Xabi Alonso strebt nach Bestmarke für die Ewigkeit: “Können noch Historischeres erreichen”

Rein tabellarisch geht es für Bayer 04 im Topspiel in Dortmund um nichts mehr. Doch Trainer Xabi Alonso ruft nach dem Erreichen das Halbfinals in der Europa League nur ein neues Ziel aus: eine ganze Saison unbesiegt zu bleiben.

Seine Mannschaft ist nicht zu schlagen: Xabi Alonso.

Seine Mannschaft ist nicht zu schlagen: Xabi Alonso.

IMAGO/Shutterstock

Am Sonntag in Dortmund kommt es zu einem besonderen Spiel. Empfängt mit dem BVB doch die Mannschaft den neuen Deutschen Meister, die im Vorjahr die eigene Chance auf den Titel am letzten Spieltag durch ein 2:2 zuhause gegen Mainz extrem schmerzhaft verspielt hatte, während der Werksklub vergangene Woche schon den ersten seiner sechs Matchbälle beim 5:0 gegen Werder Bremen eindrucksvoll nutzte.

Den Status als stärkster Konkurrent des FC Bayern München sind die Dortmunder damit los. Bayer hat sich diese Position erspielt und sogar als so eindeutiger neuer Titelträger die Münchner in die Rolle des Herausforderers gedrückt. Ein Fakt, der dem BVB, dem die Qualifikation für die Champions League praktisch so gut wie sicher ist, weh tun wird und der ihn am Sonntag genauso zusätzlich motivieren dürfte wie die Chance, als erster Klub den neuen Deutschen Meister zu schlagen.

Doch auch wenn für Bayer 04 das Topspiel rein tabellarisch unbedeutend ist, schließt Xabi Alonso aus, dass seine Mannschaft einen Gang runterschalten könnte. “Die Meisterschaft ist entschieden, aber die Bundesliga ist noch nicht vorbei. Wir wollen den Wettbewerb und alle Mannschaften respektieren”, sagt der Trainer.

Über diesen Gedanken hinaus hat der Spanier eine noch viel höhere Motivation. Nach bislang 44 Spielen ohne Niederlage in dieser Saison möchte die Werkself unbesiegt bleiben. Der Status der “Invincibles”, der Unbesiegbaren, hat der Spanier zum neuen Fixpunkt ernannt – zumindest in der Bundesliga.

“Das erste und wichtigste Ziel war, Meister zu werden. Jetzt können wir das ohne Niederlage schaffen. Das würde noch besser sein. Wir haben noch fünf Spiele”, ruft er das neue Ziel aus, gibt aber zu bedenken: “Es ist das letzte Spiel nach drei sehr intensiven Wochen mit Pokal-Halbfinale und Viertelfinale in der Europa League.” Aber: “Das Ziel ist klar.”

Die schon jetzt herausragende Saison soll eine geschichtsträchtige werden. Mit Meisterschaft, Pokalsieg, Europa-League-Triumph – und eben ohne Niederlage. “Es ist außergewöhnlich, was mit uns passiert. Aber wir wollen weitermachen”, zeigt sich auch Xabi Alonso fasziniert und betont in Bezug auf den winkenden Status als unbesiegter Meister: “Wir können das schaffen und etwas noch Historischeres erreichen.”

Am Sonntag in Dortmund, wo Bayer einzig auf die verletzten Ersatzstürmer Borja Iglesias und Adam Hlozek verzichten muss, und danach zuhause gegen den VfB warten für dieses nationale Ziel jetzt die zwei höchsten verbliebenen Hürden. Dieses zu erreichen, würde zumindest für den Klub eine Bestmarke für die Ewigkeit darstellen.

Stephan von Nocks

Bayer heiß auf die Revanche gegen Rom – Carro setzt Preis für Wirtz fest

Im Halbfinale der Europa League kommt es nach dem 1:1 bei West am United für Bayer 04 zur Revanche gegen die AS Rom. Es war nicht das einzige Ereignis am Donnerstagabend, das im Leverkusener Lager Emotionen auslöste. Zudem hängte Geschäftsführer Fernando Carro Topstar Florian Wirtz ein bemerkenswertes Preisschild um.

Könnte 2025 zum Bundesliga-Rekordtransfer werden: Florian Wirtz.

