Streich freut sich über “super Verpflichtung” Dinkci: “Guter Fuß, guter Typ”

Was der kicker bereits gestern vermeldet hat, bestätigte der SC Freiburg nun: Matthias Ginter wird an der Achillessehne operiert und fällt bis zum Saisonende aus. Im kommenden Heimspiel gegen Leipzig werden zudem weitere Stammspieler fehlen. Freude gab es bei Christian Streich über die neueste Verpflichtung – auch wenn er selbst dann kein Freiburg-Trainer mehr ist.

Daumen hoch von Christian Streich für die Verpflichtung von Eren Dinkci.

Daumen hoch von Christian Streich für die Verpflichtung von Eren Dinkci.

IMAGO/Eibner

Die konservativen Behandlungsmethoden haben nicht den erhofften Erfolg gehabt, jetzt folgt doch eine Operation bei Verteidiger Matthias Ginter. “Strukturell ist nichts kaputt, wir hoffen, dass es kein großer Eingriff wird”, sagte SC-Trainer Christian Streich in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr). “Leider wird die Saison für ihn beendet sein, das bedauern wir sehr, auch im Hinblick auf die Europameisterschaft, wo er noch Hoffnungen hatte.”

Ginter habe sich wochenlang in den Dienst der Mannschaft gestellt und “durchgebissen”, lobte der SC-Coach den 51-maligen Nationalspieler. Aus eigener Erfahrung könne er sagen, dass Achillessehnenprobleme, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine Belastung seien, “wenn es dir bei jedem Schritt reinsticht”.

Die Operation soll nun dazu beitragen, dass Ginter “hoffentlich in die neue Saison gut reinstarten kann”, wie Streich betonte. Dann allerdings unter seinem Nachfolger und Ginters früherem Mitspieler Julian Schuster. Der wird dann auch Eren Dinkci beim Sport-Club begrüßen, dessen Verpflichtung zur kommenden Saison der Verein heute offiziell bekanntgegeben hat. “Es ist toll, dass Eren sich entschieden hat, zum SC Freiburg zu gehen”, freute sich Streich für das künftige Trainerteam, “sie können davon ausgehen, dass er nicht nur eine Möglichkeit hatte.” Der 22-Jährige habe “Tempo, einen guten Fuß und er ist ein guter Typ”, sagte Streich, er sei “eine super Verpflichtung”.

Streich in Verhandlungen involviert

In die Gespräche mit dem derzeit von Werder Bremen an Heidenheim verliehenen Offensivspielers war der im Sommer scheidende SC-Coach noch mit eingebunden, wie offenbar auch in andere Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen. Dass der 58-Jährige, der den Sport-Club in den vergangenen zwölf Jahren geprägt hat, dann nicht mehr Trainer sein wird, war bisher offenbar kein Ausschlusskriterium. “Wir konnten die Veränderung so kommunizieren, dass die Jungs es offensichtlich nicht so schlimm fanden, dass ich dann nicht mehr da bin”, erklärte er lachend. “Dann haben wir doch tatsächlich alles richtig gemacht.”

Der Verein stehe “auf ganz vielen Säulen, und die sind stark und ambitioniert”, betonte Streich. Für ihn war auch der große Andrang beim öffentlichen Training am Donnerstagvormittag ein Zeichen dafür. Auf weit mehr als 1000 Menschen schätzte er die Besucherzahl am Europa-Park-Stadion. Dort kommt es am Samstag zum Duell mit RB Leipzig, mit denen sich die Freiburger in den vergangenen zwei Jahren insgesamt sechsmal gemessen haben, inklusive DFB-Pokalfinale und Halbfinale. Die letzten fünf Partien gingen dabei an die Sachsen.

Freiburger Personalprobleme

Im Pokalfinale war der SC “eng dran” und auch beim Hinspiel in dieser Saison, das RB erst spät mit 3:1 für sich entschied, erinnerte sich der SC-Coach. “Wenn wir mit dieser Qualität spielen, haben wir eine Chance”, sagte er, “aber sie kommen jetzt mit voller Kapelle.”

