DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

Noch 44 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 42 EM-Kandidaten im Monat April aus.

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 42 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

Das Aus im Kampf um den Henkelpott musste dagegen Kai Havertz verkraften. In den beiden Viertelfinalpartien gegen München blieb er blass, in der Liga wird er dagegen zum Garanten für Arsenals Höhenflug. Vier Tore und drei Assists gelangen dem Mittelstürmer der Gunners in sechs Ligaspielen. Auch Marvin Ducksch und Deniz Undav trafen in den vergangenen Wochen wieder regelmäßig (jeweils drei Tore, ein Assist). Hoffenheims Maximilian Beier war im April zwar an 17 Torschüssen als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt, ein Scorerpunkt wollte ihm dabei aber nicht gelingen.

Christoph Huber

Thema
Themenarchiv

Formcheck der deutschen EM-Kandidaten

zum Thema

  • Der kicker wertet seit Jahresbeginn die Leistungen der potenziellen EM-Fahrer Monat für Monat aus.
  • Im Januar umfasst die Liste 48 Profis, mittlerweile hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch 42 Kandidaten im Blick.

DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

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imago images/Grafik: kicker

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Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

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Christoph Huber

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“Wir können Real weh tun”: Ist Tuchels Halbfinalserie ein gutes Omen?

Kurz vor dem Anstoß des Klassikers im Champions-League-Halbfinale – dem europäischen Schlager zwischen Bayern München und Real Madrid – gab sich FCB-Trainer Thomas Tuchel optimistisch. Seine Bilanz kannte er aber nicht.

Freute sich auf dieses besondere Saison-Highlight, das Halbfinale in der Königsklasse gegen Real Madrid: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

Freute sich auf dieses besondere Saison-Highlight, das Halbfinale in der Königsklasse gegen Real Madrid: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

IMAGO/Beautiful Sports

So ein Spiel wie dieses Hinspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid, den mit 14 Titel absoluten Rekordverein in diesem Wettbewerb, sei für Thomas Tuchel “die Kirsche auf der Sahne”. Und natürlich freue er sich sehr auf so ein ganz besonders Duell zweier großer Klubs.

Im Gespräch mit Prime Video war der nur noch bis Sommer angestellte Bayern-Coach, an dessen Nachfolge vor allem von Münchens Sportvorstand Max Eberl weiter fleißig geschraubt wird, enthüllte Tuchel auch den Grund hinter seiner positiven Laune.

Der 50-Jährige, der etwa Thomas Müller in die Startelf beordert hatte, fühlte sich und sein Team einfach gut vorbereitet auf den abermaligen Vergleich zwischen Bayern und Real, wo die Münchner Truppe gemeinhin auch als “Bestia Negra” bekannt ist. “Wir haben das Gefühl, dass wir ihnen weh tun können”, kündigte Tuchel an und führte weiter aus: “Wir haben ein paar Zonen entdeckt und denken, dass wir Chancen und viel Torgefahr rund um die Box kreieren können.” Einzige Vorraussetzung dabei: “Nur in einem Halbfinale der Champions League … da darfst du nichts verschwenden.”

Vor allem weil die Königlichen um pfeilschnelle und trickreiche Akteure wie Vinicius Junior nach Balleroberungen unglaublich schnell anders denken und agieren können. Tuchel dazu: “Wir brauchen einen guten Mix, weil Real extrem gefährlich und sicher ist bei Gegenzügen. Vielleicht die beste Mannschaft in Europa bei solchen Spielzügen.”

Interessant: Seine eigene Halbfinalhistorie als Trainer kannte Tuchel nicht – obwohl die sich absolut sehen lassen kann. Von insgesamt elf Semfinalpartien unter seiner Leitung etwa mit Dortmund im DFB-Pokal, PSG oder Chelsea im Halbfinale der Königsklasse ging bis dato keine einzige verloren. Ein gutes Omen auch dafür, dass die jüngste Münchner Serie gegen Real – fünf Niederlagen und nur ein Remis aus sechs CL-Vergleichen – ein Ende finden würde? Das konnte nur das Geschehen auf dem Rasen beantworten. Hier geht’s zum LIVE!-Ticker.

