Mit dem Mut der Vergangenheit: Rapps Vorfreude auf Hertha

Nach der deutlichen und bitteren Niederlage gegen St. Pauli freut sich der Holstein-Trainer Marcel Rapp auf das Spiel gegen Hertha BSC und will mit seinem Team eine Reaktion zeigen.

Nach der bitteren Niederlage auf St. Pauli geht der Blick von Marcel Rapp (li.) nach vorne.

Nach der bitteren Niederlage auf St. Pauli geht der Blick von Marcel Rapp (li.) nach vorne.

IMAGO/Oliver Ruhnke

Von einer Wiedergutmachung zu sprechen, vor allem angesichts des guten Saisonstarts inklusive zwölf Punkten und Platz drei, ist vor dem Spiel von Holstein Kiel zuhause gegen den Absteiger Hertha BSC am Sonntag (LIVE! bei kicker) fehl am Platz. Vielmehr soll eine Reaktion auf das bittere 1:5 auf St. Pauli gezeigt werden. Denn “grundsätzlich kann man jedes Tor verteidigen”, wenn aber sein Team zum Teil auf so wunderschöne Art und Weise “vier Tore bekommt, ist es schwer, auf Pauli was zu holen”, kann der KSV-Trainer Marcel Rapp das Spiel auf der Pressekonferenz einordnen. Trotzdem hat der 44-Jährige natürlich auch Steigerungspotenziale ausgemacht, besonders “in der Abwehr mutiger rausstechen” und “im Ballbesitz bessere Ballpassagen haben und Positionen finden” standen vor dem Spiel gegen die Alte Dame auf dem Trainingsprogramm.

Die jüngste Vergangenheit macht Mut

Dass seine Mannschaft sich von der Niederlage beeindrucken lässt, befürchtet der Trainer derweil nicht, ganz im Gegenteil: “Mund abputzen und weiter geht’s”, so die Devise des gebürtigen Pforzheimers. Hoffnung macht dabei besonders die Reaktion auf die 2:4-Niederlage gegen Magdeburg am 3. Spieltag. “Wir haben auch gegen Magdeburg verloren und das Spiel danach auf Schalke (2:0) mit einer sehr souveränen Leistung gewonnen. Von dem her mache ich mir da keine Sorgen, denn die Jungs können das einschätzen, und wir haben schon einiges als Gruppe gemeinsam erlebt”, vertraut Rapp seiner Mannschaft.

Mehr Sorgen könnten dem Trainer die neu erwachte Offensive der Berliner bereiten. Alle zwölf Saisontore erzielte die Alte Dame in den letzten drei Spielen, dazu zuletzt ein souveräner 3:0-Sieg gegen Braunschweig. “Man sieht die individuelle Klasse der Spieler, deshalb kommt da ein harter Brocken auf uns zu”, weiß Rapp. Doch nicht nur die Offensive schätzt der Cheftrainer, eine “sehr gute Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern, die natürlich ein bisschen gebraucht hat, in der Kaderstruktur anzukommen” sieht der 44-Jährige auf sein Team zukommen.

Verzichten muss der Trainer auf Patrick Erras. Der Schlaks fällt weiterhin mit einem Zehenbruch aus. Dazu stehen hinter Fridjonsson, Sander und Simakala noch Fragezeichen. Alle drei mussten unter der Woche pausieren, konnten aber am Freitag wieder voll trainieren.

Rapp: “Wir haben Lust”

Die Vorfreude vor dem Kräftemessen ist derweil bei Rapp förmlich zu spüren: “Wir spielen in einer sehr interessanten Liga, und Hertha BSC ist genau eine dieser Mannschaften, die diese Liga so interessant macht”, freut sich der KSV-Trainer auf die kommende Aufgabe. “Wir haben Lust, gegen solche Mannschaften zu spielen und haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir gegen gute Teams bestehen können.” Zum Beispiel zuletzt mit einem Sieg gegen einen Absteiger, ausgerechnet nach einer torreichen Niederlage.

Rapp fehlen die Worte: “Die Statistik ist Wahnsinn”

Mit 1:5 kam Holstein Kiel beim FC St. Pauli unter die Räder. Dabei hätten die Chancen der Hamburger das statistisch nicht ansatzweise hergegeben.

Nach vier Hamburger Sonntagsschüssen bedient: KSV-Coach Marcel Rapp.

Nach vier Hamburger Sonntagsschüssen bedient: KSV-Coach Marcel Rapp.