Und im Gegensatz dazu hat der Sport-Club weiter Personalprobleme. Neben Ginter werden auch Verteidiger Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Offensivspieler Noah Weißhaupt (Sprunggelenkverletzung) weiterhin ausfallen. Bei Roland Sallai (Adduktorenprobleme), der sich vor der Länderspielpause in blendender Verfassung präsentiert hatte, werde sich erst kurzfristig entscheiden, ob er gegen Leipzig dabei sein kann.

Daniela Frahm

Pause bis in den Sommer: Ginter vor Operation

Spätestens seit voriger Woche musste man beim SC Freiburg eine längere Ausfallzeit von Matthias Ginter befürchten. Der Abwehrchef, der sich nach kurzer Pause im Februar mit starken Leistungen zurückgemeldet hatte, steht nun tatsächlich vor einer Operation.

Freiburgs Matthias Ginter muss unters Messer und wird die Heim-EM verpassen.

Freiburgs Matthias Ginter muss unters Messer und wird die Heim-EM verpassen.

IMAGO/Team 2

Schon im Februar hatte Ginter drei Spiele wegen seiner hartnäckigen Achillessehnenbeschwerden verpasst, sich dann aber durchgebissen und in den Dienst der Mannschaft gestellt. Beim Rückspiel in den Europa-League-Playoffs gegen den RC Lens wurde er als Joker kurz vor Schluss der regulären Spielzeit beim Stand von 1:2 aus SC-Sicht eingewechselt und half mit guter Leistung mit, am Ende doch noch einen 3:2-Triumph nach Verlängerung zu feiern.

Auch bei seiner anschließenden Startelf-Rückkehr beim 2:2 gegen die Bayern wurde Ginters hoher Stellenwert für das Freiburger Team offensichtlich. Coach Christian Streich lobte in dieser Zeit des Öfteren Ginters vorbildliche, kämpferische Einstellung, musste ihn dann aber kurz vor der jüngsten Länderspielphase beim 2:3 gegen Leverkusen erneut vorzeitig auswechseln.

Wieder schmerzte die Achillessehne. Eineinhalb Wochen später bestätigte Streich dann zwei Tage vor dem vergangenen Spiel in Gladbach den erneuten Ausfall Ginters und gab diese Wasserstandsmeldung ab: “Es sind mehrere Ärzte involviert, die sich absprechen und ihre Expertise erstellen. Es ist zwischendrin beim ‘Gintes’. Kriegen wir es konservativ hin, oder müssen wir eine andere Lösung suchen.”

DFB-Formcheck MONAT MÄRZ

Die andere Lösung ist eine Operation, die Ginter im Februar noch unbedingt vermeiden wollte. Auch, weil der 51-malige Nationalspieler zum damaligen Zeitpunkt seinen Traum von einer Teilnahme an der Heim-EM noch nicht begraben hatte und dann zunächst mit starken Leistungen in Liga und Europa League – vor allem auch im Achtelfinal-Hinspiel gegen West Ham – zurückkehrte.

Nun kommen zwei Dinge zusammen. Die Achillessehnenbeschwerden sind nicht gelindert und eine erstmalige Nominierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der Ginter im Oktober, November und März nicht berücksichtigt hatte, ist immer unwahrscheinlicher geworden.

Ginter hofft auf einen Re-Start während der Vorbereitung auf die Saison 2024/25

Nach kicker-Informationen steht Ginter nun vor einer Operation an der Achillessehne. In diesen Tagen soll durch weitere Untersuchungen und Beratungen die Entscheidung über Ort und Zeitpunkt des Eingriffs fallen. Danach wird der 30-Jährige bis in den Sommer hinein ausfallen und hofft auf einen baldigen Re-Start noch während der Vorbereitung unter seinem früheren Mitspieler und künftigen Cheftrainer Julian Schuster.

