Knieprobleme: Fragezeichen hinter Karbownik

Hertha BSC will am Sonntag beim Karlsruher SC den dritten Sieg in Folge landen. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Mitwirken von Linksverteidiger Michal Karbownik.

Hertha bangt um den Einsatz von Michal Karbownik.

Hertha bangt um den Einsatz von Michal Karbownik.

IMAGO/Contrast

Die Berliner, mit acht Punkten Rückstand auf den Liga-Dritten Fortuna Düsseldorf noch immer in Lauerstellung, wollen beim KSC einen ähnlich intensiven, schlüssigen Vortrag wie zuletzt gegen Hansa Rostock (4:0) abliefern – und das vorzugsweise in unveränderter Formation. Zwei Fragezeichen gibt es allerdings noch – ein kleines hinter Mittelfeldspieler Aymen Barkok, ein etwas größeres hinter Linksverteidiger Michal Karbownik. Mainz-Leihgabe Barkok war in der ersten Wochenhälfte durch einen Infekt gehandicapt, er konnte am Freitag aber das Mannschaftstraining absolvieren und wird wohl dabei sein. Karbownik klagt nach einem Schlag über Knieprobleme. “Da müssen wir abwarten”, sagte Hertha-Coach Pal Dardai in der Spieltagspressekonferenz am Freitag. “Aber wir sind sehr optimistisch.”

Sollte Karbownik, der teuerste Neuzugang des vergangenen Sommers, ausfallen, würde nach Lage der Dinge der zuletzt als Sechser überzeugende Deyovaisio Zeefuik links in die Viererkette rücken. Im defensiven Mittelfeld käme dann vermutlich Pascal Klemens zum Zug.

Das Eigengewächs hatte wegen Ohrenproblemen (nach einem Schlag auf den Kopf) das Rostock-Spiel verpasst, bekam zu Beginn dieser Woche von der medizinischen Abteilung aber grünes Licht für die Rückkehr ins Training. “Ich hoffe, dass Deyo im Zentrum spielen kann”, sagte Dardai, der große Stücke auf den Gegner hält. “Karlsruhe ist eine Mannschaft, mit der der Trainer seit ein paar Jahren zusammenarbeitet. Anfang der Saison nach den Königstransfers Stindl und Zivzivadze (kam bereits im Januar 2023, d. Red.) hab’ ich sie ganz oben erwartet. Es wird schwierig genug für uns. Trotzdem haben wir mit dem Stab, der Führung und den Spielern drei Siege als Ziel ausgerufen.”

Nach den Erfolgen in Paderborn (3:2/A) und gegen Rostock soll der dritte Sieg am Stück her – etwas, was es für Hertha in der Bundesliga zuletzt 2019 unter Ante Covic gab (5.-7. Spieltag 2019/20) und in der Zweiten Liga zuletzt in der Aufstiegssaison 2012/13 unter Jos Luhukay. Seinerzeit gelangen sogar vier Siege in Serie (30.-33. Spieltag).

Fan-Freundschaft und gemeinsame Choreographie

Umrahmt wird die Begegnung der beiden Klubs, die seit 1976 eine Fan-Freundschaft pflegen, von zahlreichen Sonderaktionen. Ein gemeinsamer Fanmarsch zum Stadion, eine gemeinsame Choreographie der beiden Fan-Lager im Stadion, ein Fanfest, Stadiontouren für die Hertha-Fans bereits am Samstag, kostenfreie Rikscha-Touren durch Karlsruhe, Freigetränke in diversen Lokalen gegen die Vorlage eines Tickets – das “Freundschaftsspiel”, zu dem 5000 Hertha-Fans anreisen wollen, wird das ganze Wochenende über gelebt.

Im Spiel selbst ruht die Freundschaft. Dardai, dessen Team nach Düsseldorf (63) die meisten Tore der Liga geschossen hat (60), hofft auch gegen den Ball auf eine ähnliche Entschlossenheit wie gegen Hansa. “Wir haben die letzten drei, vier Wochen die Trainingsmethoden etwas geändert”, sagte der Coach. “Sehr viel Eins-gegen-eins, sehr körperbetont, sehr viel Mann gegen Mann. Man könnte sagen, das ist altmodisch. Aber es wirkt.”

Gegen Rostock stand nach elf Liga-Spielen mit mindestens einem Gegentor erstmals wieder die Null. Jetzt will Herthas Defensive auch die Karlsruher Torfabrik, die in der Rückrunde zu Hause gegen Magdeburg (7:0) und Fürth (4:0) und auswärts beim HSV (4:3) und in Kaiserslautern (4:0) hochtourig produzierte, für 90 Minuten stilllegen. “Es wird ein gutes Spiel und ein guter Gegner”, so Dardai. “Es wird schwierig genug für uns.” Packen wollen sie es trotzdem.

Steffen Rohr

Kempf: “Ich gehe wieder gern zur Arbeit”

Er kam im Januar 2022 vom VfB Stuttgart – und erlebte bei Hertha BSC eine lange Achterbahnfahrt. Im kicker spricht Marc Oliver Kempf (29) jetzt offen wie vielleicht nie zuvor über Tiefs, seinen geplatzten Italien-Transfer und Veränderungen in seinem Leben und seiner Einstellung zum Beruf.

Die Erwartungen bei der Verpflichtung des neuen Abwehrspielers waren klar. “Er wird uns mit seiner Präsenz, seinen Führungsqualitäten und seiner Mentalität in jedem Fall weiterhelfen”, sagte Herthas damaliger Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic im Januar 2022 über Marc Oliver Kempf, den er vom VfB Stuttgart nach Berlin gelotst hatte. Was folgte, bringt Kempf mehr als zwei Jahre später auf den Punkt: “Es war Achterbahn pur.”

Der U-19-Europameister von 2014 und U-21-Europameister von 2017 fand lange Zeit nicht zur erhofften Beständigkeit – in einem turbulenten Umfeld. Nach dem Abstieg 2023 wollte er weg und musste Ende August, als Leicester City und vor allem Udinese Calcio ernst machten, bleiben. Interviews zählen nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Für dieses nimmt er sich nach einer Trainingseinheit mit Überlänge Zeit, antwortet reflektiert und spart kein Thema aus. Kempf spricht vor dem Spiel beim Karlsruher SC am Sonntag mit dem kicker über …

… das 4:0 gegen Hansa Rostock, bei dem Hertha nach elf Liga-Spielen mit Gegentoren erstmals wieder zu Null spielte: “Jeder war gierig gegen den Ball, jeder hat nach hinten mitgearbeitet. Wenn einer nicht den Ball gewonnen hat, kam ihm der zweite Mann zu Hilfe. Das haben wir bis auf die zehn Minuten nach der Pause das ganze Spiel durchgezogen. Dadurch haben wir Hansa nicht ins Spiel kommen lassen.”

… den Punkt, an dem Herthas Mannschaft gerade ist: “Verglichen mit den ersten Rückrunden-Wochen sind wir im Aufwärtstrend. Wir holen jetzt die Punkte, die wir vorher – zum Beispiel zu Hause gegen Kiel (2:2 nach 2:0, d. Red.) – liegen gelassen haben. In Paderborn hatten wir lange Probleme und haben am Ende einen ekligen Sieg geholt, das gehört dazu. Gegen Rostock hat fußballerisch vieles gepasst.”

Meine Herangehensweise an meinen Beruf hat sich geändert. Ich lasse gewisse Dinge nicht mehr so nah an mich heran wie früher.

Marc Oliver Kempf

… den Blick auf Platz 3: “Natürlich hat man die Tabelle im Blick. Es wird sehr, sehr schwierig, es müsste alles für uns laufen, aber rechnerisch ist es immer noch möglich, auf Platz 3 zu rutschen. So lange das so ist, sollte jeder die Hoffnung haben.”

… die bisherige Saison: “Nach den ersten drei Spielen mit null Punkten und null Toren hätte man vermutlich eher gedacht, dass wir nach unten aufpassen müssen. Aber wir haben dann relativ schnell den Turnaround geschafft. Und am Ende muss man sagen, dass wir ein paar Punkte verschenkt und zu wenig haben. Drei, vier Punkte mehr wären auf jeden Fall möglich gewesen. Hätten wir die, würden wir noch ganz anderen Druck auf Platz 3 machen können.”

… zwei Linksfüßer in der Innenverteidigung mit ihm und Marton Dardai: “Es ist für mich nicht völlig ungewohnt, rechts in der Innenverteidigung zu spielen. Letzte Saison gegen Dortmund war das mal der Fall. Es ändert sich für den Spielaufbau nicht so viel. Bei zwei Linksfüßern in der Innenverteidigung wird nachgefragt, bei zwei Rechtsfüßern nicht (schmunzelt). Es funktioniert mit Marton und mir. Wir verstehen uns auf dem Feld und auch privat sehr gut. Ich hoffe, dass wir zusammen weiter so performen können.”

… den Staubsauger und Ballfresser Deyovaisio Zeefuik auf der Sechs: “Er ist ein wichtiges Element. Wenn’s gegen den Ball geht, ist Deyo gut und gierig. Manchmal geht er bis an die Grenze des Erlaubten, aber er macht das gut auf der Position.”

… seine Reservisten-Rolle in den Wochen vor dem Rostock-Spiel: “Von meinem Anspruch will ich jedes Spiel starten. Aber ich konnte es verstehen. Ich war nach dem Fürth-Spiel Mitte Februar (zwei Tore beim 2:1-Sieg, dann Bänderanriss, d. Red.) fünf Wochen raus. Das zog sich länger hin als gedacht. Als ich zurück kam, gewann die Mannschaft gegen Schalke 5:2 und spielte gegen Nürnberg unentschieden. Dass du dann als Trainer nicht viel änderst, ist klar. Manchmal ist es hart, aber ich bin keiner, der dann böses Blut in die Mannschaft bringt. Es war auf meiner Liste, das Gespräch mit dem Trainer zu suchen und ihn zu fragen, wo ich gerade stehe und wie er mich sieht, aber dann drehte es sich für mich Richtung Rostock-Spiel.”

Kempf: “Ich bin jetzt absolut klar im Kopf.”

… Pal Dardais Kritik (“Wir kriegen zu viele Gegentore, und Kempfi ist leider oft dabei gewesen.”) im Januar nach dem 2:2 gegen Düsseldorf: “Früher habe ich mir den Kopf darüber mehr zerbrochen. Wenn man jünger ist, rattert es im Kopf noch etwas mehr. Die zwei Situationen gegen Düsseldorf haben der Trainer und ich in einem Gespräch besprochen. Man hat in den Wochen danach gesehen, dass mich das nicht aus der Bahn geworfen hat. Meine Reaktion kam im Training und in den Spielen.”

… seine über längere Zeit schwankenden Leistungen: “Ich hatte bis in die Vorrunde hinein keine einfache Zeit in Berlin. Wenn’s einem persönlich nicht so gut geht, wirkt sich das auch auf die Arbeit aus. Ich habe im Winter ein paar Entscheidungen getroffen, die richtig waren und die mir geholfen haben. Ich habe den Berater gewechselt, ich hatte das Gefühl, ich brauche jemanden Neues an meiner Seite. Ich habe in Richtung Wintertransferperiode intern frühzeitig gesagt, dass ich bleiben will. Und es gab noch ein, zwei Punkte mehr, wo ich etwas verändert habe. Ich bin jetzt absolut klar im Kopf.”

… seine Zusammenarbeit mit einem Psychologen: “Das hat mir eine Zeit lang sehr geholfen. Im Kern ging es darum, sich nicht zu sehr von seiner Emotionalität leiten zu lassen. Aber in letzter Zeit gab es keine Coachings mehr. Ich kann all das, was mich beschäftigt, wieder mehr im Privaten leben. Ich bin raus aus meinem Loch. Ich schaue nur noch nach vorn und will mehr solche Leistungen zeigen wie gegen Rostock. Meine Herangehensweise an meinen Beruf, an den Sport hat sich geändert. Ich lasse gewisse Dinge nicht mehr so nah an mich heran wie früher.”

Podcast

Tuchel jubelt, Nagelsmann verhandelt – wer wird Bayern-Trainer?


13:20 Minuten

alle Folgen

… den Sommer 2023, in dem er weg aus Berlin wollte, und Hertha BSC Ende August sein Veto gegen einen Wechsel zu Udinese Calcio einlegte: “Das war keine leichte Phase für mich. Es hat mich schon ein paar Wochen runtergezogen. Hertha hatte die Befürchtung, auf die Schnelle keinen Ersatz mehr zu bekommen. Es war das gute Recht des Klubs, so zu handeln. Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht über die Gesamtsituation. Und natürlich war den ganzen Sommer über zu spüren, dass der Markt seit Corona schwieriger geworden ist.”

… seine bisherige Zeit bei Hertha: “Es war Achterbahn pur. Der Start war sportlich und menschlich nicht so leicht. Ich kam aus Stuttgart und einer tollen Kabine. Das lief hier schon etwas anders. Ich habe relativ lange gebraucht, um mich hier wohlzufühlen und mich zu Hause zu fühlen. Ich hatte auch mit mir selber ein paar Probleme. Das alles hat nach dem Abstieg dazu geführt, dass ich im vergangenen Sommer gesagt habe, ich möchte Berlin verlassen. Im Winter habe ich Benjamin Weber (Sportdirektor, d. Red.) dann klar gesagt, dass ich bleiben will. Es entsteht gerade etwas, es sind neue Typen in der Mannschaft, eine andere Atmosphäre, ein Umfeld, das wieder Spaß macht. Es ist familiärer geworden. Ich gehe wieder gern zur Arbeit.”

Es gibt keinen Masterplan und keine Exit-Strategie für den Sommer. Ich hätte kein Problem damit, in Berlin zu bleiben.

Marc Oliver Kempf

… seine Strategie für den Sommer: “Ich habe für den Sommer keine Strategie. Meine Strategie ist, den Tag zu leben und nicht zu viel an morgen zu denken. Was der Klub vorhat, muss man sehen. Ich habe keine Fluchtgedanken. Ich fühle mich mittlerweile wohl in Berlin, meine Familie fühlt sich wohl.”

… den Reiz eines Wechsels ins Ausland: “Das Ausland ist seit dem Anfang meiner Karriere für mich ein Thema. Irgendwann dahin zu gehen und etwas Neues zu erleben, ist weiter ein Traum von mir. Aber nochmal: Es gibt aktuell keinen Masterplan und keine Exit-Strategie für den Sommer. Ich hätte kein Problem damit, in Berlin zu bleiben.”

… Herthas Berliner Weg und die Perspektive des Klubs: “Hertha ist ein großer Klub mit einer Riesen-Tradition, einer tolle Fan-Base und einem Super-Stadion. Was gerade passiert, macht Mut und Lust auf mehr. Der Klub wird wieder positiv wahrgenommen, es ist eine Euphorie entstanden, die tragen kann. Selbst wenn es dieses Jahr nicht für den Aufstieg reichen sollte, sehe ich für den Verein eine positive Zukunft. Es muss in dem Stil wie jetzt weitergehen. Es darf kein Harakiri mehr geben. Aber ich glaube, das wissen alle.”

Steffen Rohr

Huschen: Herthas Ablösepoker mit Paderborn läuft

Mit dem Wunschkandidaten ist alles klar, mit dessen aktuellem Arbeitgeber läuft der Poker: Ralf Huschen, als Finanzgeschäftsführer aktuell noch in Diensten des SC Paderborn, steht vor einem Wechsel zum Liga-Konkurrenten Hertha BSC.

Hertha BSC steht vor der Verpflichtung von Ralf Huschen als CFO.

Hertha BSC steht vor der Verpflichtung von Ralf Huschen als CFO.

IMAGO/Picture Point

Drei Kandidaten waren am Ende in Berlin in der engeren Wahl, Ralf Huschen machte das Rennen – und soll zeitnah den anspruchsvollen Job als Chief Financial Officer (CFO) beim Hauptstadtklub antreten. Ein entsprechender Bericht des Westfalen-Blatts deckt sich mit kicker-Informationen. Mit Hertha hat sich Huschen auf eine Zusammenarbeit verständigt, zwischen den Klubs laufen derzeit die Gespräche über die Ablösemodalitäten. Huschen, seit 2019 in Diensten des SC Paderborn, hat bei den Ostwestfalen einen unbefristeten Vertrag.

Bei Hertha war die Stelle des Finanzgeschäftsführers seit dem Abgang von Ingo Schiller im Oktober 2022 unbesetzt. Geschäftsführer Thomas E. Herrich, dessen Vertrag das Präsidium im Januar bis Ende 2026 verlängert hatte, ist Rechtsanwalt und Diplom-Betriebswirt, er kommt nicht aus dem Banken- und Finanzsektor. Huschen soll den unter Herrich eingeschlagenen Sanierungskurs fortsetzen. Am Dienstag hatte der Klub ein positives Betriebsergebnis für das Geschäftsjahr 2023/24 angekündigt.

Der positive Ausblick auf das EBITDA – eine Kennzahl vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auch 2023/24 unterm Strich ein Jahresminus stehen wird. Nach dem Rekord-Minus von 99,1 Millionen Euro in 2022/23 wird für das laufende Geschäftsjahr ein Defizit von knapp 25 Millionen Euro erwartet.

Eine der Herausforderungen, die in Berlin auf Huschen warten, wird die Rückzahlung der Nordic-Bond-Anleihe im November 2025 sein. Der Klub hatte vor knapp einem Jahr im Zuge des Kampfs um die Zweitliga-Lizenz die 40-Millionen-Anleihe zu deutlich erhöhten Zinssätzen verlängert. US-Investor 777 Partners hatte die vertraglich erst für Ende Mai fixierte 22-Millionen-Euro-Tranche zuletzt vorzeitig überwiesen. Damit hat das US-Private-Equity-Unternehmen, das 78,8 Prozent der Anteile an der Hertha KG hält, drei Viertel des vereinbarten Investitions-Volumens von 100 Millionen Euro gezahlt. Die restlichen 25 Millionen Euro sollen im Verlauf der Saison 2024/25 fließen.

Steffen Rohr

Bangen um Barkok: Reicht’s bis Sonntag?

Vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC am Sonntag bangt Hertha BSC um den Einsatz von Aymen Barkok. Auch am Mittwoch ging das Mannschaftstraining ohne die Mainz-Leihgabe über die Bühne.

Herthas Aymen Barkok plagt sich mit einem Infekt.

Herthas Aymen Barkok plagt sich mit einem Infekt.

IMAGO/Beautiful Sports

Als seine Kollegen am Mittwochmittag nach ihrer nichtöffentlichen Trainingseinheit mit Überlänge zurück zur Kabine liefen, hatte Aymen Barkok bereits Schichtschluss. Ab ins Auto, runter vom Olympiaparkgelände und Hoffen auf Besserung: Den zentralen Mittelfeldspieler, den Hertha BSC im Januar von Bundesligist Mainz 05 ausgeliehen hatte, hat in der ersten Wochenhälfte ein Infekt matt gesetzt.

Immerhin: Anders als am Dienstag konnte Barkok am Mittwoch mit Athletik- und Reha-Trainer Hendrik Vieth bereits wieder individuell auf dem Platz arbeiten. Da der Liga-Sechste erst am Sonntag ran muss, hat Hertha berechtigte Hoffnung, dass Barkok, der in Berlin bislang auf elf Liga-Einsätze (neun davon in der Startelf) kommt, bis zum KSC-Spiel komplett hergestellt ist.

Da Pascal Klemens, der gegen Hansa Rostock (4:0) wegen Schmerzen am Ohr nach einem Schlag auf den Kopf gefehlt hatte, am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückkehrte, hat Trainer Pal Dardai am Wochenende im zentralen Mittelfeld aller Voraussicht nach die Qual der Wahl – zumal sich Fleißarbeiter Deyovaisio Zeefuik gegen Hansa für weitere Startelf-Einsätze empfahl. Ausfallen werden beim KSC wie bereits zuletzt Peter Pekarik (muskuläre Probleme), Smail Prevljak und Gustav Christensen (beide Knieprobleme). Fraglich für Sonntag ist aktuell Jeremy Dudziak. Neben Rückenproblemen macht dem Allrounder nach kicker-Informationen inzwischen auch ein Magen-Darm-Infekt zu schaffen.

Steffen Rohr

22-Millionen-Tranche von 777 vorzeitig bei Hertha eingegangen

Zweitligist Hertha BSC steuert erstmals seit Jahren auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu. Ein wichtiges Puzzlestück: die vertraglich erst für den 31. Mai 2024 fixierte 22-Millionen-Euro-Tranche von Investor 777 Partners ging bereits Anfang April ein.

Steuert auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu - und das nach Jahren: Zweitligist Hertha BSC.

Steuert auf ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) zu – und das nach Jahren: Zweitligist Hertha BSC.

IMAGO/Jan Huebner

Mit Blick auf das erwartete positive Betriebsergebnis erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich in einer am Dienstagnachmittag publizierten Pressemitteilung des Klubs: “Dem Ziel, unseren Haushalt zu sanieren, ist Hertha BSC damit einen großen Schritt nähergekommen. 777 hat den eingeschlagenen Kurs mit einem Eigenkapitalinvestment von bislang 75 Millionen Euro unterstützt und steht voll hinter unserem Berliner Weg.”

Die Anfang April und damit fast zwei Monate vor dem vertraglichen Zahlungstermin bei Hertha eingegangene Tranche in Höhe von 22 Millionen Euro vergrößert die Planungssicherheit für den Klub, dessen harter Sanierungskurs Früchte trägt – und hilft vor allem bei der Eigenkapitalquote.

Damit hat Hertha-Investor 777 Partners, der seit März 2023 78,8 Prozent der KG-Anteile hält, bisher 75 Millionen Euro investiert. Beim Einstieg des US-Private-Equity-Unternehmens war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sollen – nach kicker-Informationen gesplittet – im Laufe der Saison 2024/25 fließen. Hertha BSC hat seit der Rückrunde 2022/23 in mehreren Stufen konsequent die gesamte Kostenstruktur reduziert und nach eigenen Angaben im Bereich der Personal- und Sachkosten Gesamteinsparungen von mehr als 70 Millionen Euro erzielt. Das Jahresergebnis soll sich in der laufenden Spielzeit insgesamt um über 75 Millionen Euro verbessern. Das operative Ergebnis für die Saison 2023/24 wird in einem einstelligen Millionenbereich liegen. Zudem hat der Klub nach eigenen Angaben zinstragende Verbindlichkeiten in Höhe von 25 Millionen Euro zurückgeführt.

Lizenzentzug 2023 verhindert

Nach finanziell irrwitzigen Jahren rückt der wirtschaftliche Turnaround damit allem Anschein nach in Sichtweite. Obwohl 777-Vorgänger-Investor Tennor mit Frontmann Lars Windhorst seit 2019 insgesamt 374 Millionen Euro in Hertha investiert hatte, stand der Klub wirtschaftlich zeitweise sehr nah am Abgrund.

Die Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) hatte das Geschäftsjahr 2022/23 mit dem Rekordminus von 99,1 Millionen Euro abgeschlossen. Bereits die Bilanzen 2021/22 (Minus von 79,75 Mio. Euro), 2020/21 (Minus von 77,9 Mio. Euro) und 2019/2020 (Minus von 53,5 Mio. Euro) waren desaströs. Die eingeleitete wirtschaftliche Konsolidierung dürfte, wenn die Vorzeichen nicht täuschen, erheblich unproblematischer machen als vor Jahresfrist.

2023 hatte der Bundesliga-Absteiger mutmaßlich nur dank der 777-Gelder einen Lizenzentzug verhindert. Zentraler Baustein für die Erteilung der Zweitliga-Lizenz war seinerzeit eine Verlängerung der 2018 aufgelegten 40-Millionen-Euro-Nordic-Bond-Anleihe um zwei Jahre bis November 2025 – inklusive einer Zinssatzerhöhung von 6,5 auf 10,5 Prozent pro Jahr. Als mögliches Modell gilt in Herthas Chefetage angesichts der erwarteten Zinsentwicklung am Markt eine nochmalige Verlängerung der Anleihe.

Steffen Rohr

Knackt die Bundesliga erneut die Milliardengrenze?

An diesem Montag startet die Auktion der nationalen Medienrechte der Deutschen Fußball-Liga (DFL), es geht um die wichtigste Einnahmequelle der 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga. Der kicker beantwortet die drängendsten Fragen.

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

IMAGO/Jan Huebner

Um welche Rechte genau geht es?

Um die Ausstrahlungsrechte an Bundesliga und 2. Liga für den deutschsprachigen Markt, also Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol, in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.

Wieviel Geld erhalten die Klubs aus den nationalen Medienrechten?

Aktuell fließen pro Saison 1,1 Milliarden Euro an die DFL, die diese allerdings nicht in Gänze an die 36 Klubs verteilt. Eine Abgabe von derzeit 7,75 Prozent, also umgerechnet 85,25 Millionen Euro, verbleibt beim Ligaverband zur Finanzierung von Organisation, Produktion und Sicherungsmechanismen. 2020 waren die nationalen Medienrechte zuletzt ausgeschrieben worden. Von durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro pro Spielzeit ging es minimal herab auf 1,1 Milliarden Euro – was allerdings inmitten der Pandemie als Erfolg des damaligen Geschäftsführers Christian Seifert galt.

Womit rechnen die Liga-Bosse?

Der für die Ausschreibung zuständige DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel, der die Thematik bereits unter Seifert verantwortete, strahlte zuletzt Zuversicht aus: “Ich teile mit Blick auf unsere Ausschreibung nicht die Weltuntergangsszenarien einiger Kommentatoren. Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands. Wir werden ein deutlich aufgewertetes Medienprodukt anbieten. Und anders als in anderen Ländern haben unsere aktuellen Live-Partner auch öffentlich bekundet, sich umfangreich engagieren zu wollen.” Gemeinhin gilt in der Branche ein Verbleib auf ähnlichem Niveau als Erfolg. Maßgeblich wird es davon abhängen, welche Anbieter sich letztlich konkret mit der Bundesliga beschäftigen, weil dies natürlich Einfluss auf den Erlös haben wird.

Wer bietet überhaupt mit?

Für die Live-Rechte sind mit Sicherheit die beiden Platzhirsche in Deutschland, Sky und Dazn, am Tisch. Das Duo teilt sich auch aktuell das Gros der Live-Rechte, während Sport1 das Zweitliga-Topspiel hält und ProSiebenSat1 2020 das für die frei empfangbaren Sender vorgesehene Paket E (Eröffnungsspiele, Relegation, Super-Cup sowie zwei Einzelspiele) erstanden hatte. Gut möglich, dass sich auch das Duo wieder um kleinere Pakete bemüht, auch RTL, mittlerweile Rechtehalter bei der Nationalelf, Magenta (3. Liga) und Vodafone sind denkbar. Dazu kommt die große Frage: Was machen die US-Konzerne Amazon, Netflix, Paramount oder Apple? Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung des frischgebackenen Deutschen Meisters Bayer Leverkusen, erklärte im Herbst 2023, dass er auf Interesse des genannten Quartetts hofft. Bietet einer dieser Großkonzerne mit, könnte dies den Preis in der Tat nach oben treiben.

Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands.

Dr. Steffen Merkel über die Ausschreibung der TV-Rechte an der Bundesliga

Wie viele Rechtepakete gibt es?

Insgesamt gibt es 15 audiovisuelle Pakete. Sieben mit Live-Rechten, acht Pakete für Highlight-Berichterstattungen, also Spielzusammenfassungen und Einzelclips. Bei den Live-Rechten hat die Liga folgende Neuerung eingeführt: Sie vergibt den Bundesliga-Sonntag, bislang gekoppelt an die Freitagspartien, als Ganzes (Paket D). Der Freitag wird kombiniert mit den fünf Einzelspielen am Samstagnachmittag (B). Zudem gibt es die Samstags-Konferenz (A), das Samstags-Topspiel inklusive Super-Cup (C). Dazu kommt noch das Free-Live-Paket E (Eröffnungsspiele Bundesliga und 2. Liga, Super-Cup, Relegation, je eine Partie Spieltage 17 und 18 der Bundesliga), Paket F (alle Einzelspiele der 2. Liga inklusive Konferenz) und Paket G, das Samstags-Topspiel im Unterhaus um 20.30 Uhr. Paket E ist aufgrund der mit dem Bundeskartellamt abgesprochenen Rahmenbedingungen im Free-TV vorgesehen, Paket G kann sowohl im Pay- als auch im Free-TV laufen.

Was könnte sich für den Kunden ändern?

Momentan müssen Bundesliga-Fans zwei Abos abschließen, um alle Live-Spiele sehen zu können. Dies könnte sich ab 2025 ändern, weil das Kartellamt die “no-single-buyer-rule”, also das Alleinerwerbsverbot für alle Live-Rechtepakete, gekippt hat. Dieses sollte eigentlich wettbewerbsfördernd wirken, hatte aber am Ende nur dazu geführt, dass die Fans Mehrfach-Abos abschließen mussten – für den Konsumenten teuer, für den Anbieter ärgerlich, weil der Run ausblieb und die Rechte kaum finanzierbar waren, für die Liga insgesamt also schlecht. Theoretisch könnte sich nun ein Anbieter alle Live-Rechte sichern. In der Praxis dürfte es zwar nicht dazu kommen, weil dies extrem teuer wäre. Das heißt aber nicht, dass erneut Mehrfach-Abos notwendig sein werden. Denn durch die erfolgreichen Verhandlungen mit den Kartellwächtern erhofft sich die Liga, dass Rechtenehmer gemeinsame Abo-Modelle anbieten.

Wie läuft die Auktion konkret ab?

Interessenten bieten für jedes Paket einzeln, die jeweiligen Auktionstage folgen strengen Regeln und Zeitplänen. Die Liga setzt Vorbehaltspreise für die jeweiligen Rechtepakete fest. Bieten mehrere Interessenten eine Summe oberhalb dieser Vorbehaltspreise und liegt das zweithöchste Angebot mehr als 20 Prozent hinter dem des Höchstbietenden, kommt es zur Annahme. Liegt nur ein Angebot über dem Ziel und dabei 20 Prozent höher als das des “Zweiten”, wird das Paket ebenfalls vergeben. Nicht vergeben wird beispielsweise, wenn mehrere oberhalb des Vorbehaltspreises liegen, das Top-Angebot den Zweiten aber nicht um mindestens 20 Prozent übersteigt. Dann informiert die Liga die Bieter darüber und diese starten in eine neue Runde, die sogenannte Reservationspreis-Auktion, die wieder denselben Kriterien folgt. Gleiches gilt, wenn kein Angebot auf Vorbehaltsniveau eintrifft. Bis Ende April sollten die Rechte vergeben sein.

Benni Hofmann

“Irgendwann hat es mich genervt”: Ernst froh über Comeback

Nach vier Ausfällen stand Torhüter Tjark Ernst wieder im Tor von Hertha BSC. Dass am Ende der Partie gegen Rostock die Null stand, freute ihn besonders.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

picture alliance / Metodi Popow

Wirklich Gelegenheit, sich zu bewähren, hatte Tjark Ernst am Freitag gegen Hansa Rostock nicht. Dazu forderten die Spieler von Hansa den Torhüter von Hertha BSC zu wenig. Trotz eines Abends weitgehend ohne größere Beschäftigung war der 20 Jahre alte Keeper der Berliner jedoch einer der Gewinner und entsprechend froh. Denn Ernst feierte sein Comeback, nachdem er zuvor die vier Partien beim FC St. Pauli (0:2), gegen Schalke 04 (5:2), gegen den 1. FC Nürnberg (3:2) sowie beim SC Paderborn (3:2) verpasst hatte.

Spielbericht

Vor dem Spiel gegen Rostock hatte Ernst letztmals am 1. März gegen Holstein Kiel (2:2) im Kasten der Mannschaft von Trainer Pal Dardai gestanden. Eine Hüftprellung hatte den Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torhüters Thomas Ernst (Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern) danach lahmgelegt. Nun sind die Beschwerden überwunden, und der 1,93 Meter große Schlussmann machte keinen Hehl aus seiner Freude darüber. “Es ist ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen. Deutlich schöner, als sich die Spiele von der Tribüne aus anschauen zu müssen”, sagte Ernst, “hinzu kam, dass es eine sehr nervige Verletzung war. Eine Prellung, die einfach bei jedem unterschiedlich verheilt. Man kann nicht sagen: Die Ausfallzeit ist so und so lang.” Entsprechend stellten die fünf Woche Pause seine Geduld auch auf die Probe. “Irgendwann hat es mich genervt, dass es so lange gedauert hat”, räumte Ernst ein.

Gegen Hansa konnte Herthas Nummer 1 also wieder ran und agierte bei den wenigen Szenen, in denen er eingreifen musste, gewohnt ruhig und unaufgeregt. Dass am Ende der Partie die Null stand, freute Ernst natürlich. “Das ist extrem wichtig, für mich, aber auch für die ganze Mannschaft. Es uns einfach selber auch mal wieder zu beweisen, dass wir es hinkriegen, 90 Minuten ohne Gegentor zu überstehen”, sagte er. Letztmals hatte Hertha am 17. Spieltag zu Hause gegen den VfL Osnabrück (0:0) ein Spiel ohne Gegentreffer überstanden. 48 Gegentore in 29 Spielen sind laut Ernst auch deutlich zu viel. “Das war unser Defizit über die Saison: Dass wir zu viele Gegentore fressen”, stellte er klar.

Rogel in der Regionalliga im Einsatz

Ernst selbst will dafür sorgen, dass es bis zum Rundenende nicht mehr viel mehr werden. Abseits dessen steht ein Defensivkollege des Torhüters nach einer längeren Verletzung wieder zur Verfügung. Agustin Rogel (26) stand am Sonntag in der Startelf der zweiten Mannschaft von Hertha bei deren Heimspiel in der Regionalliga Nordost gegen den FSV Luckenwalde. Letztmals hatte der uruguayische Innenverteidiger, der im Sommer 2022 vom argentinischen Erstligisten Estudiantes de la Plata gekommen war, am vorletzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 am 20. Mai des vergangenen Jahres (1:1 gegen Bochum) für Hertha auf dem Platz gestanden.

Andreas Hunzinger

Reese: Mit “Benzin in den Adern” zum “Fußballfest”

Mit schnellen Angriffen nahm Hertha BSC den FC Hansa Rostock am Freitagabend auseinander. Fabian Reese und Co. wurden von der Stimmung im von mehr als 60.000 Zuschauern besuchten Olympiastadion förmlich zum Sieg getrieben.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

IMAGO/Nordphoto

Bereits vor Anpfiff herrschte prächtige Stimmung im Berliner Olympiastadion. Neben den Hertha-Fans sorgten auch die mitgereisten Rostocker Anhänger für einen würdigen Rahmen am Freitagabend. Fabian Reese wurde sofort von der Stimmung mitgerissen: “Für solche Spiele lebt man, das ist Benzin in den Adern heute. Wir sind hier raufgekommen direkt hier bei gefühlt Silvester.”

Weil es die Rostocker mit der Silvester-Stimmung etwas übertrieben, mussten die Spieler aber erst einmal warten, bis sich der Rauch vom Spielfeld verzogen hatte. Die zehn Minuten Wartezeit reichten aber nicht aus, um das Benzin wieder aus den Blutgefäßen von Reese und Co. zu vertreiben. Hertha legte gleich richtig gut los und ließ einige schnelle Angriffe aufs Rostocker Tor los – immer angetrieben vom eigenen Anhang.

Hertha spielt sich in einen Rausch

“Es war ohrenbetäubender Lärm, man konnte sich kaum verständigen”, beschrieb Reese bei Sky das Erlebnis. “Dann haben wir uns in einen Rausch gespielt und hier glaube ich heute ein Fußballfest draus gemacht.” Vier Tore gelangen den Berlinern und damit zum vierten Mal in Folge mindestens drei Treffer in einem Zweitliga-Spiel.

Einen großen Anteil daran hatte auch Marten Winkler, der zuletzt in Paderborn noch eine Gelbsperre absitzen musste. Der 21-Jährige stach immer wieder auf seiner rechten Seite durch und bereitete zwei Treffer von Palko Dardai vor. “Wie wir heute Fußball gespielt haben, das macht einfach Bock”, freute sich Winkler.

Fokus erstmal nur auf Karlsruhe

Durch das vierte ungeschlagene Spiel am Stück sind die Berliner – zumindest über Nacht – wieder näher an die Aufstiegsplätze herangerückt. Kann Hertha also vielleicht doch nochmal im Kampf um die vorderen Plätze mitmischen? Bei Winkler und Reese herrschte Einigkeit: Erst einmal gilt der Fokus dem nächsten Spiel.

“Persönlich guckt man natürlich nach oben, aber wir müssen jetzt erstmal in Karlsruhe ein gutes Spiel machen und dann schauen wir weiter”, sagte Winkler. Und auch Reese will zunächst die aktuelle Serie ausbauen: “Ich hatte letzte Woche gesagt: Wir wollen erstmal drei Spiele am Stück gewinnen.” Gelingt am Sonntag in einer Woche beim KSC erneut ein Sieg, könne man nochmal weiterschauen, alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt aber “Träumerei”.

Winkler auf Palko Dardai: Herthas Erfolgsformel gegen Hansa

Hertha BSC hat gegen Hansa Rostock einen souveränen 4:0-Sieg eingefahren. Bei den Berlinern funktionierte vor allem das Zusammenspiel von Winkler und Palko Dardai hervorragend.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

IMAGO/Nordphoto

“Ein Geduldsspiel” hatte Pal Dardai im Vorfeld gegen Hansa Rostock prophezeit. Geduld war schon vor Anpfiff gefragt, denn blaue Rauchschwaden aus dem Gästeblock hatten sich im Stadion festgesetzt. Als es dann mit rund zehnminütiger Verspätung losging, waren es die Berliner, die die Initiative ergriffen.

Schnelle Berliner Angriffe über außen

Immer wieder über die Außenpositionen spielte sich die Dardai-Elf, bei der Ernst im Tor zurück war, ins letzte Drittel. Nach zwei solcher Vorträge schossen Tabakovic (6.) und Palko Dardai (8.) knapp am Tor vorbei. Die Hausherren, bei denen im Vergleich zum 3:2 in Paderborn außerdem Zeefuik, Winkler und Kempf anstelle von Klemens (Ohrblessur), Niederlechner und Gechter begannen, bearbeiteten die Gäste beharrlich und belohnten sich mit dem nächsten schnellen Angriff: Winkler flankte von rechts auf den Kopf von Palko Dardai, der aus kurzer Distanz auf 1:0 stellte (18.). Reese verpasste mit zwei überhasteten Abschlüssen den Doppelschlag (19., 20.).

Der FC Hansa, der nach dem 3:1 gegen Wehen Wiesbaden unverändert antrat, fand in der Anfangsphase offensiv nahezu gar nicht statt – nur ein ungefährlicher Abschluss von Stafylidis schaffte es auf den Chancenzettel (25.). Gegen die Angriffe der Berliner über die Außenbahnen fanden die Rostocker zudem weiterhin kein Mittel. Kolke musste gegen Tabakovic alles riskieren, um den zweiten Gegentreffer zu verhindern (27.).

Reese erhöht vom Punkt

Vier Minuten später war der Kapitän dann aber erneut geschlagen: Rhein hatte einen Fernschuss von Kenny mit dem rechten Arm geblockt, Reese verlud Kolke beim folgenden Strafstoß und besorgte damit die 2:0-Pausenführung (31.).

Erst als sich die Berliner danach etwas zurückzogen und dem FC Hansa mehr Platz gewährten, wurden die Gäste etwas mutiger. Gefährlich wurde es für das Tor von Ernst in Durchgang eins aber nicht mehr.

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Rostock wird aktiver – Berliner Konter beendet das Spiel

Für den zweiten Durchgang brachte Rostocks Trainer Mersad Selimbegovic mit Strauß und Vasiliadis nicht nur zwei frische Spieler, sondern mit ihnen auch neuen Schwung. Der FC Hansa war nun mutiger, Dressel prüfte Ernst immerhin mal etwas (52.). Pröger rauschte zudem noch knapp an einer Hereingabe von Junior Brumado vorbei (55.).

Die Hauptstädter starteten zunächst dosiert in den zweiten Durchgang, zogen dann aber einmal entscheidend das Tempo an: Nach einer abgewehrten Rostocker Flanke startete Winkler aus der eigenen Hälfte bis in den Strafraum durch und bediente Palko Dardai, der aus dem Rückraum eiskalt zum 3:0 vollstreckte (59.).

Tabakovics Nummer 19

Dieser Treffer machte bereits weit vor dem Ende den Deckel auf diese Partie – auch weil Rostock an diesem Freitagabend offensiv einfach zu ungefährlich war. Ein Abschluss von Pröger war keine Prüfung für Ernst (69.), der eingewechselte Perea schoss aus guter Position nur neben den Kasten (84.). Und so endete das Spiel, wie es begonnen hatte: mit einem schnellen Angriff der Berliner. Der eingewechselte Maza schickte Tabakovic, der mit seinem 19. Saisontor den 4:0-Endstand besorgte (86.).

Für Rostock ist die Niederlage ein herber Rückschlag nach zuletzt einer Erfolgsserie mit drei Siegen aus den jüngsten vier Partien. Für Zählbares agierten die Gäste allerdings zu harmlos.

Hertha reist am 30. Spieltag am Sonntag (13.30 Uhr) zum Karlsruher SC. Hansa ist zur gleichen Zeit Gastgeber von Magdeburg.

Hertha: Präsidiums-Neuwahlen erst im Herbst

Jetzt droht Wahlkampf-Unruhe bis in die Hinrunde der neuen Saison. Hertha BSC wird die Neuwahlen des Präsidiums erst bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2024 abhalten.

Interimspräsident Fabian Drescher könnte sich im Herbst zur Wahl stellen.

Interimspräsident Fabian Drescher könnte sich im Herbst zur Wahl stellen.

IMAGO/Nordphoto

Das aktuell siebenköpfige Präsidium des Zweitligisten hat einstimmig beschlossen, die für die Zukunft des finanziell angeschlagenen Hauptstadt-Klubs wichtigen Neu-Wahlen erst im Herbst durchzuziehen und nicht schon bei der anstehenden Mitgliederversammlung im Mai. kicker-Informationen decken sich mit einem entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung.

Nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein Mitte Januar hatte dessen Vize Fabian Drescher die Amtsgeschäfte übernommen. Der 41-jährige Jurist sitzt seit 2016 im Präsidium und wurde 2022 Vizepräsident. Der gebürtige Spandauer, vor dem Schritt ins Präsidium in der Fanhilfe des Förderkreises Ostkurve und im Vereinsgericht aktiv, war ein enger Vertrauter Bernsteins und unterstützte dessen Präsidentschafts-Kandidatur im Juni 2022. Auch inhaltlich dockte er in vielen Punkten an Bernsteins Programm an. Seit Wochen berichten gut informierte Kreise, dass sich Drescher, der öffentlich aktuell so gut wie gar nicht in Erscheinung tritt, mit dem Gedanken trägt, sich im Herbst als Präsident zur Wahl zu stellen. Die Wahl nicht im Mai abzuhalten, sondern erst im Herbst, dürfte ihm taktisch eher in die Karten spielen als potenziellen Herausforderern. Alle entscheidenden Fragen im Sommer mit Blick auf die weichenstellende Saison 2024/25 – sportlich, wirtschaftlich, personell – liegen damit weiter in der Zuständigkeit des aktuellen Präsidiums.

Aktuell nur ein Geschäftsführer – Paderborns Huschen Wunschkandidat als CFO

Auf der Mitgliederversammlung im Oktober 2023 waren in Anne Noske, Ralf Thaeter und Saravanan Sundaram drei neue Mitglieder ins Präsidium gewählt worden. Die weiteren Präsidiumsmitglieder Anne Jüngermann (seit 2020), Peer Mock-Stümer (seit 2020) und Hans-Joachim Bläsing (seit Juni 2022) gehören dem Führungsgremium bereits länger an. Die Vereinssatzung schreibt eine Anzahl von mindestens sieben und maximal neun Präsidiumsmitgliedern vor. Somit blieb das Führungsgremium auch nach Bernsteins Tod mit vorerst sieben Mitgliedern im satzungskonformen Korridor. Nach Bernsteins Tod, der den gesamten Klub in einen Schockzustand versetzt hatte, hatte Drescher erklärt: “Der Berliner Weg geht weiter. Es ist ein langer Weg. Wir haben ihn gemeinsam begonnen und werden ihn in Kays Sinne fortsetzen.”

Mitte März hatte das Präsidium den Vertrag von Geschäftsführer Thomas E. Herrich bis Ende 2026 verlängert. Seit den Abgängen von Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller (Oktober 2022) und Sportgeschäftsführer Fredi Bobic (Januar 2023) ist Herrich einziger Geschäftsführer. Das könnte sich mit der angestrebten Einstellung eines neuen CFO ändern. Herthas Wunschkandidat: Ralf Huschen, seit 2019 Geschäftsführer Finanzen bei Liga-Konkurrent SC Paderborn. Huschen, Inhaber der Trainer-A-Lizenz, war vor seinem Wechsel in den Profi-Fußball unter anderem für adidas und Siemens Nixdorf tätig und ist seit 2022 auch Mitglied im Aufsichtsrat der DFL.

Steffen Rohr