Hoeneß: “Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”

5:1 bei Union Berlin, der FC Bayern überzeugte trotz großer Rotation auch in der Bundesliga endlich wieder voll. Im Mittelpunkt des Interesses steht jedoch die Frage, wer auf Thomas Tuchel als Trainer folgt.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

IMAGO/MIS

Ehrenpräsident Uli Hoeneß reagiert leicht allergisch, wenn er darauf angesprochen wird, mit wann einer Entscheidung in der Trainerfrage beim Rekordmeister zu rechnen sei. “Das ist eine ganz wichtige Personalie. Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”, sagte der 72-Jährige am Sonntagmorgen und spricht viel lieber über den Aufwärtstrend der jüngsten beiden Spiele: Halbfinal-Einzug in der Champions League gegen den FC Arsenal, 5:1 bei Union Berlin. “Das war der FC Bayern, wie ich ihn mir vorstelle”, lobt Hoeneß.

Tuchel nominiert sechs Neue in der Anfangsformation

Einer, den Thomas Tuchel nach dem Spiel gegen Arsenal und mit Blick auf die Halbfinal-Duelle mit Real Madrid kräftig umkrempelte, die Startelf auf sechs Positionen veränderte. Der Trainer sprach hinterher von einer “Null-Risiko-Strategie” mit Blick auf die vielen Verletzungen, mit denen er uns seine Mannschaft die gesamte Saison über zu kämpfen haben. Leroy Sané dürfte für den Rest der Saison der Mann für die Champions-League-Abende sein, Jamal Musiala durfte sich am Samstag daheim in München regenerieren, Raphael Guerreiro und Noussair Mazraoui waren mit Blick auf ihre Verletzungshistorie kein Thema für die Startelf. Mit Manuel Neuer, Eric Dier und Harry Kane gingen nur drei Profis zweimal über 90 Minuten.

Dafür spielten sich andere Profis in den Vordergrund: Thomas Müller, gegen die London zweimal komplett außen vor, brachte sich mit seinem ersten Doppelpack seit über einem Jahr in Erinnerung, auch wenn die zwei Treffer die sonst eher unauffällige Leistung kaschierten. Mathys Tel durfte 90 Minuten ran, bereitete das 1:0 vor und traf zum 4:0, auch Eric Maxim Choupo-Moting überzeugte auf dem linken Flügel. Aleksandar Pavlovic sammelte nach seinen beiden Infekten 90 Minuten Spielpraxis, Min-Jae Kim Selbstvertrauen nach vielen schwachen Leistungen. Jeder Spieler will sich vor dem Duell mit Real Madrid in Erinnerung rufen, nicht die schlechteste Voraussetzung für Tuchel.

Die Formkurve geht nach oben. So weit, dass es in der Königsklasse noch für den ganz großen Wurf reicht? Abwarten!

Frank Linkesch

“Feuer frei”: Doppelpacker Müller ist “manchmal dabei, manchmal nicht”

Auf das gefeierte 1:0 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Arsenal ließ der FC Bayern ein souveränes 5:1 bei Union Berlin folgen. Leon Goretzka und Thomas Müller ordneten hinterher ein.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Getty Images

Leon Goretzka, der mit dem 1:0 den Grundstein beim klaren 5:1-Erfolg im Stadion An der Alten Försterei gelegt hatte, schritt als erster Bayern-Spieler nach Spielschluss vors Mikrofon von Sky und gab zu Protokoll: “Wir haben den Kampf am Anfang gut angenommen und es sehr gut zu Ende gespielt.”

Damit traf der 29-Jährige den Nagel auf den Kopf: Denn ein insgesamt souverän auftretender Rekordmeister, der in dieser Saison schon manch eine eigentlich schon sichergeglaubte Partie noch in den Sand gesetzt hatte, hatte sich in der Hauptstadt voll fokussiert gezeigt. Die Zahlen abseits der fünf erzielten Treffer: Passquote von 92 Prozent, 64 Prozent Ballbesitz, 52 Prozent Zweikampfquote.

Wenig verwunderlich zog schließlich auch Doppelpacker Thomas Müller, der zum ersten Mal überhaupt an einem 30. Bundesliga-Spieltag vollstreckt und allgemein seinen 26. Mehrfachpack erreicht hatte (Höchstwert unter allen aktuellen Bundesliga-Spielern) ein rundum positives Fazit: “Wir haben einfach ein gutes Spiel gemacht.”

Müller zu Choupo-Moting: “Ich lauer innen”

Ins Detail ging der Weltmeister von 2014 dabei auch: “Wir waren heute ein ‘bissl’ aggressiver, haben den Ball höher gewonnen. Bei ein, zwei, drei Aktionen nach eigenem Fehlpass hat Union zwar gezeigt, was sie mit ihrer Konterstärke anrichten können. Wir hatten also schon Aktionen, wo Union vielleicht hätte ein Tor machen können – aber insgesamt waren wir bissig, drin in den Zweikämpfen, immer dabei.”

Und auch offensiv sei es “ordentlich” gewesen, was auch Coach Thomas Tuchel nach dieser Untermauerung von Tabellenplatz 2 unterstrich: “Perfekte Woche, dickes Kompliment an die Mannschaft. Mir hat alles gefallen, es war eine Teamleistung. Wir hängen keine Tabellenplätze in die Kabine, wir als FC Bayern sind immer gefordert. Wir sind es uns selber schuldig. Wir haben den höchsten Anspruch an uns selber.”

Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt.

Thomas Müller über den auffälligen Eric Maxim Choupo-Moting

Das zweite Tor kurz vor der Pause habe an diesem Samstagabend auf Müllers Sicht “natürlich gut in die Karten gespielt mit dem Freistoß (Harry Kane schießt durch eine Lücke in der Berliner Mauer; Anm. d. Red.), spätestens Anfang zweite Halbzeit dann waren wir nicht mehr zu stoppen.”

Dieser Umstand war auch eng mit Müller selbst verbunden gewesen, der schließlich nach der Pause zweimal getroffen hatte – einmal prt Volley unters Tordach, einmal via Kopfball ins rechte Eck. Und hier erkannte der Angreifer selbst, dass das auch mit dem auffällig guten Eric-Maxim Choupo-Moting zu tun gehabt hatte. Der Dribbelkünstler hatte mit etlichen feinen Ballaktionen überzeugt und unter anderem Müller bei seinem Kracher unter die Latte herrlich bedient. Müllers Kommentar dazu: “Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt, hat immer wieder das Dribbling gesucht, war aggressiv nach vorn. Wir hatten schon vor dem Spiel miteinander gesprochen, dass wenn er mal abhakt dann einfach die Flanke bringen soll – ich ‘lauer’ innen. Das Tor war auch tatsächlich schön, da hab ich ihn schön unters Dach gejagt.

“Die klassische Müller-Frage”

Thomas Tuchel und Thomas Müller

Waren nach dem Doppelpack und kurz nach der Auswechslung zu Scherzen aufgelegt: Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Doppelpacker Thomas Müller.
DeFodi Images via Getty Images

Wie geht es aber nun für Müller persönlich weiter? Darf der Doppelpacker auch kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Eintracht Frankfurt ran – und vor allem im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (30. April und 8. Mai jeweils um 21 Uhr) seinen 150. Einsatz in der Königsklasse feiern?

“Das ist völlig egal”, stellte der 34-Jährige mit der Erfahrung von inzwischen 470 Bundesliga-Spielen (149 Tore, 206 Vorlagen) klar und untermauerte mit: “Wichtig ist, dass wir eine Mannschaft bringen, die gewinnt. Wer welche Minuten sammelt, ist völlig egal. Es ist ein nettes Spielchen und ich find’s ja amüsant, dass immer wieder die klassische Müller-Frage kommt. Jeder will Zeitungen und Klicks verkaufen, aber am Ende des Tages ist es schon ein ‘bissl’ zäh für den Trainer. Er stellt so auf, wie er meint, dass er am besten gewinnt. Manchmal bin ich dabei, manchmal nicht – und wenn ich von der Bank komm, dann werf ich auch alles rein. Und jetzt gehen wir nach Hause, Doppelpack gemacht.”

Ganz entlassen war Müller zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Auf die Trainerfrage, die vor dem Spiel auch Sportvorstand Max Eberl angegangen war (Nagelsmann-Entscheidung “hat uns das jetzt nicht überrascht” – neuer Bayern-Coach “muss nicht Deutsch sprechen”), sagte er noch: “Ich hab keine Ahnung (wer auf Tuchel folgen wird; Anm. d. Red.). “Wir haben genug damit zu tun, unseren Tagesablauf zu absolvieren. Wir wissen, wie es in der Liga gelaufen ist (Meisterschaft verpasst, unnötige Niederlagen kassiert; Anm. d. Red.), dass das auch auf unserem Schreibtisch liegt. Wir haben nicht den Anspruch und überhaupt nicht die Grundlage dafür, irgendwie unruhig zu werden. Wir müssen uns konzentrieren, dass wir die Spiele gewinnen. Und dementsprechend: Feuer frei!”

Oder in Goretzkas Worten: “Wir haben noch ein großes Ziel in der Champions League und versuchen, die Saison am Leben zu halten.”

Doppelpack Müller, Kane durch die Berliner Mauer: Bayern demontiert Union

Der FC Bayern hat die Auswärtsaufgabe bei Union hochseriös gelöst und mit einem 5:1 erfolgreich zugeschlagen. Die Champions League dürfte damit abgesichert worden sein. Derweil vergrößerten sich Berliner Abstiegssorgen.

“Klingelingeling”: Thomas Müller hat bei Union Berlin zweimal getroffen und mit dem Team ein 5:1 gefeiert.

IMAGO/Matthias Koch

Das große Union-Problem vor diesem Heimspiel am 30. Bundesliga-Spieltag gegen den Rekordmeister aus München hatte Coach Nenad Bjelica im Nachklapp des 0:2 beim FCA thematisiert: die Schwächen in der Offensive. Zuletzt nämlich war den Köpenickern dreimal in Folge kein einziger Treffer gelungen bei ohnehin erst 25 Saisontreffern (zweitschwächster Wert hinter Köln).

“Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben”, hatte der Berliner Trainer etwa gesagt und musste nun mitansehen, wie gegen die zuletzt schon beim wichtigen 1:0 gegen den FC Arsenal im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals stabile FCB-Abwehr vor Keeper Neuer wenig bis nichts ging. Sein auf drei Stellen umgebautes Team – die nach Sperren wieder bereitstehenden Tousart und Gosens durften ebenso von Beginn an ran für Khedira, Kral und Kaufmann wie Angreifer Volland – fand in der Anfangsphase keine Lücken.

Auf der anderen Seite dominierte das gleich sechsmal im Personal veränderte Bayern-Konstrukt – der geschonte Musiala, de Ligt, Mazraoui, Laimer, Guerreiro und Sané (ebenfalls geschont) wurden durch Kim, Davies, Pavlovic, Müller, Tel und Choupo-Moting vertreten – das Spiel.

Kane findet das Loch

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass dieses Spiel zunächst keine Highlights bot. Lediglich einigermaßen gefährliche Abschlüsse von Kane (5. Minute) sowie Choupo-Moting (8. und 17.), der insgesamt stark agierte und mit feinster Ballbehandlung in einigen Szenen überzeugte, gab es. Auf der anderen Seite passte bei einem Konterversuch Kimmich stark auf (15.), während Hollerbach wenig später in guter Lage den Ball nicht anbrachte (18.) und Gosens einen Kopfball aus schwieriger Lage nicht zu setzen wusste (24.).

Bundesliga – 30. Spieltag

Der durchaus kontrollierend agierende FCB, der mehr Ballbesitz generierte (64 Prozent zur Pause), machte in Minute 29 dann erstmals ernst – und schon klingelte es. Müller ließ im Zentrum nach Tel-Zuspiel absichtlich für Goretzka passieren, der stark annahm, den Ball kontrollierte und diesen unter die Latte versank. Nachdem in der Folge Unions mögliche Antwort von Neuer vereitelt worden war (in der 33. Minute parierte er ein tückisches Tousart-Geschoss, in der 42. wehrte er einen Gosens-Volley überragend zur Seite), klingelte es nochmals. Kane nahm sich einem direkten Freistoß aus zentraler Lage an und profitierte mit seinem erfolgreichen Schuss ins rechte Eck davon, dass Berlins Verteidiger Doekhi – rechts in der Mauer positioniert – einen Schritt zur Seite machte und so die entscheidende Lücke aufriss (45.+1).

Müller hoch zwei

Und nur kurz nach Wiederbeginn machte der auch in Sachen Zweikämpfe überlegene Titelträger der Vorsaison (über 60 Prozent gewonnene Duelle) den Deckel auf diese Partie. Choupo-Moting bediente nach zunächst abermals feinster Ballbehandlung den freistehenden einlaufenden Müller, der den Ball aus nächster Nähe via Volley unter die Latte knallte – 3:0 (53.).

Die Messe war also gelesen, nicht aber für den hungrigen Angriff der FCB-Truppe. Der nach einer Goretzka-Balleroberung von Kane bediente Tel vollstreckte flach ins linke Eck zum 4:0 (62.), ehe Müller nach Goretzka-Flanke präzise ins rechte Eck einnickte. Weitere Treffer wären möglich gewesen, allerdings gingen die Gäste mit dem 5:0 im Rücken etwas vom Gas, ließen die letzte Konsequenz vermissen. Und agierten in den finalen Minuten etwas zu lässig, sodass die Hauptstädter nochmals Blut leckten und – siehe da – nach über sechs torlosen Bundesliga-Stunden mal wieder erfolgreich einschossen. Den 1:5-Ehrentreffer besorgte Joker Vertessen (90.+1).

Nichtsdestotrotz: Die weiterhin im Abstiegskampf steckenden Unioner erlitten mit dieser klaren Pleite auch in Sachen Torverhältnis einen Rückschlag tief unten und müssen nun in Gladbach ran am kommenden Sonntag (15.30 Uhr). Der FC Bayern unterdessen untermauerte mit dem besten Bundesliga-Angriff (87 Tore) den Anspruch Richtung Champions-League-Ticket und empfängt als nächstes Besuch aus Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr). Das Hinspiel im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid steigt am 30. April (21 Uhr).

Müller: “Wenn ich an Spielerprofile wie von Leroy denke …”

Der FC Bayern steht vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Arsenal. Wie das aussehen wird? Thomas Müller hätte eine Präferenz.

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

IMAGO/RHR-Foto

Es dauerte nicht lange, bis die Südkurve den Fokus aufs Wesentliche lenkte. Die Mannschaft hatte sich auf dem Platz eingehakt, bereit zu hüpfen. Und aus dem Herzen der Fanszene des FC Bayern erklang laut und mehrfach ein lang gezogenes “Europapokal”. “Die fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen”, sagte Thomas Müller später über diese “Jungs und Mädels”. “Genauso wie wir natürlich, aber trotzdem hat man das schon erkannt. Hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges.”

Nichts weniger als ein Do-or-Die-Spiel, wie es selbst Stadionsprecher Stephan Lehmann ausrief, bevor er sich in den Feierabend bis Mittwoch verabschiedete. Gewinnt der FC Bayern gegen Arsenal, steht er im Halbfinale. Verliert er, ist die Saison nach dem Pokalausscheiden und der zeitnah verlorenen Meisterschaft endgültig gelaufen. Mitte April, wohlgemerkt.

Champions League

Mut gemacht hat der Auftritt im Emirates Stadium am vergangenen Dienstag, als die Bayern durchaus davon profitiert hatten, den Gunners den Ball zu überlassen (41 Prozent eigener Ballbesitz) und aufs schnelle Umschaltspiel zu lauern. “Wenn ich jetzt an Spielerprofile denke, wie es vielleicht Leroy mitbringt”, holte Müller aus. “Dem tut es natürlich gut, wenn er ein bisschen Raum vor sich hat, wo er dann eben mit seinen 36 km/h da reinfahren kann. Und dementsprechend glaube ich, ist das nicht schädlich für uns, wenn wir nicht 70 Prozent Ballbesitz haben, sondern auch einen Gegner, der gerne den Ball hat. Und wir uns dann einfach reinbeißen, mal einen Ball wegzwicken. Und dann muss es halt schnell gehen.”

Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.

Joshua Kimmich

In der Hinrunde hatten die Bayern so zum Beispiel den BVB im Signal-Iduna-Park überrollt (4:0), ein paar Wochen später den VfB Stuttgart trotz 37 Prozent Ballbesitz (!) deutlich und verdient geschlagen (3:0). “In dieser Saison hatten wir tatsächlich einige gute Spiele, in denen wir über einen Konter gekommen sind, über Schnellangriffe”, weiß auch Joshua Kimmich. “Da haben wir schon das Personal dafür, um auch schnell umzuschalten, um zielstrebig vor das gegnerische Tor zu kommen. Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.” Wie zum Beispiel beim Rückrundenspiel gegen Dortmund (0:2, 61 Prozent Ballbesitz) vor zwei Wochen.

Wie das Spiel wohl am Mittwoch aussehen wird? “Ich glaube, dass es wahrscheinlich nicht so sein wird, dass wir es über 90 Minuten kontrollieren werden”, prophezeit Kimmich zwar, geht aber trotzdem davon aus, “dass wir ein bisschen mehr den Ball haben werden” als im Hinspiel, “ein bisschen mehr Ballbesitz haben werden, auch selbst versuchen werden, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken.”

Tuchel: “Wir brauchen eine komplette Leistung”

Trainer Thomas Tuchel zumindest will das Heimspiel gegen Köln nicht mit einem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal vergleichen. “Am Ende”, findet er, “musst du auf alles eine Antwort haben, was das Spiel von dir verlangt. Wenn du im Viertelfinale weiterkommen willst, kannst du dich nicht nur auf Konter verlassen; nicht nur auf hohes Pressing verlassen; nicht nur auf Balleroberungen verlassen oder nicht nur auf Ballbesitz verlassen. Du brauchst das ganze Paket.”

Das ganze Paket, das eine “extrem gute Verteidigungsleistung” wie im Hinspiel beinhaltet, dazu “Phasen, in denen wir uns zutrauen, hoch zu pressen, weil das möglich ist gegen jeden Gegner.” Und zu guter Letzt werden auch die Bayern Ballbesitz benötigen, “um uns im Ballbesitz natürlich auch zu erholen für das intensive Spiel gegen den Ball. Deshalb brauchen wir eine komplette Leistung, wenn wir am Mittwoch weiterkommen wollen.”

Mario Krischel

Müller richtet den Blick gen London: “Schon wieder im Kampfmodus”

In Heidenheim erlebte der FC Bayern die zweite Niederlage am Stück und verpatzte damit die Generalprobe für das Viertelfinale beim FC Arsenal. Thomas Müller war direkt danach aber bereits “im Kampfmodus”. Sportdirektor Max Eberl forderte, den zweiten Platz abzusichern.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

IMAGO/Eibner

Thomas Müller wird sein 700. Pflichtspiel für den FC Bayern wohl nicht vergessen. Nach einem heftigen Leistungseinbruch verspielten die Münchner einen scheinbar sicher geglaubten Sieg noch, kassierten nach einer 2:0-Führung nach der Pause noch drei Gegentreffer und verloren zum zweiten Mal in Folge. Kein optimales Szenario vor dem so wichtigen Viertelfinalhinspiel in der Champions League beim FC Arsenal am Dienstag. Zumal die Gunners ihre Generalprobe gewannen.

Müller war unmittelbar nach der Niederlage “fast schon wieder im Kampfmodus Richtung Dienstag”. Dass die Münchner aktuell “nicht in der besten Phase der Vereinsgeschichte sind, ist allen Beteiligten klar”. Dennoch betonte der 34-Jährige: “Es ist nicht so, dass wir mit dem Finger in der Nase bohren und uns alles egal ist.”

Eberls Erklärungsansatz

Für Sportvorstand Max Eberl, der wie Sportdirektor Christoph Freund Trainer Thomas Tuchel den Rücken stärkte, liegt die aktuelle Phase in den “Erfolgen der letzten elf Jahre” begründet: “Es ist einfach ein Stück weit ein ‘Es klappt schon irgendwie’. Letztes Jahr hat es nochmal irgendwie geklappt.” Mit Leverkusen gebe es nun aber eine Mannschaft, “die weit über den Dingen steht und verdientermaßen Deutscher Meister wird”.

Während die Bayern sich in Heidenheim blamierten, gewann Leverkusen mit 1:0 bei Union Berlin und liegt nun sechs Spieltage vor dem Ende 16 Punkte vor dem Rekordmeister. Bayer 04 kann unter Umständen schon am kommenden Spieltag Meister werden.

Eberl fordert, den zweiten Platz abzusichern

Nach der fünften Niederlage in der Rückrunde richtet sich Eberls Blick mittlerweile sogar nach hinten: “Wir müssen ehrlicherweise sagen, wir sind sieben Punkte vor Platz fünf, wenn ich das richtig rechne.” Weil der VfB Stuttgart im Abendspiel bei Borussia Dortmund gewann, schlossen die Schwaben nach Punkten zum Rekordmeister auf.

“Wir sollten schon diese Arroganz weglegen, nach dem Motto, dann sind wir halt nur Zweiter. Wir sollten erstmal gucken, dass wir Zweiter werden”, schloss Eberl bedient.

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

Niedergeschlagener Tuchel hakt die Meisterschaft ab: “Glückwunsch an Leverkusen”

Joshua Kimmich und Thomas Tuchel präsentierten sich nach dem deprimierenden 0:2 gegen Borussia Dortmund ratlos. Während der deutsche Nationalspieler vor allem die Einstellung bemängelte, holte der Bayern-Trainer etwas weiter aus – und schickte einen Gruß nach Leverkusen.

Ratlos? Thomas Tuchel wirkte nach dem 0:2 gegen Dortmund bedient, konnte Kritik nicht widersprechen.

Ratlos? Thomas Tuchel wirkte nach dem 0:2 gegen Dortmund bedient, konnte Kritik nicht widersprechen.

IMAGO/RHR-Foto

“Völlig frustrierend, völlig unerklärlich.” Joshua Kimmich sprach kurz nach dem 0:2 im Bundesliga-Topspiel gegen den BVB, das zugleich eine fast zehnjährige Serie reißen hatte lassen, im Sky-Interview das Offensichtliche aus. Zuschauer und besonders Bayern-Fans, die bereits weit vor dem Schlusspfiff die Allianz-Arena in Scharen verlassen hatten, dürften die Einstellung der Münchner Mannschaft an diesem Samstag klar hinterfragt haben.

Und Kimmich tat das ganz offen auch: “Gegen den BVB brauchst du eigentlich keinen, der dich motiviert, da musst du von selbst rennen, schon einen Tag vorher. Das geht normalerweise von allein. Doch das haben wir überhaupt nicht gezeigt.” Für den deutschen Nationalspieler hatte die Leistung und die Einstellung seines Teams eher etwas von Osterurlaub statt echter Wettkampf.

In den zweiten 45 Minuten habe man aus seiner Sicht “quasi das Gefühl gehabt, es geht um nichts, es ist ein Freundschaftsspiel”, so Kimmich weiter. “Unabhängig von der Tabellensituation darf uns das nie und nimmer passieren – und erst recht nicht in einem Heimspiel gegen Dortmund. Wir hatten eine relativ kurze Woche, weil einige von der Nationalmannschaft zurückgekommen sind. Doch für mich ist es selbstverständlich, dass man da ist, wenn der Schiedsrichter anpfeift.” Das aber war dem Team an diesem Karsamstag nicht geglückt.

Es gibt viele Gründe für jeden einzelnen von uns, gute Spiele zu zeigen.

Joshua Kimmich richtet sich ans Team

“Wenn wir solch eine Leistung wie heute bringen, dann wird’s gegen jeden Gegner schwer – auch nächste Woche in Heidenheim (Samstag um 15.30 Uhr, Anm. d. Red.)”, sagte Kimmich obendrein – und hing einen Appell dran: “Es gibt viele Gründe für jeden einzelnen von uns, gute Spiele zu zeigen – wir haben eine Europameisterschaft im Sommer, wir stehen als Mannschaft noch in der Champions League (Viertelfinale gegen Arsenal; Anm. d. Red.). Und ich bin schon der Meinung, dass wir uns über die Leistung in der Liga Selbstvertrauen sammeln müssen. Da muss jetzt jeder heimfahren und dann werden jedem sicherlich Gründe einfallen, warum man eine gute Leistung zeigen sollte.”

Tuchel blickt ins Leere

Sein Trainer Thomas Tuchel konnte dem nicht widersprechen – und tat das auch nicht. Vielmehr holte der im Sommer als Bayern-Coach scheidende 50-Jährige noch weiter aus. “Es ist schwer zu erklären und natürlich absolut zu wenig”, stieg der frühere Dortmunder (2015 bis 2017) ein. “Es ist offensichtlich extrem schwer für uns, mit dem richtigen Biss, mit der richtigen Leidenschaft Spiele anzugehen.”

Klare Worte, die in seinen weiteren Ausführungen nur weiter unterfüttert wurden: Es sei von seinem Team “kein hohes Niveau im Spiel” gewesen, es habe klaren Tempomangel gegeben. Und: “Wir haben die Leidenschaft komplett vermissen lassen. Es ist absolut zu wenig.” Das Bittere dabei, weshalb Tuchel auch etwas ins Leere blickte und sichtlich grübelte: “Wir dachten eigentlich, dass wir nicht mehr an den Punkt kommen, dass ein Spiel so dahingeht. Jetzt ist es offensichtlich wieder passiert.” Kritische Töne müsse er deshalb hinnehmen, da könne er an diesem Tag nicht kontern, nicht das Gegenteil behaupten. Dafür biete der Auftritt keine Grundlage.

Dass das Leverkusener Ergebnis vom Nachmittag, nach langem 0:1-Rückstand gegen Hoffenheim doch noch spät mit 2:1 gewonnen zu haben, ein Grund für die Leistung war, bestritt Tuchel übrigens auch nicht: “Mag sein. Ich kann die einzelnen Gründe nicht benennen.” Doch geholfen habe der Dreier der Werkself “sicherlich nicht. Es stand lange 0:1. Wir dachten, dass wir nochmal rankommen können. Es kann sein, dass es ein Teil war. Es kann sein, dass die Länderspielpause ein Teil war.”

Überhaupt hatte der FC Bayern leistungstechnisch “etwas komplett anderes vor. Doch es ist für uns offensichtlich extrem schwer, mit dem richtigen Biss Spiele anzugehen. Wir haben alle das Gefühl, dass wir in keiner Phase des Spiels den richtigen Spirit und die Leidenschaft auf den Platz gebracht haben, die nötig ist, um Spiele zu gewinnen. Es war in Summe kein gutes Spiel von beiden Teams – doch es war von uns in den elementaren Basics nicht genug.”

Müller ist “kein Mathematikprofessor”

Und so blieb Tuchel, der aufgrund des Bayer-Dreiers schon vorher von einem “Stimmungsdämpfer” gesprochen hatte, mit Blick auf die Tabelle nichts anderes übrig, als einen Glückwünsch gen Leverkusen zu entsenden. Die Meisterschaft sei für ihn nun sieben Spieltage vor Saisonende bei 13 Punkten Rückstand entschieden: “Nach dem Spiel heute brauchen wir nichts erzählen … Glückwunsch nach Leverkusen!”

Thomas Müller, der sich ebenfalls noch den Medien stellte, fiel auch kein hoffnungsvoller Satz in Richtung Meisterschaft mehr ein: “Ich bin kein Mathematikprofessor. Ich weiß zwar, dass es rechnerisch noch möglich ist.” Wirklich wahrscheinlich sei es jedoch nicht mehr.

Thomas Müller über eFootball: “Wenn ich schieße, hat der Keeper leichtes Spiel”

Bayerns Thomas Müller hat vor dem deutschen Klassiker gegen den BVB einen Abstecher in den eSport unternommen. Dabei sprach er unter anderem über sein wichtigstes Finale und eine Schwäche am Controller.

Kommentierte die Club-Event-Finals des FC Bayern in eFootball 2024: Thomas Müller.

Kommentierte die Club-Event-Finals des FC Bayern in eFootball 2024: Thomas Müller.

kicker eSport/Konami/IMAGO/RHR-Foto

“Zwölfmal Bundesliga-Meister, zweimal Champions-League-Sieger, einmal Weltmeister. Und jetzt auch noch Kommentator in eFootball: Thomas Müller kann wirklich alles”, schrieb der FIFAe-Account am Donnerstag auf X. Dass er tatsächlich auch über den eSport einiges zu sagen hat, stellte der deutsche Nationalspieler wenige Stunden später in der Allianz Arena unter Beweis.

Müller war von eFootball-Entwickler Konami als Gast-Kommentator für den Livestream zu den Club-Event-Finals des FC Bayern München geladen. In der Endrunde wurden die beiden Spieler ermittelt, die den Rekordmeister bei den World Finals in Tokio repräsentieren. Müller stieß um 16 Uhr zur Caster-Crew hinzu – passend zu den jeweiligen Endspielen an der Konsole und in der Mobile-Version von eFootball 2024.

“Hast du gegen Borussia Dortmund Zeit?”

Der FC Bayern München ist Partner von Konami, entsprechend werden regelmäßig Fußballprofis zu Werbezwecken abgestellt. In diesem Zuge spielte Müller vor einiger Zeit ein teaminternes 2vs2 in eFootball – das “vielleicht wichtigste Finale meiner Karriere”, wie er scherzhaft meinte. Es sei auf derselben Ebene wie “ein gewisses Endspiel in Brasilien vor ein paar Jahren”, fügte Müller an.

Gewonnen habe er die Promo-Partie damals zusammen mit Matthijs de Ligt gegen Min-Jae Kim und Eric Maxim Choupo-Moting. Seine Fähigkeiten am Controller wollte Müller aber dennoch nicht überbewerten. Erstaunt zeigte er sich beim Kommentieren des Konsolen-Finals über einen hervorragend platzierten Fernschuss, der via Innenpfosten den Weg ins virtuelle Tor fand.

“Ich kann mich nicht an solche Schüsse erinnern. Wenn ich in eFootball schieße, hat der Keeper leichtes Spiel”, sagte der Bayern-Profi. Erzielt hatte den Distanztreffer ‘RealFabiano93’, der sein Konsolen-Endspiel letztlich auch mit 4:1 gegen den Japaner ‘shishi’ gewann. “Wir sind ja jetzt Teamkollegen”, meinte Müller im Sieger-Interview und legte nach: “Hast du in zwei Tagen gegen Borussia Dortmund Zeit?”

Wenn man drei Tore vorne liegt, kann man mich doch mal für zehn Minuten bringen.

Thomas Müller zur wenigen Spielzeit seiner Ingame-Figur

Kleiner Wermutstropfen für den Münchner Offensivspieler: Auf sein virtuelles Alter Ego setzte kaum ein Finalist. “Warum spielt niemand Thomas Müller in eFootball? Wenn man drei Tore vorne liegt, kann man mich doch mal für zehn Minuten bringen”, warf er ‘RealFabiano93’ spaßeshalber vor. Der Weltmeister von 2014 war sich allerdings bewusst, dass sein digitales Pendant nicht optimal in die Meta passt.

Daher würde er selbst die Bayern-Startelf in eFootball 2024 auch um ein bestimmtes Trio herum bauen. “Die Dribbling-Künste von Jamal Musiala, den Abschluss von Harry Kane und das Tempo von Leroy Sané” habe er ganz oben auf seiner Prioritäten-Liste.

Während ‘RealFabiano93’ sich an der Konsole durchsetzte, triumphierte der Thailänder ‘Talonesui’ in der Mobile-Version der bayerischen Club-Event-Finals. Nach 120 torlosen Ingame-Minuten fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen – welches ‘Talonesui’ laut eigener Aussage “zum ersten Mal überhaupt” gewann. Für Müller wie schon der Auftritt von ‘RealFabiano93’ ein Grund, “stolz auf eure Leistungen zu sein”.

Mit Thomas Müller: FC Bayern richtet Club-Finals in eFootball 2024 aus

Der FC Bayern München veranstaltet am Donnerstag die Finals seines Club Events in eFootball 2024. Die Teilnehmer spielen um zwei Plätze bei der Weltmeisterschaft – und unter Beobachtung einer Vereinslegende.

Thomas Müller kommentiert am Donnerstag eSport.

Thomas Müller kommentiert am Donnerstag eSport.

FC Bayern München

Ein eSport-Turnier mit ganz besonderem Caster: Bayern-Profi und Nationalspieler Thomas Müller wird die beiden Grand Finals des Münchner Club Events in eFootball 2024 kommentieren. Am Dienstagabend stand er im Länderspiel gegen die Niederlande (2:1) noch 20 Minuten auf dem viel kritisierten Frankfurter Rasen. Am kommenden Samstag steht das Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund an. In der Zwischenzeit gibt Müller seine Einschätzung zum virtuellen Fußball ab.

Die Vereinslegende des FC Bayern wird am heutigen Donnerstag ab 16 Uhr am Mikrofon sitzen und live mit den Zuschauern verfolgen, welche beiden eFootball-Spieler sich für die Championship World Finals qualifizieren. Zuvor werden schon ab 13 Uhr je zwei Finalisten für Konsole und Mobile ermittelt. Übertragen wird die Endrunde des Club Events auf dem YouTube-Kanal von eFootball.

Unter den Finals-Qualifikanten des bayerischen Community-Turniers befindet sich etwa der Italiener Carmine ‘Naples17x’ Liuzzi, der 2023 noch für die AC Mailand in der eFootball Championship Pro angetreten war.

Kein deutscher Spieler für die Münchner

Deutsche Spieler haben die Vorausscheidung sowohl für Konsole als auch Mobile nicht überstanden. Der FC Bayern München wird in den World Finals somit definitiv von zwei ausländischen eSportlern repräsentiert. Nichts Neues für den Bundesliga-Rekordmeister in eFootball: Das hauseigene Team hatte zuletzt aus zwei Spaniern, einem Türken und einem Brasilianer bestanden. Ehe es im Zuge von Konamis eSport-Umstrukturierung mit eFootball 2024 aufgelöst worden war.

Anstelle des Liga-Systems der eFootball Championship Pro treten im neuen Ableger der Fußball-Simulation ebenjene Club Events, die das Teilnehmerfeld für die World Finals definieren. Sie bieten allen Gamern die Chance, sich auf die große Bühne zu spielen – der professionelle eFootball-eSport erlitt dadurch in Europa allerdings einen herben Rückschlag.

Müller gewährt Einblicke in das Innenleben der DFB-Elf

Die Rollenverteilung war ein wesentliches Kernmerkmal von Bundestrainer Julian Nagelsmann bei diesem letztlich überaus erfolgreichen März-Lehrgang. Ein Profi, der seine Rolle kennt und verlässlich ausfüllt, ist Thomas Müller. Auf dem Feld und daneben.

Keine Stammkraft mehr, aber noch immer wichtig: Weltmeister Thomas Müller.

Keine Stammkraft mehr, aber noch immer wichtig: Weltmeister Thomas Müller.

IMAGO/Sven Simon

Hauptdarsteller auf dem Platz ist der Routinier und Publikumsliebling zumindest nur noch in eher seltenen Fällen von Anfang an, als Charakter für die Gruppe aber ist er unverzichtbar. Unter anderem auch, weil er mit flotten Sprüchen die Atmosphäre aufzuhellen vermag. Dass der NDW-Klassiker “Major Tom” von Peter Schilling zumindest beim ersten Treffer am Dienstagabend in Frankfurt die deutsche Torhymne war, goutiert der 34-Jährige ausdrücklich und mit einem Augenzwinkern. “Das ist ein super Lied zum Mitgrölen, selbst wenn man keinen sitzen hat … dann aber ist es noch besser!”

Die Stimmung in der Nationalelf und drumherum war und ist ein zentrales Thema dieser Tage. “Wenn man gewinnt, ist der Spaß da”, bedient sich Müller eines Allgemeinsatzes, gewährt aber auch einen etwas tieferen Einblick in das Innere einer Mannschaft, die in der Vergangenheit mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben hat. “Spaß”, sagt er, “hatten wir nach meinem Eindruck auch zuletzt eigentlich immer, wenn wir uns getroffen hatten. Meistens aber nur bis zum ersten Spiel.”

Was ein Schmunzeln bei den Zuhörern provoziert, ist bitterer Ernst. Nicht nur die deutschen Fußballfans brauchten dieses Zeichen, dass mit dieser Mannschaft etwas möglich ist, sondern sie benötigte dies auch selbst. “Wir hatten sicherlich auch das nötige Spielglück. Wenn du, wie in Frankreich, so früh in Führung gehst, dann hast du direkt das Gefühl, dass das, was du in den Tagen vorher im Training erarbeitet hast, auch funktioniert.”

Der Kopf muss nicht gleich wieder arbeiten

Dieser in Frankreich wiedergewonnene Glaube an die eigene Qualität half am Dienstag gegen die Niederlande auch, kritische Phasen zu überstehen: Nach nur drei Minuten stand es 0:1, zu Beginn der zweiten Hälfte dann drückte der Gegner mit Macht. “Dadurch, dass wir schnell zurückgekommen sind”, erklärt Müller, “beginnt der Kopf nicht direkt wieder zu arbeiten, du denkst nicht direkt, dass es jetzt wieder in die falsche Richtung gehen kann.”

Nach zwei Siegen gegen zwei Top-Nationen soll es im EM-Gastgeberland wieder in die richtige Richtung gehen. Und Müller ist überzeugt, dass dieser März ein Grundstein sein kann. “Es hat sich endlich das bestätigt, was man immer dachte, nämlich, dass das Potenzial zu einer tollen Fußballnation immer noch da ist. Diese Hoffnung haben wir jetzt ein Stück weit genährt.” Sein Auftrag an die Mannschaft und an sich selbst ist klar: Das kann nur der Anfang gewesen sein. “Diese Basisarbeit müssen wir jetzt weiterverfolgen.”

Sebastian Wolff