“Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”: Hradecky und der späte Bayer-Torwahn

Das 45. Spiel hatte Bayer Leverkusen richtig ins Wanken gebracht – und doch hielt die Serie von nunmehr 46 Pflichtspielen ohne Niederlage. Kapitän und Torwart Lukas Hradecky, selbst wichtiger Teil des 2:2 gegen Stuttgart, zeigte sich deswegen etwas sprachlos.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Gegen den VfB Stuttgart hat der neue Meister das Gefühl eines ganz späten Treffers gleich zweimal erleben dürfen in dieser Saison. Denn schon im Viertelfinale des DFB-Pokals hatte Abwehrchef Jonathan Tah Anfang Februar das 3:2 erzielt – in der 90. Spielminute. Ende April nun im Zuge des 31. Bundesliga-Spieltags passierte es erneut, sogar noch später: Robert Andrich verbuchte am Samstag in der sechsten Minute der Nachspielzeit auch mit Glück das 2:2 nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand.

Damit wurde die famose Serie von 46 Pflichtspielen in dieser Saison – längst Rekord in Europas Top-Ligen – aufrechterhalten. Und zugleich noch dafür gesorgt, dass die Rheinländer wirklich die Last-Minute-Könige sind. Denn dieser Andrich-Treffer war zum wiederholten Male ein Tor nach der 90. Minute (etwa mehrere Male im Europa-League-Achtelfinale gegen Qarabag Agdam, beim 2:1 gegen Hoffenheim oder eben im DFB-Pokal gegen den VfB) und außerdem schon das 127. Pflichtspieltor in dieser Spielzeit, wie auch der X-Account der Werkself anmerkte: “Ein neuer Vereinsrekord! Die vorherige Bestmarke von 126 Pflichtspieltoren erzielte Bayer 04 2001/02.”

“Viele Spezialmomente”

Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky, der seine Farben selbst mit einer famosen Tat gegen Serhou Guirassy beim möglichen 1:3 im Spiel gehalten hatte (87. Minute), verschlug es daraufhin sichtlich die Sprache. “Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”, sagte der 34-jährige Routinier am Sky-Mikrofon.

Auch Trainer Xabi Alonso war von der erneuten Energie-Leistung seines Teams schwer angetan: “Wir haben viele Spezialmomente in den letzten Minuten. Wieder in der 96. Minute. Letzte Woche (beim späten 1:1 in Dortmund war es 90.+7; Anm. d. Red.) war der Moment ein bisschen emotional, aber heute konnte ich es nicht glauben, dass wir es wieder geschafft haben.” Das sei aus seiner Sicht schon außergewöhnlich – und er wisse nicht, ob er so etwas in dieser Häufigkeit schon einmal erlebt hat in seiner langen Karriere als Weltklasse-Profi für Spanien, Real Sociedad, Liverpool, Real Madrid oder Bayern. “Ich habe das nicht oft im Fußball gesehen, es ist schwer zu erklären.”

Den finalen Schwung Richtung 2:2 schrieb der spanische Erfolgstrainer auch der eigenen Anhängerschaft in der BayArena zu: “Unsere Fans haben daran geglaubt, dass wir das wieder schaffen können.” Das habe einen zusätzlichen Push verliehen, den es aus Xabi Alonsos Sicht auch in den kommenden Wochen mit den letzten Bundesliga-Spielen, dem Europa-League-Halbfinale gegen die Roma und dem Finale im DFB-Pokal gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern (25. Mai, 20 Uhr) braucht: “Unser großes Ziel war es, Meister zu werden – doch wir wollen nicht stoppen. Wir haben noch drei Spiele in der Liga vor uns und nächste Woche ein Spiel in Rom, auf das wir uns gut vorbereiten wollen.”

Lassen Hradeckys Oberschenkel nach?

Ob Hradecky dann wieder zu einem Spurt zu seinen jubelnden Mitspielern nach einem Treffer rennen muss? Ihm selbst wäre ein schon während der regulären Spielzeit auf den Weg gebrachter Sieg, Vorsprung oder Ausgleich etwas lieber, wie er süffisant anmerkte: “Bei mir geben langsam die hinteren Oberschenkel nach, wenn ich so viel sprinten muss – aber ich mach das gerne. Es ist unglaublich. Unsere Fans verdienen das auch, die pushen uns. Wir können aber wirklich gerne auch mal in einem Spiel wieder führen oder früher treffen.”

Ehrlich fügte der Führungsspieler außerdem noch an, dass diese extrem späten Treffer sicherlich neben der stets famosen Willensleistung des Teams auch teilweise anders – nämlich mit Glück – begründet werden können: “Ein paar davon mit Sicherheit. Wir sind gefährlich bei Standards, da kann alles passieren. Doch ich würde sagen: 50:50 zwischen Qualität und Glück.”

Andrichs Ansage an die Konkurrenz: “Jetzt ist Bayer-Leverkusen-Zeit”

Durch den 5:0-Sieg gegen Werder Bremen besiegelte Bayer Leverkusen die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Geht es nach Robert Andrich, war der diesjährige Triumph erst der Anfang.

Meisterliche Kampfansage: Robert Andrich setzt auf weitere Leverkusener Titel.

Meisterliche Kampfansage: Robert Andrich setzt auf weitere Leverkusener Titel.

IMAGO/Jan Huebner

Es ist in vielerlei Hinsicht ein historisches Ereignis, das Bayer Leverkusen am Sonntagabend gelang. Nicht nur besiegelte die Werkself mit dem deutlichen Sieg gegen Werder Bremen die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte, sondern tat dies obendrein in beeindruckender Manier: Noch nie blieb ein Bundesliga-Team an den ersten 29 Spieltagen ungeschlagen – und fuhr in besagtem Zeitraum derart viele Punkte ein wie die Rheinländer (79).

Lesen Sie auch den Kommentar: Leverkusen setzt neue Maßstäbe – und muss keine Eintagsfliege bleiben

Durch den Triumph beendete die Werkself gleichzeitig die seit 2013 währende Meisterschafts-Serie des FC Bayern München, der ein Jahrzehnt lang am Saisonende stets von der Tabellenspitze gegrüßt hatte – und sich nun maximal noch zum Vizemeister küren kann. Dass es somit im Bundesliga-Publikum einen nicht unwesentlichen Anteil an jungen Zuschauern gab, die bis zum Sonntag nur den Rekordmeister als Titelträger kannten, nahm Leverkusens Robert Andrich zum Anlass, eine Ansage an die Konkurrenz abzusetzen.

“Falls ihr nur Bayern gesehen habt: Es gibt nicht nur Bayern München, es gibt auch Bayer Leverkusen. Jetzt ist Bayer-Leverkusen-Zeit”, sagte der 29 Jahre alte Mittelfeldmann mit einem Augenzwinkern am DAZN-Mikrofon und fügte an: “Jetzt habt ihr endlich mal einen guten Deutschen Meister.”

Ein Zeichen für das junge Publikum

Deutlich versöhnlichere Töne schlug da Teamkollege Jonas Hofmann an, der dem Triumph ein positives Zeichen für das junge Publikum abgewinnen konnte. Leverkusens Meisterschaft sei ein Zeichen, “dass es auch andere schaffen können. Dass man mit Fleiß viel erreichen kann. Das ist auch eine Message an junge Kids, dass man immer an sich glaubt.”

“Unbeschreiblich”: Leverkusen lässt die Leinen los

Mit dem 5:0-Sieg gegen Werder Bremen besiegelte Bayer Leverkusen die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Nach dem Spiel rangen die Spieler nach Worten – und kündigten eine lange Partynacht an.

Jubelnder Meister-Trainer: Xabi Alonso inmitten Leverkusener Fans.

Jubelnder Meister-Trainer: Xabi Alonso inmitten Leverkusener Fans.

IMAGO/Sven Simon

Am Ende gab es kein Halten mehr. Hatte sich das Leverkusener Publikum nach dem 4:0 in der Schlussphase noch unter viel Zureden davon überzeugen lassen, doch noch einmal das Feld zu verlassen, versuchte Harm Osmers nach Florian Wirtz‘ drittem Treffer zum 5:0 in der 90. Minute erst gar nicht mehr, die Partie nach dem zweiten verfrühten Platzsturm nochmal anzupfeifen: Die erste Deutsche Meisterschaft in der Geschichte Bayer Leverkusens war endgültig besiegelt und die Party ohnehin nicht mehr aufzuhalten.

“Das ist unbeschreiblich”, rang der Mann des Abends bei DAZN nach den richtigen Worten im Anschluss an den historischen Erfolg. “Ich kann es noch gar nicht realisieren, ich brauche noch ein bisschen gleich in der Kabine, um in den Kopf zu kriegen, was wir da erreicht haben.” Nach elf Jahren war der Rekordmeister gestürzt – und Leverkusen durfte in der 45. Bundesliga-Saison den ersten Titel feiern, nachdem die Werkself zuvor ein ums andere Mal immer wieder denkbar knapp dabei gescheitert war.

“Emotionen pur” verspürte auch Teamkollege Jonas Hofmann: “Es fließt wirklich alles durch den Körper. Da weiß man nicht: Soll man lachen? Soll man weinen? Es ist wirklich unbeschreiblich, ich hätte mir vor einem Jahr nicht erträumt, das im ersten Jahr direkt zu schaffen. Das ist einfach nur geil.”

Hofmanns Dank an den Trainer

Der 31-Jährige, der erst im vergangenen Sommer von Borussia Mönchengladbach nach Leverkusen gekommen war, behielt trotz aller Emotionen einen klaren Blick und richtete ein Lob an seine Teamkollegen. “Wir sind jedes Spiel konstant ans Limit gegangen, egal wer gespielt hat. Wir waren immer da, waren immer präsent”, lautete seine logische Erklärung für die Krönung der Fabel-Saison. “An dieser Saison sieht man, dass jeder gebraucht wird, damit das Niveau nicht abflacht. Dann schaffst du es auch, in drei Wettbewerben so mitzuspielen. Das lebt der Trainer brutal vor.”

Der Trainer, Xabi Alonso, lebte am Sonntagabend eine gebührende Meisterfeier vor. “Dieser Erfolg ist besonders für alle, für den gesamten Verein. Er gehört so vielen Leuten. Wir müssen es genießen für den gesamten Verein, diese Schale zu gewinnen. Die erste Meisterschaft in 120 Jahren. Es ist eine Ehre, ein Teil davon zu sein und hier zu arbeiten. Heute verdienen wir es zu feiern. Wir müssen es genießen, mit Familie, Freunden und Fans. Nächste Woche ist ein anderes Thema”, so der 42-Jährige.

Eine Aufforderung, die sich augenscheinlich insbesondere Robert Andrich kein zweites Mal anhören musste. Der Mittelfeld-Abräumer, der von Wirtz bereits als möglicher Party-Antreiber ausgemacht worden war, nahm die Vorreiter-Rolle an. “Wir haben den einen oder anderen dabei, aber ich glaube ich weiß, wie es geht”, erklärte Andrich schmunzelnd und äußerte sich bezüglich konkreter Party-Pläne: “Wir lassen den Abend mal auf uns zukommen und ich glaube, der wird ziemlich lang.”

Womöglich wird es nicht die letzte Party in der laufenden Saison sein, schließlich bestehen für die Werkself in der Europa League und im DFB-Pokal noch weitere Titelchancen. “Wir haben noch ein großes Ziel in der Europa League. Wir haben eine gute Chance im Halbfinale und auch im Pokal, das Gefühl ist unglaublich”, sagte Alonso, der das auch im Stadion als klare Zielvorgabe an die Fans ertönen ließ: “Wir wollen mehr. Wir wollen die Europa League.”

Zunächst gab er allerdings zu, wie besonders das erreichte für ihn dann doch ist: “Vielleicht ist das alles zu schnell für mich, aber ich akzeptiere und genieße den Moment.” Eine Einstellung, die sich auch die Spieler nach dem historischen Erfolg zu Herzen nahmen.

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

Bayers Andrich und die Tore: “Das ließ ihn fast verzweifeln”

Gegen Hoffenheim bringt Robert Andrichs Treffer die späte Wende für Tabellenführer Leverkusen. Ein Tor, das umso interessanter ist, wenn man um die Geschichte des 29-Jährigen weiß. Sein einstiger Trainer Rüdiger Rehm erinnert sich.

Robert Andrich erzielte gegen Hoffenheim das 1:1 - doch leicht tat er sich mit dem Toreschießen nicht immer.

Robert Andrich erzielte gegen Hoffenheim das 1:1 – doch leicht tat er sich mit dem Toreschießen nicht immer.

IMAGO/Revierfoto

Sein Ausgleichstreffer sei “der Dosenöffner” gewesen, erklärte Leverkusens Mittelfeldmann Robert Andrich und lag damit freilich völlig richtig. Auf sein spätes 1:1 am Samstag gegen die TSG Hoffenheim folgte das noch spätere 2:1 von Patrik Schick – insofern kommt man nicht umhin, Sechser Andrich den Schuss zur Bayer-Wende zuzusprechen.

“Die Kombination, den Ball auf den zweiten Pfosten zu bringen, wo er noch mal in die Mitte gelegt wird – die haben wir schon häufiger gespielt”, sagte der Profi anschließend. Gegen die Sinsheimer brachte dieses Zusammenspiel des flankenden Florian Wirtz, des köpfenden Jonathan Tah und des schießenden Andrich das Tor, das den 23. Ligasieg des Tabellenführers erst ermöglichte. Ein Treffer, der umso interessanter ist, wenn man um die Geschichte des Schützen weiß.

Denn Rüdiger Rehm, zu Andrichs Drittliga-Zeiten in Wiesbaden der Coach des SV Wehen, weiß zu berichten, dass gerade jene Situationen im Strafraum einst zu dessen Schwachstellen gehörten. “Er musste lernen, torgefährlicher zu werden, weil er damals einige Chancen hatte liegenlassen.” Chancen, die häufig einem ganz ähnlichen Strickmuster entsprangen.

Bayers Andrich musste früher an seiner Torgefährlichkeit arbeiten

“In Wiesbaden”, sagt Rehm, “hatten wir damals ein sehr gutes Flügelspiel, dadurch kam der Ball oftmals in den Bereich zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum, wo Rob stand.” Nur, sagt der 45-jährige Fußballlehrer, der zuletzt Waldhof Mannheim coachte: “Dass er mehrfach aus dieser Position vergab, ließ ihn fast ein wenig verzweifeln. Es waren immer wieder ähnliche Situationen.” Und immer wieder vergab der Mittelfeldspieler.

Also habe er dem jungen Andrich seinerzeit nahegelegt, “die negativen Gedanken aus seinem Kopf zu streichen und sich auf die nächste Aktion zu fokussieren”. Es sei nur darum gegangen, “noch konzentrierter, noch fokussierter” zu sein – “an der Technik lag es nicht”. Andrich, sagt Rehm, habe den Hinweis angenommen – und sich in den vergangenen Jahren generell großartig entwickelt.

Zur Erinnerung: Erst 2018 wechselte der heutige Nationalspieler in die 2. Liga und schaffte es über den damaligen Zweitligisten 1. FC Heidenheim und die Bundesligisten Union Berlin und Bayer Leverkusen ins DFB-Team. “Rob ist ein Beispiel dafür, was man aus seiner Karriere machen kann, wenn man hart arbeitet”, sagt Rehm dem kicker.

Rehm lobt Andrichs enorme Anpassungsfähigkeit

“Es gab für ihn keine wirkliche Grenze, weil er schon damals viele wichtige Fähigkeiten hatte. Aber er hat natürlich unheimlich viel an sich gearbeitet. Wenn ein Spieler mit 22, 23 noch in der 3. Liga spielt, dann kann man davon ausgehen, dass er nicht unbedingt Nationalspieler wird.” Andrich habe einen “ungewöhnlichen Weg” zurückgelegt, meint Rehm. “Und niemand, der damals in Wiesbaden dabei war, wird gesagt haben, dass Rob bei der EM 2024 gute Chancen haben würde, Stammspieler zu sein.”

Er habe es sich hart erarbeitet. Mit Fleiß und der Fähigkeit, “sich immer wieder anzupassen”. Denn Rehm sagt auch: “Ich sehe ihn eigentlich genauso spielen wie damals, allerdings spielt er sein Spiel jetzt auf einem absoluten Top-Niveau.” Andrich sei “zweikampfstark, immer anspielbar, technisch gut, er coacht auf dem Platz, bleibt positiv.” Und ab und an, da trifft er auch.

Gegen Hoffenheim erzielte er sein 14. Tor in der Bundesliga und sein insgesamt 34. Pflichtspieltreffer im Profifußball, wobei ihm davon nur drei per Kopf gelangen. Daran kann Andrich sicher noch arbeiten. Auch gegen die TSG ergab sich dem Bayer-Profi eine Chance, doch sein Kopfball flog vorbei. Kurz vor Schluss musste es deshalb sein wuchtiger Rechtsschuss richten.

In der Dienstausgabe des kicker (am Montagabend auch digital abrufbar als eMagazine) sprechen verschiedene Wegbegleiter über Andrichs steinigen Aufstieg in die Nationalelf. Sie berichten über den Charakter und den Spieler Andrich, der viele Hürden überwinden musste – auch selbst verschuldete.

Leon Elspaß

Andrichs Aufstieg zum emotionalen Anführer

Der Platz neben Toni Kroos war einer der wenigen, der während der ersten Lehrgangswoche in Frankfurt noch offen erschien. Seit Samstag und dem 2:0 in Frankreich scheint dieser vorerst zementiert: Robert Andrich hat seine Startelf-Chance in Lyon höchst eindrucksvoll genutzt.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Jan Huebner

Dass der 29-jährige Leverkusener Robert Andrich am Tag vor dem Heimspiel gegen die Niederlande (Dienstag, 20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) einen Platz auf dem Pressekonferenzpodium zugewiesen bekommen hatte, war schon ein erster Hinweis, dass er auch seinen Platz in der Anfangsformation behält.

Julian Nagelsmann legt sich diesbezüglich auch fest: Der Bundestrainer hat keine Wechsel vorgesehen und sagt ganz konkret auf seine Besetzung des defensiven Mittelfeldes: “Beide Sechser ergänzen sich sehr gut.” Das bedeutet: Andrich hat im Duell mit Pascal Groß die Nase vorn – und benennt so klar und schnörkellos seine Rolle wie er sie auf dem Platz auch ausfüllt: “Es passt so gut zwischen Toni (Kroos; Anm. d. Red.) und mir, weil man seine Qualitäten wirklich nicht groß beschreiben muss. Er ist einfach super, und ich versuche ihm mit meiner Spielintelligenz so zuzuarbeiten, dass er seine Qualitäten ausspielen kann, dass er unfassbar wichtig für uns ist. Ich soll für eine gewisse Stabilität sorgen und mit meiner Mentalität Sicherheit geben.”

Andrich musste sich “frühzeitig immer wehren”

Mit dieser Selbsteinschätzung gibt sich Andrich deutlich zurückhaltender als er auf dem Platz auftritt. In Lyon duellierte er sich im Zweikampf eisenhart mit Kylian Mbappé, trieb den Superstar mit seiner Resolutheit sogar zur Tätlichkeit und an den Rande eines Platzverweises. Und gibt der Mannschaft damit ein Element, das ihr sichtbar gut tut.

“Die Mentalität, immer eklig zu sein und mich immer zu wehren”, sagt er, “resultiert daraus, dass ich erst mit 17, 18 Jahren richtig gewachsen bin. Ich musste mich frühzeitig immer wehren. Diese Mentalität habe ich nie verloren.”

Rasant gewachsen ist Andrich auch in den zurückliegenden Jahren nochmals. So sehr, dass er in diesen Wochen und Monaten drauf und dran ist, sich im Verein und der Nationalelf, Träume zu erfüllen. Mit Bayer Leverkusen kämpft der Mittelfeldabräumer noch um drei Titel, dazu winkt der Startplatz in der Heim-EM-Elf – das ist ziemlich viel auf einmal, und Andrich sagt: “Es gibt schon immer mal Momente, in denen man das kurz genießen kann. Ich und wir alle waren zum Beispiel sehr, sehr glücklich nach dem Sieg in Frankreich. Aber es geht darum, eine Mischung zu finden, das zu genießen und gleichzeitig richtig einzuordnen.” Das bedeutet: “Dienstag geht es weiter, ein Spiel reicht nicht.”

Die Gefahr, dass Andrich ein Spiel reichen könnte, besteht keinesfalls. “Ich will zeigen, dass ich meinen Platz verdient habe.” Und dass, obwohl er findet, dass das von Nagelsmann in diesen Tagen vielzitierte Momentum gar nicht so sehr auf seiner Seite ist im Leverkusener Ensemble. “Gefühlt habe ich persönlich die wenigste Spielzeit in den zurückliegenden fünf Jahren, weil wir eine brutale Saison spielen.”

Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren.

Robert Andrich über seinen Bayer-Coach Xabi Alonso

Eine Weiterentwicklung registriert er unter seinem Vereinstrainer Xabi Alonso dennoch: “Was die Mentalität angeht, hat er bei mir sehr, sehr viel bewegt. Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren, das hat mir mitunter gefehlt, ich war oft zu emotional.” Mit kühlem Kopf ist Andrich nun auf dem Weg zu einem emotionalen Anführer als Schattenmann von Dreh- und Angelpunkt Kroos.

Sebastian Wolff

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber

Bayer und die Titelfrage: Warum Andrich so optimistisch ist

Bayers Robert Andrich hat offenbar keine Zweifel mehr am Gewinn der Meisterschaft. Die Gerüchte um Xabi Alonso nimmt er wahr, will sich aber nicht beirren lassen.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es ist eine besondere Saison für Robert Andrich – auf Verbands- wie Vereinsebene. Zum einen feierte er im November 2023 sein Länderspieldebüt, wurde unlängst zum dritten Mal fürs DFB-Team nominiert und könnte an diesem Samstag, wenn Deutschland in Lyon auf Frankreich trifft, von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die Startelf berufen werden. Zum anderen ist der 29-jährige Mittelfeldmann mit Bayer 04 auch nach 38 Pflichtspielen ungeschlagen und besitzt nach wie vor alle drei möglichen Titeloptionen.

Die Bundesliga-Tabelle führt Leverkusen mit zehn Punkten vor dem FC Bayern an. Im DFB-Pokal trifft Bayer im Halbfinale auf Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ist der letzte verbliebene Erstligist im Teilnehmerfeld. Und in der Europa League gehört die Werkself immerhin zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Es ist bis zu diesem Zeitpunkt eine Fabelspielzeit, die in den nächsten Wochen gekrönt werden soll.

In der neuesten Folge des Podcasts “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos spricht Andrich über Bayers Stärken. Erstens, sagt er, habe die Werkself “einen brutal breiten Kader”. Zweitens, und das hebt er besonders hervor, brächten auch jene Spieler, die hintendran sind, ihre Leistung, wenn sie aufliefen – und dazu gehöre er ja teilweise auch wie manch anderer Kollege.

Andrich lobt Bayers große Flexibilität

Tatsächlich ist das ein großes Faustpfand für Trainer Xabi Alonso, dem sich stets mehrerlei Optionen bieten. Er habe “eine Idee und rotiert dementsprechend”, erklärt Andrich. “Die Grundidee ist dieselbe”, die Herangehensweise würde aber immer wieder leicht angepasst. “In dem einen Spiel brauchen wir Spieler, die zwischen den Linien gut sind. In dem anderen Spiel brauchen wir Spieler, die in die Tiefe gehen, weil der Gegner brutal hoch steht.” Auf jeden Kontrahenten könne sich Leverkusen taktisch wie personell bestens einstellen, so Andrich.

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Neulinge, Neuer, Nagelsmann: Was ist los am DFB-Campus?


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Auch daraus speist sich das große Selbstbewusstsein von Bayer. Ohne dieses Vertrauen in die eigene Stärke, das darf als gesichert gelten, wäre ein solcher Siegeszug nicht möglich. Die Werkself behält die Ruhe, selbst wenn ein Spiel nicht nach ihren Vorstellungen verläuft, brilliert bisher mit Konstanz – und dürfte alsbald ihren ersten Meistertitel feiern. Oder?

Andrich scheint daran keinerlei Zweifel zu haben. Und so antwortet er auf die Frage von Felix Kroos, welcher Titel es denn jetzt würde: “Die Meisterschaft auf jeden Fall – ohne arrogant zu sein.” Andrich scheint in diesem Moment zwar zu überlegen, ob er es nun so offensiv formulieren sollte oder nicht. Doch, sagt er: Hinsichtlich des Punkteabstands und Bayers Konstanz gehe es um nichts anderes.

Bleibt Xabi Alonso? Andrich schätzt die Chancen auf “50:50”

“Es wäre Quatsch, über irgendetwas anderes zu erzählen”, erklärt der Bayer-Profi nachfolgend und wird wohl keinen Sturm der Entrüstung ernten. Die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern, das Bayer im Februar souverän mit 3:0 gewann, war laut Andrich eines mit Signalwirkung, wobei der Sieg in Heidenheim (2:1) eine Woche später womöglich noch wichtiger gewesen sei. Denn: “Wenn du das Spiel verlierst und Bayern gewinnt, war der Sieg davor nichts wert.” Logisch.

Leverkusen indes setzte seinen Erfolgslauf fort, baute die Punkteführung in den Wochen danach sogar weiter aus und muss sie nun in den verbleibenden Duellen ins Ziel bringen. Dass die Werkself seit Wochen immer wieder mit Fragen nach Xabi Alonso und dessen Zukunft behelligt wird, schien sie bislang nicht zu stören.

Es sei “ein Zufall, dass Liverpool einen neuen Trainer sucht, bei Bayern ist der Trainer im Sommer nicht mehr da. Das macht es nicht einfacher”, sagt Andrich. Xabi Alonso selbst kenne das Geschäft, wisse, “dass dann geredet wird. Er weiß, dass da was kommen kann, bringt es aber nicht an die Mannschaft”, betont Bayers Nummer 8.

Alle wüssten, “dass es sein kann, dass er den Verein verlässt. Es spielt für uns aber keine Rolle, weil wir auch viele dabeihaben, die schon lange im Geschäft sind”, bekräftigt der Nationalspieler. Die möglichen nächsten Karriereschritte dieses Trainers seien “auch nicht so verkehrt”, also taxiert er die Verbleibchancen auf “50:50”. Einerlei, Andrich will sich davon nicht ablenken lassen. Es gibt schließlich noch einiges zu tun in dieser besonderen Saison. Auf Verbands- wie Vereinsebene.

Bayer und die Titelfrage: Warum Andrich so optimistisch ist

Bayers Robert Andrich hat offenbar keine Zweifel mehr am Gewinn der Meisterschaft. Die Gerüchte um Xabi Alonso nimmt er wahr, will sich aber nicht beirren lassen.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es ist eine besondere Saison für Robert Andrich – auf Verbands- wie Vereinsebene. Zum einen feierte er im November 2023 sein Länderspieldebüt, wurde unlängst zum dritten Mal fürs DFB-Team nominiert und könnte an diesem Samstag, wenn Deutschland in Lyon auf Frankreich trifft, von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die Startelf berufen werden. Zum anderen ist der 29-jährige Mittelfeldmann mit Bayer 04 auch nach 38 Pflichtspielen ungeschlagen und besitzt nach wie vor alle drei möglichen Titeloptionen.

Die Bundesliga-Tabelle führt Leverkusen mit zehn Punkten vor dem FC Bayern an. Im DFB-Pokal trifft Bayer im Halbfinale auf Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ist der letzte verbliebene Erstligist im Teilnehmerfeld. Und in der Europa League gehört die Werkself immerhin zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Es ist bis zu diesem Zeitpunkt eine Fabelspielzeit, die in den nächsten Wochen gekrönt werden soll.

