“Truly Classic”: BVB präsentiert neues Heimtrikot im Nadelstreifen-Design

Borussia Dortmund hat am Freitag sein Heimtrikot für die neue Saison 2024/25 präsentiert. Beim abschließenden Heimspiel gegen Absteiger Darmstadt 98 wird der BVB am Samstag erstmals in den neuen Jerseys auflaufen.

“Klassisch und zeitlos”: Das neue Heimtrikot von Borussia Dortmund.

BVB

Das neue Trikot kommt auch für die kommende Spielzeit wenig überraschend in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb daher – diesmal im Nadelstreifen-Look mit schwarzen Ärmeln. Es soll das “Neueste in einer langen Reihe von schwarzgelben Klassikern” sein.

“Das klassische und zeitlose Trikotdesign spiegelt unter dem Motto ‘Truly Classic’ die Kultur des Vereins wider, die von Generationen von Spielern und Fans geprägt wurde“, heißt in der entsprechenden Meldung auf der Website des Champions-League-Finalisten am Freitag: “Es bleibt den Dortmunder Wurzeln treu und ist zeitgleich zukunftsweisend.”

Auslieferung erst ab dem 5. Juni

Im Nacken des neuen Heimtrikots von Ausrüster Puma, das 90 Euro bzw. in der “Authentic” Version 140 Euro kostet (ohne Flock), ist der Schriftzug “Borussia verbindet” zu lesen. In seinem Fanshop weist der BVB allerdings am Release-Tag darauf hin, dass Bestellungen des Trikots “aufgrund des riesigen Ansturms zum CL-Finale” erst ab dem 5. Juni ausgeliefert werden.

Schon vor dem abschließenden Heimspiel gegen den Tabellenletzten Darmstadt 98 (Samstag 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) steht fest, dass der BVB die Bundesliga-Saison auf Platz 5 beenden wird. Unabhängig vom Ausgang des Champions-League-Endspiels gegen Real Madrid im Londoner Wembley-Stadion am 1. Juni reicht das in dieser Saison, um auch in der kommenden Spielzeit in der Königsklasse zu spielen.

Ein besonderes Spiel wird das Duell mit den Lilien am 34. Spieltag trotzdem: Der langjährige BVB-Kapitän Marco Reus läuft zum vorerst letzten Mal im (neuen) BVB-Trikot im Signal Iduna Park auf.

Zwei späte Tore: BVB und Hertha trennen sich remis

In diesen Tagen wird der deutsche Meister bei den A-Junioren ausgespielt. Die Halbfinals finden in Hin- und Rückspiel statt. Im ersten Duell trennten sich der BVB und Hertha am Donnerstag 2:2.

Cole Campbell (Nr. 10) trifft zum 1:0 für den BVB.

Cole Campbell (Nr. 10) trifft zum 1:0 für den BVB.

IMAGO/Steinbrenner

Auf dem Spielberichtsbogen fanden sich einige bekannte Namen wieder. Der BVB bot unter anderem U-17-Weltmeister Brunner auf, der zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war. Oder aber Mittelfeldmann Wätjen, der jüngst sein Profidebüt gefeiert hatte.

Aber auch Hertha hatte einige bekannte Namen aus der ersten Mannschaft dabei, Klemens (22 Spiele in der 2. Liga), Bence Dardai (acht Partien in Liga 2) und Maza (zwei Bundesliga-Spiele, 13 Partien in der 2. Liga) liefen von Beginn an auf.

Den besseren Start erwischten die Dortmunder, die in der zehnten Minute in Führung gingen: Brunners Schluss klatschte an den Innenpfosten und tänzelte anschließend die Linie entlang, Campbell schaltete schnell und grätschte die Kugel in die Maschen. Es war eine ausgeglichene erste Hälfte, in der der BVB die etwas gefährlichere Mannschaft war. Lubach schlenzte vorbei (19.), Campbell verpasste den Doppelpack nur knapp (21.).

Hertha dreht das Spiel – BVB hat die Antwort

Mit der zarten Führung für Dortmund ging es auch in die Kabine. Hertha war also gefordert – und die Gäste machten nach dem Seitenwechsel Druck. Als Lohn gab es den Ausgleich nach einem Standard. In der Folge einer kurzen Ecke flankte Michelbrink die Kugel scharf nach innen, dort nickte Rölke zum 1:1 ein (69.).

Anschließend ging es eher etwas ruhiger zu, ehe die Partie am Ende nochmal richtig Fahrt aufnahm. Zunächst grätschte Joker Bellomo den Ball nach einer Hereingabe von Maza über die Linie und drehte somit für Hertha das Spiel (89.). Die Antwort der Borussen ließ nicht lange auf sich warten, nach einem Standard traf der ebenfalls eingewechselte Herrmann zum 2:2-Endstand (90.+1).

Durch dieses Ergebnis ist für das Rückspiel am Montag (11 Uhr, LIVE! bei kicker) noch alles offen. Der Gewinner zieht dann ins Finale um die deutsche A-Junioren-Meisterschaft ein und bekommt es höchstwahrscheinlich mit Hoffenheim zu tun. Die TSG siegte am Mittwoch klar und deutlich mit 6:2 in Mönchengladbach.

