“Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”: Hradecky und der späte Bayer-Torwahn

“Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”: Hradecky und der späte Bayer-Torwahn

Das 45. Spiel hatte Bayer Leverkusen richtig ins Wanken gebracht – und doch hielt die Serie von nunmehr 46 Pflichtspielen ohne Niederlage. Kapitän und Torwart Lukas Hradecky, selbst wichtiger Teil des 2:2 gegen Stuttgart, zeigte sich deswegen etwas sprachlos.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Strahlemann: Bayer-Torwart Lukas Hradecky.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Gegen den VfB Stuttgart hat der neue Meister das Gefühl eines ganz späten Treffers gleich zweimal erleben dürfen in dieser Saison. Denn schon im Viertelfinale des DFB-Pokals hatte Abwehrchef Jonathan Tah Anfang Februar das 3:2 erzielt – in der 90. Spielminute. Ende April nun im Zuge des 31. Bundesliga-Spieltags passierte es erneut, sogar noch später: Robert Andrich verbuchte am Samstag in der sechsten Minute der Nachspielzeit auch mit Glück das 2:2 nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand.

Damit wurde die famose Serie von 46 Pflichtspielen in dieser Saison – längst Rekord in Europas Top-Ligen – aufrechterhalten. Und zugleich noch dafür gesorgt, dass die Rheinländer wirklich die Last-Minute-Könige sind. Denn dieser Andrich-Treffer war zum wiederholten Male ein Tor nach der 90. Minute (etwa mehrere Male im Europa-League-Achtelfinale gegen Qarabag Agdam, beim 2:1 gegen Hoffenheim oder eben im DFB-Pokal gegen den VfB) und außerdem schon das 127. Pflichtspieltor in dieser Spielzeit, wie auch der X-Account der Werkself anmerkte: “Ein neuer Vereinsrekord! Die vorherige Bestmarke von 126 Pflichtspieltoren erzielte Bayer 04 2001/02.”

“Viele Spezialmomente”

Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky, der seine Farben selbst mit einer famosen Tat gegen Serhou Guirassy beim möglichen 1:3 im Spiel gehalten hatte (87. Minute), verschlug es daraufhin sichtlich die Sprache. “Wahnsinn, ich habe keine Worte dafür”, sagte der 34-jährige Routinier am Sky-Mikrofon.

Auch Trainer Xabi Alonso war von der erneuten Energie-Leistung seines Teams schwer angetan: “Wir haben viele Spezialmomente in den letzten Minuten. Wieder in der 96. Minute. Letzte Woche (beim späten 1:1 in Dortmund war es 90.+7; Anm. d. Red.) war der Moment ein bisschen emotional, aber heute konnte ich es nicht glauben, dass wir es wieder geschafft haben.” Das sei aus seiner Sicht schon außergewöhnlich – und er wisse nicht, ob er so etwas in dieser Häufigkeit schon einmal erlebt hat in seiner langen Karriere als Weltklasse-Profi für Spanien, Real Sociedad, Liverpool, Real Madrid oder Bayern. “Ich habe das nicht oft im Fußball gesehen, es ist schwer zu erklären.”

Den finalen Schwung Richtung 2:2 schrieb der spanische Erfolgstrainer auch der eigenen Anhängerschaft in der BayArena zu: “Unsere Fans haben daran geglaubt, dass wir das wieder schaffen können.” Das habe einen zusätzlichen Push verliehen, den es aus Xabi Alonsos Sicht auch in den kommenden Wochen mit den letzten Bundesliga-Spielen, dem Europa-League-Halbfinale gegen die Roma und dem Finale im DFB-Pokal gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern (25. Mai, 20 Uhr) braucht: “Unser großes Ziel war es, Meister zu werden – doch wir wollen nicht stoppen. Wir haben noch drei Spiele in der Liga vor uns und nächste Woche ein Spiel in Rom, auf das wir uns gut vorbereiten wollen.”

Lassen Hradeckys Oberschenkel nach?

Ob Hradecky dann wieder zu einem Spurt zu seinen jubelnden Mitspielern nach einem Treffer rennen muss? Ihm selbst wäre ein schon während der regulären Spielzeit auf den Weg gebrachter Sieg, Vorsprung oder Ausgleich etwas lieber, wie er süffisant anmerkte: “Bei mir geben langsam die hinteren Oberschenkel nach, wenn ich so viel sprinten muss – aber ich mach das gerne. Es ist unglaublich. Unsere Fans verdienen das auch, die pushen uns. Wir können aber wirklich gerne auch mal in einem Spiel wieder führen oder früher treffen.”

Ehrlich fügte der Führungsspieler außerdem noch an, dass diese extrem späten Treffer sicherlich neben der stets famosen Willensleistung des Teams auch teilweise anders – nämlich mit Glück – begründet werden können: “Ein paar davon mit Sicherheit. Wir sind gefährlich bei Standards, da kann alles passieren. Doch ich würde sagen: 50:50 zwischen Qualität und Glück.”