“Auf gut Deutsch gesagt ist das scheiße”: BTSV-Rückfall in alte Zeiten

Eintracht Braunschweig verpatzte wie schon im Vorjahr den Saisonstart. Trotz eines Trainerwechsels im Sommer offenbarten die Löwen altbekannte Probleme. Hoffnung gibt den Anhänger das kommende Spiel gegen Nürnberg: Denn gegen die Franken platzte auch in der vergangenen Spielzeit der Knoten.

Lief am Sonntag in Berlin als Kapitän auf: Robin Krauße.

Lief am Sonntag in Berlin als Kapitän auf: Robin Krauße.

IMAGO/eu-images

Im Sommer entließen die Verantwortlichen von Eintracht Braunschweig Aufstiegstrainer Michael Schiele trotz Klassenerhalt. Als Grund nannte der Verein in der Pressemitteilung, dass eine “Weiterentwicklung durch neue Impulse und Veränderungen notwendig” sei. Diese sollte der neue Coach Jens Härtel einbringen. Doch der Plan ging bislang noch nicht auf, wie das Gastspiel bei Hertha BSC unterstrich: Das 0:3 in der Hauptstadt war ein Rückfall in alte Zeiten.

So wirkte die Eintracht vor allem im ersten Durchgang zu sorglos in der Defensive. “Der erste Treffer fällt zu einfach, sowohl das Zulassen der Flanke als auch die Situation im Strafraum. Das 0:2 hat unserer schlechten ersten Hälfte die Krone aufgesetzt”, wird Härtel in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Zwar steigerten sich die Löwen in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff, doch dies ließ eine weitere Schwäche zum Vorschein kommen: fehlende Effektivität. Johan Gomez, Florian Krüger und Anthony Ujah verpassten innerhalb von sieben Minuten den Anschlusstreffer. “Da sind wir nicht kaltschnäuzig genug, nicht clever, einfach naiv. Auf gut Deutsch gesagt ist das scheiße”, erläuterte Robin Krauße, der Jannis Nikolaou als Kapitän ersetzt hatte.

Hälfte der Tore von Osnabrück

Wie ungefährlich die Niedersachsen vor dem Tor sind, verdeutlicht auch die Statistik. In den bisherigen sechs Ligaspielen erzielte der BTSV erst drei Treffer – die Hälfte von VfL Osnabrück und Wehen Wiesbaden, die bislang am zweitwenigsten trafen. Die gleiche Anzahl an Toren hatten die Braunschweiger übrigens auch in der vergangenen Spielzeit nach sechs Spieltagen. Anders als im Vorjahr reichten dem BTSV diesmal die Treffer immerhin zu vier Punkten (damals nur ein Zähler).

Am siebten Spieltag der abgelaufenen Spielzeit platzte dann aber der Knoten des damaligen Aufsteigers. Gleich vier Treffer hatte Braunschweig beim ersten Saisonsieg gegen Nürnberg erzielt. Es war der Beginn einer Ungeschlagen-Serie, die bis zum 15. Spieltag anhielt. Sollte sich die Eintracht auch an die positiven alten Zeiten der Vorsaison orientieren, dürfen sich die Anhänger also auf erfolgreiche Wochen einstellen – diese Phase könnte am Samstag abermals gegen den Club eingeläutet werden.

St. Pauli muss Test gegen Braunschweig absagen

Das für den morgigen Freitag anberaumte Testspiel zwischen der Eintracht und den Kiez-Kickern kann nicht stattfinden.

Das Testspiel zwischen Braunschweig und St. Pauli fällt aus.

Das Testspiel zwischen Braunschweig und St. Pauli fällt aus.

IMAGO/regios24

Erst am vergangenen Freitag trennten sich der BTSV und die Hanseaten in der Liga mit 1:1. Nun wollten Eintracht Braunschweig und der FC St. Pauli die Länderspielpause eigentlich nutzen und im Rahmen eines Testspiels am morgigen Freitag erneut die Kräfte messen. Doch daraus wird nun nichts.

Wie die Hanseaten mitteilen, stehe wegen “kurzfristiger Ausfälle” nicht genügend Personal zur Verfügung, “um eine sinnvolle Belastungssteuerung zu gewährleisten”.