Dortmunds Abstand zur Ballerliga

Das zweite Jahr in Folge wird kein Dortmunder Offensivspieler in die Nähe von 20 Treffern kommen. Möglicherweise wird im Sommer ein neuer Angreifer verpflichtet.

Niclas Füllkrug konnte toretechnisch in dieser Saison nicht mit Serhou Guirassy und Harry Kane mithalten.

Niclas Füllkrug konnte toretechnisch in dieser Saison nicht mit Serhou Guirassy und Harry Kane mithalten.

imago images (3)

Wenn am Samstag Borussia Dortmund den bereits sicheren Absteiger Darmstadt 98 zum letzten Spieltag empfängt (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker), wird wohl mehr auf die Ereignisse nach der Partie als die während der 90 Minuten geschaut werden. Der 294. und letzte Bundesliga-Auftritt von Marco Reus im schwarz-gelben Dress bedeutet auch den gebührenden Abschied von der BVB-Legende auf heimischer Bühne – obwohl im Londoner Wembley-Stadion zwei Wochen später noch die Krönung folgen soll.

Eine weitere große Ehrung wird es nach Schlusspfiff aber nicht geben, von der einen oder anderen Verabschiedung mal abgesehen. Anders als vor einem Jahr ist keine Meisterschale auf dem Weg nach Dortmund – und auch keine kicker-Torschützenkanone. Beste Dortmunder in dieser Wertung sind Donyell Malen und Niclas Füllkrug mit derzeit je zwölf Liga-Toren – ordentliche Werte, aber weit weg von den Ballermännern der Liga wie Bayerns Harry Kane (36), Stuttgarts Serhou Guirassy (26) oder Leipzigs Lois Openda (24).

Die Vereine der besten drei Torschützen stehen allesamt vor dem BVB, auch wenn der Blick zum souveränen Meister Bayer Leverkusen und deren besten Schützen Victor Boniface (13 Tore) keinen unmittelbaren Kausalzusammenhang erlaubt. Dennoch: Anders als in den vergangenen Jahren mit Spielern wie Erling Haaland, Pierre-Emerick Aubameyang oder Robert Lewandowski hat Dortmund schon im zweiten Jahr in Folge keinen Offensivspieler, der annähernd in Richtung der 20-Tore-Marke geht. Vergangene Saison waren neun Treffer der niedrige Bestwert, erreicht von Julian Brandt, Sebastien Haller und Malen.

Terzic über Kane

Damals hätte es trotzdem fast zur Meisterschaft gereicht, dennoch hatte Edin Terzic das Thema bereits beschäftigt: “Ein echtes Spitzenteam kann sich häufig auf einen Spieler verlassen, der 20 und mehr Tore pro Saison erzielt.” Zuletzt ging des Trainers Blick vor dem Spiel beim FC Bayern auf Kane. “Er allein hat so viele Tore erzielt wie unsere drei Top-Torjäger zusammen.”

Dass der BVB den Abgang von Haaland vor rund zwei Jahren nicht gleichwertig auffangen konnte, war nachvollziehbar – schließlich ging der Norweger als angehender Weltklasse-Angreifer mit einer Quote von nahezu einem Treffer pro Spiel zu Manchester City. Es folgte das große persönliche und sportliche Pech, dass Nachfolger Haller in seiner ersten Vorbereitung an Hodenkrebs erkrankte und nach einer starken Rückrunde in der vergangenen Saison immer noch mit den Folgen seiner Therapie zu kämpfen hat.

Durchaus möglich also, dass Dortmund im Sommer einen neuen Angreifer verpflichtet, der Name von Stuttgarts Guirassy hält sich Umfeld hartnäckig. Rund 20 Millionen Euro beträgt die Ausstiegsklausel des 28-Jährigen – ohne Handgeld und deutlich gestiegene Honorarvorstellungen allerdings.

Patrick Kleinmann

Die neue Champions League: Diese 22 Teams sind schon qualifiziert

2024/25 findet erstmals eine Champions-League-Saison mit 36 Mannschaften statt. Wer ist schon sicher dabei?

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

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Eine Liga statt acht Gruppen, acht statt drei unterschiedliche Gegner für alle: Die Vorrunde in der Champions League ändert sich zur Saison 2024/25 gründlich. Nach der großen Reform dürfen erstmals gleich 36 Klubs teilnehmen, vier mehr als bislang. Die zusätzlichen Plätze gehen an den Tabellendritten der französischen Ligue 1, via Qualifikation an einen Meister aus einer kleineren Liga und an die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Saison im Europapokal am besten abschnitten: die Serie A und die Bundesliga.

Insgesamt qualifizieren sich 25 der 36 Mannschaften über ihre Liga-Platzierung, dazu kommen die beiden besagten Extra-Tickets, die beiden amtierenden Sieger von Champions und Europa League sowie sieben Klubs aus der Qualifikation. Damit sind sicher qualifiziert (kursiv die Teams nach jetzigem Stand):

Die Europapokal-Reform:

Deutschland (5 fixe Teilnehmer): Bayer Leverkusen, FC Bayern, VfB Stuttgart, RB Leipzig, Borussia Dortmund

Italien (5): Inter Mailand, AC Mailand, FC Bologna, Juventus Turin, Atalanta Bergamo

England (4): Manchester City, FC Arsenal, FC Liverpool, Aston Villa

Spanien (4): Real Madrid, FC Barcelona, FC Girona, Atletico Madrid

Frankreich (3): Paris Saint-Germain, AS Monaco, Lille OSC

Niederlande (2): PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam

Portugal (1): Sporting Lissabon

Belgien (1): Club Brügge

Schottland (1): Celtic Glasgow

Österreich (1): Sturm Graz

Donezk, Frankfurt, Roma und Benfica hoffen

Sollte Real Madrid das Champions-League-Endspiel gegen Borussia Dortmund am 1. Juni für sich entscheiden, erhält der Meister mit dem besten UEFA-Koeffizienten aus der Champions-League-Qualifikation ein Direkt-Ticket. Das ist nach jetzigem Stand Schachtar Donezk. Real ist schließlich schon über die Ligaplatzierung in Spanien qualifiziert. Schafft allerdings der BVB den großen Wurf, rückt der Sechstplatzierte der Bundesliga – derzeit Eintracht Frankfurt – nach.

Sollte Atalanta Bergamo das Europa-League-Finale am kommenden Mittwoch gewinnen und in der Serie A den fünften Tabellenplatz behalten, rückt der Sechste der Serie A nach: derzeit die AS Rom. Springt Atalanta als Europa-League-Sieger allerdings noch auf Platz vier in der Liga, rückt wieder eine Mannschaft nach, die sonst in die Qualifikation gemusst hätte, und zwar jene mit dem besten individuellen UEFA-Koeffizienten – egal, ob Meister oder nicht. Das wäre aktuell Benfica Lissabon. Im Falle von Bayer 04 Leverkusen als Europa-League-Sieger wäre das Prozedere das gleiche.

Schweinsteiger erwartet weitere BVB-Profis im EM-Kader

Bastian Schweinsteiger erklärt in seiner kicker-Kolumne, was ihm an Florian Wirtz und Jamal Musiala am besten gefällt, welchen Vorteil Nico Schlotterbeck hat – und warum er weitere BVB-Spieler im EM-Kader erwartet.

Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck stehen schon im EM-Kader - welche Dortmunder dürfen noch hoffen?

Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck stehen schon im EM-Kader – welche Dortmunder dürfen noch hoffen?

IMAGO/Moritz Müller

18 Spieler haben ihr EM-Ticket bereits bis Mittwochabend erhalten, die Namen der restlichen mindestens acht wird der DFB an diesem Donnerstag bekanntgeben. Und Bastian Schweinsteiger wäre nicht überrascht, wenn darunter auch Profis von Borussia Dortmund sind.

“Nach Dortmunds beeindruckendem Sieg bei Paris St. Germain erwarte ich, dass bei der Nominierung des EM-Kaders ein paar BVB-Spieler zurückkehren werden, die im März nicht dabei waren”, schreibt der Weltmeister von 2014 in seiner kicker-Kolumne (Donnerstagsausgabe). “Ich denke da zum Beispiel an Emre Can.”

“Mit seiner Qualität müsste Schlotterbeck immer dazu gehören”

Bislang hat Julian Nagelsmann erwartungsgemäß Angreifer Niclas Füllkrug nominiert – und Nico Schlotterbeck, der erstmals und zum bestmöglichen Zeitpunkt eine Chance unter dem neuen Bundestrainer erhält. Schweinsteiger hat dessen Berufung “nicht verwundert”. Denn: “Wie sich Schlotterbeck in den großen Spielen verhalten hat, war exzellent. Und er hat den Vorteil, dass er mit dem linken Fuß sehr gute Pässe spielen kann. Er müsste mit seiner Qualität eigentlich immer zur Nationalmannschaft gehören.”

Vorne ruhen Schweinsteigers Hoffnungen beim Heim-Turnier auf den 21-jährigen Florian Wirtz und Jamal Musiala. Gemeinsam könnten beide “einen großen Unterschied ausmachen”, weil sie über “unglaublich viel Fantasie” verfügten, “Räume schaffen, Spieler in Szene setzen und Tore erzielen” könnten, findet der EM-Experte der ARD. “Was mir an den beiden aber mit am besten gefällt, ist ihre Bereitschaft zur Defensivarbeit.”

Das sei gerade bei einem Turnier enorm wichtig. “Du kannst nicht nur mit Offensivfußball eine erfolgreiche EM bestreiten”, warnt Schweinsteiger. “Bei der WM in Katar kassierte Deutschland in den drei Gruppenspielen fünf Gegentore, das war natürlich zu viel und ein wesentlicher Grund für das frühe Ausscheiden. Deshalb hoffe ich, dass es Julian Nagelsmann schafft, eine defensive Struktur und Stabilität reinzubekommen.”

In seiner Kolumne in der kicker-Donnerstagsausgabe (hier auch als eMagazine) schreibt Schweinsteiger außerdem, mit welchem Gefühl er in die EM geht, wann das Turnier für die DFB-Elf ein Erfolg wäre – und warum die beiden letzten Testspiele “extrem wichtig” sind.

Schweinsteiger erwartet weitere BVB-Profis im EM-Kader

Bastian Schweinsteiger erklärt in seiner kicker-Kolumne, was ihm an Florian Wirtz und Jamal Musiala am besten gefällt, welchen Vorteil Nico Schlotterbeck hat – und warum er weitere BVB-Spieler im EM-Kader erwartet.

Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck stehen schon im EM-Kader - welche Dortmunder dürfen noch hoffen?

Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck stehen schon im EM-Kader – welche Dortmunder dürfen noch hoffen?

IMAGO/Moritz Müller

18 Spieler haben ihr EM-Ticket bereits bis Mittwochabend erhalten, die Namen der restlichen mindestens acht wird der DFB an diesem Donnerstag bekanntgeben. Und Bastian Schweinsteiger wäre nicht überrascht, wenn darunter auch Profis von Borussia Dortmund sind.

“Nach Dortmunds beeindruckendem Sieg bei Paris St. Germain erwarte ich, dass bei der Nominierung des EM-Kaders ein paar BVB-Spieler zurückkehren werden, die im März nicht dabei waren”, schreibt der Weltmeister von 2014 in seiner kicker-Kolumne (Donnerstagsausgabe). “Ich denke da zum Beispiel an Emre Can.”

“Mit seiner Qualität müsste Schlotterbeck immer dazu gehören”

Bislang hat Julian Nagelsmann erwartungsgemäß Angreifer Niclas Füllkrug nominiert – und Nico Schlotterbeck, der erstmals und zum bestmöglichen Zeitpunkt eine Chance unter dem neuen Bundestrainer erhält. Schweinsteiger hat dessen Berufung “nicht verwundert”. Denn: “Wie sich Schlotterbeck in den großen Spielen verhalten hat, war exzellent. Und er hat den Vorteil, dass er mit dem linken Fuß sehr gute Pässe spielen kann. Er müsste mit seiner Qualität eigentlich immer zur Nationalmannschaft gehören.”

Vorne ruhen Schweinsteigers Hoffnungen beim Heim-Turnier auf den 21-jährigen Florian Wirtz und Jamal Musiala. Gemeinsam könnten beide “einen großen Unterschied ausmachen”, weil sie über “unglaublich viel Fantasie” verfügten, “Räume schaffen, Spieler in Szene setzen und Tore erzielen” könnten, findet der EM-Experte der ARD. “Was mir an den beiden aber mit am besten gefällt, ist ihre Bereitschaft zur Defensivarbeit.”

Das sei gerade bei einem Turnier enorm wichtig. “Du kannst nicht nur mit Offensivfußball eine erfolgreiche EM bestreiten”, warnt Schweinsteiger. “Bei der WM in Katar kassierte Deutschland in den drei Gruppenspielen fünf Gegentore, das war natürlich zu viel und ein wesentlicher Grund für das frühe Ausscheiden. Deshalb hoffe ich, dass es Julian Nagelsmann schafft, eine defensive Struktur und Stabilität reinzubekommen.”

In seiner Kolumne in der kicker-Donnerstagsausgabe (hier auch als eMagazine) schreibt Schweinsteiger außerdem, mit welchem Gefühl er in die EM geht, wann das Turnier für die DFB-Elf ein Erfolg wäre – und warum die beiden letzten Testspiele “extrem wichtig” sind.

DFB-Formcheck: Trotziger Brandt, königlicher Schlotterbeck, variabler Undav

Noch 29 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 40 EM-Kandidaten seit den letzten Länderspielen Ende März aus.

Stammtorwart Manuel Neuer sowie Nico Schlotterbeck und Deniz Undav.

Stammtorwart Manuel Neuer sowie Nico Schlotterbeck und Deniz Undav.

imago images (3)/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 40 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften. Bewertet werden alle Leistungen inklusive der beiden DFB-Länderspiele Ende März gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) bis zum 15. Mai, dem Tag vor der offiziellen Nominierung des vorläufigen EM-Kaders.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuers krasser Patzer trübt die sonst starke Bilanz

Von den Torhütern konnte sich im Bewertungszeitraum vor allem Hoffenheims Oliver Baumann auszeichnen. Stammkeeper Manuel Neuer zeigte zwar lange Zeit eine Weltklasse-Leistung im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid (1:2), patzte dann aber folgenschwer vor dem Ausgleich. An seinem Status als Nummer 1 gibt es dennoch nichts zu rütteln. Ebenso wenig an seinem ersten Vertreter Marc-André ter Stegen, der am Montag bei Barcelonas 2:0 über San Sebastian zum 13. Mal in dieser Ligsaison ohne Gegentor blieb.

Schlotterbeck überragt in der Königsklasse – Koch nie besser als befriedigend

Als erster Akteur in den finalen EM-Kader berufen wurde Nico Schlotterbeck. Bei den März-Länderspielen noch außen vor, zeigte er nicht zuletzt in der Champions League überragende Leistungen. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid erhielt er die Note 1,5, ebenso im Halbfinal-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain. Im Rückspiel setzte er nochmals einen drauf und holte sich neben dem Finaleinzug auch die glatte 1. Ebenfalls ins Aufgebot schaffte es auch Frankfurts Robin Koch trotz eher durchwachsener Leistungen. Im kompletten Kalenderjahr 2024 erhielt er keine Note besser als befriedigend.