Die Heim-EM wird Ginter als Zuschauer aus der Reha verfolgen. Auch, wenn dieser Traum nicht in Erfüllung geht, kann das Freiburger Eigengewächs schon jetzt auf eine beachtliche Turnier-Karriere zurückblicken. Er zählte zum Weltmeisterkader 2014, nahm auch 2018 und 2022 an den globalen Titelkämpfen teil, war Stammkraft bei der EM 2021 und feierte als Leistungsträger zudem zwei große Erfolge im Deutschland-Trikot: Olympia-Silber 2016 und den Gewinn des Confederations Cups 2017.

Carsten Schröter-Lorenz

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

Streichs Kniffe und die große Erleichterung

Bei seiner acht Spiele währenden Abschiedstournee will sich Christian Streich so gut es geht aufs Wesentliche konzentrieren und natürlich erfolgreich sein. Das klappte beim 3:0 in Gladbach auf Anhieb – auch wegen seiner Kniffe bei ungünstigen Voraussetzungen.

Freiburg gewann Spiel eins bei Christian Streichs Abschiedstour - zur Freude des Trainers.

Freiburg gewann Spiel eins bei Christian Streichs Abschiedstour – zur Freude des Trainers.

IMAGO/Steinsiek.ch

Von Natur aus sei er dem Pessimismus näher als dem Optimismus. Das hat Christian Streich schon öfter erklärt. So war es auch vor dem Spiel in Gladbach – dem ersten seiner acht Partien währenden Abschiedstournee. Zur Grundhaltung gesellte sich ein aktueller Anlass.

In Person von Matthias Ginter (Achillessehnenbeschwerden), Philipp Lienhart (Knieprobleme), Roland Sallai (Adduktorenblessur) und Noah Weißhaupt (Sprunggelenksprobleme) war Streich in der Länderspielphase die Stamm-Innenverteidigung, eine Offensivsäule sowie eine wichtige Option für die Außenbahn weggebrochen.

Wir haben zu viele Verletzte“, konstatierte Streich auch nach dem Spiel in Gladbach, konnte aber vor allem festhalten: “Es lief alles für uns. Wir hätten in der ersten Hälfte auch ein, zwei Tore nach Standards kriegen können. Insgesamt hat die Mannschaft ein tolles Spiel gemacht, ich bin überglücklich.”

Hinten wie in Lens – taktische und personelle Kniffe gehen auf

Das lag auch an den personellen wie taktischen Kniffen, mit denen Streich und sein Stab auf die Verletztensituation reagiert haben. Hinten nominierten sie erstmals seit sieben Spielen, in denen meist eine Mischform dominierte, wieder eine klare Dreierkette – mit dem gelernten Sechser Yannik Keitel als Mittelmann zwischen Innenverteidiger-Routinier Manuel Gulde und dem etatmäßigen Rechtsverteidiger Lukas Kübler.

Beim Hinspiel der Europa-League-Play-offs in Lens (0:0) hatten sie mit dieser Variante noch komplett überrascht, defensive Stabilität war der Lohn. Beim folgenden 3:3 gegen Frankfurt klappte es hinten mit dem Trio nicht mehr ganz so gut, in Gladbach war diese Dreier-Combo nun wieder ein Garant für die erfreuliche Null.

Sonderlob für ein Trio mit viel Energie

“Wir haben lange überlegt zwischen Vierer- und Dreierkette und haben gedacht, Merlin Röhl mit seiner Power, Yannik Keitel und Lukas Kübler würden uns guttun. Ich hatte das Gefühl, wir müssen Körperlichkeit und Athletik auf den Platz bringen”, erläuterte Streich seine Personalwahl, die sich auszahlte: “Die drei haben ein tolles Spiel gemacht. Wir sind belohnt worden, dass wir die Jungs aufgestellt haben, die so viel Energie reingebracht haben.”

U-21-Nationalspieler Merlin Röhl hatte allerdings schon beim 2:3 gegen Leverkusen in der Startelf gestanden. Neben Maximilian Eggestein, der nach Gelbsperre zurückkehrte, war ansonsten noch Michael Gregoritsch neu dabei. Der österreichische Nationalstürmer war zuletzt oft nur eingewechselt worden – und traf prompt zum wichtigen 1:0. Das gelang Gregoritsch schon zum zehnten Mal bei insgesamt 16 Bundesligatoren für den SC.

Wieder eine bittere Pille für Szalai

Neben den verhinderten Ginter und Sallai mussten Top-Scorer Vincenzo Grifo und Verteidiger Kiliann Sildillia aus der Anfangsformation weichen. Die Dreierketten-Besetzung war zudem erneut eine bittere Pille für den erst im Winter aus Hoffenheim geliehenen Innenverteidiger Attila Szalai. Der ungarische Nationalspieler steht nach unglücklichen Jokerauftritten zum Start in Bremen und Dortmund bei Streich und Co. nicht hoch im Kurs, wurde in Gladbach nach zuvor neun Partien ohne Einsatzminute allerdings bei der 3:0-Führung als erster Profi eingewechselt.

Somit dürfte auch Szalai, der ohnehin von Streich vorige Woche für sein gutes Verhalten trotz persönlich unbefriedigender Situation gelobt wurde, ein positives Grundgefühl aus Gladbach mitgenommen haben. Bei Streich, der bei den Toren kaum gejubelte hatte, kamen nach der Partie mehrere Gefühle zum Ausdruck.

Mehrere Gefühle bei Streich

Zum einen gab es die abermalige Bestätigung für seine Rückzugsentscheidung, die vor allem auch wegen der erstmals mit Nein beantworteten Kraftfrage so ausgefallen war. “Ich merke, die Anspannung und diese Energie bei diesen Spielen ist extrem. Da habe ich die letzten Jahre einiges liegen gelassen”, sagte Streich in Gladbach.

Ansonsten dominierten Freude – und Erleichterung, schließlich möchte sich der ehrgeizige SC-Trainer möglichst erfolgreich verabschieden: “Ich bin wahnsinnig froh, dass die Jungs es schaffen, in Gladbach zu gewinnen. Es wäre schon mein großer Wunsch, wenn wir in den letzten Spielen den einen oder anderen Punkt holen, um es ordentlich zu Ende zu bringen. Wünschen hilft ja nicht immer, die Leistung muss stimmen. Die Mannschaft hat es toll gemacht.”

Den Auftakt der Abschiedstournee hätte er sich kaum schöner wünschen können. Ob jetzt in den kommenden Wochen mehr Optimismus bei ihm einfließt, bleibt allerdings abzuwarten.

Carsten Schröter-Lorenz

Streich: “Ich kann mich nicht in ein Loch verkriechen”

Vor seinen finalen acht Spielen als Freiburger Cheftrainer verriet Christian Streich, wie er seinen Abschied am liebsten verkündet hätte und mit welchen Erwartungen und Befürchtungen er dem Saisonendspurt entgegenblickt. Der wird durch neue Personalsorgen erschwert.

Christian Streich hört zum Saisonende als Trainer des SC Freiburg.

Christian Streich hört zum Saisonende als Trainer des SC Freiburg.

DeFodi Images via Getty Images

“Wenn ich ganz ehrlich sein soll, wäre ich am liebsten nach dem letzten Spiel bei Union Berlin zu euch gekommen und hätte gesagt: Ich wünsche euch alles Gute, macht’s gut, Dankeschön vielmals. Und wäre von dannen gezogen”, sagte Streich auf der Pressekonferenz am Donnerstag in Richtung Medienvertreter. “Das ist nicht ganz möglich und deshalb nicht ganz ohne, aber es ist so zu leisten”, verriet Streich, dass sein angekündigter Abschied nach dann zwölfeinhalb Jahren als Chefcoach und 29 Jahren als SC-Trainer im Saisonfinale naturgemäß zumindest seine Gefühlswelt in einigen Momenten verändern werde.

Inklusive der internen Nachfolgeregelung mit dem aktuellen Verbindungstrainer Julian Schuster, der unter Streich sechseinhalb Jahre Kapitän war, bezeichnete der 58-Jährige die Abläufe um die bevorstehende Zäsur auf dem Cheftrainerposten als “fast perfekt”. Auch wegen der Gelegenheit, im Gegensatz zu den meisten anderen Trainern den Zeitpunkt für das Ende seiner Amtszeit selbstbestimmt gewählt haben zu dürfen, sei er “dankbar und zufrieden”. Wie er dann ab Sommer mit dem Wegfall seiner täglichen Routinen klarkommen werde? “Da muss ich selbst erst schauen, wie ich damit umgehe”.