Um wen es sich handelt bei den Ausfällen, teilten die Hamburger nicht mit.

U 23 in Havelse gefordert

Sechs Profis des FC St. Pauli befinden sich zudem derzeit auf Länderspielreise. Zusätzliche Spieler aus der U 23 können ebenfalls nicht eingesetzt werden, weil das Team vom Millerntor am Freitag in der Regionalliga beim TSV Havelse antritt.

Ein Schuss, ein Tor, ein Traumstart: Helgason lernt die Eintracht kennen

Mit seinem ersten Torschuss rettete Neuzugang Thorir Helgason Eintracht Braunschweig zumindest einen Punkt beim 1:1 gegen den FC St. Pauli. Dabei wusste der 22-jährige Isländer vor der Partie nicht einmal, wo er gerade steht.

Torschütze beim Debüt: Thorir Helgason (re.).

Torschütze beim Debüt: Thorir Helgason (re.).

IMAGO/regios24

Er kenne noch nicht einmal alle Namen seiner neuen Mitspieler, räumt Thorir Helgason fast schon verlegen ein. Am Donnerstag kam der Isländer in Braunschweig an, absolvierte noch eine Trainingseinheit mit dem neuen Team, Trainer Jens Härtel erklärte ihm, wie die Eintracht Fußball spiele – und dann kam schon der Spieltag gegen den FC St. Pauli, die Schlussphase in einer weitgehend einseitigen Partie, in der der Gastgeber über weite Strecken gut verteidigte, nach vorne aber kaum etwas zustande brachte, das 0:1 kassierte und sich auf der Verliererstraße befand.

Coach Härtel wählte seine letzte Patrone, brachte den Leihspieler, der in der vergangenen Saison zwölfmal für den US Lecce in der Serie A zum Einsatz gekommen war. Was ordentlich klingt, bei genauer Betrachtung aber nur zweimal Startelf und mickrige 215 Einsatzminuten bedeutete. Am Freitagabend genügten dann vier Minuten, um Härtels Anweisung zu befolgen und das Eintracht-Stadion zum Beben zu bringen. St. Pauli klärte den Ball nicht, Helgason nahm entschlossen seinen ersten Torschuss für seinen neuen Klub – und traf. “Ein Traum”, sagt der 16-malige isländische Nationalspieler, der 2021 beim 0:4 gegen die DFB-Elf 90 Minuten auf dem Feld stand, “ist wahr geworden.” Für einen Spieler, der gar nicht so recht wusste, wo er überhaupt steht.

Die Meisterschale habe ich schon gesehen.

Thorir Helgason

“Um ehrlich zu sein, habe ich lange nicht gespielt”, berichtet Helgason. Die Vorbereitung habe er in Lecce absolviert, er sei fit, erzählt er, eine Zukunft für sich sah er beim Tabellen-15. der abgelaufenen Serie-A-Saison aber nicht. Angebote habe es aus Skandinavien gegeben. Und aus Deutschland. Aus Braunschweig. Von der Eintracht, sagt er, wusste er nicht viel. Nun lernt er sie kennen: “Die Meisterschale habe ich schon gesehen.” Und nun gehört, wie laut es werden kann im Stadion, wenn es sportlich läuft.

Dafür soll auch Helgason sorgen, wenngleich ihm das Duell mit St. Pauli schon gezeigt haben dürfte, dass sich seine neue Mannschaft gerade im Spiel nach vorne schwertut. Drei Treffer hat die Härtel-Mannschaft, in der auch Neuzugang Florian Krüger sein Debüt feierte, nun in fünf Spielen erzielt. Seltener traf kein Team in der 2. Liga. “Mit Toren und Vorlagen” wolle Helgason nun helfen. Die Erwartungen hat er am Freitag direkt mal in die Höhe geschraubt.

Thomas Hiete

Härtels Tipp an Helgason: “Eine Kiste Bier in die Kabine stellen”

Thorir Johann Helgason erlebte gegen St. Pauli ein perfektes Debüt. Nach Abpfiff verriet Trainer Jens Härtel, was er seinem neuen Schützling vor der Einwechslung mitgegeben hatte und das Team wohl nun von ihm erwartet.