Mitspieler als Sinnbild: Müller und das “Konni-Laimer-Gefühl”

Der FC Bayern ist weiterhin im “Flow”. Für Thomas Müller ist Mitspieler Konrad Laimer ein Sinnbild für die aktuelle Phase bei den Münchnern.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

Konrad Laimer war von Mario Götze (li.) und Tuta nicht aufzuhalten und bereitete das 1:0 der Bayern stark vor.

IMAGO/Sven Simon

Zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten haben die Bayern wieder wettbewerbsübergreifend vier Spiele in Serie gewonnen. Rechtzeitig vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) scheint der Rekordmeister wieder konstant in der Spur zu sein. So sah es auch Thomas Müller am Sky-Mikrofon: “Ich habe das Gefühl, wir sind gerade in einem besseren Flow.”

Gegen Eintracht Frankfurt äußerte sich dieser Flow wie folgt. “Wir haben am Anfang des Spiels so ein bisschen aggressiver nach vorne verteidigt. Haben auch frühere Ballgewinne gehabt”, lobte Müller die Präsenz der Münchner. Eine solche Balleroberung hätte er selbst schon in Minute sechs im Tor unterbringen können, Harry Kane machte es kurz darauf (9.).

Griffige Bayern – Laimer geht voran

“Wir sind aktuell so ein bisschen griffiger als vielleicht in unseren guten Phasen vorher”, ordnete Müller die Leistung ein. Doch allein “griffig” reichte dem 34-Jährigen noch nicht, denn es gehört auch ein “nicht Aufstecken” sowie ein Dagegenhalten im Zweikampf dazu – dann fiel es Müller ein: “Dieses Konni-Laimer-Gefühl, wenn er sich irgendwo reinbeißt.”

Nicht von ungefähr nennt Müller ausgerechnet Laimer. Der Österreicher, der in der 28. Minute angeschlagen ausgewechselt werden musste, war an einigen frühen Ballgewinnen beteiligt und beim 1:0 entscheidend. Laimer fing nahe der Mittelline einen schlechten Pass von Willian Pacho ab, stach zwischen Mario Götze und Tuta hindurch und war auch vom dazueilenden Robin Koch nicht mehr einzufangen. Kane musste dann nur noch einschieben. Ein Tor des Willens – demonstriert von Konni Laimer.

Laimer und de Ligt fraglich – Müller nimmt Koch in Schutz

Ob am Dienstag gegen Real der Österreicher dann selbst wieder das “Konni-Laimer-Gefühl” aktiv vorleben kann, ist genau wie bei Mattthijs de Ligt offen.

Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.

Thomas Müller

Zwar hatten die Bayern auch mit Laimer auf dem Platz den Ausgleich durch Hugo Ekitiké hinnehmen müssen, doch in Hälfte zwei sicherte Kane mit Saisontor Nummer 35 den 22. Saisonsieg, durch den der FCB weiter auf dem zweiten Platz bleiben wird.

Entscheidend beteiligt daran war auch Müller, der nach einer Flanke des Engländers in der Mitte einen Ellenbogenschlag von Robin Koch abgekommen hatte. Seinen Gegenspieler nahm Müller danach in Schutz: “Ich kenne ja auch den Kochi, er würde das nie mit Absicht machen.” Trotzdem sei die Bewegung  “im Fußball aus Frankfurter Sicht leider nicht erlaubt” und deshalb eine “mitentscheidende Szene des Spiels”.

Hoeneß: “Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”

5:1 bei Union Berlin, der FC Bayern überzeugte trotz großer Rotation auch in der Bundesliga endlich wieder voll. Im Mittelpunkt des Interesses steht jedoch die Frage, wer auf Thomas Tuchel als Trainer folgt.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

Beobachtet zufrieden den jüngsten Aufwärtstrend des FC Bayern: Uli Hoeneß (r.), hier mit Karl-Heinz Rummenigge.

IMAGO/MIS

Ehrenpräsident Uli Hoeneß reagiert leicht allergisch, wenn er darauf angesprochen wird, mit wann einer Entscheidung in der Trainerfrage beim Rekordmeister zu rechnen sei. “Das ist eine ganz wichtige Personalie. Wenn man klug ist, lässt man sich nicht unter Druck setzen”, sagte der 72-Jährige am Sonntagmorgen und spricht viel lieber über den Aufwärtstrend der jüngsten beiden Spiele: Halbfinal-Einzug in der Champions League gegen den FC Arsenal, 5:1 bei Union Berlin. “Das war der FC Bayern, wie ich ihn mir vorstelle”, lobt Hoeneß.

Tuchel nominiert sechs Neue in der Anfangsformation

Einer, den Thomas Tuchel nach dem Spiel gegen Arsenal und mit Blick auf die Halbfinal-Duelle mit Real Madrid kräftig umkrempelte, die Startelf auf sechs Positionen veränderte. Der Trainer sprach hinterher von einer “Null-Risiko-Strategie” mit Blick auf die vielen Verletzungen, mit denen er uns seine Mannschaft die gesamte Saison über zu kämpfen haben. Leroy Sané dürfte für den Rest der Saison der Mann für die Champions-League-Abende sein, Jamal Musiala durfte sich am Samstag daheim in München regenerieren, Raphael Guerreiro und Noussair Mazraoui waren mit Blick auf ihre Verletzungshistorie kein Thema für die Startelf. Mit Manuel Neuer, Eric Dier und Harry Kane gingen nur drei Profis zweimal über 90 Minuten.

Dafür spielten sich andere Profis in den Vordergrund: Thomas Müller, gegen die London zweimal komplett außen vor, brachte sich mit seinem ersten Doppelpack seit über einem Jahr in Erinnerung, auch wenn die zwei Treffer die sonst eher unauffällige Leistung kaschierten. Mathys Tel durfte 90 Minuten ran, bereitete das 1:0 vor und traf zum 4:0, auch Eric Maxim Choupo-Moting überzeugte auf dem linken Flügel. Aleksandar Pavlovic sammelte nach seinen beiden Infekten 90 Minuten Spielpraxis, Min-Jae Kim Selbstvertrauen nach vielen schwachen Leistungen. Jeder Spieler will sich vor dem Duell mit Real Madrid in Erinnerung rufen, nicht die schlechteste Voraussetzung für Tuchel.

Die Formkurve geht nach oben. So weit, dass es in der Königsklasse noch für den ganz großen Wurf reicht? Abwarten!

Frank Linkesch

“Feuer frei”: Doppelpacker Müller ist “manchmal dabei, manchmal nicht”

Auf das gefeierte 1:0 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Arsenal ließ der FC Bayern ein souveränes 5:1 bei Union Berlin folgen. Leon Goretzka und Thomas Müller ordneten hinterher ein.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Getty Images

Leon Goretzka, der mit dem 1:0 den Grundstein beim klaren 5:1-Erfolg im Stadion An der Alten Försterei gelegt hatte, schritt als erster Bayern-Spieler nach Spielschluss vors Mikrofon von Sky und gab zu Protokoll: “Wir haben den Kampf am Anfang gut angenommen und es sehr gut zu Ende gespielt.”

Damit traf der 29-Jährige den Nagel auf den Kopf: Denn ein insgesamt souverän auftretender Rekordmeister, der in dieser Saison schon manch eine eigentlich schon sichergeglaubte Partie noch in den Sand gesetzt hatte, hatte sich in der Hauptstadt voll fokussiert gezeigt. Die Zahlen abseits der fünf erzielten Treffer: Passquote von 92 Prozent, 64 Prozent Ballbesitz, 52 Prozent Zweikampfquote.

Wenig verwunderlich zog schließlich auch Doppelpacker Thomas Müller, der zum ersten Mal überhaupt an einem 30. Bundesliga-Spieltag vollstreckt und allgemein seinen 26. Mehrfachpack erreicht hatte (Höchstwert unter allen aktuellen Bundesliga-Spielern) ein rundum positives Fazit: “Wir haben einfach ein gutes Spiel gemacht.”

Müller zu Choupo-Moting: “Ich lauer innen”

Ins Detail ging der Weltmeister von 2014 dabei auch: “Wir waren heute ein ‘bissl’ aggressiver, haben den Ball höher gewonnen. Bei ein, zwei, drei Aktionen nach eigenem Fehlpass hat Union zwar gezeigt, was sie mit ihrer Konterstärke anrichten können. Wir hatten also schon Aktionen, wo Union vielleicht hätte ein Tor machen können – aber insgesamt waren wir bissig, drin in den Zweikämpfen, immer dabei.”

Und auch offensiv sei es “ordentlich” gewesen, was auch Coach Thomas Tuchel nach dieser Untermauerung von Tabellenplatz 2 unterstrich: “Perfekte Woche, dickes Kompliment an die Mannschaft. Mir hat alles gefallen, es war eine Teamleistung. Wir hängen keine Tabellenplätze in die Kabine, wir als FC Bayern sind immer gefordert. Wir sind es uns selber schuldig. Wir haben den höchsten Anspruch an uns selber.”

Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt.

Thomas Müller über den auffälligen Eric Maxim Choupo-Moting

Das zweite Tor kurz vor der Pause habe an diesem Samstagabend auf Müllers Sicht “natürlich gut in die Karten gespielt mit dem Freistoß (Harry Kane schießt durch eine Lücke in der Berliner Mauer; Anm. d. Red.), spätestens Anfang zweite Halbzeit dann waren wir nicht mehr zu stoppen.”

Dieser Umstand war auch eng mit Müller selbst verbunden gewesen, der schließlich nach der Pause zweimal getroffen hatte – einmal prt Volley unters Tordach, einmal via Kopfball ins rechte Eck. Und hier erkannte der Angreifer selbst, dass das auch mit dem auffällig guten Eric-Maxim Choupo-Moting zu tun gehabt hatte. Der Dribbelkünstler hatte mit etlichen feinen Ballaktionen überzeugt und unter anderem Müller bei seinem Kracher unter die Latte herrlich bedient. Müllers Kommentar dazu: “Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt, hat immer wieder das Dribbling gesucht, war aggressiv nach vorn. Wir hatten schon vor dem Spiel miteinander gesprochen, dass wenn er mal abhakt dann einfach die Flanke bringen soll – ich ‘lauer’ innen. Das Tor war auch tatsächlich schön, da hab ich ihn schön unters Dach gejagt.

“Die klassische Müller-Frage”

Thomas Tuchel und Thomas Müller

Waren nach dem Doppelpack und kurz nach der Auswechslung zu Scherzen aufgelegt: Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Doppelpacker Thomas Müller.
DeFodi Images via Getty Images

Wie geht es aber nun für Müller persönlich weiter? Darf der Doppelpacker auch kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Eintracht Frankfurt ran – und vor allem im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (30. April und 8. Mai jeweils um 21 Uhr) seinen 150. Einsatz in der Königsklasse feiern?

“Das ist völlig egal”, stellte der 34-Jährige mit der Erfahrung von inzwischen 470 Bundesliga-Spielen (149 Tore, 206 Vorlagen) klar und untermauerte mit: “Wichtig ist, dass wir eine Mannschaft bringen, die gewinnt. Wer welche Minuten sammelt, ist völlig egal. Es ist ein nettes Spielchen und ich find’s ja amüsant, dass immer wieder die klassische Müller-Frage kommt. Jeder will Zeitungen und Klicks verkaufen, aber am Ende des Tages ist es schon ein ‘bissl’ zäh für den Trainer. Er stellt so auf, wie er meint, dass er am besten gewinnt. Manchmal bin ich dabei, manchmal nicht – und wenn ich von der Bank komm, dann werf ich auch alles rein. Und jetzt gehen wir nach Hause, Doppelpack gemacht.”

Ganz entlassen war Müller zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Auf die Trainerfrage, die vor dem Spiel auch Sportvorstand Max Eberl angegangen war (Nagelsmann-Entscheidung “hat uns das jetzt nicht überrascht” – neuer Bayern-Coach “muss nicht Deutsch sprechen”), sagte er noch: “Ich hab keine Ahnung (wer auf Tuchel folgen wird; Anm. d. Red.). “Wir haben genug damit zu tun, unseren Tagesablauf zu absolvieren. Wir wissen, wie es in der Liga gelaufen ist (Meisterschaft verpasst, unnötige Niederlagen kassiert; Anm. d. Red.), dass das auch auf unserem Schreibtisch liegt. Wir haben nicht den Anspruch und überhaupt nicht die Grundlage dafür, irgendwie unruhig zu werden. Wir müssen uns konzentrieren, dass wir die Spiele gewinnen. Und dementsprechend: Feuer frei!”

Oder in Goretzkas Worten: “Wir haben noch ein großes Ziel in der Champions League und versuchen, die Saison am Leben zu halten.”

Doppelpack Müller, Kane durch die Berliner Mauer: Bayern demontiert Union

Der FC Bayern hat die Auswärtsaufgabe bei Union hochseriös gelöst und mit einem 5:1 erfolgreich zugeschlagen. Die Champions League dürfte damit abgesichert worden sein. Derweil vergrößerten sich Berliner Abstiegssorgen.

“Klingelingeling”: Thomas Müller hat bei Union Berlin zweimal getroffen und mit dem Team ein 5:1 gefeiert.

IMAGO/Matthias Koch

Das große Union-Problem vor diesem Heimspiel am 30. Bundesliga-Spieltag gegen den Rekordmeister aus München hatte Coach Nenad Bjelica im Nachklapp des 0:2 beim FCA thematisiert: die Schwächen in der Offensive. Zuletzt nämlich war den Köpenickern dreimal in Folge kein einziger Treffer gelungen bei ohnehin erst 25 Saisontreffern (zweitschwächster Wert hinter Köln).

“Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben”, hatte der Berliner Trainer etwa gesagt und musste nun mitansehen, wie gegen die zuletzt schon beim wichtigen 1:0 gegen den FC Arsenal im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals stabile FCB-Abwehr vor Keeper Neuer wenig bis nichts ging. Sein auf drei Stellen umgebautes Team – die nach Sperren wieder bereitstehenden Tousart und Gosens durften ebenso von Beginn an ran für Khedira, Kral und Kaufmann wie Angreifer Volland – fand in der Anfangsphase keine Lücken.

Auf der anderen Seite dominierte das gleich sechsmal im Personal veränderte Bayern-Konstrukt – der geschonte Musiala, de Ligt, Mazraoui, Laimer, Guerreiro und Sané (ebenfalls geschont) wurden durch Kim, Davies, Pavlovic, Müller, Tel und Choupo-Moting vertreten – das Spiel.

Kane findet das Loch

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass dieses Spiel zunächst keine Highlights bot. Lediglich einigermaßen gefährliche Abschlüsse von Kane (5. Minute) sowie Choupo-Moting (8. und 17.), der insgesamt stark agierte und mit feinster Ballbehandlung in einigen Szenen überzeugte, gab es. Auf der anderen Seite passte bei einem Konterversuch Kimmich stark auf (15.), während Hollerbach wenig später in guter Lage den Ball nicht anbrachte (18.) und Gosens einen Kopfball aus schwieriger Lage nicht zu setzen wusste (24.).

Bundesliga – 30. Spieltag

Der durchaus kontrollierend agierende FCB, der mehr Ballbesitz generierte (64 Prozent zur Pause), machte in Minute 29 dann erstmals ernst – und schon klingelte es. Müller ließ im Zentrum nach Tel-Zuspiel absichtlich für Goretzka passieren, der stark annahm, den Ball kontrollierte und diesen unter die Latte versank. Nachdem in der Folge Unions mögliche Antwort von Neuer vereitelt worden war (in der 33. Minute parierte er ein tückisches Tousart-Geschoss, in der 42. wehrte er einen Gosens-Volley überragend zur Seite), klingelte es nochmals. Kane nahm sich einem direkten Freistoß aus zentraler Lage an und profitierte mit seinem erfolgreichen Schuss ins rechte Eck davon, dass Berlins Verteidiger Doekhi – rechts in der Mauer positioniert – einen Schritt zur Seite machte und so die entscheidende Lücke aufriss (45.+1).

Müller hoch zwei

Und nur kurz nach Wiederbeginn machte der auch in Sachen Zweikämpfe überlegene Titelträger der Vorsaison (über 60 Prozent gewonnene Duelle) den Deckel auf diese Partie. Choupo-Moting bediente nach zunächst abermals feinster Ballbehandlung den freistehenden einlaufenden Müller, der den Ball aus nächster Nähe via Volley unter die Latte knallte – 3:0 (53.).

Die Messe war also gelesen, nicht aber für den hungrigen Angriff der FCB-Truppe. Der nach einer Goretzka-Balleroberung von Kane bediente Tel vollstreckte flach ins linke Eck zum 4:0 (62.), ehe Müller nach Goretzka-Flanke präzise ins rechte Eck einnickte. Weitere Treffer wären möglich gewesen, allerdings gingen die Gäste mit dem 5:0 im Rücken etwas vom Gas, ließen die letzte Konsequenz vermissen. Und agierten in den finalen Minuten etwas zu lässig, sodass die Hauptstädter nochmals Blut leckten und – siehe da – nach über sechs torlosen Bundesliga-Stunden mal wieder erfolgreich einschossen. Den 1:5-Ehrentreffer besorgte Joker Vertessen (90.+1).

Nichtsdestotrotz: Die weiterhin im Abstiegskampf steckenden Unioner erlitten mit dieser klaren Pleite auch in Sachen Torverhältnis einen Rückschlag tief unten und müssen nun in Gladbach ran am kommenden Sonntag (15.30 Uhr). Der FC Bayern unterdessen untermauerte mit dem besten Bundesliga-Angriff (87 Tore) den Anspruch Richtung Champions-League-Ticket und empfängt als nächstes Besuch aus Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr). Das Hinspiel im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid steigt am 30. April (21 Uhr).

Müller: “Wenn ich an Spielerprofile wie von Leroy denke …”

Der FC Bayern steht vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Arsenal. Wie das aussehen wird? Thomas Müller hätte eine Präferenz.

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

IMAGO/RHR-Foto

Es dauerte nicht lange, bis die Südkurve den Fokus aufs Wesentliche lenkte. Die Mannschaft hatte sich auf dem Platz eingehakt, bereit zu hüpfen. Und aus dem Herzen der Fanszene des FC Bayern erklang laut und mehrfach ein lang gezogenes “Europapokal”. “Die fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen”, sagte Thomas Müller später über diese “Jungs und Mädels”. “Genauso wie wir natürlich, aber trotzdem hat man das schon erkannt. Hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges.”

Nichts weniger als ein Do-or-Die-Spiel, wie es selbst Stadionsprecher Stephan Lehmann ausrief, bevor er sich in den Feierabend bis Mittwoch verabschiedete. Gewinnt der FC Bayern gegen Arsenal, steht er im Halbfinale. Verliert er, ist die Saison nach dem Pokalausscheiden und der zeitnah verlorenen Meisterschaft endgültig gelaufen. Mitte April, wohlgemerkt.

Champions League

Mut gemacht hat der Auftritt im Emirates Stadium am vergangenen Dienstag, als die Bayern durchaus davon profitiert hatten, den Gunners den Ball zu überlassen (41 Prozent eigener Ballbesitz) und aufs schnelle Umschaltspiel zu lauern. “Wenn ich jetzt an Spielerprofile denke, wie es vielleicht Leroy mitbringt”, holte Müller aus. “Dem tut es natürlich gut, wenn er ein bisschen Raum vor sich hat, wo er dann eben mit seinen 36 km/h da reinfahren kann. Und dementsprechend glaube ich, ist das nicht schädlich für uns, wenn wir nicht 70 Prozent Ballbesitz haben, sondern auch einen Gegner, der gerne den Ball hat. Und wir uns dann einfach reinbeißen, mal einen Ball wegzwicken. Und dann muss es halt schnell gehen.”

Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.

Joshua Kimmich

In der Hinrunde hatten die Bayern so zum Beispiel den BVB im Signal-Iduna-Park überrollt (4:0), ein paar Wochen später den VfB Stuttgart trotz 37 Prozent Ballbesitz (!) deutlich und verdient geschlagen (3:0). “In dieser Saison hatten wir tatsächlich einige gute Spiele, in denen wir über einen Konter gekommen sind, über Schnellangriffe”, weiß auch Joshua Kimmich. “Da haben wir schon das Personal dafür, um auch schnell umzuschalten, um zielstrebig vor das gegnerische Tor zu kommen. Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.” Wie zum Beispiel beim Rückrundenspiel gegen Dortmund (0:2, 61 Prozent Ballbesitz) vor zwei Wochen.

Wie das Spiel wohl am Mittwoch aussehen wird? “Ich glaube, dass es wahrscheinlich nicht so sein wird, dass wir es über 90 Minuten kontrollieren werden”, prophezeit Kimmich zwar, geht aber trotzdem davon aus, “dass wir ein bisschen mehr den Ball haben werden” als im Hinspiel, “ein bisschen mehr Ballbesitz haben werden, auch selbst versuchen werden, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken.”