Getty Images

Keine zehn Minuten waren am Sonntag im Millerntor-Stadion gespielt gewesen, da konnte man sich aus Kieler Sicht bereits wie im falschen Film vorkommen. Nachdem Connor Metcalfe den FC St. Pauli per Sonntagsschuss aus knapp 30 Metern in Führung gebracht hatte, schlug nur Augenblicke später ein direkter Freistoß Eric Smiths ebenso sehenswert im Giebel ein. “Nach acht Minuten hat St. Pauli zweimal aufs Tor geschossen, der Ball war zweimal im Winkel und wir liegen 0:2 hinten”, fasste Trainer Marcel Rapp die Anfangsphase seiner Störche nach dem Spiel zusammen, die mit “unglücklich” fast unzureichend beschrieben wäre. 

Keine Gegentreffer wie jede Woche 

Auf der Pressekonferenz in den Katakomben des Hamburger Hexenkessels sprach Rapp diesem Start in die Partie einen entscheidenden Anteil am weiteren Spielverlauf zu. “Es ist keine neue Weisheit, dass Tore dem Spiel eine Richtung geben”, so der 44-Jährige, “dann nimmt das Spiel natürlich Fahrt auf, der Gegner ist voller Selbstvertrauen.”

Selbstvertrauen, das die Kiezkicker zu beflügeln schien. Zwei weitere Distanzschüsse fanden schließlich den Weg ins Holstein-Tor, die sicherlich nicht in jedem Anlauf in den Maschen zappeln. “Das sind vier Traumtore von St. Pauli. Die schießt du nicht jedes Wochenende und die kassierst du nicht jedes Wochenende”, befand Kapitän Philipp Sander – und erhielt dabei statistischen Zuspruch. 0,96 Expected Goals (xG) hatten die Gastgeber sich erspielt. Statistisch hätten die Hamburger Chancen also für einen Treffer gereicht. Von einem “effizienten Gegner” sprach Rapp daher und hielt angesichts des höheren Werts seiner KSV (1,34 xG) fest: “Die Statistik ist Wahnsinn.”

Rapp legt den Finger in die Wunde

Selbstvertrauen und Effizienz des Gegners allein reichten dem Coach aber nicht als Erklärung für den Auftritt seines Teams – wie könnte es nach der 1:5-Klatsche auch? “Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht gut im Rausstechen waren. Wir haben die Gegner immer aufdrehen und weiterspielen lassen”, übte er Selbstkritik und brach die Problematik auch drei Fragen herunter: “Warum sind die Zwischenräume so frei? Warum sind wir in Ballbesitz nicht gut gewesen? Wieso kommen wir aus dem Druck nicht raus?”

Antworten darauf konnte er so kurz nach dem Schlusspfiff noch nicht geben. Es gelte, das Spiel in der nächsten Trainingswoche aufzuarbeiten und am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Hertha BSC besser aufzutreten. 

Kuriose Verspätung in Bremen: DFB bestraft FC Bayern

Das DFB-Sportgericht hat auch in der neuen Saison schon wieder reichlich Arbeit. Von vier ausgesprochenen Strafen kassierte der FC Bayern die ungewöhnlichste.

Der Auftakt zur neuen Bundesliga-Saison verzögerte sich - um exakt 2:18 Minuten.

Der Auftakt zur neuen Bundesliga-Saison verzögerte sich – um exakt 2:18 Minuten.

IMAGO/Sven Simon

Die neue Saison ist erst rund einen Monat alt, da hagelt es an die Klubs schon wieder Geldstrafen vom DFB-Sportgericht, das schon in der vergangenen Spielzeit vor allem auffallend viele Fanvergehen zu behandeln hatte. In dieser Woche sind vier Erst- und Zweitligisten betroffen.

FC Bayern: Der deutsche Rekordmeister erhielt dabei die ungewöhnlichste Strafe. 10.000 Euro müssen die Münchner berappen, weil sie nach DFB-Angaben vor dem Bundesliga-Eröffnungsspiel beim SV Werder Bremen am 18. August (4:0) für eine Verzögerung des Anpfiffs um 2:18 Minuten verantwortlich waren. Der Grund: Die Mannschaft trat verspätet zur Ausrüstungskontrolle an.

SC Freiburg: Der Europa-League-Starter wurde ebenfalls zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt. Wie der Verband mitteilte, wurden vor dem DFB-Pokal-Erstrundenspiel beim Oberligisten SV Oberachern am 13. August (2:0) im Gästebereich mindestens zehn pyrotechnische Gegenstände gezählt. Bis zu 3.300 Euro davon dürfen die Freiburger für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden.

Die höchste Strafe erhält der HSV

Hamburger SV: Gleich 21.600 Euro werden für den Zweitliga-Spitzenreiter fällig. Während und nach dem Auftaktspiel gegen den FC Schalke am 28. Juli (5:3) brannten HSV-Fans demnach 36 Bengalische Feuer ab und damit so viel, dass trotz geringerer Gebühren im Unterhaus diese stattliche Summe zusammenkam. Auch die Hamburger können mit bis zu 7200 Euro ein Drittel der Summe für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen nutzen.

Holstein Kiel: Der erste HSV-Verfolger kam mit 500 Euro davon. Im Zweitliga-Duell mit dem 1. FC Magdeburg am 20. August (2:4) registrierte der DFB in der 61. Minute, dass aus dem Kieler Fanblock eine Flasche in Richtung Spielfeld geworfen wurde.

Alle vier Klubs haben den Urteilen zugestimmt, sie sind damit rechtskräftig.

Senkrechtstarter Kleine-Bekel: Über Umweg in die deutsche U-21

Trotz vieler Erfolge ging die noch junge Karriere von Colin Kleine-Bekel nicht immer nur bergauf. Doch nachdem es für die Drittligamannschaft vom BVB nicht gereicht hat, startet der Innenverteidiger nun für Verein und Land durch.

Der Blick nach vorne: Colin Kleine-Bekel ist auf der Überholspur.

Der Blick nach vorne: Colin Kleine-Bekel ist auf der Überholspur.

IMAGO/RHR-Foto

Die Karriere von Colin Kleine-Bekel wirkt vor dem deutschen U-21-Qualifikationsspiel am Dienstag im Kosovo wie ein kleines Märchen: als Vizekäpitän deutscher U-19-Meister mit Borussia Dortmund, aktueller Stammspieler in der zweiten Bundesliga bei Holstein Kiel und nun das überzeugende Debüt für die Nachwuchsauswahl gegen die Ukraine (kicker-Note 2,5). Auf den ersten Blick deutet wenig auf den ungewöhnlichen Weg, den der gebürtige Bielefelder in seinem jungen Alter hinter sich hat.

U21-Qualifikation

Doch zwischen gemeinsamen Flügen mit Hummels & Co. und Niederlagen in Delmenhorst liegen für den 20-Jährigen nur wenige Monate. Sein eher außergewöhnlicher Karriereverlauf steht aber so auch sinnbildlich für den geglückten Verjüngungskurs von Holstein Kiel.

Von Delmenhorst in die zweite Liga

Sieben Jahre wurde der Blondschopf bei Borussia Dortmund ausgebildet, verteidigte gegen Spieler wie Alejandro Garnacho in den Youth League-Play-Offs und feierte an der Seite seines jetzigen Teamkollegen Tom Rothe (18) die deutsche U-19-Meisterschaft. Nur um auf dem Gipfel der Glückseligkeit festzustellen: Für einen Anschlussvertrag in der für die Entwicklung von Talenten gedachte Drittligamannschaft der Borussen reichte es dennoch nicht.

Einen Groll über die Entscheidung seines langjährigen Ausbildungsvereins verspürt der 20-Jährige jedoch nie: “Die Deutsche Meisterschaft war ein toller Abschluss. Deswegen war ich total happy. Ich wusste, dass es für mich bei Borussia sehr schwer werden würde. Deshalb habe ich mich bemüht, einen Verein zu finden, bei dem ich Spielzeit bekomme”, ordnete der Senkrechtstarter ein.

Um diese Spielpraxis zu sammeln, hatte der Defensiv-Spezialist ein Wechsel zu Holstein Kiel als seinen nächsten Schritt auserkoren, jedoch nicht etwa zum Zweitligateam des KSV, seine neue Heimat in der Fremde sollte die 2. Mannschaft in der Regionalliga werden. “Ich habe mir damals viele Gedanken um meine sportliche Zukunft gemacht. Mir war klar, dass ich als junger Innenverteidiger viel Spielzeit bekommen möchte, um dadurch im Herrenbereich anzukommen”, blickt Kleine-Bekel zurück.

Ohne den Druck des öffentlichen Radars konnte der 1,92 Meter große Blondschopf in der Regionalliga an seinen Stärken und Schwächen arbeiten, bevor der Innenverteidiger am letzten Spieltag beim 5:1-Sieg seine ersten Minuten Profifußball schnuppern durfte. Seitdem besticht der 20-Jährige, der diese Saison noch keine Minute verpasste, auch im Profifußball durch dieselben Eigenschaften, die schon seinen damaligen Jugendtrainer Mike Tullberg während der Zeit in Dortmund beeindruckten: “Colin ist fleißig, zielstrebig und ehrgeizig, er hat viele Extra-Einheiten eingelegt und ist ein schlauer Abwehrspieler.”

Wenn man nicht wüsste, dass er erst sechs Zweitligaspiele absolviert hat, würde man denken, er hat schon 100 Spiele auf dem Buckel

Marcel Rapp

So ist auch KSV-Chefcoach Marcel Rapp begeistert von der Entwicklung seines neuen Abwehr-Ankers: “Wir haben ihm einen Weg aufgezeigt, und er ist diesen Weg gegangen. Wenn man nicht wüsste, dass er erst sechs Zweitligaspiele absolviert hat, würde man denken, er hat schon 100 Spiele auf dem Buckel.”

Kleine-Bekel: “Ich freue mich auf das, was kommt”

Etwas an seiner Herangehensweise ändern, will der gebürtige Bielefelder auch bei seiner Reise mit der Auswahlwahlmannschaft nicht. “Ich nehme alles mit, sauge alles auf und freue mich auf das, was kommt”, freute sich Kleine-Bekel auf seine Zeit im Kreise der U 21. Sein Trainer darf sich freuen, auf die Rückkehr des Musterprofis, der stets mit seinen Aufgaben wächst.

Am Dienstag und nach der Rückkehr in die Heimat wird Kleine-Bekel auch zukünftig eher weniger durch spektakulären Aktionen glänzen, dafür dem Deckungsverbund weiter mit seiner abgeklärten Spielweise Stabilität verleihen. Das passt auch viel besser zum Profil des abseits des Rasens sehr steifen Westfallen, der lieber mit soliden Taten als großen Sprüchen, sowie mit Selbstreflexion und Geduld anstelle von überzogenen Ansprüchen glänzt. Kurz gesagt: ein Vorbildcharakter.

kon, Andreas Geidel

Skrzybski und Rothe strahlen um die Wette

Vierter Sieg im fünften Punktspiel, die Störche sind HSV-Verfolger Nummer eins. Steven Skrzybski freut sich über seinen Geniestreich, Tom Rothe über seine Beförderung.

Steven Skrzybski war Kiels Matchwinner gegen Paderborn.

Steven Skrzybski war Kiels Matchwinner gegen Paderborn.

IMAGO/Sven Simon

Holstein Kiel ist im Flow. Die KSV feierte mit dem 2:1 gegen den SC Paderborn den nächsten Dreier und hat als Tabellenzweiter lediglich einen Zähler Rückstand auf Klassenprimus Hamburger SV. 

Das große Highlight gegen die Ostwestfalen war Steven Skrzybskis Traumtor zur Kieler Führung und letztlich zum Endstand. Kiels Zehner nahm an der Mittellinie die Kugel entgegen und sah, dass sich SCP-Keeper Jannik Huth weit vor seinem Kasten aufhielt. Aus knapp 40 Metern traf Skrzybski zum 2:1 (61.).

“Ich habe so etwas noch nie probiert in meinem Leben”

Der 30-jährige gebürtige Berliner beschrieb sein Husarenstück wie folgt: “Ich sehe, dass der Torwart weit vor dem Tor steht. Ich hatte aufgrund des intensiven Spielverlaufes nicht mehr so viele Körner im Tank und habe es einfach probiert. Das war Intuition.” Der Matchwinner strahlte nach dem vierten Dreier im fünften Punktspiel. “Ich habe so etwas noch nie probiert in meinem Leben, nicht einmal im Training. Ich bin froh, dass es zum Tor, vor allem aber zum Sieg gereicht hat. Dieses Tor gehört definitiv zu den Top 3 meiner Karriere.”

Großen Grund zur Freude hat auch Skrzybskis junger Teamkollege Tom Rothe. Der 18-Jährige strahlte übers ganze Gesicht. Beim 2:0-Triumph auf Schalke in der Woche hatte Rothe bereits beide Tore vorbereitet. Nun durfte der in Rendsburg geborene Youngster beim hart erkämpften Heimsieg gegen Paderborn seinen ersten Treffer im Störche-Trikot bejubeln.

