Bayer und die Titelfrage: Warum Andrich so optimistisch ist

Bayers Robert Andrich hat offenbar keine Zweifel mehr am Gewinn der Meisterschaft. Die Gerüchte um Xabi Alonso nimmt er wahr, will sich aber nicht beirren lassen.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

Blick Richtung Meisterschaft: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Es ist eine besondere Saison für Robert Andrich – auf Verbands- wie Vereinsebene. Zum einen feierte er im November 2023 sein Länderspieldebüt, wurde unlängst zum dritten Mal fürs DFB-Team nominiert und könnte an diesem Samstag, wenn Deutschland in Lyon auf Frankreich trifft, von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die Startelf berufen werden. Zum anderen ist der 29-jährige Mittelfeldmann mit Bayer 04 auch nach 38 Pflichtspielen ungeschlagen und besitzt nach wie vor alle drei möglichen Titeloptionen.

Die Bundesliga-Tabelle führt Leverkusen mit zehn Punkten vor dem FC Bayern an. Im DFB-Pokal trifft Bayer im Halbfinale auf Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ist der letzte verbliebene Erstligist im Teilnehmerfeld. Und in der Europa League gehört die Werkself immerhin zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Es ist bis zu diesem Zeitpunkt eine Fabelspielzeit, die in den nächsten Wochen gekrönt werden soll.

In der neuesten Folge des Podcasts “Einfach mal Luppen” von Toni und Felix Kroos spricht Andrich über Bayers Stärken. Erstens, sagt er, habe die Werkself “einen brutal breiten Kader”. Zweitens, und das hebt er besonders hervor, brächten auch jene Spieler, die hintendran sind, ihre Leistung, wenn sie aufliefen – und dazu gehöre er ja teilweise auch wie manch anderer Kollege.

Andrich lobt Bayers große Flexibilität

Tatsächlich ist das ein großes Faustpfand für Trainer Xabi Alonso, dem sich stets mehrerlei Optionen bieten. Er habe “eine Idee und rotiert dementsprechend”, erklärt Andrich. “Die Grundidee ist dieselbe”, die Herangehensweise würde aber immer wieder leicht angepasst. “In dem einen Spiel brauchen wir Spieler, die zwischen den Linien gut sind. In dem anderen Spiel brauchen wir Spieler, die in die Tiefe gehen, weil der Gegner brutal hoch steht.” Auf jeden Kontrahenten könne sich Leverkusen taktisch wie personell bestens einstellen, so Andrich.

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Auch daraus speist sich das große Selbstbewusstsein von Bayer. Ohne dieses Vertrauen in die eigene Stärke, das darf als gesichert gelten, wäre ein solcher Siegeszug nicht möglich. Die Werkself behält die Ruhe, selbst wenn ein Spiel nicht nach ihren Vorstellungen verläuft, brilliert bisher mit Konstanz – und dürfte alsbald ihren ersten Meistertitel feiern. Oder?

Andrich scheint daran keinerlei Zweifel zu haben. Und so antwortet er auf die Frage von Felix Kroos, welcher Titel es denn jetzt würde: “Die Meisterschaft auf jeden Fall – ohne arrogant zu sein.” Andrich scheint in diesem Moment zwar zu überlegen, ob er es nun so offensiv formulieren sollte oder nicht. Doch, sagt er: Hinsichtlich des Punkteabstands und Bayers Konstanz gehe es um nichts anderes.

Bleibt Xabi Alonso? Andrich schätzt die Chancen auf “50:50”

“Es wäre Quatsch, über irgendetwas anderes zu erzählen”, erklärt der Bayer-Profi nachfolgend und wird wohl keinen Sturm der Entrüstung ernten. Die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern, das Bayer im Februar souverän mit 3:0 gewann, war laut Andrich eines mit Signalwirkung, wobei der Sieg in Heidenheim (2:1) eine Woche später womöglich noch wichtiger gewesen sei. Denn: “Wenn du das Spiel verlierst und Bayern gewinnt, war der Sieg davor nichts wert.” Logisch.

Leverkusen indes setzte seinen Erfolgslauf fort, baute die Punkteführung in den Wochen danach sogar weiter aus und muss sie nun in den verbleibenden Duellen ins Ziel bringen. Dass die Werkself seit Wochen immer wieder mit Fragen nach Xabi Alonso und dessen Zukunft behelligt wird, schien sie bislang nicht zu stören.

Es sei “ein Zufall, dass Liverpool einen neuen Trainer sucht, bei Bayern ist der Trainer im Sommer nicht mehr da. Das macht es nicht einfacher”, sagt Andrich. Xabi Alonso selbst kenne das Geschäft, wisse, “dass dann geredet wird. Er weiß, dass da was kommen kann, bringt es aber nicht an die Mannschaft”, betont Bayers Nummer 8.

Alle wüssten, “dass es sein kann, dass er den Verein verlässt. Es spielt für uns aber keine Rolle, weil wir auch viele dabeihaben, die schon lange im Geschäft sind”, bekräftigt der Nationalspieler. Die möglichen nächsten Karriereschritte dieses Trainers seien “auch nicht so verkehrt”, also taxiert er die Verbleibchancen auf “50:50”. Einerlei, Andrich will sich davon nicht ablenken lassen. Es gibt schließlich noch einiges zu tun in dieser besonderen Saison. Auf Verbands- wie Vereinsebene.