierten Liga. Zeitweise kamen nur noch 4000 Fans an den neuen Tivoli, der sich als Millionengrab des Klubs erwies. Doch das Stadion ist längst wieder voll, für die große Aufstiegsparty im Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt am Samstag hatte die Alemannia 30.000 Tickets verkauft.

Glückwünsche aus Heidenheim

Grüße kamen nach dem Aufstieg auch aus Heidenheim von FCH-Trainer Frank Schmidt, der von 1998 bis 2003 für die “Kartoffelkäfer” gespielt hatte. “Herzlichen Glückwunsch Alemannia. Ich wünsche euch für die 3. Liga viel Erfolg – auch für die Aufgaben, die sich neu stellen werden”, sagte Schmidt. Sportlich scheint der TSV zumindest gewappnet für höhere Aufgaben, das Team ist seit November ungeschlagen.

Und auch feiern kann die Mannschaft. Zu später Stunde präsentierten sich die Spieler am Tivoli den ersten Fans – und stimmten einen Klassiker an. “Aus meinem Traum bin ich heut’ aufgewacht” heißt das Lied, das durch die Nacht hallte. Dabei war es wohl eher ein Alptraum, der an diesem Abend endlich endete.

Historisch weit auseinander: Wo Gladbach ein Vorbild für Frankfurt ist

In der Bundesliga-Tabelle liegt Eintracht Frankfurt sechs Plätze und 14 Punkte vor Borussia Mönchengladbach. Doch in einer Hinsicht liegen die Fohlen klar vor den Hessen. Beide stoßen sogar in historische Dimensionen vor.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

Frankfurt um Omar Marmoush (li.) trifft nur aus dem Spiel heraus, Gladbach um Robin Hack (re.) gerne nach Ecken.

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Auf den ersten Blick wirkt die Statistik recht freundlich: Die letzten 29 Treffer von Eintracht Frankfurt fielen allesamt aus dem Spiel heraus. Seit Erfassung der Standardsituationen zur Saison 2004/2005 gab es in der Bundesliga noch nie eine derart lange Serie.

Das sollte einerseits für eine gewisse Spielstärke sprechen und für die Tatsache, dass das Team von Trainer Dino Toppmöller nicht von Standardsituationen abhängig ist. Es heißt aber auch: Die letzten 29 Tore fielen eben nicht nach einem ruhenden Ball. Und das gab es in den letzten knapp 20 Jahren logischerweise auch noch nie.

Besonders eklatant ist die Standard-Schwäche der SGE bei Eckbällen. Das letzte eigene Tor erzielte Frankfurt vor rund eineinhalb Jahren: Am 6. November 2022 traf Ansgar Knauff nach einer verlängerten Ecke von Mario Götze zum 2:1-Siegtreffer in Augsburg. Bis heute folgten 254 Ecken ohne Ergebnis. Auch die sechs Ecken am vergangenen Wochenende brachten keinen Erfolg – obwohl es mal wieder zu Hause gegen Augsburg ging, das noch dazu vor der Partie eines der Teams mit den meisten Eckball-Gegentoren der Liga war.

Bereits zuvor hatte Frankfurt den Rekord seit Beginn der Datenerfassung gebrochen. Den hielt zuvor Arminia Bielefeld mit zwischenzeitlich 245 Ecken ohne Tor. “Natürlich haben wir dieses Thema auf dem Schirm und arbeiten im Training daran”, sagt Innenverteidiger Robin Koch, mit 1,91 Meter Körpergröße ein potenzieller Abnehmer bei Standards, dem kicker. “Wir brauchen einfach mal das Quäntchen Glück, dass ein Ball reingeht. Ich glaube, dass dann der Bann gebrochen ist.”

Vielleicht würde aber auch ein Crash-Kurs oder Trainings-Spionage bei Borussia Mönchengladbach helfen. Denn obwohl die Fohlen in der Tabelle sechs Plätze und 14 Punkte hinter Frankfurt liegen, sind sie in dieser Beziehung das strahlende Vorbild für die Eintracht: Das zwischenzeitliche 3:3 durch Robin Hack beim turbulenten 3:4 in Hoffenheim am vergangenen Samstag war bereits das 14. Saisontor der Borussia im Anschluss an eine Ecke – vereinsübergreifend neuer Bundesligarekord seit Beginn der detaillierten Standard-Erfassung 2004/05.