Tuchel: “Wir brauchen eine komplette Leistung”

Trainer Thomas Tuchel zumindest will das Heimspiel gegen Köln nicht mit einem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal vergleichen. “Am Ende”, findet er, “musst du auf alles eine Antwort haben, was das Spiel von dir verlangt. Wenn du im Viertelfinale weiterkommen willst, kannst du dich nicht nur auf Konter verlassen; nicht nur auf hohes Pressing verlassen; nicht nur auf Balleroberungen verlassen oder nicht nur auf Ballbesitz verlassen. Du brauchst das ganze Paket.”

Das ganze Paket, das eine “extrem gute Verteidigungsleistung” wie im Hinspiel beinhaltet, dazu “Phasen, in denen wir uns zutrauen, hoch zu pressen, weil das möglich ist gegen jeden Gegner.” Und zu guter Letzt werden auch die Bayern Ballbesitz benötigen, “um uns im Ballbesitz natürlich auch zu erholen für das intensive Spiel gegen den Ball. Deshalb brauchen wir eine komplette Leistung, wenn wir am Mittwoch weiterkommen wollen.”

Mario Krischel

Müller richtet den Blick gen London: “Schon wieder im Kampfmodus”

In Heidenheim erlebte der FC Bayern die zweite Niederlage am Stück und verpatzte damit die Generalprobe für das Viertelfinale beim FC Arsenal. Thomas Müller war direkt danach aber bereits “im Kampfmodus”. Sportdirektor Max Eberl forderte, den zweiten Platz abzusichern.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

Thomas Müller wollte sich mit der Niederlage gar nicht lange aufhalten, denn es steht ein wichtiges Spiel an.

IMAGO/Eibner

Thomas Müller wird sein 700. Pflichtspiel für den FC Bayern wohl nicht vergessen. Nach einem heftigen Leistungseinbruch verspielten die Münchner einen scheinbar sicher geglaubten Sieg noch, kassierten nach einer 2:0-Führung nach der Pause noch drei Gegentreffer und verloren zum zweiten Mal in Folge. Kein optimales Szenario vor dem so wichtigen Viertelfinalhinspiel in der Champions League beim FC Arsenal am Dienstag. Zumal die Gunners ihre Generalprobe gewannen.

Müller war unmittelbar nach der Niederlage “fast schon wieder im Kampfmodus Richtung Dienstag”. Dass die Münchner aktuell “nicht in der besten Phase der Vereinsgeschichte sind, ist allen Beteiligten klar”. Dennoch betonte der 34-Jährige: “Es ist nicht so, dass wir mit dem Finger in der Nase bohren und uns alles egal ist.”

Eberls Erklärungsansatz

Für Sportvorstand Max Eberl, der wie Sportdirektor Christoph Freund Trainer Thomas Tuchel den Rücken stärkte, liegt die aktuelle Phase in den “Erfolgen der letzten elf Jahre” begründet: “Es ist einfach ein Stück weit ein ‘Es klappt schon irgendwie’. Letztes Jahr hat es nochmal irgendwie geklappt.” Mit Leverkusen gebe es nun aber eine Mannschaft, “die weit über den Dingen steht und verdientermaßen Deutscher Meister wird”.

Während die Bayern sich in Heidenheim blamierten, gewann Leverkusen mit 1:0 bei Union Berlin und liegt nun sechs Spieltage vor dem Ende 16 Punkte vor dem Rekordmeister. Bayer 04 kann unter Umständen schon am kommenden Spieltag Meister werden.

Eberl fordert, den zweiten Platz abzusichern

Nach der fünften Niederlage in der Rückrunde richtet sich Eberls Blick mittlerweile sogar nach hinten: “Wir müssen ehrlicherweise sagen, wir sind sieben Punkte vor Platz fünf, wenn ich das richtig rechne.” Weil der VfB Stuttgart im Abendspiel bei Borussia Dortmund gewann, schlossen die Schwaben nach Punkten zum Rekordmeister auf.

“Wir sollten schon diese Arroganz weglegen, nach dem Motto, dann sind wir halt nur Zweiter. Wir sollten erstmal gucken, dass wir Zweiter werden”, schloss Eberl bedient.

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber