“Mir imponiert der Weg”: Darmstadt holt Müller aus Magdeburg

Der SV Darmstadt 98 treibt die Personalplanungen nach der Rückkehr in die Bundesliga voran: Am Dienstag gaben die Lilien auch bekannt, dass sich Andreas Müller dem SVD im Sommer anschließend wird.

Neu in Darmstadt: Andreas Müller.

Neu in Darmstadt: Andreas Müller.

imago images

Den ersten Sommerneuzugang hatte Darmstadt am Dienstagmittag offiziell gemacht, Fabian Nürnberger wechselt vom FCN zum Bundesliga-Aufsteiger. Nur kurze Zeit später kamen die Lilien bereits mit der nächsten Transfermeldung ums Eck: Andreas Müller schließt sich Darmstadt an und erhält in Hessen einen Dreijahresvertrag bis 30. Juni 2026. Der 22-Jährige hat seine Stärken im zentralen Mitelfeld.

“Andreas Müller hat über die vergangenen Jahre kontinuierlich seine Leistung gesteigert und bringt weiteres Entwicklungspotenzial mit”, ist Darmstadts Sportchef Carsten Wehlmann überzeugt: “Bis zu seiner Verletzung konnte er in der abgelaufenen Zweitliga-Saison absolut überzeugen. Deswegen freuen wir uns, ihn in Darmstadt willkommen zu heißen.”

Müller, der in der Jugend der TSG Hoffenheim und des FC-Astoria Walldorf ausgebildet worden war, stand in den vergangenen drei Jahren beim 1. FC Magdeburg unter Vertrag. In seiner Zeit beim FCM schaffte er mit dem Klub den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Für den Verein aus Sachsen-Anhalt absolvierte Müller insgesamt 95 Pflichtspiele, in denen er auf neun Tore und fünf Assists kam. In der abgelaufenen Saison machte Müller 19 Zweitligaspiele (ein Treffer, kicker-Notenschnitt 3,53), ehe eine Verletzung ihn jäh ausbremste. In Folge einer Syndesmoseverletzung musste Müller Mitte Februar sogar operiert werden.

“Passt mit seiner Art gut in unsere Spielidee”

Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht sieht in Müller einen Spieler, der “mit seiner Art gut in unsere Spielidee und unseren Kader passt. In den Gesprächen hat er uns vermittelt, dass Darmstadt ein guter nächster Schritt für seine Weiterentwicklung ist.” Der Mittelfeld-Antreiber jedenfalls sieht sich in Hessen bestens aufgehoben. “Mir imponiert der Weg, den die Lilien in den vergangenen Jahren gegangen sind”, so der gebürtige Sinsheimer: “Sie haben es Schritt für Schritt geschafft, sich im oberen Bereich der zweiten Liga zu etablieren. Nun freue ich mich sehr auf meine neue Aufgabe und werde alles dafür geben, dass der Verein seine Ziele in der Bundesliga erreicht.”

Im Kampf um den Klassenerhalt hat Müller in Magdeburg bereits so seine Erfahrungen gesammelt.

“Unfassbar Bock auf die neue Saison”: Nürnberger wechselt nach Darmstadt

Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98 hat Fabian Nürnberger unter Vertrag genommen. Der 23-Jährige kommt ablösefrei vom 1. FC Nürnberg, bei dem sein Kontrakt endet.

Blick zurück auf fünf Jahre beim FCN: Fabian Nürnberger.

Blick zurück auf fünf Jahre beim FCN: Fabian Nürnberger.

IMAGO/Zink

Nürnberger war 2018 vom Niendorfer TSV zum Club gestoßen, bei dem er nach einer Saison im Regionalliga-Team den Sprung zu den Profis schaffte. Für den FCN lief der Allrounder, der neben der Linksverteidiger-Position auch in defensiven und offensiven Mittelfeldrollen zum Zug kam, in insgesamt 100 Zweitligapartien auf (sieben Tore).

Seine beiden wichtigsten Treffer erzielte der Blondschopf in der Relegation 2019/20 gegen den FC Ingolstadt, als er beim 2:0-Heimsieg einen Doppelpack schnürte – im Rückspiel rettete dann bekanntlich Fabian Schleusener dem Club mit einem Treffer zum 1:3 in der Nachspielzeit die Zweitligazugehörigkeit.