Einstand nach Maß: Wenige Minuten nach seiner Einwechslung bejubelt Thorir Johann Helgason im ersten Spiel für Braunschweig sein erstes Tor.

Einstand nach Maß: Wenige Minuten nach seiner Einwechslung bejubelt Thorir Johann Helgason im ersten Spiel für Braunschweig sein erstes Tor.

IMAGO/regios24

Donnerstag erst war es final entschieden worden: Thorir Johann Helgason wird die aktuelle Spielzeit auf Leihbasis bei Eintracht Braunschweig verbringen. Nur gut 24 Stunden nach Bekanntgabe der Verpflichtung stand der Isländer direkt im Spieltagsaufgebot gegen den FC St. Pauli. Angesprochen auf einen Einsatz hatte Jens Härtel vor Anpfiff bei “Sky” gesagt, dass die Qualität das Isländers bereits unverkennbar sei, aber das Nordduell vielleicht noch zu früh für ihn käme.

Wichtiger Punkt vor heimischer Kulisse

Gute zwei Stunden später sah der 54-Jährige sich jedoch eines Besseren belehrt, hatte Helgason als Joker doch nur gut vier Minuten nach seiner Einwechslung das Tor zum 1:1-Endstand erzielt – der für den Braunschweiger Trainer enorme Relevanz hatte: “Es war schon wichtig für uns, nach der Niederlage in Karlsruhe zu Hause gegen eine gute Mannschaft zu punkten. Den Punkt haben wir uns hart erarbeitet.” 

Erarbeitet war dabei die treffende Beschreibung. Viel vom Ball sahen die Löwen gegen die Kiezkicker schließlich nicht. “Es war schwer für uns”, gab auch Hartel zu, “St. Pauli macht es gut”. Besonders die Spielauslösung des Gegners lobte er: “Es ist schwer, Zugriff zu kriegen, wenn du ganz hoch bist und dann musst du aufpassen, weil du ganz viel Raum in deinem Rücken für ihre tiefen Läufe hast.” Daher habe es “das erwartete Spiel” gegeben, “in dem wir abwarten und versuchen, gut zu stehen und nach Ballgewinnen umzuschalten”. 

Helgason folgt Härtels Ratschlag – auch neben dem Platz?

Ebenso war auch das Debüttor von Helgason gefallen, der nach einem langen Ball den Klärungsversuch von St. Paulis Karol Mets direkt in die Maschen gejagt und damit seinem Trainer quasi aufs Wort Folge geleistet hatte. Dieser hatte dem 16-fachen Nationalspieler nämlich Folgendes mit auf den Weg gegeben: “Er soll Fußball spielen und nach dem Rückstand versuchen, nach vorne Situationen zu kreieren, indem er nachschiebt.” Gesagt, getan, getroffen – weshalb Härtel dem 22-Jährigen direkt den nächsten gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg gab: “Er wird sicherlich irgendwann mal eine Kiste Bier in die Kabine reinstellen können.”

Möglicherweise geschieht dies schon zeitnah, schließlich ruht der Spielbetrieb im Unterhaus während der anstehenden Länderspielpause zunächst. Nach dieser ist die Eintracht am Sonntag, den 17. September, erneut gefordert. Um 13.30 geht es im Berliner Olympiastadion gegen Hertha, gegen die Härtel eine Entwicklung sehen möchte: “Wir wünschen uns mehr Anteile an so einem Spiel.” Anteile, die auch Helgason sichern soll. 

BVB: Vize-Meister als Trikot-Meister

Borussia Dortmund hat in den Augen der Fußballfans das beliebteste Heimtrikot der Bundesliga-Saison 2023/24. Das hat eine repräsentative Umfrage der Sportdatenbank “One8y-DB” für den kicker ergeben.

Dürfen sich laut einer repräsentativen Umfrage über das schönste Trikot der Bundesliga freuen: die Fans des BVB.

Dürfen sich laut einer repräsentativen Umfrage über das schönste Trikot der Bundesliga freuen: die Fans des BVB.

IMAGO/Sven Simon

Der Vize-Meister landet in dem Ranking, abgeleitet aus der Befragung von 2450 Fußballfans in ganz Deutschland, ganz vorne und zwar mit einer Durchschnittsnote von 2,62. Hinter den Borussen landen mit jeweils 2,72 der 1.FC Union und Eintracht Frankfurt. Im “Tabellenkeller” finden sich der VfB Stuttgart, Mainz 05 (beide 3,20) sowie der FC Augsburg (3,28) wieder.

In der 2. Liga führt der FC Schalke 04 (2,63) das Ranking an vor dem 1.FC Nürnberg (2,72) und Holstein Kiel (2,94). Am wenigsten beliebt im Unterhaus sind die Trikots des 1.FC Kaiserslautern (3,17), von Eintracht Braunschweig (3,22) und von Greuther Fürth (3,35).

Nachhaltigkeit auch beim Trikot relevant

Aus dem Blickwinkel der Ausrüster dürfen sich die deutschen Konzerne Adidas und Puma als Gewinner fühlen. In beiden Ligen thronen die Herzogenauracher Sportartikelhersteller an der Spitze: Puma mit dem BVB-Dress im Oberhaus, Adidas mit dem Schalker Jersey im Unterhaus. Adidas belegt mit Union und dem “Club” auch jeweils Rang zwei.

Notengleich mit den Köpenickern steht in der Bundesliga das Nike-Dress der Frankfurter Eintracht da. Puma sichert sich mit Holstein in der 2. Liga den dritten Platz. Zumindest erwähnenswert: Der FC St. Pauli, der seit 2021 unter der Marke “Di!y” aus Nachhaltigkeitsgründen eine eigene Trikotlinie produzieren lässt, landet im Unterhaus immerhin auf dem vierten Rang.

Und in der Tat scheint das Thema Nachhaltigkeit auch die Fans beim Trikotkauf zu beschäftigen. Zwar geben 84 Prozent der Befragten als Hauptgrund dafür, sich gar nicht oder nur selten ein Dress ihres Lieblingsklubs zu gönnen, einen zu hohen Preis an. Dennoch sind 52 Prozent der Fans bereit, mehr Geld für nachhaltige Fanartikel auszugeben, so die Erkenntnisse der Umfrage der Datenbank “One8yDB”, die von der Wiesbadener Sportkommunikationsagentur “One8y” aus der Taufe gehoben wurde.

Elf Prozent der Befragten geben an, sich jede Saison ein Trikot zuzulegen, immerhin 23 Prozent greifen mindestens alle zwei bis drei Saisons zu. Hier dominieren allerdings eindeutig die Kategorien “nie” (36 Prozent) oder “selten”, also seltener als alle zwei bis drei Spielzeiten (31 Prozent).

Benni Hofmann

Investoren-Prozess 2.0? “Entwicklung des Geschäftsmodells ist dringend notwendig”

Nach dem Investoren-Prozess ist vor dem Investoren-Prozess in der Bundesliga? Aussagen mehrerer Funktionäre erwecken diesen Eindruck. Mit Steffen Schneekloth zeigt sich ein Gremienmitglied, das bei dem im Mai zunächst gescheiterten Deal als Mahner galt, offen für eine erneute Diskussion.

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL.

Möglicherweise finden hier bald wieder strittigen Debatten über einen neuen Investoren-Einstieg statt: der Hauptsitz der DFL.

IMAGO/Jan Huebner

“Es ist zu begrüßen, dass der Sprecher des Präsidiums des Ligaverbandes, Hans-Joachim Watzke, und die DFL-Geschäftsführung unabhängig voneinander erklärt haben, sich dem Investorenthema noch einmal nähern zu wollen und dabei von einem geringeren Finanzvolumen ausgehen”, sagte Schneekloth, Präsident von Zweitligist Holstein Kiel und 2. Stellvertretender Sprecher im Liga-Präsidium, gegenüber dem kicker.

Der Rechtsanwalt betont, dass es bei der Kritik im Mai zuvorderst um die Höhe der Investitionen, die Geldverteilung, die ungeklärte Frage der künftigen Geschäftsführung und den ungeklärten Umgang mit Auf- und Absteigern gegangen sei, nicht um den Investitionsbedarf an sich. “Es ist unbestritten, dass eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in einem sich stark verändernden Markt dringend notwendig ist. Ebenso ist klar, dass die Klubs der Bundesliga und der 2. Liga den hierfür erforderlichen Kapitalbedarf nicht alleine stemmen können.”

Ende Mai hatten Watzke sowie die damaligen interimistischen Geschäftsführer der Liga, Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg), in der Mitgliederversammlung die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt, um einen konkreten Deal mit einem Private-Equity-Partner auszuhandeln. Geplant war eine 12,5-Prozent-Beteiligung in Höhe von 2 Milliarden Euro an einer DFL-Tochter, die die Medienrechte verwerten sollte.

Nach dem Aus hatten Hellmann und Leki ihr Mandat wie geplant zum 30. Juni niedergelegt. BVB-Geschäftsführer Watzke bemängelte fehlende Solidarität gegenüber den international tätigen Klubs, da diese um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchteten. Ins gleiche Horn stießen weitere Vertreter von Champions-League-Startern.

Keine “Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln”

Eine Reaktion, die Schneekloth für überzogen hält: “Ich möchte mich auch weiterhin gegen die Stimmen wehren, dass die Zweitligaklubs und die sogenannten Kleineren den weiterführenden Prozess seinerzeit verhindert hätten. Auch und gerade bei einigen großen Bundesligaklubs gab es trotz einer guten Transparenz und Teilhabe der DFL durch diverse Klubgespräche, in denen die Interimsgeschäftsführung sehr bemüht war, den Prozess darzulegen und zu erklären, weiterhin viele offene Fragen und eine große Unsicherheit.”

Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren.

Joachim Watzke

Damals sollten die zwei Milliarden in drei Töpfe aufgeteilt werden: Topf eins für gemeinschaftliche Investitionen, beispielsweise in OTT-Plattformen und die Internationalisierung, Topf zwei für Digitales und Infrastruktur bei den Klubs selbst, Topf drei hätte den Klubs zur freien Verfügung gestellt werden sollen.

Schneekloth will das Verfehlen der Zwei-Drittel-Mehrheit “nicht als Absage an die Beschaffung von finanziellen Mitteln für die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells” gewertet wissen. Es sei vielen schlicht nicht klar gewesen, “warum deutlich mehr Finanzmittel generiert werden sollten, als für die Weiterentwicklung und Stärkung des DFL-Geschäftsmodells von der DFL prognostiziert waren. Ebenso war vielen Mitgliedern nicht klar, warum finanzielle Mittel direkt an die einzelnen Klubs nach dem derzeit bestehenden Verteilerschlüssel ausgekehrt werden sollten. Da bestand wohl die Befürchtung, bestehende Wettbewerbszustände zu zementieren.”

Startet schon bald der nächste Investoren-Prozess?

Innerhalb der DFL-GmbH ging man damals von 560 bis 750 Millionen Euro an nötigen Investitionen aus. Vieles scheint nun dafür zu sprechen, dass das Prozedere in Bälde neu aufgesetzt wird, um eine solche Summe zu generieren. Auch die Äußerungen von Liga-Präsidiumssprecher Watzke in einem Interview mit der FAZ vor gut einer Woche deuten darauf hin: “Wahrscheinlich sollten wir ein kleineres Paket schnüren und uns auf die Themen Internationalisierung und Digitalisierung fokussieren.”

Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung bei Champions-League-Aspirant Bayer Leverkusen, erklärte jüngst: “Es kursieren Gerüchte, dass die DFL die Verfahren zur Erlangung externer Mittel neu bewertet. Und warum nicht? Nachdem das letzte Verfahren nicht erfolgreich war, bin ich sicher, dass einige der Vertreter, die ursprünglich dagegen gestimmt hatten, ihre Meinung geändert haben. Es scheint, dass nicht alle die Auswirkungen ihrer Ablehnung verstanden haben und sich nun darüber im Klaren sind, was das bedeutet. Aber es ist auch klar, dass wir besser erklären müssen, was wir eigentlich wollen.”

Carro betonte, dass der Begriff “Investor” im deutschen Fußball negativ konnotiert sei und er daher Vorbehalte auch nachvollziehen könne. “Es ist festzuhalten, dass wir uns nicht mit Investoren an sich, sondern mit potenziellen strategischen Partnern auseinandergesetzt haben. Diese Unterscheidung ist nicht trivial, der Begriff ,Partner‘ ist für alle Vereine von großer Bedeutung.”

Auch die neue DFL-Geschäftsführung aus Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz hatte in ihrem Antrittsschreiben an die Klubs Anfang Juli unter anderem die Erarbeitung eines mittelfristigen Wachstumsplans angekündigt sowie die Evaluierung “alternativer Umsetzungsmöglichkeiten, um die Weiterentwicklung der Ligen im Sinne einer Absicherung des Erlösniveaus sowie Wachstum zu forcieren”.

Benni Hofmann

Neue Nummer 10: Braunschweig holt Krüger

Florian Krüger ist zurück im deutschen Profifußball. Der Stürmer kommt auf Leihbasis zu Eintracht Braunschweig.

Florian Krüger spielte zuletzt für den FC Groningen.

Florian Krüger spielte zuletzt für den FC Groningen.

IMAGO/Pro Shots

Nach einjähriger Stippvisite in der niederländischen Eredivisie, wo ihm für den FC Groningen in 22 Einsätzen vier Tore gelangen, ist Florian Krüger zurück in Deutschland. Der Mittelstürmer schloss sich per Leihe bis Saisonende Eintracht Braunschweig an, die Löwen sicherten sich für den Anschluss eine Kaufoption.

“Florian bringt mit 24 Jahren vieles von dem mit, was wir uns gewünscht haben”, so  Braunschweigs Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann über den 24-Jährigen, der von 2018 bis 2021 86-mal in der 2. Bundesliga für den FC Erzgebirge Aue auflief und sich mit 20 Toren für höhere Aufgaben empfahl. Im Sommer 2021 wechselte der ehemalige Jugendspieler des 1. FC Magdeburg und des FC Schalke 04 nach Bielefeld, wo er in der Abstiegssaison der Arminia 27-mal (ein Tor) in der Bundesliga auflief.

Vollmann: Krüger besticht durch seine Vielseitigkeit

“Er verfügt nicht nur über viel Bundesliga- und Zweitligaerfahrung, mit seiner Robustheit, Schnelligkeit, Technik und Vielseitigkeit auf verschiedenen Positionen wird er unser Offensivspiel deutlich verbessern und unsere Torgefahr erhöhen”, so Vollmann weiter.

“Ich freue mich sehr, dass der Wechsel geklappt hat und bin sehr froh, jetzt in Braunschweig zu sein”, so Braunschweigs neue Nummer 10, die am Dienstagabend erstmals mit ihrer neuen Mannschaft trainierte. “Mit dem Team möchte ich direkt Gas geben, damit wir gemeinsam unsere Ziele ins Visier nehmen und am Freitag unsere Aufgabe gegen den FC St. Pauli bestmöglich gestalten können.“

Nach Rot gegen KSC: Braunschweig zwei Spiele ohne Nikolaou

Eintracht Braunschweig muss in den kommenden zwei Partien ohne Jannis Nikolaou (30) auskommen. Der Löwen-Kapitän hatte im Spiel beim Karlsruher SC die Rote Karte gesehen – nun legte das DFB-Sportgericht das Strafmaß fest.

Musste den Platz beim Auswärtsspiel in Karlsruhe frühzeitig verlassen: Jannis Nikolaou.

Musste den Platz beim Auswärtsspiel in Karlsruhe frühzeitig verlassen: Jannis Nikolaou.

picture alliance / GES/Markus Gilliar

Zweitligist Eintracht Braunschweig hat früh in der Saison mit einem ungewöhnlichen Problem zu kämpfen. Die Rote Karte gegen Kapitän Jannis Nikolaou bei der 0:2-Niederlage in Karlsruhe war bereits der vierte Platzverweis im fünften Pflichtspiel für die Löwen.

Wann endet Braunschweigs Sperren-Problem?

Defensivmann Hasan Kurucay hatte die Sperren-Flut mit seiner Gelb-Roten-Karte beim Zweitliga-Saisonauftakt gegen Kiel (0:1) eröffnet, zwei Spiele darauf ließ Sebastian Griesbeck in der Nachspielzeit des Pokalduells mit dem FC Schalke 04 (1:3) den zweiten Platzverweis folgen. Auch in der anschließenden Ligapartie gegen die Königsblauen (1:0) kam es kurz vor Schluss zu einer erneuten Gelb-Roten-Karte – in diesem Fall für Innenverteidiger Brian Behrendt. Während Behrendt bei der jüngsten Auswärtsniederlage also nur die Zuschauerrolle blieb, setzte Jannis Nikolaou mit seiner Notbremse und der daraus resultierenden Roten Karte den Negativtrend der Eintracht fort.

Trotz Behrendts abgesessener Sperre werden die Löwen somit auch im kommenden Heimspiel am Freitag gegen den FC St. Pauli (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) sowie im darauffolgenden Auswärtsspiel bei Hertha BSC auf einen wichtigen Akteur verzichten müssen. Das DFB-Sportgericht belegte Nikolaou, der bis dato keine Pflichtspiel-Sekunde in dieser Saison verpasst hat, mit einer Sperre über zwei Spiele. Eintracht Braunschweig hat dem Urteil bereits zugestimmt.

Der Ausfall des Spielführers kommt für die Löwen zu einem wahrlich unpassenden Zeitpunkt. Mit drei Punkten aus den ersten vier Spielen rangiert Braunschweig derzeit auf dem 16. Tabellenplatz und steht bereits früh in der Saison unter Zugzwang.

Eichner: Rasen-Kritik und Verwunderung über Jensens Blessur

Mit einem 2:0 gegen Eintracht Braunschweig ist der Karlsruher SC wieder in der Spur. Mit den schwierigen Verhältnissen im Wildpark kamen die Gastgeber gut zurecht, der Rasen bleibt aber Dauerthema.

Freute sich über den zweiten Saisonsieg, nicht aber über den Rasen: KSC-Trainer Christian Eichner.

Freute sich über den zweiten Saisonsieg, nicht aber über den Rasen: KSC-Trainer Christian Eichner.

IMAGO/Eibner

Schon in der Vergangenheit hatte Christian Eichner das seiner Meinung nach zu rutschige Grün im umgebauten Wildpark kritisiert, nun hielt er deswegen auch eine Entschuldigung an Braunschweigs Trainer Jens Härtel für angebracht. “Jens, es tut mir sehr leid. Aber das liegt momentan nicht in unserer Hand. Es ist der Wahnsinn, wie viele Spieler ausrutschen und wie viele Fehler dadurch entstehen, wo der Zuschauer dann sagt: Mein Gott, wo kickt der den Ball denn hin”, sagte der KSC-Coach, dem das Rasen-Thema einmal mehr im Magen liegt.

Das habe ich jetzt so im Spielbetrieb live auch noch nicht erlebt.

Christian Eichner

Nicht länger im Magen liegen wird dem 40-Jährigen die Verletzung von Leon Jensen, der den zweiten Saisonsieg der Badener beim 2:0 Mitte des ersten Durchgangs auf den Weg gebracht hatte. Der Mittelfeldakteur musste nach einer knappen Stunde ausgewechselt werden – der Grund war für Eichner ein Novum: “Er hat sich eine Blase gelaufen. Das habe ich jetzt so im Spielbetrieb live auch noch nicht erlebt”, wunderte sich der Ex-Profi, der derartige Blessuren nur “aus der Vorbereitung” kennt.

Oder war einmal mehr der ungeliebte Rasen beteiligt? “Ich weiß nicht, was das Problem war. Ob es die Schuhe oder die Kombination aus Schuhen und tiefer Platz war.”

Gleichwohl muss ein längerer Ausfall Jensens nicht befürchtet werden. Schon beim Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf am kommenden Freitagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der 26-Jährige wohl wieder auflaufen können. Und der Rasen sollte dann ja ohnehin kein Problem sein.

“Davon leben wir”: Braunschweig und der Faktor Ujah

Der Start war ruckelig, nicht nur allein von den Ergebnissen her. Es hat rumort in Braunschweig in den ersten Wochen nach dem Trainerwechsel von Michael Schiele zu Jens Härtel und drei Pflichtspiel-Pleiten. Vom 1:0-Sieg gegen Schalke 04 erhoffen sich die Protagonisten eine Signalwirkung.

Braunschweigs Anthony Ujah war gegen Königsblau Vorbereiter statt Vollstrecker.

Braunschweigs Anthony Ujah war gegen Königsblau Vorbereiter statt Vollstrecker.

IMAGO/regios24

Der Sonntag gab in vielerlei Hinsicht Hinweise, was möglich ist an diesem traditionsreichen Standort, der indes auch traditionell schnell zur Unruhe neigt. Das Eintracht-Stadion kann Wucht entfachen, wenn die Mannschaft erkennbar in Vorleistung geht. Gegen die Gelsenkirchener trat beides ein. “Wir sind neu zusammengestellt und haben gezeigt, dass wir als Mannschaft funktionieren können”, sagt Anthony Ujah und schiebt nach: “Das hat mich ein bisschen an die vergangene Saison erinnert.”

Da hatte die Eintracht mit Zusammenhalt einem katastrophalen Saisonstart (nur ein Punkt nach sechs Spielen) und enormem Verletzungspech getrotzt. Hinzu kam: Mit Abwehr-Chef Filip Benkovic (jetzt Trabzonspor) und Regisseur Immanuel Pherai (Hamburger SV) hatte sie zwei Unterschiedsspieler, die nicht annähernd ersetzt werden konnten. “Diese Spieler”, sagt Ujah, “sind für uns auch einfach nicht eins zu eins zu ersetzen.”

Gegen die favorisierten und eine Woche zuvor im Pokal noch mit 3:1 siegreichen Schalker gelang es erstmals mit purer Willenskraft im Kollektiv – und im Verbund mit dem Publikum. “Uns ist bewusst, dass wir die Fans mitnehmen müssen, um Energie aus ihnen zu ziehen”, sagt Härtel und konstatiert: “Ohne dieses Stadion hätten wir das Spiel nicht über die Zeit bekommen.”

Ivanov bringt Stabilität

Dass die Eintracht das Spiel über die Zeit bekommen hat, ist für den neuen Coach elementar. “Wir wissen alle, dass wir Ergebnisse brauchen, um Argumente für unseren Weg zu sammeln.” Dieser soll in eine sorgenfreie Saison führen, und die ersten Wochen haben nur wenig Ansatzpunkte geliefert, wie diese Vorgabe erreicht werden soll. Die Niederachsen waren defensiv nicht sattelfest und wirkten im Vorwärtsgang gänzlich uninspiriert. Gegen den großen Aufstiegsfavoriten stand die Dreierkette, angeführt vom nach muskulären Problemen erstmals von Beginn an aufgebotenen Abwehrchef Robert Ivanov stabil, gelang es zudem besser, Torjäger Ujah besser als zuvor in Szene zu setzen. “Wir haben auch im Spiel mit dem Ball viele Dinge besser gemacht”, konstatiert der Coach. Es ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis nach Vorträgen, in denen die Eintracht keinen wirklichen Plan erkennen lassen konnte, wie sie nach vorn kommen kann.

Die Erleichterung ist groß und der Sieg gibt uns Zuversicht.

Anthony Ujah

Offen bleibt, ob das überraschende 1:0 zum Befreiungsschlag taugt oder eben doch der schon häufig demonstrierten Kraft des Stadions in Duellen mit großen Favoriten geschuldet ist. “Die Erleichterung ist groß und der Sieg gibt uns Zuversicht”, glaubt Ujah an eine befreiende Wirkung.

“Dafür wird er so geschätzt”

Unstrittig ist seine entscheidende Rolle in diesem neuen Gefüge. Der 32-Jährige, gegen Königsblau Vorbereiter statt Vollstrecker, ist der einzige verbliebene Unterschiedsspieler im Kader. Und präsentiert sich dennoch als unermüdlicher Vorkämpfer. “Tony”, sagt Siegtorschütze Fabio Kaufmann, “ist sich nie zu schade, sich immer in den Dienst des Teams zu stellen. Dafür wird er so geschätzt, davon leben wir.”

Das Braunschweiger Publikum zeigt auch im Umgang mit dem Weitgereisten ein feines Gespür: Als Ujah Sonntag in der Nachspielzeit völlig entkräftet ausgewechselt wurde, bebte das Eintracht-Stadion. Ob daraus eine Signalwirkung entstehen kann, hängt ganz entscheidend davon ab, ob die pralle Krankenakte des Torjägers geschlossen bleibt.

Sebastian Wolff