Spielverderber Thuram und Lautaro: Juves Sprung an die Tabellenspitze misslingt

Serie A – Highlights by DAZN 26.11.2023

Spielverderber Thuram und Lautaro: Juves Sprung an die Tabellenspitze misslingt

5:08Im mit Spannung erwarteten Derby d’Italia an diesem 13. Serie-A-Spieltag schob sich Juventus Turin mit einem frühen Tor zunächst vorbei an Inter Mailand und somit an die Tabellenspitze. Marcus Thuram und Lautaro Martinez fanden jedoch im Zusammenspiel die schnelle Antwort und festigten mit den Nerazzurri Platz eins in Italien.

Vlahovics Treffer reicht Juve nicht: Inter behauptet die Tabellenspitze

Zwei schnelle Gegenstöße besorgten im Duell zwischen Juventus Turin und Inter Mailand bereits in der ersten Halbzeit das 1:1-Endergebnis. Damit bleiben die Nerazzurri zwei Punkte vor der alten Dame an der Spitze der Serie A.

Juan Cuadrado (li.) wurde im Duell gegen seinen Ex-Klub Juventus Turin lautstark ausgepfiffen.

Juan Cuadrado (li.) wurde im Duell gegen seinen Ex-Klub Juventus Turin lautstark ausgepfiffen.

IMAGO/LaPresse

Das Derby d’Italia war am 13. Spieltag der Serie A nach längerer Zeit mal wieder ein echtes Spitzenspiel. Sowohl Tabellenführer Inter als auch die zwei Punkte dahinter lauernde alte Dame wussten in den vorangegangenen Wochen mit Siegesserien zu überzeugen – so ging es am Sonntagabend in Turin um die Tabellenspitze.

Massimiliano Allegri überraschte dabei mit dem 23-jährigen Nicolussi Caviglia, der Locatelli im Vergleich zum 2:1 über Cagliari Calcio ersetzte. Außerdem starteten Rabiot und Vlahovic für Miretti und Kean. Bei Inter gab es derweil nur einen Tausch nach dem 2:0 gegen Frosinone: De Vrij kam für den angeschlagenen Bastoni.

Die Partie war von langen Ballbesitzphasen geprägt, bei denen die jeweiligen Defensive kompakt gegen den Ball arbeitete und nur wenig zuließ. Die einzige Lücke der Anfangsphase ließen die Nerazzurri, nach einem weiten Einwurf und Ablage von Rabiot vergab Chiesa allerdings aus 15 Metern (15.).

Vlahovic leitet seinen Führungstreffer selbst ein

Wirklich gefährlich wurde es allerdings dann, wenn es mal mit Tempo nach vorne ging. So war es Vlahovic, der seinen Führungstreffer mit einer Balleroberung im Mittelfeld selbst einleitete. Anschließend ging es über Chiesa links zurück zum Serben, der Sommer mit seinem Flachschuss aus 15 Metern keine Chance ließ (27.).

Serie A, 13. Spieltag

Juventus, das in den vorherigen sieben Spielen nur ein einziges Tor kassiert hatte, konnte sich nun eigentlich auf die starke Defensive verlassen, ließ sich aber ebenfalls überrumpeln. Ein schneller Vorstoß über die rechte Seite, bei dem Thuram seinen Sturmpartner Lautaro Martinez im Zentrum fand, der souverän einschob, besorgte die schnelle Antwort (33.). Im Anschluss war das Tempo wieder raus, der Ball zirkulierte zumeist durch die Abwehrreihen, Chancen waren rar. Entsprechend ging es mit dem 1:1 in die Kabinen.

Das große Feuerwerk blieb auch im zweiten Durchgang aus. Thuram kam zwar aus aussichtsreicher Position zum Abschluss, traf den Ball allerdings nicht richtig und konnte Szczesny so vor keine Aufgabe stellen (50.).

Zäher zweiter Durchgang, Pfiffe für Cuadrado

Im Anschluss entwickelte sich eine Partie ohne echte Chancen. Während beide Offensivreihen wenig ins Spiel kamen, konnten sich die jeweiligen Defensiven auszeichnen. Für einen Aufreger sorgte dann die Einwechselung von Cuadrado, der bei seinem Ex-Klub Juve mit lautstarken Pfiffen begrüßt wurde – und selbst darüber nur schmunzeln konnte. Sportlich zeigte der Kolumbianer auf rechts zwar noch ein paar Ansätze, doch auch er konnte nicht mehr für Gefahr sorgen.

So blieb es bei dem in Summe verdienten 1:1. Die Situation an der Spitze bleibt damit unverändert, Inter führt die Serie A weiterhin zwei Punkte vor Juve an. Die Nerazzurri müssen schon am Mittwoch (21 Uhr) in der Champions League bei Benfica Lissabon ran, bevor es in der Liga am Sonntag (20.45 Uhr) nach Neapel geht. Juventus Turin ist am Freitag (20.45 Uhr) zu Gast in Monza.

Dennis Zaremba

Calhanoglu-Rückkehr nach Deutschland fällt ins Wasser

Die deutsche Nationalmannschaft testet am kommenden Samstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die Türkei – für Stimmung im Berliner Olympiastadion dürfte gesorgt sein. Nicht mit dabei sein wird allerdings Hakan Calhanoglu.

Gehört zum heißen Eisen bei Serie-A-Meisterschaftskandidat Inter: Hakan Calhanoglu.

Gehört zum heißen Eisen bei Serie-A-Meisterschaftskandidat Inter: Hakan Calhanoglu.

IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

Hakan Calhanoglu hat Mailand erobert, diese Schlagzeile könnte man so verfassen. Nach seiner Ausbildungsstation Waldhof Mannheim, seinem Durchbruch als Profi beim Karlsruher SC und den Bundesliga-Stationen Hamburger SV sowie Bayer 04 Leverkusen war der gebürtige Mannheimer 2017 nach Italien gewechselt. Mit der Empfehlung etwa von 111 Bundesliga-Partien, 28 Toren und 22 Vorlagen.

Weiter ging’s dann genauer gesagt bei Milan, wo sich der türkische Nationalspieler zu einer festen Institution entwickelte – um dann nach vier Jahren überraschend und ausgerechnet weiter zu Erzrivale Inter zog. 2021 war das – er kam sozusagen als ablösefreier Überläufer.

Und auch wenn er die Meisterschaft irgendwie kurios verpasst hatte – Inter hatte 2020/21 kurz vor seiner Ankunft den Scudetto errungen, Milan dann ohne ihn in der Spielzeit 2021/22 -, so kann gesagt werden: Calhanoglu hat sich sportlich nochmals weiterentwickelt. In bislang 214 Serie-A-Partien – 135 damals für die Rossoneri, 79 bislang für die Nerazzurri – bringt es der Standardexperte auf 37 Treffer und 54 Assists.

“Gigant Calhanoglu”

Mittlerweile ist Calhanoglu 29 Jahre alt – und hätte sein Können an diesem Samstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) auch dem breiten deutschen Publikum mal wieder vorführen dürfen. Daraus wird aber nichts, denn der türkische Nationalmannschafts-Kapitän musste das anberaumte Länderspiel seiner Auswahl gegen Deutschland absagen. Der Grund: eine Infektion der Atemwege. Außerdem stehe seine Frau kurz vor der Geburt ihres Kindes, teilte der türkische Verband darüber hinaus mit.

Dabei wäre es durchaus spannend gewesen, Calhanoglu im Brennglas der deutschen Aufmerksamkeit zu sehen.

Galt der schussgewaltige Akteur damals noch eher als Zehner mit Highlight-Spielen und Schwankungen in den Leistungen, stieg er inzwischen – vor allem bei Inter unter Trainer Simone Inzaghi – in der Rangordnung immer weiter auf. Gerade seit dem Weggang von Mailands langjährigem Aufbauspieler Marcelo Brozovic (Al-Nassr) ist Calhanoglu zum Regisseur aufgestiegen – eine Art Aufbauexperte vor der Abwehr. Platz 1 in der Serie-A-Tabelle aktuell und für ihn persönlich zwölf Einsätze und schon fünf Tore sprechen eine klare Sprache. Genauso wie folgender Fakt: Bislang hat der türkische Mittelfeldspieler neun Serie-A-Elfmeter geschossen – und alle versenkt.

Calhanoglu sei “zu einem Giganten” herangewachsen, lobte Inzaghi neulich.

Lesen Sie dazu auch eine Analyse aus dem Jahr 2022: Visionär Hakan Calhanoglu – Eine steile Karriere mit Störfällen

Als Mourinhos Fehde mit Guardiola begann – und was “The Special One” ihm sagte

Wisst ihr noch … 16.11.2023

Als Mourinhos Fehde mit Guardiola begann – und was “The Special One” ihm sagte

1:00Es ist das Halbfinal-Rückspiel der Champions-League-Saison 2009/10 zwischen Inter und Barca, Mourinho beginnt seine Fehde mit Pep Guardiola. Mittendrin: Zlatan Ibrahimovic und eines der legendärsten Bilder der Fußballgeschichte.

Zanettis besonderes Lob für Martinez: “Erkenne mich in ihm wieder”

Javier Zanetti hat mit Inter Mailand einst das Triple gewonnen, den Verein als Identifikationsfigur geprägt. Aktuell sieht der Argentinier einen legitimen Nachfolger.

Kennen und schätzen sich: Lautaro Martinez (li.) mit Javier Zanetti, 2019.

Kennen und schätzen sich: Lautaro Martinez (li.) mit Javier Zanetti, 2019.

FC Internazionale via Getty Images

Pokalsieger und Champions-League-Finalist Inter Mailand ist mit 31 Punkten nach zwölf Spieltagen Tabellenführer der Serie A – ein Satz, der unterstreicht, dass der Spitzenklub von einst auch ein Spitzenklub der Gegenwart geworden ist.

Auf die eigenen Fahnen darf sich das besonders Lautaro Martinez schreiben, der mit zwölf Toren aus den bisher zwölf Ligaspielen die Torschützenliste der Serie A mit großem Vorsprung anführt. Im Halbfinal-Rückspiel der vergangenen Champions-League-Saison war er es, der mit seinem Tor gegen Stadtrivale AC Mailand den Einzug ins große Finale klarmachte – das Sinnbild einer Identifikationsfigur.

Eine solche ist der 26 Jahre alte Argentinier, der 2018 aus seiner Heimat von Racing Club gekommen war und bei Inter inzwischen die Kapitänsbinde trägt, in Norditalien geworden. Das findet auch ein Mann, der davon einiges versteht: Javier Zanetti. Der 50-jährige einstige Allrounder, ein Landsmann Martinez’, stieg zwischen 1995 und 2014 zu einer der größten Vereinsikonen auf, die die Nerazzurri zu bieten haben, und lobt den Stürmer dieser Tage in den höchsten Tönen.

“In ihm haben wir unseren Kapitän gefunden”

“Wie er ein Anführer geworden ist, sein Zugehörigkeitsgefühl, seine Liebe für Inter – ich erkenne mich in ihm wieder”, schwärmte Zanetti, Inters derzeitiger Vize-Präsident, bei einem öffentlichen Auftritt im Rahmen einer Buchvorstellung – ein besonderes Lob für Weltmeister Martinez. “In ihm haben wir unseren Kapitän gefunden”, meinte Zanetti auch über das reine Tragen der Binde hinaus. “Das macht mich sehr glücklich”.

Im vergangenen Sommer soll der dynamische Rechtsfuß eine lukrative Offerte aus Saudi-Arabien abgelehnt haben, aktuell sollen erste Gespräche stattfinden, bei denen es um eine Verlängerung seines noch bis 2026 gültigen Vertrags geht. Mit Inter, für das er in 254 Pflichtspielen bislang 116 Tore erzielte, hat Martinez 2021 die italienische Meisterschaft gewonnen, dazu zwei Pokalsiege und zwei Siege in der Supercoppa gefeiert. Die Endspiele in Europa League (2020 gegen den FC Sevilla) und Champions League (2023 gegen Manchester City) gingen jeweils verloren.

Boninsegna im Interview: “Die Büchse hat mich getroffen – ich schwöre”

An diesem Montag wird Roberto Boninsegna, einer der besten Stürmer Italiens, 80 Jahre alt. Im kicker-Interview spricht der Jubilar über “Pinsel” Overath, eine Filmrolle und eine Cola-Dose.

Sie werden stolze 80 Jahre, da können wir gleich legendär anfangen: 17. Juni 1970, im Aztekenstadion läuft gegen Deutschland die 111. Minute …

… und ich laufe mich schweißnass auf der linken Seite frei. Capitano Facchetti schaufelt mir die Kugel zu. Eigentlich wollte ich aufs Tor zimmern, doch der Ball hoppelte zu weit nach außen. Mit letzter Kraft gehe ich an Willi Schulz vorbei und spiele blind zurück. Ich dachte, Rivera oder Riva werden da schon stehen. In der Tat war Gianni Rivera da und machte das 4:3. Ein denkwürdiger Moment.

Und der Finaleinzug.

Ja, aber ob wir oder Deutschland, beide hätten das Endspiel vier Tage später gegen Brasilien verloren. Wir haben uns 120 Minuten massakriert, alle Spieler waren am Ende.

Das WM-Halbfinale 1970

Dabei schien die Partie eigentlich schon zugunsten von Italien gelaufen.

Und dann glich Schnellinger in der 90. Minute aus. Sein einziges Tor überhaupt für Deutschland, das muss man sich mal vorstellen. Rivera und er waren ja bei Milan, und Gianni ging in der Pause der Verlängerung zu ihm und fauchte: Was zur Hölle bist du eigentlich da vorne rumgeturnt?

Schnellinger sagte: Ich dachte, der Schiri pfeift eh gleich ab. Euer Tor war in der Nähe der Kabinen, und dahin wollte ich gleich verschwinden.

Roberto Boninsegna

Und Schnellinger?

Der sagte: Ich dachte, der Schiri pfeift eh gleich ab. Euer Tor war in der Nähe der Kabinen, und dahin wollte ich gleich verschwinden. Letztlich muss man ihm dankbar sein, ohne Schnellinger hätte es kein Jahrhundertspiel gegeben. Eine kollektive Erinnerung, nicht bloß sportlich, vielmehr soziologisch.

Dank eines Kollektivs großer Namen.

Absolut. Bei den Deutschen spielten Maier, Vogts, Grabowski, Müller, der Kaiser mit lädierter Schulter, der jeden Moment in Ohnmacht zu fallen schien – grande Germania! Aber einer gefiel mir immer am besten.

Und zwar?

Wolfgang Overath. Ich nannte ihn “Pinsel”, denn mit seiner Linken malte er herausragende Gemälde.

Eins muss ich zum Finale sagen: Unser Trainer Ferruccio Valcareggi machte alles falsch.

Roberto Boninsegna

War Pelé im Finale der beste Spieler, den Sie je erlebt haben?

Pelé war der Maestro des Orchesters, er war fehlerfrei und im Grunde der personifizierte Fußball. Eins muss ich aber zum Finale sagen.

Bitte.

Unser Trainer Ferruccio Valcareggi machte alles falsch und ließ Rivera lange auf der Bank. Gianni hatte gerade erst den Ballon d’Or gewonnen, und Pelé dachte sich sicher: Die lassen solch ein Genie draußen? Was muss Italien für eine überirdische Mannschaft haben (lacht).

Zur Person


  • Roberto Boninsegna, am 13. November 1943 in Mantua geboren, ist einer der besten Stürmer Italiens. 1970 in Mexiko wurde er Vizeweltmeister. Neben Gino Colaussi und Paolo Rossi ist er einer von drei Italienern, die in einem WM-Halbfinale und im Endspiel trafen. Mit Inter Mailand (1971) und Juventus (1977, 1978) wurde er Meister, mit den Turinern gewann er zudem den UEFA-Pokal (1977) und die Coppa Italia (1979).

Wie kamen Sie einst zum Fußball?

Schon vor der Geburt. Meine Mama war großer Fan unseres Heimatklubs Mantova, verpasste keine Partie. Als sie mit mir im achten Monat schwanger war, sagte der Ordner: Elsa, geh nach Hause, du willst doch wohl nicht hier deinen Sohn zur Welt bringen. Mama erwiderte: Keine Sorge, ich habe eine Hebamme mitgebracht – und ging auf die Tribüne.

Und Sie wurden trotzdem Inter-Fan?

Meine Liebe, schon als Pimpf gibt es Fotos von mir im Inter-Trikot. Das hatte mir meine Mutter genäht, aber zuerst völlig verkehrt. Vorne schwarz und der Rücken blau (lacht). Ich sagte: Mama, das muss schwarz-blau gestreift sein! Sie stöhnte und musste von vorne anfangen.

Der Durchbruch in der Serie A gelang Ihnen aber zunächst im Cagliari-Dress.

Ich durchlief die ganze Inter-Jugend, aber Coach Helenio Herrera zählte nicht auf mich, und der Klub lieh mich sechs Jahre aus. In dieser Zeit holte Inter einen Titel nach dem anderen, und ich litt wie ein Hund, weil ich nicht dabei war. 1966 kam Cagliari, ich stürmte neben dem gigantischen Gigi Riva, wir wurden sogar Vizemeister. Doch einmal riskierten wir auch unsere Gesundheit.

Wir waren überall blutig und mussten schön einstecken, haben aber auch fünf, sechs niedergestreckt.

Roberto Boninsegna

Warum das?

Im Mitropa-Cup spielten wir in Skopje und zwischen Jugoslawien und Italien waren es auf dem Platz immer üble Gefechte. Gegen Ende stürmten die Fans den Platz und unser Brasilianer Nené rannte in die Kabine und der Höllenhund sperrte ab! Riva und ich hämmerten gegen die Tür: Mach auf! In der Zwischenzeit lief es wie in einem Film mit Bud Spencer und Terence Hill: Faustschläge, Tritte – wir waren überall blutig und mussten schön einstecken, haben aber auch fünf, sechs niedergestreckt. Ich würde sagen, es ging remis aus (schmunzelt).

Cagliari nahm 1967 an einer Meisterschaft in den USA teil. Was war das?

Die Amerikaner wollten den Soccer pushen, südamerikanische und europäische Klubs spielten eine Kurz-Meisterschaft unter US-Städte- namen. Wir waren die Chicago Mustangs. Eine nette Erfahrung, für uns war es bezahlter Urlaub. Wir wohnten in einem Hotel, das Frank Sinatra gehörte, und es gab eine hübsche Summe Dollar. Leider waren wir auch in Las Vegas, da waren meine Dollars schnell futsch (lacht). Immerhin wurde ich Torschützenkönig.

1969 dann: heim zur großen Liebe.

Zur Grande Inter mit Ausnahmespielern wie Giacinto Facchetti, Sandro Mazzola, Mario Corso, Luis Suarez. Ich war 25 und siezte sie anfangs, ich kam ja aus Cagliari. Es lief dann aber phänomenal: Torschützenkönig und Scudetto mit dem geliebten Klub.

Ich bin zu alt, um zu flunkern.

Roberto Boninsegna

Nach der Meisterschaft kam dann im Oktober 1971 beim 1:7 in Gladbach die ominöse Cola-Dose …

Darauf habe ich gewartet (lacht). Es ist eigentlich immer das Erste, das die Deutschen erwähnen. Einmal war ich bei einem Essen in Verona mit Hans-Peter Briegel, und er grüßte mich mit: Bobo, ich bestelle dir sofort mal eine Coca-Cola.

Ein für alle Mal, Hand aufs Herz: Hat Sie die Dose in Gladbach getroffen?

Ich weiß ja, dass mir in Deutschland nie jemand geglaubt hat, doch ich schwöre nach all den Jahren bei allem, was mir lieb und teuer ist, dass ich wirklich getroffen wurde. Das Publikum war ja ganz nah, und als ich den Ball an der Seitenlinie aufnahm, flogen mehrere Cola-Dosen. Eine traf mich hart am Hinterkopf. In der Kabine bezeugte es auch der französische UEFA-Delegierte, als er meine blutende Kopfwunde sah.

Die Gladbacher überzeugte das wenig.

Es ist trotzdem die reine Wahrheit, ich bin zu alt, um zu flunkern. Außerdem hatte ich vorher das 1:1 gemacht, und es stand bei dem Zwischenfall 1:2 – das war für auswärts ein gutes Resultat. Warum sollte ich da schauspielern? Dazu war ich nie der Typ, wenn ich am Boden lag, hatte ein Verteidiger ganze Arbeit geleistet.

Einen Schauspieler-Job erhielten Sie 1989 dennoch. Wie kam es dazu?

Facchetti rief an, Regisseur Salvatore Nocita, ein Inter-Fan, würde für eine Mini-Serie mit Alberto Sordi und Burt Lancaster einen Nebendarsteller suchen. Ich fragte Facchetti: Warum machst du das nicht? Er antwortete: Ich bin groß, blond und sehe gut aus, die Rolle ist für einen Leichenträger, da bist du besser geeignet (lacht).

Zuvor wurde Ihre Liebe beerdigt und Sie wurden zu Juventus verschoben.

Ich wollte ja ewig bei Inter bleiben. Doch wenn damals der Klub entschied, musstest du wechseln. Letztlich brachte mir dies noch vier Titel.

Meine Frau ist der einzige Vorstopper, den ich nie ausdribbeln konnte.

Roberto Boninsegna

Wie war Trainer Giovanni Trapattoni?

Er war noch ziemlich jung, hatte erst eine Saison als Chefcoach bei Milan hinter sich. Immer offen, ehrlich, ein harter Arbeiter. Manche Ratschläge hätte er sich aber sparen können.

Zum Beispiel?

Einmal schoss ich im Training daneben, da kam er: Bobo, ich zeige dir, was du falsch machst. Leider war ich ehrlich, sagte: So so, Mister, zeigen Sie mal. Übrigens, wie viele Tore haben Sie in der Karriere erzielt? Sechs. Ich fast 200, ich weiß schon, wie das geht. Spieler und Journalisten prusteten, und ich bekam eine satte Geldstrafe.

Und jetzt sind Sie im Hauptberuf Opa?

Mein Leben ist herrlich. Der Sohn ist Anwalt, meine Tochter Psychologin, ich bin ihr Patient (lacht). Vier Enkel und seit 55 Jahren mit meiner Frau zusammen, der einzige Vorstopper, den ich nie ausdribbeln konnte.

Interview: Oliver Birkner

Traumtor aus 50 Meter! Dimarco schießt Inter in den Freudentaumel

Inter Mailand hat sich zum Abschluss des 12. Serie-A-Spieltags keine Blöße gegeben und den unbequemen Aufsteiger aus Frosinone durch einen 2:0-Arbeitssieg besiegt. Der Mann des Tages dabei? Ganz einfach: Kunstschütze Dimarco.

Traf traumhaft zum 1:0 für Inter: Federico Dimarco.

Traf traumhaft zum 1:0 für Inter: Federico Dimarco.

IMAGO/Marco Canoniero

Der Dritte Milan spielt nur 2:2 in Lecce, verliert sogar fast noch. Meister Napoli geht mit 0:1 gegen Empoli baden. Und Atalanta Bergamo als weiterer Verfolger der Tabellenspitze muss mit einem 1:1 in Udine leben. Währenddessen bilden sowohl Rekordmeister Juventus Turin (2:1 gegen Cagliari) als auch Inter Mailand das allmächlich einsame Spitzenduo.

Mit der verteidigten Tabellenführung der Nerazzurri, die zum Abschluss dieses 12. Serie-A-Spieltags am späten Sonntagabend einen 2:0-Arbeitssieg verbuchten. Denn Arbeit musste beim Duell mit Frosinone reichlich verrichtet werden.

Einfach mal abgezogen

Der Gast und Aufsteiger, der an den ersten Spieltagen bereits vier Siege verzeichnet und sich im gesichterten Mittelfeld verankert hatte, nänlich zeigte sich frech, verteidigte stabil und lauerte auf Nadelstiche.

Zur Wahrheit gehörte aber auch: Den Ton gaben insgesamt schon die Mailänder an, die zu Beginn die 1:0-Führung aber verpassten. Lautaro Martinez scheiterte an Keeper Turati (19. Minute), Barella kam nach Querpass von Mkhitaryan frei vor dem fast leeren Tor nicht mehr ganz ran (40.).

Es dauerte letztlich bis zur 43. Minute, ehe der Favorit in Front ging – dabei aber Tausende von Interisti im Giuseppe-Meazza-Stadion von den Sitzen riss. Linksverteidiger Dimarco hatte gerade mit einem Spurt die Mittellinie passiert, befand sich links quasi an der Seitenauslinie und sah, dass Frosinones Torwart Turati ein kleines Stück zu weit vor seinem Tor wandelte. Also zog der italienische Nationalspieler einfach aus rund 50 Metern ab, blickte mit allen Zuschauern hinterher und sah, wie sich die Kugel perfekt ins Netz senkte (43.).

Nach 2:0 und Platz 1: Juventus wartet

Nachdem der ehemalige Gladbacher kurz nach Wiederbeginn clever gegen den grätschenden Monterisi einen Elfmeter herausgeholt hatte und dieser souverän ins rechte Eck von Experte Calhanoglu verwandelt worden war (48.), war die Messe gelesen. Auch weil der FC Internazionale das notwendige Quäntchen Glück hatte und Joker Cheddiras Schuss in der 57. nur an den Pfosten klatschte.

Am Ende brachte Inter das 2:0 über die Zeit, feierte damit den sechsten Pflichtspielsieg am Stück und verteidigte eben gegenüber dem ärgsten Verfolger Juventus die Tabellenspitze auf dem Stiefel. Weiter geht’s nach der Länderspielpause – wie passend – mit dem Auswärtsspiel bei der Alten Dame (Sonntag, 26. November, 20.45 Uhr). Dieses Derby d’Italia könnte keine besseren Vorzeichen haben.

Salzburg bleibt nach Remis gegen Inter weiter ungeschlagen

Die Salzburg-Youngster brachten im zweiten Spiel gegen Inter Mailand ihre Führung zwar nicht ins Ziel, lachen aber mit acht Punkten aus vier Spielen nach wie vor von der Tabellenspitze.

Die Salzburger lachen weiterhin von der Tabellenspitze.

Die Salzburger lachen weiterhin von der Tabellenspitze.

Jasmin Walter – FC Red Bull Salzburg

Salzburgs Nachwuchs-Fußballer bleiben in der Youth-League auf Kurs und haben nach vier von sechs Spielen im Kampf um den Aufstieg zumindest ins Play-off weiter gute Karten. Dank eines Treffers von Sadeqi (76.) holten die Jungbullen am Mittwoch vor eigener Kulisse ein 1:1 (0:0) gegen Inter Mailand und verteidigten vor dem Abendspiel von Real Sociedad gegen Benfica Lissabon (18.45 Uhr) Platz eins in Gruppe D.

Youth League – 4. Spieltag

Die erste Hälfte brachte Vorteile für die Hausherren, die gleich nach Beginn – allerdings verfrüht – über ein Abseitstor von Atiabou jubelten (2.). Die beste Möglichkeit ließ kurz vor der Pause Paumgartner aus, dessen Direktabnahme aus rund acht Metern deutlich das Ziel verfehlte (44.).

Die Mailänder, trainiert vom ehemaligen rumänischen Teamspieler und Inter-Kicker Chivu und als Tabellendritter zum Punkten gezwungen, hatten hingegen nach Wiederbeginn mehr von der Partie. Sarr (67.) vergab aus Kurzdistanz aber die große Chance, Sadeqi stellte das Geschehen mit einem platzierten Schuss aus der zweiten Reihe auf den Kopf.

Inter drückte aber weiter und belohnte sich vier Minuten später dank Berenbruch mit dem Ausgleich. Im Finish ließ Salzburgs Adam Daghim die große Chance auf den Siegtreffer aus, er scheiterte am Inter-Goalie (86.).

Damit führen die Salzburger die Gruppe D mit acht Punkten nach vier Spielen weiterhin an. Drei Punkte dahinter, aber auch mit einem Spiel weniger, liegt Benfica. Inter Mailand hat als Dritter bereits fünf Punkte Rückstand auf die Mozartstädter, am Tabellenende liegt Real Sociedad.

Was die CL-Ausbeute nach drei Spielen für Bayern, RB, BVB und Union bedeutet

Die Hälfte der Champions-League-Gruppenphase ist geschafft. Doch was sagt die Statistik über die Chancen auf ein Weiterkommen von Bayern, Leipzig, Dortmund und Union?

Wie wahrscheinlich ist es wirklich? Das deutsche Quartett hofft aufs Weiterkommen in der Königsklasse.

Wie wahrscheinlich ist es wirklich? Das deutsche Quartett hofft aufs Weiterkommen in der Königsklasse.

imago images (4)

Zwölf Pflichtspielniederlagen hat Union Berlin mittlerweile am Stück kassiert, in der Champions League waren es dabei derer drei – wenn auch alle nur mit einem Tor Unterschied. Seit die UEFA den aktuellen Modus der Königsklasse zur Saison 2003/04 eingeführt hat, schaffte es nur ein einziges von insgesamt 54 Teams (Zwei-Prozent-Chance) mit null Punkten nach drei Spieltagen noch ins Achtelfinale: Atalanta Bergamo in der Saison 2019/20. 

In einer Gruppe mit Manchester City (9 Punkte), Dinamo Zagreb und Schachtar Donezk (je 4) schien die Lage aussichtslos, ehe Atalanta doch zum großen Comeback ausholte und mit einem 3:0 in der Ukraine schließlich das Achtelfinal-Ticket buchte. Was Union helfen könnte: Robin Gosens gehörte damals noch Bergamos Kader an und besorgte beim entscheidenden Auswärtssieg sogar den Endstand.

Im aktuellen Modus standen auch vier andere deutsche Mannschaften punktlos nach drei Partien da: Der Hamburger SV (2006/07) und der VfB Stuttgart (2007/08) schieden jeweils aus, Leverkusen preschte 2019/20 ins Europa-League-Viertelfinale vor, RB Leipzig in 2021/22 sogar ins EL-Halbfinale.

Union droht derweil mit einer weiteren Niederlage in Neapel am Mittwoch (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) sogar ein neuer Negativrekord – einzig Schalke 04 war in der Saison 2001/02 in seinen ersten drei Champions-League-Partien überhaupt ebenfalls mit drei Pleiten gestartet, ehe die Königsblauen mit 4:0 auf Mallorca gewannen.

Liverpool und Tottenham als leuchtende Beispiele

Hoffnung macht Union sicherlich auch, wie zwei Teams im Speziellen auf ihre Ausgangslage mit einem Punkt nach drei Spieltagen reagierten: Die Neun-Prozent-Chance (acht kamen weiter, 82 schieden aus) nutzten der FC Liverpool und Tottenham Hotspur. Die Premier-League-Klubs schöpften daraus sogar offensichtlich Kraft. Die Reds zogen in der Saison 2007/08 nach den frühen Nackenschlägen noch ins CL-Halbfinale ein, die Spurs in der Spielzeit 2018/19 sogar ins Endspiel.

Die anderen Teams, die mit nur einem Zähler noch weiterkamen, waren Gent (2015/16), Galatasaray (2012/13), Panathinaikos (2008/09), Porto (2004/05), Arsenal (2003/04) – und Bremen (2005/06). Werder scheiterte im Achtelfinale denkbar knapp an Juventus Turin.

VfB scheitert erst an Barcelona

Nicht ganz verdoppelt wird die Wahrscheinlichkeit auf ein Weiterkommen mit zwei Punkten nach drei Spieltagen – fünf von 31 Teams schafften es noch in die K.-o.-Runde. Zu diesen 16 Prozent gehört neben Lille (2021/22), der Roma (2015/16), Manchester City (2014/15) und Celta Vigo (2003/04) auch der VfB Stuttgart (2009/10). Die Schwaben ließen sich vom schwachen Start in der Gruppe mit Sevilla (9), Unirea Urziceni (4) und den Glasgow Rangers (1) nicht beirren – Schluss war im Achtelfinale gegen den späteren Halbfinalisten aus Barcelona.

Etwas höher wird die Wahrscheinlichkeit mit drei Punkten nach drei Spieltagen, diese Ausbeute reichte 22 Prozent der Teams für einen Einzug in die K.-o.-Runde. Zu den 22 von 98 Mannschaften gehört auch Bayer 04 Leverkusen. In der Saison 2016/17 stand die Werkself in einer ausgeglichenen Gruppe hinter Monaco (5) und Tottenham (4) sowie vor ZSKA Moskau (2). Im Achtelfinale war dann das Hinspiel gegen Atletico Madrid der Knackpunkt.

Fast 50:50 beim BVB – Gute Aussichten für Lens und Atletico

Bei einer Ausgangslage mit vier Punkten nach drei Spieltagen werden die Fans von Borussia Dortmund hellhörig. Der BVB liegt in seiner schweren Gruppe F aktuell zwei Zähler hinter PSG, ist punktgleich mit Newcastle und hat zwei mehr als Schlusslicht Milan. 102 Mannschaften standen seit der Saison 2003/04 mit vier Zählern in der Mitte der Gruppenphase da – 49 von ihnen erreichten auch die K.-o.-Runde (48 Prozent).

Deutlich erhöht wird die Chance bereits mit fünf Punkten nach drei Spieltagen, von den 31 Teams mit einem Sieg und zwei Remis kamen immerhin 22 weiter – entspricht einer Quote von 71 Prozent. Im aktuellen Teilnehmerfeld haben RC Lens und Atletico Madrid eine solche Ausbeute vorzuweisen.

RB hat das Achtelfinale vor Augen – Quartett scheitert trotz sieben Punkten

Mit sechs Punkten nach drei Spieltagen, die neben RB Leipzig aktuell auch Arsenal, Neapel, Feyenoord, PSG und Porto aufweisen, steigen die Chancen weiter. Nur 17 von 98 Mannschaften (83 Prozent) verpassten bei einem solchen Start in die Gruppenphase noch die Runde der letzten 16. Schon in dieser Woche könnten die Leipziger in Belgrad ihr Achtelfinal-Ticket buchen.

Sogar bei 94 Prozent Erfolgschance liegt ein Weiterkommen mit sieben Punkten nach drei Spieltagen. Auf Real Sociedad und Inter Mailand trifft das aktuell in Gruppe D zu. Und das Duo will verhindern, die Zahl der Teams zu erweitern, die dennoch scheiterten: Porto (2015/16), die Rangers (2007/08), Marseille (2007/08) und ZSKA Moskau (2006/07) überstanden die Gruppenphase nicht – 65 andere Mannschaften in dieser Ausgangslage schon.

Vierte perfekte Gruppenphase der Bayern?

Einfach wird die Rechnung für die Anhänger des FC Bayern. Mannschaften mit neun Punkten nach drei Spieltagen kamen in 66 von 66 Fällen weiter. Schon dreimal ist es dem deutschen Rekordmeister gelungen, eine perfekte Gruppenphase in der Champions League hinzulegen, also alle sechs Spiele zu gewinnen. Das wird auch dieses Mal das Ziel der Mannschaft von Thomas Tuchel sein.

Schwere Knieverletzung: Längere Pause für Pavard

Wenn Inter Mailand am Mittwoch im Rahmen der Champions-League-Gruppenphase nach Salzburg reist, wird Benjamin Pavard dem Serie-A-Klub fehlen – und es wird bei weitem nicht das einzige Spiel sein, das der Franzose verpasst.

Blickt einer längeren Zwangspause entgegen: Benjamin Pavard.

Blickt einer längeren Zwangspause entgegen: Benjamin Pavard.

IMAGO/Sportimage

Eine gute halbe Stunde war am Samstag in Bergamo gespielt, als Benjamin Pavard nach einem Kopfballduell zu Boden ging und sich dabei am Knie verletzte. So schwer, dass er selbst das Spielfeld nicht verlassen konnte, der 27-Jährige musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden.

Dort wird der Abwehrspieler so schnell nicht wieder auftauchen. Eine eingehende Untersuchung hat nun ergeben, dass sich der französische Weltmeister eine “Verrenkung der Kniescheibe im linken Knie” zugezogen hat, wie Inter am Montag bestätigte. Pavard muss laut Vereinsangaben drei bis vier Wochen eine Funktionsschiene tragen und kann erst im Anschluss daran mit der Reha beginnen.

Die italienische Zeitung “Gazzetta dello Sport” geht von einer Ausfallzeit des Franzosen von sieben bis acht Wochen aus. Damit würde Pavard, der Ende August nach vier Jahren den FC Bayern Richtung Mailand verlassen hatte, nicht nur die drei abschließenden Partien der Nerazzurri in der Königsklasse verpassen, sondern auch Anfang Dezember das Topspiel der Serie A, wenn der Tabellenführer Inter bei Meister SSC Neapel aufkreuzt.

Pavard lief für Inter bislang in sechs Ligaspielen auf und stand in allen drei Champions-League-Spielen über die volle Distanz auf dem Platz.