Vertrag bis 2026

Der Abgang Nürnbergers beim FCN hatte sich bereits abgezeichnet, Vertragsgespräche waren ohne Einigung verlaufen. Gerüchte über ein Engagement bei den Lilien machten schon seit einiger Zeit die Runde. Jetzt ist der Transfer endgültig in trockenen Tüchern: Der 23-Jährige unterschreibt einen Vertrag bis Juni 2026 – und kann die neue Aufgabe kaum abwarten. “Ich hatte sofort ein super Gefühl, als die Anfrage aus Darmstadt kam”, wird Nürnberger auf der Website der Lilien zitiert, “ich habe unfassbar Bock auf die neue Saison und freue mich sehr darauf, mit Darmstadt 98 in der Bundesliga spielen zu dürfen.”

Lieberknecht lobt die Gespräche mit Nürnberger

Auch Trainer Torsten Lieberknecht freut sich über die Neuverpflichtung und sieht im flexibel einsetzbaren Mittelfeldspieler eine große Verstärkung: “Ich bin davon überzeugt, dass Fabian Nürnberger uns mit seinem Spielerprofil sowie seiner Flexibilität weiterhelfen kann und unseren Kader insgesamt aufwertet”, so der 49-Jährige. Auch “charakterlich” sei man sich in Darmstadt sicher, “dass er sehr gut in die Gruppe passt”. Nürnberger ist der erste Sommerneuzugang des Bundesliga-Aufsteigers.

Fritsch “Scheiß auf die Kirsche, wir haben die ganze Torte”

Auch wenn die Zweitliga-Meisterschaft am letzten Spieltag noch aus der Hand gegeben wurde – der SV Darmstadt 98 hat am Montag ausgelassen den vierten Bundesliga-Aufstieg seiner Geschichte gefeiert.

Tolle Stimmung: Die Darmstädter bejubeln ihren Aufstieg.

Tolle Stimmung: Die Darmstädter bejubeln ihren Aufstieg.

IMAGO/HMB-Media

Vereinspräsident Rüdiger Fritsch ließ sich die Stimmung von der 0:4-Niederlage in Fürth nicht verderben. Natürlich habe man sich den letzten Spieltag vorgestellt und die Krönung zum Zweitliga-Meister verpasst, räumte er ein. “Aber scheiß auf die Kirsche! Wir haben die ganze Torte Bundesliga.”

Trainer Torsten Lieberknecht dankte den Fans nach mehreren Bierduschen. Routinier Tobias Kempe, der bereits 2015 mit den Lilien aufgestiegen war, sagte: “Ich bin unglaublich stolz auf diesen Verein, auf diese Stadt.”

Verabschiedet wurden sechs Spieler: Philipp Sonn, Yassin Ben Balla, Keanan Bennetts und Steve Kroll, deren Verträge auslaufen, ebenso Magnus Warming, dessen Leihe vom FC Turin endet, sowie Patric Pfeiffer, der mehrere Vertragsangebote des Vereins ausgeschlagen hatte und kommende Woche beim FC Augsburg unterschreiben soll.

Stephan Köhnlein

“Malle ist nur einmal im Jahr”: Verpasstes Meisterstück wird in Darmstadt zur Nebensache

Der SV Darmstadt 98 hatte schon eine Hand an der Schale, doch der 1. FC Heidenheim entriss sie den Lilien im letzten Moment. Die Trauer verflog aber schon schnell nach Abpfiff wieder.

Feiern nach einem 0:4 - die Bundesliga-Aufsteiger des SV Darmstadt 98.

Feiern nach einem 0:4 – die Bundesliga-Aufsteiger des SV Darmstadt 98.

IMAGO/HMB-Media

Gebannt sammelten sich die Spieler der Darmstädter nach Abpfiff an der Seitenlinie um den Bildschirm, der die Geschehnisse in Regensburg zeigte. Kurz zuvor waren die Lilien, die seit vergangenem Freitag als Aufsteiger in die Bundesliga feststehen, mit 0:4 in Fürth unter die Räder gekommen.

Dennoch sah alles nach dem Gewinn der Meisterschaft im deutschen Unterhaus aus, schließlich führte der Jahn zum Zeitpunkt des Abpfiffs im Ronhof noch mit 2:1. Doch bekanntlich drehte der 1. FC Heidenheim auf dramatische Art und Weise in der Nachspielzeit die Partie und entriss den Hessen damit in letzter Sekunde die Schale, die Trainer Torsten Lieberknecht und sein Team unbedingt in die Höhe halten wollten.

Präsident Fritsch: “Ich sag es jetzt mal – Scheißegal”

“Wir wollten alle unbedingt die Schale”, beteuerte Kapitän Fabian Holland nach der Partie bei “Sky”. Doch es sollte nicht sein. “Es ist ein bisschen Wasser auf den Wein”, beschrieb Präsident Rüdiger Fritsch die Situation. “Es ist im Moment ein bisschen traurig, wir hätten gerne die Schale genommen. Aber ich sag es jetzt mal – Scheißegal!”, so der Präsident. 

Denn aufgestiegen ist der SVD natürlich trotzdem, diesen Fakt feierte die Mannschaft bereits am vergangenen Wochenende, als sie zu einer dreitägigen Mallorca-Reise aufbrachen. Fehlte dadurch der letzte Punch für das Saisonfinale? Die Fans jedenfalls nahmen auch die Niederlage in Fürth mit Humor. “Malle ist nur einmal im Jahr” sangen sie bereits unmittelbar nach Abpfiff und feierten ihre Mannschaft, bei der auch deshalb die Trauer schnell verflog und in Freude überging. 

Wenn wir heute nicht lachen und glücklich sein können, wann dann?

Klaus Gjasula

“Die Fans sind brutal, wirklich richtig geil. Man muss den Moment einfach genießen. Wenn wir heute nicht lachen und glücklich sein können, wann dann?”, stellte etwa Klaus Gjasula im Interview fest.

Lieberknecht tätowiert den “Schlüssel des Erfolges”

Getrübt wurde die Freude über den Aufstieg also nur kurz – und ein Garant für den Erfolg war auch schnell gefunden: Ein Talisman, ein Goldener Schlüssel, der mit den Darmstädtern von Kabine zu Kabine reiste. Er “wurde bei vielen auf dem Körper verewigt”, verriet Holland. Und einer der vielen ist auch Trainer Lieberknecht, der den Spielern versprochen hatte, sich den “Schlüssel des Erfolges” auf die linke Wade zu tätowieren. “Das hat sie anscheinend angetrieben”, vermutete der Coach augenzwinkernd. 

Der Schlüssel wird auch in der kommenden Saison Teil der Darmstädter Reisegruppe sein, die dann nicht mehr im Ronhof feiern wird – sondern vielleicht im Signal Iduna Park oder der Allianz Arena.

“Wieder in die Spannung kommen” – Lieberknecht will die Schale

Den Aufstieg hat der SV Darmstadt 98 sicher – doch zumindest Trainer Torsten Lieberknecht ist noch nicht satt. Er will jetzt auch Zweitliga-Meister werden. Ein Punkt im letzten Saisonspiel bei Greuther Fürth würde dafür auf jeden Fall reichen.

Die Zweitliga-Meisterschaft fest im Visier: Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht.

Die Zweitliga-Meisterschaft fest im Visier: Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Die Trophäensammlung des SV Darmstadt 98 ist so überschaubar, dass Trainer Torsten Lieberknecht sich gar nicht sicher ist, ob es überhaupt eine Vitrine dafür gebe: Sechsmal holte der Verein den Hessenpokal, dazu kommen die beiden Zweitliga-Meistertitel 1978 und 1981. Allzu gerne würde Lieberknecht einen dritten Zweitliga-Titel hinzufügen – auch wenn man dann eine Vitrine bestellen muss, wie er am Freitag scherzte.

Nach dem Sieg über Magdeburg, der den Lilien den vorzeitigen Bundesliga-Aufstieg beschert hatte, war die Mannschaft spontan zu einem dreitägigen Feiertrip nach Mallorca geflogen. Sie sei “in einem ordentlichen Zustand” zurückgekehrt – auch wenn er dabei keinen Alkoholtester eingesetzt habe, sagte der Coach schmunzelnd. In den vergangenen Tagen sei es ihm dann vor allem wichtig gewesen, “wieder in die Spannung zu kommen”, um eine herausragende Saison zu krönen.

Seydel erneut verletzt – Brunst bekommt Einsatz

Nicht beim Spiel in Fürth dabei sein werden neben Frank Ronstadt (Adduktorensehnenriss) und Jannik Müller (Muskelbündelriss) auch die beiden Angreifer Oscar Vilhelmsson und Aaron Seydel. Vilhelmsson habe nach seinem Muskelfaserriss noch leichte Probleme, da wolle man kein Risiko eingehen, sagte der Trainer. Und bei Seydel gibt es die nächste etwas kuriose Verletzung: Er verletzte sich beim Aufwärmen zum Magdeburg-Spiel, zog sich “einen kleinen Muskelfaserriss” in den Adduktoren zu.

2. Liga, 34. Spieltag

Spielen soll Ersatzkeeper Alexander Brunst, der beim Hinspiel gegen Fürth sein bislang letztes Pflichtspiel absolviert hatte. Das sei mit Stammkeeper Marcel Schuhen abgesprochen, der sich für seinen Mitspieler freue. Brunst sei einer jener stiller Helden, die so viel zum Erfolg der Mannschaft beigetragen hätten. Ansonsten werde er bis zum Schluss gucken, wer sich im Training wie zeige.

Lieberknechts Wunsch bei den Neuen

Wo der Verein Verstärkungen für die neue Saison suche, wollte Lieberknecht nicht sagen. Es gehe darum, die Konkurrenzsituation in der Mannschaft zu erhöhen. Für ihn wäre es wichtig, dass der Kader so weit es gehe schon zum Trainingslager stehe. Sportchef Carsten Wehlmann hatte diese Hoffnung allerdings gerade erst gebremst und erklärt, dass es möglicherweise bis zum Ende der Sommertransferperiode dauern werde, bis man alle passenden Spieler gefunden habe.

Bei Innenverteidiger Patric Pfeiffer hat auch Lieberknecht keine Hoffnung mehr, dass er kommende Saison für Darmstadt auflaufen wird. “Die Restchance, dass er hier bleibt, ist Minus-Null”, sagte er. Neben Pfeiffer werden weitere Spieler den Verein verlassen, wie der Coach einräumte, ohne auch hier Namen zu nennen. Sie sollen voraussichtlich am Montag bei der großen Feier auf dem Karolinenplatz in Darmstadt gebührend verabschiedet werden. “Auch sie sind Helden, sind Legenden”, sagte Lieberknecht. “Auch wenn sie jetzt noch nichts damit anzufangen wissen.”

Stephan Köhnlein

“Wieder in die Spannung kommen” – Lieberknecht will die Schale

Den Aufstieg hat der SV Darmstadt 98 sicher – doch zumindest Trainer Torsten Lieberknecht ist noch nicht satt. Er will jetzt auch Zweitliga-Meister werden. Ein Punkt im letzten Saisonspiel bei Greuther Fürth würde dafür auf jeden Fall reichen.

Die Zweitliga-Meisterschaft fest im Visier: Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht.

Die Zweitliga-Meisterschaft fest im Visier: Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Die Trophäensammlung des SV Darmstadt 98 ist so überschaubar, dass Trainer Torsten Lieberknecht sich gar nicht sicher ist, ob es überhaupt eine Vitrine dafür gebe: Sechsmal holte der Verein den Hessenpokal, dazu kommen die beiden Zweitliga-Meistertitel 1978 und 1981. Allzu gerne würde Lieberknecht einen dritten Zweitliga-Titel hinzufügen – auch wenn man dann eine Vitrine bestellen muss, wie er am Freitag scherzte.

Nach dem Sieg über Magdeburg, der den Lilien den vorzeitigen Bundesliga-Aufstieg beschert hatte, war die Mannschaft spontan zu einem dreitägigen Feiertrip nach Mallorca geflogen. Sie sei “in einem ordentlichen Zustand” zurückgekehrt – auch wenn er dabei keinen Alkoholtester eingesetzt habe, sagte der Coach schmunzelnd. In den vergangenen Tagen sei es ihm dann vor allem wichtig gewesen, “wieder in die Spannung zu kommen”, um eine herausragende Saison zu krönen.

Seydel erneut verletzt – Brunst bekommt Einsatz

Nicht beim Spiel in Fürth dabei sein werden neben Frank Ronstadt (Adduktorensehnenriss) und Jannik Müller (Muskelbündelriss) auch die beiden Angreifer Oscar Vilhelmsson und Aaron Seydel. Vilhelmsson habe nach seinem Muskelfaserriss noch leichte Probleme, da wolle man kein Risiko eingehen, sagte der Trainer. Und bei Seydel gibt es die nächste etwas kuriose Verletzung: Er verletzte sich beim Aufwärmen zum Magdeburg-Spiel, zog sich “einen kleinen Muskelfaserriss” in den Adduktoren zu.

2. Liga, 34. Spieltag

Spielen soll Ersatzkeeper Alexander Brunst, der beim Hinspiel gegen Fürth sein bislang letztes Pflichtspiel absolviert hatte. Das sei mit Stammkeeper Marcel Schuhen abgesprochen, der sich für seinen Mitspieler freue. Brunst sei einer jener stiller Helden, die so viel zum Erfolg der Mannschaft beigetragen hätten. Ansonsten werde er bis zum Schluss gucken, wer sich im Training wie zeige.

Lieberknechts Wunsch bei den Neuen

Wo der Verein Verstärkungen für die neue Saison suche, wollte Lieberknecht nicht sagen. Es gehe darum, die Konkurrenzsituation in der Mannschaft zu erhöhen. Für ihn wäre es wichtig, dass der Kader so weit es gehe schon zum Trainingslager stehe. Sportchef Carsten Wehlmann hatte diese Hoffnung allerdings gerade erst gebremst und erklärt, dass es möglicherweise bis zum Ende der Sommertransferperiode dauern werde, bis man alle passenden Spieler gefunden habe.

Bei Innenverteidiger Patric Pfeiffer hat auch Lieberknecht keine Hoffnung mehr, dass er kommende Saison für Darmstadt auflaufen wird. “Die Restchance, dass er hier bleibt, ist Minus-Null”, sagte er. Neben Pfeiffer werden weitere Spieler den Verein verlassen, wie der Coach einräumte, ohne auch hier Namen zu nennen. Sie sollen voraussichtlich am Montag bei der großen Feier auf dem Karolinenplatz in Darmstadt gebührend verabschiedet werden. “Auch sie sind Helden, sind Legenden”, sagte Lieberknecht. “Auch wenn sie jetzt noch nichts damit anzufangen wissen.”

Stephan Köhnlein

Seifert: “In der DFL haben nur zehn Klubs internationale Ambitionen”

Die Entscheidung gegen einen Liga-Investor hat ein gespaltenes Bild innerhalb des deutschen Fußballs eindrucksvoll offenbart. Ex-DFL-Chef Christian Seifert erklärte, woran das liegt.

Verfolgt die Geschehnisse bei der DFL weiterhin: Christian Seifert.

Verfolgt die Geschehnisse bei der DFL weiterhin: Christian Seifert.

IMAGO/Kirchner-Media

Wie der Zufall es manchmal so will, war Christian Seifert am Mittwoch beim schon länger geplanten “Sports Business Talk” der renommierten Frankfurter Kanzlei “Klinkert” zu Gast – der 54-Jährige wurde dabei wenig überraschend zu der DFL-Entscheidung gegen einen Investor befragt.

Zwar betonte Seifert, dass es ihn “schon immer genervt hat, wenn Ex-Manager, Ex-Geschäftsführer oder Ex-Irgendwas durch die Talkshows tingeln” und “unqualifizierte Zwischenrufe von der Seitenlinie” von sich geben. Er selbst wollte sich eigentlich “nicht mehr öffentlich über die Bundesliga” äußern und betonte, dass er dies seit 2021 nicht mehr getan habe.

“Habe diese Entscheidung erwartet”

Nun aber sprach er doch – und erklärte, dass er keineswegs davon überrascht war, dass die Entscheidung gegen einen Investor gefallen ist. “Ich habe das die letzten eineinhalb Jahre verfolgt und diese Entscheidung erwartet”, erklärte der Mann, der 14 Jahre lange bei der DFL tätig war und sogar aktuell als Ehrenangehöriger geführt wird. Überrascht habe ihn dann aber doch, dass es so schnell ging, er habe einen längeren Entscheidungsprozess erwartet – nicht aber ein anderes Ergebnis.

Ein paar Klubs werden es international noch schwerer haben.

Christian Seifert

Der Grund dafür liege auf der Hand: unterschiedliche Interessen der 36 DFL-Klubs – eine gespaltene Liga eben. “In der Bundesliga haben ungefähr zehn Klubs internationale Ambitionen”, meinte Seifert und rechnete vor: “Wenn sie den gesamten Ligaverband, also alle 36 Klubs nehmen, haben immer noch nur zehn Klubs internationale Ambitionen. Sie brauchen aber für jede Entscheidung eine Zweidrittel-Mehrheit.”

Seiner Auffassung nach gehe “die Denkweise, investieren zu müssen, um international mitzuhalten”, an ganz vielen Klubs weitgehend vorbei, da das internationale Geschäft sie eben nicht betreffe. “Letztlich wird diese Entscheidung dazu führen, dass es ein paar Klubs international noch schwerer haben werden.”

Struktur sollte hinterfragt werden

Von daher sei es womöglich an der Zeit, die Struktur des Konstrukts DFL zu hinterfragen. Seifert hat auch eine Idee, in welche Richtung das gehen könne – und zwar in Richtung Spezialisierung, so wie es die freie Wirtschaft vormacht.

Die Idee einer gemeinsamen Strategie der Bundesliga-Klubs sieht er kritisch, da sie schlussendlich “zu einem strategischen Patt” führe. “Das ist nämlich der Energieerhaltungssatz: Wenn alle in unterschiedliche Richtungen ziehen, dann bewegt sich am Ende nichts.”

drm, JF, bh

Die gespaltene Liga

Nach dem Nein zum Liga-Investor bauen die Befürworter des Deals eine Drohkulisse auf. Umso wichtiger wird die Neu-Besetzung der DFL-Geschäftsführung, die einen offenkundig gespaltenen Verband einen muss.

“Mit den Konsequenzen wird die gesamte Liga umgehen müssen”: Axel Hellmann.

picture alliance/dpa

Rüdiger Fritsch war sprachlos. Der Präsident von Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt 98, der Teil der das Investorenszenario ausarbeitenden AG der Deutschen Fußball-Liga war, mochte sich nach dem Votum gegen den Milliardendeal nicht äußern und verließ das Sheraton-Hotel am Frankfurter Flughafen wortlos. Überhaupt war neben den Führungskräften auf dem Podium, den interimistischen Liga-Geschäftsführern  Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) sowie Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) kaum ein Offizieller bereit, sich zu äußern. Offenkundig sind sich alle der Tragweite der Entscheidung bewusst – egal, ob sie sie nun als positiv oder als negativ erachten.

Der Investoren-Prozess jedenfalls ist gestoppt. 20 Ja- standen 11 Nein-Stimmen gegenüber bei 5 Enthaltungen, was ein Verfehlen der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit bedeutete. Zuvor hatte der FC St. Pauli seinen Antrag auf Abstimmungsverschiebung zurückgezogen, sich jedoch eine Abänderung des Präsidiumsantrag zusichern lassen, wonach bis 23. Juni noch zusätzliche Informationen und Modifikationen möglich gewesen wären vor den finalen Verhandlungen mit einem Investor. Zur Debatte stand, 12,5 Prozent einer Tochterfirma, die die Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga hält, für 20 Jahre an einen von drei Private-Equity-Bewerbern zu veräußern. Bis zu zwei Milliarden Euro hätte das bringen sollen, auszuschütten auf fünf Jahre und für größtenteils zweckgebundene Projekte wie Streamingplattform oder Internationalisierung oder vereinseigene Infrastruktur.

Doch schon bei letzterem Punkt beginnen die Fragen. Hat ein Klub weniger Investitionsbedarf, weil er in den vergangenen Jahren schlau gewirtschaftet hat, hätte er diese Millionen auch in Stars und Gehälter packen können. Mit einem möglichen Einfluss auf den gesamten Markt, Stichwort Rattenrennen. Kritiker des Deals rieben sich daran, Befürworter dagegen sagten, die Summen seien nicht geeignet, den Markt zu fluten.

Watzke: “Solidarischer als wir kann man nicht sein”

Sei es drum, die Sache ist vorbei und stellt Bundesliga und 2. Liga nun vor eine Zerreißprobe. “Ich glaube an ein sehr unterschiedliches Abstimmungsverhalten zwischen erster und zweiter Liga”, sagte Watzke, der relativ unmissverständlich eine Drohkulisse aufbaute: “Jetzt wo es nicht nicht erwünscht ist, soll uns in nächster Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen. Solidarischer als wir kann man nicht sein.”

Der BVB-Boss erläuterte, dass der FC Bayern und sein Klub “sehr viele Rechte in an die DFL verlagert haben, um die Solidarität zu stärken. Wir hätten den meisten Beitrag leisten müssen und hätten es auch um die Solidarität willen getan.” Das verspricht zähe Verhandlungen bei einer möglichen Debatte über die Verteilung der Gelder im nächsten nationalen Medienvertrag, um ob der Nähe des nächsten Vierjahreszyklus 2025 bis 2029 in Bälde gerungen werden wird.

Auch Hellmann sieht “eine Niederlage der Zentralvermarktung”. Für den Frankfurter Vorstandssprecher ist “vollkommen klar, dass aus der Entscheidung heute die Schere in der Bundesliga weiter auseinandergehen wird durch die Einnahmen der Vereine, die international spielen”. Andererseits hätte auch die Ausschüttung der Investoren-Milliarden das Verhältnis zwischen Bundesliga und 2. Liga weiter zementiert.

Wer folgt auf Hellmann und Leki?

Mit dem Ende des Investoren-Prozesses endet auch Hellmanns Zeit als Interims-Geschäftsführer der Liga zum 30. Juni, Leki scheidet zeitgleich aus. Medial spekuliert worden war zuletzt neben dem scheidenden FC-Bayern-Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, der am Mittwoch zugegen war als DFL-Präsidiumsmitglied, auch über Bernd Reichart vom Super-League-Berater A22-Sports. Zuletzt sprach allerdings viel dafür, dass nach dem Intermezzo der eher fußballfremden Donata Hopfen ein Manager mit Kluberfahrung wie beispielsweise der ehemalige Hoffenheimer Geschäftsführer Peter Görlich oder eben Dreesen eine Rolle spielen sollen.

Diese neue Geschäftsführung hätte dann bereits die erste Hausaufgabe im Block stehen: einen offenkundig gespaltenen Ligaverband zu einen. Denn nach dem durchaus überraschenden Ergebnis zeichnen sich Grabenkämpfe ab zwischen Befürwortern und Gegner des Investorendeals. Dabei hatte beispielsweise Hellmann “einen Konsens gespürt, dass es Investitionsbedarf gibt”. Zuletzt hatte aber zum Beispiel Eckhard Sauren, der Vize-Präsident des 1. FC Köln, bemängelt, dass alternative Finanzierungen wie Darlehensaufnahmen zu wenig diskutiert worden seien.

“Mit den Konsequenzen wird die gesamte Liga umgehen müssen”

Für die jetzige Führung waren diese jedoch in der Tiefe kein Thema, wie Hellmann verlautbarten ließ: “Die Verschuldung der Liga für Wachstumthemen in einem medial immer herausfordernden Umfeld, belastet vor allem die großen, leistungsstarken Klubs, die dafür geradestehen müssen, dass andere vielleicht von der Schuldenaufnahme profitieren, sich dann aber der Rückzahlung entziehen.” Leki dagegen versucht zu beschwichtigen: “Es ist zwingend notwendig, dass ein solches Projekt von einer breiten Mehrheit getragen wird. Mit den Konsequenzen wird die gesamte Liga umgehen müssen.” Wie diese nun konkret aussehen, ließen die Protagonisten offen.

Benni Hofmann, Michael Ebert

DFL-Plan gescheitert: Klubs votieren gegen Investoren-Einstieg

Die DFL bekommt keinen Investor. Auf der Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten fand sich nicht die nötige Mehrheit, um entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.

Die DFL wollte einen Teil ihrer künftigen Medienrechte an einen Investor verkaufen.

Die DFL wollte einen Teil ihrer künftigen Medienrechte an einen Investor verkaufen.

IMAGO/Michael Weber

Seit Wochen hat die Interims-Geschäftsführung der DFL um Axel Hellmann und Oliver Leki die Werbetrommel gerührt – vergeblich: Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der 36 deutschen Profiklubs am Mittwoch in Frankfurt am Main kam keine Zwei-Drittel-Mehrheit (24 Stimmen) zustande, die nötig gewesen wäre, damit die DFL Verhandlungen mit einem potenziellen Investor aufnehmen kann.

Nur 20 Vereine stimmten mit “Ja”, elf Klubs sagten “Nein” bei fünf Enthaltungen. Die Abstimmung fand auf Antrag des VfL Bochum geheim statt. Zuvor hatte der FC St. Pauli einen Antrag auf Verschiebung der Abstimmung in den August zurückgezogen

Der seit Monaten forcierte Investorenplan ist damit gescheitert. Dieser sah im nächsten Schritt vor, die nationalen und internationalen Medienrechte in eine Tochtergesellschaft namens “DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA” auszulagern. Der strategische Partner hätte 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an dem neuen Unternehmen erworben. Von den ursprünglich sechs Bewerbern waren zuletzt noch die drei Beteiligungsgesellschaften Advent, Blackstone und CVC im Rennen.

Die DFL hatte sich durch einen Investoreneinstieg einen Erlös von bis zu zwei Milliarden Euro versprochen. 40 Prozent davon sollten für die Digitalisierung verwendet werden, 45 Prozent den Klubs für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung stehen. Über die restlichen 15 Prozent hätten die Vereine frei verfügen können. 

Viele Fans und auch einzelne Klubs wie der 1. FC Köln hatten sich im Vorfeld öffentlich gegen den Einstieg eines Investors positioniert. Die Bedenken offenbarten sich nun auch in Frankfurt – und sorgten für eine bittere Niederlage der DFL-Spitze.

jpe, Benni Hofmann, Michael Ebert

St. Pauli erwägt Antrag zurückzuziehen: Entscheidung über DFL-Investor steht bevor

Der FC St. Pauli erwägt seinen Antrag auf Vertagung der Entscheidung, ob die 36 Klubs der Bundesliga und 2. Liga den Einstieg eines Investors ermöglichen, zurückzuziehen. Das ist nach kicker-Informationen das Ergebnis eines Treffens von Präsident Oke Göttlich mit den anderen Mitgliedern des DFL-Präsidiums.

Bekommt die Liga einen Investor?

Bekommt die Liga einen Investor?

IMAGO/Claus Bergmann

Damit würde die DFL-Mitgliederversammlung am heutigen Mittwoch darüber abstimmen, ob einem Privat-Equity-Unternehmen der Einstieg in einer DFL-Tochtergesellschaft ermöglicht wird. Die Tagung am Frankfurter Flughafen begann mit 45-minütiger Verspätung, weil im DFL-Präsidium längerer Redebedarf herrschte. Unter der Leitung von Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke (Dortmund) gelang es anscheinend, Göttlich umzustimmen, der einen Antrag auf Vertagung der Entscheidung eingebracht hatte. Statt ab 11.30 debattieren die Klubvertreter nun seit 12.15 Uhr über die Zukunft des deutschen Fußballs.

Im Gespräch ist der Verkauf eines 12,5-prozentigen Anteils an einer noch zu gründeten Tochtergesellschaft für die nächsten 20 Jahre. Dafür sollen bis zu zwei Milliarden Euro in die Kassen des Verbandes fließen, der davon 40 Prozent für die Digitalisierung verwenden will. 45 Prozent stehen den Klubs für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung, über die restlichen 15 Prozent können die Vereine frei verfügen. Sind geringere Investitionen in die Klubinfrastruktur nötig, kann sich der Prozentsatz zugunsten der frei verfügbaren Summe verschieben.

Die DFL-Spitze erhofft sich durch einen strategischen Partner auch Vorteile bei der nächsten Ausschreibung der TV-Rechte, die im Herbst beginnt. Kritiker bemängeln, dass nötige Investitionen auch per Kredit zu stemmen wären, ohne in die Abhängigkeit eines Investors zu geraten. Die DFL wiederum argumentiert, dass alle “hoheitlichen Rechte” beim Verband verbleiben. Das betreffe auch “die Organisation des Spielbetriebs mitsamt Spielplanung und Festlegung von Anstoßzeiten”, teilte die DFL auf Anfrage mit. Das Vetorecht bei “besonders wichtigen Geschäften”, das nach Informationen der Sportschau eingeräumt werden soll, beziehe sich auf grundsätzlichere Themen.

Benni Hofmann, Michael Ebert