“Entweder der Ball fliegt über das Stadiondach oder ins Netz”

“Das war ein Fifty-Fifty-Ding. Entweder der Ball fliegt über das Stadiondach oder ins Netz. Zum Glück ist es gut gegangen”, sagte die 1,93 Meter große BVB-Leihgabe über seinen technisch starken Treffer mit dem linken Fuß zum zwischenzeitlichen 1:1 (31.).

Nach seiner starken Darbietung (kicker-Note 2) durfte sich Rothe nicht nur über drei Punkte, sondern auch über die Nachnominierung für Deutschlands U-21-Nationalmannschaft freuen. Zuvor war Rothe in den U-20-Kader berufen worden, am Wochenende folgte nun die “Beförderung” in die höchste Nachwuchsklasse.

“Es ist eine große Ehre und ich freue mich jetzt auf die anstehende Woche”, sagte Rothe zu seiner erstmaligen Berufung zur U 21.

BVB: Vize-Meister als Trikot-Meister

Borussia Dortmund hat in den Augen der Fußballfans das beliebteste Heimtrikot der Bundesliga-Saison 2023/24. Das hat eine repräsentative Umfrage der Sportdatenbank “One8y-DB” für den kicker ergeben.

Dürfen sich laut einer repräsentativen Umfrage über das schönste Trikot der Bundesliga freuen: die Fans des BVB.

Dürfen sich laut einer repräsentativen Umfrage über das schönste Trikot der Bundesliga freuen: die Fans des BVB.

IMAGO/Sven Simon

Der Vize-Meister landet in dem Ranking, abgeleitet aus der Befragung von 2450 Fußballfans in ganz Deutschland, ganz vorne und zwar mit einer Durchschnittsnote von 2,62. Hinter den Borussen landen mit jeweils 2,72 der 1.FC Union und Eintracht Frankfurt. Im “Tabellenkeller” finden sich der VfB Stuttgart, Mainz 05 (beide 3,20) sowie der FC Augsburg (3,28) wieder.

In der 2. Liga führt der FC Schalke 04 (2,63) das Ranking an vor dem 1.FC Nürnberg (2,72) und Holstein Kiel (2,94). Am wenigsten beliebt im Unterhaus sind die Trikots des 1.FC Kaiserslautern (3,17), von Eintracht Braunschweig (3,22) und von Greuther Fürth (3,35).

Nachhaltigkeit auch beim Trikot relevant

Aus dem Blickwinkel der Ausrüster dürfen sich die deutschen Konzerne Adidas und Puma als Gewinner fühlen. In beiden Ligen thronen die Herzogenauracher Sportartikelhersteller an der Spitze: Puma mit dem BVB-Dress im Oberhaus, Adidas mit dem Schalker Jersey im Unterhaus. Adidas belegt mit Union und dem “Club” auch jeweils Rang zwei.

Notengleich mit den Köpenickern steht in der Bundesliga das Nike-Dress der Frankfurter Eintracht da. Puma sichert sich mit Holstein in der 2. Liga den dritten Platz. Zumindest erwähnenswert: Der FC St. Pauli, der seit 2021 unter der Marke “Di!y” aus Nachhaltigkeitsgründen eine eigene Trikotlinie produzieren lässt, landet im Unterhaus immerhin auf dem vierten Rang.

Und in der Tat scheint das Thema Nachhaltigkeit auch die Fans beim Trikotkauf zu beschäftigen. Zwar geben 84 Prozent der Befragten als Hauptgrund dafür, sich gar nicht oder nur selten ein Dress ihres Lieblingsklubs zu gönnen, einen zu hohen Preis an. Dennoch sind 52 Prozent der Fans bereit, mehr Geld für nachhaltige Fanartikel auszugeben, so die Erkenntnisse der Umfrage der Datenbank “One8yDB”, die von der Wiesbadener Sportkommunikationsagentur “One8y” aus der Taufe gehoben wurde.

Elf Prozent der Befragten geben an, sich jede Saison ein Trikot zuzulegen, immerhin 23 Prozent greifen mindestens alle zwei bis drei Saisons zu. Hier dominieren allerdings eindeutig die Kategorien “nie” (36 Prozent) oder “selten”, also seltener als alle zwei bis drei Spielzeiten (31 Prozent).

Benni Hofmann

Investoren-Prozess 2.0? “Entwicklung des Geschäftsmodells ist dringend notwendig”

Nach dem Investoren-Prozess ist vor dem Investoren-Prozess in der Bundesliga? Aussagen mehrerer Funktionäre erwecken diesen Eindruck. Mit Steffen Schneekloth zeigt sich ein Gremienmitglied, das bei dem im Mai zunächst gescheiterten Deal als Mahner galt, offen für eine erneute Diskussion.

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL.

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL.

IMAGO/Jan Huebner

“Es ist zu begrüßen, dass der Sprecher des Präsidiums des Ligaverbandes, Hans-Joachim Watzke, und die DFL-Geschäftsführung unabhängig voneinander erklärt haben, sich dem Investorenthema noch einmal nähern zu wollen und dabei von einem geringeren Finanzvolumen ausgehen”, sagte Schneekloth, Präsident von Zweitligist Holstein Kiel und 2. Stellvertretender Sprecher im Liga-Präsidium, gegenüber dem kicker.

Der Rechtsanwalt betont, dass es bei der Kritik im Mai zuvorderst um die Höhe der Investitionen, die Geldverteilung, die ungeklärte Frage der künftigen Geschäftsführung und den ungeklärten Umgang mit Auf- und Absteigern gegangen sei, nicht um den Investitionsbedarf an sich. “Es ist unbestritten, dass eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in einem sich stark verändernden Markt dringend notwendig ist. Ebenso ist klar, dass die Klubs der Bundesliga und der 2. Liga den hierfür erforderlichen Kapitalbedarf nicht alleine stemmen können.”

Ende Mai hatten Watzke sowie die damaligen interimistischen Geschäftsführer der Liga, Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg), in der Mitgliederversammlung die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt, um einen konkreten Deal mit einem Private-Equity-Partner auszuhandeln. Geplant war eine 12,5-Prozent-Beteiligung in Höhe von 2 Milliarden Euro an einer DFL-Tochter, die die Medienrechte verwerten sollte.

Nach dem Aus hatten Hellmann und Leki ihr Mandat wie geplant zum 30. Juni niedergelegt. BVB-Geschäftsführer Watzke bemängelte fehlende Solidarität gegenüber den international tätigen Klubs, da diese um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchteten. Ins gleiche Horn stießen weitere Vertreter von Champions-League-Startern.

Keine “Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln”

Eine Reaktion, die Schneekloth für überzogen hält: “Ich möchte mich auch weiterhin gegen die Stimmen wehren, dass die Zweitligaklubs und die sogenannten Kleineren den weiterführenden Prozess seinerzeit verhindert hätten. Auch und gerade bei einigen großen Bundesligaklubs gab es trotz einer guten Transparenz und Teilhabe der DFL durch diverse Klubgespräche, in denen die Interimsgeschäftsführung sehr bemüht war, den Prozess darzulegen und zu erklären, weiterhin viele offene Fragen und eine große Unsicherheit.”

Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren.

Joachim Watzke

Damals sollten die zwei Milliarden in drei Töpfe aufgeteilt werden: Topf eins für gemeinschaftliche Investitionen, beispielsweise in OTT-Plattformen und die Internationalisierung, Topf zwei für Digitales und Infrastruktur bei den Klubs selbst, Topf drei hätte den Klubs zur freien Verfügung gestellt werden sollen.

Schneekloth will das Verfehlen der Zwei-Drittel-Mehrheit “nicht als Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln für die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells” gewertet wissen. Es sei vielen schlicht nicht klar gewesen, “warum deutlich mehr Finanzmittel generiert werden sollten, als für die Weiterentwicklung und Stärkung des DFL-Geschäftsmodells von der DFL prognostiziert waren. Ebenso war vielen Mitgliedern nicht klar, warum finanzielle Mittel direkt an die einzelnen Klubs nach dem derzeit bestehenden Verteilerschlüssel ausgekehrt werden sollten. Da bestand wohl die Befürchtung, bestehende Wettbewerbszustände zu zementieren.”

Startet schon bald der nächste Investoren-Prozess?

Innerhalb der DFL-GmbH ging man damals von 560 bis 750 Millionen Euro an nötigen Investitionen aus. Vieles scheint nun dafür zu sprechen, dass das Prozedere in Bälde neu aufgesetzt wird, um eine solche Summe zu generieren. Auch die Äußerungen von Liga-Präsidiumssprecher Watzke in einem Interview mit der FAZ vor gut einer Woche deuten darauf hin: “Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren.”

Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung bei Champions-League-Aspirant Bayer Leverkusen, erklärte jüngst: “Es kursieren Gerüchte, dass die DFL die Verfahren zur Erlangung externer Mittel neu bewertet. Und warum nicht? Nachdem das letzte Verfahren nicht erfolgreich war, bin ich sicher, dass einige der Vertreter, die ursprünglich dagegen gestimmt hatten, ihre Meinung geändert haben. Es scheint, dass nicht alle die Auswirkungen ihrer Ablehnung verstanden haben und sich nun darüber im Klaren sind, was das bedeutet. Aber es ist auch klar, dass wir besser erklären müssen, was wir eigentlich wollen.”

Carro betonte, dass der Begriff “Investor” im deutschen Fußball negativ konnotiert sei und er daher Vorbehalte auch nachvollziehen könne. “Es ist festzuhalten, dass wir uns nicht mit Investoren an sich, sondern mit potenziellen strategischen Partnern auseinandergesetzt haben. Diese Unterscheidung ist nicht trivial, der Begriff ,Partner‘ ist für alle Vereine von großer Bedeutung.”

Auch die neue DFL-Geschäftsführung aus Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz hatte in ihrem Antrittsschreiben an die Klubs Anfang Juli unter anderem die Erarbeitung eines mittelfristigen Wachstumsplans angekündigt sowie die Evaluierung “alternativer Umsetzungsmöglichkeiten, um die Weiterentwicklung der Ligen im Sinne einer Absicherung des Erlösniveaus sowie Wachstum zu forcieren”.

Benni Hofmann

Kiel feiert den Saisonstart – auch wegen eines Torwarttauschs

Holstein Kiel ist fast perfekt in die Saison gestartet, das lässt sich nach vier Spieltagen festhalten. Die Störche waren nach dem Sieg bei Schalke 04 voll des Lobes.

Macht momentan viel richtig: Kiels Trainer Marcel Rapp.

Macht momentan viel richtig: Kiels Trainer Marcel Rapp.

picture alliance/dpa

Nach vier Spieltagen neun Punkte auf dem Konto und am oberen Ende der Tabelle: Diesen guten Saisonstart hätte wohl nicht jeder Holstein Kiel zugetraut. Die KSV aber hat sich diese Momentaufnahme verdient. Dafür gibt es viele Argumente.

Rapps Entscheidung fruchtet fürs Erste

Zum Beispiel, dass Kiels Trainer Marcel Rapp nach der 2:4-Niederlage gegen Magdeburg vor dem Spiel bei Bundesliga-Absteiger Schalke 04 die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Der 44-Jährige tauschte etwas überraschend die Torhüter aus: Thomas Dähne, der gegen den FCM patzte (kicker-Note 5), musste für Timon Weiner Platz machen. Der 24-Jährige aus der Knappenschmiede machte bei seinen wenigen Prüfungen eine gute Figur (kicker-Note 3).

Weiners “Riesenkompliment”: Abwehr “brutal gut”

Weiner, der sich laut der KSV-Website selbstbewusst über einen “verdienten Einsatz” freute und sich für das Vertrauen bedankte, erklärte: “Es war ein Lebenstraum, in der Schalker Arena zu spielen. Einfach war es definitiv nicht, aber wir haben brutal gut verteidigt.” Erneut, denn Kiel hat, ausgenommen des Totalausfalls gegen Magdeburg, in den drei weiteren Partien nur ein Gegentor kassiert. Und Weiner sprach “ein Riesenkompliment an die Mannschaft” aus.

Damit war er einer Meinung mit dem nächsten ehemaligen Schalker, Offensivspieler Steven Skrzybski (kicker-Note 2,5). Dieser lobte zudem das Trainerteam, der Matchplan sei “komplett aufgegangen”. Nur “ein Manko” gebe es nach der tollen Leistung: “Dass wir nur 2:0 gewonnen haben.” Einer der beiden Torschützen, Angreifer Benedikt Pichler (kicker-Note 2), fasste zusammen: “Unsere Fans waren unfassbar und unsere Leistung auch.”

“Schöne Momentaufnahme”? – Neuzugänge schlagen ein

Kiels Geschäftsführer Sport Uwe Stöver hat offenbar einen guten Job gemacht. Er war mitverantwortlich für die Verpflichtungen von Stürmer Shuto Machino (zwei Assists, zwei Tore, eines davon gegen Schalke samt der kicker-Note 2,5) und die Leihe von Dortmunds Linksverteidiger Tom Rothe (drei Vorlagen, zwei davon bei den Knappen, Note 2). Anstatt abzuheben, bleibt Stöver aber auf dem Boden. Der gute Saisonstart sowie das Spiel bei den Schalkern seien lediglich “eine schöne Momentaufnahme”.

Rapp und der (fast) perfekte Saisonstart: “Wir sollten die Euphorie mitnehmen”

Nach zwei Spieltagen und zwei Siegen in der 2. Liga grüßt Holstein Kiel von Tabellenplatz zwei. Die gute Stimmung im hohen Norden soll auch nach der Partie gegen Magdeburg bestehen bleiben. Trainer Marcel Rapp weiß, was dafür nötig ist.

Gelungener Saisonstart mit Holstein Kiel: Trainer Marcel Rapp.

Gelungener Saisonstart mit Holstein Kiel: Trainer Marcel Rapp.

IMAGO/Zink

Rein ergebnistechnisch hätte der Saisonstart von Holstein Kiel nicht besser laufen können: Drei Siege aus drei Spielen in der 2. Liga und im DFB-Pokal haben für positive Stimmung an der Ostsee gesorgt. Auf den 1:0-Auftaktsieg gegen Eintracht Braunschweig in der Liga folgte ein 2:1-Sieg gegen Greuther Fürth und am vergangenen Wochenende ein 2:0-Erfolg im Pokal gegen Gütersloh. Geht die Siegesserie auch am Sonntag gegen Magdeburg (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weiter?

“Wir sollten die Euphorie, die im Umfeld herrscht, und das Selbstvertrauen der Mannschaft mitnehmen”, gab Trainer Marcel Rapp auf der Spieltags-Pressekonferenz die Marschroute vor – und bemühte sich gleichzeitig, sich nicht zu sehr von der Euphoriewelle davontragen zu lassen: “Wohlwissend, dass wir noch Dinge besser machen müssen.”

Zum Beispiel war gegen Gütersloh nicht alles Gold, was glänzte. Die Störche taten sich lange schwer und mühten sich letztlich eine Runde weiter. “Da hat ein Stück weit der Mut gefehlt, daraus müssen wir einen Lerneffekt erzielen”, analysierte Rapp, der sich dahingehend bei seiner Truppe keine Gedanken macht. “Die Jungs sind schlau.”

Auf das Duell mit Magdeburg “können sich alle freuen”

Mit Magdeburg wartet nun ein anderes Kaliber als der Regionalligist und ein “interessanter Gegner”, so Rapp. Der FCM sei “sehr spielstark” mit “ähnlichen Attributen wie wir”. Soll heißen: “Sie wollen Fußballspielen.” Für den neutralen Fan bedeute das nur gute Nachrichten, mit offenen Visieren und Offensiv-Drang auf beiden Seiten. “Da können sich alle drauf freuen.”

Vor allem natürlich die heimischen, mit dem Saisonstart sicherlich zufriedenen KSV-Fans. “Die Leute haben Spaß mit der Mannschaft – und wir haben Spaß daran zu zeigen, was wir können”, sagte der 44-Jährige. Selbst im Training habe er seine Freude daran, der Mannschaft zuzuschauen. Der Schlüssel zum Erfolg? “Alle ziehen an einem Strang, alle geben Gas und dann bringt jeder seine individuellen Qualitäten ein.” Wie zum Beispiel Neuzugang Shuto Machino, der gegen Fürth den Siegtreffer vom Elfmeterpunkt aus schoss und “schon mal eine Duftmarke” hinterlassen habe (kicker-Note 2,0).

Am Sonntag sei es nun wichtig, aggressiv aufzutreten und Zweikämpfe zu gewinnen. “Das wird gegen Magdeburg noch wichtiger als in anderen Spielen, weil es viele Eins-gegen-eins-Duelle geben wird”, so der Trainer des aktuellen Tabellenzweiten.

Dabei können die Störche auch wieder auf ihren Kapitän Philipp Sander bauen, der im Pokal am vorigen Wochenende wegen leichter Fußprobleme noch geschont wurde. Weiterhin nicht dabei sind Carl Johansson (Meniskus-OP) und Timo Becker (Aufbautraining nach Anriss der Syndesmose). Letzterer ist aber wieder in das Mannschaftstraining eingestiegen und könnte gegen seinen Ex-Klub Schalke 04 am Freitag in einer Woche wieder dem Kader angehören.