Aufbruchstimmung in Aachen: Auch Vereins-Ikone Meijer fiebert mit

Der Traditionsverein fiel tief, nun aber steht Alemannia Aachen vor der Rückkehr in den Profifußball. Auch eine Alemannia-Legende verfolgt die Entwicklungen der letzten Jahre.

Ein Bild aus dem Jahr 2006: Erik Meijer feiert mit den Anhängern den Bundesligaaufstieg seines Teams.

Ein Bild aus dem Jahr 2006: Erik Meijer feiert mit den Anhängern den Bundesligaaufstieg seines Teams.

imago/Team 2

Regionalliga West

Allein der Name Tivoli löst bei Fußballromantikern Gänsehaut aus, und auch die Fans von Alemannia Aachen sind in ihrem bedingungslosen Support nach wie vor erstklassig. Jahrelang lag der Traditionsverein sportlich und finanziell am Boden, nun steht der frühere Europapokalteilnehmer nach elf Jahren Viertklassigkeit vor der Rückkehr in den Profifußball.

Die Alemannia geht mit komfortablen acht Punkten Vorsprung in die heiße Phase der Regionalliga West. Seit Anfang November kassierte Aachen keine Niederlage mehr. “Es ist eine Riesenstimmung und es herrscht ein sehr positives Gefühl”, sagte Alemannia-Legende Erik Meijer dem SID. Der ehemalige Stürmer und frühere Geschäftsführer der “Öcher” ist dem Klub noch immer verbunden und spürt eine Aufbruchstimmung im und um den Verein. “Die Leute haben alle den Glauben und das Vertrauen, dass diese Truppe es schaffen kann, wieder in den Profibereich zurückzukehren”, sagte der Sky-Experte.

DFB-Pokal-Halbfinale

Meijer selbst erlebte am Tivoli die glorreichsten Zeiten hautnah, er schoss Aachen gegen Bayern München 2004 sensationell ins Halbfinale des DFB-Pokals. Es folgte der Durchmarsch ins Finale gegen Werder Bremen und die Qualifikation für den UEFA Cup.

Aber auch beim tragischen Fall der einstigen Europapokal-Sensation in die 3. Liga war Meijer als Sportdirektor mitverantwortlich. Der Absturz des Traditionsvereins in die Drittklassigkeit sei “eine schwarze Seite in meinem Buch, weil ich selber gesehen habe, wie schön es bei diesem Klub ist und welch schöne Erfolge wir in den Jahren feiern konnten, als ich als Spieler dort aktiv war”. Nur ein Jahr später wurde es richtig düster, nach einer Saison wurde Aachen in die Regionalliga durchgereicht.

Steine oder Beine

Für Meijer war besonders der Bau des 2009 eröffneten neuen Tivoli ein Grund für die lange Misere. “Es wurde ein Stadion gebaut, das für die Bundesliga ist, aber wenn du Realist bist, war es natürlich Quatsch. Du kannst entweder in Steine oder in Beine investieren, beides ging nicht zu der Zeit. Der Bau des Stadions war der Genickbruch.” Es dauerte, bis sich die Alemannia von diesem erholte. Nur in der Saison 2015 hatte der Klub als Tabellenzweiter lange Aussichten auf den Wiederaufstieg, mehr als Rang sechs war ansonsten nie drin. Bis jetzt.

Der Bau des Stadions war der Genickbruch.

Erik Meijer

Im neuen Tivoli begeistert die Alemannia in diesem Jahr die Massen, Zuschauerzahlen jenseits der 20.000 sind keine Seltenheit. Mehr als 27.000 Fans kamen gar zum Saisonauftakt in der Regionalliga. Sie mögen geahnt haben, wo der Weg hinführen könnte.

Auch Ikone Meijer besuchte einen Ex-Klub im Februar beim Viertelfinalspiel des Landespokals Mittelrhein und war begeistert. “Von dem, was ich jetzt gesehen habe und wie die Qualität auf dem Platz ist, war ich überrascht, wie gut Alemannia Aachen im Moment Fußball spielt”, schwärmte er.

Alemannia zieht Düren in der Verlängerung den Zahn und steht im Finale

Die Aachener Alemannia steht im Endspiel des Landespokals Mittelrhein. Vor heimischem Publikum gelingt ein 2:1-Derbysieg gegen den Regionalliga-Kontrahenten Düren, der erst in der Verlängerung zustande kommt.

Heißer Kampf im Tivoli: Ulrich Bapoh bringt Vincent Geimer (Düren, re.) zu Fall.

Heißer Kampf im Tivoli: Ulrich Bapoh bringt Vincent Geimer (Düren, re.) zu Fall.

picture alliance / Kirchner-Media

25.500 Fans waren zu diesem Landespokal-Fight in den Tivoli gekommen – Rekord im Landespokal Mittelrhein. Sie sahen ein über 120 Minuten hart umkämpftes Spiel, in dem die Alemannia ihrer Favoritenrolle gerecht wurde, obwohl sie spielerisch nicht ihre beste Leistung zeigte. Düren konzentrierte sich aufs Kontern und disziplinierte Verteidigen.

Die den Erfolg in die Wege leitenden Tore fielen in der ersten Hälfte der Verlängerung. Anton Heinz per Volleyabnahme (92.) und Joker Thilo Töpken, der das 1:0 aufgelegt hatte, nach einer Einzelleistung (96.), stellten die Weichen und sorgten für großen Jubel der Alemannia-Anhängerschaft. Der Winter-Neuzugang vom SV Rödinghausen avancierte somit quasi zum Matchwinner.

Eigentor sorgt noch für Spannung

Düren gab sich nicht geschlagen und kam durch einen von Mika Hanraths entscheidend abgefälschten Breuer-Schuss aus spitzem Winkel in der 114. Minute zum Anschlusstor. Die Hausherren mussten noch bange Minuten überstehen, ehe der Aachener Siegesjubel aufbrandete.

Im Endspiel des Mittelrheinpokals trifft der Spitzenreiter der Regionalliga West am 25. Mai auf den Mittelrheinliga-Vertreter Bonner SC (4:0 gegen Königsdorf). Der Sieger zieht in den DFB-Pokal 2024/25 ein.

Tivoli, Berlin, Sevilla: Als Aachen auf große Reise ging

Im Frühjahr 2004 stand Alemannia Aachen Kopf. Der damalige Zweitligist zog gegen Borussia Mönchengladbach ins Pokalfinale ein – und hinaus in die weite Welt.

Tollhaus Tivoli: Alemannia Aachen im Frühjahr 2004.

Tollhaus Tivoli: Alemannia Aachen im Frühjahr 2004.

Getty Images, imago images, picture alliance

Von den Gladbacher Spielern ist nach 20 Jahren natürlich keiner mehr dabei, aber vielleicht hat sich ja mancher Fan “Schon wieder wir?” gefragt, nachdem man im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Saarbrücken hatte die Segel streichen müssen. Ein weiterer märchenhafter Durchmarsch eines Underdogs auf Kosten der Borussia.

In der Saison 2003/04 war Gladbach, klar in der Favoritenrolle, im Halbfinale am damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen gescheitert, der wie Saarbrücken zuvor bereits den Meister FC Bayern eliminiert hatte. Es bahnte sich etwas an auf dem alten Tivoli, der an diesem 17. März 2004 schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff prall gefüllt war – was auch daran lag, dass Aachen durch den Final-Einzug des kommenden Deutschen Meisters Werder Bremen tags zuvor als unterlegener Pokal-Finalist gute Chancen auf die UEFA-Cup-Teilnahme hatte.

Mit Nürnberg-Trainer und Sky-Experte

Auf dem Platz fanden sich später im Trikot von Alemannia Zweitliga-Rekordspieler Willi Landgraf, Karlheinz Pflipsen, der heutige Nürnberg-Trainer Cristian Fiel oder Sky-Experte Erik Meijer ein, Bachirou Salou kam von der Bank. Gladbach trat mit Arie van Lent, Joris van Hout, Jeff Strasser, Thomas Broich oder Claus Reitmaier an, der im Tor seinen 40. Geburtstag feierte – und vor Anpfiff einen Wunsch äußerte: “Mit 40 den Pokal gewinnen, und dann auch noch mit meinem Lieblingsverein Borussia, das wär’s.”

Aachens Pokalreise 2003/04

Zunächst dürfte Reitmaier Hoffnung gehabt haben, die Gladbacher kontrollierten das Spiel. Dann traf Angreifer Vaclav Sverkos nach 20 Minuten den Innenpfosten. Doch genauer schoss kurz vor der Halbzeit Ivica Grlic, dessen direktes Freistoßtor schließlich den Unterschied machte. Wie auch ein ungeahndetes Handspiel von Aachens Verteidiger George Mbwando.

Der Tivoli tobte, Zweitligist Alemannia stand nach 1953 und 1965 wieder im großen Endspiel, doch Trainer Jörg Berger, 2010 verstorben, vermochte sich nicht bedingungslos freuen zu können. Weil die Doppelbelastung Aachens Aussichten im Aufstiegsrennen schmälerte. “Jetzt wird es sehr schwierig, Berlin wieder aus den Köpfen der Spieler zu bekommen”, mahnte Berger. “Wenn wir es schaffen, dass wir am letzten Spieltag gegen den KSC ein Endspiel um den Aufstieg haben, ist mir das mehr wert als Berlin.”

Sergio Ramos gegen Erik Meijer

Aachen international: Sevillas Sergio Ramos (li.) gegen Erik Meijer.
AFP via Getty Images

Anders als Reitmaier bekam Berger seinen Wunsch, sein Endspiel eine Woche vor dem Pokalfinale in Berlin. Auf Platz drei, damals noch ein direkter Aufstiegsplatz, ging Alemannia in den letzten Zweitliga-Spieltag beim KSC – und verlor. Wie sechs Tage später auch in Berlin gegen Bremen, obwohl der Underdog beherzt dagegengehalten und nach 0:2-Rückstand fast noch mal auf 2:2 herangekommen wäre. Diesmal fehlte eben auch das Glück, Mbwando sah in Aachens Drangphase in der Schlussviertelstunde eine unberechtigte Rote Karte.

Mit Hecking durch Europa

So spielte der heutige Regionalligist in der Saison 2004/05 zwar weiterhin “nur” in der 2. Liga, ein großer Titel fehlt bis heute in der Vitrine. Aber – weil Werder nicht nur Pokalsieger, sondern auch Meister geworden war – Alemannia spielte auch gegen Lille, Zenit St. Petersburg, in Athen und beim FC Sevilla. Landgraf, Fiel und Meijer gegen Dani Alves, Jesus Navas und Sergio Ramos.

Darüber konnte sich wohl auch Jörg Berger freuen, wenn auch wieder mit einer Einschränkung: Aachens Trainer hieß inzwischen Dieter Hecking.

Niklas Baumgart

Geduld und Konterstärke: Aachen siegt auch in Köln

Von tausenden Gästefans begleitet hat Alemannia Aachen am Freitag eine abgezockte Leistung beim 1. FC Köln II abgeliefert und somit der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

Auf Drittliga-Kurs: Alemannia Aachen (Archiv-Foto) fuhr mit drei Punkten aus Köln heim.

Auf Drittliga-Kurs: Alemannia Aachen (Archiv-Foto) fuhr mit drei Punkten aus Köln heim.

Andre van Elten

Die U 21 des 1. FC Köln konnte zwar vor knapp zwei Wochen bei Schalke 04 II gewinnen, darüber hinaus aber ist die Sbonias-Elf seit Mitte November aus dem Tritt gekommen, hat seitdem nur besagte Begegnung mit dem S04-Nachwuchs für sich entscheiden können. Ganz anders die Situation bei Alemannia Aachen, das 1:1 in Rödinghausen Anfang März war ein Ausrutscher zwischen all den vielen Siegen im Anschluss an das 0:3 in Bocholt am 4. November.

Am Freitag im Franz-Kremer-Stadion hatten die Aachener Abschlüsse lange nicht wirklich Güteklasse A. Immerhin schraubte Aachen am ersten Tor. In der 29. Minute probierte es Heister bei einem Freistoß mit viel Wucht und FC-Schlussmann Nickisch parierte glänzend. Kurz vor der Pause kam Pagliuca mit der Stirn an eine Flanke, doch das Leder strich knapp daneben. Das 0:0 zur Halbzeit war für die Kölner etwas schmeichelhaft, da sie nach einer ausgeglichenen Anfangsphase immer mehr Probleme mit der druckvollen Alemannia hatten.

Die Beharrlichkeit des Spitzenreiters zahlte sich in der 52. Minute aus. Zunächst forderte die Alemannia einen Elfmeter, setzte aber dann nach, eroberte den Ball und Strujic platzierte ihn aus der Distanz mit viel Schmackes im Winkel zum 1:0. Die Effzeh-Reserve war nun gefordert und sie steigerte sich tatsächlich. Doch Aachen konterte in der 68. Minute wie eine Spitzenmannschaft und Willms trug sich aus kurzer Distanz in die Torschützenlisten ein.

Mit zwei Toren Vorsprung und tausenden Gästefans im Rücken blieb Aachen auf dem Gaspedal. Bei den Versuchen von Töpken, Strujic und Scepanik fehlte nicht viel. Die Schwarz-Gelben konnten es verschmerzen, am Dreier in der Domstadt gab es längst keine Zweifel mehr.

Die Konkurrenz im Aufstiegsrennen muss langsam die Ferngläser auspacken oder alternativ eigene Siegesserien starten. Denn in die Nacht von Freitag auf Samstag nahm die Alemannia einen Neun-Punkte-Vorsprung auf Platz 2 mit.

26. Spieltag

Vor dem Duell gegen Köln II: “Die Lage entspannt sich” bei Alemannia Aachen

Die Regionalliga West geht allmählich in die heiße Phase. Pünktlich zur “Crunchtime” scheint sich die Lage beim jüngst stark personalgeschwächten Titel-Favoriten Alemannia Aachen zu beruhigen.

Heiner Backhaus könnte pünktlich zum Saisonfinale schon bald wieder aus dem Vollen schöpfen

Heiner Backhaus könnte pünktlich zum Saisonfinale schon bald wieder aus dem Vollen schöpfen

Andre van Elten

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“Die Lage entspannt sich”, sagt Aachens Trainer Heiner Backhaus vor dem Auswärtsspiel seiner Alemannia am Freitagabend bei der Reserve des 1.FC Köln. Doch damit meint der 42-Jährige natürlich nicht die Lage seines Teams im Aufstiegsrennen. Denn von sportlicher Entspannung ist beim Spitzenreiter der Regionalliga West natürlich keine Spur. “Am Freitag wartet mit dem 1.FC Köln II wieder eine harte Nuss auf uns, die wir natürlich knacken wollen”, sagt Backhaus über die Partie beim Tabellen-Achten.

Der Kader füllt sich wieder

Nein, die Entspannung hat der Trainer in der Personalsituation der Alemannia ausgemacht. Denn, nachdem beim 2:1-Erfolg über Düsseldorf II am vergangenen Spieltag noch so viele Spieler verletzt oder gesperrt ausgefallen waren, dass Backhaus mit Noah Förster und Leo Mirgatz kurz vor Schluss noch zwei A-Jugendliche einwechseln musste, füllt sich der Kader allmählich wieder. Top-Torjäger Anton Heinz hat seine Gelbsperre abgesessen und Franko Uzelac seine Erkrankung überwunden. Beide kehren in den Kader zurück, wie womöglich auch Ulrich Bapoh nach seinem Muskelfaserriss. Weiter gesperrt ist hingegen Julian Schwermann nach seiner Roten Karte aus dem Spiel in Rödinghausen (1:1). Noch keine Alternative für den Kader sind Anas Bakhat, Nils Winter und Freddy Baum, die nach und nach erst in der nächsten Woche oder den nächsten Wochen zurückerwartet werden – passend zur Crunchtime im Aufstiegsrennen. “Allerdings”, schränkt Heiner Backhaus lächelnd ein, “bei Alemannia Aachen ist eigentlich immer Crunchtime – vom ersten bis zum 34. Spieltag.”

26. Spieltag

Und dann gibt es da noch “eine erfreuliche Nachricht” für den Coach. Denn Aldin Dervisevic hat erstmals seit seiner schweren Verletzung aus der Hinrunde wieder mit der Mannschaft trainiert. Der 21-Jährige hatte sich am 13. Spieltag beim 2:1-Heimsieg über Paderborn II einen Wadenbeinbruch samt Syndesmosebandriss zugezogen.

Wir wissen, wenn wir unsere Spiele gewinnen, dass uns keiner mehr einholen kann.

Sascha Strujic über die Favoritenrolle der Alemannia im Titelkampf

Seitdem ist viel passiert am Tivoli. Auf Platz sieben rangierte die Alemannia damals, sechs Punkte hinter Spitzenreiter 1.FC Bocholt. Inzwischen haben sich die Verhältnisse gedreht. Nun ist es die Alemannia, die nach einer Serie von elf ungeschlagenen Spielen hintereinander, wovon sie zehn Partien gewann, sechs Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten Bocholt hat – bei noch neun ausstehenden Spielen. “Wir wissen, wenn wir unsere Spiele gewinnen, dass uns keiner mehr einholen kann”, skizzierte Sascha Strujic die Situation nach dem letzten Spiel. Und genau das sei ja das große Ziel, “dafür müssen wir uns noch neun Mal den Allerwertesten aufreißen”, kündigte der Linksverteidiger an. Und das nächste Mal am Freitagabend gegen den 1.FC Köln II.

Holger Richter

Vor über 25.000 Zuschauern: Aachen kämpft sich gegen Düsseldorf zurück in die Siegesspur

Es war ein Dreier der Kategorie Arbeitssieg: Alemannia Aachen gewann mit 2:1 gegen die U 23 von Fortuna Düsseldorf, die am Ende mit zwei Mann weniger auf dem Platz stand.

Alemannia Aachen (Archiv) setzte sich am Freitag gegen Düsseldorf durch.

Alemannia Aachen (Archiv) setzte sich am Freitag gegen Düsseldorf durch.

IMAGO/Fotostand

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25.400 Zuschauer fanden sich am Freitagabend am Tivoli ein – mehrheitlich, um die Alemannia in Richtung 3. Liga zu rufen. Gegen die U 23 von Fortuna Düsseldorf gelang nach dem jüngsten Remis gegen Rödinghausen auch wieder ein 2:1-Erfolg, der allerdings hart erarbeitet werden musste.

Nach einem ersten gefährlichen Konter der Gäste hatte Pagliuca die erste Chance für die Hausherren. Doch dann klingelte es im Tor der Hausherren: Skolik traf im Nachsetzen aus spitzem Winkel zum 1:0 für Düsseldorf (14.). Doch Scepanik hatte umgehend die Antwort parat: Nach einem Solo netzte er ins lange Eck zum 1:1-Ausgleich (15.). In der Folge hatten die Hausherren ein klares Chancenplus, doch Willms, Müller und Pagliuca verpassten bis zur Pause, die Partie zu drehen.

Wieder trifft Pagliuca

Nach dem Seitenwechsel ging es spannend weiter: Aachens Strujic nagelte einen Distanzschuss an die Lattenunterkante, Brasnic scheiterte zweimal am Torwart. Doch die Fortuna war spielerisch ebenbürtig und ebenso gefährlich. 20 Minuten vor dem Ende dezimierten sich die Gäste in einer zunehmend hitzigen Partie: Petritt grätschte Strujic von hinten in die Beine und sah glatt Rot. In Überzahl fiel dann das erlösende 2:1 für Aachen: Nach einer Ecke und Afamefunas Direktabnahme stand Pagliuca vor dem Tor goldrichtig und verlängerte den Ball zum 2:1 ins Netz (75.).

Doch der Tivoli musste weiter zittern: Majetic nagelte den Ball aus rund 20 Metern an den Pfosten, aber nachdem Rouinier Bodzek auf Düsseldorfer Seite wegen einer verbalen Entgleisung ebenfalls Gelb-Rot sah, schien die Entscheidung gefallen. Doch weit in der Nachspielzeit tauchte Skolik aus spitzem Winkel noch einmal gefährlich vor Johnen auf – wenig später konnte die Alemannia aufatmen.

25. SPIELTAG

Schon wieder die Nachspielzeit: Pagliuca rettet Aachen in Rödinghausen einen Zähler

Die Siegesserie der Alemannia aus Aachen endete am Samstag beim SV Rödinghausen – auch wenn sich das 1:1 wie ein Sieg anfühlte.

Kilian Pagliuca (Archiv) rettete Aachen) noch einen späten Punkt.

Kilian Pagliuca (Archiv) rettete Aachen) noch einen späten Punkt.

IMAGO/Fotostand

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Immerhin einen Teilerfolg konnte Primus Alemannia Aachen am Samstag beim SV Rödinghausen holen. Das späte 1:1 fühlte sich dabei für die Gäste an wie ein Sieg.

Die über weiter Strecken stark auftretende Heimelf zeigte sich von Beginn an hochmotiviert, verpasste bei Dacays Lattentreffer noch die frühe Führung. In Folge sahen die Zuschauer eine attraktive Begegnung, in der auch Rödinghausens Safi eine weitere große Gelegenheit liegenließ. Und Aachen? Der Alemannia bot sich nach einem Fehler der Gastgeber die bis dato beste Gelegenheit, doch Heinz konnte Scepaniks Vorlage nicht nutzen. So ging diese Partie trotz guter Chancen torlos in die Pause.

24. Spieltag

Auch nach Wiederanpfiff war Rödinghausen lange das optisch bessere Team – und sorgte auch zeitig für Tatsachen: Safi bereitete über die linke Seite vor, in der Mitte war Rekord-Torjäger Engelmann bei einem zweiten Ball zur Stelle und staubte zum 1:0 ab (48.). In Folge verteidigte die Heimelf die Führung durch große Lauf- und Kampfbereitschaft, Aachen fiel zu wenig ein: Schwermann bot sich aus dem Gewühl einer der wenigen Chancen auf den Ausgleich. In der Schlussphase versuchte die Alemannia nochmals, den Druck zu erhöhen: Heinz setzte einen Freistoß drüber, ansonsten blieben gute Gelegenheiten aus. Anders als auf der Gegenseite: Engelmann verpasste seinen zweiten Treffer für Rödinghausen bei einer Doppelchance. 

Kurz vor Ende musste Aachens Schwermann dann nach einem groben Foulspiel mit glatt Rot vom Feld, die Serie von zuletzt neun Liga-Partien ohne Niederlage schien endgültig beendet. Dann aber war es erneut die Nachspielzeit, die Aachen diesmal zumindest noch den einen Punkt bescherte: Nach der Ecke von Heinz war Pagliuca zur Stelle und drückte das Leder noch zum 1:1 über die Linie (90.+2). Der Jubel war groß, auch wenn der Vorsprung auf den schärfsten Verfolger Bocholt damit vorerst auf drei Zähler schmilzt.

Drittliga-Rückkehr rückt näher: Alemannia Aachen bleibt “komplett geerdet”

Neun Siege in Serie, fünf Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz: Alemannia Aachen präsentiert sich in den vergangenen Monaten meisterlich. Auf den Rängen ist die Euphorie bereits spürbar, die Verantwortlichen am Tivoli wollen aber noch lange nicht vom Aufstieg reden.

Neunter Sieg in Folge: Auch gegen den FC Gütersloh war der Primus nicht zu stoppen

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Andre van Elten

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Natürlich habe er die Ergebnisse der Konkurrenz zur Kenntnis genommen, sagt Heiner Backhaus. Mehr aber auch nicht. “Ich befasse mich nicht mit der Tabelle”, sagt der Trainer von Alemannia Aachen. “Ich beschäftige mich nur mit Sachen, die ich beeinflussen kann.” Also mit seinem Team, das die Tabelle der Regionalliga West seit vier Spieltagen anführt und seinen Vorsprung auf den 1.FC Bocholt am vergangenen Spieltag auf fünf Punkte ausbauen konnte.

Die Schwächen der Konkurrenz ausgenutzt

Das lag zum einen am eigenen 4:0-Erfolg über den FC Gütersloh, zum anderen aber auch an den Patzern der Konkurrenten. Von den Vereinen auf den ersten zehn Plätzen konnten nur die Aachener dreifach punkten. Die letzten neun Ligaspiele wurden allesamt gewonnen. Es scheint, als könnten sich die Schwarz-Gelben derzeit nur noch selbst schlagen.

Die Zuschauer sind nicht nur unser 12. Mann, sie sind unser 12., 13. und 14. Mann.

Cheftrainer Heiner Backhaus (42) über die Nähe zu den Fans

Doch davon will Heiner Backhaus nichts hören. “Jede Woche treten wir gegen eine Mannschaft an, die uns schlagen kann”, sagt er. Am kommenden Samstag versucht das mit dem SV Rödinghausen ein Team, das Aachens Trainer qualitativ wesentlich besser einschätzt als es der 9. Tabellenplatz derzeit aussagt. “Das wird ein richtig enges Spiel auf Augenhöhe, das wir maximal ernst angehen werden”, kündigt der 42-Jährige an. Was er damit meint, hat Backhaus schon nach den letzten beiden Heimsiegen gegen Oberhausen und Gütersloh gezeigt, als er phasenweise die letzte Leidenschaft bei seiner Truppe vermisst und dies auch deutlich angesprochen hatte. Und seine Truppe erwarte diese Impulse auch von ihm als Trainer. “Wir sind hier komplett geerdet”, fasst er die Stimmung im Kader zusammen.

Aufstiegseuphorie auf den Rängen

Von den Anhängern der Alemannia kann man dies derzeit nicht behaupten, sie sind komplett euphorisiert und rennen dem Verein die Bude ein. Im Fanshop sind sämtliche Trikots ausverkauft, der Dauerkartenverkauf wurde bei 9628 Tickets gestoppt. Jeder will dabei sein, wenn nach elf Jahren Viertklassigkeit endlich der ersehnte Aufstieg gelingen sollte. Mit ihrem Zuschauerschnitt von 16.267 würden die Schwarz-Gelben in der 3. Liga auf Platz 4 rangieren, nur 17 Besucher hinter dem Drittplatzierten der Zuschauertabelle aus Essen. Und selbst in Liga 2 würde die Alemannia noch vor Aufstiegskandidat Holstein Kiel auf Rang 12 liegen.

“Die Zuschauer sind nicht nur unser 12. Mann”, sagt Backhaus, “sie sind unser 12., 13. und 14. Mann.” Der 42-Jährige bezeichnet das Verhältnis von Team zu Fans gerne als “gegenseitiges Leistungsversprechen”. Die auf der Tribüne stachelten die auf dem Rasen zu besseren Leistungen an. Und umgekehrt. “Meine Jungs spüren die permanente Resonanz von den Rängen, wenn sie etwa für ein Tackling ins Aus fast so gefeiert werden wie für ein Tor.” Das Publikum am Tivoli habe ein feines Empfinden für ehrliche Arbeit und Kampfeswille – und liegen damit auf einer Wellenlänge mit dem Coach. Denn beides ist für Heiner Backhaus nicht verhandelbar. 

Holger Richter