In der neuesten Folge des Podcasts “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos spricht Andrich über Bayers Stärken. Erstens, sagt er, habe die Werkself “einen brutal breiten Kader”. Zweitens, und das hebt er besonders hervor, brächten auch jene Spieler, die hintendran sind, ihre Leistung, wenn sie aufliefen – und dazu gehöre er ja teilweise auch wie manch anderer Kollege.

Andrich lobt Bayers große Flexibilität

Tatsächlich ist das ein großes Faustpfand für Trainer Xabi Alonso, dem sich stets mehrerlei Optionen bieten. Er habe “eine Idee und rotiert dementsprechend”, erklärt Andrich. “Die Grundidee ist dieselbe”, die Herangehensweise würde aber immer wieder leicht angepasst. “In dem einen Spiel brauchen wir Spieler, die zwischen den Linien gut sind. In dem anderen Spiel brauchen wir Spieler, die in die Tiefe gehen, weil der Gegner brutal hoch steht.” Auf jeden Kontrahenten könne sich Leverkusen taktisch wie personell bestens einstellen, so Andrich.

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Auch daraus speist sich das große Selbstbewusstsein von Bayer. Ohne dieses Vertrauen in die eigene Stärke, das darf als gesichert gelten, wäre ein solcher Siegeszug nicht möglich. Die Werkself behält die Ruhe, selbst wenn ein Spiel nicht nach ihren Vorstellungen verläuft, brilliert bisher mit Konstanz – und dürfte alsbald ihren ersten Meistertitel feiern. Oder?

Andrich scheint daran keinerlei Zweifel zu haben. Und so antwortet er auf die Frage von Felix Kroos, welcher Titel es denn jetzt würde: “Die Meisterschaft auf jeden Fall – ohne arrogant zu sein.” Andrich scheint in diesem Moment zwar zu überlegen, ob er es nun so offensiv formulieren sollte oder nicht. Doch, sagt er: Hinsichtlich des Punkteabstands und Bayers Konstanz gehe es um nichts anderes.

Bleibt Xabi Alonso? Andrich schätzt die Chancen auf “50:50”

“Es wäre Quatsch, über irgendetwas anderes zu erzählen”, erklärt der Bayer-Profi nachfolgend und wird wohl keinen Sturm der Entrüstung ernten. Die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern, das Bayer im Februar souverän mit 3:0 gewann, war laut Andrich eines mit Signalwirkung, wobei der Sieg in Heidenheim (2:1) eine Woche später womöglich noch wichtiger gewesen sei. Denn: “Wenn du das Spiel verlierst und Bayern gewinnt, war der Sieg davor nichts wert.” Logisch.

Leverkusen indes setzte seinen Erfolgslauf fort, baute die Punkteführung in den Wochen danach sogar weiter aus und muss sie nun in den verbleibenden Duellen ins Ziel bringen. Dass die Werkself seit Wochen immer wieder mit Fragen nach Xabi Alonso und dessen Zukunft behelligt wird, schien sie bislang nicht zu stören.

Es sei “ein Zufall, dass Liverpool einen neuen Trainer sucht, bei Bayern ist der Trainer im Sommer nicht mehr da. Das macht es nicht einfacher”, sagt Andrich. Xabi Alonso selbst kenne das Geschäft, wisse, “dass dann geredet wird. Er weiß, dass da was kommen kann, bringt es aber nicht an die Mannschaft”, betont Bayers Nummer 8.

Alle wüssten, “dass es sein kann, dass er den Verein verlässt. Es spielt für uns aber keine Rolle, weil wir auch viele dabeihaben, die schon lange im Geschäft sind”, bekräftigt der Nationalspieler. Die möglichen nächsten Karriereschritte dieses Trainers seien “auch nicht so verkehrt”, also taxiert er die Verbleibchancen auf “50:50”. Einerlei, Andrich will sich davon nicht ablenken lassen. Es gibt schließlich noch einiges zu tun in dieser besonderen Saison. Auf Verbands- wie Vereinsebene.