Kramaric vermisst den Druck

Das Happy End mit dem Erreichen der Europa League sollte in Hoffenheim nicht alles schön färben, meint Andrej Kramaric und lässt auch kritische Worte fallen.

Hoffenheims Andrej Kramaric gibt sich kritisch.

Hoffenheims Andrej Kramaric gibt sich kritisch.

IMAGO/Avanti

In der Zeit seit Januar 2016, als der Kroate von Leicester City aus England kommend bei der TSG unterschrieben hat, kamen 284 Partien und 132 Tore im Trikot der TSG zusammen. Andrej Kramaric ist eine absolute Führungsfigur im Kraichgau und entsprechend auch berechtigt, den einen oder anderen Kritikpunkt loszuwerden.

Zwar konnte sich die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo trotz einer sehr volatilen Saison am Ende für Platz 7 und damit für die Europa League qualifizieren. Doch neben lobenden Worten über den vierten Einzug des Klubs ins internationale Geschäft hat Kramaric auch mahnende übrig. “Am Anfang der Saison war das unser Ziel”, so der 32-Jährige. “Das haben wir auch erreicht. Auch wenn es zwischenzeitlich nicht mehr danach aussah.” Dennoch gebe es auch Kritikwürdiges.

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Wird Neuer zum Problem für Nagelsmann?


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Nicht alles sei mit Goldstaub verziert. Womit der Nationalspieler, der mit Kroatien bei der Europameisterschaft antritt, zum Beispiel starke Leistungen, wie beim 3:2 in Dortmund oder dem 4:2 am letzten Spieltag gegen den FC Bayern, als man einen 0:2-Rückstand umbiegen konnte, meint. Die verwässert würden durch blamable Auftritte, wie dem 1:4 in Mainz oder dem 2:3 in Bochum. “Nicht nur wir, auch viele andere Teams hatten diese Wellen”, meint Kramaric nachsichtig, bevor er die Mannschaft in die Pflicht nimmt. “Dennoch darf es natürlich nicht sein, dass wir solche Durststrecken erleben. Auch wenn wir am Ende Glück gehabt haben, dass wir uns für Europa qualifiziert haben: Wenn wir das große Ganze betrachten, ist es unsere Aufgabe, diese Leistungsschwankungen abzustellen oder zumindest zu verringern.”

Der Weg dahin falle allerdings nicht in seinen Kompetenzbereich. “Ich bin Spieler und kann nicht alles bestimmen, das machen die Trainer”, sagt Kramaric, der die Komplexität der Situation hervorhebt. “Jeder hat für sich herausgefunden, was er braucht, um seine beste Leistung abzurufen. Manche brauchen mehr Training, manche weniger. Da gibt es keine einheitliche Lösung.”

Es geht “nicht um den Trainer oder mich, sondern um den Klub”

Dass ihn Chefcoach Matarazzo zwischenzeitlich auch mal auf die Bank beordert hatte, sei kein Problem gewesen. “Natürlich fand ich die Entscheidung nicht schön und kann es als ehrgeiziger Spieler auch nur bedingt nachvollziehen. Aber ich bin Profi genug, um es einordnen zu können und habe den Kopf nicht hängen lassen”, so der Nationalspieler, der es in 30 Ligaspielen auf 15 Treffer brachte. Schlussendlich gehe es “nicht um den Trainer oder mich, sondern um den Klub”.

Dessen ruhiges Arbeitsumfeld vielleicht auch kontraproduktiv sein könnte. “Das ist Fluch und Segen zugleich. Wir haben hier super Bedingungen”, so der Kroate. “Für uns sind Klub und Region zu unserem Zuhause geworden. Wir sind wie eine Familie. Aber das birgt auch Gefahren.” Vor allem eines vermisse er. “Manchmal fehlt der Druck. Unter Druck kann man Mentalität und Charakter beweisen, das liebe ich.”

George Moissidis

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DFB-Formcheck: Kroos ganz groß – Gegentor-Flut für Neuer

Noch elf Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 27 EM-Kandidaten seit Anfang Mai aus.

Trafen sich zum letzten Vereinsspiel der Saison in Wembley: Niclas Füllkrug, Toni Kroos und Antonio Rüdiger.

