“Sind nicht in der 1. Klasse”: Klare Worte und Hecking-Ansprache für FCN-Profis

Der 1. FC Nürnberg steckt in einer Formkrise. Vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC sprach auch Sportvorstand Dieter Hecking zur Mannschaft, während die Trainer draußen warteten. Für Coach Cristian Fiel in der aktuellen Situation “nichts Außergewöhnliches”.

Auf der Suche nach den passenden Worten: Nürnberg-Coach Cristian Fiel (li.) und Sportvorstand Dieter Hecking.

Auf der Suche nach den passenden Worten: Nürnberg-Coach Cristian Fiel (li.) und Sportvorstand Dieter Hecking.

IMAGO/Zink

Es hapert gewaltig beim 1. FC Nürnberg: Fünfmal in Folge blieb die Mannschaft von Cristian Fiel in den vergangenen Wochen sieglos, zuletzt verlor man dreimal in Folge gar zu Null. Vier Spieltage vor Schluss ist Relegationsplatz 16 zwar noch sechs Zähler entfernt, langsam braucht es aber wieder Punkte, wenn es nicht doch noch einmal ungemütlich werden soll.

Entsprechend wurde der Ton unter der Woche rauer. Neben Trainer Cristian Fiel hat sich auch Sportvorstand Dieter Hecking direkt an die Spieler gewendet. “Er hat zur Mannschaft gesprochen, das Trainerteam hat draußen gewartet, bis die Jungs zum Training gekommen sind”, erklärte Fiel. “Keiner ist weinend rausgekommen. Ich glaube, wenn du als Fußballmannschaft in so einer Situation bist, dann hat der Sportvorstand auch mal das Recht, zur Mannschaft zu sprechen. Deswegen ist es für mich nichts Außergewöhnliches.”

Wir sind keine 1. oder 2. Klasse, sondern eine Fußballmannschaft und da gehört es schon dazu, die Wahrheit anzusprechen.

Cristian Fiel

Der Coach selbst sah zwar, dass nicht alles in den vergangenen Wochen schlecht war, weiß aber auch: “Wenn du die Spiele nicht gewinnst, keine Punkte holst, keine Tore schießt, dann interessiert es auch keinen, dass du immer wieder ins letzte Drittel kommst und es immer wieder der entscheidende Pass oder das letzte Duell ist, das du dann nicht für dich entscheidest.”

Entsprechend sei klar: “Wir sind keine 1. oder 2. Klasse, sondern eine Fußballmannschaft und da gehört es schon dazu, die Wahrheit anzusprechen.” Und die sieht bitter aus: 0:4 gegen Kiel, 0:2 auf Schalke und 0:2 gegen Paderborn, so lauteten die Ergebnisse der vergangenen Wochen.

Angst vor Fehlern? “Dann können wir es gleich lassen”

Neben der harmlosen Offensive verschärften auch einige individuelle Fehler die Krise. “Wenn du, um einfach irgendeine Position zu nennen, als Flügel das Eins-gegen-eins vor dir hast und es nicht gewinnst, dann wird es halt schwierig, in gefährliche Räume zu kommen und Tore zu schießen”, erklärte Fiel, betonte andererseits aber auch: “Fehler gehören einfach dazu. Wenn ich mit sieben Spielern rausgehe, die Angst haben, den Ball zu bekommen, dann können wir es gleich lassen.”

Viele dieser Fehler darf sich der Club am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) jedenfalls nicht erlauben. Dann geht es zum Karlsruher SC, einem der formstärksten Teams der Liga. Zuletzt blieb die Elf von Christian Eichner fünfmal in Folge ungeschlagen (3-2-0).

Fünferkette ist “eine Option”

“Sie bringen viele Flanken, sind super in der Box, bringen Größe mit. Wenn wir das so verteidigen, wie wir es teilweise schon gezeigt haben, dann werden wir große Probleme kriegen, das steht außer Frage”, analysierte Fiel den kommenden Gegner. “Wir müssen unsere Box besser verteidigen. Allerdings gehört auch dazu, dass wir früher attackieren, um die Flanken zu verhindern. Wenn der Ball erstmal unterwegs ist, dann ist es manchmal auch nicht so einfach.”

Dabei könne auch eine Fünferkette durchaus eine Option sein. Sicher nicht mit von der Partie ist Christopher Schindler, der sich unter der Woche eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog. Außerdem fehlt Jens Castrop bereits zum vierten Mal in dieser Saison gesperrt, diesmal aufgrund seiner zehnten Gelben Karte. James Lawrence macht nach seiner Rücken-OP Fortschritte und nimmt bereits teilintegrativ am Mannschaftstraining teil.

Mit 24 Jahren: Nürnbergs Dauerbrennerin May beendet ihre Karriere

106 Partien stand Jessica May zuletzt in Folge im Ligabetrieb für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz, maximal drei weitere werden hinzukommen. Im Sommer beendet die 24-Jährige ihre aktive Karriere.

Hängt ihre Schuhe an den Nagel: Jessica May.

Hängt ihre Schuhe an den Nagel: Jessica May.

IMAGO/foto2press

“Ich habe mir in den letzten Monaten einige Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich im Sommer meine Karriere beenden werde”, erklärt Jessica May in einer Videobotschaft ihre Entscheidung, einen Haken hinter ihre Fußball-Laufbahn zu setzen. “Ich bin unfassbar dankbar für die Zeit, ich habe viele tolle Erfahrungen sammeln dürfen und viele schöne Momente gehabt, gerade auch mit diesem Verein. Ich konnte meinen Traum leben, mit meinem Herzensverein in der Bundesliga zu spielen”.

Nürnberg verliert “tragende Säule”

Ab Sommer möchte sich May, die seit dem 13. Spieltag der Saison 2018/19 keine einzige Spielminute im Dress des 1. FC Nürnberg im Ligabetrieb verpasste, auf ihre berufliche Laufbahn als Grundschullehrerin konzentrieren. “Mit Jessica verlieren wir nicht nur eine tragende Säule dieser Mannschaft, sondern auch eine Spielerin, die in den letzten Jahren maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Vereins hatte. Ihr Werdegang ist ein Vorbild für viele junge Spielerinnen und unterstreicht die gute Jugendarbeit unseres Vereins”, so FCN-Sportvorstand Dieter Hecking in einer Vereinsmitteilung.

“Jessi hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und alles für den maximalen Erfolg getan”, wird Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der FCN-Frauen, zitiert. “Wir bedauern ihre Entscheidung in so jungen Jahren bereits die aktive Karriere zu beenden, respektieren aber ihren Wunsch und wünschen ihr für die berufliche Zukunft alles Gute.“

“Bis zum Saisonende liegt der Fokus nun aber noch auf unserem großen Ziel, den Klassenerhalt gemeinsam zu schaffen. Dafür werden wir als Team nochmal alle Kräfte mobilisieren, auch wenn die Ausgangslage extrem schwierig ist”, sagt May, die aus Ezelsdorf im Nürnberger Land stammt. In der Frauen-Bundesliga liegen die Nürnbergerinnen drei Spieltage vor Schluss auf dem vorletzten Platz und benötigen angesichts ihres Sechs-Punkte-Rückstands auf den vor ihnen liegenden 1. FC Köln wohl drei Siege, um den direkten Wiederabstieg zu verhindern.

Schon wieder verletzt: Schindler muss Club-Training abbrechen

Christopher Schindler hat es am Dienstag erneut erwischt. Der Nürnberger Abwehrspieler musste das Training wegen einer Muskelverletzung abbrechen.

Rückschlag im Kampf ums Comeback: Christopher Schindler.

Rückschlag im Kampf ums Comeback: Christopher Schindler.

IMAGO/Zink

“Leider keine guten Nachrichten vom Trainingsplatz”, schrieb der 1. FC Nürnberg am Dienstagmittag bei X. Christopher Schindler, 33-jähriger Abwehrspieler im Kader der Franken, hat sich erneut verletzt. Wegen einer “Muskelverletzung im Oberschenkel”, wie der Club weiter mitteilt, habe der gebürtige Münchner und Ex-Kapitän des FCN die Übungseinheit abbrechen müssen.

Damit verlängert sich die Leidenszeit Schindlers, der in der laufenden Saison noch keine Zweitliga-Minute auf dem Rasen bestritten hat.

Zwei Kreuzbandrisse und ein gebrochener Fuß

Seit einem im Dezember 2020 in Diensten von Huddersfield Town erlittenen Kreuzbandriss ist die Laufbahn des Defensivakteurs von mittelschweren bis schweren Verletzungen geprägt. Im vergangenen Sommer erlitt Schindler einen weiteren Kreuzbandriss, im Januar einen Mittelfußbruch, von dem er sich zuletzt erholt zu haben schien und das Trainingspensum wieder erhöht hatte.

Schindlers Vertrag beim Club läuft mit dem 30. Juni aus. Ob er darüber hinaus der Defensive der zuletzt nicht selten wackligen Nürnberger Hintermannschaft Halt geben wird, darf bezweifelt werden.

Mit Kollege James Lawrence hatte sich zu Wochenbeginn ein weiterer Innenverteidiger indes nach langer Leidenszeit beim Club zurückgemeldet. Auch der Vertrag des 31-Jährigen läuft im Sommer aus. Ob der Waliser im Saison-Endspurt noch einmal wird auflaufen können, ist noch fraglich.

Lawrence berichtet über Leidenszeit: “Ich konnte nicht mehr sitzen”

Ende August stand James Lawrence zuletzt für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz. Jetzt kehrt der 31-Jährige zurück und berichtet davon, dass er kein “alltägliches Leben” mehr habe führen können, weswegen eine Operation nötig gewesen sei.

Das Mannschaftstraining ist sein nächstes Ziel: James Lawrence.

Das Mannschaftstraining ist sein nächstes Ziel: James Lawrence.

IMAGO/Zink

Die Saison war gar nicht so schlecht losgegangen für James Lawrence. Der Innenverteidiger stand bei den ersten fünf Pflichtspielen viermal auf dem Platz. Doch sein Martyrium nahm dann schnell seinen Lauf, wie er jetzt auf der Website des Clubs berichtet.

“Es begann im September nach der Vorbereitung. Ich war fit und fühlte mich gut, hatte aber immer wieder Schmerzen in meinem Bein”, schildert Lawrence den Prozess, wie vor rund acht Monaten alles losging. Das habe sich alles zunächst nicht schlimm angefühlt und sei auch während des Trainings kein Problem gewesen.

“Ich konnte nicht mehr wirklich ein alltägliches Leben führen”

“Wenn ich aber nach dem Training ausgekühlt bin und zu Hause war, kam der Schmerz zurück. Nach einiger Zeit konnte ich nach den Einheiten nicht mal mehr sitzen und es stellte sich heraus, dass das Problem im Rücken liegt”, erzählt der 31-Jährige über seine dramatische Situation. “Ich konnte nicht mehr wirklich ein alltägliches Leben führen, da ich mich nirgendwo mehr hinsetzen konnte. Das Einzige, was sich einigermaßen in Ordnung anfühlte, war liegen oder gehen, wobei es im Liegen auch immer schlimmer wurde und ich nicht mal mehr richtig schlafen konnte.”

OP im Januar bringt die Wende

Nachdem seine Probleme während der Reha im Herbst immer wieder zurückgekehrt waren, wurde schließlich im Januar die Entscheidung getroffen zu operieren. Nach der OP seien die Schmerzen weggewesen. “Ich hatte das Gefühl, dass ich wieder zurück in ein normales Leben finden kann.” Nach seiner Reha in Amsterdam ist Lawrence nun seit Sonntag wieder in Nürnberg und möchte allmählich ins Mannschaftstraining einsteigen.

Wie geht es im Sommer weiter?

Allerdings wird die Zeit bis Saisonende knapp und so steht nicht mal fest, ob der Waliser, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, nochmals für den FCN wird spielen können/dürfen. Lawrence steht seit Sommer 2022 beim Club unter Vertrag und hat seither 28 Pflichtspiele absolviert. Ob der elfmalige walisische Nationalspieler einen neuen Vertrag erhalten wird, ist offen.

Das Restprogramm in der 2. Bundesliga

Die Saison 2023/24 in der 2. Bundesliga geht in den Endspurt. Das Restprogramm der 18 Klubs auf einen Blick.

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

IMAGO/Lobeca

1. Holstein Kiel – 61 Punkte (Tordifferenz +26)

Kaiserslautern (H), Wiesbaden (A), Düsseldorf (H), Hannover (A)

2. FC St. Pauli – 60 Punkte (Tordifferenz +23)

Rostock (H), Hamburg (A), Osnabrück (H), Wiesbaden (A)

3. Fortuna Düsseldorf – 55 Punkte (Tordifferenz +29)

Schalke (A), Nürnberg (H), Kiel (A), Magdeburg (H)

4. Hamburger SV – 49 Punkte (Tordifferenz +13)

Braunschweig (A), St. Pauli (H), Paderborn (A), Nürnberg (H)

5. Karlsruher SC – 46 Punkte (Tordifferenz +16)

Nürnberg (A), Rostock (A), Hannover (H), Elversberg (A)

6. Hannover 96 – 45 Punkte (Tordifferenz +14)

Hertha (A), Paderborn (H), Karlsruhe (A), Kiel (H)

7. Hertha BSC – 44 Punkte (Tordifferenz +11)

Hannover (H), Elversberg (A), Kaiserslautern (H), Osnabrück (A)

8. SC Paderborn – 43 Punkte (Tordifferenz -3)

Elversberg (H), Hannover (A), Hamburg (H), Rostock (A)

9. SpVgg Greuther Fürth – 42 Punkte (Tordifferenz -3)

Wiesbaden (A), Braunschweig (H), Magdeburg (A), Schalke (H)

Tabellenrechner

10. SV Elversberg – 40 Punkte (Tordifferenz -8)

Paderborn (A), Hertha (H), Nürnberg (A), Karlsruhe (H)

11. 1. FC Nürnberg – 37 Punkte (Tordifferenz -18)

Karlsruhe (H), Düsseldorf (A), Elversberg (H), Hamburg (A)

12. 1. FC Magdeburg – 36 Punkte (Tordifferenz -4)

Osnabrück (H), Kaiserslautern (A), Fürth (H), Düsseldorf (A)

13. FC Schalke 04 – 36 Punkte (Tordifferenz -10)

Düsseldorf (H), Osnabrück (A), Rostock (H), Fürth (A)

14. Eintracht Braunschweig – 34 Punkte (Tordifferenz -8)

Hamburg (H), Fürth (A), Wiesbaden (H), Kaiserslautern (A)

15. SV Wehen Wiesbaden – 32 Punkte (Tordifferenz -9)

Fürth (H), Kiel (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H)

16. Hansa Rostock – 31 Punkte (Tordifferenz -23)

Magdeburg (H), St. Pauli (A), Karlsruhe (H), Schalke (A), Paderborn (H)

17. 1. FC Kaiserslautern – 30 Punkte (Tordifferenz -13)

Kiel (A), Magdeburg (H), Hertha (A), Braunschweig (H)

18. VfL Osnabrück – 24 Punkte (Tordifferenz -33)

Magdeburg (A), Schalke (H), St. Pauli (A), Hertha (H)

Frühem Rückstand getrotzt: SGE nutzt Hoffenheims Patzer

Vor dem direkten Aufeinandertreffen in zwei Wochen sprang Frankfurt an Hoffenheim vorbei auf Platz drei. Beim 4:1 gegen Nürnberg drehte die SGE nach einem Rückstand in Minute eins die Partie.

Nicole Anyomi (r.) schnürte einen Doppelpack.

Nicole Anyomi (r.) schnürte einen Doppelpack.

IMAGO/Norina Toenges

Kurz vor dem Anpfiff hatte es für Frankfurt gute Nachrichten aus Essen gegeben: Hoffenheim, der direkte Konkurrent um Platz drei, hatte wegen zwei später Gegentreffer Federn gelassen (1:2). Doch dies sorgte augenscheinlich zunächst nicht für extra Motivation: Keine 60 Sekunden nach Anpfiff köpfte Magnusdottir Nürnberg in Führung (1.). Die Eintracht schüttelte sich kurz und schlug zeitnah sehenswert durch Doorsoun zurück (5.).

Anschließend arbeitete die dominante SGE an der Führung: Nachdem es erst noch im letzten Drittel an der Klarheit gefehlt hatte, sorgte Anyomis Doppelpack (31., 41.) für die auch in der Höhe absolut verdiente 3:1-Halbzeitführung.

Anyomi verpasst Dreierpack

Frauen-Bundesliga, 19. Spieltag

Im zweiten Durchgang wollte die Eintracht nachlegen – vor allem Reuteler brach auf der rechten Seite immer wieder gefährlich durch. So ließ unter anderem Anyomi nach der Vorlage der Mittelfeldspielerin ihren Dreierpack liegen und Reuteler traf selbst nur den Außenpfosten (beides 57.). Kaltschnäuziger zeigte sich sieben Minuten später Prasnikar (64.).

Das 4:1 war gleichzeitig der Endstand, weil Scholz für den FCN noch auf der Linie klärte (74.) und Bauereisen (75.) sowie Desic (87.) auf der Gegenseite einen Treffer verpassten.

Damit nutzte Frankfurt den Patzer von Hoffenheim und schob sich vor dem direkten Aufeinandertreffen am 4. Mai (14 Uhr) an der TSG vorbei auf Platz drei. Nürnberg blieb Tabellenvorletzter und trifft im Aufsteigerduell am 6. Mai (19.30 Uhr) auf Leipzig.

Nürnbergs Wechselbad der Gefühle rund um Uzuns Elfmeter

Wie schnell sich Gefühle verändern können, spürten die Anhänger von Nürnberg am Freitagabend. Zwischen Ärger, Freude, einem kurzen Schock, Jubel und Verwunderung lagen nur wenige Minuten.

Selbst angeschossen: Can Uzun vergibt auf kuriose Weise Nürnbergs Ausgleich.

Selbst angeschossen: Can Uzun vergibt auf kuriose Weise Nürnbergs Ausgleich.

IMAGO/Zink

Die Fans von Nürnberg erlebten am Freitagabend im Heimspiel gegen Paderborn kurz nach Wiederanpfiff ein wahres Wechselbad der Gefühle: Beim Stand von 0:1 dribbelte Joker Joseph Hungbo von der rechten Seite in den gegnerischen Sechzehner und ging nach einem Kontakt mit Marcel Hoffmeier zu Boden. Zum Ärger der FCN-Anhänger blieb die Pfeife von Schiedsrichter Florian Exner stumm. Doch wenige Minuten später verdrängte die Freude den Frust: Exner zeigte nach Ansicht der Videobilder nachträglich auf den Punkt.

Can Uzun, der sich sofort nach dem Foul den Ball geschnappt hatte, legte sich diesen nun zu Recht. Zwar scheiterte der 18-Jährige zunächst an Pelle Boevink, aber den Abpraller setzte er anschließend ganz sicher ins Netz und sorgte somit nach einem kurzen Schock für Jubel. Doch dieser verpuffte zur Überraschung einiger zeitnah wieder – die nächste Gefühlsveränderung binnen weniger Minuten. Denn der Ball lag nach dem vermeintlichen 1:1 nicht auf dem Mittelpunkt, sondern auf dem Elfmeterpunkt im Paderborner Strafraum.

Der Anlass: VAR Nicolas Winter hatte sich zum dritten Mal im Spiel eingeschaltet und Exner auf einen Doppelkontakt von Uzun bei der Ausführung des Elfmeters hingewiesen. Der gebürtige Regensburger war mit seinem linken Standbein leicht ausgerutscht und hatte dieses im Anschluss angeschossen. “Ich habe nur mitbekommen, dass er sich irgendwie selber angeschossen haben muss. Damit sind es zwei Kontakte, die beim Elfmeter nicht erlaubt sind. Eine bittere Situation”, schilderte Nürnbergs Trainer Cristian Fiel die Szene aus seiner Sicht am Sky-Mikrofon.

Dann kriegst du noch das zweite und dann ist es schwierig.

Cristian Fiel

Noch bitterer machte das Missgeschick eine Aktion wenige Minuten später auf der Gegenseite. Denn sechs Minuten nach dem versenkten Elfmeter-Nachschuss stellte Visar Musliu im Anschluss an einen Eckball auf 2:0. “Dann kriegst du noch das zweite und dann ist es schwierig”, so Fiel.

Zwei weitere zurückgenommene Tore machten gebrauchten Tag perfekt

Obwohl Nürnberg sich nie wirklich von dem Schock erholte, zappelte die Kugel noch ein drittes Mal an diesem Freitagabend im Paderborner Tor. Da aber Muslius Eigentor genau wie Kanji Okunukis Treffer in Durchgang eins nicht zählte, blieb der Club zum dritten Mal in Folge ohne Tor.

Nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie droht der Club noch in den Abstiegsstrudel zu geraten: Das Sechs-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz könnte in den kommenden zwei Tagen noch schrumpfen. Dennoch denkt der Coach nicht an den Abstieg. “Wahrscheinlich glauben sie mir das nicht, aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich versuche mich auf das kommende Spiel vorzubereiten”, so Fiel und fuhr fort: “Die Tabelle können wir nicht ändern. Für mich geht es darum, den Trend zu ändern.”

Die nächste Chance dazu bietet sich nächste Woche Sonntag – erneut in einem Heimspiel – gegen den KSC (13.30 Uhr).

Elfmeter-Wirbel und einkassierte Tore: FCN-Negativserie geht weiter

An den 19. April 2024 wird sich Nürnbergs Youngster Uzun sicherlich lange erinnern. Beim 0:2 gegen Paderborn verpasste er durch ein Elfmeter-Missgeschick den zwischenzeitlichen Ausgleich.

Missgeschick: Can Uzun schoss sich bei seinem Elfmeter selbst an.

Missgeschick: Can Uzun schoss sich bei seinem Elfmeter selbst an.

IMAGO/Zink

Auf das 0:2 auf Schalke, der dritten Niederlage in den vergangenen vier Spielen (ein Remis), reagierte Club-Coach Cristian Fiel mit einem Wechsel: Okunuki verdrängte Andersson auf die Bank. Dafür rückte Schleimer von links ins Sturmzentrum.

Eine Umstellung mehr nahm Paderborns Trainer Lukas Kwasniok vor: Im Vergleich zum 1:1 gegen Karlsruhe begannen Klaas (nach überstandener Mandelentzündung) und Curda für Pledl sowie Brackelmann (beide Bank).

“Wir haben zu oft diesen Moment, wo wir denken: ‘Hey, mein Mitspieler macht das schon, der braucht nicht meine Hilfe.’ Und auf einmal ist dann der Gegenspieler an uns vorbei und wir schauen uns um und merken, dass es zu spät ist”, hatte Fiel noch auf der Pressekonferenz vor der Partie kritisiert.

Fiels Warnung kommt nicht bei Castrop an

Doch die Warnung kam augenscheinlich nicht bei jedem seiner Spieler an: Anstatt ein Zwei-gegen-eins an der eigenen Strafraumkante herzustellen, vertraute Castrop auf Flick, der aber eben das Duell mit Bilbija verlor. Die Quittung folgte wenige Augenblicke später: Nach Bilbijas Flanke nutzte Grimaldi, der zuvor schon per Kopf vergeben hatte (6.), seine zweite Chance zum 1:0 (10.).

Mit der Führung im Rücken zogen sich die Paderborner zwar zurück, blieben aber die gefährlichere Mannschaft – vor allem, weil der Club sich auf seiner rechten Abwehrseite anfällig zeigte. So entstanden auch zwei ungenutzte Möglichkeiten von Conteh (26., 30.) – kurz vor den Chancen war der Offensivspieler bei einem Sprint 36,93 km/h schnell und hatte damit einen neuen Zweitliga-Rekord aufgestellt.

2. Bundesliga, 30. Spieltag

Aus dem Nichts jubelten fast im Gegenzug die Mittelfranken. Da Torschütze Okunuki aber im Abseits stand, kassierte der VAR den Treffer ein (31.). Kurz vor der Pause hatten die Heimfans dann erneut den Torschrei auf den Lippen. Doch Schleimer sowie Uzun verpassten bei einer Dreifach-Chance den Ausgleich (45.) und Boevink kratzte Horns Kopfball noch raus (45.+1), sodass es mit dem 1:0 in die Kabine ging.

Hungbo belebt Nürnbergs Spiel

Den Schwung aus den letzten Minuten des ersten Durchgangs nahm der FCN auch in den zweiten Durchgang mit. Dies lag vor allem an Joker Hungbo. Nachdem Conteh den Blitzstart für Paderborn verpasst hatte (46.), holte Hungbo einen Elfmeter raus (51.). Schiedsrichter Florian Exner zeigte nach Ansicht der Videobilder auf den Punkt – der Beginn von dramatischen zehn Minuten.

Denn was danach geschah, war durchaus kurios: Uzun scheiterte zunächst an Boevink, setzte aber den Abpraller ins Netz. Doch plötzlich gab es nach Intervention aus dem Kölner Keller Freistoß für den SCP am eigenen Elfmeterpunkt. Der Grund: Uzun hatte sich beim Elfmeter selbst angeschossen, sodass der Treffer nicht zählte (57.).

Muslius Eigentor zurückgenommen

Es sollte noch bitterer kommen für den FCN: Kurz nach dem zurückgenommenen Tor erhöhte Musliu im Anschluss an einen Eckball per Kopf (61.). Die Nürnberger blieben anschließend spielbestimmend, zur Schlussoffensive bliesen sie aber nicht. Es fehlte schlichtweg die nötige Durchschlagskraft im letzten Drittel – und auch das Glück. Denn es passte zum Abend der Fiel-Elf, dass auch Muslius Eigentor aufgrund von Schleimers Abseitsposition nicht zählte (70.). Selbst in der elfminütigen Nachspielzeit sollte den Hausherren kein Treffer mehr gelingen.

Die Mittelfranken verloren somit zum dritten Mal in Serie und müssen aufpassen, nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten. Paderborn hingegen beendete durch das 2:0 sein Formtief (zuvor sechs sieglose Spiele).

Paderborn empfängt nächste Woche am Samstag Elversberg (13 Uhr). Einen Tag später ist der KSC in Nürnberg zu Gast (13.30 Uhr).

Fiel deutet Experimente an: “Da kann noch etwas passieren”

Nur zehn Punkte aus den vorangegangenen zehn Zweitliga-Partien bedeuten, dass der 1. FC Nürnberg neuerdings seinen Blick in die untere Tabellenhälfte werfen muss. Zum gesicherten Klassenerhalt fehlt noch ein Sieg. Den wünscht sich Trainer Cristian Fiel sehnlichst, schließlich würde der Spanier im Saison-Endspurt noch gerne herumexperimentieren.

Sehnt den sicheren Klassenerhalt herbei: Nürnbergs Trainer Cristian Fiel.

Sehnt den sicheren Klassenerhalt herbei: Nürnbergs Trainer Cristian Fiel.

IMAGO/Zink

Trotz Nieselregen, kalten Temperaturen, sowie der sportlichen Situation erwartet der Club fürs Heimspiel gegen Paderborn am Freitag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) rund 28.000 Zuschauer. Die würden allesamt gerne einen Dreier bejubeln, der letzte vor heimischer Kulisse liegt schließlich schon rund anderthalb Monate zurück.

Nur ein Punkt aus den letzten vier Spielen

“Es wird darum gehen, dass wir unser Gesicht zeigen, wie wir es in Berlin getan haben”, blickt FCN-Coach Fiel aufs Duell mit dem SCP voraus. Wohl wissend, dass seine Mannschaft “noch den ein oder anderen Punkt” braucht, um nicht doch noch in den Abstiegsstrudel zu geraten. Bei Hertha BSC hatten die Mittelfranken die Partie über weite Strecken unter Kontrolle, gaben den zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprung aber noch aus der Hand. Vom anstehenden Gegner erwartet Fiel “eine Mannschaft, die ähnlich wie wir nicht aus ihrem besten Moment kommt. Sie agieren mit vielen langen Bällen, entwickeln aber auch viele Chancen”.

Die Nürnberger selbst sind seit vier Zweitliga-Spielen sieglos. Zwischen den Heim-Niederlagen gegen St. Pauli (0:2) und Kiel (0:4) trennte sich der Club 3:3 in Berlin und verlor jüngst 0:2 bei Abstiegskandidat Schalke 04. “Wir spielen zu oft den schlampigen Pass, gewinnen nicht das direkte Duell oder trauen uns erst gar nicht, vorne in den Strafraum zu gehen”, bemängelt Fiel und führt aus: “Wir haben zu oft diesen Moment, wo wir denken: ‘Hey, mein Mitspieler macht das schon, der braucht nicht meine Hilfe.’ Und auf einmal ist dann der Gegenspieler an uns vorbei und wir schauen uns um und merken, dass es zu spät ist.”

Hungbo wieder eine Option

Einer, der beim Vorhaben, die 40-Punkte-Marke zu knacken, wieder dabei sein könnte, ist Joseph Hungbo. Der englische Flügelspieler feierte bei der deutlichen Niederlage gegen die KSV Holstein sein Comeback in der Startelf (erstmals seit dem 2. Spieltag), wurde aber bereits in der zwölften Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.

“Diese Trainingswoche war besser als die letzte”, ordnet Fiel die Leistungen des 24-Jährigen ein. “Man hat gemerkt, dass ihm das zu schaffen gemacht hat, allerdings zu lange. So etwas muss man abhaken und dann geht es vorwärts.” Weil seine Trainingsleistungen in dieser Woche im Vergleich zur Vorwoche (“nicht gut”) “ok” waren, sei er für den Freitag eine Option.

Reicherts Debüt noch in dieser Saison?

Doch egal, ob mit oder ohne den gebürtigen Londoner hat der FCN am Freitagabend ein Ziel, welches Klassenerhalt heißt. Sollten im Duell mit Paderborn drei Punkte herausspringen, könnte Fiel seine Gedanken, noch einige Nachwuchsspieler in dieser Saison einzusetzen, im Endspurt bewahrheiten. “Da kann vielleicht noch etwas passieren”, ließ der 44-jährige Spanier durchklingen. Damit gemeint dürfte vor allem Torhüter Jan Reichert sein.

Rund um den Valznerweiher wird spekuliert, dass die aktuelle Nummer drei eine ernsthafte Option für den Posten des Stammkeepers in der kommenden Spielzeit sein könnte. Weil der 22-Jährige, der im Sommer 2021 aus Schweinfurt nach Nürnberg wechselte, noch kein einziges Zweitliga-Spiel gemacht hat, würden sich die letzten Spiele dieser Saison optimal fürs Debüt anbieten. Dazu werden aber erst einmal dringend drei Punkte benötigt.