“Priorität gut kicken” – jüngster Trend mit Gegentorflut verheißt aber nichts Gutes

Jetzt stehe zunächst einmal etwas anderes im Mittelpunkt: “Die absolute Priorität sollte sein, dass wir gut kicken.” Natürlich will sich Streich im Rahmen seiner acht Abschiedsvorstellungen so erfolgreich wie möglich verabschieden. Der jüngste Trend beim SC verheißt allerdings nichts Gutes. Von den vergangenen acht Ligaspielen konnte Freiburg nur die Auswärtspartien in Bochum (2:1) gewinnen, holte ansonsten nur zwei Remis, verlor fünfmal.

Aktuell rangiert das Streich-Team als Neunter aber nur zwei Punkte hinter dem 7. Platz, der bei einem Leverkusener Pokalsieg ein Ticket für die Europa Conference League und somit einen Freiburger Europacup Hattrick bedeuten würde. Ein lohnenswertes Ziel, das Streich so aber nicht formuliert: “Wir können 13. oder 14. werden, aber wenn alles perfekt läuft, können wir auch vor dem Neunten sein. Das wäre extrem erfreulich.”

Beide Stamm-Innnenverteidiger fehlen – erneut Abwägung bei Ginter

Was auf den ersten Blick wie typisches, übertriebenes Freiburger Understatement nach den Plätzen 5 und 6 sowie zwei Teilnahmen am Europa-League-Achtelfinale in Serie klingt, hat aus Streichs Sicht einen aktuellen Hintergrund. Den SC-Trainer plagen zum Ende der Länderspielphase nämlich neue Personalsorgen. In Person von Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Matthias Ginter (Achillessehnenbeschwerden) muss Streich am Samstag in Gladbach gleich auf beide Stamm-Innenverteidiger verzichten.

Bei Lienhart hat sich ein Ausfall durch seine Abreise vom österreichischen Nationalteam abgezeichnet. Immerhin habe sich dessen Knie inzwischen beruhigt. Und bei Ginter müsse man wie vor einigen Wochen erneut “schauen, wie es sich entwickelt”, sagte Streich: “Es sind mehrere Ärzte involviert, die sich absprechen und ihre Expertise erstellen. Es ist zwischendrin beim ‘Gintes’. Kriegen wir es konservativ hin, oder müssen wir eine andere Lösung suchen.” Was wohl eine Operation bedeuten würde.

Auch Weißhaupt fällt aus, Sallai angeschlagen

Im Abwehrzentrum herrschen also nicht gerade ideale Voraussetzungen, um die Gegentorflut der vergangenen Wochen mit dem ligaweiten Rückrunden-Tiefstwert von 22 Einschlägen und etwa dem 0:5 bei West Ham United einzudämmen. Zudem wird auch Außenbahnspieler Noah Weißhaupt (Sprunggelenksblessur) in Gladbach ausfallen und die zuletzt wertvolle Offensivkraft Roland Sallai (Adduktorenprobleme) kehrte angeschlagen vom ungarischen Nationalteam zurück – Einsatz gefährdet.

“Wir haben gerade genug Probleme, ich bin mit den Verletzten beschäftigt”, sagt Streich und will versuchen, den sicher noch zunehmenden öffentlichen Fokus auf seine Person so gut wie möglich von der Mannschaft fernzuhalten: “Das hat nicht die Relevanz, sondern Relevanz hat, ob wir gut kicken.”

Fernhalten des Rummels wird schwierig: “Ich hocke ja auf der Bank …”

Das ihm das mit dem Fernhalten und dem Ausblenden des Rummels um seine Abschiedstournee nicht ganz gelingen wird, ist Streich allerdings bewusst: “Ich hocke ja auf der Bank, ich kann mich nicht in irgend so ein Loch verkriechen und das Spiel läuft trotzdem. Das geht nicht. Also stellt man sich dem.”

Ein reiner Genuss, wie es ihm von einigen Leuten nahegelegt und gewünscht wurde, werde die Abschiedstournee wohl nicht. “Ich genieße jedes Bundesligaspiel. Aber in dieser Situation ist es so eine Sache mit dem Genießen, weil es ziemlich viel wird unter Umständen”, gab Streich einen Einblick in Erwartungen und Befürchtungen, um nochmals seinen Anker zu betonen: “Jetzt kicken wir und dann schaut man einfach, dass man sich im Wesentlichen mit den Spielen beschäftigt.”

Carsten Schröter-Lorenz

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber

Streich ehrlich: “Abartige Qualität”

Der SC Freiburg trat die Reise gen London mit einem knappen Hinspiel-Sieg im Rücken an. Im London Stadium war für die Breisgauer jedoch rein gar nichts zu holen. Die Gefühlslage der Beteiligten war durchaus gemischt.

Musste im London Stadium einen bitteren Rückschlag verkraften: der SC Freiburg.

Musste im London Stadium einen bitteren Rückschlag verkraften: der SC Freiburg.

IMAGO/Steinsiek.ch

“Einfach rausgehen und für unsere Möglichkeiten ein gutes Spiel machen. Dann haben wir eine Chance.” Das war die Devise Christian Streichs vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League. Bei West Ham United mussten die Freiburger akzeptieren, nicht mithalten zu können. “Ich lasse die Jungs jetzt in Ruhe”, sagte Streich nach Spielende bei RTL+ und fügte an, im Hotel mit ihnen sprechen zu wollen. Obwohl der SCF “alles probiert” habe, stand am Ende eine ernüchternde 0:5-Pleite. Streich wollte zwar auch nichts schönreden, merkte aber dennoch an, dass “die Spielentwicklung unglücklich war”.

Statistik lässt Spielverlauf nicht erahnen

Das lässt sich anhand der Statistiken bestätigen. Über die volle Distanz schoss West Ham nur einmal mehr als Freiburg aufs Tor, zudem verbuchten die Gäste 61 Prozent Ballbesitz. Keine Daten, die auf den ersten Blick eine derartige Klatsche vermuten lassen. “Es war nicht so, dass sie uns 90 Minuten an die Wand gespielt haben”, wollte der 58-jährige Coach, dessen Zukunft noch nicht geklärt ist, nicht unter den Tisch kehren. Trotzdem habe “West Ham total verdient gewonnen” und seine “abartige Qualität” ausgenutzt.

Matthias Ginter etwa sprach von Chancenlosigkeit. “Gefühlt hat West Ham uns gezeigt, was Effizienz bedeutet.” Auch Kapitän Christian Günter fand ähnliche Worte und wusste, dass die Hammers “im Umschaltspiel ihre Momente genutzt haben”. Freilich überwog nach dem Ausscheiden die Ernüchterung, die eine Folge eines klaren Leistungsabfalls im Vergleich zur Vorwoche gewesen war. “Im Hinspiel konnten wir sie gut im Griff halten, heute in einigen Situationen nicht. Das haben sie eiskalt bestraft.” Doch trotzdem war Günter nicht müde, auch die positiven Aspekte der bitteren Pleite aufzuzeigen. So sprach der Linksverteidiger von “einer Wahnsinnserfahrung”. Die Europa-League-Saison stufte Günter als “gut” ein und freute sich, “viel mitgenommen zu haben”.

Freiburgs tut es Mainz gleich

Dennoch ist festzuhalten, dass die klare Niederlage im negativen Sinne Geschichte schreibt. Zusammen mit dem 1:6 des 1. FSV Mainz 05 gegen den RSC Anderlecht im November 2016 ist das 0:5 im London Stadium die höchste Niederlage eines deutschen Klubs in der Europa League. Am Sonntag hat der Sport-Club dann Chance auf Wiedergutmachung. Zu Gast im Europa-Park-Stadion ist der in der Bundesliga noch ungeschlagene Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker).