“Feuer frei”: Doppelpacker Müller ist “manchmal dabei, manchmal nicht”

“Feuer frei”: Doppelpacker Müller ist “manchmal dabei, manchmal nicht”

Auf das gefeierte 1:0 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Arsenal ließ der FC Bayern ein souveränes 5:1 bei Union Berlin folgen. Leon Goretzka und Thomas Müller ordneten hinterher ein.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere nun an allen 34 Bundesliga-Spieltagen getroffen: Thomas Müller.

Getty Images

Leon Goretzka, der mit dem 1:0 den Grundstein beim klaren 5:1-Erfolg im Stadion An der Alten Försterei gelegt hatte, schritt als erster Bayern-Spieler nach Spielschluss vors Mikrofon von Sky und gab zu Protokoll: “Wir haben den Kampf am Anfang gut angenommen und es sehr gut zu Ende gespielt.”

Damit traf der 29-Jährige den Nagel auf den Kopf: Denn ein insgesamt souverän auftretender Rekordmeister, der in dieser Saison schon manch eine eigentlich schon sichergeglaubte Partie noch in den Sand gesetzt hatte, hatte sich in der Hauptstadt voll fokussiert gezeigt. Die Zahlen abseits der fünf erzielten Treffer: Passquote von 92 Prozent, 64 Prozent Ballbesitz, 52 Prozent Zweikampfquote.

Wenig verwunderlich zog schließlich auch Doppelpacker Thomas Müller, der zum ersten Mal überhaupt an einem 30. Bundesliga-Spieltag vollstreckt und allgemein seinen 26. Mehrfachpack erreicht hatte (Höchstwert unter allen aktuellen Bundesliga-Spielern) ein rundum positives Fazit: “Wir haben einfach ein gutes Spiel gemacht.”

Müller zu Choupo-Moting: “Ich lauer innen”

Ins Detail ging der Weltmeister von 2014 dabei auch: “Wir waren heute ein ‘bissl’ aggressiver, haben den Ball höher gewonnen. Bei ein, zwei, drei Aktionen nach eigenem Fehlpass hat Union zwar gezeigt, was sie mit ihrer Konterstärke anrichten können. Wir hatten also schon Aktionen, wo Union vielleicht hätte ein Tor machen können – aber insgesamt waren wir bissig, drin in den Zweikämpfen, immer dabei.”

Und auch offensiv sei es “ordentlich” gewesen, was auch Coach Thomas Tuchel nach dieser Untermauerung von Tabellenplatz 2 unterstrich: “Perfekte Woche, dickes Kompliment an die Mannschaft. Mir hat alles gefallen, es war eine Teamleistung. Wir hängen keine Tabellenplätze in die Kabine, wir als FC Bayern sind immer gefordert. Wir sind es uns selber schuldig. Wir haben den höchsten Anspruch an uns selber.”

Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt.

Thomas Müller über den auffälligen Eric Maxim Choupo-Moting

Das zweite Tor kurz vor der Pause habe an diesem Samstagabend auf Müllers Sicht “natürlich gut in die Karten gespielt mit dem Freistoß (Harry Kane schießt durch eine Lücke in der Berliner Mauer; Anm. d. Red.), spätestens Anfang zweite Halbzeit dann waren wir nicht mehr zu stoppen.”

Dieser Umstand war auch eng mit Müller selbst verbunden gewesen, der schließlich nach der Pause zweimal getroffen hatte – einmal prt Volley unters Tordach, einmal via Kopfball ins rechte Eck. Und hier erkannte der Angreifer selbst, dass das auch mit dem auffällig guten Eric-Maxim Choupo-Moting zu tun gehabt hatte. Der Dribbelkünstler hatte mit etlichen feinen Ballaktionen überzeugt und unter anderem Müller bei seinem Kracher unter die Latte herrlich bedient. Müllers Kommentar dazu: “Ich freu mich riesig, Choupo hat super gespielt, hat immer wieder das Dribbling gesucht, war aggressiv nach vorn. Wir hatten schon vor dem Spiel miteinander gesprochen, dass wenn er mal abhakt dann einfach die Flanke bringen soll – ich ‘lauer’ innen. Das Tor war auch tatsächlich schön, da hab ich ihn schön unters Dach gejagt.

“Die klassische Müller-Frage”

Thomas Tuchel und Thomas Müller

Waren nach dem Doppelpack und kurz nach der Auswechslung zu Scherzen aufgelegt: Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Doppelpacker Thomas Müller.
DeFodi Images via Getty Images

Wie geht es aber nun für Müller persönlich weiter? Darf der Doppelpacker auch kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Eintracht Frankfurt ran – und vor allem im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (30. April und 8. Mai jeweils um 21 Uhr) seinen 150. Einsatz in der Königsklasse feiern?

“Das ist völlig egal”, stellte der 34-Jährige mit der Erfahrung von inzwischen 470 Bundesliga-Spielen (149 Tore, 206 Vorlagen) klar und untermauerte mit: “Wichtig ist, dass wir eine Mannschaft bringen, die gewinnt. Wer welche Minuten sammelt, ist völlig egal. Es ist ein nettes Spielchen und ich find’s ja amüsant, dass immer wieder die klassische Müller-Frage kommt. Jeder will Zeitungen und Klicks verkaufen, aber am Ende des Tages ist es schon ein ‘bissl’ zäh für den Trainer. Er stellt so auf, wie er meint, dass er am besten gewinnt. Manchmal bin ich dabei, manchmal nicht – und wenn ich von der Bank komm, dann werf ich auch alles rein. Und jetzt gehen wir nach Hause, Doppelpack gemacht.”

Ganz entlassen war Müller zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Auf die Trainerfrage, die vor dem Spiel auch Sportvorstand Max Eberl angegangen war (Nagelsmann-Entscheidung “hat uns das jetzt nicht überrascht” – neuer Bayern-Coach “muss nicht Deutsch sprechen”), sagte er noch: “Ich hab keine Ahnung (wer auf Tuchel folgen wird; Anm. d. Red.). “Wir haben genug damit zu tun, unseren Tagesablauf zu absolvieren. Wir wissen, wie es in der Liga gelaufen ist (Meisterschaft verpasst, unnötige Niederlagen kassiert; Anm. d. Red.), dass das auch auf unserem Schreibtisch liegt. Wir haben nicht den Anspruch und überhaupt nicht die Grundlage dafür, irgendwie unruhig zu werden. Wir müssen uns konzentrieren, dass wir die Spiele gewinnen. Und dementsprechend: Feuer frei!”

Oder in Goretzkas Worten: “Wir haben noch ein großes Ziel in der Champions League und versuchen, die Saison am Leben zu halten.”