Könnte 2025 zum Bundesliga-Rekordtransfer werden: Florian Wirtz.

IMAGO/News Images

Es war nur ein Unentschieden, aber doch ein Sieg. Und in jedem Fall eine Partie voller Emotionen. Weil es Bayer 04 im Londoner Osten lange spannende gemacht hatte. Weil es zwischen den Trainerbänken gekracht hatte. Und weil Bayer 04 nach dem 44. Pflichtspiel in dieser Saison ohne Niederlage nun im Halbfinale eine heißt ersehnte Revanche an der AS Roma nehmen kann.

Trifft die Werkself doch im Mai auf die Römer, gegen die sie im Vorjahr ebenfalls im Semifinale denkbar knapp mit 0:1 und 0:0 ausgeschieden waren, als die damals noch von José Mourinho trainierten Italiener im Rückspiel in Leverkusen jegliches Mitspielen verweigerten, extrem destruktiv agierten, dafür aber massiv Zeit schindeten. “Wir können uns alle noch gut an die Spiele erinnern im letzten Jahr”, erklärte Abwehrchef Jonathan Tah angriffslustig, “wir freuen uns sehr auf die Revanche.”

Das damalige Aus war ein äußerst schmerzhafter Moment, der aber als einer der Impulse für die Meistersaison gilt, weil dort der Hunger geweckt wurde, Erfolge zu feiern. Die Art und Weise des Ausscheidens sorgt für zusätzliche Brisanz, auch wenn Trainer Xabi Alonso diese versucht zu moderieren.

“Im Fußball gibt es immer eine zweite Chance – keine Revanche”

“Wir spielen wieder gegen Rom, aber es ist eine neue Situation: Sie haben einen neuen Trainer”, erklärte der 42-Jährige, “aber im Fußball gibt es immer eine zweite Chance – keine Revanche. Es ist die zweite Chance, es besser zu machen und Rom zu schlagen.” Der Baske war offenbar darauf bedacht, das Duell nicht zu sehr anzuheizen. Vielleicht auch aufgrund der Vorfälle zwischen den Trainerbänken während des Spiels in London.

Dort hatte es in der ersten Hälfte verbal massiv gekracht. Als West Hams Co-Trainer Billy McKinlay und Bayers Assistenz- und Standardtrainer Sebastian Parrilla verbal aneinandergerieten. “Er ist zu uns gekommen und hat die ganze Palette an Schimpfwörtern ausgepackt, die viele Leute nicht kennen”, beschrieb Geschäftsführer Rolfes die Dimensionen, die ihren Ursprung offenbar im Hinspiel hatten.

Damals hatte West-Ham-Trainer David Moyes sich nach der Partie über die Einflussnahme der Leverkusener Bank auf den Schiedsrichter beklagt und diese als “schändlich” tituliert. Xabi Alonso, der den Vorwurf elegant gekontert hatte, erklärte am Donnerstagabend auf die Frage, ob der Zoff aus diesem Konflikt herrühren könne. “Ich würde nicht Nein sagen…”

Wirtz ist mindestens 150 Millionen Euro schwer

Viel Emotion in London. Viel Emotion vor Rom. Auch Klub-Boss Fernando Carro sprach von einer Revanche und formulierte den Leverkusener Erfolgshunger. “Wir sind gierig, ins Finale zu kommen”, sagte der Geschäftsführer, der zudem Leverkusens Superstar Florian Wirtz ein bemerkenswertes Preisschild umhängte. So erklärte Carro bereits vor der Partie gegenüber Radio Marca: “Wir würden Wirtz nie für weniger als 150 Millionen gehen lassen.” Womit Wirtz, der aber frühestens 2025 wechseln wird, zum Bundesliga-Rekordtransfer würde. Passend zu Bayers aktuellen Rekordsaison.

Stephan von Nocks

Bayer heiß auf die Revanche gegen Rom – Carro setzt Preis für Wirtz fest

Im Halbfinale der Europa League kommt es nach dem 1:1 bei West am United für Bayer 04 zur Revanche gegen die AS Rom. Es war nicht das einzige Ereignis am Donnerstagabend, das im Leverkusener Lager Emotionen auslöste. Zudem hängte Geschäftsführer Fernando Carro Topstar Florian Wirtz ein bemerkenswertes Preisschild um.

Könnte 2025 zum Bundesliga-Rekordtransfer werden: Florian Wirtz.

Könnte 2025 zum Bundesliga-Rekordtransfer werden: Florian Wirtz.

IMAGO/News Images

Es war nur ein Unentschieden, aber doch ein Sieg. Und in jedem Fall eine Partie voller Emotionen. Weil es Bayer 04 im Londoner Osten lange spannende gemacht hatte. Weil es zwischen den Trainerbänken gekracht hatte. Und weil Bayer 04 nach dem 44. Pflichtspiel in dieser Saison ohne Niederlage nun im Halbfinale eine heißt ersehnte Revanche an der AS Roma nehmen kann.

Trifft die Werkself doch im Mai auf die Römer, gegen die sie im Vorjahr ebenfalls im Semifinale denkbar knapp mit 0:1 und 0:0 ausgeschieden waren, als die damals noch von José Mourinho trainierten Italiener im Rückspiel in Leverkusen jegliches Mitspielen verweigerten, extrem destruktiv agierten, dafür aber massiv Zeit schindeten. “Wir können uns alle noch gut an die Spiele erinnern im letzten Jahr”, erklärte Abwehrchef Jonathan Tah angriffslustig, “wir freuen uns sehr auf die Revanche.”

Das damalige Aus war ein äußerst schmerzhafter Moment, der aber als einer der Impulse für die Meistersaison gilt, weil dort der Hunger geweckt wurde, Erfolge zu feiern. Die Art und Weise des Ausscheidens sorgt für zusätzliche Brisanz, auch wenn Trainer Xabi Alonso diese versucht zu moderieren.

“Im Fußball gibt es immer eine zweite Chance – keine Revanche”

“Wir spielen wieder gegen Rom, aber es ist eine neue Situation: Sie haben einen neuen Trainer”, erklärte der 42-Jährige, “aber im Fußball gibt es immer eine zweite Chance – keine Revanche. Es ist die zweite Chance, es besser zu machen und Rom zu schlagen.” Der Baske war offenbar darauf bedacht, das Duell nicht zu sehr anzuheizen. Vielleicht auch aufgrund der Vorfälle zwischen den Trainerbänken während des Spiels in London.

Dort hatte es in der ersten Hälfte verbal massiv gekracht. Als West Hams Co-Trainer Billy McKinlay und Bayers Assistenz- und Standardtrainer Sebastian Parrilla verbal aneinandergerieten. “Er ist zu uns gekommen und hat die ganze Palette an Schimpfwörtern ausgepackt, die viele Leute nicht kennen”, beschrieb Geschäftsführer Rolfes die Dimensionen, die ihren Ursprung offenbar im Hinspiel hatten.

Damals hatte West-Ham-Trainer David Moyes sich nach der Partie über die Einflussnahme der Leverkusener Bank auf den Schiedsrichter beklagt und diese als “schändlich” tituliert. Xabi Alonso, der den Vorwurf elegant gekontert hatte, erklärte am Donnerstagabend auf die Frage, ob der Zoff aus diesem Konflikt herrühren könne. “Ich würde nicht Nein sagen…”

Wirtz ist mindestens 150 Millionen Euro schwer

Viel Emotion in London. Viel Emotion vor Rom. Auch Klub-Boss Fernando Carro sprach von einer Revanche und formulierte den Leverkusener Erfolgshunger. “Wir sind gierig, ins Finale zu kommen”, sagte der Geschäftsführer, der zudem Leverkusens Superstar Florian Wirtz ein bemerkenswertes Preisschild umhängte. So erklärte Carro bereits vor der Partie gegenüber Radio Marca: “Wir würden Wirtz nie für weniger als 150 Millionen gehen lassen.” Womit Wirtz, der aber frühestens 2025 wechseln wird, zum Bundesliga-Rekordtransfer würde. Passend zu Bayers aktuellen Rekordsaison.

Stephan von Nocks

Fünftes Champions-League-Ticket fast sicher: Was die Bundesliga noch braucht

Die Serie A hat schon Gewissheit – doch auch die Bundesliga ist in der “neuen” Champions League wohl gleich mit fünf Klubs vertreten. Für die Premier League gibt es nur noch eine letzte Hoffnung.

