Ausstrahlung und Bestwerte: Ist Bell wirklich nur ein Aushilfschef?

Als Vertreter des verletzten Moritz Jenz wird Stefan Bell in Freiburg zum Garanten für den Mainzer Punktgewinn. Bleibt der Routinier nun vielleicht sogar auf Dauer Abwehrchef?

Alte Klasse: Routinier Stefan Bell überzeugte in Freiburg als souveräner Mainzer Abwehrchef.

Alte Klasse: Routinier Stefan Bell überzeugte in Freiburg als souveräner Mainzer Abwehrchef.

IMAGO/Eibner

Das Lob von Sportdirektor Niko Bungert entfaltet maximale Wirkung gerade durch seine Nüchternheit: “Stefan Bell”, erklärt der Mainzer Macher mit Blick aufs 0:0 in Freiburg am Sonntag, “hat das gebracht, was wir uns von ihm gewünscht und erwartet haben. Wenn er gebraucht wird, ist er einfach da.” Genauso gut ließe sich sagen: Bell, nicht nur für den kicker “Spieler des Spiels”  war beim wichtigen Punktgewinn der Rheinhessen herausragender Akteur auf dem Platz.

Bello überträgt seine Ruhe und sein Selbstbewusstsein auf die ganze Mannschaft.”

Paul Nebel

Da würde, natürlich, auch Bungert nicht widersprechen: “Stefan hat es sehr gut gemacht, im Zweikampf, im Kopfball und im Führen der Nebenleute, denen er zusätzlich Stabilität und Sicherheit gibt.” Was Paul Nebel nur bestätigen kann: Der 22-Jährige spielt zwar nicht neben Bell, sondern im rechten offensiven Mittelfeld. Aber: “Auch mir persönlich tut es gut, wenn Bello auf dem Platz steht”, erklärt der Youngster, “weil er einfach immer wieder gute Bälle von hinten in den Halbraum spielt.” Ganz generell, so Nebel, übertrage der 33-jährige Abwehrboss “seine unglaubliche Ruhe und sein Selbstbewusstsein auf die ganze Mannschaft”.

Auch Henriksen schwärmt: “Taktisch sehr gut und unglaublich schlau”

Als “taktisch sehr gut und unglaublich schlau”, lobt Trainer Bo Henriksen seinen Routinier, der wohl auch kommenden Samstag gegen Dortmund den verletzten Moritz Jenz vertreten wird. Wobei sich gar die Frage aufdrängt, ob Bell in der Verfassung vom Sonntag nicht ohnehin in die erste Elf gehört. Selbst dann, wenn die bislang keineswegs enttäuschende Wolfsburg-Leihgabe Jenz wieder fit wäre.

Mainzer Abwehrboss als Top-Zweikämpfer mit absoluter Lufthoheit

Nach rund sechsmonatiger Ausfallzeit wegen seiner Herzmuskelentzündung in der ersten Jahreshälfte scheint Bell jedenfalls im besten Sinne wieder ganz der Alte. Dieser Eindruck wurde in Freiburg auch von der Statistik gedeckt. 18 Zweikämpfe absolvierte der 1,92 Meter große Kopfballspezialist, damit mindestens doppelt so viele wie jeder andere Innenverteidiger auf dem Feld. Ebenfalls top: Bells Quote von 86 Prozent gewonnener Luftduelle. Lediglich in der Gesamtbilanz der Zweikämpfe hatte Freiburgs Philipp Lienhart (80 Prozent) gegenüber Bell (78 Prozent) knapp die Nase vorn.

Der gefeierte Mann gibt das Kompliment an die Kollegen weiter

Verbal mochte Bell nach Abpfiff indes weit weniger auftrumpfen als zuvor auf dem Rasen, spielte seinen persönlichen Auftritt eher herunter bzw. stellte ihn in den mannschaftlichen Kontext: “Wir hatten ein sehr gutes hohes Pressing und haben Freiburg oft dazu gezwungen, lange Bälle zu spielen. Das Teamgefühl war richtig gut. Da hat es Spaß gemacht, zu verteidigen.” Eine Kampfansage an interne Konkurrenten kam Bell nicht über die Lippen, stattdessen diese Formulierung: “Wenn ich gebraucht werde und spiele, hoffe ich, dass ich es schaffe.”  Wichtig sei, sich gegen Dortmund “in der Formation nochmal zu festigen”. Denn: “Wir hatten die ganze Zeit leider sehr viele verletzungsbedingte Wechsel in der Kette. Dadurch war es unabhängig von einzelnen Spielern schwierig, richtig stabil zu werden.” Das könnte, nach vorne geblickt, für den Fall einer weiteren guten Vorstellung gegen den BVB vielleicht doch als ein Plädoyer in eigener Sache interpretiert werden. Aber es wäre elegant verpackt – und längst nicht so aufdringlich wie Bells Leistung.

Thiemo Müller

Bungert zu Burkardts Blitz-Comeback: “Es ging extrem von ihm aus”

Tore fielen keine in Freiburg – daran änderte auch das Überraschungs-Comeback von Jonathan Burkardt nichts. Dass der Nationalstürmer überhaupt gespielt hat, lag auch an ihm selbst.

Stand in Freiburg wieder auf dem Platz: Jonathan Burkardt.

Stand in Freiburg wieder auf dem Platz: Jonathan Burkardt.

IMAGO/Steinsiek.ch

Mit Jonathan Burkardt in der Startelf hatte kaum jemand gerechnet, der 24-Jährige war zuvor mit Oberschenkelproblemen ausgefallen, dennoch stand er beim Anpfiff in Freiburg auf dem Platz und wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Seine Bilanz beim 0:0: 16 Ballkontakte, 40 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 18 Sprints, ein Torschuss und kein Tor. Klar, das geht besser, aber unter den Umständen zeigte sich Trainer Bo Henriksen zufrieden mit dem Angreifer.

Burkardt sei übrigens selbst die Triebfeder für seinen Einsatz gewesen, wie Henriksen verriet. “Er war unglaublich, hat mich angerufen, hat alles gemacht – ein unglaublicher Typ”, sagte der Däner. Sportdirektor Niko Bungert wurde da konkreter. “Wir waren selbst ein bisschen überrascht, als er dann sehr forsch war und unbedingt spielen wollte”, so der 38-Jährige: “Es ging extrem von ihm aus.” Bungert betonte aber auch, dass “die letzte Entscheidung beim Verein” gelegen habe.

Warum spielte Burkardt von Beginn an?

Man habe “alles abgewogen” und sei zu der Entscheidung gelangt, das Risiko einzugehen. Mehr als 45 Minuten seien aber unter diesen Umständen “nicht drin” gewesen. Auch sei im Vorfeld abgesprochen worden, dass der 24-Jährige von Anfang an spielen würde – und das aus einem wichtigen Grund, denn “ein normales Warmup ist besser, als sich später auf dem Seitenstreifen aufzuwärmen”, erläuterte Bungert und ergänzte, dass sich der Spieler “selbst wohler damit gefühlt” hat.

Unter dem Strich sei Burkardts Einsatz “ein wichtiges Zeichen für die Mannschaft” gewesen – und es sei auch ein positives Zeichen, dass nun klar ist, dass der Angreifer “uns in den nächsten Wochen zur Verfügung steht”. Das bedeutet auch, dass Burkardt am kommenden Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund bereit sein wird. “Wir haben sechs Tage bis Dortmund, das dürfte kein Problem sein”, meinte auch Henriksen.

Atubolu glänzt einmal, Zentner ebenso: Freiburg und Mainz spielen remis

Mainz kann gegen Freiburg offenbar nicht mehr gewinnen, bleibt auswärts aber weiter ungeschlagen. Im Breisgau dominierten die Abwehrreihen, während es den Offensiven an zündenden Ideen mangelte. Weil die wenigen sich bietenden Chancen ungenutzt blieben, stand am Ende ein 0:0.

Den Ball im Blick: Mainz' Jonathan Burkardt (li.) im Duell mit Patrick Osterhage.

Den Ball im Blick: Mainz’ Jonathan Burkardt (li.) im Duell mit Patrick Osterhage.

IMAGO/Steinsiek.ch

Eigentlich gelten die Freiburger als Lieblingsgegner der Mainzer, immerhin haben die Rheinhessen gegen keinen anderen Klub in der Bundesliga häufiger gewonnen (14-mal), jedoch lief es in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr ganz so rosig für den FSV: In den letzten sechs Duellen hatte es nicht mehr zum Sieg gereicht (0-4-2) – und wenn es nach dem Willen von SC-Trainer Julian Schuster gehen sollte, dann sollte sich an dieser Serie nichts ändern.

Der 39-Jährige bot personell nach dem 2:1-Pokalsieg gegen den HSV Atubolu (Tor), den genesenen Doan und Adamu anstelle von Müller (Tor), Philipp und Gregoritsch auf und deutete schon vor Anpfiff an, was für ein Spiel man erwarten durfte, als er bei DAZN anmerkte. “Mainz hat die letzten drei Spiele nicht verloren, sie verteidigen sehr kompakt und leidenschaftlich. Da müssen wir die Geduld aufbringen, bis sich im Laufe des Spiels die Räume für uns entwickeln.”

Bundesliga – 9. Spieltag

Überraschendes Comeback von Burkardt

Und auch Bo Henriksen meinte, dass es auswärts leichter sei, da man tiefer stehen und auf Konter lauern könne. Personell wechselte der Däne nach der bitteren 0:4-Pokalpleite gegen den FC Bayern ebenfalls dreimal: Nationalstürmer Burkardt meldete sich nach Oberschenkelproblemen überraschend wieder fit und verdrängte Sieb auf die Bank. Darüber hinaus spielten Bell und Lee anstelle von Jenz (muskuläre Probleme) und Vidovic (nicht im Kader).

Kompaktheit und Intensität waren die Stichwörter auf dem Platz. Beide Teams präsentierten sich besonders defensiv sehr aufmerksam, pressten immer wieder recht hoch, zogen sich nach Ballverlust im gesamten Block zurück und gaben dem Gegner folglich kaum Entfaltungsräume. Insgesamt wirkte der SC etwas besser, war aber ebenso zwingend wie die 05er, die im Spielaufbau große Mühe hatten.

Torhüter lassen nichts anbrennen

Es war das erwartet umkämpfte Duell ohne nennenswerte Torabschlüsse. Ein harmloser Grifo-Fernschuss (26.) sowie ein zu ungenauer Burkardt Versuch nach Ecke (28.) waren in der ersten halben Stunde das Höchste der Gefühle. Weil dann auch noch Zentner mit einer starken Fußabwehr gegen Adamu die beste Chance in Hälfte eins entschärfte, sorgte der FSV-Schlussmann dafür, dass es torlos zum Pausentee ging (34.).

Ohne Burkardt, der noch nicht die Kraft für 90 Minuten hatte, ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Sieb stürmte fortan für den FSV. Ansonsten änderte sich nicht viel. Beide Teams blieben bemüht, neutralisierten sich aber weitgehend – und ließen im finalen Drittel die letzte Gier vermissen.

So hatten Torchancen weiter Seltenheitswart, es gab es sie aber: Eggesteins abgefälschter Versuch ging daneben (55.), während Amiri auf der anderen Seite am stark reagierenden Atubolu scheiterte (59.) und Freiburgs Osterhage wiederum nach Freistoßtrick geblockt wurde (71.). Das war’s dann aber auch mit echten Highlights in diesem letztlich torlosen Kick.

Freiburg gastiert am Freitagabend (20.30 Uhr) bei Union Berlin. Der seit saisonübergreifend nunmehr acht Auswärtsspielen ungeschlagene FSV empfängt indes am Samstag (15.30 Uhr) Borussia Dortmund.

Hofmanns Wiederwahl in Mainz ist reine Formsache

Stefan Hofmann ist der einzige Kandidat für das Amt des Vereins- und Vorstandsvorsitzenden bei der Mitgliederversammlung des 1. FSV Mainz 05 am 17. November. Seine Wiederwahl scheint reine Formsache. Im dreiköpfigen Vorstand um Christian Heidel (Sport und Kommunikation) und Jochen Röttgermann (Marketing und Vertrieb), die vom Aufsichtsrat bestellt wurden, herrscht damit Kontinuität.

Setzen die Zusammenarbeit fort: Stefan Hofmann (re.) und Christian Heidel.

Setzen die Zusammenarbeit fort: Stefan Hofmann (re.) und Christian Heidel.

picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie

Wie die Wahlkommission mitteilte, war Hofmann der einzige Bewerber für das Amt des Vereins- und Vorstandsvorsitzenden. Der 61-Jährige bekleidet diese Position seit Januar 2018. Für acht zu besetzende Plätze im Aufsichtsrat schlägt die Wahlkommission 16 Kandidaten vor: Tilman Au, Cäcilia Alsfasser, Volker Baas, Volker Baier, Roman Becker, Achim Baumgärtner, Paul Faß, Eva-Maria Federhenn, Ulrich Hadding, Sandra Happel, Daniel Meuren, Bastian Riedl, Stephan Schmidt, Benedikt Sturm, René Rörig und Dirk Wünschig.

Dem Gremium lagen 26 Bewerbungen zur Begutachtung vor. “Die Auswahl von 16 Kandidatinnen und Kandidaten erfolgte auf Grundlage der Überzeugung, dass der Verein in der bevorstehenden Amtsperiode vor einer Reihe strategischer und gegebenenfalls auch personeller Entscheidungen steht, die für seine mittel- und langfristige Entwicklung von zentraler Bedeutung sind“, erläutert Prof. Lars Leuschner, der Sprecher des Wahlausschusses.

Neben diesen acht Plätzen im Aufsichtsrat wird satzungsgemäß ein weiterer Sitz an ein Mitglied der Fanabteilung des Vereins vergeben. Hier schlägt die Fanabteilung Simon Ahr vor. Er muss im Rahmen der Mitgliederversammlung durch die Vereinsmitglieder bestätigt werden.

Am Dienstag und Mittwoch, 5. und 6. November, präsentieren sich die Kandidaten in kleineren Gruppen in Talkrunden in einem Nebengebäude der Mewa-Arena. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr.

Freiburg gegen Mainz – meist eher Kampf als Schmankerl

Wie beim knappen 2:1-Arbeitssieg gegen den Hamburger SV im Pokal ist bei den Freiburgern möglicherweise auch in der Bundesliga gegen Mainz 05 Geduld gefragt.

Mainzer Philipp Mwene gegen den Freiburger Maximilian Eggenstein im vergangenen April.

Mainzer Philipp Mwene gegen den Freiburger Maximilian Eggenstein im vergangenen April.

IMAGO/Steinsiek.ch

“Es wäre sehr wichtig, die zwei Spiele vor der Länderspielpause noch erfolgreich zu gestalten, nachdem wir in Leipzig verloren haben”, sagte Verteidiger Matthias Ginter nach dem Pokalerfolg (2:1) am Mittwochabend, bei dem der Verteidiger das erste Tor per Kopf erzielte. Der 30-Jährige gehörte gegen den HSV wieder zur Startelf, nachdem er in Leipzig zunächst auf der Bank saß.

Das bedeutet aber weder für ihn, noch für den Rest der Anfangsformation einen Platz am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der ersten Elf gegen den 1. FSV Mainz 05. Matchplan, Trainingseindrücke und Fitnesszustand würden bei der Aufstellung berücksichtigt, sagte Trainer Julian Schuster. Der am Mittwochabend erkrankt fehlende Ritsu Doan könnte diesmal wieder dabei sein. Der japanische Nationalspieler ist schließlich so torgefährlich wie noch nie, war alle 133 Minuten an einem Tor direkt beteiligt (vier Tore, ein Assist) – sonst lag sein Saisonwert stets über 200 Minuten.

Maximilian Eggestein sieht sein Team gegen Mainz nicht nur psychologisch im Vorteil – nach dem gewonnen Pokalspiel, während Mainz 0:4 gegen die Bayern verlor -, sondern auch physisch. “In einer englischen Woche ist es immer gut, wenn man zwei Heimspiele hat, und gegen Mainz ist es immer ein Kampfspiel, das war unter Bo Svensson so und unter Bo Henriksen ist es ähnlich”, sagte der Mittelfeldspieler, “da müssen wir gut dagegenhalten, dem Spiel aber auch unseren Stempel aufdrücken.”

Wie schon mehrfach in dieser Saison bereitete Schuster die Zuschauer darauf vor, dass sie eventuell genauso geduldig sein müssen wie seine Mannschaft. “Es kann sein, dass das Spiel für Außenstehende kein Schmankerl ist, sondern viel gearbeitet und gekämpft wird”, sagte der SC-Coach. Er verwies erneut auf das “große Learning” aus dem Heimspiel gegen St. Pauli, das der Sport-Club 0:3 verloren hat. “Wir müssen Geduld aufbringen, um zu sehen, wo Räume sind, die wir nutzen können”, so Schuster. Allerdings müssten seine Spieler auch körperlich dagegenhalten: “Ohne Physis können wir keine spielerischen Akzente setzen, wir werden mit Sicherheit beides benötigen.”

Unter Schuster gab es bisher noch kein Remis

Im Gegensatz zu den Mainzern sind die Freiburger bislang allerdings mit wenig unfairen Mitteln ausgekommen. Sie foulten nur 63-mal, und wurden 83-mal gefoult, haben damit eine Foul-Bilanz von plus 20. Mainz liegt bei minus 20 (79 erlittene und 99 begangene Fouls). Die Heimbilanz des SC gegen den FSV ist übrigens komplett ausgeglichen: sechs Siege, sechs Niederlagen und drei Remis bei 20:20 Toren. Sollte das Spiel an diesem Wochenende Unentschieden enden, wäre das für diese Saison aber eine Premiere – unter Schuster gab es noch kein Remis.

Vereinsrekord wackelt: Zentner baut auf Mainzer Auswärtsstärke

Wie ein angeschlagener Boxer sah der Mainzer Torhüter Robin Zentner nach dem 0:4 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern mit dem Cut über dem rechten Auge aus. Seiner Leistung tat das keinen Abbruch.

Gezeichnet: Robin Zentner.

Gezeichnet: Robin Zentner.

IMAGO/HJS

Robin Zentner pariert ligaweit am häufigsten: 35 Mal. Mit einer Quote von 72,9 Prozent gehaltener Bälle liegt er unter den Keepern, die mindestens die Hälfte der Spiele bestritten haben, auf Rang fünf. Nur Leipzig Peter Gulacsi (89,7), Unions Frederik Rönnow (80,0) sowie die beiden Frankfurter Kaua Santos (77,8) und Kevin Trapp (73,9) weisen eine bessere Paradenquote auf. Mit Rönnow teilt sich Zentner zudem einen Topwert: Nur die beiden konnten schon je zehn gegnerische Flanken abfangen, was ihre gute Strafraumbeherrschung unterstreicht.

Der Cut über dem Auge beim Pokal-Aus gegen München resultierte aus dem Einsteigen von Harry Kane, der ihn in der 15. Minute den TV-Bildern nach zu urteilen unabsichtlich mit dem Fuß Zentner im Gesicht erwischte und eine blutende Wunde hinterließ. Nach einer kurzen Behandlung konnte der Torhüter aber weitermachen und unterstrich seine gute Form. Sein Einsatz beim SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ist nicht gefährdet.

Den ersten Frust über das erneute Ausscheiden im DFB-Pokal, “wo der Weg zu einem Titel sehr kurz ist”, wird der Keeper längst abgeschüttelt haben. Die klare Niederlage gegen den Rekordmeister ist aus Sicht von Zentner für die Partie bei Sport-Club bedeutungslos: “Wir brauchen uns in Freiburg nicht zu verstecken oder zu verkriechen, weil das Pokalspiel verloren haben. Das war ein bitterer Moment. Aber am Sonntag besteht eine neue Chance auf drei Punkte und wenn wir das Spiel ziehen, dann sieht die Welt schon wieder anders aus.”

Auswärts-Bestmarke von Svensson wackelt

Sieben von neun Punkten holte Mainz in dieser Saison auswärts, wo der FSV noch ungeschlagen ist. Saisonübergreifend hält die Serie sogar schon seit sieben Spielen an. Bleiben die 05er auch in Freiburg ohne Niederlage, stellen sie ihren Vereinsrekord ein, der 2021 von Februar bis Mai unter Bo Svensson aufgestellt wurde.

Michael Ebert

Henriksen baut auf “Boss Bello”

Beim 0:4 gegen Bayern im Pokal präsentierte sich Mainz 05 großteils desolat. Einen der ganz wenigen Lichtblicke lieferte ein alter Bekannter, der nach langer Leidenszeit wieder wichtig werden dürfte.

Wieder auf Ballhöhe: Stefan Bell, hier im Duell mit Serge Gnabry, überzeugte gegen die Bayern als Abwehrchef nach der Pause.

Wieder auf Ballhöhe: Stefan Bell, hier im Duell mit Serge Gnabry, überzeugte gegen die Bayern als Abwehrchef nach der Pause.

IMAGO/Jan Huebner

Erstmals ausgesprochen wurde der Satz im Februar 2023 – und bei Mainz 05 inzwischen längst zum geflügelten Wort. “Wenn man Stefan Bell abschreibt”, sagte der damalige Trainer Bo Svensson nach einem 3:1 gegen Augsburg, “macht man einen Fehler. Das muss mittlerweile jedem klar sein.” Bei Svenssons Landsmann und Nach-Nachfolger Bo Henriksen ist diese Erkenntnis ebenfalls angekommen, spätestens am Mittwochabend. Beim 0:4 gegen die Bayern übernahm Bell zur Pause als Mittelmann der Dreierabwehrkette für den verletzten Moritz Jenz. Henriksens Urteil, das sich mit dem praktisch aller Beobachter deckt: “Bello war wirklich, wirklich gut.”

Der Routinier verkörpert die Attribute, die Mainz im Abstiegskampf braucht

Sicher lassen sich diese 45 Minuten nicht eins zu eins vergleichen mit der ersten Hälfte, da Bayern nach der Pause mindestens zwei Gänge herunterschaltete. Zu glauben, mit Bell hätten die 05er Musiala und Co. vor dem Seitenwechsel aufgehalten, wäre also 100-prozentig naiv. Einen Maßstab für Bells persönliche Verfassung bietet sein Auftritt gleichwohl: Hohe Präsenz in Zweikampf und Stellungsspiel, souveräner Überblick, starke Impulse im Aufbau. “Bello”, fasst es sein Trainer treffend zusammen, “war der Boss”. Und verkörperte so auch mit mittlerweile 33 Jahren genau die Attribute, die Mainz im Bundesliga-Abstiegskampf braucht.

Nicht das Spiel gegen die Bayern ist wichtig, sondern die Bundesliga am Sonntag.”

Bo Henriksen

Dieses Wort nahm Henriksen aktuell zwar nicht in den Mund, seine Situationsbeschreibung ist dennoch eindeutig und im Ergebnis unstrittig: “Nicht das Spiel gegen die Bayern ist wichtig, sondern die Bundesliga am Sonntag.” Dann geht es zum SC Freiburg, wo der an einer Muskelverletzung laborierende Jenz aller Voraussicht nach weiter ausfallen wird. Was Bell zum zweiten Startelf-Einsatz der laufenden Saison nach dem 3:3 in Stuttgart am 2. Spieltag verhelfen dürfte. In jener Partie Ende August konnte der Routinier nicht überzeugen (kicker-Note 5), musste nach 45 Minuten für Maxim Leitsch weichen.  Inzwischen wirkt Bell, im kompletten ersten Halbjahr wegen einer Herzmuskelentzündung außer Gefecht, jedoch deutlich gefestigter.

Neben dem angeschlagenen Amiri könnte Bell eine der wenigen Säulen sein

Davon, dass dieser Eindruck vom Mittwoch nicht getäuscht hat, hängt für die Rheinhessen zumindest in Freiburg und womöglich auch darüber hinaus einiges ab. Ohne die verletzten Jonathan Burkardt, Andreas Hanche-Olsen und nun Jenz wäre Bell neben dem angeschlagenen Mittelfeldlenker Nadiem Amiri einer der wenigen, der über die eigene Leistung hinaus auch den Mitspielern derzeit Halt geben könnte.

Thiemo Müller

Kohr schadet sich und Mainz 05

Rund ums 0:4 gegen die Bayern hat es Dominik Kohr wieder mal in den Fokus eines breiten Publikums geschafft. Wegen seiner Rambo-Attitüde auf dem Platz und einem Interview nach Abpfiff. Der Routinier als Sicherheitsrisiko – ein Kommentar von kicker-Reporter Thiemo Müller.

Schmerzhafte Begegnung: Jamal Musiala segelt nach dem Check von Dominik Kohr durch die Luft.

Schmerzhafte Begegnung: Jamal Musiala segelt nach dem Check von Dominik Kohr durch die Luft.

IMAGO/Sven Simon

Eins vorweg: Dass Dominik Kohr in der laufenden Spielzeit noch nicht vom Platz gestellt wurde, ist gewiss nicht seine Schuld – sondern allein die der Schiedsrichter. Gegen Bremen (1:2) ein Ellbogeneinsatz, der zwingend Gelb-Rot hätte nach sich ziehen müssen. In Augsburg (3:2) und gegen Heidenheim (0:2) jeweils eine klare Tätlichkeit, die nur mit Gelb bzw. überhaupt nicht sanktioniert wurde: Angesichts dieser Häufung ließe sich vermuten, im Kölner Keller säße gar kein Video-Referee, sondern in Wahrheit Kohrs persönlicher Schutzengel, der seine Flügel über das aktuell wohl größte Raubein der Bundesliga hält.

Die Form der Schiedsrichter-Kritik ist unter den gegebenen Umständen peinlich

Beim 0:4 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern gab es keinen VAR, doch schon wieder musste Kohr heilfroh sein, von Schiri Sascha Stegemann nicht vorzeitig aus dem Spiel genommen zu werden. Ein frühes gelbwürdiges Vergehen an Alphonso Davies blieb ohne Verwarnung. Nur ein paar Minuten später folgte der gleichermaßen rücksichtslose wie sportlich sinnfreie Check im Mittelfeld gegen Jamal Musiala, der statt wie geschehen mit Gelb auch direkt mit Rot hätte bestraft werden können.

Dass ausgerechnet Kohr anschließend im Sky-Interview formulierte, Stegemann habe “ein Bayern-Trikot an gehabt”, ist unter solchen Umständen peinlich. Trotz der Tatsachen, dass das 2:0 der Münchner wegen Musialas Abseitsposition eigentlich irregulär war und der fahrlässige Tritt von Harry Kane gegen den Kopf von 05-Keeper Robin Zentner ebenfalls gut und gerne eine Karte verdient gehabt hätte.

Nicht jeder Quartals-Rambo ist auch ein “aggressive leader”

Zu einer passenden Einordnung dieser nachweislichen, jedoch nicht spielentscheidenden Benachteiligungen fand 05-Trainer Bo Henriksen am Donnerstag: “Ich denke nicht, dass der Schiedsrichter sich vorgenommen hat, Mainz aus dem Pokal zu werfen. Er hat sein Bestes gegeben und dabei Fehler gemacht, genau wie wir. Das ist normal, vielleicht hätten wir sonst 0:2 verloren.” So sammelt man trotz eines Pokal-Aus zumindest noch Sympathie- bzw. Fairplaypunkte. Kohr dagegen hat den Interessen seines Arbeitgebers wieder einmal geschadet – genau wie sich selbst. Mit der Verschwörungstheorie vom “Bayern-Bonus” und noch mehr mit seinem Verhalten auf dem Platz.

In der Entstehung des 0:3 ließ sich Kohr dann von Gegenspieler Davies über den Haufen rennen und bettelte bei Stegemann vergeblich um einen Freistoß. Ausgerechnet in einer Situation also, als Härte bzw. ein taktisches Foul wirklich mal angebracht gewesen wäre im Sinne des Erfolgs. Doch da war Kohr ja schon, völlig unnötig, mit Gelb vorbelastet. Was zur Erkenntnis führt: Nicht jeder Quartals-Rambo ist auch wirklich ein “aggressive leader”. Letzteres würde voraussetzen, die physische Kernkompetenz zielgerichtet einzusetzen statt kopflos-kontraproduktiv.

Kohr motiviert die Schiedsrichter, seine Gegenspieler vor ihm zu schützen

Henriksen hat das am Donnerstag ebenfalls zur Sprache gebracht: “Du musst einen Spieler haben, der auch mal ein Signal setzt”, erklärt der Fußballlehrer, “aber das muss vielleicht nicht Dominik Kohr sein. Er ist ein fantastischer Spieler für uns, doch wenn er in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte bekommt, kann er nicht mehr sein Spiel spielen. Darüber habe ich heute auch mit ihm geredet, das ist ein Problem.”

Zumal Kohr mit seinem Vorgehen alles dafür tut, Schiedsrichter zu motivieren, ihn künftig im Zweifel lieber früher als später zu verwarnen. Allein schon, um seine Gegenspieler wirkungsvoll vor ihm zu schützen. Das wäre angesichts der diversen Vorfälle in dieser immer noch relativ jungen Saison nachvollziehbar – und sicher keine Verschwörung.

Das Bundesliga-Quiz zum 9. Spieltag

Enges Duell: Julian Brandt hält sich Xaver Schlager vom Leib.

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Am Wochenende steht der 9. Spieltag der Bundesliga-Saison auf dem Programm – unter anderem mit der Partie zwischen dem kriselnden Borussia Dortmund und Bayern-Jäger RB Leipzig am Samstagabend. Wird es eng für BVB-Coach Nuri Sahin?

Wie gut kennst du dich sonst mit den Paarungen aus? Teste dein Wissen im kicker-Bundesliga-Quiz.

Viel Spaß beim Mitmachen!

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