Mönchengladbach überholte durch Hacks Tor bereits frühzeitig zwei Teams, die sich den Bestwert bislang mit jeweils 13 Toren geteilt hatten: Einerseits Werder Bremen 2004/2005 und andererseits – ja, tatsächlich – Eintracht Frankfurt. In der Saison 2019/2020 erzielten die Hessen unter Adi Hütter ebenfalls 13 Tore nach Ecken. Aus dem heutigen Kader damals bereits dabei: Kevin Trapp, Makoto Hasebe, Timothy Chandler und Sebastian Rode – alle nicht gerade Experten fürs Toreschießen.

Vielleicht ja aber auch gar nicht so schlimm. Denn Hütters Eintracht wurde am Saisonende trotz all der Ecken-Tore “nur” Neunter, in dieser Saison dürfte Frankfurt wohl besser abschneiden. Und in Mönchengladbach dürfte der neue Rekord wohl auch nur in die Kategorie “schwacher Trost” fallen.

Maza: Wut-Anfall von Dardai

Er ist einer der größten Hoffnungsträger bei Hertha BSC – und wurde gegen Hannover 96 (1:1) noch auf dem Platz vom eigenen Trainer zusammengefaltet. Ibrahim Maza stand am Freitagabend unfreiwillig im Blickpunkt.

Schimpfte seinen Schützling Ibrahim Maza lautstark zur Halbzeitpause: Hertha-Trainer Pal Dardai.

Schimpfte seinen Schützling Ibrahim Maza lautstark zur Halbzeitpause: Hertha-Trainer Pal Dardai.

IMAGO/Beautiful Sports

Das Wut-Stakkato nahm beinahe kein Ende. Pal Dardai lief mit dem Halbzeitpfiff auf den Rasen des Berliner Olympiastadions und direkt auf Ibrahim Maza zu, der in Richtung Kabine unterwegs war. Dardai redete mit grimmiger Miene und wild gestikulierend auf den Youngster ein, der an der Seitenlinie wartende Florian Niederlechner konnte den aufgebrachten Chef nicht wirklich besänftigen. Es war das lautstarke Finale einer ersten Halbzeit, in der Maza nach dem Geschmack seines Trainers seinem Job nicht gewissenhaft genug nachgegangen war. “So ein defensives Verhalten geht nicht. Man kann nicht spazieren, wir sind nicht bei der U19”, sagte Dardai nach dem Abpfiff bei Sky.

Tränen bei Maza

“Er hat es jetzt abbekommen und muss sein Leben lang den Gedanken drin haben, nicht in der Aktion stehen zu bleiben. Er muss mitmachen. Zweite Halbzeit hat er sehr diszipliniert gespielt.” In der Pressekonferenz nach dem Spiel brachte Dardai von sich aus die Causa Maza zur Sprache. “Ich habe ihn richtig angepackt wegen seines defensiven Verhaltens. Ich bin kein Laptoptrainer. Wir haben es auf dem Laptop hundertmal gezeigt. Ich habe es damals genauso von Jürgen Röber abbekommen und es für mein Leben gelernt. Man verteidigt in der Aktion bis zum Ende und bleibt nicht stehen. Er muss davon lernen.”

In der Halbzeitpause sollen beim deutschen U-19-Nationalspieler sogar Tränen geflossen sein. Als Maza zur zweiten Halbzeit wieder auf den Rasen kam, gab’s Trost von Mitspielern wie Linus Gechter und eine aufmunternde Geste von Athletiktrainer Henrik Kuchno. Als Maza nach 72 Minuten ausgewechselt wurde, bekam er von Dardai die Wange getätschelt und einen Klaps auf den Hinterkopf.

Wir können keinen in Watte packen, der Trainer denkt sich was dabei. Da darf man auch ab und zu ein bisschen härter miteinander umgehen.