Der Bundesliga-Fünfte darf mit einer Champions-League-Teilnahme rechnen - im Moment wäre das der BVB.

Der Bundesliga-Fünfte darf mit einer Champions-League-Teilnahme rechnen – im Moment wäre das der BVB.

IMAGO/pepphoto

Die Premier League gilt als die beste Liga der Welt – und droht doch in der Unterzahl zu sein, wenn in der neuen Saison erstmals 36 Mannschaften in der Champions League vertreten sind. Dagegen hat die Bundesliga beste Aussichten, mindestens fünf Teilnehmer zu stellen.

Eines der beiden Bonus-Tickets, die die UEFA im Zuge der Champions-League-Reform an die beiden Verbände mit der besten Europapokal-Bilanz in der laufenden Saison vergibt, hat sich am Donnerstagabend bereits Italien gesichert. Und weil erstmals seit 1995 gleich drei Bundesligisten im Halbfinale eines Europapokals stehen, müsste nun schon viel schiefgehen, damit Deutschland nicht das zweite erhält.

Mit nun 17,928 Punkten liegt die Bundesliga zwar abgeschlagen hinter der Serie A (19,428), die mit Atalanta Bergamo, der AS Rom (beide Europa League) und der AC Florenz (Europa Conference League) ebenfalls drei Halbfinalisten stellt, doch weiterhin vor der Premier League (17,375). Und während es der FC Bayern, Borussia Dortmund (beide CL) und Bayer 04 Leverkusen (EL) unter die letzten vier schafften, hat England nur noch Aston Villa (ECL) im Rennen.

Drei Punkte fehlen der Bundesliga noch

Grundsätzlich bringen in allen drei Wettbewerben Siege zwei Punkte und Unentschieden einen, die dann durch die Anzahl aller zu Beginn der Saison vertretenen Europapokal-Klubs eines Verbands geteilt werden – bei Deutschland also durch sieben, bei England durch acht. Für den Einzug ins Finale vergibt die UEFA wettbewerbsunabhängig jeweils einen Bonuspunkt.

Die Europapokal-Reform:

Das bedeutet: Um vor England zu bleiben, reichen der Bundesliga unabhängig von Villas Abschneiden noch drei Punkte (z.B. drei Remis oder ein Sieg und ein Remis oder ein Sieg inklusive Finaleinzug). Verpasst Villa das Finale – selbst mit einem Sieg in Hin- oder Rückspiel -, könnten sich die deutschen Klubs sogar erlauben, keine Punkte mehr zu sammeln.

Das Zusatz-Ticket geht nicht automatisch an den Fünften

Frankreich, mit 16,083 Punkten Vierter im Ranking, ist zwar mit Paris Saint-Germain (CL) und Olympique Marseille (EL) noch dabei, hat angesichts des massiven Rückstands aber nur sehr theoretische Chancen, die Bundesliga noch abzufangen.

Vom fünften Champions-League-Ticket würde das am schlechtesten platzierte Team in der Bundesliga-Abschlusstabelle profitieren, das noch nicht für die Königsklasse qualifiziert ist. Im Normalfall ist das der Fünfte. Allerdings steht noch das Szenario im Raum, dass der BVB die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird. Weil auch der Titelverteidiger automatisch teilnehmen darf, hätte die Bundesliga dann sogar sechs Champions-League-Teilnehmer. Wird der BVB dabei Fünfter, erhielte der Sechste das UEFA-Bonus-Ticket.

Nicht nur bei Kossounou: Xabi Alonsos Klarheit rettet Bayer

Beim Einzug ins Halbfinale der Europa League zeigt Bayer 04 die wohl schlechteste erste Hälfte dieser Saison – und Trainer Xabi Alonso beim 1:1 bei West Ham United seine herausragenden Qualitäten im Coaching.

Erwischte einen schlechten Tag: Odilon Kossounou (re.).

Erwischte einen schlechten Tag: Odilon Kossounou (re.).

IMAGO/Shutterstock

Aus London berichtet Stephan von Nocks

Gute Trainer zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Mannschaften in Relation zu ihrem Kader sehr guten Fußball spielen. Sehr gute Trainer besitzen darüber hinaus auch noch die Fähigkeit, ihre Mannschaft während eines Spiels wieder in die Spur zu führen, wenn es ausnahmsweise mal nicht so rund läuft wie gewohnt. Und diese Fähigkeit demonstrierte Xabi Alonso am Donnerstagabend beim Leverkusener 1:1 in London im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League nicht zum ersten Mal eindrucksvoll.

Im Londoner Olympiastadion hatte seine Mannschaft die wohl schwächste erste Hälfte in dieser Saison abgeliefert. Besonders in der ersten halben Stunde waren der neue Deutsche Meister und die Gründe für diesen herausragenden Triumph nicht ansatzweise wiederzuerkennen. Leistete sich Bayer 04 doch nicht nur, aber besonders in Person von Innenverteidiger Odilon Kossounou haarsträubende Fehlpässe, die den hoch pressenden Engländern nicht nur beim 0:1 voll in die Karten spielten.

“Wir wussten, was auf uns zukommen würde, aber wir konnten damit nicht gut umgehen”, urteilte Xabi Alonso nachher, “wir haben leichte Ballverluste gehabt. Wir hatten Glück, nicht das zweite Tor zu kassieren.” Und gab zu: “Das war das Beste an der ersten Hälfte. Es war eine gute Lehrstunde für uns.”

Frühe Kossounou-Auswechslung “nicht die schönste Lösung”

In der der 42-Jährige selbst den ersten entscheidenden Impuls zur Versetzung von Bayer ins Halbfinale setzte. “Es ist schwierig, direkt einzuwirken, deshalb habe ich daran gedacht, was wir in der Halbzeit machen könnten”, verriet der Baske seine Gedanken, wobei er pures Understatement betrieb.

Hatte er doch mit einer einschneidenden Maßnahme schon nach weniger als einer halben Stunde entscheidend auf den Spielverlauf eingewirkt, indem er Kossounou durch Edmond Tapsoba ersetzte. So sorgte Letzterer nach einer anfänglichen Unsicherheit mit dafür, dass die selbstzerstörerischen Aktionen im Aufbauspiel der Werkself aufhörten. Zudem legte der Burkiner den zuvor auffälligen West-Ham-Stürmer und Torschützen Michail Antonio an die Kette – wenn auch manchmal mit an oder gar über der Grenze des Legalen gehender Zweikampfführung.

Diese frühe personelle Maßnahme ergriff der immer so freundlich wirkende Xabi Alonso mit voller Konsequenz, weil er sie für unumgänglich hielt. “Natürlich war es keine einfache Entscheidung. Aber Odi hatte Gelb, wir hatten einige Probleme. Manchmal musst du handeln”, erklärte der Trainer fast entschuldigend, “es ist auch nicht die schönste Lösung, aber ich habe mit ihm geredet. Ich glaube, dass er es verstanden hat. Es ging um das Wohl der Mannschaft. Ein schlechter Tag kann jedem mal passieren.”

Xabi Alonso trifft in der Pause die richtigen Entscheidungen und den richtigen Ton

Dafür erwischte eben Kossounous Chef selbst einen richtig guten. Denn auch zur Halbzeit zog Xabi Alonso die passenden Register. Taktisch, indem er Alejandro Grimaldo und den wie Victor Boniface eingewechselten Jeremie Frimpong auf den Außen weit nach vorne beorderte. “Dadurch, dass Jerry und Grimaldo höher standen, haben wir mehr Raum im Mittelfeld geschaffen und dort auch das Spiel besser entwickelt. Da hatten wir vorher gefühlt keinen Balkontakt”, analysierte Geschäftsführer Simon Rolfes die gelungene Maßnahme.

Auch die Hereinnahme von Mittelstürmer Boniface und des quasi als Rechtsaußen agierenden Frimpong, der am Ende mal wieder mit einem Leverkusener Last-Minute-Treffer für den Ausgleich sorgte, zeigte Wirkung. Bayer war nach der Pause in der Offensive nun viel präsenter, hielt die Bälle besser. “Wir haben Charakter gezeigt, die Spieler, die von der Bank kamen, hatten einen sehr guten Einfluss”, stellte Xabi Alonso fest, der nicht nur personell die richtigen Konsequenzen gezogen hatte.

So schaffte er es auch, die totale Verunsicherung, die bis zur Pause herrschte, mit seinen Ansagen in der Halbzeit zu beseitigen. “In der ersten Hälfte war es sehr schwer. Zur Halbzeit haben wir gesagt, wir wollen unabhängig vom Resultat einfach unser Spiel spielen und uns von nichts und niemand verunsichern lassen”, erklärte Abwehrchef Jonathan Tah, “das haben wir dann in der zweiten Hälfte gezeigt.”

Weil Xabi Alonso, die richtigen Entscheidungen traf – und den richtigen Ton. “Es gab viele Diskussionen in der Halbzeit. Positive, aber auch negative. Dementsprechend war die Reaktion in der zweiten Hälfte”, erklärte Granit Xhaka die wegweisenden Momente in der Kabine. In der Xabi Alonso dafür sorgte, dass seine Mannschaft wieder die Spielkontrolle übernahm – und nach der zweiten Hälfte verdientermaßen weiter vom Triple träumen darf.

Xhaka übt Kritik: “Genau das getan, was sie wollten”

West Ham United stellte Bayer Leverkusen vor große Probleme, doch auch in London verlor die Werkself nicht. Eine Steigerung nach der Pause machte es möglich.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

Granit Xhaka feierte mit Jonathan Tah den Halbfinal-Einzug.

IMAGO/Martin Dalton

Nachdem am Sonntag gegen Bremen der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte eingetütet wurde und Leverkusen dies anschließend auch gebührend gefeiert hatte, stand die Frage nach einem möglichen Leistungsabfall im Raum. Zumal vier Tage später bereits wieder die nächste schwierige Aufgabe wartete, bei West Ham musste ein 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel ins Ziel gebracht werden.

Bei den “Hammers”, die bereits gegen Freiburg eine Hinspiel-Niederlage wettgemacht hatten, war die Feierlaune schnell beendet. Die Londoner legten ein Offensivfeuerwerk hin, was Granit Xhaka bei RTL als “typisch England” beschrieb. “Sobald die eine gute Aktion haben, und die zweite kommt und die dritte kommt, dann sind die Fans sofort da”, so der Schweizer, der aber auch monierte, dass Leverkusen dabei ordentlich mitgeholfen hatte. “Wir haben jeden Ball nach hinten gespielt, das war genau das, was sie wollten. Das haben wir überhaupt nicht gut gemacht”, kritisierte Xhaka die Spielweise der Werkself im ersten Durchgang.

Viele Ballverluste, schwache Zweikampfführung, kaum Entlastung – Leverkusen hatte große Probleme im ersten Durchgang. Laut Kapitän Jonathan Tah habe sich Bayer 04 “verunsichern lassen”, die Feierlichkeiten vom Wochenende sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben. “Alle waren sehr motiviert und fokussiert”, versicherte Tah.

Xhaka lobt Kovar

Dass es zur Pause nur 0:1 stand, hatte Leverkusen laut Xhaka Keeper Matej Kovar zu verdanken. “Zwei, drei hundertprozentige” habe der Tscheche entschärft, beim Gegentor – ebenso wie ein an diesem Abend schwacher Odilon Kossounou – sah der Schlussmann jedoch nicht gut aus. Ebenfalls lobend erwähnte Xhaka die Leistungssteigerung nach der Pause. Leverkusen spielte nun deutlich konzentrierter, gewann mehr direkte Duelle und setzte sich häufiger in der gegnerischen Hälfte fest. “Nach dieser Halbzeit so eine zweite zu spielen, zeigt den Charakter und die Mentalität dieser Mannschaft”, so der 31-Jährige.

Xabi Alonso hatte zur Pause Victor Boniface und Jeremie Frimpong gebracht, “durch die Einwechslungen hatten wir mehr Schnelligkeit in der letzten Linie”, erklärte der Spanier. Der Niederländer war es letztlich auch, der die erste Pflichtspielniederlage der Saison verhinderte – in Minute 89 traf Frimpong zum 1:1. Spätestens nach dem Treffer war West Ham geschlagen, die Engländer wirkten bereits nach einer Stunde müde.

Somit steht Leverkusen wie schon im Vorjahr im Halbfinale der Europa League – und wieder heißt der Gegner dort AS Rom. “Wir wissen, was letztes Jahr passiert ist”, erinnerte sich Xabi Alonso an das bittere Ausscheiden, als die Werkself zweimal ohne eigenes Tor blieb und der Defensiv-Taktik von José Mourinho zum Opfer fiel. “Extra-Motivation brauchen wir nicht”, sagte Xabi Alonso, die Runde der letzten Vier sei Motivation genug. Dennoch wolle es Leverkusen dieses Jahr natürlich besser machen. Am 2. Mai steigt das Hinspiel in der italienischen Hauptstadt.

“Das ist typisch England”: Xhaka erklärt Stimmung im Stadion gegen West Ham

Nach 13 Minuten lag Bayer bereits in Rückstand 19.04.2024

“Das ist typisch England”: Xhaka erklärt Stimmung im Stadion gegen West Ham

2:05Fast wäre sie zu Ende gegangen, die Ungeschlagen-Serie von Bayer 04 Leverkusen. Doch Leverkusen zeigte Moral, glich spät gegen West Ham aus und buchte damit auch das Europa-League-Halbfinale. Granit Xhaka erklärte die Stimmung im Stadion.

Juve geknackt: Leverkusen holt sich internationalen Rekord

Bayer 04 Leverkusen hat am Donnerstagabend nicht nur das Halbfinale der Europa League erreicht, sondern durch den späten Ausgleich auch einen internationalen Rekord gebrochen.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

imago images (2)

Fast wäre sie zu Ende gegangen, die Ungeschlagen-Serie von Bayer 04 Leverkusen. Doch wieder einmal schlug der neue Deutsche Meister auf den letzten Metern noch zu. Durch das Ausgleichstor von Joker Jeremie Frimpong in der 89. Minute bei West Ham United machte Leverkusen nicht nur den Einzug ins Halbfinale der Europa League klar, sondern hielt auch die Serie am Laufen. Es war das 44. Spiel in der laufenden Saison – und das 44. Spiel in Folge, in dem Leverkusen den Platz nicht als Verlierer verließ.

Damit löscht Leverkusen auch einen fast zwölf Jahre alten Rekord von Juventus Turin aus. Die Alte Dame schaffte es nämlich, von Mai 2011 bis Mai 2012 wettbewerbsübergreifend in 43 Partien nacheinander unbesiegt zu bleiben. Eine Bestmarke für Klubs der europäischen Top-5-Ligen, die Bayer 04 im Ligaspiel am Sonntag gegen Werder Bremen einstellte und nun in London übertrumpfte. Die letzte Niederlage der Werkself datiert noch aus dem Mai 2023, als Leverkusen am 34. Spieltag mit 0:3 in Bochum verlor.

Xabi Alonso hat auf diese Bestmarken einen ganz eigenen Blick. Diese seien “nicht das Ziel, sondern nur die Konsequenz” der eigenen Arbeit, so der Spanier vor der Partie. Zudem hat nicht nur die Mannschaft in Person von Kapitän Lukas Hradecky (“Natürlich reizt uns das”) das Ziel formuliert, die Bundesligasaison oder sogar die komplette Saison ohne Niederlage überstehen zu wollen.

“Wir wollen es versuchen”, erklärte Mittelfeldspieler Granit Xhaka in London, “in der Bundesliga sind es noch fünf Spiele. Wir sind noch ungeschlagen, nicht nur in der Liga, sondern auch in Europa. Wenn du so nah dran bist, so etwas zu erreichen, möchtest du es schaffen.” Allein schon in der Bundesliga ist dies noch keiner Mannschaft geglückt.

Es wäre der nächste Superlativ, den Bayer 04 quasi en passant mitnehmen würde. Wobei der Gedanke an diese Bestmarke inzwischen auch den Trainer gepackt hat. So verwies selbst Xabi Alonso nach dem Titelgewinn beim Blick nach vorne nicht nur auf die möglichen Triumphe in der Europa League und dem Pokal, sondern auch darauf, dass Bayer als erster unbesiegter Deutscher Meister in die Geschichte eingehen könnte. “Das”, weiß der 42-Jährige, “könnte super werden.” Wie eben Bayers komplette Saison.

Knackt Bayer 04 in London auch Juve? Werkself vor nächstem Superlativ

Am Donnerstag kämpft Bayer 04 im Londoner Olympiastadion gegen West Ham United um den Einzug ins Halbfinale der Europa League. Doch darüber hinaus kann das Team von Xabi Alonso im Londoner Eastend eine Superserie von Juventus Turin knacken.

Knackt Bayer Leverkusen auch den Rekord von Juventus Turin (re.) aus den Jahren 2011 und 2012?

Knackt Bayer Leverkusen auch den Rekord von Juventus Turin (re.) aus den Jahren 2011 und 2012?

picture alliance

Aus London berichtet Stephan von Nocks

Die Titeljagd, auf der sich Bayer 04 in dieser Saison befindet, geht auch mit einer ganzen Reihe von Bestmarken einher. Mit dem 5:0-Sieg gegen Werder Bremen am Sonntag, mit dem die Werkself den ersten deutschen Meistertitel für Bayer 04 in der Bundesliga eintütete, fielen wieder zwei Bestmarken: Vom Start weg 29 Bundesligaspiele in Serie war noch kein Bundesligist ungeschlagen geblieben. Und 79 Punkte fünf Spieltage vor Schluss stellen ebenfalls einen Superlativ für das deutsche Fußball-Oberhaus dar.

Beide Höchstwerte hat das Team von Trainer Xabi Alonso wie eben auch den Meistertitel dem FC Bayern München entrissen. Und am Donnerstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker)  im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League bei West Ham United, können Florian Wirtz und Co. die nächste Marke für die Ewigkeit knacken. Und dafür würde sogar schon ein Unentschieden im Londoner Olympiastadion ausreichen.

Denn verliert Bayer 04 nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel auch die zweite Partie gegen den Tabellenachten der Premier League nicht, zieht Leverkusen nicht nur ins Halbfinale ein, sondern löscht auch einen fast zwölf Jahre alten Rekord von Juventus Turin aus. Die Alte Dame schaffte es nämlich, von Mai 2011 bis Mai 2012 wettbewerbsübergreifend in 43 Partien nacheinander unbesiegt zu bleiben. Eine Bestmarke für Klubs der europäischen Top-5-Ligen, die Bayer 04 am Sonntag gegen Bremen einstellte und jetzt ebenfalls an sich reißen kann.

Xabi Alonso hat auf diese Bestmarken einen ganz eigenen Blick. Diese seien “nicht das Ziel, sondern nur die Konsequenz” der eigenen Arbeit. Verliert Bayer 04 auch in London nicht, käme der Werksklub nach der sicheren Deutschen Meisterschaft und dem wahrscheinlichen Erfolg im DFB-Pokal, in dessen Finale Leverkusen auf Zweitliga-Abstiegskandidat Kaiserslautern trifft, auch dem möglichen Triple einen Schritt näher.

Eine Saison lang ungeschlagen? Xhaka: “Wir wollen es versuchen”

Zudem hat nicht nur die Mannschaft in Person von Kapitän Lukas Hradecky (“Natürlich reizt uns das”) das Ziel formuliert, die Bundesligasaison oder sogar die komplette Saison ohne Niederlage überstehen zu wollen. “Wir wollen es versuchen”, erklärte Mittelfeldspieler Granit Xhaka in London, “in der Bundesliga sind es noch fünf Spiele. Wir sind noch ungeschlagen, nicht nur in der Liga, sondern auch in Europa. Wenn du so nah dran bist, so etwas zu erreichen, möchtest du es schaffen.” Allein schon in der Bundesliga ist dies noch keiner Mannschaft geglückt.

Es wäre der nächste Superlativ, den Bayer 04 quasi en passant mitnehmen würde. Wobei der Gedanke an diese Bestmarke inzwischen auch den Trainer gepackt hat. So verwies selbst Xabi Alonso nach dem Titelgewinn beim Blick nach vorne nicht nur auf die möglichen Triumphe in der Europa League und dem Pokal, sondern auch darauf, dass Bayer als erster unbesiegter Deutscher Meister in die Geschichte eingehen könnte. “Das”, weiß der 42-Jährige, “könnte super werden.” Wie eben Bayers komplette Saison.

Stephan von Nocks