“Wissen, dass wir in der Bringschuld sind”: Eintracht siegt für Fans und Hölzenbein

Eintracht Frankfurt hat sich nach schwierigen Wochen zurückgemeldet und in einem emotionalen Spiel gegen den FC Augsburg (3:1) Platz 6 gefestigt. Dieser Sieg soll nun Selbstvertrauen für ein hartes Restprogramm geben.

Großer Jubel bei Kevin Trapp: Nach vier sieglosen Spielen feierte Eintracht Frankfurt wieder einen Dreier.

Großer Jubel bei Kevin Trapp: Nach vier sieglosen Spielen feierte Eintracht Frankfurt wieder einen Dreier.

IMAGO/Jan Huebner

“Es war kein Endspiel, aber ein sehr, sehr wichtiges Spiel”, hielt Kevin Trapp im Anschluss an den 3:1-Erfolg seiner Frankfurter Eintracht gegen Augsburg bei DAZN fest. Die Adler hatten zuvor viermal in Folge nicht gewinnen können. Zusätzliche Emotionalität brachte der Tod von Klub-Legende Bernd Hölzenbein, der am Montag im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben war.

Umso bitterer verlief die Anfangsphase der Partie, in der Ruben Vargas die Fuggerstädter früh in Führung brachte. “Eine unglückliche Aktion”, resümierte Coach Dino Toppmöller. “Willian Pacho spielt den Ball zu Philipp Max und bringt ihn in die Bredouille. Augsburg spielt es gut zu Ende, ein super Abschluss.” Das sorgte nach einem “eigentlich guten Start” nicht nur auf den Rängen für Unruhe.

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Nagelsmann bleibt: Was bedeutet das für Bayern und den DFB?


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Fehlende Ordnung nach frühem Rückstand

“Ab der 20., 25. Minute haben wir gefühlt so ein bisschen die Ordnung im Offensivspiel verloren. Wenn die Spieler nicht in ihren Positionen sind, dann ergeben sich natürlich Kontersituationen. Da hatten wir in der ein oder anderen Szene Glück, dass Augsburg da nicht noch Kapital draus schlägt”, gestand Toppmöller. Der 0:1-Pausenrückstand habe sich dennoch angefühlt, als sei er “nicht unbedingt verdient” gewesen.

Teile der Fans sahen das wohl anders, weshalb sie die Spieler auf dem Weg in die Kabine mit Pfiffen begleiteten – zur Verwunderung von Kapitän Trapp. “Ich weiß nicht, wo die Pfiffe herkommen. Ich glaube, von der Gegentribüne. Ich kann es nicht nachvollziehen”, erklärte der 33-Jährige. “Es ist eine schwierige Situation, man kann immer mal in Rückstand geraten, aber wir waren ja trotzdem im Spiel. Klar, es ist nicht immer alles schön und Augsburg stand tief, dann ist es auch nicht einfach, alles perfekt zu machen.”

Beim 2:1 war es unfassbar laut. Das gab es selten so.

Kevin Trapp

Die SGE-Profis ließen sich davon aber nicht verunsichern, kamen besser aus der Pause und drehten das Spiel mit Treffern in der 55. und 61. Minute. “Beim 2:1 war es unfassbar laut. Das gab es selten so”, verteilte Trapp auch noch ein Lob an den eigenen Anhang.

Toppmöllers Gegenüber stellte im Anschluss auf Dreierkette um, doch auch der SGE-Coach reagierte und passte die eigene Taktik an. “Wir wollten weiter hoch versuchen, den langen Ball früh auszulösen. Deshalb wollten wir vorne mit drei Spielern anlaufen, weil wir wussten, dass Augsburg viele Spieler hat, die aus dem Mittelfeld sehr scharf auf den zweiten Ball sind. Die beiden Jungs vorne sind sehr kopfballstark und können den Ball gut abschirmen, dann kam mit Sven Michel noch jemand, der sehr gut mit dem Rücken zum Tor ist”, erklärte der Trainer die Herangehensweise.

Und er sollte mit ihr Recht behalten. “Am Ende gab es nicht mehr diese eine große Chance von Augsburg und ich glaube, dass man sagen kann, wir haben verdient gewonnen.” Spätestens das 3:1 von Omar Marmoush in der Schlussminute beseitigte alle Zweifel und sorgte dafür, dass Frankfurt Platz 6 weiter festigte.

Frankfurts Restprogramm: “Spiele, auf die wir uns freuen können”

“Wir wollten einfach für unsere Fans einen Sieg haben und eine Leistung bringen, mit der sie heute zufrieden nach Hause gehen. Wir wissen, dass wir da ein Stück weit in der Bringschuld sind aufgrund der ein oder anderen Leistung in den letzten Wochen”, erklärte Toppmöller, der auch an die verstorbene Eintracht-Legende dachte. “Wir sind sehr stolz, dass wir Bernd Hölzenbein diesen Sieg widmen können.”

Das Restprogramm der Frankfurter hat es nun in sich. Auswärts müssen die Adlerträger bei Bayern und Gladbach ran, zuhause geht es noch gegen Leverkusen und Leipzig. “Das sind alles Spiele, auf die wir uns freuen können”, blickte Trapp voraus und hofft, dass er und seine Kollegen aus dem so wichtigen Sieg gegen Augsburg “sehr, sehr viel Selbstvertrauen” schöpfen können.

Trapp: “Wir haben eine Mannschaft, die ein Stadion mitreißen kann”

Vor dem eminent wichtigen Heimspiel gegen den FC Augsburg sucht Eintracht-Keeper Kevin Trapp nach positiven Ansätzen – und findet sie auch. Als Credo formuliert er: “Weniger nachdenken, mehr machen.”

Als grobe Frankfurter Faustformel lässt sich festhalten: Je näher das Saisonende rückt, desto geringer fällt in der Bundesliga die Vergnügungssteuer aus. Wer weiß, vielleicht lässt sich sogar so manche Eintrittskarte steuerlich absetzen, wenn der Finanzbeamte ein Eintracht-Herz hat und ausnahmsweise ein Auge zudrückt.

“Wir haben eine unheimlich große Chance”

“Gefühlt sitzen wir jedes Jahr zur selben Zeit da und sagen: Was passiert eigentlich gerade”, rekapituliert Trapp. Er führt aus: “Letztes Jahr haben wir zehn Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Unter Adi Hütter haben wir die Champions League verspielt, unter Oliver Glasner sind wir im ersten Jahr Elfter geworden. Ich würde mich freuen, wenn ich mal hier sitzen und sagen könnte: Wir haben einen Lauf.” Im ersten Jahr unter Niko Kovac (2016/17) stellte Frankfurt sogar die schlechteste Mannschaft der Rückrunde (13 Punkte).

In dieser Saison sollte es endlich mal andersherum laufen: Nach dem riesigen Aderlass im Sommer sollten nicht zuletzt auch die Wintertransfers dazu beitragen, dass die Rückrunde erfolgreicher verläuft. Doch das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Aktuell steht die SGE bei 15 Punkten in der Rückrunde. Es fehlen also noch zwölf Zähler, um die 27 Punkte aus der Hinrunde zu erreichen. Angesichts der aktuellen Formkrise und dem knüppelharten Restprogramm erscheint das utopisch. Doch womöglich reichen schon zwei Siege, um den sechsten Rang zu verteidigen. Das ist das Ziel.

Wobei Trapp nicht von Verteidigung sprechen möchte, weil ihm das zu negativ klingt. Vielmehr betont er: “Wir haben eine unheimlich große Chance, nächstes Jahr wieder international zu spielen. Darauf sollten wir uns freuen, wir haben noch fünf Highlight-Spiele.” Der Torhüter zeigt Verständnis für die Kritik von außen. Doch er ist erfahren genug, um zu wissen, dass es jetzt darauf ankommt, positiv zu denken. “Ich habe vorhin schon zum Trainer gesagt: Das ist seine erste Trainerstation, und wir stehen am 29. Spieltag auf Platz 6. So viel falsch können wir auch nicht gemacht haben. Wir müssen nicht auf andere schauen und haben das Privileg, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, ob wir nächstes Jahr international spielen oder nicht.”

“So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”

Nichtsdestotrotz ist offensichtlich, dass die Mannschaft gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen muss. Das ist auch Trapp klar. “Wir wissen, dass so eine Leistung wie in der ersten Hälfte gegen Stuttgart nicht akzeptabel ist. So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”, betont der 33-Jährige. Er fordert den Fokus auf das Wesentliche: “Manchmal denkt man zu viel nach, statt einfach zu machen. Am Freitag  geht es nicht großartig um Taktik, sondern darum, das auf den Platz zu bringen, was wir können. Auch wir haben eine physisch sehr starke Mannschaft, die viel laufen und ein Stadion mitreißen kann. Darauf kommt es an.”

Das ist selbstredend keine neue Erkenntnis. Es ist und bleibt ein großes Rätsel, weshalb die Mannschaft die Basics in dieser Saison so selten über 90 Minuten auf den Platz bringt. Wann ist es im stimmungsvollen Waldstadion schon gelungen, dem Gegner durch maximal aggressives und kompaktes Pressing die Luft zum Atmen abzuschnüren? Nicht sehr oft. Die Heimspiele gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1) endeten allesamt mit einem Unentschieden. Das sorgt bei den Fans ebenso wie die oft träge Spielweise für verständlichen Frust.

Häufige Umstellungen taugen nicht als alleinige Erklärung

Trapp verweist in seiner Analyse auf den Umbruch im Sommer, die vielen jungen Spieler und häufigen personellen Wechsel. “Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir mal zwei, drei Spiele mit derselben Mannschaft aufgelaufen sind. Wir müssen immer wieder umstellen”, sagt der Schlussmann, betont indes auch: “Das ist nicht der alleinige Grund.”

Es bleibt hypothetisch, wie die Spiele gelaufen wären, wenn beispielsweise das in der Hinrunde so gut funktionierende Mittelfeld-Duo Hugo Larsson und Ellyes Skhiri auch in der Rückrunde so oft hätte zusammenspielen können. Oder wie die Saison mit einem gesunden Kapitän Sebastian Rode und ohne die schwere Verletzung von Sasa Kalajdzic verlaufen wäre. Das kostete sicherlich einige Punkte. Wahr ist aber auch: Gegen Teams wie Union Berlin und Werder Bremen hätte es zuletzt dennoch zu Siegen reichen müssen. Denn trotz einiger Ausfälle stand da immer noch eine richtig gute Bundesligamannschaft auf dem Feld.

Wenn am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Mario Götze, Eric Junior Dina Ebimbe und vielleicht auch Hugo Ekitiké in die Startelf zurückkehren, wird Trainer Dino Toppmöller auch gegen Augsburg eine Elf aufs Feld schicken können, die individuell deutlich besser ist als der Gegner. Dann liegt es in der Verantwortung der Profis, diese Qualität endlich wieder in drei Punkte umzumünzen und so im Kampf um Platz sechs zumindest einen Verfolger zu distanzieren.

Julian Franzke

Koch sauer: “Von der Taktik brauchen wir gar nicht anfangen”

Bei Eintracht Frankfurt herrscht nach dem 0:3 in Stuttgart Ernüchterung. Die Protagonisten bemühten sich dennoch, positive Seiten herauszustellen – die nicht alle mit der Leistung zu tun hatten.

Nicht zufrieden mit der Frankfurter Leistung: Robin Koch.

Nicht zufrieden mit der Frankfurter Leistung: Robin Koch.

picture alliance/dpa

“Wir wussten, dass Stuttgart sehr gut drauf ist und dass wir bereit sein mussten – das waren wir nicht”, brachte Keeper Kevin Trapp die Leistung seines Teams in Stuttgart in der ersten Hälfte bei Sky auf den Punkt. “Die ersten zwei Tore waren viel zu billig. Die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen, ist unnötig.” Zunächst hatte Stuttgarts Angelo Stiller ohne großen Gegnerdruck einen Steilpass auf Torschütze Serhou Guirassy spielen können, vor dem 0:2 verlor Robin Koch im Aufbau den Ball an Deniz Undav.

Koch, der unmittelbar nach dem Tor noch ein Foulspiel von Undav moniert hatte, gestand nach der Partie ein: “Wahrscheinlich muss ich den Ball mit dem ersten Kontakt aus der Luft spielen. Wenn ich den rausschlage, dann passiert nichts. Aber das kommt dann noch dazu, dass wir heute individuelle Fehler gemacht haben.”

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Wie macht Leverkusen das eigentlich?


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An der Frankfurter Herangehensweise, Stuttgart hoch anzulaufen, was in teilweise erschreckend großen Räumen für den VfB im Mittelfeld resultierte, hatte es zumindest laut Koch nicht gelegen. “Wir waren nicht da, wir waren nicht in den Zweikämpfen”, bemängelte er, “von der Taktik brauchen wir gar nicht anfangen, weil wir nicht aggressiv genug waren.” Auch Trainer Dino Toppmöller verteidigte seine Strategie: “Das war unsere Idee. Wir wollten uns nicht verstecken und hinten drinstehen, sondern vorne draufgehen. Das dritte Gegentor muss man dann auch mal schlucken, aber die ersten beiden Gegentore ärgern mich maßlos, die haben wir uns selbst reingeschossen.”

Gerade das 0:1 durch Guirassy machte Toppmöller wütend. “Wir haben die ganze Woche über das Anschlussverhalten der Kette gesprochen, und am Ende ist es dann kein Abseits”, erklärte er, “das nervt mich total.” Seit über einem Monat wartet Frankfurt nun auf einen Sieg – und ist trotzdem als Sechster noch immer auf Europa-Kurs. “Die Stimmung ist komischerweise sehr schlecht”, beurteilte Trapp die öffentliche Wahrnehmung seines Teams: “Oft auch zurecht, weil die Ergebnisse nicht das waren, was wir uns erhofft haben. Aber trotzdem sind wir Sechster und müssen auch viel richtig gemacht haben, sonst bist du nicht auf dem Tabellenplatz.”

Götze und Skhiri gegen Augsburg wieder dabei?

Auch an anderen Dingen, die nicht unmittelbar mit der Leistung am Samstagabend zu tun hatten, versuchten sich die SGE-Akteure hochzuziehen. “Was im Gästeblock los war, ist nicht selbstverständlich”, lobte Trapp die mitgereisten Fans: “Die feiern uns, als hätten wir das Spiel gewonnen. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass es für den Gegner sehr schwierig wird, in unserem Stadion zu spielen.” Damit meinte er das anstehende Spiel gegen den direkten Konkurrenten aus Augsburg, der nun in der Tabelle nur noch drei Punkte hinter der SGE liegt.

Toppmöller stellte außerdem die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang als Mutmacher heraus: “Wir haben dann gesehen, was es ausmacht, wenn wir eine andere Grundaggressivität auf den Platz bringen. Wenn wir das so machen und mutiger und aggressiver rausgehen, dann können wir jeden Gegner vor Probleme stellen.”

Da könnte es auch helfen, dass die in Stuttgart stark ausgedünnte Personaldecke wieder dicker werden könnte. So hatte Mario Götze die Partie am Samstag kurzfristig mit einer Bindehautentzündung verpasst, gegen Augsburg “denke ich, dass es wieder funktioniert”, so Toppmöller, der sich auch im Fall von Ellyes Skhiri “zuversichtlich” gab. Beim Mittelfeldspieler, der die letzten beiden Partien mit Wadenproblemen verpasst hatte, stehe aber unter der Woche noch eine MRT-Untersuchung an.

Koch sauer: “Von der Taktik brauchen wir gar nicht anzufangen”

Bei Eintracht Frankfurt herrscht nach dem 0:3 in Stuttgart Ernüchterung. Die Protagonisten bemühten sich dennoch, positive Seiten herauszustellen – die nicht alle mit der Leistung zu tun hatten.

Nicht zufrieden mit der Frankfurter Leistung: Robin Koch.

Nicht zufrieden mit der Frankfurter Leistung: Robin Koch.

picture alliance/dpa

“Wir wussten, dass Stuttgart sehr gut drauf ist und dass wir bereit sein mussten – das waren wir nicht”, brachte Keeper Kevin Trapp die Leistung seines Teams in Stuttgart in der ersten Hälfte bei Sky auf den Punkt. “Die ersten zwei Tore waren viel zu billig. Die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen, ist unnötig.” Zunächst hatte Stuttgarts Angelo Stiller ohne großen Gegnerdruck einen Steilpass auf Torschütze Serhou Guirassy spielen können, vor dem 0:2 verlor Robin Koch im Aufbau den Ball an Deniz Undav.

Koch, der unmittelbar nach dem Tor noch ein Foulspiel von Undav moniert hatte, gestand nach der Partie ein: “Wahrscheinlich muss ich den Ball mit dem ersten Kontakt aus der Luft spielen. Wenn ich den rausschlage, dann passiert nichts. Aber das kommt dann noch dazu, dass wir heute individuelle Fehler gemacht haben.”

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Wie macht Leverkusen das eigentlich?


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An der Frankfurter Herangehensweise, Stuttgart hoch anzulaufen, was in teilweise erschreckend großen Räumen für den VfB im Mittelfeld resultierte, hatte es zumindest laut Koch nicht gelegen. “Wir waren nicht da, wir waren nicht in den Zweikämpfen”, bemängelte er, “von der Taktik brauchen wir gar nicht anzufangen, weil wir nicht aggressiv genug waren.” Auch Trainer Dino Toppmöller verteidigte seine Strategie: “Das war unsere Idee. Wir wollten uns nicht verstecken und hinten drinstehen, sondern vorne draufgehen. Das dritte Gegentor muss man dann auch mal schlucken, aber die ersten beiden Gegentore ärgern mich maßlos, die haben wir uns selbst reingeschossen.”

Gerade das 0:1 durch Guirassy machte Toppmöller wütend. “Wir haben die ganze Woche über das Anschlussverhalten der Kette gesprochen, und am Ende ist es dann kein Abseits”, erklärte er, “das nervt mich total.” Seit über einem Monat wartet Frankfurt nun auf einen Sieg – und ist trotzdem als Sechster noch immer auf Europa-Kurs. “Die Stimmung ist komischerweise sehr schlecht”, beurteilte Trapp die öffentliche Wahrnehmung seines Teams: “Oft auch zurecht, weil die Ergebnisse nicht das waren, was wir uns erhofft haben. Aber trotzdem sind wir Sechster und müssen auch viel richtig gemacht haben, sonst bist du nicht auf dem Tabellenplatz.”

Götze und Skhiri gegen Augsburg wieder dabei?

Auch an anderen Dingen, die nicht unmittelbar mit der Leistung am Samstagabend zu tun hatten, versuchten sich die SGE-Akteure hochzuziehen. “Was im Gästeblock los war, ist nicht selbstverständlich”, lobte Trapp die mitgereisten Fans: “Die feiern uns, als hätten wir das Spiel gewonnen. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass es für den Gegner sehr schwierig wird, in unserem Stadion zu spielen.” Damit meinte er das anstehende Spiel gegen den direkten Konkurrenten aus Augsburg, der nun in der Tabelle nur noch drei Punkte hinter der SGE liegt.

Toppmöller stellte außerdem die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang als Mutmacher heraus: “Wir haben dann gesehen, was es ausmacht, wenn wir eine andere Grundaggressivität auf den Platz bringen. Wenn wir das so machen und mutiger und aggressiver rausgehen, dann können wir jeden Gegner vor Probleme stellen.”

Da könnte es auch helfen, dass die in Stuttgart stark ausgedünnte Personaldecke wieder dicker werden könnte. So hatte Mario Götze die Partie am Samstag kurzfristig mit einer Bindehautentzündung verpasst, gegen Augsburg “denke ich, dass es wieder funktioniert”, so Toppmöller, der sich auch im Fall von Ellyes Skhiri “zuversichtlich” gab. Beim Mittelfeldspieler, der die letzten beiden Partien mit Wadenproblemen verpasst hatte, stehe aber unter der Woche noch eine MRT-Untersuchung an.

Trapp sucht Erklärungen: “Es ist schwer zu greifen”

Auch im zweiten Heimspiel in Folge sollte es nicht klappen: Eintracht Frankfurt gewann wieder nicht, trennte sich am Ende nur 1:1 von Werder Bremen. Kevin Trapp haderte mit dem Ausgang der Partie und suchte nach Erklärungen.

Machte sich seine Gedanken: Eintracht-Schlussmann und Kapitän Kevin Trapp.

Machte sich seine Gedanken: Eintracht-Schlussmann und Kapitän Kevin Trapp.

IMAGO/Jan Huebner

Erneut konnte und durfte die Punktausbeute keinem bei der SGE sonderlich gefallen. Aus dem Heimspiel-Doppelpack gegen Union Berlin und Werder Bremen sprangen lediglich zwei Punkte heraus. “Das hat Gründe”, stellte Torhüter Kevin Trapp nach dem Spiel am DAZN-Mikrofon klar. “In der Hinrunde hatten wir die Probleme nicht und auf einmal müssen wir jedes Wochenende über ein Standard-Gegentor reden.” Erneut musste Trapp infolge eines ruhenden Balles hinter sich greifen, nach Marvin Duckschs Freistoß parierte der 33-Jährige zwar zuerst, musste sich bei Milos Veljkovics Abstauber aber geschlagen geben.

“Dass sie zweimal frei zum Schuss kommen, ist einer zu viel gewesen”, empfand der Frankfurter Kapitän und beschrieb den Bremer Führungstreffer als “unheimlich ärgerlich, weil wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben”. Das 0:1 des SVW fiele dem Keeper “schwer zu beschreiben”. Den gesamten Spielverlauf betrachtet, hatte die SGE mit 24:11 Torschüssen ein klares Übergewicht in Sachen Chancen, zudem untermalen 67 Prozent Ballbesitz die über weite Strecken vorherrschende, jedoch auch oftmals nicht zielführende Dominanz.

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Champions League ohne RB: Was würde das für Leipzig bedeuten?

14:10 Minuten

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“Brutales” Restprogramm

Trapp aber resultierte dennoch, dass “es am Ende auch vielleicht verdient” sei. Es sei “sehr ärgerlich, weil es einfach auch zu wenig ist. Wir hätten Riesen-Schritte machen können, aber letztendlich ist es für alle sehr schwer zu verdauen.” Besonders mit Blick auf das straffe Restprogramm darf die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb in der kommenden Spielzeit zumindest einmal vorsichtig in Frage gestellt werden. Auf das Auswärtsspiel in Stuttgart folgt der Heimauftritt gegen Verfolger Augsburg, bevor Aufgaben in München und daheim gegen Leverkusen anstehen.

Es ist nicht so, dass wir jetzt dahinfahren und Kanonenfutter sind.

Kevin Trapp über das schwierige Restprogramm

Im Saison-Endspurt wartet zudem das letzte Heimspiel gegen Gladbach, ehe am 34. Spieltag die Auswärtsreise nach Leipzig wartet. “Wir verschließen sicherlich nicht die Augen, das Restprogramm ist brutal”, musste auch Trapp feststellen. Und doch war dem Schlussmann wichtig: “Es ist nicht so, dass wir jetzt dahinfahren und Kanonenfutter sind. Wir haben alles selbst in der Hand.”

Zwar ist die Eintracht mit sechs Punkten Vorsprung auf den FC Augsburg, der den Rückstand an diesem Wochenende ebenso wie der punktgleiche SC Freiburg schrumpfen lassen könnte, immer noch relativ souverän Tabellen-Sechster, dennoch ist die Stimmung rund um den Verein im Moment gemischt. “Ich kann es gar nicht so beschreiben, aber irgendwie schwebt so eine sehr, sehr negative Wolke über uns. Teilweise sind wir auch zu Recht kritisiert worden, für mich persönlich ist es schwer zu greifen.” Klar ist, dass gegen die kommenden Gegner eine Leistungssteigerung her muss, ansonsten könnte der sechste Tabellenplatz nochmal ernsthaft in Gefahr geraten.

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber