Blamieren oder kassieren: So unterschiedlich lief es für Real und Barça in der Allianz-Arena

Am Mittwoch steigt das 100. Europapokalspiel der Bayern in der Allianz-Arena. Am häufigsten vorstellig wurden dort bislang Real Madrid und der FC Barcelona – mit völlig unterschiedlichem Ertrag.

Hoffentlich Allianz-versichert? Real war es meist, Barcelona eher nicht.

Hoffentlich Allianz-versichert? Real war es meist, Barcelona eher nicht.

Getty Images

Es ist schon eine Weile her, dass Real Madrid der Allianz-Arena einen Besuch abstattete. Die Bayern werden darüber nicht unglücklich sein: Keine Mannschaft bereitete dem FCB in Fröttmaning schließlich mehr Probleme als die Königlichen.

Dabei hätte es gar nicht besser losgehen können – und schon gar nicht schneller. Exakt zehn Sekunden und 12 Hundertstel benötigte Roy Makaay, um die Bayern beim ersten Gastspiel der Madrilenen am 7. März 2007 in Führung zu bringen. Roberto Carlos hatte das Leder an Hasan Salihamidzic verloren, dessen Querpass vollendete der Niederländer zur Führung. Es ist immer noch das schnellste Tor der Champions-League-Historie, letztlich besiegte die Hitzfeld-Elf das Capello-Team im Achtelfinalrückspiel mit 2:1. Das reichte nach dem 2:3 im Hinspiel knapp fürs Weiterkommen.

Auch gut fünf Jahre später, im Halbfinalhinspiel 2011/12, hatte der FCB mit 2:1 die Nase vorn. Im Duell Heynckes vs. Mourinho am 17. April benötigte der FCB diesmal aber jede Minute. Mario Gomez traf in der 90., zuvor hatten Franck Ribery sowie Mesut Özil auf Real-Seite getroffen. Das Rückspiel gewannen die Bayern im Elfmeterschießen, das “Finale dahoam” verloren sie dann aber bekanntlich gegen den FC Chelsea auf dieselbe Art und Weise.

Es sollte das letzte Erfolgserlebnis der Bayern gegen Real werden – das nächste Duell wurde sogar zu einem Tiefpunkt in der Bayern-Historie. Doppelpacks von Sergio Ramos und Cristiano Ronaldo im Halbfinal-Rückspiel 2013/14 bescherten dem FCB die höchste Heimniederlage der Europapokal-Geschichte. Bei der 0:4-Blamage rieb sich damals kein Geringerer als Pep Guardiola verwundert die Augen, während Carlo Ancelottis Augenbraue ein Rekordhoch erreichte.

Am 12. April 2017 saß eben jener Ancelotti dann auf der Bayern-Bank und verlor gegen Zinedine Zidanes Elf im Viertelfinal-Hinspiel mit 1:2. Ronaldo gelang erneut ein Doppelpack, mit vier Toren ist er der beste gegnerische Torschütze in der Allianz-Arena. Arturo Vidal verschoss in der Partie noch einen Elfmeter, die Hypothek für das Rückspiel war damit zu hoch – genauso wie nach dem Halbfinal-Hinspiel 2017/18. Diesmal unterlag Jupp Heynckes mit den Bayern 1:2, die Königlichen schlossen mit der Arena endgültig eine Allianz fürs Leben. Kein Team feierte dort mehr Siege und mehr Tore als Real Madrid.

FC Barcelona: Eine Niederlage ist wie ein Sieg

Nur gut für den FC Bayern, dass es auch noch Reals ewigen Widersacher gibt. Denn der FC Barcelona ist in München ein gern gesehener Gast.

Im ersten Duell im April 2009 rang der spanische FCB dem deutschen immerhin einen Zähler ab. Dabei hätte beim 1:1 im Viertelfinalrückspiel auch eine knappe Niederlage gereicht nach dem klaren 4:0-Erfolg der Katalanen im Camp Nou.

Daten und fakten zum Jubiläum

Was für Barça folgte, war ausnahmslos eines: Niederlagen. Richtig dicke kam es im Halbfinalhinspiel 2012/13, als die Vilanova-Elf mit 0:4 unter die Räder geriet. Thomas Müller rahmte das Gemälde mit einem frühen und einem späten Tor ein, das Rückspiel im Camp Nou gewann das Heynckes-Team auch noch mit 3:0 – und ein paar Wochen später die Champions League.

Im Mai 2015 führte Pep Guardiola die Bayern gegen sein Ex-Team zu einem 3:2-Erfolg, der sich allerdings wie eine Niederlage anfühlte. Die Katalanen hatten das Halbfinalhinspiel mit 3:0 für sich entschieden und zogen somit ins Finale ein.

Die nächsten beiden Siege waren aber wieder jubelgeeignet. Im Dezember 2021 gewannen die Bayern in der Gruppenphase mit 3:0, die Katalanen schieden erstmals seit 21 Jahren in der Vorrunde der Königsklasse aus. Nicht viel besser lief es für Coach Xavi neun Monate später, als Barcelona in der Gruppenphase mit 0:2 unterlag. “Barça kann in München auch mit Lewandowski nicht gewinnen”, titelte der kicker. Der Topstürmer hatte inzwischen die Seiten gewechselt.

Während also Real die meisten Siege und Tore in der Allianz-Arena gelang, hat Barcelona dort kein einziges Mal gewonnen, die meisten Niederlagen kassiert – und auch noch die meisten Gegentore gefangen.

“Brutale Explosion an Emotionen, so intensiv habe ich sie nie wieder gespürt”

Vor dem anstehenden 100. Europapokal-Spiel in der Allianz-Arena äußert sich Thomas Müller zu dieser Spielstätte, die längst zu den Tempeln des Weltfußballs zählt.

Thomas Müller jubelt im

Thomas Müller jubelt im “Finale dahoam”

picture alliance / GES-Sportfoto

Herr Müller, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Europapokal-Auftritt in der Allianz-Arena?

Ja, und zwar ganz genau. Im März 2009 wurde ich im Spiel gegen Sporting Lissabon nach gut 70 Minuten für Bastian Schweinsteiger eingewechselt. In der 90. Minute gelang es mir, zum 7:1-Endstand bei meiner Premiere noch ein Tor zu erzielen. Es war ein Linksschuss und natürlich ein toller Moment, als 19-Jähriger so reinzukommen. Gleich ein Tor im ersten Champions-League-Spiel vor 65.000 Zuschauern, da sprudeln die Emotionen.

Sie haben die meisten Europapokalspiele in der Allianz-Arena absolviert, nämlich 74, und dabei die zweitmeisten Tore geschossen, insgesamt 32. Einzig Robert Lewandowski steht in dieser Hitparade mit 38 Treffern in 38 Einsätzen vor Ihnen. Welches Ihrer Tore stufen Sie selbst als das schönste oder wichtigste ein?

Mein wichtigster Treffer war die 1:0-Führung im Finale dahoam 2012 gegen den FC Chelsea. Toni Kroos hatte den Ball von halblinks über die Chelsea-Abwehr in den Fünfmeterraum geflankt, ich lief in deren Rücken und drückte den Ball mit der Stirn aus nächster Nähe kurz vor der Torlinie auf den Rasen, von wo er in die kurze Ecke unter die Latte sprang. Diese brutale Explosion an Emotionen war unglaublich, so intensiv habe habe ich sie nie wieder gespürt wie in diesem Moment.

Welches Europapokalspiel in der Allianz-Arena bleibt für Sie in besonderer Erinnerung?

Meine Top 3 sind das Finale dahoam, der 4:0-Halbfinalsieg gegen den FC Barcelona 2013 und das Achtelfinale gegen Juventus Turin 2016, das wir in der Verlängerung mit 4:2 gewannen.

Müllers Top 3

In jeder dieser Partien haben Sie ein Tor gemacht, gegen Barcelona sogar zwei.

Umso schöner ist, dass es Tore in großen Begegnungen, eben in K.-o.-Spielen, waren.

War die Allianz-Arena 2012 im Finale dahoam gegen den FC Chelsea eher ein Vor- oder ein Nachteil?

Natürlich war sie ein Vorteil. Es geht da auch manchmal um Kleinigkeiten, zum Beispiel dass man die Abläufe, die Kabine, die Eigenheiten des Spielfelds kennt. Es war eine geniale Stimmung im Stadion und in der ganzen Stadt. Die Bayern-Fans haben uns fantastisch nach vorne gepusht. Wir haben ein super Spiel gemacht, aber leider zu wenige Tore.

Wir haben ein super Spiel gemacht, aber leider zu wenige Tore.

Thomas Müller

Ist die Atmosphäre in der Champions League in der Allianz-Arena generell anders, prickelnder als im Liga-Alltag, selbst wenn es in der Bundesliga gegen Spitzenteams geht?

Die Atmosphäre in der Champions League ist natürlich schon etwas Besonderes. Wenn das Flutlicht angeht und die Champions-League-Hymne läuft, entsteht bei den Fans und Spielern noch einmal ein extra Kribbeln.

Sie wurden im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro 2014 Weltmeister, im Wembley-Stadion in London holten Sie 2013 den Henkelpott der Champions League. Welche Arena der Welt oder im Europapokal war für Sie die beeindruckendste?

Schwierig zu sagen. Aber das Estadio Santiago Bernabeu in Madrid ist schon beeindruckend: mitten in der Stadt mit seinen steilen Rängen und den Real-Fans ganz in weiß.

Interview: Karlheinz Wild

1209 Profis, haufenweise Heimsiege und das bitterste Remis im Finale

Wenn am Mittwoch in der Münchner Allianz-Arena die Champions-League-Hymne ertönt, dann feiert das Stadion ein Jubiläum. Zum 100. Mal wird ein Europapokalspiel in München-Fröttmaning ausgetragen, immer mit Beteiligung der Männer-Mannschaft des FC Bayern.

Hier geht's international zu: die Allianz-Arena in Fröttmaning.

Hier geht’s international zu: die Allianz-Arena in Fröttmaning.

IMAGO/MIS

Die bisherigen 99 Spiele verteilen sich auf drei verschiedene Wettbewerbe. Neben den 91 Spielen in der Königsklasse gab es auch eine Partie in der Champions-League-Quali sowie sieben Begegnungen im UEFA-Pokal der Saison 2007/08.

21 verschiedene Verbände – Premiere für Dänemark

Mit dem FC Kopenhagen gastiert nun erstmals ein Team aus Dänemark in der Arena. Der dänische Meister wird der 60. Klub aus dann 21 unterschiedlichen Verbänden sein, der vom FC Bayern empfangen wird. Seinen Anfang nahm alles mit einem glanzlosen 1:0-Sieg gegen Club Brügge am 27. September 2005.

Ein gutes Jahr später im Oktober 2006 erlebten die Fans beim 0:0 gegen Sporting Lissabon das erste von bislang drei torlosen Europapokalspielen. Die Portugiesen waren auch der Gegner bei einem der beiden torreichsten Spiele, einem 7:1-Sieg der Bayern im CL-Achtelfinale 2008/09, als ein gewisser Thomas Müller sein Debüt in der Königsklasse gab.

Über sechs Millionen Zuschauer und nur zwei Verlängerungen

Mehr als 6,1 Millionen Menschen verfolgten die 99 Spiele der Münchner, in sieben dieser Paarungen waren wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer zugelassen. Erwartungsgemäß gibt es für die Zuschauer, so sie denn Bayern München zugeneigt sind, viel zu feiern. Fast drei Viertel der Begegnungen werden vom deutschen Rekordmeister gewonnen. Berücksichtigt man nur die Spiele aus den Gruppenphasen, dann steigt der Sieganteil sogar auf mehr als 85 Prozent. Kein Wunder bei 28 Siegen aus den letzten 29 Gruppenspielen in der Allianz-Arena.

Nur zweimal mussten die Spieler Überstunden bestreiten, beim legendären “Finale dahoam”, als man dem FC Chelsea im Elfmeterschießen unterlag – statistisch wird die Begegnung als Unentschieden gewertet – und 2015/16 im Achtelfinalrückspiel gegen Juventus Turin, als man sich durch ein 4:2 nach Verlängerung gegen die Norditaliener durchsetzte.

Über 1200 Profis – Müller unangefochten vorne

Insgesamt 1209 Akteure können bislang Europapokalerfahrung auf dem Arena-Rasen nachweisen, unangefochten auf Platz 1 der Rekordspieler ist Thomas Müller. Mit Manuel Neuer und Joshua Kimmich stehen zwei aktuelle Teamkollegen immerhin unter den besten zehn.

22 Spieler waren dabei sowohl für als auch gegen Bayern München aktiv. So auch Robert Lewandowski, der 37-mal für München und einmal für den FC Barcelona antrat. Seine Tore in der Allianz-Arena erzielte er aber ausschließlich für die Roten.

Drei Dreierpacks von Lewandowski – Viererpacks von Toni und Gomez

Drei Dreierpacks gelangen Robert Lewandoski im Bayern-Trikot, mehr als jedem anderen. Zwei Stürmer schafften aber sogar das Kunststück, viermal in einer Europapokalpartie in der Allianz-Arena zu treffen. Luca Toni schoss vier Tore beim 6:0 im UEFA-Cup gegen Aris Saloniki im Dezember 2007. Mario Gomez zeigte sich in der Champions League beim 7:0 gegen den FC Basel genauso treffsicher.

Ungleichgewicht bei Platzverweisen und Elfmetern – Auch Haaland scheitert

Ein deutliches Ungleichgewicht ist zu vernehmen bei der Verteilung von Platzverweisen und Elfmetern zwischen Heim- und Auswärtsteam. Zwölfmal flogen gegnerische Spieler vom Platz, nur siebenmal erwischte es Spieler des FCB. Holger Badstuber ist dabei der einzige, der gleich zweimal vorzeitig zum Duschen musste (im November 2011 und November 2015).

Bei den Elfmetern ist die Diskrepanz noch deutlicher. Die Schiedsrichter zeigten 22-mal für Bayern München auf den Punkt, nur sechsmal dagegen wurde dem Gastteam ein Strafstoß zugesprochen. Während Andriy Shevchenko, Ruud van Nistelrooy und Aleksandar Kolarov für ihre Teams trafen, scheiterten Fernando Torres, Erling Haaland und Alexis Sanchez aus elf Metern.

Heynckes vorne, Tuchel ungeschlagen, Nagelsmann mit bestem Schnitt

Zwölf verantwortliche Trainer saßen für Bayern in den bisherigen Spielen auf der Trainerbank. Im Ranking der Bayern-Trainer liegt Jupp Heynckes auf Platz 1, insgesamt hat er mit 19 Spielen, 15 Siegen, 2 Unentschieden und 2 Niederlagen jedoch die identische Bilanz wie Pep Guardiola, der neben seinen 18 Spielen mit Bayern auch mit seinem aktuellen Klub Manchester City einmal zu Gast war. Neben Guardiola war sonst nur Carlo Ancelotti sowohl für als auch gegen Bayern München auf der Trainerbank aktiv.

In der Amtszeit des aktuellen Trainers Thomas Tuchel ist der FC Bayern noch ungeschlagen. Zweimal saß der Chef selbst auf der Bank, beim 4:3 gegen Manchester United war er gesperrt und wurde von Assistent Zsolt Löw vertreten. Den besten Punkteschnitt – Löw ausgenommen – hält übrigens Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann mit 2,78 Zählern pro Partie.

Christoph Huber

Doppelte Verlängerung: Bayern bindet Neuer und belohnt auch Ulreich

Doppelschlag in München: Der FC Bayern und seine Torhüter Manuel Neuer sowie Sven Ulreich haben sich auf eine Verlängerung der 2024 auslaufenden Verträge geeinigt. Damit bleibt das Duo, was beiden Keepern wichtig war, mindestens ein weiteres Jahr zusammen.

Bilden auch weiterhin mit Daniel Peretz das Torwarttrio des FCB: Sven Ulreich (li.) und Manuel Neuer.

Bilden auch weiterhin mit Daniel Peretz das Torwarttrio des FCB: Sven Ulreich (li.) und Manuel Neuer.

IMAGO/Sven Simon

Der FC Bayern München hat sich mit Sven Ulreich (35) und Manuel Neuer (37) auf eine Verlängerung ihrer 2024 auslaufenden Verträge geeinigt. Und das schneller als erwartet. Dass der Meister und Ulreich sich zeitnah darauf verständigen würden, war kein großes Geheimnis mehr. Dass aber auch Neuer schon jetzt seinen weiteren Verbleib verkünden kann, kommt früher als gedacht.

Ursprünglich waren die Gespräche für nach der Hinrunde angedacht. Weil sich der FCB-Kapitän aber wieder total fit präsentiert, nahm die Thematik in den vergangenen Tagen Fahrt auf. Zudem soll es auch für Ulreich – mit Blick auf seine Vertragsverlängerung – wichtig gewesen sein, die Zusammenarbeit mit Neuer fortzusetzen. Für die loyale Nummer 2 wäre es schwer vorstellbar, wie vergangene Rückrunde mit Yann Sommer, erneut mit einem anderen Torhüter als Neuer täglich zu arbeiten und sich dann auf die Bank zu setzen.

Neuer und Ulreich sind seit Jahren ein Keeper-Duo, das auf enormer Vertrauensbasis fungiert. Daher jetzt: der Doppelschlag beim FC Bayern – und neue Verträge für beide.

“Seit vielen Jahren der beste Torhüter der Welt”

“Manuel Neuer und Sven Ulreich sind einfach ein ‘Dreamteam’. Sie unterstützen und motivieren sich gegenseitig und leben die Werte vor, die den FC Bayern auszeichnen”, sagt Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen. “Sven Ulreich hat Manuel Neuer während dessen Verletzungspause mehr als würdig vertreten, und wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können. Manuel Neuer hat seit seinem Comeback gezeigt, dass er nichts von seinem Können eingebüßt hat.”

98 Pflichtspiele hat Ulreich inzwischen im Bayern-Trikot bestritten und damit mehr, als ihm die meisten bei seiner Verpflichtung zugetraut hatten. Doch weil Neuer unlängst mit seinem komplizierten Beinbruch nicht zum ersten Mal für längere Zeit ausgefallen war, kommt der gebürtige Schorndorfer für den FCB in der Bundesliga auf 62 Einsätze (kicker-Notenschnitt 3,03), in der Champions League auf 20 (2,90), im DFB-Pokal auf 14 (2,85) und im DFL-Supercup auf zwei (2,5).

“Ihre Qualität sportlich wie menschlich und ihr Teamwork sind außergewöhnlich”, sagte Sportdirektor Christoph Freund über das Duo. “Manuel ist unser Kapitän und seit vielen Jahren der beste Torhüter der Welt. Er hat das Torwartspiel auf ein neues Level gehoben und steht in der Tradition der ganz großen FC-Bayern-Keeper wie Sepp Maier und Oliver Kahn. Sven hat nicht zuletzt während der vergangenen Monate, als Manuel ausfiel, seine Klasse eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Zudem ist er mit seiner ruhigen und offenen Art in der Kabine ein wichtiger integrativer Faktor.”

Georg Holzner, jpe

Tuchel: “Das wollen wir nicht künstlich unterbrechen”

Als schon feststehender Gruppensieger empfängt der FC Bayern am Mittwoch Kopenhagen. Kein Grund für Thomas Tuchel, auf die Bremse zu treten.

Bayern-Coach Thomas Tuchel fordert Leidenschaft gegen Kopenhagen.

Bayern-Coach Thomas Tuchel fordert Leidenschaft gegen Kopenhagen.

IMAGO/Treese

Während Thomas Tuchel am Dienstagmittag Platz nahm auf dem Podium im Pressesaal der Allianz-Arena, bekam wenige Meter nebenan der Rasen eine weitere Schneedusche ab. “Das ist nicht das beste Fußballwetter”, meinte der Trainer. Antreten muss seine Mannschaft am Mittwoch trotzdem, auch wenn der “unmittelbare Ergebnisdruck”, wie Tuchel es formulierte, angesichts des bereits feststehenden Gruppensieges nicht mehr besteht.

Für den FC Bayern wird es gegen Kopenhagen darum gehen, einerseits den Flow von zuletzt neun Siegen aus zehn Pflichtspielen beizubehalten und dadurch auch die Königsklassen-Siegprämie von 2,8 Millionen Euro einzusacken. Auf der anderen Seite können zwei laufende Champions-League-Rekorde ausgebaut werden. Es winken das 38. Gruppenspiel hintereinander ohne Niederlage und der 18. Sieg in Folge. Serien, bei denen sich Tuchel “beinahe selbst erschrocken” habe. “Das zeigt die Stärke des Klubs, es zeigt, wie tief die Mentalität verfestigt ist, Spiele zu gewinnen.”

Von einem Schongang soll gegen die Dänen also keine Spur erkennbar werden, auch wenn der eine oder andere Spieler angesichts des vollen Programms bis zum Jahresende eine Verschnaufpause erhalten dürfte. “Es ist trotzdem ein Champions-League-Spiel”, stellt Tuchel klar. “Und wir haben auch trotzdem einen Lauf, sind gerade gut drauf. Das wollen wir nicht künstlich unterbrechen, weil die Belastungssituation gerade okay ist.” Immerhin konnte seine Mannschaft nach dem Sieg am Freitag in Köln ein freies Wochenende genießen.

Müller beginnt

Thomas Müller, das ließ Tuchel durchblicken, wird ziemlich sicher mal wieder beginnen und erst zu seinem sechsten Startelfeinsatz in dieser Saison kommen, ansonsten hielt sich der Trainer bedeckt. “Wir sind Gruppenerster und wollen trotzdem nicht das Signal geben, dass uns das irgendwie weniger wichtig ist – im Gegenteil. Wenn wir wechseln, was schon sein kann, dann eigentlich, um den Biss drin zu halten, um den Hunger drin zu halten. Um denen eine Bühne zu geben, die ein bisschen hinten dran und geduldig waren. Das kann schon sein.” Wie viele das letztlich sein werden, “haben wir noch nicht entschieden”.

Tuchel fordert Leidenschaft

Diejenigen, die am Mittwoch auf dem Platz stehen werden, “müssen auch ohne den unmittelbaren Ergebnisdruck dieses Feuer von uns selbst bringen”, gibt Tuchel vor und fordert Leidenschaft. “Das ist nicht immer leicht im November, nach der dritten Länderspielpause. Die Serie ist Verpflichtung für uns alle. Es gibt überhaupt keine Alternative. Wir bereiten das Match morgen vor, als wäre es die letzte Chance, unsere Ziele zu erreichen. Hoffentlich sieht man das unserem Spiel auch an.”

Mario Krischel

Kim und Co.: Wem gönnt Tuchel eine Pause?

Wenn der FC Bayern am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den FC Kopenhagen antritt, geht es für ihn nicht mehr ums Weiterkommen, aber um viel Geld, neue Rekorde und die richtige Belastungssteuerung.

Bekommt als Vielspieler des FC Bayern eventuell eine Pause gegen Kopenhagen: Verteidiger Min-Jae Kim.

Bekommt als Vielspieler des FC Bayern eventuell eine Pause gegen Kopenhagen: Verteidiger Min-Jae Kim.

IMAGO/Jan Huebner

Für Thomas Tuchel steht selbstredend das Sportliche im Vordergrund. Nachdem der Trainer beim 1:0-Sieg in Köln auf einen Spielerwechsel während der Partie komplett verzichtete, dürfte er dem ein oder anderen Reservisten Spielminuten geben, schließlich steht seine Mannschaft bereits vor dem fünften Champions-League-Spieltag als Gruppensieger fest.

Thomas Müller, Serge Gnabry und Mathys Tel sind in der Offensive die Kandidaten. Alphonso Davies und Raphael Guerreiro kamen auch wegen muskulärer Probleme nicht zum Einsatz, dürfen – die entsprechende Fitness vorausgesetzt – auch mit Einsatzminuten rechnen.

Umgekehrt stellt sich die Frage, wer eine Pause bekommt. Vor allem Min-Jae Kim bräuchte als Vielspieler eine, doch neben dem Südkoreaner steht lediglich Dayot Upamecano als gelernter Innenverteidiger zur Verfügung. Die Lösung wäre, Noussair Mazraoui oder Leon Goretzka für Kim zu bringen, beide spielten in dieser Saison bereits aushilfsweise in der Viererkette. In der Offensive könnten Kingsley Coman und Leroy Sané geschont werden, während Harry Kane Vielspieler ist und nicht zwingend eine Pause benötigt. Das nächste Tor des Engländers wird sein 50. Im Europapokal.

Bestmarken in der Königsklasse

Eine Total-Rotation verbietet sich allein schon aus Fairnessgründen, kämpft Kopenhagen als aktueller Tabellenzweiter doch mit Manchester United und Galatasaray Istanbul noch um das Weiterkommen. Bislang jedoch gewann der FC Bayern alle vier Europapokalheimspiele gegen Mannschaften aus Dänemark.

Neben der Prämie von 2,8 Millionen Euro für einen Sieg in der Gruppenphase haben die Münchner ihre Rekorde im Blick. Noch zwei Siege, und sie würden zum dritten Mal in Serie mit einer makellosen 18-Punkte-Weste ins Achtelfinale einziehen. Ihre 17 Siege in der Gruppenphase am Stück sind laufender Champions-League-Rekord, insgesamt sind sie in dieser Phase des Wettbewerbs seit 38 Partien ungeschlagen – bei 35 Siegen und drei Remis. Auch das ist eine Bestmarke.

Manuel Neuer würde mit seinem 91. Sieg in der Königsklasse mit dem früheren Barcelona-Star Xavi auf Rang sechs dieses Rankings gleichziehen.

Frank Linkesch

Comeback in Aussicht: De Ligt trainiert wieder

Matthijs de Ligt hat nach seinem Innenbandanriss das Training aufgenommen. Wann der Verteidiger des FC Bayern auch wieder eine Option für Thomas Tuchel ist, steht noch nicht fest.

Matthijs de Ligt arbeitet an seinem Comeback für den FC Bayern.

Matthijs de Ligt arbeitet an seinem Comeback für den FC Bayern.

IMAGO/Ulrich Wagner

Wie der FC Bayern am Montagvormittag mitteilte, steht de Ligt wieder auf dem Trainingsplatz. Der 24-Jährige hat zum Wochenauftakt auf dem Weg zu seinem Comeback eine erste individuelle Einheit absolviert.

De Ligt hatte sich in der ersten Hälfte beim Münchner Pokal-Aus in Saarbrücken Anfang November (1:2) verletzt. Untersuchungen ergaben dann einen Teilriss des Innenbandes im rechten Kniegelenk – und eine wochenlange Zwangspause für den zuvor gesetzten Innenverteidiger, der allerdings nicht zum ersten Mal in dieser Saison verletzt fehlte.

Wann er nun wieder eine Option für den Kader von Cheftrainer Thomas Tuchel wird, hängt auch davon ab, wann der Niederländer wieder mit der Mannschaft trainiert. Das Champions-League-Spiel am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den FC Kopenhagen kommt jedenfalls noch zu früh.

Novum: Frappart leitet Bayerns Heimspiel gegen Kopenhagen

Erstmals wird am Mittwoch eine Schiedsrichterin ein Champions-League-Spiel des FC Bayern leiten. Stephanie Frappart weckt bei dem einen oder anderen deutschen Nationalspieler aber womöglich schlechte Erinnerungen.

Stephanie Frappart leitet das CL-Spiel zwischen Bayern und Kopenhagen - ihr erstes in dieser Saison.

Stephanie Frappart leitet das CL-Spiel zwischen Bayern und Kopenhagen – ihr erstes in dieser Saison.

IMAGO/Bildbyran

Ein Novum im 381. Champions-League-Spiel des FC Bayern (die Begegnungen im Europapokal der Landesmeister mitgerechnet): Zum ersten Mal wird eine Partie in der Königsklasse der Münchner von einer Frau geleitet. Stephanie Frappart wurde von der UEFA für das Duell zwischen dem deutschen Rekordmeister und dem FC Kopenhagen am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) nominiert.

Für die 39-jährige Französin ist das Spiel der erste Einsatz in der Königsklasse der Männer in dieser Spielzeit. Insgesamt wird es erst das dritte in ihrer Laufbahn sein. In der Frauen-Champions-League kommt Frappart hingegen häufiger zum Einsatz und pfiff auch dort schon Spiele mit Beteiligung des FCB.

Den deutschen Nationalspielern der Münchnern, die bei bei WM 2022 im DFB-Aufgebot standen, ist Frappart allerdings bestens bekannt – und womöglich in schlechter Erinnerung. Weniger wegen ihrer guten Leistung (kicker-Note 2,5), sondern aufgrund des Ausgangs der abschließenden Gruppenpartie gegen Costa Rica: Das 4:2 der Deutschen gegen Costa Rica reichte nämlich nicht, um in die K.-o.-Phase der Weltmeisterschaft einzuziehen.

Freund: “Goretzka ist universell einsetzbar”

Auch beim 1:0-Auswärtserfolg der Bayern in Köln stand Leon Goretzka wieder in der ersten Elf. Nach Schwierigkeiten in der Vorbereitung und vielen Gerüchten um seine Zukunft hat sich der Mittelfeldspieler inzwischen zurückgekämpft. Sportdirektor Christoph Freund lobt.

Auf dem Weg zu alter Form: Leon Goretzka.

Auf dem Weg zu alter Form: Leon Goretzka.

IMAGO/Moritz Müller

Es war kein einfaches Jahr für Leon Goretzka. Vergangene Saison lief es sportlich nicht nach Plan und Wunsch; im Sommer folgten Gerüchte über einen möglichen, vorzeitigen Abschied, die sich lange hielten; es hagelte Kritik von Trainer Thomas Tuchel, hinzukamen eine Nicht-Nominierung für die Nationalmannschaft und dann – bis zum 0:2 in Österreich – der vorläufige Bankplatz beim DFB. Eine Situation, die der 28-Jährige so in seiner Karriere noch nicht erlebt hatte, die ihn traf, aus der er sich aber herauskämpft.

Beim FC Bayern hat er sich durchgebissen, seinen in der Vorbereitung verlorenen Platz im Zentrum zurückerobert. Was auch Teile der Münchener Bosse sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Christoph Freund, der Sportdirektor, verteilt gegenüber dem kicker nun ordentlich Lob für den Mittelfeldspieler. “Leon ist ein absoluter Topspieler, was er bereits über viele Jahre hinweg auf höchstem Niveau konstant unter Beweis gestellt hat”, sagt der Österreicher: “In den letzten Wochen ist er durch seine starken Leistungen auf verschiedenen Positionen voranmarschiert und das auch noch mit einer gebrochenen Hand – das zeigt seine super Mentalität.”

Wird ein defensiver Mittelfeldspieler verpflichtet, werden die Karten neu gemischt

Im Winter könnte in München ein defensiver Sechser verpflichtet werden, dadurch würden sich die Karten im Mittelfeldzentrum neu mischen – dann könnte Goretzka mit Kumpel Joshua Kimmich um einen Startelfplatz konkurrieren. Das aber ist Zukunftsmusik. Bis dahin sollte der Ex-Schalker seinen Posten sicher haben. “Leon ist ein Führungsspieler, der auf dem Platz immer vorangeht und auch in schwierigeren Situationen immer Verantwortung übernimmt”, freut sich der bayerische Sportdirektor. Er schätzt Goretzkas Einstellung und Qualitäten, die er wie folgt benennt: “Er ist ein Box-to-box-Spieler, sehr laufstark, technisch versiert, der mit seiner Geschwindigkeit für Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgt und dabei auch selbst immer wieder den Torabschluss sucht.”

Was beim FC Bayern zusätzlich auf Gefallen gestoßen ist, ob bei Trainer Tuchel oder bei Sportdirektor Freund, ist Goretzkas Flexibilität. “Er hat in den letzten Wochen auch als Innenverteidiger richtig stark agiert, das zeigt, dass er auch universell einsetzbar ist”, so der 46-jährige Freund.

In der großen Titelgeschichte der Montagsausgabe und ab Veröffentlichung im eMagazine lesen Sie, was die Kritik und die Ungewissheit im Sommer mit Leon Goretzka gemacht hat, wie er sich abgelenkt und zurückgekämpft hat. Ebenso, wie er mit der Situation in der Nationalmannschaft umgeht und was ein Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann brachte.

Georg Holzner

Chancenwucher? Wie die Bayern im Ligavergleich abschneiden

In Köln hat der FC Bayern knapper gewonnen als nötig. Das war in dieser Saison jedoch eher eine Ausnahme.

Ließ in Köln viele Chancen liegen: Leroy Sané.

Ließ in Köln viele Chancen liegen: Leroy Sané.

IMAGO/Jan Huebner

Es gibt 1:0-Siege, und dann gibt es 1:0-Siege. Jener der Bayern am Freitag in Köln hört sich letztlich knapper an, als er wirklich ausfiel. Der sechste Bundesliga-Erfolg am Stück des deutschen Meisters hätte ohne Frage höher ausfallen können und natürlich müssen, dafür ließen Leroy Sané, Kingsley Coman und Eric Maxim Choupo-Moting jedoch zu viele Chancen liegen.

Bayern hat die meisten Chancen

Wenn Harry Kanes Mitstreiter in der Offensive nur halb so konsequent wären wie der Engländer, hätte der Top-Torjäger der Bundesliga neben 18 Treffern vermutlich auch eine zweistellige Anzahl an Vorlagen auf dem Konto. So bleibt er vorerst bei fünf. Betreiben die Bayern also Chancenwucher? In Köln zwar schon, ansonsten aber gar nicht so sehr. Der kicker hat für den Tabellenzweiten nach zwölf Spieltagen 126 Chancen notiert. Das sind die meisten der Liga vor Tabellenführer Leverkusen (109) und deutlich mehr als Verfolger Borussia Dortmund (72).

Kane überstrahlt Kollegen

Der Vizemeister wiederum hat von diesen 72 Chancen 25 genutzt, ergibt eine Erfolgsquote von 34,72 Prozent. Besser schneiden nur RB Leipzig (37,66 Prozent), der VfB Stuttgart (36,9), der FC Augsburg (36,84) und die TSG Hoffenheim (35,93) ab. Dahinter folgen Dortmund und auf Platz sechs die Bayern (34,12) vor Bayer (33,94). Schlusslicht ist der 1. FC Köln mit neun Toren nach 60 Chancen (15 Prozent).

Grund zur Sorge besteht für die Bayern also bislang noch nicht. Schließlich ist Kane Woche für Woche zur Stelle und überstrahlt die teils ausbaufähige Verwertung der Kollegen. Und bei aller Nachlässigkeit, die Sané in Köln an den Tag legte: Der Nationalspieler hat in dieser Saison immerhin bereits jetzt so viele Tore auf dem Konto wie zum Ende der Vorsaison (acht).

Mario Krischel