Derby ohne Auswärtsfans? Hannover und Braunschweig diskutieren Maßnahmen

Keine Gästefans mehr beim Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig? Mit diesem Vorschlag will Niedersachsens Innenministerin den Ausschreitungen aus der Vergangenheit entgegenwirken.

Spuren der Verwüstung: Herausgerissene Sitzreihen im Innenraum vor dem Gästeblock im Eintracht-Stadion.

Spuren der Verwüstung: Herausgerissene Sitzreihen im Innenraum vor dem Gästeblock im Eintracht-Stadion.

IMAGO/Jan Huebner

In einem Austausch zwischen Daniela Behrens, Niedersachsens Ministerin für Inneres und Sport, den beiden Zweitligisten Hannover 96 und Eintracht Braunschweig sowie der Polizei Niedersachsens hat Behrens die Bitte an die beiden Klubs gerichtet, in der kommenden Saison im Niedersachsenderby keine Tickets an Auswärtsfans zu verkaufen.

Hintergrund sind die Ausschreitungen aus den vergangenen Jahren, auch beim bis dato letzten Derby vor eineinhalb Wochen (0:0) kam es zu unschönen Szenen. Unter anderem rissen einzelne Zuschauer Sitzschalen aus der Verankerung und schmissen diese in den Innenraum des Eintracht-Stadions. Zudem kam es zu erneutem, massivem Einsatz von Pyrotechnik von “einer kleinen Minderheit der Anhänger beider Vereine”, wie es von Seiten der Eintracht hieß. Sieben Personen seien direkt oder indirekt durch den Beschuss mit Pyrotechnik verletzt worden.

Am Mittwoch wurde nun in dem Treffen zwischen Vereinen, Polizei und Politik Bilanz gezogen und über Konsequenzen beraten. “Trotz der ernsthaften Bemühungen der Vereine, die ich durchaus sehe, und trotz der umfangreichen Einsatzmaßnahmen der Polizei konnte erneut die massive Nutzung von Pyrotechnik beim vergangenen Niedersachsenderby nicht wirkungsvoll verhindert werden. Alle ergriffenen Maßnahmen – in baulichen wie auch technisch-organisatorischen Bereichen – haben zu keinem spürbaren Erfolg geführt”, erklärte Innenministerin Behrens in einer Stellungnahme.

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Braunschweig will Vorschlag prüfen

Als Grund führte sie das Verhalten “einiger weniger Chaoten” an. “Statt stimmungsvoller Unterstützung für die Mannschaften zu zeigen, wird von einer vermummten Minderheit das Stadion zerlegt und exzessiv Pyrotechnik gezündet.” Dies stelle eine “ernste Gefahr für die Mehrheit der friedlichen Fans, für die eingesetzten Ordner und für die Polizeikräfte” dar. Daher sollen die Auswärtsblöcke beim Niedersachsenderby in der kommenden Saison leer bleiben.

Zwar würden sich weder Behrens noch die Vereine solche Maßnahmen wünschen, “aber wir sind an einem Punkt, an dem wir der gewaltbereiten Minderheit im Stadion klarmachen müssen: Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.” Diese Maßnahmen sollen aber nicht für immer gelten, sie seien “ausdrücklich nicht auf Dauer angelegt”.

Der Ausschluss von Gästefans ist für uns eine Ultima Ratio, die wir zwar nicht ausschließen wollen, wir für uns aber sorgfältig bewerten müssen.

Braunschweigs Präsidentin Nicole Kumpis

Ob die Vereine dieser Bitte nachkommen, ist aktuell noch offen. Nicole Kumpis, die Präsidentin des BTSV, erklärte, man nehme den Wunsch der Innenministerin “sehr ernst”. Sie kündigte eine Prüfung innerhalb des Vereins an. “Der Ausschluss von Gästefans ist für uns eine Ultima Ratio, die wir zwar nicht ausschließen wollen, wir für uns aber sorgfältig bewerten müssen.” Als Verein glaube man fest daran, “dass es weitere Maßnahmen gibt, die wir umsetzen können und die aus unserer Sicht zu einer erhöhten Stadionsicherheit führen”.

Kind sieht Geldstrafen kritisch

Ähnlich äußerte sich Hannovers Geschäftsführer Martin Kind: “Wir werden zu diesem Themenkomplex Gespräche mit DFB und DFL aufnehmen. Ich erwarte von den Verbänden, dass sich die Verantwortlichen kritisch damit auseinandersetzen und auch die Meinungsführerschaft übernehmen werden.” Die in der Vergangenheit für das Fehlverhalten der Fans ausgesprochenen Gelstrafen halte er für falsch, eine Lösung seien sie nicht. Er hoffe auf einen “gemeinsamen Weg” der 36 Profi-Klubs der Bundesliga und der 2. Liga.

Ob es in der kommenden Saison überhaupt weitere Niedersachsenderbys geben wird, ist Stand jetzt noch unklar. Auf Platz 14 liegend ist Braunschweig vier Spieltage vor Saisonende weiterhin abstiegsgefährdet, der Vorsprung auf Platz 17 beträgt vier, der Vorsprung auf den Relegationsrang nur drei Punkte.

“Seine Vita steht für sich”: Hannover verlängert mit Kapitän Zieler

Ron-Robert Zieler und Hannover 96 verlängern die gemeinsame Zusammenarbeit über diesen Sommer hinaus. Der Kapitän der Niedersachsen hat einen Vertrag mit Laufzeit bis Sommer 2025 unterzeichnet.

344 Pflichtspiele für 96: Ron-Robert Zieler.

344 Pflichtspiele für 96: Ron-Robert Zieler.

IMAGO/osnapix

Auch in der kommenden Saison wird Ron-Robert Zieler das Tor von Hannover 96 hüten. Das teilte der niedersächsische Zweitligist am Dienstagvormittag mit.

“Ron ist eine absolute Identifikationsfigur bei Hannover 96 und in der ganzen Region – seine Vita steht für sich”, wird Sportdirektor Marcus Mann in der Mitteilung zitiert. Zieler übernehme “als unser Kapitän nicht nur während der 90 Minuten auf dem Platz Verantwortung, sondern auch davor und danach in der Kabine”.

“Mit all der Erfahrung” solle der Schlussmann auch in der Saison 2024/25 “ein sicherer Rückhalt für unsere Mannschaft” sein, so Mann weiter.

Der 35-jährige Zieler, der 2021 an die Leine zurückkehrte, stand in der laufenden Spielzeit in allen 30 Liga-Spielen im Tor der 96er (kicker-Notenschnitt 3,02), für die er in seiner Karriere Stand jetzt insgesamt 344 Pflichtspiele absolviert hat. Nur sechs Spieler liefen jemals häufiger für den Traditionsklub auf, schreibt 96.

“Hannover ist meine Heimat geworden”

“Jeder weiß, 96 ist mein Klub, und Hannover ist meine Heimat geworden”, äußerte sich Zieler selbst zur Entscheidung. “Nach wie vor ist es so, dass ich jeden Tag gern zur Arena und in die Kabine komme und mich auf jedes einzelne Spiel vor unseren Fans freue”, sagte der sechsmalige Nationalspieler. “Wir haben eine gute Mannschaft zusammen mit vielen jungen Spielern. Die Entwicklung stimmt mich sehr positiv, und ich habe große Lust, weiter Teil dieser Entwicklung zu sein.”

Zieler war im Sommer 2010 aus dem Nachwuchs von Manchester United an den Maschsee gekommen, wurde schon im Januar 2011 Stammkeeper der Mannschaft, die sich seinerzeit für die Europa League qualifizierte. 2014 stand er im deutschen Weltmeister-Kader in Brasilien.

Im Sommer 2016 folgte der Wechsel zu Leicester City, nur drei Jahre später und nach zwei Spielzeiten beim VfB Stuttgart kehrte der gebürtige Kölner nach Hannover zurück. Nach einem Intermezzo beim “Effzeh” in seiner Geburtsstadt steht er seit Beginn der Saison 2022/23 wieder bei 96 im Kasten und seither auch Kapitän der Mannschaft von Trainer Stefan Leitl, die aktuell Zweitliga-Sechster ist.

Das Restprogramm in der 2. Bundesliga

Die Saison 2023/24 in der 2. Bundesliga geht in den Endspurt. Das Restprogramm der 18 Klubs auf einen Blick.

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

IMAGO/Lobeca

1. Holstein Kiel – 61 Punkte (Tordifferenz +26)

Kaiserslautern (H), Wiesbaden (A), Düsseldorf (H), Hannover (A)

2. FC St. Pauli – 60 Punkte (Tordifferenz +23)

Rostock (H), Hamburg (A), Osnabrück (H), Wiesbaden (A)

3. Fortuna Düsseldorf – 55 Punkte (Tordifferenz +29)

Schalke (A), Nürnberg (H), Kiel (A), Magdeburg (H)

4. Hamburger SV – 49 Punkte (Tordifferenz +13)

Braunschweig (A), St. Pauli (H), Paderborn (A), Nürnberg (H)

5. Karlsruher SC – 46 Punkte (Tordifferenz +16)

Nürnberg (A), Rostock (A), Hannover (H), Elversberg (A)

6. Hannover 96 – 45 Punkte (Tordifferenz +14)

Hertha (A), Paderborn (H), Karlsruhe (A), Kiel (H)

7. Hertha BSC – 44 Punkte (Tordifferenz +11)

Hannover (H), Elversberg (A), Kaiserslautern (H), Osnabrück (A)

8. SC Paderborn – 43 Punkte (Tordifferenz -3)

Elversberg (H), Hannover (A), Hamburg (H), Rostock (A)

9. SpVgg Greuther Fürth – 42 Punkte (Tordifferenz -3)

Wiesbaden (A), Braunschweig (H), Magdeburg (A), Schalke (H)

Tabellenrechner

10. SV Elversberg – 40 Punkte (Tordifferenz -8)

Paderborn (A), Hertha (H), Nürnberg (A), Karlsruhe (H)

11. 1. FC Nürnberg – 37 Punkte (Tordifferenz -18)

Karlsruhe (H), Düsseldorf (A), Elversberg (H), Hamburg (A)

12. 1. FC Magdeburg – 36 Punkte (Tordifferenz -4)

Osnabrück (H), Kaiserslautern (A), Fürth (H), Düsseldorf (A)

13. FC Schalke 04 – 36 Punkte (Tordifferenz -10)

Düsseldorf (H), Osnabrück (A), Rostock (H), Fürth (A)

14. Eintracht Braunschweig – 34 Punkte (Tordifferenz -8)

Hamburg (H), Fürth (A), Wiesbaden (H), Kaiserslautern (A)

15. SV Wehen Wiesbaden – 32 Punkte (Tordifferenz -9)

Fürth (H), Kiel (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H)

16. Hansa Rostock – 31 Punkte (Tordifferenz -23)

Magdeburg (H), St. Pauli (A), Karlsruhe (H), Schalke (A), Paderborn (H)

17. 1. FC Kaiserslautern – 30 Punkte (Tordifferenz -13)

Kiel (A), Magdeburg (H), Hertha (A), Braunschweig (H)

18. VfL Osnabrück – 24 Punkte (Tordifferenz -33)

Magdeburg (A), Schalke (H), St. Pauli (A), Hertha (H)

Eggestein bringt St. Pauli wieder in die Spur

St. Pauli ist nach zwei Niederlagen mit einem 2:1-Erfolg in Hannover wieder in der Spur. Bei den Niedersachsen benötigten die Kiez-Kicker Anlaufzeit, um im zweiten Durchgang zumindest phasenweise wieder zu gewohnter Souveränität zu finden.

Der Siegtorschütze dreht nach dem 2:1 ab: Johannes Eggestein brachte St. Pauli in Hannover wieder in die Spur.

Der Siegtorschütze dreht nach dem 2:1 ab: Johannes Eggestein brachte St. Pauli in Hannover wieder in die Spur.

IMAGO/osnapix

Stefan Leitl stellte im Vergleich zum 0:0 in Braunschweig personell dreimal um: Für Arrey-Mbi (nicht im Kader) sowie Christiansen und den angeschlagenen Teuchert (beide Bank) kamen Ezeh, Leopold sowie Gindorf (Startelfdebüt) zum Zug. Mit Voglsammer und Nielsen fehlten etatmäßige Angreifer verletzt.

Fabian Hürzeler rotierte gegenüber dem 3:4 gegen Elversberg viermal: Nemeth, Wahl nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre, Kemlein und Afolayan spielten für Dzwigala (Bank), Smith (Oberschenkelverletzung), Treu (Wadenbeinbruch) und Saad (Bank).

Vasilj verhindert Hannovers Frühstart

Fast wäre Hannover, das die Anfangsminuten forsch gestaltete, ein Start nach Maß gelungen, doch Muroya scheiterte an Vasiljs glänzender Fußabwehr (3.).

Während der Ball bei 96 ordentlich lief und es im Spiel nach vorne vor allem über die rechte Seite immer wieder gute Ansätze gab, war bei den Kiez-Kickern Verunsicherung zu spüren. Ungewohnt viele Fehlpässe streute die Hürzeler-Elf schon im Aufbau ein, das letzte Drittel blieb lange Zeit fast verwaiste Zone.

Erst nach Gindorfs Distanzschuss (24.) schafften es die Hamburger nach Afolayans Konter auf den Chancenzettel (26.). Das erste offensive Lebenszeichen des Tabellenzweiten, der weiterhin weit entfernt von jeglicher Abgeklärtheit agierte.

Hannover spielte dagegen selbstbewusst, zeigte Präsenz und bedrohte erneut das Gäste-Tor: Vasilj, der sich im Aufbauspiel wiederholt wenig souverän zeigte, parierte stark gegen Neumann (31.) und bei Leopolds direkter Ecke (32.).

Afolayan köpft ein – Gindorf krönt Startelfdebüt

2. Bundesliga, 30. Spieltag

Wie aus dem Nichts fiel dann fast die Führung für die Hanseaten, als Hartel erstmals auf den Plan trat und Saliakas’ flache Hereingabe an die Oberkante der Latte beförderte (38.). Wenig später führte der Gast dann aber doch: Metcalfes Flanke köpfte Afolayan im Zentrum unter die Latte – 0:1 (41.).

Die Pausenführung St. Paulis wäre nicht verdient gewesen – und Hannover hatte auch noch eine Antwort parat: Nach Dehms Einwurf sowie Halstenbergs und Kemleins Luftduell stand Gindorf goldrichtig und egalisierte aus kurzer Distanz (45.).

St. Pauli wird stärker – und geht erneut in Führung

Kunze eröffnete für 96 Durchgang zwei (49.), in dem allerdings die Kiez-Kicker ihr Spiel nun besser entwickelten. Zieler rückte bei Hartels Freistoß und Metcalfes Flachschuss noch in derselben Minute in den Blickpunkt (57.), ehe Muroya auf der Gegenseite Vasilj prüfte (60.).

Dass St. Pauli erneut in Führung ging, hatte sich die Leitl-Elf dann selbst zuzuschreiben: Eggestein stand nach Hartels Ecke sträflich frei und Zieler war der Wucht des Kopfballs aus sieben Metern nicht gewachsen (65.).

Schlussphase: Teuchert scheitert an Vasilj

Die Hamburger kontrollierten in der Folge die Partie, hatten nun wieder mehr Selbstverständnis und vor allem Passsicherheit zu bieten – Neumann verhinderte gegen Hartel das 1:3 (72.). Zudem erlahmte Hannovers Offensivgeist immer mehr. Leitl versuchte mit der Einwechslung des besten Torschützen, Teuchert, Abhilfe zu schaffen. Fast mit Erfolg, denn per Volleyabnahme hätte der Stürmer fast sein zwölftes Saisontor erzielt. Vasilj hatte etwas dagegen (83.). Mehr kam nicht mehr von 96, es blieb beim 2:1.

Beide Mannschaften spielen am Freitagabend schon wieder. St. Pauli empfängt Rostock und Hannover ist in Berlin zu Gast (beides 18.30 Uhr).

Eggestein bringt St. Pauli wieder in die Spur

St. Pauli ist nach zwei Niederlagen mit einem 2:1-Erfolg in Hannover wieder in der Spur. Bei den Niedersachsen benötigten die Kiez-Kicker Anlaufzeit, um im zweiten Durchgang zumindest phasenweise wieder zu gewohnter Souveränität zu finden.

Der Siegtorschütze dreht nach dem 2:1 ab: Johannes Eggestein brachte St. Pauli in Hannover wieder in die Spur.

Der Siegtorschütze dreht nach dem 2:1 ab: Johannes Eggestein brachte St. Pauli in Hannover wieder in die Spur.

IMAGO/osnapix

Stefan Leitl stellte im Vergleich zum 0:0 in Braunschweig personell dreimal um: Für Arrey-Mbi (nicht im Kader) sowie Christiansen und den angeschlagenen Teuchert (beide Bank) kamen Ezeh, Leopold sowie Gindorf (Startelfdebüt) zum Zug. Mit Voglsammer und Nielsen fehlten etatmäßige Angreifer verletzt.

Fabian Hürzeler rotierte gegenüber dem 3:4 gegen Elversberg viermal: Nemeth, Wahl nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre, Kemlein und Afolayan spielten für Dzwigala (Bank), Smith (Oberschenkelverletzung), Treu (Wadenbeinbruch) und Saad (Bank).

Vasilj verhindert Hannovers Frühstart

Fast wäre Hannover, das die Anfangsminuten forsch gestaltete, ein Start nach Maß gelungen, doch Muroya scheiterte an Vasiljs glänzender Fußabwehr (3.).

Während der Ball bei 96 ordentlich lief und es im Spiel nach vorne vor allem über die rechte Seite immer wieder gute Ansätze gab, war bei den Kiez-Kickern Verunsicherung zu spüren. Ungewohnt viele Fehlpässe streute die Hürzeler-Elf schon im Aufbau ein, das letzte Drittel blieb lange Zeit fast verwaiste Zone.

Erst nach Gindorfs Distanzschuss (24.) schafften es die Hamburger nach Afolayans Konter auf den Chancenzettel (26.). Das erste offensive Lebenszeichen des Tabellenzweiten, der weiterhin weit entfernt von jeglicher Abgeklärtheit agierte.

Hannover spielte dagegen selbstbewusst, zeigte Präsenz und bedrohte erneut das Gäste-Tor: Vasilj, der sich im Aufbauspiel wiederholt wenig souverän zeigte, parierte stark gegen Neumann (31.) und bei Leopolds direkter Ecke (32.).

Afolayan köpft ein – Gindorf krönt Startelfdebüt

2. Bundesliga, 30. Spieltag

Wie aus dem Nichts fiel dann fast die Führung für die Hanseaten, als Hartel erstmals auf den Plan trat und Saliakas’ flache Hereingabe an die Oberkante der Latte beförderte (38.). Wenig später führte der Gast dann aber doch: Metcalfes Flanke köpfte Afolayan im Zentrum unter die Latte – 0:1 (41.).

Die Pausenführung St. Paulis wäre nicht verdient gewesen – und Hannover hatte auch noch eine Antwort parat: Nach Dehms Einwurf sowie Halstenbergs und Kemleins Luftduell stand Gindorf goldrichtig und egalisierte aus kurzer Distanz (45.).

St. Pauli wird stärker – und geht erneut in Führung

Kunze eröffnete für 96 Durchgang zwei (49.), in dem allerdings die Kiez-Kicker ihr Spiel nun besser entwickelten. Zieler rückte bei Hartels Freistoß und Metcalfes Flachschuss noch in derselben Minute in den Blickpunkt (57.), ehe Muroya auf der Gegenseite Vasilj prüfte (60.).

Dass St. Pauli erneut in Führung ging, hatte sich die Leitl-Elf dann selbst zuzuschreiben: Eggestein stand nach Hartels Ecke sträflich frei und Zieler war der Wucht des Kopfballs aus sieben Metern nicht gewachsen (65.).

Schlussphase: Teuchert scheitert an Vasilj

Die Hamburger kontrollierten in der Folge die Partie, hatten nun wieder mehr Selbstverständnis und vor allem Passsicherheit zu bieten – Neumann verhinderte gegen Hartel das 1:3 (72.). Zudem erlahmte Hannovers Offensivgeist immer mehr. Leitl versuchte mit der Einwechslung des besten Torschützen, Teuchert, Abhilfe zu schaffen. Fast mit Erfolg, denn per Volleyabnahme hätte der Stürmer fast sein zwölftes Saisontor erzielt. Vasilj hatte etwas dagegen (83.). Mehr kam nicht mehr von 96, es blieb beim 2:1.

Beide Mannschaften spielen am Freitagabend schon wieder. St. Pauli empfängt Rostock und Hannover ist in Berlin zu Gast (beides 18.30 Uhr).

Achillessehne: Nielsen droht der Ausfall bis Saisonende

Vor dem Spiel am Sonntag gegen den FC St. Pauli werden die Probleme bei Hannover 96 immer größer. Zwei Stürmer fallen sicher aus, Cedric Teucherts Einsatz ist fraglich.

Angeschlagen und verletzt: Nikolo Tresoldi bekommt einen Helm und Havard Nielsen fällt aus.

Angeschlagen und verletzt: Nikolo Tresoldi bekommt einen Helm und Havard Nielsen fällt aus.

IMAGO/Jan Huebner

Die Sturm-Sorgen von Hannover 96 vor dem Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nehmen zu. Neben dem erwarteten Ausfall von Andreas Voglsammer (Oberschenkelverletzung) muss auch Havard Nielsen passen – und das nicht nur am Sonntag. Den Norweger plagen Achillessehnen-Probleme, die dazu führen, dass er aller Voraussicht in dieser Saison gar nicht mehr zum Einsatz kommen kann. “Es droht aber keine Operation”, betonte 96-Trainer Stefan Leitl.