Fabian Reese über Dardais Wutanfall

Führungsspieler wie Kapitän Toni Leistner und Fabian Reese wollten die Szene nicht überbewerten. “Der Trainer war mit der einen oder anderen Situation gerade in der Rückwärtsbewegung nicht zufrieden”, sagte Leistner. “Das war der ausschlaggebende Punkt, warum der Trainer ausgerastet ist.” Bleibende Folgen befürchtet er nicht: “Der Junge hat so viel Selbstvertrauen. Da nimmt er mal einen Schluck Wasser und schluckt das runter, dann geht es weiter. Ibo hat in der zweiten Halbzeit eine gute Reaktion gezeigt, indem er die eine oder andere Situation eins gegen eins gut aufgelöst hat.”

Reese fand ähnliche Worte: “Grundsätzlich sind wir hier im Herrenfußball. Ich war auch mal ein jüngerer Spieler, da kriegt man ab und zu ein bisschen Fett weg”, sagte der Flügelspieler. “Das macht einen stärker, da muss man durch. Ob es gerechtfertigt ist oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ab und zu muss man sich das mal anhören. Fakt ist: Wenn man vorn stehen bleibt und das zwei-, dreimal zu viel, das sehen die Trainer nicht ganz so gern. Und dann noch zwei-, dreimal wegrutschen und in Situationen unglücklich aussehen, das sind so Sachen, die bringen den Trainer in dem Moment zur Weißglut. Wir können keinen in Watte packen, der Trainer denkt sich was dabei. Da darf man auch ab und zu ein bisschen härter miteinander umgehen.”

Reeses Lob für Maza

Auch Reese lobte Maza für die Reaktion im zweiten Durchgang: “Ibo hat sich einmal geschüttelt und direkt am Anfang der zweiten Halbzeit vier, fünf gute Aktionen gemacht. Die Jungen haben hier eine große Chance, relativ viele Spielminuten zu bekommen. Das ist einmalig. Von daher sollen sie sich den Arsch aufreißen und in der Offensive wie in der Defensive das Maximale geben.”

Mit der Standpauke nicht bis zum geschützten Bereich der Kabine zu warten, sondern schon auf dem Rasen loszuledern, war Dardai unplugged. Maza, der vor einem Jahr trotz Angeboten aus der Bundesliga seinen Vertrag in Berlin bis 2026 verlängert hatte, hatte die Hinrunde dieser Saison wegen einer Meniskus-Verletzung verpasst. In der Rückrunde beweist er seinen Wert. Er soll in der neuen Saison ein zentraler Baustein des Hertha-Teams werden, das den Aufstieg anpeilt.

Allerdings gibt es für den Zehner erneut Interessenten aus der Bundesliga, auch ein englischer und ein italienischer Erstligist haben Herthas aktuell wohl größtes Talent auf dem Radar. In den vergangenen Wochen war der Youngster mit seiner Joker-Rolle nicht vollends happy. Gegen Hannover durfte er starten, legte eine äußerst unglückliche erste Halbzeit hin – und wurde vor aller Augen vom eigenen Chef zerlegt. Ob das seine Lust auf einen Verbleib fördert, wird sich zeigen.

Steffen Rohr

“99 Prozent verstehen Fußball nicht”: Fan-Ärger bei Kramaric

Die TSG Hoffenheim hat es verpasst, im Kampf um Platz sieben vorzulegen. In Bochum wachten die Kraichgauer zu spät auf. Nach der Partie kam es zu einer unangenehmen Aussprache mit den Fans.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

Andrej Kramaric im Dialog mit einem Fan auf dem Zaun.

IMAGO/DeFodi

Mit Freiburg und Augsburg befindet sich Hoffenheim in der Schlussphase der Saison im Dreikampf um Platz sieben, der wohl für die Teilnahme an der Conference League reichen wird. In Bochum hatte die TSG die Chance, gegenüber der Konkurrenz vorzulegen. Doch die Kraichgauer waren 70 Minuten lang chancenlos, erst in den letzten Minuten wachte Hoffenheim auf.

Andrej Kramaric hatte die eigentlich schon entschiedene Partie mit seinem Doppelpack wieder spannend gemacht, die Aufholjagd kam letztlich aber zu spät. “Schade, dass wir erst in den letzten 20 Minuten Fußball gespielt haben”, ärgerte sich der Kroate, der selbst mit schwachem Abwehrverhalten am zwischenzeitlichen Bochumer 2:0 direkt beteiligt war. “Wir wussten genau, was auf uns zukommt. Wir wussten, wie Bochum zuhause spielt. Am Ende haben sie verdient gewonnen, das muss man klar so sagen”, so Kramaric bei DAZN weiter.

Baumann: “Ich erwarte, dass sie umswitchen”

Hoffenheim sei zwar laut Kramaric “nicht die erste Mannschaft, die hier Probleme hatte”, Bochums erdrückende Dominanz war dennoch ernüchternd für die TSG und ihre Ambitionen. Diese sind mittlerweile auch wieder auf den Anhang übergeschwappt – und dieser zeigte sich nach Schlusspfiff arg frustriert. “Die Fans waren enttäuscht, was auch in Ordnung ist. Ich erwarte aber schon, dass sie irgendwo umswitchen, weil wir letztes Jahr fast abgestiegen sind und dieses Jahr eine deutlich bessere Runde spielen. Es war ein bisschen emotional. Von ihrer Seite und von unserer Seite”, erklärte Oliver Baumann die Szenen nach Schlusspfiff, als unter anderem Kramaric wütend in Richtung Gästeblock gestikulierte. “99 Prozent (der Fans, Anm. d. Red) verstehen Fußball nicht, da braucht man gar nicht zu reden. Natürlich war ich in diesem Moment ein bisschen sauer”, sagte der Doppeltorschütze.

Letztlich folgte die gesamte Mannschaft in die Kurve, weitere Eskalationen gab es nicht. Die Enttäuschung über die Niederlage war derweil auch Trainer Pellegrino Matarazzo anzumerken. Seine Mannschaft habe es nicht geschafft, sich aus dem Bochumer Druck zu befreien. “Sie haben uns extrem gestresst.” Das hatte laut Hoffenheims Coach auch damit zu tun, dass “wir uns vorne nicht behauptet haben und zu selten die Tiefe gesucht haben”. Vor allem das Tempo von Maximilian Beier habe Matarazzos Elf überhaupt nicht ins Spiel gebracht.

So bleibt Hoffenheim an diesem Spieltag nur die Zuschauerrolle und die Hoffnung, dass die Konkurrenz ebenfalls stolpert. Freiburg spielt am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zuhause gegen Wolfsburg, Augsburg empfängt zeitgleich Werder Bremen.

Ende der Talfahrt: Butschers Premiere mit Feuerwerk und Zitter-Finale

Fast 80 Minuten lang war der VfL Bochum komplett überlegen gegen die TSG Hoffenheim. Am Ende musste VfL-Trainer Heiko Butscher aber noch mächtig um seinen ersten Sieg bangen.

Große Erleichterung nach Abpfiff: Heiko Butscher feiert seinen ersten Sieg als Bochum-Coach.

Große Erleichterung nach Abpfiff: Heiko Butscher feiert seinen ersten Sieg als Bochum-Coach.

IMAGO/pepphoto

Es wäre fast ein Ende nach Art des Hauses geworden. Nicht nur ein Spiel hat der VfL in dieser Saison in den Schlussminuten schon in den Sand gesetzt, gab bereits mehrmals eine verheißungsvolle Führung in den letzten Minuten noch aus der Hand. Diesmal ging es gerade noch gut für den VfL.

Als “wichtigstes Spiel der Saison” hatte Trainer Heiko Butscher die Partie gegen die TSG Hoffenheim ausgerufen, entsprechend engagiert gingen seine Spieler zu Werke und drückten Hoffenheim quasi an die Wand. Am Ende aber zitterte sich der VfL zum ersten Erfolg nach acht sieglosen Spielen und setzte ein starkes Zeichen im Abstiegskampf.

Die Gastgeber legten an der Castroper Straße los wie die Feuerwehr, hatten in den ersten sechs Minuten schon drei Top-Chancen und starteten ein wahres Angriffsfeuerwerk. Über 30 Torschüsse der Gastgeber verzeichneten die Statistiker, rund ein Dutzend Torchancen erspielte sich der VfL, führte bis in die Schlussphase scheinbar ungefährdet mit 3:0.

Der erste Hoffenheimer Gegentreffer sorgte schon für böse Erinnerungen, spätestens nach dem 2:3 aber zitterten die Bochumer, wackelten und kämpften sich diesmal mit letzter Luft noch ins Ziel, um tatsächlich den eminent wichtigen Dreier einzufahren.

Drei Tore waren dem VfL im Jahr 2024 zum bisher einzigen Mal am 18. Februar beim 3:2 gegen den FC Bayern gelungen. Auch diesmal gab es drei erfolgreiche Torschüsse, am Ende stand wieder ein 3:2, und mit diesem Erfolg haben die Bochumer zumindest den freien Fall gestoppt und wieder ein wenig Selbstvertrauen getankt nach langen und erfolglosen Wochen.

Chance auf den direkten Klassenerhalt

Sehr engagiert packte die Mannschaft ihre Chance beim Schopf, zeigte die erwünschte und von Butscher geforderte Leidenschaft und schien lange ungefährdet. Wie wackelig das Gesamtgebilde aber ist, zeigten dann die Schlussminuten, die einmal mehr nichts für schwache Nerven waren. Doch mit Geschick und ein bisschen Glück überstand der VfL auch die hitzige Schlussphase und die fünf Minuten Nachspielzeit.

Ein starkes Zeichen der Gastgeber, denn mit dem ersten Sieg für Trainer Butscher, der vor zweieinhalb Wochen von Thomas Letsch übernommen hatte, setzt der VfL zu Beginn des 31. Spieltags die Kontrahenten im Keller unter Druck. Mainz 05 und Union Berlin überholt, bis auf einen Punkt herangerückt an den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach: Plötzlich besitzt der VfL wieder die Perspektive, vielleicht doch den direkten Klassenerhalt zu schaffen, wie in den beiden vergangenen Jahren auch.

“Was für ein geiles Spiel”

“Was für ein geiles Spiel, das ist unbeschreiblich”, so Spielmacher Kevin Stöger, der mit einem grandiosen Freistoß aus 20 Metern für die Bochumer Führung gesorgt und später noch das dritte Tor erzielt hatte. Seit Wochen wird der Österreicher mit Union Berlin in Verbindung gebracht, “da wird viel geschrieben”, so Stöger, “aber ich verspreche: So lange ich hier bin, gebe ich alles und bin nur hier beim VfL.”

Gegen Hoffenheim seien “Team und Umfeld als Einheit aufgetreten, alle haben gemeinsam für den Sieg gefightet. So tut dieser Sieg unheimlich gut”, urteilt Stöger. Und nun? Am Sonntag in acht Tagen tritt der VfL zum Kellerduell bei den Eisernen an, dann fehlt allerdings Kapitän Anthony Losilla, der gegen Hoffenheim die zehnte Gelbe Karte sah. Dafür wird aber der gegen Hoffenheim gesperrte Patrick Osterhage wieder dabei sein.

Oliver Bitter

Güler veredelt Geniestreich: Reals B-Elf glückt Bayern-Generalprobe

In San Sebastian schonte Real Madrid seine Kräfte, gewann dennoch dank einer genialen Aktion 1:0 und tankte frisches Selbstvertrauen für den bevorstehenden Kracher in München.

Geballte Faust: Arda Güler beim Torjubel.

Geballte Faust: Arda Güler beim Torjubel.

picture alliance / Anadolu

Weil Real Madrid der Titel in La Liga bei bereits zweistelligem Punktevorsprung eigentlich nicht mehr zu nehmen ist und die Königlichen am Dienstag in der Champions League das Halbfinal-Hinspiel beim FC Bayern vor der Brust haben, entschied sich Trainer Carlo Ancelotti dazu, beim Gastspiel in San Sebastian eine bessere B-Elf aufzubieten.

Der angeschlagene Bellingham glänzte ebenso durch Abwesenheit wie Fede Valverde, Vinicius Jr. oder die beiden DFB-Akteure Kroos und Rüdiger. Profiteure der Wechselorgie waren unter anderem Fran Garcia, Ceballos, Arda Güler, Brahim Diaz oder Joselu. Im Tor stand Kepa statt Lunin.

Sonderlich spektakulär war die Partie in Hälfte eins nicht. Viel spielte sich zwischen den Strafräumen ab, umso weniger in selbigen. Zu Beginn setzten die Basken über Kubo (8., 15.) kleinere Nadelstiche, wurden aber dann eiskalt abgeduscht: Tchouameni packte einen überragenden Diagonalpass auf Carvajal aus, der von rechts das Auge für Arda Güler in der Mitte hatte – 1:0 (29.).

Kurz darauf bejubelte San Sebastian den vermeintlichen schnellen Ausgleich durch Kubo. Nach VAR-Check wurde der Treffer aber wieder einkassiert, weil in der Entstehung Barrenetxea Tchouameni klar gefoult hatte (32.). Das war es dann auch schon mit Höhepunkten in Hälfte eins, in der sich die Königlichen aufgrund der Harmlosigkeit der Gastgeber nicht sonderlich strecken mussten, um mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen.

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“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.


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Auch nach dem Seitenwechsel war es eine dröge Angelegenheit. Madrid machte nicht mehr als nötig, während San Sebastian ratlos und damit auch hilflos anmutete. Gefordert wurden die Königlichen, bei denen Vini Jr., Camavinga und Rüdiger auch noch ein bisschen Wettkampfluft schnuppern durften, nicht wirklich. Sie versäumten es aber auch, den Sack frühzeitig zuzumachen und mussten deshalb hintenraus sogar ein wenig zittern – mehr aber auch nicht.

Durch den Sieg festigten die Blancos ihre Spitzenposition in La Liga und sparten zudem Kräfte für den anstehenden Champions-League-Kracher beim FC Bayern München am kommenden Dienstag (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker).

Nach einem Jahr Absenz: Leicester City kehrt in die Premier League zurück

Schon vor dem eigenen Spiel ist es offiziell: Leicester City kehrt rund elf Monate nach dem überraschenden Abstieg aus der Premier League zurück in die höchste englische Spielklasse. Frühzeitig ermöglicht wurde dieses Szenario durch den Ausgang einer anderen Partie.

Leicester City ist schon vor dem eigenen Gastspiel am Montag bei Preston North End in die Premier League aufgestiegen.

Leicester City ist schon vor dem eigenen Gastspiel am Montag bei Preston North End in die Premier League aufgestiegen.

IMAGO/Pro Sports Images

“Wir brauchen noch einen Sieg, dann ist der Job erledigt”, jubelte Leicester-Trainer Enzo Maresca nach dem jüngsten 5:0 der Foxes über den FC Southampton. Am Freitagabend wurde jedoch klar: Diesen benötigt es gar nicht mehr. Weil Aufstiegskonkurrent Leeds United um Gladbachs Ex-Trainer Daniel Farke mit 0:4 bei den Queens Park Rangers verlor, steht der Aufstieg und die damit verbundene Rückkehr in die Premier League nach einem Jahr Absenz bereits vor dem eigenen Spiel bei Preston North End fest.

Zwölf-Punkte-Vorsprung zwischenzeitlich verspielt

Leicester war in der vergangenen Saison völlig überraschend aus der höchsten englischen Spielklasse in die Championship abgestiegen, bestätigte seine Favoritenrolle in dieser Saison dennoch standesgemäß. Mit ihrem neuen Trainer Maresca, der 2023 auf Dean Smith folgte, wussten die Foxes von Beginn der laufenden Spielzeit an zu überzeugen und verließen die Top 3 seit dem zweiten Spieltag nicht mehr.

Von Spieltag acht bis 38 thronte der Premier-League-Sieger von 2016 sogar durchgehend an der Tabellenspitze, gab einen Zwölf-Punkte-Vorsprung unlängst nach vier Niederlagen in sechs Spielen zwischenzeitlich sogar noch aus der Hand. Die Foxes kämpften sich nach dem Abfallen auf den dritten Platz aber wieder zurück und hätten den Aufstieg ohnehin mit einem eigenen Sieg am Montag bejubeln dürfen.

Nun ist es schon vier Tage früher soweit, weil die Konkurrenz aus Leeds klar verloren hat. Feiern können die Foxes im Rahmen ihrer letzten beiden Spiele am Montag bei Preston North End und eine Woche später beim letzten Heimspiel der Saison gegen die Blackburn Rovers.

Irvine geht als Serientäter voran

Der Jubel war ekstatisch am Hamburger Millerntor, die Bedeutung des Sieges immens. Der FC St. Pauli hat mit dem 1:0 gegen Hansa Rostock den nächsten Schritt Richtung Bundesliga gemacht – und der Kapitän ist wieder einmal eindrucksvoll vorneweg gegangen.

Torschütze und Leistungsträger: Kapitän Jackson Irvine.

Torschütze und Leistungsträger: Kapitän Jackson Irvine.

IMAGO/Ostseephoto

Nach einem Eckball von Marcel Hartel war Jackson Irvine per Kopf zur Stelle und hat damit gleich zwei Serien fortgesetzt. Im vierten Spiel in Folge war der Kiez-Klub nach einer Eckball-Variante erfolgreich. Hinzu kommt: Seit drei Jahren ist der Australier in Hamburg, hat drei Mal mit St. Pauli daheim gegen Hansa Rostock gespielt, jedes Mal gewonnen – und vor allem auch jedes Mal getroffen.

“Es ist unglaublich, ich treffe zum dritten Mal in Folge in einem Heimspiel gegen Rostock. Das fühlt sich unfassbar gut an.” Und es ist für St. Pauli unfassbar wichtig. Weil sich der Aufstiegsfavorit im ersten Durchgang schwer tat gegen das hohe Pressen der Rostocker und wenige Lösungen fand. Irvine fand sich an den Auftritt in der Vorwoche in Hannover erinnert. “Die Spielverläufe ähnelten sich, es war anfangs schwierig, und wir konnten uns bei Niko bedanken.”

Als Kapitän muss man vorangehen

Jackson Irvine

Keeper Nikola Vasilj hatte wie schon beim 2:1-Sieg bei 96 auch am Freitagabend wieder zwei Glanzmomente, rettete jeweils herausragend gegen Juan-José Perea. “In der zweiten Hälfte”, konstatiert Irvine, “haben wir es dann sehr gut gespielt.” Dass sein Treffer den entscheidenden Schuss Sicherheit gab, hat er sehr wohl registriert, empfindet es aber als seine Pflicht. “Als Kapitän”, sagt der 31-Jährige, “muss man vorangehen. Ich versuche, damit schon im Training anzufangen.”

Sein Trainer sieht das genauso und streicht Irvines Anführer-Tugenden ausdrücklich heraus: “Ich bin froh, dass ich Jacko habe. Nicht nur, aber natürlich gerade auch jetzt in dieser Phase.” Auch Fabian Hürzeler hat natürlich bemerkt, wie schwer St. Pauli der so wichtige Dreier gefallen ist. “In der ersten Hälfte hatten wir Probleme, waren nicht so klar in unseren Abläufen.” Dann aber traf Irvine kurz nach der Pause und legte die Basis für einen fortan zwar nicht glanzvollen, aber souveränen Auftritt.

“Dieser Sieg”, weiß Hauke Wahl, “hat eine immense Bedeutung.” Und die nächste Partie von immenser Bedeutung steht schon vor der Tür: das Derby beim HSV am kommenden Freitagabend im Volkspark. “Wir Spieler wissen, was den Fans dieses Spiel bedeutet”, versichert Irvine. Der Kapitän ist wild entschlossen, wieder vorneweg zu gehen.

Sebastian Wolff