Raum punktet als Vorbereiter – Kimmich ordentlich bis schwindelig

Zuverlässige Leistungen insbesondere nach vorne bot weiterhin David Raum. Mit inzwischen elf Assists in dieser Saison gehört der Leipziger Linksverteidiger mit zu den besten Vorbereitern der Liga. Hinten rechts ist Joshua Kimmich bei Bayern und im Nationalteam gesetzt und zeigte größtenteils ordentliche Spiele. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid wurde er aber vor allem in der zweiten Halbzeit vom deutlich schnelleren Vinicius Junior teilweise schwindlig gespielt.

Stratege Kroos lässt die Zunge schnalzen

Eine prägende Figur der Halbfinals in der Königsklasse war auch Toni Kroos. Zwar drehte Real das Rückspiel erst nach seiner Auswechslung, doch beim 2:2 in München bestach der Stratege einmal mehr durch seine Übersicht und Passgenauigkeit. Weltklasse, wie er dort die zwischenzeitliche Führung der Madrilenen vorbereitete. Von Kroos viel lernen kann sicher Youngster Aleksandar Pavlovic während des EM-Turniers. Trotz bislang nur 21 Pflichtspielen für den deutschen Rekordmeister schaffte es der gerade 20 Jahre alt gewordene Münchner in die vorläufige EM-Auswahl des Bundestrainers.

Brandt trotzt der Dominanz von Wirtz & Co.

Für positive Schlagzeilen in den letzten Wochen sorgte auch Julian Brandt, gerade in den wichtigen Spielen. In vier der letzten fünf Dortmunder K.-o.-Spiele in der Champions League war er als Torschütze oder Vorlagengeber an BVB-Treffern beteiligt, so schlug er auch beim 1:0-Sieg in Paris die Ecke auf Mats Hummels’ Kopf. Auf der Position im offensiven Mittelfeld ist die Konkurrenz aber riesig, das Trio Wirtz, Gündogan, Musiala dürfte dort gesetzt sein.

Nur Licht bei Führich – Wechselhafter Sané

Mit Serge Gnabry ist verletzungsbedingt ein weiterer klassischer Flügelstürmer weggebrochen, so dass auf der offensiven Außenbahn die Spielerliste überschaubar bleibt. Stuttgarts konstant gut spielender Senkrechtstarter Chris Führich hat seine Nominierung bereits in der Tasche. Ebenso wie Leroy Sané, der im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid noch Torschütze war, im Rückspiel aber mit misslungenen Flanken und schlampigen Steilpässen eine eher schwache Leistung bot.

Undavs Zahlen und Variabilität beeindrucken

Die Form der Stürmer stimmt. Kai Havertz traf in dieser Ligasaison schon zwölfmal, das überbot er in seiner Karriere bislang nur einmal (2018/19 für Leverkusen mit 17 Toren). Niclas Füllkrug traf in zwei der letzten drei Champions-League-Partien. Und auch Deniz Undav ist regelmäßig als Vorbereiter und Verwerter aktiv. Seit seiner erstmaligen Länderspielnominierung im März kommt er beim VfB in Summe auf mehr Scorerpunkte (neun) als Spiele (acht). Dass er sogar häufiger assistiert als selbst vollstreckt, zeigt die Variabilität des Stuttgarters.

Christoph Huber

Ricken: “Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen”

Im Amt ist Lars Ricken bereits seit dem 1. Mai. Offiziell vorgestellt wurde der neue Geschäftsführer Sport des BVB allerdings erst am Mittwoch. Der 47-Jährige absolvierte seinen Antritt mit großer Souveränität – und skizzierte sowohl seinen Führungsstil als auch die Aufgaben und Herausforderungen seines neuen Jobs.

Lars Ricken steht an seinem großen Tag im Presseraum des Signal Iduna Park und wartet darauf, dass es losgeht. Der neue Geschäftsführer Sport von Borussia Dortmund, der an diesem Mittwochmittag offiziell der Öffentlichkeit präsentiert wird, ist bereits seit 15 Tagen im Amt. Doch an seinem Auftreten hat sich nichts geändert: Ricken, der seit 1991 für den Klub aktiv ist – erst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und Direktor des Nachwuchsleistungszentrums -, ist nahbar. Er schüttelt Hände, hält Smalltalk, ist guter Dinge.

Rickens Dank an die NLZ-Mitarbeiter

Als es dann losgeht und die Eröffnungsworte von BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gesprochen sind, startet der 47-Jährige mit einem Statement, in dem viele Gründe dafür stecken, warum ihn Watzke als Idealbesetzung für die neue Stelle auserkoren hat: Ricken bedankt sich bei den Mitarbeitern des NLZ, mit denen er seit einem Jahrzehnt regelmäßig nationale Titel gewann, in der Youth League Erfolge feierte und unzählige Talente zu Profis entwickelte.

“Sie haben großen Einfluss darauf, dass ich jetzt hier sitze”, sagt Ricken und blickte dann aufs bevorstehende Champions-League-Finale gegen Real Madrid am 1. Juni voraus: “1997 stand ich als Torschütze im Blickpunkt, 2013 dann ein bisschen unfreiwillig. In den London soll der Raum gehören, die ein Jahr für diesen Erfolg gekämpft haben.” Trainer Edin Terzic, seine Assistenten, Watzke – und Sebastian Kehl, Dortmunds Sportdirektor, der selbst eine Beförderung auf die Position als Geschäftsführer Sport gehofft hatte.

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Die neue Personalstruktur – neben ihm selbst nahm am 1. Mai auch der neue Kaderplaner Sven Mislintat seine Arbeit auf – zu moderieren, das zählt zu den größten Herausforderungen, die Ricken in den ersten Monaten seiner Amtszeit bewältigen muss.

Mit Kehl hat er direkt den Austausch gesucht, nachdem klar war, dass er Geschäftsführer Sport wird. “Wir haben uns zusammengesetzt und ein klärendes Gespräch geführt. Wir sind zusammen Deutscher Meister geworden, haben jahrelang eng zusammengearbeitet”, sagt Ricken und wählt dann einen Vergleich aus der Vergangenheit, den auch Kehl bereits wählte: “Sebastian ist weiter Sportdirektor. Michael Zorc hat auf dieser Position bewiesen, dass du die Geschicke des Klubs wunderbar mitgestalten kannst.”

Man sei sich einig, deshalb gehe er auch optimistisch in die nächsten Monate. “Sebastian, Sven und ich haben die große Chance, gemeinsam, konstruktiv und vertrauensvoll den Bereich Sport weiterzuentwickeln.”

Theoretisch sind wir gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es unter Beweis stellen.

Hans-Joachim Watzke

Auch Watzke, der sich für Ricken entschied, ergreift das Wort. Es sei gut, “wenn der Verein aus sich heraus die eine oder andere Alternative hat”. Am Ende aber müssen man sich entscheiden.

“Das heißt aber nicht, dass der andere weniger qualifiziert gewesen wäre.” Er wisse aber auch, schränkt Watzke ein, dass jeder Akteur neben seiner Qualität auch ein Ego mitbringe. “Wenn die drei es hinkriegen, zusammenzuarbeiten, dann ist das eine große Chance,” sagt auch der Klubboss, der noch bis Herbst 2025 in der Geschäftsführung sitzt. “Theoretisch sind wir sehr gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es noch unter Beweis stellen.”

Ricken macht keinen Hehl daraus, dass er seine jahrelang erprobte Personalstrategie aus dem NLZ auch bei den Profis anwenden möchte. “Ich freue mich auf Gespräche auf Augenhöhe”, sagt der gebürtige Dortmunder. “Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen. Ich muss die Bedingungen dafür schaffen, dass jeder in seinem Bereich optimal arbeiten kann. Ich habe die größte Abteilung des Klubs geleitet, zwei Dinge waren dabei wichtig: Kommunikation und Vertrauen.”

Zwei-Säulen-Konzept in der Kaderplanung

Mit seinem Konzept, dass er den Entscheidern von Borussia Dortmund präsentierte, habe er “den Präsidialausschuss gerockt”, sagt Lunow gleich zu Beginn der 45-minütigen Runde. Einen Einblick in seine Pläne gewährt Ricken auch in diesem öffentlichen Rahmen: Der BVB sei immer dann am erfolgreichsten gewesen, wenn er seine Strategie auf zwei Säulen aufgebaut habe: Auf der einen Seite “junge, hungrige Spieler mit sportlichem Wert und Marktwertpotenzial, aus dem eigenen Nachwuchs oder als internationale Toptalente”, auf der anderen “ein Gerüst aus Spieler mit Erfahrung, Mentalität und Qualität, bei denen sich die Jungen anlehnen und sich entwickeln können”.

Die Arbeit am neuen Kader hat längst begonnen, ungeachtet des Finaleinzugs in der Champions League. “Ich kenne das Budget, das uns zur Verfügung steht”, sagt Ricken und formuliert den Anspruch, “in der Strategie, die ich dargelegt habe, den bestmöglichen Kader zusammenzustellen.”

Ricken besitzt weiterhin ein dickes Fell

Neben diesem internen Teil seiner Arbeit wird auch ein öffentlicher anfallen. Anders als in seiner Zeit als Direktor des NLZ steht Ricken künftig wieder Woche für Woche im Blickpunkt des Interesses.

Er kennt das, seit er als Jungprofi zum Objekt der Begierde der damaligen Medienlandschaft wurde – und dabei nicht nur gute Erfahrung sammelte. Das dicke Fell, das er sich damals aneignete, hat er noch heute – wie er erst kürzlich feststellte. “An meinem ersten Tag hat sich ein früherer Bundesliga-Spieler über mich geäußert”, sagt er, ohne den Namen zu nennen. “Das hat absolut nichts mit mir gemacht.”

Hoeneß hat sich noch nicht gemeldet

Konflikte scheute Ricken in der Vergangenheit ohnehin nie, wenn er das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. Daran will er auch künftig festhalten. “Ich bin gebürtiger Dortmunder. Das ist mein Verein”, sagt er. “Ich vertrete diese Farben, mit allem, was ich habe. Wenn wir angegangen werden, von wem auch immer, dann werde ich die Farben auch laut und deutlich vertreten.”

Watzke, der die Abteilung des BVB 19 Jahre lang anführte, lieferte sich in der Vergangenheit etliche verbale Scharmützel mit der Konkurrenz – unter anderem mit Bayerns Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß.

Am Mittwoch wird Ricken gefragt, ob sich Hoeneß schon bei ihm gemeldet habe. Ricken verneint. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Legt man die Souveränität zugrunde, mit der Dortmunds neuer Geschäftsführer Sport seine öffentliche Präsentation absolviert, scheint er auch dafür gewappnet zu sein.

Matthias Dersch

Die neue Champions League: Diese 21 Teams sind schon qualifiziert

2024/25 findet erstmals eine Champions-League-Saison mit 36 Mannschaften statt. Wer ist schon sicher dabei?

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

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Eine Liga statt acht Gruppen, acht statt drei unterschiedliche Gegner für alle: Die Vorrunde in der Champions League ändert sich zur Saison 2024/25 gründlich. Nach der großen Reform dürfen erstmals gleich 36 Klubs teilnehmen, vier mehr als bislang. Die zusätzlichen Plätze gehen an den Tabellendritten der französischen Ligue 1, via Qualifikation an einen Meister aus einer kleineren Liga und an die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Saison im Europapokal am besten abschnitten: die Serie A und die Bundesliga.

Insgesamt qualifizieren sich 25 der 36 Mannschaften über ihre Liga-Platzierung, dazu kommen die beiden besagten Extra-Tickets, die beiden amtierenden Sieger von Champions und Europa League sowie sieben Klubs aus der Qualifikation. Damit sind sicher qualifiziert (kursiv die Teams nach jetzigem Stand):

Die Europapokal-Reform:

Deutschland (5 fixe Teilnehmer): Bayer Leverkusen, FC Bayern, VfB Stuttgart, RB Leipzig, Borussia Dortmund

Italien (5): Inter Mailand, AC Mailand, FC Bologna, Juventus Turin, Atalanta Bergamo

England (4): Manchester City, FC Arsenal, FC Liverpool, Aston Villa

Spanien (4): Real Madrid, FC Barcelona, FC Girona, Atletico Madrid

Frankreich (3): Paris Saint-Germain, AS Monaco, Lille OSC

Niederlande (2): PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam

Portugal (1): Sporting Lissabon

Belgien (1): Club Brügge

Schottland (1): Celtic Glasgow

Österreich (1): Sturm Graz

Donezk, Frankfurt, Roma und Benfica hoffen

Sollte Real Madrid das Champions-League-Endspiel gegen Borussia Dortmund am 1. Juni für sich entscheiden, erhält der Meister mit dem besten UEFA-Koeffizienten aus der Champions-League-Qualifikation ein Direkt-Ticket. Das ist nach jetzigem Stand Schachtar Donezk. Real ist schließlich schon über die Ligaplatzierung in Spanien qualifiziert. Schafft allerdings der BVB den großen Wurf, rückt der Sechstplatzierte der Bundesliga – derzeit Eintracht Frankfurt – nach.

Sollte Atalanta Bergamo das Europa-League-Finale am kommenden Mittwoch gewinnen und in der Serie A den fünften Tabellenplatz behalten, rückt der Sechste der Serie A nach: derzeit die AS Rom. Springt Atalanta als Europa-League-Sieger allerdings noch auf Platz vier in der Liga, rückt wieder eine Mannschaft nach, die sonst in die Qualifikation gemusst hätte, und zwar jene mit dem besten individuellen UEFA-Koeffizienten – egal, ob Meister oder nicht. Das wäre aktuell Benfica Lissabon. Im Falle von Bayer 04 Leverkusen als Europa-League-Sieger wäre das Prozedere das gleiche.

Füllkrug findet DFB-Vorgehen “überragend” – Schlotterbeck hatte Zweifel

Auf Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck kommen aufregende Wochen zu: Das BVB-Duo wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Heim-EM nominiert – und steht zuvor noch im Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Voller Stolz und Vorfreude blicken sie voraus.

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle.

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle.

IMAGO/Beautiful Sports

Es kommt in der Karriere eines Fußballers nicht allzu oft vor, dass er eine eigene Meldung in der ehrwürdigen Tagesschau bekommt. Nico Schlotterbeck allerdings wurde diese Ehre am Sonntag zuteil: In der Hauptnachrichtensendung der ARD verkündete Sprecher Jens Riewa die Nominierung des Dortmunder Innenverteidigers für den deutschen EM-Kader. Sein Teamkollege Niclas Füllkrug dagegen übernahm diesen Job am Dienstagmorgen gleich selbst: Im Radiosender 1live verriet der Stürmer, ebenfalls dabei zu sein.

Art der Nominierung? “Überragend”

“Überragend” findet Füllkrug die derzeitige Kommunikationspolitik des DFB, die Nominierungen tröpfchenweise – etwa durch Medien oder Influencer – zu streuen. “Man holt die ganze Gesellschaft mit ins Boot, ist nah dran, holt Leute rein, die die Gesellschaft widerspiegeln”, sagt der 31-Jährige am Dienstag am Rande des öffentlichen Trainings von Borussia Dortmund, zu dem knapp 1000 Fans der Schwarz-Gelben getingelt sind. Für ihn selbst kam die Nominierung wenig überraschend, entsprechende Signale hatte er bereits beim Lehrgang im März erhalten. Auch war der Kontakt zu Nagelsmann und dessen Assistenten Sandro Wagner stets gegeben. Das “gute Gefühl” sei daher schon vor der finalen Bestätigung da gewesen.

Ganz anders war die Lage bei Schlotterbeck, der von Nagelsmann noch nie zuvor nominiert worden war – und seine Premiere unter dem Bundestrainer ausgerechnet unmittelbar vor der Heim-EM feiern wird. Zwar hatte auch der Innenverteidiger regelmäßig Kontakt zu Nagelsmann und dessen Trainerteam, zittern musste er dennoch bis zum Schluss.

Schlotterbeck: “Hätte Mats Hummels gern an meiner Seite”

“Ich habe am Sonntag den Anruf bekommen”, verrät er am Dienstag. “Da war ich gerade mit der Familie unterwegs. Ich war natürlich glücklich darüber.” Auch wenn er öffentlich sich immer zuversichtlich zeigte, intern waren Zweifel schon vorhanden, gibt er zu. “Du machst dir Gedanken und versuchst, dein Bestes zu geben. Ich bin heilfroh, dass ich dabei bin. Gerade bei einer Heim-EM. Das ist noch mal etwas ganz Besonderes.”

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Dass Schlotterbeck die Nominierung verdient hat, daran lässt sein Teamkollege Füllkrug keinen Zweifel aufkommen: “Ich freue mich riesig für ihn. Es ist schön für ihn, sich belohnen zu können für diese Saison.” Des einen Freud dürfte aber des anderen Leid sein: Mats Hummels, Schlotterbecks zuletzt in der Champions League ebenfalls herausragend spielender Innenverteidiger-Kollege, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dabei bei der EURO. “Mats spielt eine überragende Saison. Das weiß jeder”, sagt Füllkrug dazu. “Er hätte es leistungstechnisch sicher verdient.” Schlotterbeck sieht das ähnlich. Auch er sagt: “Wir harmonieren sehr gut. Ich hätte ihn gern an meiner Seite. Ich habe von ihm schon viel gelernt und lerne immer noch von ihm.”

Beide Dortmunder kennen ihre Rolle

In den Plänen des Bundestrainers ist für Schlotterbeck erst einmal die Rolle als Ersatzspieler vorgesehen. Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) und Antonio Rüdiger (Real Madrid), auf den Schlotterbeck im Champions-League-Finale in Wembley trifft, sind gesetzt. “Ich werde mich hinten anstellen”, kündigt der Dortmunder am Dienstag an. “Ich werde versuchen, der Mannschaft viel positive Energie zu geben. Ob ich auf dem Platz stehe oder nicht, das spielt für das Land keine Rolle.”

Auch Füllkrug kann sich nicht sicher sein, in jedem Spiel in der Startelf zu stehen. Sein Hauptkonkurrent heißt Kai Havertz vom FC Arsenal, der die Sturmposition freilich ganz anders ausfüllt als der BVB-Angreifer. “Bei einer EM”, sagt Füllkrug, “ist es selten so, dass man jedes Spiel mit der gleichen Elf spielt. Es gibt immer Rotation. Ich werde meine Rolle bestmöglich ausfüllen. Da, wo ich gebraucht werde.”

Füllkrug: “So viel Zufall kann’s nicht gewesen sein”

Dass Füllkrug überhaupt dabei ist, darf er als verdienten Lohn für jahrelange harte Arbeit betrachten. “So viel Zufall kann’s nicht gewesen sein”, sagt er selbst. “Wenn du dich auf dem Niveau durchsetzt, konstant Leistung bringst, scorst und triffst, manchmal auf gewisse Weise auch rausstichst – dann ist das eine Leistung, auf die ich sehr stolz sein kann und es auch bin. Aber das funktioniert nur mit einem funktionierenden Team drumherum.”

Natürlich half auch ihm – wie Schlotterbeck – der Dortmunder Erfolg in dieser Königsklassen-Saison, in der beide ihre internationale Klasse nachweisen konnten. Dafür warten jetzt zwei Monate auf das Dortmunder Duo, die es in sich haben: Auf das emotionale letzte Saisonspiel gegen Darmstadt, bei dem Marco Reus vom eigenen Publikum verabschiedet wird, folgt am 1. Juni das Champions-League-Finale. Direkt im Anschluss dann geht es weiter zum DFB-Team, das sich bereits ab dem 26. Mai auf die Heim-EM vorbereitet.

“Die zwei Monate werden karrieretechnisch kaum zu toppen sein”

“Karrieretechnisch”, sagt Füllkrug, “werden die zwei Monate kaum zu toppen sein.” Schlotterbeck, immerhin sieben Jahre jünger als sein Teamkollege, mag da nicht widersprechen: “Das Finale in der Champions League ist das größte Spiel im Vereinsfußball, eine Heim-EM etwas Einmaliges, das kannst du nur einmal schaffen”, sagt er. “Ich bin glücklich und stolz über meinen Weg.” Und er ist noch nicht zu Ende. Weder für ihn noch für Füllkrug.

Matthias Dersch