Andrichs Aufstieg zum emotionalen Anführer

Der Platz neben Toni Kroos war einer der wenigen, der während der ersten Lehrgangswoche in Frankfurt noch offen erschien. Seit Samstag und dem 2:0 in Frankreich scheint dieser vorerst zementiert: Robert Andrich hat seine Startelf-Chance in Lyon höchst eindrucksvoll genutzt.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Jan Huebner

Dass der 29-jährige Leverkusener Robert Andrich am Tag vor dem Heimspiel gegen die Niederlande (Dienstag, 20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) einen Platz auf dem Pressekonferenzpodium zugewiesen bekommen hatte, war schon ein erster Hinweis, dass er auch seinen Platz in der Anfangsformation behält.

Julian Nagelsmann legt sich diesbezüglich auch fest: Der Bundestrainer hat keine Wechsel vorgesehen und sagt ganz konkret auf seine Besetzung des defensiven Mittelfeldes: “Beide Sechser ergänzen sich sehr gut.” Das bedeutet: Andrich hat im Duell mit Pascal Groß die Nase vorn – und benennt so klar und schnörkellos seine Rolle wie er sie auf dem Platz auch ausfüllt: “Es passt so gut zwischen Toni (Kroos; Anm. d. Red.) und mir, weil man seine Qualitäten wirklich nicht groß beschreiben muss. Er ist einfach super, und ich versuche ihm mit meiner Spielintelligenz so zuzuarbeiten, dass er seine Qualitäten ausspielen kann, dass er unfassbar wichtig für uns ist. Ich soll für eine gewisse Stabilität sorgen und mit meiner Mentalität Sicherheit geben.”

Andrich musste sich “frühzeitig immer wehren”

Mit dieser Selbsteinschätzung gibt sich Andrich deutlich zurückhaltender als er auf dem Platz auftritt. In Lyon duellierte er sich im Zweikampf eisenhart mit Kylian Mbappé, trieb den Superstar mit seiner Resolutheit sogar zur Tätlichkeit und an den Rande eines Platzverweises. Und gibt der Mannschaft damit ein Element, das ihr sichtbar gut tut.

“Die Mentalität, immer eklig zu sein und mich immer zu wehren”, sagt er, “resultiert daraus, dass ich erst mit 17, 18 Jahren richtig gewachsen bin. Ich musste mich frühzeitig immer wehren. Diese Mentalität habe ich nie verloren.”

Rasant gewachsen ist Andrich auch in den zurückliegenden Jahren nochmals. So sehr, dass er in diesen Wochen und Monaten drauf und dran ist, sich im Verein und der Nationalelf, Träume zu erfüllen. Mit Bayer Leverkusen kämpft der Mittelfeldabräumer noch um drei Titel, dazu winkt der Startplatz in der Heim-EM-Elf – das ist ziemlich viel auf einmal, und Andrich sagt: “Es gibt schon immer mal Momente, in denen man das kurz genießen kann. Ich und wir alle waren zum Beispiel sehr, sehr glücklich nach dem Sieg in Frankreich. Aber es geht darum, eine Mischung zu finden, das zu genießen und gleichzeitig richtig einzuordnen.” Das bedeutet: “Dienstag geht es weiter, ein Spiel reicht nicht.”

Die Gefahr, dass Andrich ein Spiel reichen könnte, besteht keinesfalls. “Ich will zeigen, dass ich meinen Platz verdient habe.” Und dass, obwohl er findet, dass das von Nagelsmann in diesen Tagen vielzitierte Momentum gar nicht so sehr auf seiner Seite ist im Leverkusener Ensemble. “Gefühlt habe ich persönlich die wenigste Spielzeit in den zurückliegenden fünf Jahren, weil wir eine brutale Saison spielen.”

Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren.

Robert Andrich über seinen Bayer-Coach Xabi Alonso

Eine Weiterentwicklung registriert er unter seinem Vereinstrainer Xabi Alonso dennoch: “Was die Mentalität angeht, hat er bei mir sehr, sehr viel bewegt. Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren, das hat mir mitunter gefehlt, ich war oft zu emotional.” Mit kühlem Kopf ist Andrich nun auf dem Weg zu einem emotionalen Anführer als Schattenmann von Dreh- und Angelpunkt Kroos.

Sebastian Wolff

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber

Bayer und die Titelfrage: Warum Andrich so optimistisch ist

Bayers Robert Andrich hat offenbar keine Zweifel mehr am Gewinn der Meisterschaft. Die Gerüchte um Xabi Alonso nimmt er wahr, will sich aber nicht beirren lassen.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es ist eine besondere Saison für Robert Andrich – auf Verbands- wie Vereinsebene. Zum einen feierte er im November 2023 sein Länderspieldebüt, wurde unlängst zum dritten Mal fürs DFB-Team nominiert und könnte an diesem Samstag, wenn Deutschland in Lyon auf Frankreich trifft, von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die Startelf berufen werden. Zum anderen ist der 29-jährige Mittelfeldmann mit Bayer 04 auch nach 38 Pflichtspielen ungeschlagen und besitzt nach wie vor alle drei möglichen Titeloptionen.

Die Bundesliga-Tabelle führt Leverkusen mit zehn Punkten vor dem FC Bayern an. Im DFB-Pokal trifft Bayer im Halbfinale auf Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ist der letzte verbliebene Erstligist im Teilnehmerfeld. Und in der Europa League gehört die Werkself immerhin zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Es ist bis zu diesem Zeitpunkt eine Fabelspielzeit, die in den nächsten Wochen gekrönt werden soll.

In der neuesten Folge des Podcasts “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos spricht Andrich über Bayers Stärken. Erstens, sagt er, habe die Werkself “einen brutal breiten Kader”. Zweitens, und das hebt er besonders hervor, brächten auch jene Spieler, die hintendran sind, ihre Leistung, wenn sie aufliefen – und dazu gehöre er ja teilweise auch wie manch anderer Kollege.

Andrich lobt Bayers große Flexibilität

Tatsächlich ist das ein großes Faustpfand für Trainer Xabi Alonso, dem sich stets mehrerlei Optionen bieten. Er habe “eine Idee und rotiert dementsprechend”, erklärt Andrich. “Die Grundidee ist dieselbe”, die Herangehensweise würde aber immer wieder leicht angepasst. “In dem einen Spiel brauchen wir Spieler, die zwischen den Linien gut sind. In dem anderen Spiel brauchen wir Spieler, die in die Tiefe gehen, weil der Gegner brutal hoch steht.” Auf jeden Kontrahenten könne sich Leverkusen taktisch wie personell bestens einstellen, so Andrich.

Podcast

Neulinge, Neuer, Nagelsmann: Was ist los am DFB-Campus?


13:46 Minuten

alle Folgen

Auch daraus speist sich das große Selbstbewusstsein von Bayer. Ohne dieses Vertrauen in die eigene Stärke, das darf als gesichert gelten, wäre ein solcher Siegeszug nicht möglich. Die Werkself behält die Ruhe, selbst wenn ein Spiel nicht nach ihren Vorstellungen verläuft, brilliert bisher mit Konstanz – und dürfte alsbald ihren ersten Meistertitel feiern. Oder?

Andrich scheint daran keinerlei Zweifel zu haben. Und so antwortet er auf die Frage von Felix Kroos, welcher Titel es denn jetzt würde: “Die Meisterschaft auf jeden Fall – ohne arrogant zu sein.” Andrich scheint in diesem Moment zwar zu überlegen, ob er es nun so offensiv formulieren sollte oder nicht. Doch, sagt er: Hinsichtlich des Punkteabstands und Bayers Konstanz gehe es um nichts anderes.

Bleibt Xabi Alonso? Andrich schätzt die Chancen auf “50:50”

“Es wäre Quatsch, über irgendetwas anderes zu erzählen”, erklärt der Bayer-Profi nachfolgend und wird wohl keinen Sturm der Entrüstung ernten. Die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern, das Bayer im Februar souverän mit 3:0 gewann, war laut Andrich eines mit Signalwirkung, wobei der Sieg in Heidenheim (2:1) eine Woche später womöglich noch wichtiger gewesen sei. Denn: “Wenn du das Spiel verlierst und Bayern gewinnt, war der Sieg davor nichts wert.” Logisch.

Leverkusen indes setzte seinen Erfolgslauf fort, baute die Punkteführung in den Wochen danach sogar weiter aus und muss sie nun in den verbleibenden Duellen ins Ziel bringen. Dass die Werkself seit Wochen immer wieder mit Fragen nach Xabi Alonso und dessen Zukunft behelligt wird, schien sie bislang nicht zu stören.

Es sei “ein Zufall, dass Liverpool einen neuen Trainer sucht, bei Bayern ist der Trainer im Sommer nicht mehr da. Das macht es nicht einfacher”, sagt Andrich. Xabi Alonso selbst kenne das Geschäft, wisse, “dass dann geredet wird. Er weiß, dass da was kommen kann, bringt es aber nicht an die Mannschaft”, betont Bayers Nummer 8.

Alle wüssten, “dass es sein kann, dass er den Verein verlässt. Es spielt für uns aber keine Rolle, weil wir auch viele dabeihaben, die schon lange im Geschäft sind”, bekräftigt der Nationalspieler. Die möglichen nächsten Karriereschritte dieses Trainers seien “auch nicht so verkehrt”, also taxiert er die Verbleibchancen auf “50:50”. Einerlei, Andrich will sich davon nicht ablenken lassen. Es gibt schließlich noch einiges zu tun in dieser besonderen Saison. Auf Verbands- wie Vereinsebene.

Bayer und die Titelfrage: Warum Andrich so optimistisch ist

Bayers Robert Andrich hat offenbar keine Zweifel mehr am Gewinn der Meisterschaft. Die Gerüchte um Xabi Alonso nimmt er wahr, will sich aber nicht beirren lassen.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es ist eine besondere Saison für Robert Andrich – auf Verbands- wie Vereinsebene. Zum einen feierte er im November 2023 sein Länderspieldebüt, wurde unlängst zum dritten Mal fürs DFB-Team nominiert und könnte an diesem Samstag, wenn Deutschland in Lyon auf Frankreich trifft, von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die Startelf berufen werden. Zum anderen ist der 29-jährige Mittelfeldmann mit Bayer 04 auch nach 38 Pflichtspielen ungeschlagen und besitzt nach wie vor alle drei möglichen Titeloptionen.

Die Bundesliga-Tabelle führt Leverkusen mit zehn Punkten vor dem FC Bayern an. Im DFB-Pokal trifft Bayer im Halbfinale auf Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ist der letzte verbliebene Erstligist im Teilnehmerfeld. Und in der Europa League gehört die Werkself immerhin zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Es ist bis zu diesem Zeitpunkt eine Fabelspielzeit, die in den nächsten Wochen gekrönt werden soll.

In der neuesten Folge des Podcasts “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos spricht Andrich über Bayers Stärken. Erstens, sagt er, habe die Werkself “einen brutal breiten Kader”. Zweitens, und das hebt er besonders hervor, brächten auch jene Spieler, die hintendran sind, ihre Leistung, wenn sie aufliefen – und dazu gehöre er ja teilweise auch wie manch anderer Kollege.

Andrich lobt Bayers große Flexibilität

Tatsächlich ist das ein großes Faustpfand für Trainer Xabi Alonso, dem sich stets mehrerlei Optionen bieten. Er habe “eine Idee und rotiert dementsprechend”, erklärt Andrich. “Die Grundidee ist dieselbe”, die Herangehensweise würde aber immer wieder leicht angepasst. “In dem einen Spiel brauchen wir Spieler, die zwischen den Linien gut sind. In dem anderen Spiel brauchen wir Spieler, die in die Tiefe gehen, weil der Gegner brutal hoch steht.” Auf jeden Kontrahenten könne sich Leverkusen taktisch wie personell bestens einstellen, so Andrich.

Podcast

Neulinge, Neuer, Nagelsmann: Was ist los am DFB-Campus?


13:46 Minuten

alle Folgen

Auch daraus speist sich das große Selbstbewusstsein von Bayer. Ohne dieses Vertrauen in die eigene Stärke, das darf als gesichert gelten, wäre ein solcher Siegeszug nicht möglich. Die Werkself behält die Ruhe, selbst wenn ein Spiel nicht nach ihren Vorstellungen verläuft, brilliert bisher mit Konstanz – und dürfte alsbald ihren ersten Meistertitel feiern. Oder?

Andrich scheint daran keinerlei Zweifel zu haben. Und so antwortet er auf die Frage von Felix Kroos, welcher Titel es denn jetzt würde: “Die Meisterschaft auf jeden Fall – ohne arrogant zu sein.” Andrich scheint in diesem Moment zwar zu überlegen, ob er es nun so offensiv formulieren sollte oder nicht. Doch, sagt er: Hinsichtlich des Punkteabstands und Bayers Konstanz gehe es um nichts anderes.

Bleibt Xabi Alonso? Andrich schätzt die Chancen auf “50:50”

“Es wäre Quatsch, über irgendetwas anderes zu erzählen”, erklärt der Bayer-Profi nachfolgend und wird wohl keinen Sturm der Entrüstung ernten. Die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern, das Bayer im Februar souverän mit 3:0 gewann, war laut Andrich eines mit Signalwirkung, wobei der Sieg in Heidenheim (2:1) eine Woche später womöglich noch wichtiger gewesen sei. Denn: “Wenn du das Spiel verlierst und Bayern gewinnt, war der Sieg davor nichts wert.” Logisch.

Leverkusen indes setzte seinen Erfolgslauf fort, baute die Punkteführung in den Wochen danach sogar weiter aus und muss sie nun in den verbleibenden Duellen ins Ziel bringen. Dass die Werkself seit Wochen immer wieder mit Fragen nach Xabi Alonso und dessen Zukunft behelligt wird, schien sie bislang nicht zu stören.

Es sei “ein Zufall, dass Liverpool einen neuen Trainer sucht, bei Bayern ist der Trainer im Sommer nicht mehr da. Das macht es nicht einfacher”, sagt Andrich. Xabi Alonso selbst kenne das Geschäft, wisse, “dass dann geredet wird. Er weiß, dass da was kommen kann, bringt es aber nicht an die Mannschaft”, betont Bayers Nummer 8.

Alle wüssten, “dass es sein kann, dass er den Verein verlässt. Es spielt für uns aber keine Rolle, weil wir auch viele dabeihaben, die schon lange im Geschäft sind”, bekräftigt der Nationalspieler. Die möglichen nächsten Karriereschritte dieses Trainers seien “auch nicht so verkehrt”, also taxiert er die Verbleibchancen auf “50:50”. Einerlei, Andrich will sich davon nicht ablenken lassen. Es gibt schließlich noch einiges zu tun in dieser besonderen Saison. Auf Verbands- wie Vereinsebene.

Auffälliges Training: Steht Nagelsmanns Frankreich-Startelf schon?

Wer steht am Samstag in Frankreich in der deutschen Startelf? Insbesondere drei Fragezeichen gab es noch – das Training am Donnerstag gab wohl schon die Antworten.

Winkt gegen Frankreich das Debüt in der deutschen Nationalelf - als Startspieler: Maximilian Mittelstädt.

Winkt gegen Frankreich das Debüt in der deutschen Nationalelf – als Startspieler: Maximilian Mittelstädt.

IMAGO/Beautiful Sports

Mit seinem runderneuerten Kader hat Julian Nagelsmann auch den Kampf um die deutsche Startelf neu angefacht. Wer erhält am Samstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn in Lyon gegen Frankreich das viertletzte Test-Länderspiel vor dem Start der Heim-EM steigt, den Vorzug? Das Training am Donnerstag gab deutliche Hinweise.

Denn: Nagelsmann ließ bei der ersten Trainingseinheit um 11 Uhr in Gruppen trainieren. Und die auffällige Zusammenstellung der ersten Trainingsgruppe lässt den Schluss zu, dass die zehn Feldspieler und der Torhüter, die ihr nicht angehörten, sich in einer zweiten Trainingsgruppe schon einmal für das Prestigeduell mit Frankreich einspielen sollen.

Mittelstädt statt Raum, Andrich statt Groß

Demnach würden vor Marc-André ter Stegen, der die verletzt abgereiste Nummer eins Manuel Neuer ersetzt, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Neuling Maximilian Mittelstädt in einer Viererkette verteidigen. Die Doppelsechs würden Rückkehrer Toni Kroos und Robert Andrich bilden, die offensive Dreierreihe Jamal Musiala, Kapitän Ilkay Gündogan und Florian Wirtz, und vorne dürfte Kai Havertz starten.

Damit wären vorerst auch die drei noch offenen Personalfragen geklärt: Hinten links bekommt offenbar Mittelstädt den Vorzug vor David Raum, neben Kroos Andrich den vor Pascal Groß, und Niclas Füllkrug muss wohl die Mittelstürmer-Rolle zumindest vorerst Havertz überlassen.

Insgesamt stehen Nagelsmann nach den Ausfällen von Neuer, Aleksandar Pavlovic und Jan-Niklas Beste noch 23 Spieler zur Verfügung, darunter drei Torhüter. Von den ursprünglich sechs Neulingen sind nur noch vier übrig, von denen wiederum Mittelstädt als Erster sein Debüt feiern dürfte. Seine Stuttgarter Vereinskollegen Waldemar Anton und Deniz Undav müssen genau wie Hoffenheims Torjäger Maximilian Beier in Lyon auf einen Joker-Einsatz hoffen.

Oliver Hartmann, jpe

Die Rückennummern der deutschen Nationalspieler

Vor den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande sind nun alle Trikotnummern der deutschen Nationalspieler bekannt. Jamal Musiala erhält die prestigeträchtige 10.

Das neue Heimtrikot der deutschen Nationalmannschaft, das sie am Samstag in Frankreich erstmals tragen wird.

Das neue Heimtrikot der deutschen Nationalmannschaft, das sie am Samstag in Frankreich erstmals tragen wird.

IMAGO/Eibner

Die deutsche Nationalmannschaft testet am Samstag in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr) und am Dienstag (20.45 Uhr, beide LIVE! bei kicker) in Frankfurt gegen die Niederlande und wird dabei wohl die beiden neuen Trikots für die EURO 2024 erstmals tragen.

Wer in den beiden Länderspielen mit welcher Trikotnummer auflaufen wird, ist inzwischen ebenfalls klar: Von den vier noch übrigen nominierten Neulingen wird Maximilian Beier (Hoffenheim) mit der 14 auflaufen, Waldemar Anton mit der 16, Deniz Undav mit der 26 und Maximilian Mittelstädt, ein weiterer Stuttgarter mit der 18. Aleksandar Pavlovic, der wegen einer Mandelentzündung absagen musste, hätte die 25 erhalten, Jan-Niklas Beste, der aufgrund einer Adduktorenverletzung abgereist ist, die 19.

Rückkehrer Toni Kroos erhält die ihm altbekannte Nummer 8, Leon Goretzka wurde schließlich nicht nominiert. Die vielversprechende Offensivhoffnung Jamal Musiala vom FC Bayern trägt in den beiden kommenden Partien die prestigeträchtige 10.

Beim Blick auf die Rückennummern der Torhüter fehlt die Nummer eins. Diese hätte wieder Manuel Neuer bekommen, der am Mittwoch jedoch wegen eines Muskelfaserrisses abreisen musste.

Die Trikotnummern der Nationalspieler

Nummer Name
1 Manuel Neuer*
2 Antonio Rüdiger
3 David Raum
4 Jonathan Tah
5 Pascal Groß
6 Joshua Kimmich
7 Kai Havertz
8 Toni Kroos
9 Niclas Füllkrug
10 Jamal Musiala
11 Chris Führich
12 Bernd Leno
13 Thomas Müller
14 Maximilian Beier
15 Robin Koch
16 Waldemar Anton
17 Florian Wirtz
18 Maximilian Mittelstädt
19 Jan-Niklas Beste*
20 Benjamin Henrichs
21 Ilkay Gündogan
22 Marc-André ter Stegen
23 Robert Andrich
24 Oliver Baumann
25 Aleksandar Pavlovic*
26 Deniz Undav
*fehlen angeschlagen

Die Rückennummern der deutschen Nationalspieler

Vor den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande sind nun alle Trikotnummern der deutschen Nationalspieler bekannt. Jamal Musiala erhält die prestigeträchtige 10.

Das neue Heimtrikot der deutschen Nationalmannschaft, das sie am Samstag in Frankreich erstmals tragen wird.

Das neue Heimtrikot der deutschen Nationalmannschaft, das sie am Samstag in Frankreich erstmals tragen wird.

IMAGO/Eibner

Die deutsche Nationalmannschaft testet am Samstag in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr) und am Dienstag (20.45 Uhr, beide LIVE! bei kicker) in Frankfurt gegen die Niederlande und wird dabei wohl die beiden neuen Trikots für die EURO 2024 erstmals tragen.

Wer in den beiden Länderspielen mit welcher Trikotnummer auflaufen wird, ist inzwischen ebenfalls klar: Von den vier noch übrigen nominierten Neulingen wird Maximilian Beier (Hoffenheim) mit der 14 auflaufen, Waldemar Anton mit der 16, Deniz Undav mit der 26 und Maximilian Mittelstädt, ein weiterer Stuttgarter mit der 18. Aleksandar Pavlovic, der wegen einer Mandelentzündung absagen musste, hätte die 25 erhalten, Jan-Niklas Beste, der aufgrund einer Adduktorenverletzung abgereist ist, die 19.

Rückkehrer Toni Kroos erhält die ihm altbekannte Nummer 8, Leon Goretzka wurde schließlich nicht nominiert. Die vielversprechende Offensivhoffnung Jamal Musiala vom FC Bayern trägt in den beiden kommenden Partien die prestigeträchtige 10.

Beim Blick auf die Rückennummern der Torhüter fehlt die Nummer eins. Diese hätte wieder Manuel Neuer bekommen, der am Mittwoch jedoch wegen eines Muskelfaserrisses abreisen musste.

Die Trikotnummern der Nationalspieler

Nummer Name
1 Manuel Neuer*
2 Antonio Rüdiger
3 David Raum
4 Jonathan Tah
5 Pascal Groß
6 Joshua Kimmich
7 Kai Havertz
8 Toni Kroos
9 Niclas Füllkrug
10 Jamal Musiala
11 Chris Führich
12 Bernd Leno
13 Thomas Müller
14 Maximilian Beier
15 Robin Koch
16 Waldemar Anton
17 Florian Wirtz
18 Maximilian Mittelstädt
19 Jan-Niklas Beste*
20 Benjamin Henrichs
21 Ilkay Gündogan
22 Marc-André ter Stegen
23 Robert Andrich
24 Oliver Baumann
25 Aleksandar Pavlovic*
26 Deniz Undav
*fehlen angeschlagen

Die neuen Rückennummern der deutschen Nationalspieler

Vor den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande sind nun die Trikotnummern der DFB-Feldspieler bekannt geworden. Jamal Musiala erhält die prestigeträchtige 10.

Wer in den kommenden Länderspielen mit welchen Rückennummern bei der DFB-Auswahl antreten wird, ist zumindest bei den meisten Feldspielern bekannt.

Wer in den kommenden Länderspielen mit welchen Rückennummern bei der DFB-Auswahl antreten wird, ist zumindest bei den meisten Feldspielern bekannt.

IMAGO/Eibner

Die deutsche Nationalmannschaft testet am Samstag in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr) und am Dienstag (20.45 Uhr, beide LIVE! bei kicker) in Frankfurt gegen die Niederlande und wird dabei wohl die beiden neuen Trikots für die EURO 2024 erstmals tragen.

Wer in den beiden Länderspielen mit welcher Trikotnummer auflaufen wird, ist bei den Feldspielern nun ebenso weitgehend klar: Von den fünf Neulingen wird Maximilian Beier (Hoffenheim) mit der 14 auflaufen, Jan-Niklas Beste (Heidenheim) mit der 19, Waldemar Anton mit der 16 und Deniz Undav, ein weiterer Stuttgarter, der erstmals nominiert wurde, mit der 26. Das geht aus dem Onlineshop von Ausrüster Adidas hervor. Unklar ist noch die Rückennummer von Antons und Undavs Teamkollege Maximilian Mittelstädt.

Rückkehrer Toni Kroos erhält die ihm altbekannte Nummer 8, Leon Goretzka wurde schließlich nicht nominiert. Die vielversprechende Offensivhoffnung Jamal Musiala vom FC Bayern trägt in den beiden kommenden Partien die prestigeträchtige 10.

Neben den vier Torhütern und Mittelstädt ist auch noch nicht bekannt, mit welcher Zahl auf dem Rücken Kapitän Ilkay Gündogan auflaufen wird, es ist aber von der 21 auszugehen. Aleksandar Pavlovic, der wegen einer Mandelentzündung absagen musste, hätte die 25 erhalten.

Die Trikotnummern der Nationalspieler

Nummer Name
1
2 Antonio Rüdiger
3 David Raum
4 Jonathan Tah
5 Pascal Groß
6 Joshua Kimmich
7 Kai Havertz
8 Toni Kroos
9 Niclas Füllkrug
10 Jamal Musiala
11 Chris Führich
12
13 Thomas Müller
14 Maximilian Beier
15 Robin Koch
16 Waldemar Anton
17 Florian Wirtz
18
19 Jan-Niklas Beste
20 Benjamin Henrichs
21
22
23 Robert Andrich
24
25 Aleksandar Pavlovic*
26 Deniz Undav
*hat abgesagt

Xhaka: “Mehr als ein Sieg” – Xabi Alonso beschwört Monaco-Effekt

Geht nicht? Gibt’s nicht! Egal, was auch kommt, Bayer 04 scheint immer die passende Antwort zu haben. Die mit zwei Treffern in der Nachspielzeit beim 3:2-Sieg im Europa-League-Achtelfinale gegen Qarabag Agdam soll zum Schlüsselmoment werden.

Überglückliche Spielertraube: Bayer 04 Leverkusen feiert den Siegtreffer in der Nachspielzeit.

Überglückliche Spielertraube: Bayer 04 Leverkusen feiert den Siegtreffer in der Nachspielzeit.

IMAGO/Sven Simon

Sie sind die absoluten Last-Minute-Spezialisten. Bereits fünfmal hatte die Mannschaft von Xabi Alonso in dieser Saison in der Nachspielzeit einen entscheidenden Treffer erzielt, doch beim 3:2-Sieg gegen Qarabag Agdam setzte die Werkself noch einen drauf. Nach dem 2:2 im Hinspiel drehte Bayer mit gleich zwei Toren von Patrik Schick nach der 90. Minute eine schon verloren geglaubte Partie.

Eine Nacht für die Ewigkeit. Und eine für die Zukunft, wie nicht nur Mittelfeld-Stratege Granit Xhaka nachher betonte. “Uns muss bewusst sein, dass dieser Sieg uns brutal viel geben wird. Dass dieser Sieg mehr als das Weiterkommen bedeutet”, erklärte der Schweizer fast pathetisch.

Weil Bayer 04 eine Aura der Unverwundbarkeit geschaffen hat. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kennt keine Grenzen mehr. Nichts scheint unmöglich. So unbeirrt, wie die Werkself ihren Stiefel trotz jeglicher Rückschläge durchzieht. Selbst ein Spieler wie Robert Andrich, Inbegriff eines Mentalitätsspielers, beschrieb eine Mischung aus Ungläubigkeit und maximaler Überzeugung, als er seine Gedanken nach Bayers Siegtreffer in Worte fasste: “Ach, haben wir s wirklich wieder gemacht?!”

Spielbericht

Ein Weckruf und der Glaube an sich selbst

Sie haben es. Weil diese Mannschaft einen scheinbar unbeugsamen Teamspirit besitzt. “Wir haben daran geglaubt, wir haben wieder gesagt: Wir machen das noch! Wir sind einfach zu gut”, beschrieb der diesmal in der Viererkette eingesetzte Sechser die Emotionslage nach dem in Überzahl kassierten 0:2 in der 67. Minute.

Ein Gegentreffer, der als “Weckruf” (Xhaka) fungierte, der aber trotz aller Emotion kein unkontrolliertes Anstürmen nach sich zog. “Es hat definitiv mit Moral zu tun”, weiß Andrich, der aber auch die Ruhe und die taktische Disziplin hervorhebt, wenn er betont: “Es hat aber auch mit den Spielern zu tun, die das Zepter in die Hand nehmen und sagen: Es läuft vielleicht nicht gut, aber wir ziehen das Ding bis zum Ende durch und hauen die Bälle nicht einfach blind nach vorne.”

Knallgas nach vorne spielen, um gar nicht in die Verlängerung zu müssen.

Robert Andrich

Bayer glaubte an die eigenen Spielidee und damit auch noch an den Ausgleich, der die Verlängerung gebracht hätte, begnügte sich aber nicht mit diesem. “Nach dem 2:2 haben wir gesagt: Lasst uns einfach draufbleiben”, erzählte Andrich, “Knallgas nach vorne spielen, um gar nicht in die Verlängerung zu müssen. So haben wir uns 30 Minuten gespart. Es ist einfach nur geil.”

Die Geburtsstunde der Leverkusener Siegermentalität

Wie Xhaka so beschwor auch Xabi Alonso die Magie des Momentes. So zog der Baske den Vergleich zum Leverkusener Weiterkommen in der K.-o.-Runden-Play-offs der Europa League im vergangenen Jahr, als Bayer in Monaco nach starkem Spiel die 2:3-Hinspielniederlage egalisiert hatte. Ein Erlebnis, das als Geburtsstunde der Leverkusener Siegermentalität gilt.

“Letzte Saison hatten wir so einen Moment, als wir in Monaco das Elfmeterschießen gewonnen haben. Diese Saison läuft bis jetzt natürlich besser, aber es war ein besonderes Spiel. Wir müssen diese Energie nutzen, für die Spiele, die jetzt kommen”, erinnerte Xabi Alonso an den 23. Februar 2023, an dem Bayer eine Erfolgsserie startete, nachdem bis zu jener monegassischen Erleuchtung noch die Fragezeichen dominiert hatten, ob Xabi Alonso und Bayer 04 überhaupt wirklich zusammenpassen.

Diese Zweifel sind längst weggewischt. Doch der Geist von Monaco soll jetzt durch den Qarabag-Boost, der die Bay-Arena in der Nachspielzeit zum Tollhaus werden ließ, nochmal potenziert werden. “Dieser Teamspirit ist vielleicht das Wichtigste in dieser Saison, was wir geschaffen haben”, betont der Trainer, der nun auch international nach dem Titel strebt. “Wir wollen es versuchen in allen Wettbewerben”, sagt Xabi Alonso, “ich sehe, dass die Spieler glauben, dass sie wollen. Diesen Willen, diesen Hunger zu sehen, ist für mich sehr, sehr schön.” Weil der Welt- und Europameister weiß, dass er die unverzichtbare Basis ist für Mannschaften, die Großes erreichen wollen.

“Natürlich sind solche Siege geil, aber …”

Bayer 04 bringt ihn genauso mit wie alle spielerischen und taktischen Möglichkeiten. Und dennoch sind sie sich in Leverkusen bewusst, auf welchem schmalen Grat man sich zuletzt bewegte. Insgesamt mit 5:4 Tore wurde der Vergleich gegen den Meister aus Aserbaidschan, beileibe kein Schwergewicht im europäischen Fußball, gewonnen. Drei Treffer davon – allesamt durch Joker-Stürmer Schick – erzielte Bayer in den beiden Partien in der Nachspielzeit.

So verweigerte Andrich trotz allen Adrenalins nach der magischen Nacht nicht den kritischen Blick auf das Erlebte. “Ich glaube schon, dass man sich ein gewisses Selbstverständnis erarbeiten kann, aber natürlich geht es auch nicht immer gut und man kann sich nicht darauf verlassen”, mahnte der Nationalspieler, betonte aber: “Das Vertrauen in die eigene Kraft und Qualität nicht zu verlieren, das ist einfach brutal stark. Das kann man auch gar nicht so richtig lernen, sondern das ist eine Zusammensetzung der Truppe, die das möglich macht.”

Dass dieser Glaube zuletzt so oft strapaziert wurde, schmeckt Andrich allerdings nicht. “So häufig das Ding in der Nachspielzeit zu ziehen, brauche ich nicht. Auch viele Zuschauer und Fans nicht. Die Herzen haben das eine oder andere Mal wieder gestockt. Natürlich sind solche Siege geil, aber ich nehme lieber ein 3:0.” Weil nicht jede Nacht, ein so magisches Ende nehmen kann.

Stephan von Nocks