Trafen sich zum letzten Vereinsspiel der Saison in Wembley: Niclas Füllkrug, Toni Kroos und Antonio Rüdiger.

imago images/Grafik: kicker

Die Vereins-Saison ist beendet und der Großteil der Nationalspieler bereits im Trainingslager zur Heim-EM 2024. Am Montagabend steht das erste Testspiel gegen die Ukraine an. Der kicker bewertet die 27 Profis aus dem vorläufigen Kader, von dem Bundestrainer Julian Nagelsmann noch einen Spieler nach Hause schicken muss.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkte der kicker seit Jahresbeginn Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer kassiert fast doppelt so viele Gegentore wie erwartet

Der Mai war nicht der Monat des Manuel Neuer. Nach zuvor überragenden Paraden leistete er sich im Spiel gegen Real Madrid einen folgenschwerer Patzer, der das Champions-League-Aus seines FC Bayern einleitete. Und auch in der Bundesliga war er an diversen Gegentoren beteiligt, insbesondere beim 2:4 zum Saisonausklang bei der TSG Hoffenheim. Sieben Gegentreffer kassierte der Münchner Kapitän, obwohl es laut xGoals im Mai in der Liga eigentlich nur 3,7 hätten sein sollen. Der direkte Gegensatz zu ihm ist Stuttgarts Alexander Nübel, der nur einmal bezwungen wurde, laut xGoals hätte er im Mai jedoch 3,8 Gegentreffer hinnehmen müssen.

Schlotterbeck durchgehend auf Top-Niveau

Der erstmals von Nagelsmann nominierte Nico Schlotterbeck zeigte in den letzten Wochen durchweg starke Leistungen. In seinen letzten drei Bundesligaspielen kommt der 24-jährige auf einen Notenschnitt von 2,83. In der Königsklasse erreichte er in den Halbfinals sowie dem Finale sogar einen Schnitt von 1,50. Ihm gegenüber in Wembley stand Reals Abwehrchef Antonio Rüdiger. Dieser zeigte sich dort vor allem nach einem schweren Auftakt zweikampfstark, aufmerksam, abgeklärt und mit sauberer Spieleröffnung.

Kimmichs schwache Noten – Raum wird vom Teamkollegen ersetzt

Wie die meisten seiner Vereinskollegen bot auch Bayerns Rechtsverteidiger Joshua Kimmich überschaubare Leistungen in den vergangenen Wochen. Der Note 3 im Heimspiel gegen Wolfsburg stehen drei Auswärtsspiele mit den Noten 4 (Stuttgart) und zweimal 5 (Madrid, Hoffenheim) gegenüber. Leipzigs David Raum kam letztmals am 3. Mai zum Einsatz und sammelte in dieser Partie seinen elften Saison-Assist in der Bundesliga. An den letzten beiden Spieltagen saß der gebürtige Nürnberger dann verletzungsbedingt nur noch auf der Bank und wurde vom ebenfalls für den EM-Kader nominierten Benjamin Henrichs auf der linken Seite vertreten.

Große Leistung bei Kroos-Abschied

In seinem letzten Vereinsspiel als Profi setzte Toni Kroos noch einmal ein Highlight. Durch eine präzise Ecke bereitete er Dani Carvajals Führungstor im Champions-League-Finale vor. Mit 108 Ballkontakten war er zudem der Spieler mit den meisten Aktionen in Wembley. Erneut torgefährlich zeigte sich sein möglicher Partner auf der Doppelsechs Robert Andrich. Sein Tor per Hacke beim 2:1 gegen Augsburg war in der Bundesliga Leverkusens letztes Saisontor. Im Hinspiel des Europa-League-Halbfinals netzte er bei der Roma ein. Das Rückspiel verbrachte er jedoch 90 Minuten auf der Bank und auch im Finale gegen Atalanta kam er nur als Einwechselspieler in der Schlussphase zum Zug.

Jungstars Wirtz und Musiala lange angeschlagen

Leicht angeschlagen konnte Florian Wirtz im Mai nicht mehr die ganz großen Highlights setzen. Der Führungstreffer im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei der AS Rom sollte seine einzige direkte Torbeteiligung bleiben. Ebenfalls von Verletzungen geplagt, schaffte es Jamal Musiala gar nur auf 84 Einsatzminuten im Mai, die wenigsten unter allen 27 für die EM nominierten DFB-Akteuren. Mannschaftskollege Thomas Müller zeigte bei seinen beiden letzten Startelfeinsätzen für die Münchner einmal mehr Vorbereiter-Qualitäten und legte in beiden Spielen jeweils einen Treffer vor. Zum 14. Mal in seiner Karriere kommt er damit in einer Bundesligasaison auf eine zweistellige Anzahl an Assists.

Führich: Eifrig, aber wenig effizient

Aktiv mit Torschüssen, Torschussvorlagen und Dribblings zeigte sich erneut Chris Führich, wenngleich ihm im in den vergangenen Wochen die Effizienz etwas abhandengekommen ist. In seinen letzten neun Bundesligaspielen hatte er nur noch eine direkte Torbeteiligung (am 27. April beim 2:2 in Leverkusen). Der nach Verletzungen gehandicapte Leroy Sané kam letztmals am 8. Mai beim Halbfinal-Aus im Estadio Santiago Bernabeu zum Einsatz und enttäuschte dort.

Herausforderer Beier mit bester Torquote

Maximilian Beier zeigte am Saisonende noch einmal seine Klasse. Drei Tore gelangen dem 21-jährigen an den letzten beiden Spieltagen. Im kompletten Monat Mai kommt kein anderer für den DFB spielberechtigter Spieler auf so viele Treffer in der Bundesliga. Überhaupt wird sein Wert im Wonnemonat nur von seinem Hoffenheimer Nebenmann Andrej Kramaric (vier Tore) überboten. Niclas Füllkrug blieb im Mai in der Liga komplett torlos, traf zum Monatsauftakt zwar zum 1:0-Sieg gegen PSG im Halbfinal-Hinspiel der Champions League. Exakt einen Monat später im Endspiel um den Henkelpott hatte er Pech mit einem Pfostenschuss (wohl aus Abseitsposition) und vergab später noch eine dicke Kopfballchance.

Christoph Huber

Szalais Hoffnung ist die EURO

Die Verpflichtung von Attila Szalai hat sich für die TSG Hoffenheim alles andere als gerechnet. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass sich der ungarische Nationalspieler bei der Europameisterschaft zurück ins Rampenlicht spielt.

Kam weder in Hoffenheim, noch in Freiburg zurecht: Attila Szalai hofft auf einen Neustart bei der EM.

Kam weder in Hoffenheim, noch in Freiburg zurecht: Attila Szalai hofft auf einen Neustart bei der EM.

IMAGO/eu-images

Als Attila Szalai im vergangenen Sommer von Fenerbahce Istanbul bei der TSG anheuerte, waren alle Parteien voll des Lobes und der Vorfreude. Einen international erfahrenen, zweikampf- und kopfballstarken Verteidiger glaubten die Kraichgauer an sich gebunden zu haben. Den sie sich mit rund zwölf Millionen Euro auch richtig Geld kosten ließen. Doch die Rechnung ging nicht auf.

Der Ungar, der in seinem Heimatland (u.a. bei Vasas Budapest) und in Österreich (Rapid Wien) ausgebildet wurde, ehe er über Zypern (Apollon Limassol) im Januar 2021 in der Türkei landete, blieb ein unerfülltes Versprechen. Heute ist der zum Ladenhüter geworden. Die Hoffnung aller ruht auf der nun anstehenden Europameisterschaft in diesem Sommer, die dem Nationalspieler einen Ausweg aus der verfahrenen Situation aufzeigen könnte. Der Versuch eines erneuten Neuanfangs, um Reputation und Marktwert aufzupäppeln.

Nach Leihende kehrt der 26-Jährige erst einmal ins Kraichau zurück, wo man vor der Entscheidung, wie es mit ihm weitergeht, erst einmal die EM abwarten möchte. Sollte Szalai mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machen, könnte er sich zumindest die kleine Chance erarbeiten, sich in der Vorbereitung noch einmal bei TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo von Neuem vorstellen zu dürfen. Oder er wird für andere Klubs interessant.

Für eine Zukunft, die eher nicht in Hoffenheim liegen dürfte, wo dem 1,92-m-Hünen die Adaption an die Bundesliga zu keinem Zeitpunkt gelang. Hatte er in Istanbul in zweieinhalb Jahren 117 Pflichtspiele absolviert, scheiterte der Linksfüßer erst bei der TSG, wo er zu drei Einwechslungen in 18 Ligaspielen kam, wie auch anschließend in Freiburg. Im Breisgau wurden im zweiten Halbjahr der Spielzeit ebenfalls nur drei Kurzeinsätze für ihn gezählt.

Auch in der ungarischen Nationalelf droht Szalai die Rolle des Bankdrückers

Ein Plan, allerdings auch kein einfacher. Auch bei der Nationalmannschaft droht Szalai die Rolle des Bankdrückers. Milos Kerkez, der beim AFC Bournemouth in Englands Premier League auf 28 Einsätze gekommen ist und dort zu den Leistungsträgern zählt, beansprucht die Rolle des linken Außenverteidigers für sich und ist so gut wie gesetzt.

George Moissidis

Pokal-Auslosung: Leverkusen in Jena – Ulm freut sich auf den FC Bayern

Der SSV Ulm hat im Pokal das große Los gezogen und freut sich auf ein weiteres Highlight. Titelverteidiger Leverkusen ist in Jena gefordert, Vizemeister Stuttgart steht in Münster auf dem Prüfstand.

Der Nachfolger von Bayer Leverkusen als Pokalsieger wird gesucht. Oder wiederholt die Werkself ihren Triumph?

Der Nachfolger von Bayer Leverkusen als Pokalsieger wird gesucht. Oder wiederholt die Werkself ihren Triumph?

IMAGO/Kirchner-Media

Gerade einmal eine Woche ist es her, als sich Bayer Leverkusen im Endspiel im Berliner Olympiastadion durch das 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern zum Pokalsieger krönte. Nun steht bereits fest, wo der Doublesieger zum Auftakt in die neue Pokalsaison hinreisen muss: In der 1. Runde gastiert die Werkself bei Nordost-Regionalligist Carl Zeiss Jena. Dies ergab die Auslosung am Samstagabend im Rahmen der Sportschau.

Eine kürzere Anreise hat der Rekordsieger: Denn der FC Bayern München muss zum SSV Ulm 1846. Die Spatzen haben einen Durchmarsch von der 4. bis in die 2. Bundesliga und freuen sich gleich auf das nächste absolute Highlight: “Wir werden alles daran setzen, den FC Bayern ein bisschen zu ärgern”, sagt Ulms Sprecher Paul Eberhard.

“Losfee” Petersen bringt zwei Ex-Klubs zusammen

Ausgerechnet zwei seiner ehemaligen Klubs brachte “Losfee” Nils Petersen zusammen: Nord-Regionalligist Energie Cottbus empfängt den SV Werder Bremen. Mit Cottbus feierte Petersen im Mai 2009 sein Bundesligadebüt, zwischen 2012 und 2014 erzielte er zwölf Tore für den SVW. “50:50”, sagte Petersen auf die Frage, wem er die Daumen drückt. “Aber ein bisschen mehr dem Underdog, auch wenn es in Bremen sehr schön war.”

Doppelten Grund zur Freude hatte am Samstag der FC 08 Villingen. Zuerst durfte der Verein durch ein 3:2 gegen den 1. CfR Pforzheim den Aufstieg in die Regionalliga Südwest feiern, kurze Zeit später stand dann der 1. FC Heidenheim als Gegner in der 1. Pokalrunde fest. “Ich kann mich erinnern, vor einigen Jahren war Heidenheim noch bei uns in der Liga. Wir freuen uns auf den Gegner”, sagte der zugeschaltete Villingen-Coach Mario Klotz.

DFB-POKAL 2024/25

Zudem ergab die Auslosung auch zwei Nachbarschaftsduelle: Einmal über den Rhein geht es für den 1. FSV Mainz 05, der beim SV Wehen Wiesbaden ran muss. Auch der 1. FC Union Berlin hat es zum Nordost-Regionalligisten Greifswalder FC nicht weit: “”Wir freuen uns und sind ja nicht so weit weg von Berlin. Die Hütte wird voll”, sagt ein Klub-Vertreter über das Los Union.

Zu einem Nord-Duell kommt es beim SV Meppen, wo der Hamburger SV zu Gast ist. Der Vize-Meister VfB Stuttgart steht bei Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster auf dem Prüfstand, Schalke 04 ist beim VfR Aalen gefordert und für Vorjahres-Finalist Kaiserslautern geht es zum FC Ingolstadt.

Die 32 Erstrundenpartien werden vom 16. bis 19. August ausgetragen – allerdings nicht komplett. Denn weil der Deutsche Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen am 17. August (die genaue Anstoßzeit ist noch offen) im Supercup auf Vizemeister VfB Stuttgart trifft, müssen die Pokal-Partien der beiden Bundesligisten auf den 27. und 28. August verlegt werden.

Double perfekt: Hoffenheims U 19 schlägt Dortmund und ist Deutscher Meister

Die U 19 der TSG Hoffenheim ist Deutscher Meister und sichert sich damit als erstes Team in dieser Altersklasse das Double. In einem offenen Finale gegen Dortmund hatte auch der BVB gute Chancen, doch am Ende setzte sich die spielerische Klasse der TSG durch.

Hoffenheims Jubel nach dem 2:1 durch Florian Micheler.

Hoffenheims Jubel nach dem 2:1 durch Florian Micheler.

IMAGO/Avanti

Dortmund, das mit Kabar und Brunner mit zwei U-17-Welt- und Europameistern in den eigenen Reihen begann, hatte mit der TSG noch eine Rechnung offen. In der ersten Runde des DFB-Junioren-Pokals hatte es für den BVB eine 0:6-Klatsche gegeben. Das U-19-Finale sollte nun der perfekte Zeitpunkt für eine Revanche werden.

Mit der im Vergleich zu den Halbfinalsiegen gegen Gladbach unveränderten TSG Hoffenheim wartete allerdings eine sehr spielstarke Mannschaft auf Dortmund, die dies in der ersten Hälfte auch gleich unter Beweis stellte: Zwar hatte der BVB durch Herrmann die erste gute Chance der Partie (8.), nach einer knappen Viertelstunde kam die TSG allerdings dann besser rein und trat selbst offensiv in Erscheinung.

Moerstedt schießt Hoffenheim in Führung

Mit der ersten eigenen nennenswerten Möglichkeit gingen die Hoffenheimer in Führung: Moerstedt köpfte nach einer Freistoßflanke von Micheler zum 1:0 ein (20.). Da sich die Dortmunder von dem Rückstand kaum verunsichert zeigten, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit zwei Teams, die den Weg nach vorne suchten.

Brunner netzt zweimal, ein Tor zählt

Während die TSG meist mit Ballbesitzfußball Möglichkeiten kreierte, wurden die Dortmunder immer wieder mit schnellen Gegenstößen gefährlich: Bei Hoffenheim verpasste Poler in der 35. Minute das 2:0, beim BVB stand der auffällige Brunner immer wieder im Mittelpunkt: In der 29. Minute zählte sein Treffer aufgrund einer Abseitsposition nicht, kurz vor der Pause setzte er sich dann gegen Frees durch und schob zum Ausgleich ein (45.+2).

Auch nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer in Oberhausen ein Spiel mit offenem Visier. Es war viel Tempo drin, Chancen gab es weiterhin auf beiden Seiten, doch die Keeper Lade und Lisewski waren stets hellwach und parierten mehrfach klasse.

Hennrichs Freistoß bringt die TSG auf die Siegerstraße

In der 67. Minute sorgte Hoffenheim mit einem Geniestreich für die erneute Führung: Hennrich übernahm bei einem Freistoß aus rund 17 Metern die Verantwortung und setzte die Kugel traumhaft ins linke Eck.

In der Schlussphase kämpften die Dortmunder nochmal gegen die drohende Niederlage an und schnürten Hoffenheim in einigen Phasen in der eigenen Hälfte ein. Doch der Sturmlauf sollte nicht mehr zum Torerfolg führen. Der entscheidende Treffer fiel nämlich auf der anderen Seite: Nach Zuspiel von Micheler setzte Makanda die Kugel zum 3:1 ins linke Eck (86.) und machte damit alles klar: Nach dem Pokalsieg krönte die TSG die grandiose Saison auch noch mit der Deutschen Meisterschaft.

Auf den Spuren Nagelsmanns: TSG-“Ausnahmejahrgang” peilt Historisches an

Die TSG Hoffenheim peilt am Donnerstag den zweiten deutschen Meistertitel im U-19-Jahrgang an. Dem Kraichgauer “Ausnahmejahrgang” bietet sich eine historische Chance.

Deutscher Meister mit der TSG? Was Julian Nagelsmann (li.) schon schaffte, wollen die Hoffenheim-Talente am Donnerstag nachmachen.

Deutscher Meister mit der TSG? Was Julian Nagelsmann (li.) schon schaffte, wollen die Hoffenheim-Talente am Donnerstag nachmachen.

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Der Respekt beim Finalgegner ist riesig. “Die TSG Hoffenheim verfügt über einen Ausnahmejahrgang”, erklärte BVB-Coach Mike Tullberg im Interview bei dfb.de vor dem Endspiel am Donnerstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Für den Dortmunder Trainer, der bereits sein drittes U-19-Endspiel in Folge bestreitet, sind die Kraichgauer “klarer Favorit”.

Die TSG spielt tatsächlich eine beeindruckende Saison. Exemplarisch dafür stehen die beiden Halbfinals gegen Borussia Mönchengladbach: Durch ein 6:2 sowie ein 4:0 gegen die Fohlen stürmte die TSG ins Endspiel. Dazu gewann die Mannschaft von Trainer Tobias Nubbemeyer am vergangenen Freitag den DFB-Pokal der Junioren (3:2 nach Verlängerung gegen Freiburg).

Den einzigen Meistertitel gewann Hoffenheim in dieser Altersklasse bis dato im Jahr 2014: Ein gewisser Julian Nagelsmann demontierte mit seinen TSG-Junioren im Finale Hannover 96 mit 5:0. Holen die Hoffenheimer nun ihren zweiten Titel, würden sie automatisch Geschichte schreiben.

Denn: Nie wurde ein A-Junioren-Team Double-Sieger. Fünfmal hatte ein Klub bislang die theoretische Möglichkeit, doch der VfB Stuttgart (2002 und 2019), Bayer Leverkusen (2003) und Borussia Dortmund (2009 und 2022) scheiterten bei diesem Vorhaben.

BVB will mit dem VfB gleichziehen – Nubbemeyer optimistisch

Die Erfahrung spricht für den BVB, der bereits sein zwölftes A-Junioren-Finale bestreitet und bei einem Triumph mit Rekordsieger Stuttgart (10 Titel) gleichziehen würde. Die aktuelle Form und ein Ergebnis der jüngeren Vergangenheit machen der TSG Mut: Am 2. September 2023 zerlegte Hoffenheim den BVB in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 6:0 – ein Resultat, das bis heute nachwirkt.

“Die Jungs haben sehr viel Energie auf den Platz gebracht und sind in einem guten Modus”, erklärte Nubbemeyer nach dem Hoffenheimer Abschlusstraining.

Auf ein Auswärtsspiel im klassischen Sinne brauchte er sein Team im Vorfeld nicht vorbereiten: Im Endspiel genießt zwar West-Meister Borussia Dortmund Heimrecht, muss allerdings mit dem Stadion Niederrhein in Oberhausen vorlieb nehmen, da die eigentliche Heimspielstätte, das Stadion Rote Erde, aufgrund von EM-bedingten Umbauarbeiten nicht zur Verfügung steht.

Über 4000 Zuschauer werden vor Ort erwartet, mehrheitlich werden sie schwarz-gelbe Trikots tragen. Nur eine Extra-Motivation, die die TSG-Talente gar nicht bräuchten?

Ein 0:6, das nachwirkt: Wätjen will im Finale “offene Rechnung begleichen”

Zum dritten Mal in Folge bestreitet die U 19 von Borussia Dortmund das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Am Donnerstag kommen beim BVB-Nachwuchs im Duell mit Hoffenheim auch Revanche-Gelüste auf.

Ein Tag zum Vergessen: Die U 19 des BVB ging Anfang September im DFB-Pokal in Hoffenheim unter.

Ein Tag zum Vergessen: Die U 19 des BVB ging Anfang September im DFB-Pokal in Hoffenheim unter.

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Druck verspürt Mike Tullberg vor seinem dritten Endspiel in Folge um die Deutsche Meisterschaft nicht. “Für uns steht der Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft an erster Stelle. Das war unser Ziel vor der Saison, weil wir uns dort für die Leistung einer gesamten Saison belohnt haben”, betont Dortmunds U-19-Trainer im Interview mit dfb.de: “Die Endrunde, in der man sich in drei Spielen durchsetzen muss, ist wie ein neuer Wettbewerb.”

Ins Endspiel am Donnerstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht sein Team in einer Außenseiterrolle. “Die TSG Hoffenheim ist für mich der klare Favorit”, macht Tullberg keinen Hehl aus der TSG-Dominanz in dieser Saison: “Die Mannschaft hat sich auch im DFB-Pokal der Junioren im Endspiel gegen den SC Freiburg durchgesetzt. Eines ist aber klar: Nach dem Finale in Oberhausen werden so oder so nur Gewinner auf dem Platz stehen. Das eine Team darf sich Deutscher Meister nennen, das andere Staffelsieger.”

Den 2. September 2023 hat der BVB “echt verhauen”

Dass das die Spieler nicht unterschreiben werden, ist selbstredend. Unmittelbar nach dem gewonnenen Halbfinale gegen Hertha BSC stellte Top-Talent Kjell Wätjen, das auch bei den Profis schon für Furore sorgte, ohne Umschweife klar: “Es war auch ein Saisonziel, eine Möglichkeit zu erhalten, für dieses Spiel, das wir echt verhauen haben, Revanche nehmen zu können. Diese offene Rechnung wollen wir jetzt im Finale begleichen.”

Der 18-Jährige bezog sich dabei explizit auf den 2. September 2023, als der BVB in der ersten Runde des DFB-Pokals böse in Hoffenheim unter die Räder geriet. 0:6 gingen die Westfalen bei der TSG unter, U-17-Weltmeister Max Moerstedt traf doppelt.

Ich weiß, dass es bei den Jungs noch juckt.

Mike Tullberg

“Die Partie liegt neun Monate zurück und ich kann das Ergebnis einordnen”, sagte Tullberg: “Damals ist viel zusammengekommen und keiner von uns hatte einen guten Tag erwischt. Wir haben nach dem 0:2-Rückstand alles versucht, leider ist es in die Hose gegangen. Für mich spielt diese Partie keine Rolle mehr. Allerdings weiß ich, dass es bei den Jungs noch juckt.”

BVB-Quartett will weitere Finalniederlage verhindern

Gemeinsam mit Paris Brunner, Vincenzo Onofrietti und Cole Campbell ist Wätjen einer von vier Dortmunder Spielern, die auch im Finale 2023 auf dem Rasen standen, als der BVB mit 2:4 nach Verlängerung in Mainz verlor. Eine weitere Finalniederlage soll unbedingt verhindert werden.

Ankommen wird es laut Tullberg aufs Kollektiv: “Die Mannschaft hat verstanden, dass wir nur als Einheit funktionieren können. Der einzelne Spieler sieht nur dann gut aus, wenn die gesamte Mannschaft harmoniert.”

Beraterhonorare wieder um die 200 Millionen Euro

Nominell weisen die neuesten Finanzkennzahlen der DFL eine minimale Senkung der Beraterhonorare der Erstligisten von 194 auf 192 Millionen aus. Der Effekt entsteht aber nur, weil bei Eintracht Frankfurt lediglich sechs Monate in die Berechnungen einfließen.

Die DFL hat ihre neuen Bundesliga-Finanzkennzahlen veröffentlicht.

Die DFL hat ihre neuen Bundesliga-Finanzkennzahlen veröffentlicht.

IMAGO/Kirchner-Media

Die DFL-Statistik erfasst den letzten Geschäftsabschluss der Bundesligaklubs im Jahr 2023, also zum 31. Dezember beziehungsweise zum 30. Juni, je nachdem wann der Bilanzstichtag ist. Da Frankfurt den Abrechnungszeitraum von “Kalenderjahr” auf “Spielzeit” änderte, fließen nur die ersten sechs Monate des Jahres 2023 in das Zahlenwerk ein. In diesem Zeitraum hat die Eintracht für die Unterschrift von neuen Spielern oder Vertragsverlängerungen mit vorhandenen Profis 3,6 Millionen Euro gezahlt. Im gesamten Jahr 2022 sind es 11,8 Millionen gewesen.

Spielerberater-Provisionen konstant hoch

Die Provisionen der Spielerberater bewegen sich weiter auf konstant hohem Niveau. Krösus bleibt der FC Bayern mit Ausgaben in Höhe von 31,4 Millionen Euro in der Saison 2022/23 (Vorjahr 35,4), gefolgt von RB Leipzig mit 29,4 Millionen (31,2) und Borussia Dortmund mit 26,8 Millionen (Vorjahr 26,4). Leverkusen rechnet nach dem Kalenderjahr ab und liegt mit 22,1 Millionen (Vorjahr 24,5) an Platz vier. Zweistellige Millionenbeträge weisen außerdem noch der VfB Stuttgart mit 14,7 Millionen im Kalenderjahr 2023 (Vorjahr 8,2) und die TSG Hoffenheim mit 10,6 Millionen Euro 2022/23 gegenüber 14,7 Millionen in der vorherigen Spielzeit aus.

Erhebliche prozentuale Steigerungen gab es 2022/23 beim SC Freiburg mit 8,5 Millionen gegenüber 4,5 Millionen im Vorjahr, Union Berlin (5,8 Mio. nach zuvor 3,4 Mio.), VfL Bochum (4,3 nach 2,0), Werder Bremen (3,3 nach 1,9) und Borussia Mönchengladbach (8,3 nach 6,0).

FC Bayern mit bestem Konzern-Geschäftsergebnis

Was den gesamten Personalaufwand betrifft, geben die Bayern mit 415,5 Millionen Euro mit Abstand am meisten aus, gefolgt von Dortmund (236,2 Mio.), Leipzig (192,5 Mio.) und Leverkusen (151,7 Mio.). Im dreistelligen Millionenbereich rangieren außerdem noch Wolfsburg (113,3 Mio.), Stuttgart (105,8 Mio.) und Gladbach (102,0 Mio.). Das beste Konzern-Geschäftsergebnis weist der FC Bayern mit einem Überschuss von 35,7 Millionen Euro aus, den größten Fehlbetrag verbuchte der FC Augsburg (-8,8 Mio.).

Michael Ebert

Alle 36 Erst- und Zweitligisten erhalten Lizenz für die kommende Saison

Die neue Saison kann kommen. Alle 36 Erst- und Zweitligisten haben die Lizenz von der DFL für die Spielzeit 2024/25 bekommen.

Wer wird Nachfolger von Bayer 04 Leverkusen? Oder gelingt der Werkself gar die Titelverteidigung?

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IMAGO/Team 2

Alle 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga haben die nötige Lizenz für die kommende Saison 2024/25 bekommen, das gab die Deutsche Fußball Liga am Mittwoch bekannt. Einige Vereine hatten bis Ende Mai noch Bedingungen erfüllen müssen, um eine Spielberechtigung zu erhalten. Dies sei nun erfolgt, heißt es in dem Statement weiter.

Welche Vereine nachbessern mussten, veröffentlichte die DFL nicht. Unter anderem hatte aber Hertha BSC “Bedingungen im finanziellen Bereich zu erfüllen”, wie Geschäftsführer Thomas E. Herrich Ende April auf kicker-Nachfrage erklärt hatte. Schließlich gab es für die Berliner, die nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Vorjahr um die Lizenz zur vergangenen Saison lange hatten zittern müssen, grünes Licht.

“Wir haben in den vergangenen Wochen unsere Hausaufgaben erledigt: Die durch die DFL auferlegte Bedingung haben wir fristgerecht und vollumfänglich erfüllt”, freute sich Herrich am Mittwoch und betonte: “Insgesamt befinden wir uns auf einem sehr, sehr guten Weg. Aber jetzt gilt es, auf diesem Weg zu bleiben.”

Kiel und Münster atmen auf

Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel hatte im April die Lizenz unter Auflagen erhalten. “Wir werden alles daransetzen, um die an uns gestellten Anforderungen bis zum Saisonstart zu erfüllen”, hatte damals Präsident Steffen Schneekloth versprochen – und Wort gehalten.

Auch Preußen Münster musste nachbessern insbesondere im Bereich des Stadions. Dass der SCP in der zweiten Liga im Preußenstadion antreten darf, sei mit “erheblichen Auflagen und Anstrengungen verbunden” hatten die Preußen Mitte April erklärt – und mussten deshalb um die Lizenz bangen. Die Anstrengungen waren nun erfolgreich.

“Im Sinne eines integren und fairen Wettbewerbs” prüft die DFL finanzielle, sportliche, rechtliche und personell-administrative Aspekte. Außerdem fließen Kriterien in Bezug auf Stadien, Nachhaltigkeit und die Virtual Bundesliga. Satzungsgemäß müssen die Klubs im Herbst für die laufende Spielzeit dann erneut ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dokumentieren.