Nielsen saß am vergangenen Sonntag im Niedersachsen-Derby in Braunschweig (0:0) zunächst auf der Bank, weil er schon Probleme hatte, und wurde in der 86. Minute für Nikolo Tresoldi eingewechselt. “Es war nicht geplant, dass er überhaupt spielt”, erzählt Leitl. “Es war ein Risiko, aber wir wollten noch mal etwas versuchen.” Nach der Partie in Braunschweig wurden die Schmerzen wieder stärker. Nielsens Achillessehne braucht nun Ruhe. Der 30-Jährige hatte erst Anfang April seinen Vertrag bei 96 bis 2026 verlängert.

Auch Teuchert droht auszufallen – Tresoldi bekommt Helm

Der nächste Stürmer, dessen Ausfall am Sonntag droht, ist Cedric Teuchert. Der Top-Torjäger (elf Saisontreffer) ist erkrankt und hatte sich am Freitag von Mannschaftstraining abgemeldet. Hinter Teucherts Einsatz steht aktuell “ein Fragezeichen”, so Leitl. Bliebe als letzter Stürmer noch Nicolo Tresoldi, der sich allerdings am 7. April gegen Schalke 04 eine Kopfverletzung zugezogen hatte. In Braunschweig brach die Wunde wieder auf, Tresoldi spielte aber mit einem Turban weiter. Am Sonntag wird der 19-Jährige mit einem Helm auflaufen, kündigte der Trainer an.

Aufgrund der Personal-Misere ist am Sonntag auch ein Startelf-Debüt von Lars Gindorf in der Sturmspitze neben Tresoldi möglich. Der Regionalliga-Torjäger (21 Tore in 22 Spielen) hat erst am 9. April seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben und wurde in der Rückrunde bislang fünfmal eingewechselt. Zu seiner Formation für Sonntag wollte sich Leitl aber noch nicht äußern. Er sagte: “Ob wir mit zwei Spitzen, oder mit einem Stürmer und einer hängenden Spitze spielen, werden wir sehen.”

Hannover hofft auf Heimstärke

Trotz aller Nöte will der 96-Trainer gegen den FC St. Pauli “am besten dreifach” punkten. “Es spielen zwei sehr gute Mannschaften gegeneinander. Wir sollten uns auf unsere Stärken verlassen.” Dazu gehört auch die Heimstärke: 96 ist seit zwölf Partien in der Heinz von Heiden Arena ungeschlagen und. In der Rückrunde haben die Hannoveraner sogar erst ein Spiel verloren (in Osnabrück). Dennoch reicht es nicht für einen Platz unter den ersten 3 der Tabelle. “Uns fehlt der ein oder andere Sieg”, weiß der Trainer. Der Tabellenfünfte hat zwar in dieser Saison nur sechsmal verloren (und damit einmal weniger als Tabellenführer Holstein Kiel), aber auch schon zwölfmal remis gespielt (Höchstwert in der 2. Liga) und elfmal gewonnen. Ergibt insgesamt 45 Punkte – und damit sieben Zähler weniger als der aktuelle Tabellendritte Fortuna Düsseldorf.

Gunnar Meggers

Beinahe-Derbyheld Gindorf: “Es war nicht der einfachste Weg”

In der Regionalliga Nord traf er wie am Schnürchen. In der 2. Liga wartet Lars Gindorf zwar noch auf sein erstes Tor, ist aber trotzdem der Aufsteiger der Rückrunde bei Hannover 96.

Wurde fast zum Derbyheld: Lars Gindorf.

Wurde fast zum Derbyheld: Lars Gindorf.

IMAGO/Jan Huebner

Er hätte am Sonntagnachmittag in Braunschweig zum Derbyhelden werden können. Als Lars Gindorf in der 78. Minute, nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung, allein auf Braunschweigs Torwart Ron-Thorben Hoffmann zulief, sah alles danach aus, als sollte in diesem sportlich enttäuschenden Niedersachsen-Derby doch noch ein Tor fallen. Aber Gindorf traf die falsche Entscheidung und versuchte, den Braunschweiger Keeper zu tunneln. “Das war das Ziel”, erzählt der Offensivakteur von Hannover 96. Aber Hoffmann durchschaute den Plan seines Gegenübers – und die Partie endete torlos. “Derbyheld hätte schon gut geklungen. Aber es geht weiter”, meint Gindorf.

Trotzdem hat der 22-Jährige keinen Grund, enttäuscht zu sein: Im Gegenteil: Gindorf ist bei Hannover 96 der Aufsteiger des Jahres. Am 2. März feierte der gebürtige Saarländer gegen Fortuna Düsseldorf sein Profi-Debüt für 96. “Ich habe das Drumherum gar nicht so wahrgenommen”, erinnert sich Gindorf, der bis dahin nur vor jeweils einigen hundert Zuschauern im Regionalliga-Team gekickt hat. “Aber dafür spielt man ja Fußball, um vor möglichst vielen Zuschauern zu spielen. Und ich bin über jede Minute dankbar.”

Zwischenschritt Memmingen

Fünfmal kam er schon in der Zweitligamannschaft der Hannoveraner zum Einsatz. Und am 9. April unterschrieb er den ersten Profi-Vertrag seiner Karriere. Gindorf hat (s)ein großes Ziel erreicht. Und es war lange unklar bis unwahrscheinlich, dass er jemals den Sprung ins Profigeschäft schaffen würde. “Es war nicht der einfachste Weg”, sagt er, “aber ich habe gelernt, wieder aufzustehen.” Um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Gindorf kickte in seiner Jugend beim 1. FC Saarbrücken, dem FC Ingolstadt und der SV Elversberg. Von dort aus wechselte der Abiturient 2019 zur U 19 des SC Freiburg. 2021 gelang Gindorf im Breisgau mit der zweiten Mannschaft des SC zwar der Aufstieg in die 3. Liga – er bekam aber keinen neuen Vertrag. Eine schwierige Zeit für den Nachwuchs-Fußballer. Gindorf entschloss sich zu einem Wechsel zum FC Memmingen in die Regionalliga Bayern. Abstieg statt Aufstieg, um den Traum zu verwirklichen. Gindorf erklärt: “Nach Memmingen zu gehen, war die richtige Entscheidung. Ich habe auch dort noch daran geglaubt, dass ich Profi werde. Sonst hätte es keinen Sinn gemacht, dahin zu gehen.”

Mann rief an

Ein Anruf von 96-Manager Marcus Mann im Februar 2022 änderte alles. Gindorf ging im Sommer des Jahres von Memmingen nach Hannover, um im Regionalliga-Team von Trainer Daniel Stendel zu spielen. Der Unterschied zu Memmingen: Gindorf sah in Hannover gute Chancen, sich zu den Profis hochzuarbeiten. “Ich wollte bewusst über die zweite Mannschaft versuchen, in den Profikader zu kommen.”

Seine Ambitionen unterstrich er eindrucksvoll mit 15 Toren in seiner ersten Saison. In der laufenden Spielzeit gelangen ihm sogar 21 Treffer in 22 Partien. Der Lohn: Im Winter durfte der Regionalliga-Goalgetter mit den Profis ins Trainingslager nach Andalusien. Schon im Sommer 2023 durfte er mal bei den Profis trainieren, wurde aber von Trainer Stefan Leitl wieder zur zweiten Mannschaft zurückgeschickt.

Diesmal darf Gindorf bleiben. Und bekommt seine Einsatzzeiten. “Weiter Gas geben und möglichst viel Spielzeit sammeln”, gibt er als seine kurzfristigen Ziele aus. “Je mehr Spielzeit ich bekommen habe, desto besser lief es für mich und umso sicherer bin ich geworden.” Damit dürfte Gindorfs erstes Tor in der 2. Liga auch nur noch eine Frage der Zeit sein.

Gunnar Meggers

“Die Tür für ihn ist offen”: Nächster Anlauf mit Ezeh

Das neue Kapitel bei 96 soll für den Linksverteidiger endlich ein gutes werden. Spät in der Saison soll er endlich die Rolle spielen, die ihm schon länger zugedacht war …

Hannovers Brooklyn Ezeh ist wieder im Training.

Hannovers Brooklyn Ezeh ist wieder im Training.

IMAGO/Jan Huebner

Die entscheidende Nachricht teilte Stefan Leitl zur Wochenmitte mit. “Brooklyn Ezeh trainiert wieder mit”, so Hannovers Trainer, und die vermeintliche Selbstverständlichkeit hat bei diesem Spieler eine tiefere Bedeutung. Nach einigen Irrungen und Wirrungen steht der 22-Jährige im ausverkauften Heimspiel gegen den Tabellenzweiten FC St. Pauli am kommenden Sonntag zumindest im 96-Kader. So jedenfalls ist es geplant. Leitl zum weiteren Verlauf in dieser Woche: “Er hat jetzt diese Trainingseinheiten, um zu zeigen, dass er spielen kann und bereit dafür ist. Dann treffen wir eine Entscheidung.”

Mühsam herangearbeitet

Es ist der nächste Anlauf für den im vergangenen Sommer von Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden zu den Niedersachsen gewechselten Akteur. Hintergrund des Transfers damals: Hannover suchte nach einem tauglichen Back-up für Top-Spieler Derrick Köhn auf der linken Schiene. Als Köhn in der Winterpause zu Galatasaray Istanbul wechselte, schien die Stunde für Ezeh zu schlagen. Doch wegen massiver mentaler Probleme verpasste dieser zu Jahresbeginn den Anschluss, musste sich für einige Zeit in intensive Behandlung begeben und sich danach im zunächst isolierten Einzeltraining wieder mühsam heranarbeiten. Vor knapp zwei Wochen und nach einem zwischenzeitlichen Einsatz beim 3:0 in Magdeburg öffnete er dann jedoch eine neue “Baustelle”: Er verpasste die Abfahrt des Mannschaftsbusses ins Trainingscamp vor dem Heimspiel gegen Schalke (1:1) und wurde daraufhin vorübergehend vereinsintern gesperrt. Nach Ablauf der Disziplinarstrafe und einer auskurierten, leichteren Sprunggelenkverletzung folgt nun das nächste Kapitel in Ezehs Geschichte bei Hannover 96, es soll endlich ein gutes werden.

Keine andere Alternative für links

Begünstigt wird Ezehs Chance aufs Comeback durch die Personalsituation in Stefan Leitls Kader. “Wir haben nach wie vor keinen anderen gelernten linken Außenverteidiger im Kader”, sagt der Trainer, der auf der betreffenden Seite nach dem Köhn-Abgang mit Innenverteidiger Bright Arrey-Mbi und zuletzt Jannik Dehm, eigentlich Rechtsverteidiger, improvisiert hatte. Nun wartet Leitl auf Ezeh: “Die Tür für ihn ist offen.”

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Das ist freilich kein Freifahrtschein. Spielen lassen nur um des Spielens willen wird Leitl seinen Rückkehrer nicht. Auch wenn die Aussichten, doch noch ins Aufstiegsrennen einzugreifen, allmählich schlechter werden, gilt für 96, mit noch möglichst vielen Punktgewinnen ein gutes Abschlussergebnis zu erzielen. Dafür setzt Leitl auf jene Akteure, die sich am meisten für einen Einsatz anbieten: “Wir wollen das Maximale aus der Saison herausholen. Und entsprechend werden wir aufstellen.”

Michael Richter

“Punkte sammeln, darum geht’s” – Kunze und 96 bleiben “Derby-Sieger”

Hauptsache nicht verloren – so schienen die Gäste nach den 90 Minuten im Nachbarschaftsduell zu denken. Der Aufstiegszug scheint abgefahren, in der Liga geht es allerdings noch mit einem anspruchsvollen Programm weiter …

Hannovers Fabian Kunze (re.) gibt sich optimistisch.

Hannovers Fabian Kunze (re.) gibt sich optimistisch.

IMAGO/regios24

Wirkliche Zufriedenheit mochte sich bei Hannover 96 nach dem torlosen Remis im brisanten Niedersachsenderby in Braunschweig nicht einstellen. Irgendwie schien die Erleichterung zu überwiegen, den Nachmittag unversehrt überstanden zu haben – was angesichts der unzähligen Raketen und Böller, die nahezu während der kompletten Spieldauer aus beiden Fanlagern heraus abgefeuert wurden und durchs Stadion flogen, durchaus auch körperlich zu verstehen ist.

Sportlich bleibt nach einem über weiteste Strecken zähen Spielverlauf der eine Punkt. “Wir hatten trotzdem unsere Chancen, haben uns ein paarmal gut durchkombiniert. Da muss man dann in so einem Spiel einfach mehr draus machen”, haderte Fabian Kunze nach Abpfiff mit den besseren Möglichkeiten, die die Gäste vor allem durch Cedric Teuchert und Lars Gindorf aus Hannover unterm Strich hatten, aber vergaben. “Dass es ein umkämpftes Spiel wird, war natürlich von vornherein klar.” Und spielerische Klasse? “Hat man vereinzelt gesehen, muss man öfter sehen.” Immerhin, so der Mittelfeldspieler: “Wir haben von hinten heraus konzentriert verteidigt.” Dass wichtige Spieler angeschlagen waren oder sogar ganz fehlten, sei keine Entschuldigung. “Verletzungen passieren im Fußball nun einmal. Damit muss die Mannschaft klarkommen.”

Schließlich überwog der Sicherheitsgedanke, wie Trainer Stefan Leitl in seiner Analyse kritisierte und wie Kunze einräumte: “Natürlich willst du so ein Spiel am Ende dann nicht verlieren.” Vielleicht spukte in manchem Kopf auch noch der Verlauf des Gastspiels in der Saison zuvor: Als sich damals schon alle mit einem 0:0 zu arrangieren schienen, hatte Braunschweigs Jannis Nikolaou in der ersten Minute der Nachspielzeit mit seinem Lucky Punsch für den umjubelten Siegtreffer für den großen Rivalen gesorgt.

“Aus zwei Spielen vier Punkte”

In dieser Saison geht die “Gesamtwertung” in den beiden Vergleichen an Hannover. “Wir haben aus den zwei Spielen vier Punkte geholt und sind Derby-Sieger – immer noch”, betont Kunze.

Im Hinspiel hatte er beim 2:0-Sieg sogar selbst ein Tor beigesteuert – das erste und bisher einzige der Karriere in einer der ersten beiden Ligen für den 25-jährigen gebürtigen Bielefelder.

Nun nur noch Top-Spiele

Was bleibt nun noch für Hannover 96 in dieser Saison? Der Aufstiegszug, den man gerne, aber nicht unbedingt schon in dieser Spielzeit erreichen wollte, scheint abgefahren. “Wir haben noch genügend Spiele, können noch genügend Punkte sammeln, darum geht’s”, so Kunze jedoch. Reizvoll geht es sicherlich dabei zu, belegen die fünf verbleibenden Gegner doch aktuell allesamt Plätze in der oberen Tabellenhälfte. Schon am Sonntag geht es in der Reihe der Top-Spiele daheim gegen St. Pauli vor ausverkauftem Haus los, dann kommen noch Paderborn und zum Finale Spitzenreiter Holstein Kiel in einem weiteren Nord-Duell an den Maschsee. Auswärts führt der Weg noch zur Berliner Hertha und nach Karlsruhe. Fabian Kunze: “Jedes Spiel ist einzigartig und schön, weil es stets drei Punkte zu holen gibt.”

Michael Richter

Knackt die Bundesliga erneut die Milliardengrenze?

An diesem Montag startet die Auktion der nationalen Medienrechte der Deutschen Fußball-Liga (DFL), es geht um die wichtigste Einnahmequelle der 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga. Der kicker beantwortet die drängendsten Fragen.

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

IMAGO/Jan Huebner

Um welche Rechte genau geht es?

Um die Ausstrahlungsrechte an Bundesliga und 2. Liga für den deutschsprachigen Markt, also Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol, in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.

Wieviel Geld erhalten die Klubs aus den nationalen Medienrechten?

Aktuell fließen pro Saison 1,1 Milliarden Euro an die DFL, die diese allerdings nicht in Gänze an die 36 Klubs verteilt. Eine Abgabe von derzeit 7,75 Prozent, also umgerechnet 85,25 Millionen Euro, verbleibt beim Ligaverband zur Finanzierung von Organisation, Produktion und Sicherungsmechanismen. 2020 waren die nationalen Medienrechte zuletzt ausgeschrieben worden. Von durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro pro Spielzeit ging es minimal herab auf 1,1 Milliarden Euro – was allerdings inmitten der Pandemie als Erfolg des damaligen Geschäftsführers Christian Seifert galt.

Womit rechnen die Liga-Bosse?

Der für die Ausschreibung zuständige DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel, der die Thematik bereits unter Seifert verantwortete, strahlte zuletzt Zuversicht aus: “Ich teile mit Blick auf unsere Ausschreibung nicht die Weltuntergangsszenarien einiger Kommentatoren. Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands. Wir werden ein deutlich aufgewertetes Medienprodukt anbieten. Und anders als in anderen Ländern haben unsere aktuellen Live-Partner auch öffentlich bekundet, sich umfangreich engagieren zu wollen.” Gemeinhin gilt in der Branche ein Verbleib auf ähnlichem Niveau als Erfolg. Maßgeblich wird es davon abhängen, welche Anbieter sich letztlich konkret mit der Bundesliga beschäftigen, weil dies natürlich Einfluss auf den Erlös haben wird.

Wer bietet überhaupt mit?

Für die Live-Rechte sind mit Sicherheit die beiden Platzhirsche in Deutschland, Sky und Dazn, am Tisch. Das Duo teilt sich auch aktuell das Gros der Live-Rechte, während Sport1 das Zweitliga-Topspiel hält und ProSiebenSat1 2020 das für die frei empfangbaren Sender vorgesehene Paket E (Eröffnungsspiele, Relegation, Super-Cup sowie zwei Einzelspiele) erstanden hatte. Gut möglich, dass sich auch das Duo wieder um kleinere Pakete bemüht, auch RTL, mittlerweile Rechtehalter bei der Nationalelf, Magenta (3. Liga) und Vodafone sind denkbar. Dazu kommt die große Frage: Was machen die US-Konzerne Amazon, Netflix, Paramount oder Apple? Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung des frischgebackenen Deutschen Meisters Bayer Leverkusen, erklärte im Herbst 2023, dass er auf Interesse des genannten Quartetts hofft. Bietet einer dieser Großkonzerne mit, könnte dies den Preis in der Tat nach oben treiben.

Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands.

Dr. Steffen Merkel über die Ausschreibung der TV-Rechte an der Bundesliga

Wie viele Rechtepakete gibt es?

Insgesamt gibt es 15 audiovisuelle Pakete. Sieben mit Live-Rechten, acht Pakete für Highlight-Berichterstattungen, also Spielzusammenfassungen und Einzelclips. Bei den Live-Rechten hat die Liga folgende Neuerung eingeführt: Sie vergibt den Bundesliga-Sonntag, bislang gekoppelt an die Freitagspartien, als Ganzes (Paket D). Der Freitag wird kombiniert mit den fünf Einzelspielen am Samstagnachmittag (B). Zudem gibt es die Samstags-Konferenz (A), das Samstags-Topspiel inklusive Super-Cup (C). Dazu kommt noch das Free-Live-Paket E (Eröffnungsspiele Bundesliga und 2. Liga, Super-Cup, Relegation, je eine Partie Spieltage 17 und 18 der Bundesliga), Paket F (alle Einzelspiele der 2. Liga inklusive Konferenz) und Paket G, das Samstags-Topspiel im Unterhaus um 20.30 Uhr. Paket E ist aufgrund der mit dem Bundeskartellamt abgesprochenen Rahmenbedingungen im Free-TV vorgesehen, Paket G kann sowohl im Pay- als auch im Free-TV laufen.

Was könnte sich für den Kunden ändern?

Momentan müssen Bundesliga-Fans zwei Abos abschließen, um alle Live-Spiele sehen zu können. Dies könnte sich ab 2025 ändern, weil das Kartellamt die “no-single-buyer-rule”, also das Alleinerwerbsverbot für alle Live-Rechtepakete, gekippt hat. Dieses sollte eigentlich wettbewerbsfördernd wirken, hatte aber am Ende nur dazu geführt, dass die Fans Mehrfach-Abos abschließen mussten – für den Konsumenten teuer, für den Anbieter ärgerlich, weil der Run ausblieb und die Rechte kaum finanzierbar waren, für die Liga insgesamt also schlecht. Theoretisch könnte sich nun ein Anbieter alle Live-Rechte sichern. In der Praxis dürfte es zwar nicht dazu kommen, weil dies extrem teuer wäre. Das heißt aber nicht, dass erneut Mehrfach-Abos notwendig sein werden. Denn durch die erfolgreichen Verhandlungen mit den Kartellwächtern erhofft sich die Liga, dass Rechtenehmer gemeinsame Abo-Modelle anbieten.

Wie läuft die Auktion konkret ab?

Interessenten bieten für jedes Paket einzeln, die jeweiligen Auktionstage folgen strengen Regeln und Zeitplänen. Die Liga setzt Vorbehaltspreise für die jeweiligen Rechtepakete fest. Bieten mehrere Interessenten eine Summe oberhalb dieser Vorbehaltspreise und liegt das zweithöchste Angebot mehr als 20 Prozent hinter dem des Höchstbietenden, kommt es zur Annahme. Liegt nur ein Angebot über dem Ziel und dabei 20 Prozent höher als das des “Zweiten”, wird das Paket ebenfalls vergeben. Nicht vergeben wird beispielsweise, wenn mehrere oberhalb des Vorbehaltspreises liegen, das Top-Angebot den Zweiten aber nicht um mindestens 20 Prozent übersteigt. Dann informiert die Liga die Bieter darüber und diese starten in eine neue Runde, die sogenannte Reservationspreis-Auktion, die wieder denselben Kriterien folgt. Gleiches gilt, wenn kein Angebot auf Vorbehaltsniveau eintrifft. Bis Ende April sollten die Rechte vergeben sein.

Benni Hofmann