St. Pauli unter Flutlicht gegen Schalkes Strahlkraft – mit Zoller?

Ordentlich Selbstvertrauen getankt haben zuletzt der FC St. Pauli und Schalke 04 – welcher der beiden Kontrahenten nimmt den Schwung ins Topspiel am Samstagabend mit?

Brennt auf sein Debüt für die Kiez-Kicker: Simon Zoller.

Brennt auf sein Debüt für die Kiez-Kicker: Simon Zoller.

IMAGO/Philipp Szyza

5:1 gegen Kiel – St. Pauli hatte am vergangenen Spieltag ein echtes Statement gegen die vorherige Torarmut gesetzt. Und Schalke große Widerstandskraft zur Schau gestellt und beim spektakulären 4:3 gegen Magdeburg einen zweimaligen Rückstand gedreht.

Es ist also angerichtet für den Samstagabend (20.30 Uhr, LIVE bei kicker), wenn die beiden Teams am ausverkauften Millerntor nachzulegen gedenken. Gegen den “individuell gut besetzten Gegner” erwartet Fabian Hürzeler eine anspruchsvolle Aufgabe. Ungeachtet der aktuellen Tabellensituation – S04 hat mit sieben Punkten einen verhaltenen Start hingelegt – und des Auf und Ab bei den Königsblauen mit den beiden Abstiegen zeigt sich der 30-Jährige beeindruckt von der Aura des Gegners: “Schalke gehört von der Strahlkraft, vom Auftreten, den Fans und den ganzen Bedingungen drumherum für mich in die erste Liga.”

Vom Torfestival gegen den FCM hat der St. Pauli-Coach auch mitgenommen, dass die Königsblauen “in jeder Situation des Spiels in der Lage sind, ein Tor zu erzielen”. Dementsprechend gelte es, gegen den zu erwartenden Schalker Stil, “Mann gegen Mann”, Lösungen zu finden sowie “90 Minuten lang sehr konsequent zu verteidigen”.

Wenn die Balance gegeben ist, dann stimmen auch die Ergebnisse und dann sind wir auch schwer zu schlagen.

Fabian Hürzeler

Eine gute defensive Stabilität – St. Pauli hat erst drei Gegentore kassiert und ist als einziges Team unbesiegt – hätten seine Schützlinge meist auf den Platz gebracht. Doch Hürzeler strebt nach mehr: “Für mich ist wichtig, dass beide Richtungen stimmen”, fordert der Coach, so wie gegen Kiel, wo man dann auch Tore erzielt habe. “Wenn diese Balance gegeben ist, dann stimmen auch die Ergebnisse und dann sind wir auch schwer zu schlagen.”

Gegen Schalke können die Kiez-Kicker bis auf auf Jackson Irvine (Bänderriss im Sprunggelenk) und Scott Banks (Kreuzbandriss) mit der vollen Kapelle auflaufen. Auch Simon Zoller könnte nach diversen kleineren Rückschlägen eine Alternative sein: “Wenn er spielfähig ist, kann ich ihn auch von Anfang an bringen”, schmunzelte Hürzeler, bleibt aber vorsichtig und meinte: “Simon will unfassbar gerne spielen, er strotzt vor Energie.” Gleichwohl werde man, immer in Absprache mit der medizinischen Abteilung, weiter behutsam mit ihm umgehen. Es sei wichtig, nicht zu schnell zu viel wollen, man werde kein Risiko eingehen. “Die Saison ist ein Marathonlauf und kein Sprint.”

Hürzeler fordert Prinzipientreue

Der Atmosphäre blickt Hürzeler wie die Spieler auch mit großer Vorfreude entgegen: Flutlicht, 20.30 Uhr, das sei natürlich etwas Besonderes. “Aber: An unseren Abläufen ändert sich nichts deswegen. Wir müssen unserem Stil treu bleiben.” Letztlich gehe es um drei Punkte wie in jedem anderen Spiel auch. Dass er sich die gegen die Königsblauen wünscht, unterstreicht Hürzeler gleichwohl: “Der Sieg gegen Kiel ist mehr wert, wenn wir gegen Schalke nachlegen.”

Eggesteins Hoffnung auf einen Neustart

Bis zum vergangenen Sonntag hatte Johannes Eggestein unter Fabian Hürzeler noch nicht ein Mal zu St. Paulis Startelf gehört, galt für Außenstehende deshalb als Verkaufskandidat. Intern machten Trainer und Sportchef Andreas Bornemann stets den Wert des Angreifers deutlich. Schafft dieser nun die Wende?

Ein Neuanfang für St. Paulis Johannes Eggestein (Mitte)?

Ein Neuanfang für St. Paulis Johannes Eggestein (Mitte)?

IMAGO/Oliver Ruhnke

Sein erstes Halbjahr auf St. Pauli war ordentlich verlaufen. Der Kiez-Klub blieb zwar weit unter seinen Möglichkeiten, Johannes Eggestein aber war unter Timo Schultz zumeist gesetzt und zur Winterpause mit fünf Treffern bester Torschütze. Mit dem Trainerwechsel zu Hürzeler kam der Bruch.

Der 25-Jährige wurde von allen Seiten zwar stets für seine Professionalität und Klarheit gelobt, nur spielen durfte er nicht mehr von Anfang an. Das wurde weder seinen Ansprüchen noch seiner vorzeigbaren Vita mit vorangegangenen Stationen wie Werder Bremen, Linzer ASK oder Royal Antwerp gerecht und sorgte für Wechsel-Spekulationen in den letzten Tages des Augusts.

Von seiner Nominierung gegen Holstein Kiel (5:1), verrät Eggestein, “habe ich beim Abschlusstraining erfahren”. Der Grund: Hürzeler wollte die Störche nicht in der Luft, sondern am Boden besiegen, Eggesteins fußballerische Qualitäten gegenüber denen von Stoßstürmer Andreas Albers sollten dabei helfen. Eine Rechnung, die aufging: Der Angreifer blieb zwar ohne Torbeteiligung, schuf aber Räume, war immer anspielbar und sagt selbst: “Ich wusste, was auf mich zukommt. Ich habe von Anfang an versucht, der Mannschaft meinen Teil zu geben, der vielleicht in den letzten Wochen irgendwo gefehlt hat.”

“Da muss ein Trainer mir dann auch gar nicht viel erklären”

Ein Neuanfang von Eggestein, der von Hürzeler zwar häufig öffentliches Lob, aber nie eine echte Bewährungs-Chance bekam? “Ich musste geduldig bleiben”, sagt er über seine lange Leidenszeit, “dieses Jahr haben erst einmal andere Spieler den Vorzug erhalten.” Und haben ihre Möglichkeiten durchaus genutzt, wie Eggestein ehrlich anmerkt: “Lukas Daschner hat es in der abgelaufenen Rückserie richtig gut gemacht, da muss ein Trainer mir dann auch gar nicht viel erklären.”

“Ich habe dieses erste Spiel genossen”

Nach Daschners Abschied Richtung Bochum aber suchte Hürzeler in den ersten Saisonwochen nach der Idealbesetzung in der Mitte, fand sie weder in Albers noch in Flügelstürmer Oladapo Afolayan – und setzte nun erstmals auf Eggestein, im Sommer 2022 noch so etwas wie der Königstransfer. “Ich habe dieses erste Spiel genossen”, erklärt er, “es war wichtig für mich, das mal wieder zu bekommen. Und natürlich hoffe ich für mich, dass es jetzt weiter bergauf geht.”

Maurides scharrt mit den Hufen

Klar ist: Eggesteins Beweis, dass er St. Pauli in der Sturmmitte helfen kann, kam zum richtigen Zeitpunkt: Gegen Holstein feierte mit Etienne Amenyido ein weiterer potenzieller Angreifer fürs Zentrum sein Kurz-Comeback, Neuling Simon Zoller gehörte nach auskurierten muskulären Problemen bereits erstmals zum Kader und auch Maurides scharrt nach Meniskus-Operation mit den Hufen.

“Wenn es nach ihm gegangen wäre”, sagt Hürzeler über den wuchtigen Brasilianer, “hätte er schon am Sonntag einen Platz im Kader gehabt.” Der Coach aber bevorzugt nach der fünfmonatigen Pause einen behutsamen Aufbau. Druck hat er bei Maurides keinen. Denn mit Eggestein, das wurde gegen Kiel sichtbar, hat er eine weitere Alternative, die viele gar nicht mehr so richtig auf dem Zettel hatten.

Sebastian Wolff

Zahltag auf St. Pauli

Die Vorzeichen standen denkbar ungünstig für den FC St. Pauli. Zur Torarmut kam in der abgelaufenen Woche auch noch akute Personalnot – dennoch gelang mit dem 5:1 gegen Holstein Kiel ein echter Befreiungsschlag.

Traumtore gegen Kiel: Der FC St. Pauli um Connor Metcalfe (am Boden) trumpfte gegen Holstein auf.

Traumtore gegen Kiel: Der FC St. Pauli um Connor Metcalfe (am Boden) trumpfte gegen Holstein auf.

IMAGO/Philipp Szyza

Die Kunde vom Bänderriss von Kapitän Jackson Irvine hatte schon schwer gewogen, dann meldeten sich auch noch David Nemeth und Manolis Saliakas krankheitsbedingt ab. Ein Achsenbruch, der zu viel hätte sein können für eine Mannschaft, die im bisherigen Saisonverlauf zwar fast immer überzeugt, aber nur einmal gewonnen und lediglich drei Mal getroffen hatte. Für Hauke Wahl kam das krachende 5:1 gegen seinen Ex-Klub von der Förde dennoch nicht überraschend. “Wir haben so viel Qualität im Kader”, sagt der Innenverteidiger. “außerdem waren wir schon in den letzten Partien so oft so nah dran.” Da hatte St. Pauli phasenweise deutlich mehr Chancen herauskombiniert als am Sonntag, aber: Gegen Kiel war nahezu jeder Schuss ein Treffer. Der Sonntag wurde zum Zahltag. Connor Metcalfe hatte nach vier Minuten traumhaft aus der Distanz abgeschlossen Eric Smith kurz danach nicht weniger schön nachgelegt.

“Solche Brustlöser”, analysiert Wahl, “haben wir nach den letzten Wochen gebraucht. Es war klar, dass nur der Knoten platzen muss und dass es dann richtig, richtig läuft.” Der 29-Jährige führt das nicht nur auf die Qualität und Quantität der Möglichkeiten in den zurückliegenden Wochen zurück, sondern auch auf das Potenzial im Aufgebot, das es ermöglicht, Ausfälle zu kompensieren. “Wir haben nicht den größten Kader, aber alle Jungs, die da sind, haben unglaubliche Qualität.” Wahl ist sicher: “Jeder Spieler bei uns könnte bei anderen Zweitligisten Stammspieler sein.”

“Connor hat ein super Spiel gemacht”

Den Status “Stammspieler” strebt Metcalfe schon seit seinem Wechsel ans Millerntor im Sommer 2022 an, am Sonntag erhielt er den Startplatz seines Landsmannes. Weil sich Kapitän Irvine bei Australiens Nationalteam verletzt und zudem Nemeth abgemeldet hat, beließ Fabian Hürzeler Eric Smith in der Dreierkette und beorderte Metcalfe auf Irvines Position. “Natürlich”, sagt der Trainer, “vermissen wir Jackson als Persönlichkeit. Aber Connor hat ein super Spiel gemacht. Ihm liegt diese Rolle.” Aus dieser traf er zur befreienden Führung, ließ beim Gegentor allerdings auch Kiels Torschützen Lewis Holtby im Rücken entwischen.

Dennoch überwiegt seit Sonntag auf St. Pauli die Überzeugung, dass die Mannschaft nun angekommen ist in der Saison. “Wir hatten in einigen anderen Partien zuvor mehr klare Chancen als gegen Kiel herauskombiniert”, sagt Ersatz-Kapitän Marcel Hartel, “aber wir haben uns dieses Ergebnis schon in den Wochen zuvor verdient und nehmen viel Selbstvertrauen für die kommenden sehr, sehr schönen Spiele mit.” Dann geht es nacheinander gegen die Bundesliga-Absteiger Schalke 04 und Hertha BSC.

Sebastian Wolff

Verstauchung und Außenbandriss setzen Irvine matt

Dem FC St. Pauli bleibt das Verletzungspech treu. Auch Kapitän Jackson Irvine muss eine Zwangspause einlegen, die Diagnose steht nun fest.

Zwangspause für St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

Zwangspause für St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

IMAGO/MIS

Es läuft sportlich noch nicht rund bei den Kiez-Kickern, und nun häuft sich auch das Verletzungspech.

Erst eine Partie hat der FC St. Pauli in der noch jungen Spielzeit gewonnen, zuletzt viermal nur unentschieden gespielt und insbesondere beim jüngsten 1:1 in Braunschweig den Dreier regelrecht weggeworfen. Noch schwerwiegender indes sind die Personalien, die den Klub seit dem letzten Spiel vor der Länderspielpause in Atem halten.

Scott Banks hatte sich einen Kreuzbandriss zugezogen und reißt langfristig ein Loch in die Personalplanungen. Der Flügelstürmer sollte das Angriffsspiel der Hamburger variabler machen, die ersten Ansätze des 21-Jährigen waren verheißungsvoll. Nun ist unklar, ob die Leihgabe von Crystal Palace überhaupt noch einmal für St. Pauli auflaufen wird.

Am Sonntag gegen Holstein Kiel (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) muss Chefcoach Fabian Hürzeler zudem auf Jackson Irvine verzichten. Zwei Minuten vor dem Ende der Partie in den USA gegen Mexiko (2:2) ist St. Paulis Kapitän ohne Fremdeinwirkung umgeknickt, Australiens Nationaltrainer Graham Arnold verkündete umgehend: “Jackson wird für mehrere Wochen verletzt sein.”

Riss des vorderen Außenbandes

Dies hat sich nun bewahrheitet. Irvine hat sich einen Riss des vorderen Außenbandes im rechten Fuß sowie eine Gelenkverstauchung zugezogen. Damit bestätigten die weiteren Untersuchungen durch die medizinische Abteilung des FC St. Pauli die Erkenntnisse der Ärzte der australischen Nationalmannschaft, wie die Hanseaten am heutigen Donnerstag bekanntgaben.

“Auch wenn sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben, handelt es sich dennoch um eine schwerwiegende Verletzung, weil das Gelenk insgesamt stark in Mitleidenschaft gezogen wurde”, wird Sportchef Andreas Bornemann auf der Vereinswebsite zitiert. “Jetzt geht es darum, Jackson möglichst schnell, aber vor allem nachhaltig wieder an das Team heranzuführen.” Der Kapitän wird auch in den darauffolgenden Duellen mit den Bundesligaabsteigern FC Schalke 04 und Hertha BSC fehlen.

Verstauchung und Außenbandriss setzen Irvine matt

Dem FC St. Pauli bleibt das Verletzungspech treu. Auch Kapitän Jackson Irvine muss eine Zwangspause einlegen, die Diagnose steht nun fest.

Zwangspause für St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

Zwangspause für St. Paulis Kapitän Jackson Irvine.

IMAGO/MIS

Es läuft sportlich noch nicht rund bei den Kiez-Kickern, und nun häuft sich auch das Verletzungspech.

Erst eine Partie hat der FC St. Pauli in der noch jungen Spielzeit gewonnen, zuletzt viermal nur unentschieden gespielt und insbesondere beim jüngsten 1:1 in Braunschweig den Dreier regelrecht weggeworfen. Noch schwerwiegender indes sind die Personalien, die den Klub seit dem letzten Spiel vor der Länderspielpause in Atem halten.

Scott Banks hatte sich einen Kreuzbandriss zugezogen und reißt langfristig ein Loch in die Personalplanungen. Der Flügelstürmer sollte das Angriffsspiel der Hamburger variabler machen, die ersten Ansätze des 21-Jährigen waren verheißungsvoll. Nun ist unklar, ob die Leihgabe von Crystal Palace überhaupt noch einmal für St. Pauli auflaufen wird.

Am Sonntag gegen Holstein Kiel (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) muss Chefcoach Fabian Hürzeler zudem auf Jackson Irvine verzichten. Zwei Minuten vor dem Ende der Partie in den USA gegen Mexiko (2:2) ist St. Paulis Kapitän ohne Fremdeinwirkung umgeknickt, Australiens Nationaltrainer Graham Arnold verkündete umgehend: “Jackson wird für mehrere Wochen verletzt sein.”

Riss des vorderen Außenbandes

Dies hat sich nun bewahrheitet. Irvine hat sich einen Riss des vorderen Außenbandes im rechten Fuß sowie eine Gelenkverstauchung zugezogen. Damit bestätigten die weiteren Untersuchungen durch die medizinische Abteilung des FC St. Pauli die Erkenntnisse der Ärzte der australischen Nationalmannschaft, wie die Hanseaten am heutigen Donnerstag bekanntgaben.

“Auch wenn sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben, handelt es sich dennoch um eine schwerwiegende Verletzung, weil das Gelenk insgesamt stark in Mitleidenschaft gezogen wurde”, wird Sportchef Andreas Bornemann auf der Vereinswebsite zitiert. “Jetzt geht es darum, Jackson möglichst schnell, aber vor allem nachhaltig wieder an das Team heranzuführen.” Der Kapitän wird auch in den darauffolgenden Duellen mit den Bundesligaabsteigern FC Schalke 04 und Hertha BSC fehlen.

St. Paulis Wahl vor Duell mit dem Ex-Klub: “In dieser Woche ruht das Telefon”

Hauke Wahl steht nach seinem Abgang im Sommer vor dem ersten Wiedersehen mit Holstein Kiel. Mit der Punkteausbeute bei seinem neuen Arbeitgeber FC St. Pauli kann der Innenverteidiger bislang nicht zufrieden sein.

Pflegt auch nach seinem Abgang Kontakte nach Kiel: Hauke Wahl.

Pflegt auch nach seinem Abgang Kontakte nach Kiel: Hauke Wahl.

IMAGO/Susanne Hübner

Nach einem Joker-Einsatz beim Auftaktsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:1) stand Neuzugang Hauke Wahl in der 2. Bundesliga viermal in Folge in der Startelf des FC St. Pauli – viermal mussten sich die Kiezkicker mit einem Unentschieden begnügen. “Aus den vier Unentschieden hätten wir auch zehn oder zwölf Punkte holen können”, betonte der Innenverteidiger in einer Medienrunde.

Am 6. Spieltag wartet nun ein besonderes Spiel auf den 29-Jährigen. Ex-Klub Holstein Kiel, den er nach 235 Pflichtspielen im Sommer verließ, ist zu Gast am Millerntor. “Ich war fünf Jahre in Kiel und habe einige Freunde dort, mit denen ich im regelmäßigen Austausch bin”, erklärte Wahl, der jedoch klarstellte: “In dieser Woche ruht das Telefon.”

Wenn der Verteidiger in dieser Spielzeit aber zurück nach Kiel schaut, dann sieht er vor allem erfolgreichen Fußball. Vier der ersten fünf Partien konnten die Störche gewinnen. Wahl fordert: “Wir müssen weiterhin aktiv gegen den Ball sein. Die Jungs, die bei uns vorne gespielt haben, haben einen extrem guten Job erledigt und es uns hinten leichtgemacht. Daran müssen wir festhalten.”

Ob Trainer Fabian Hürzeler auch an Wahl als Innenverteidiger festhält, oder ihn nach der Sprunggelenksverletzung von Jackson Irvine im Länderspiel – eine genaue Diagnose steht weiterhin aus – in das defensive Mittelfeld vorzieht, ist dagegen noch offen. Eric Smiths Rückkehr ins Zentrum scheint auf dem Papier die naheliegendste Option zu sein, in der vergangenen Saison ist Wahl für die KSV allerdings auch zweimal auf die Sechser-Position vorgerückt.

Keine Sorgenfalten nach Irvine-Ausfall

“Es war natürlich eine schlechte Nachricht, die uns ereilt hat”, blickte der Defensivspieler auf den Ausfall seines Kapitäns. Sorgen müsse man sich jedoch keine machen. “Wir haben einen großen Kader, genügend Qualität und gute Jungs hinten dran, die zeigen können, dass man auf sie zählen kann.”

Zu seiner persönlichen Rolle erklärte er: “Ich will spielen, ob als Innenverteidiger oder in der Mitte. Für mich ist es einfach wichtig, auf dem Platz zu stehen. Wenn der Trainer meint, dass für mich eine andere Position die richtige ist, dann spiele ich sie.”

Für den gebürtigen Hamburger zähle am Sonntag (13.30 Uhr) nur eine Sache: “Ich will das Spiel unbedingt gewinnen und die für mich ersten drei Punkte zuhause holen.” Dafür wird es nach drei Nullnummern aus fünf Spielen aber vor allem auch die Kollegen aus dem Offensivbereich brauchen.

Der Irvine-Schock und die Folgen für St. Pauli

Länderspielreisen von Jackson Irvine werden beim FC St. Pauli grundsätzlich immer mit gemischten Gefühlen verfolgt. Weil die langen Flüge an dem Australier nie ganz spurlos vorübergehen. Nun hat es den 30-Jährigen sogar richtig am Sprunggelenk erwischt – mit schwerwiegenden Folgen für die Hamburger.

St. Paulis Australier Jackson Irvine (li.) hat sich am Sprunggelenk verletzt.

St. Paulis Australier Jackson Irvine (li.) hat sich am Sprunggelenk verletzt.

IMAGO/Agencia-MexSport

Zwei Minuten vor dem Ende der Partie in den USA gegen Mexiko (2:2) ist St. Paulis Kapitän Jackson Irvine ohne Fremdeinwirkung umgeknickt, Australiens Nationaltrainer Graham Arnold verkündete umgehend: “Jackson wird für mehrere Wochen verletzt sein.”

Die Verantwortlichen seines Arbeitgebers sind im engen Austausch mit den Medizinern des Verbandes, wollen aber noch keine genaue Diagnose veröffentlichen. “Aktuell”, sagt Sportchef Andreas Bornemann, “können wir noch keine seriöse Einschätzung zu der Verletzung abgeben. Wir hoffen das Beste für Jackson.” Arnolds Aussage hingegen lässt auf eine Bänderverletzung schließen.

Klar ist: Ein längerer Ausfall des Anführers würde St. Pauli in vielerlei Hinsicht hart treffen. Zum einen hat Fabian Hürzeler den Chefstrategen erst kürzlich in den Stand des Unersetzlichen erhoben. Generell, hatte der Trainer erklärt, sei bei ihm niemand gesetzt, außer Irvine und Abwehrchef Eric Smith. Ausgerechnet der Schwede könnte nun derjenige sein, der den Unersetzlichen ersetzen muss. Denn: Erst im August hatte Bornemann zähneknirschend dem Verkauf von Afeez Aremu zum 1. FC Kaiserslautern zugestimmt. Der Sportchef hätte den zweikampfstarken und defensiv denkenden Sechser gern gehalten, der jedoch war unzufrieden mit seinen Spielanteilen, weil er nicht an Irvine vorbeikam. Nun braucht Hürzeler Alternativen – und könnte Smith vorziehen.

Der Weg für Smiths Vorrücken ins Mittelfeld wäre frei

Den Schweden hatte Bornemann im Januar 2021 ursprünglich als Sechser verpflichtet, ehe er von Ex-Trainer Timo Schultz sehr erfolgreich zum zentralen Verteidiger in einer Dreierreihe umfunktioniert wurde. Im Abwehrzentrum aber hätte Hürzeler auch ohne Smith immer noch ausreichend Personal: Adam Dzwigala, Hauke Wahl, David Nemeth und Karol Mets sind vier bewährte Kräfte für drei Positionen, der Weg für Smiths Vorrücken ins Mittelfeld wäre somit frei.

Es warten die Bundesliga-Absteiger

Ein Rückschlag ist Irvines Verletzung dennoch, denn: Im September stehen für die ambitionierten aber durchwachsen gestarteten St. Paulianer unter anderem die Duelle mit den beiden Bundesligaabsteigern Schalke (23.9.) und Hertha BSC (30.9.) an.

Sebastian Wolff

Vor 19.710 Fans: HSV-Frauen gewinnen Stadtderby gegen St. Pauli und ziehen in dritte Pokalrunde ein

Die Frauen des Hamburger SV haben sich vor toller Kulisse im Millerntor-Stadion in der zweiten Runde des DFB-Pokals letztlich souverän mit 7:1 (4:0) beim Stadtrivalen FC St. Pauli durchgesetzt. Trotz des deutlichen Ergebnisses war der Jubel nach Abpfiff auf beiden Seiten groß.

Doppeltorschützin und hier bei ihrem ersten Treffer zum 2:0 in Aktion: Lisa Baum.

Doppeltorschützin und hier bei ihrem ersten Treffer zum 2:0 in Aktion: Lisa Baum.

IMAGO/Lobeca

Von der “größten Bühne eines Frauenspiels auf Hamburger Boden” war im Vorfeld des Spiels die Rede. 19.710 Karten waren für das Spiel verkauft worden, wie St. Pauli über seine Vereinskanäle bekanntgab. Die Rollen vor dem Spiel waren klar verteilt – die Gäste aus Hamburg-Stellingen gingen als klarer Favorit in die Partie.

Noch in der abgelaufenen Saison trafen beide Teams in der Regionalliga Nord aufeinander – St. Pauli im Abstiegs-, der HSV im Aufstiegskampf – , mittlerweile haben sich die Kräfteverhältnisse jedoch noch weiter gewandelt. Während der HSV als Aufsteiger mit vier Punkten aus drei Spielen in die 2. Liga gestartet ist und sich mittelfristig den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga als Ziel gesetzt hat, hatten die St. Paulianerinnen eine Liga tiefer erst vor kurzem in der Liga mit 0:3 gegen die zweite Mannschaft des HSV verloren, die ebenfalls aufgestiegen war. 

Spiel von Beginn an eine klare Angelegenheit

Es dauerte nicht lange, bis das Spiel in die erwartete Richtung abbog: Bereits nach drei Minuten traf Mühlhaus zur HSV-Führung. Es dauerte nicht lange, bis die 16-jährige Baum das 2:0 nachlegte (7.). St. Pauli war im Grunde chancenlos, hatte durch Floeter im Anschluss an einen Freistoß die Gelegenheit auf den Anschlusstreffer (19.). Kurz darauf erhöhte Doppeltorschützin Baum jedoch auf 3:0 (21.). In der Folge hätte die Führung gar ausgebaut werden können, doch oft spielten die HSV-Frauen es im letzten Drittel zu unpräzise. Mit Pausenpfiff traf Stöckmann noch zum 4:0 (45.+1). 

Für die Gastgeberinnen ging es mittlerweile weniger um das Ergebnis, sondern mehr darum, sich von den Fans feiern zu lassen und die einzigartige Atmosphäre aufzusaugen. Denn nach dem Seitenwechsel zeigte sich auf dem Platz ein unverändertes Bild. Der HSV hatte zahlreiche Chancen, die eingewechselte Schulz (60.) und ein Strafstoß von Mühhaus (63.) vervollständigten ein halbes Dutzend Tore. Mit lautstarken Support verteidigte St. Pauli ab da an besser und ließ weniger zu. Kurz vor dem Ende erhöhte Mühlhaus mit ihrem dritten Treffer dann auf 7:0 (89.). Auch St. Pauli gelang zur Freude der heimischen Fans kurz daraufhin noch der Ehrentreffer: HSV-Torhüterin Naward traf bei einem Klärungsversuch ins eigene Tor. Beim 1:7 blieb es dann am Ende auch. 

Jubel nach Abpiff auf beiden Seiten

Trotz des deutlichen Ergebnisses jubelten am Ende alle Parteien. Während sich die Gäste von den mitgereisten Fans ob des Sieges feiern ließen, genossen auch die unterlegenen Gastgeber die Atmosphäre und holten sich auch noch Minuten nach Abpfiff jede Menge Applaus vom heimischen Publikum ab.

Hürzeler baut auf Regeneration: Abschalten und Kopf freibekommen

Der FC St. Pauli kann bis dato noch nicht an die vergangene Rückrunde anknüpfen. Vor dem Re-Start in der Liga gönnt Chefcoach Fabian Hürzeler seinen Profis eine Verschnaufpause.

St. Paulis Chefcoach Fabian Hürzeler hat etliche Rekonvaleszenten.

St. Paulis Chefcoach Fabian Hürzeler hat etliche Rekonvaleszenten.

IMAGO/MIS

Sieben Punkte nach fünf Spieltagen, der Saisonstart der Kiez-Kicker verlief nicht nach Wunsch, auch wenn die Hanseaten noch unbesiegt sind.

Zur Vorbereitung auf den Re-Start nach der Länderspielpause hatte der FC St. Pauli ein Testspiel bei Eintracht Braunschweig ausgemacht, das am Donnerstag aber wegen Personalnot abgesagt werden musste.

“Wir haben zu viele Spieler, die zwar trainingsfähig, aber nicht spielfähig sind”, berichtet Cheftrainer Hürzeler. “David Nemeth hat nicht trainiert, da wollen wir nach der Schambeinentzündung kein unnötiges Risiko eingehen. Scott Banks ist verletzt (Kreuzbandriss, d. Red.), Marcel Hartel war angeschlagen und Eric Smith hat das Training abgebrochen”, zählt der Coach auf.

Der Dank an Braunschweig

“Wir wollten kein zu hohes Risiko eingehen, indem wir einige Spieler 60, 70 oder sogar 90 Minuten spielen lassen. Wir haben das mit Braunschweig besprochen und entschieden”, so Hürzeler. “An dieser Stelle noch mal ein Dankeschön an die Eintracht für das Verständnis.”

Hürzeler gibt seinen Schützlingen eine Verschnaufpause, setzt auf physische wie geistige Regeneration. “Wir wollen die mentale Frische bei den Spielern zurückhaben. Nach Gesprächen mit ihnen haben wir entschieden, dass sie auch Freitag frei haben, um den Kopf freizubekommen”, erklärt der 30-Jährige. “Das haben sie sich verdient, wir haben die ganze Saison durchgetaktet und ihnen eigentlich nie zwei Tage am Stück freigegeben. Im Fußball spielt der Kopf eine Rolle und so sollen sie auch mal abschalten. Sie sollen alle gerne zu ihren Familien in die Heimat, denn dann schalten sie auch richtig ab.”

Zoller bekommt Zeit

Die Länderspielpause spielt auch Neuzugang Simon Zoller in die Karten, der am Dienstag wegen muskulärer Probleme lediglich individuell im Kraftraum trainierte. “Es ist nichts Dramatisches”, versichert Sportchef Andreas Bornemann, “wir werden ihn sukzessive heranführen, damit Simon in den nächsten Wochen eine gute Option ist.” Bornemann sieht in dem 32-jährigen Angreifer exakt jenes Puzzleteil, das St. Paulis Kader noch gefehlt hat.

“Simon strotzt vor Lust und Energie”

Auch Hürzeler freut sich über seine neue Sturmalternative. “Simon strotzt vor Lust und Energie, das merkt man. Er ist hergekommen und strahlt diese Lust aus. In den Gesprächen und Sitzungen merkt man, dass er unsere Spielidee sofort verinnerlichen will”, so der Coach. “Wir haben ihn aber nicht geholt, damit er sofort gegen Kiel spielt. Auch bei ihm denken wir langfristig. Er soll uns in der Saison weiterhelfen. Wir müssen abwägen, ob es für den Kader reicht oder nicht. Mit Andreas Albers und Johannes Eggestein haben wir zwei gute Alternativen, die auch gut trainiert haben.”

St. Pauli muss Test gegen Braunschweig absagen

Das für den morgigen Freitag anberaumte Testspiel zwischen der Eintracht und den Kiez-Kickern kann nicht stattfinden.

Das Testspiel zwischen Braunschweig und St. Pauli fällt aus.

Das Testspiel zwischen Braunschweig und St. Pauli fällt aus.

IMAGO/regios24

Erst am vergangenen Freitag trennten sich der BTSV und die Hanseaten in der Liga mit 1:1. Nun wollten Eintracht Braunschweig und der FC St. Pauli die Länderspielpause eigentlich nutzen und im Rahmen eines Testspiels am morgigen Freitag erneut die Kräfte messen. Doch daraus wird nun nichts.

Wie die Hanseaten mitteilen, stehe wegen “kurzfristiger Ausfälle” nicht genügend Personal zur Verfügung, “um eine sinnvolle Belastungssteuerung zu gewährleisten”.

Um wen es sich handelt bei den Ausfällen, teilten die Hamburger nicht mit.

U 23 in Havelse gefordert

Sechs Profis des FC St. Pauli befinden sich zudem derzeit auf Länderspielreise. Zusätzliche Spieler aus der U 23 können ebenfalls nicht eingesetzt werden, weil das Team vom Millerntor am Freitag in der Regionalliga beim TSV Havelse antritt.