Bjelica und Union gehen im Sommer getrennte Wege

Trainer Nenad Bjelica hat bei Union Berlin keine Zukunft. Nach kicker-Informationen endet die Zusammenarbeit nach der Saison.

Er bleibt nicht über den Sommer hinaus bei Union: Trainer Nenad Bjelica.

Er bleibt nicht über den Sommer hinaus bei Union: Trainer Nenad Bjelica.

imago images

Der 1. FC Union Berlin und Trainer Nenad Bjelica gehen nach kicker-Informationen nach Saisonende getrennte Wege. Der Kroate hatte erst Ende November 2023 für Vereinslegende Urs Fischer übernommen und den damaligen Tabellenvorletzten zunächst wieder in höhere Gefilde geführt.

Unions Endspurt

Sein aktueller Punkteschnitt in der Bundesliga ist mit 1,19 Zählern pro Partie akzeptabel. Auf eine ganze Saison gerechnet, würde das rund 40 Punkte ergeben – was im Regelfall den sicheren Klassenerhalt bedeuten wurde.

Aber nach dem zwischenzeitlichen Hoch folgte wieder ein Absturz in den Tabellenkeller. In den vergangenen neun Partien holten die Eisernen nur einen Sieg (2:1 gegen Werder Bremen). Das Resultat daraus: Union Berlin ist wieder mittendrin im Abstiegskampf. Der einstige Vorsprung von neun Zählern auf den Relegationsplatz ist für den Tabellen-14. auf zwei Punkte zusammengeschrumpft.

Dabei ist es Bjelica bis dato nicht gelungen, das Ruder nochmals herumzureißen. Dem 52-Jährigen wird nicht zugetraut, die Mannschaft auf lange Sicht spielerisch weiterzuentwickeln. Hinzu kommt, dass seine Spielvorbereitung – etwa der Verzicht auf Videoanalysen – im Kader kritisch angesehen werden soll.

Trennung vor Bochum-Spiel wurde diskutiert

Diese Gründe führen dazu, dass Bjelica im Sommer gehen muss. Wie der kicker außerdem erfuhr, soll es Überlegungen gegeben haben, sich noch vor der kommenden Partie gegen den direkten Konkurrenten VfL Bochum am Sonntag von Bjelica zu trennen.

Darüber soll das Präsidium am Montagabend in einer Sitzung diskutiert haben. Doch nun gehen Bjelica und Union den Kampf um den Klassenerhalt gemeinsam an, auch wenn eine vorzeitige Trennung weiterhin nicht ganz ausgeschlossen scheint.

Jannis Klimburg

“Hervorragend entwickelt”: Schäfer bleibt bei “außergewöhnlichem” Union

Union Berlin steckt mitten im Bundesliga-Abstiegskampf – und bastelt doch parallel am Kader der Zukunft: Dem Projekt in der Hauptstadt in jedem Fall die Treue hält Andras Schäfer. Das steht seit Mittwoch fest.

Er hat bei Union verlängert: Andras Schäfer.

Er hat bei Union verlängert: Andras Schäfer.

imago images

Union Berlin und Andras Schäfer – das passt. Wie die Eisernen am Mittwochmorgen bekanntgaben, wurde der Vertrag des Mittelfeldspielers vorzeitig verlängert. Über Vertragsdetails machten die Berliner wie üblich keine Angaben.

“Union ist ein außergewöhnlicher Klub, der mich vor allem in meinen schwierigen Phasen unterstützt hat”, begründet Schäfer in einem Vereinsstatement seine Unterschrift: “Ich bin sehr glücklich, wieder für den Verein auf dem Platz zu stehen und freue mich sehr, das auch in Zukunft tun zu können.”

Der ungarische “Spieler des Jahres” 2021 war im Januar 2022 vom slowakischen Erstligisten DAC Dunajska Streda zu Union gewechselt – und konnte dort schnell durch seine Zweikampfstärke und seine offensiv ausgerichtete Spielweise überzeugen.

Es folgten aber auch Rückschläge: Im November 2022 wurde Schäfer am rechten Fuß operiert, nach einem kurzen Comeback folgte ein erneuter Rückschlag im Saison-Endspurt der Spielzeit 2022/23.

Ruhnert von Schäfer absolut überzeugt

In dieser Saison kommt der 24-malige ungarische A-Nationalspieler (drei Tore) auf 17 Bundesliga-Einsätze (ein Tor, ein Assist, kicker-Notenschnitt 3,83) – sechsmal wurde er ein- und siebenmal ausgewechselt. Insgesamt stehen für ihn 49 Pflichtspiele für Union zu Buche, in denen ihm zwei Tore und drei Vorlagen gelangen.

“Mit Andras binden wir einen jungen Spieler, der sich hervorragend entwickelt hat und weiterhin eine hohes Entwicklungspotenzial vorweist”, erklärt Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball Männer bei Union, den Schritt: “Seine Leistungen in dieser Saison zeigen, wie wichtig Andras für die Mannschaft ist, weswegen wir uns sehr darüber freuen, ihn weiter in unseren Reihen zu haben.”

Die wichtigste Mission steht Schäfer mit seinen Eisernen im Endspurt bevor: Gegen Bochum (H), Köln (A) und Freiburg (H) geht es darum, den Absturz in die 2. Liga zu verhindern.

Akribie und Effektivität: Khedira setzt auf “gutes Gefühl” im Abstiegskampf

Am Sonntag soll Union Berlin trotz Torflaute gegen Bochum der Befreiungsschlag gelingen. Mittelfeldmann Rani Khedira ist positiv gestimmt.

“Wir haben nun das entscheidende Duell gegen den VfL”, sagt Unions Rani Khedira.

IMAGO/Team 2

Beim 1. FC Union Berlin herrschte am Dienstag noch die Ruhe vor dem Sturm. Erst nach diesem trainingsfreien Tag beginnt am Mittwoch die scharfe Vorbereitung auf die bedeutsame Heim-Begegnung am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den VfL Bochum.

Beide Mannschaften könnten an den letzten drei Spieltagen sogar noch direkt absteigen. Im besten Fall vermeiden sie den Rückfall auf Relegationsplatz 16.

Aktuell sind Union und Bochum vor dem Abstiegsknaller punktgleich. Die Berliner liegen in der Tabelle auf Position 14 hauchdünn voraus, weil sie die um einen Treffer bessere Tordifferenz besitzen. Voraussetzung dafür war das 0:0 am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach, nachdem Bochum bereits am Freitag die TSG Hoffenheim mit 3:2 bezwungen hatte. “Am Ende ist es ein Punkt, der uns gleichziehen lässt mit Bochum. Es ist ein gewonnener Punkt, den wir gern mitnehmen. Wir haben nun das entscheidende Duell gegen den VfL”, sagte Unions defensiver Mittelfeldmann Rani Khedira.

“Es ist nicht unbedingt das größte Selbstvertrauen”

Bringt Union nach den jüngsten torarmen Wochen mit nur einem Treffer in den vergangenen fünf Spielen genügend Selbstvertrauen für den Showdown im Stadion An der Alten Försterei mit? “Es ist nicht unbedingt das größte Selbstvertrauen. Wir wollen uns in der Woche ein gutes Gefühl geben, akribisch arbeiten, im entscheidenden Duell gegen Bochum da sein und das Spiel gewinnen”, erklärte Khedira vor dem zumindest richtungsweisenden Match.

Trainer Nenad Bjelica ist sich sicher, dass seine Mannschaft in den abschließenden Meisterschaftsspielen gegen Bochum, beim 1. FC Köln (11. Mai) und gegen den SC Freiburg (18. Mai) wieder effektiver sein wird.

In Mönchengladbach war der FCU bei fünf guten Gelegenheiten immerhin schon mal nah dran an einer Bude.

“Die Mannschaft ist gefestigt”

Khedira weiß zumindest aus dem Training, dass seine Mitspieler Tore schießen wollen. “Es spielt vielleicht ein Stück weit der Kopf mit, das Tor zu erzwingen. Ich bin positiv gestimmt. Die Mannschaft ist bereit und gefestigt”, so Khedira. “Wir wissen, wieviel auf dem Spiel steht. Wir wollen alles für den Verein geben und gemeinsam den Klassenerhalt schaffen.”

Matthias Koch

Volland sieht “roten Faden” – Bjelica macht Union-Fans Mut

Union Berlin hätte am Sonntag gut und gerne drei Punkte aus Mönchengladbach mitnehmen können. Aber die Effektivität fehlte. Kevin Volland (31) ärgerte sich zwar etwas, nahm den Punkt aber auch gerne mit.

Aluminium: Kevin Volland setzt den Ball an den Pfosten.

Aluminium: Kevin Volland setzt den Ball an den Pfosten.

IMAGO/Beautiful Sports

“Mit der zweiten Halbzeit können wir zufrieden sein, mit der Chancenauswertung natürlich nicht”, fasste Kevin Volland das 0:0 in Gladbach bei DAZN gut zusammen. Der Offensivmann hatte selbst den Führungstreffer zweimal auf dem Fuß, scheiterte aber einmal an der Latte und einmal am Pfosten.

“Das zieht sich so ein bisschen wir ein roter Faden durch, mit der Chancenverwertung, mit dem Pech in vielen Situationen in dieser Saison”, weiß Volland, der in der Bundesliga zuletzt am 9. Dezember beim 3:1 gegen Gladbach traf. Aber der Angreifer (zwei Saisontore) weiß: “Wir haben ein Ziel, wir wollen drin bleiben. Da heißt es in erster Linie hart arbeiten, alles andere kommt dann auch wieder.”

Ganz unzufrieden mit dem Remis war Volland dann allerdings auch nicht. “Ich glaube, wir hatten schon die dickeren Dinger. In der Siatuation, in der wir sind, nehmen wir den Punkt gerne mit”, so der Offensivmann. Ähnlich sah es auch Nenad Bjelica. “Es war mehr drin”, sagte der Coach, schob aber direkt hinterher: “Ich bin einverstanden und zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Leider haben wir unsere guten Chancen nicht verwertet.”

Bjelica positiv: “Habe volles Vertrauen”

Die Eisernen sendeten am Sonntag ein Signal, das ihr Trainer sehen wollte. “Die Mannschaft lebt, sie hat ein Lebenszeichen gezeigt in einem tollen Stadion hier”, freute sich Bjelica, der dennoch mit dem einem Punkt etwas haderte, weil eben mehr drin war.

In 31 Saisonspielen schoss Union erst 26 Tore. In den vergangenen fünf Spielen gab es nur einen einzigen Treffer beim 1:5 in München. Zu wenig im Kampf um den Klassenerhalt. “Wir glauben, dass wir in den letzten drei Spielen mehr Effektivität vor dem gegnerischen Tor zeigen werden. Wir haben die Qualität dafür, ich habe volles Vertrauen in unsere Jungs”, machte Bjelica allen Union-Fans Mut.

Effektiver müssen die Köpenicker auch langsam werden, denn tabellarisch sieht es sehr gefährlich aus. Je nach Ausgang des Spiels zwischen Mainz und Köln könnte es sein, dass Union punktgleich mit Platz 16 ist.

Bjelica: “Die Mannschaft weiß, um was wir kämpfen”

Nach drei Pleiten in Folge will Union Berlin in Mönchengladbach punkten. Weil es kaum Ausfälle gibt, ist der Konkurrenzkampf wieder größer.

Nenad Bjelica kann wieder auf Rani Khedira setzen.

Nenad Bjelica kann wieder auf Rani Khedira setzen.

IMAGO/Matthias Koch

Der 1. FC Union Berlin bereitet sich auf zwei interessante Spiele am Sonntagnachmittag vor. Um 13 Uhr empfangen die Frauen in der Regionalliga Nordost im Stadion An der Alten Försterei Hertha BSC. Über 10.000 Tickets sind bereits für das Derby verkauft worden.

Während die Damen kurz vor dem Staffelsieg stehen und vom Aufstieg in die 2. Bundesliga via Relegation träumen, kämpfen die Männer am selben Tag ab 15.30 Uhr bei Borussia Mönchengladbach um wichtige Punkte im Ringen um den Klassenerhalt.

Nachdem Trainer Nenad Bjelica bei der Einheit am Mittwoch bei einer Übung etwas lauter werden musste, schienen die Profis in den letzten Tagen wieder auf Kurs gewesen zu sein. “Die Mannschaft weiß, wo wir stehen, und um was wir kämpfen müssen. Ich fokussiere mich auf das Positive und nicht auf die drei, vier Minuten, in denen es negativ gelaufen ist”, sagte Bjelica. “Manchmal muss ich im Trainerteam oder zu Hause lauter werden. Das ist so im Leben. Die Mannschaft hat gut reagiert auf meine Kritik.”

Nur ein Duo fehlt

Mönchengladbach gehört zu den Lieblingsgegnern von Union. Von neun Bundesligaspielen ging nur eine Begegnung verloren. In den letzten fünf Aufeinandertreffen hieß der Gewinner immer Union.

Das ist nicht das Einzige, was die Eisernen positiv stimmt. Der Konkurrenzkampf ist wieder stärker. “Wir haben uns eine bessere Situation gewünscht, aber sie ist trotzdem positiv. Uns steht fast die ganze Mannschaft zur Verfügung”, erklärte Bjelica. “Fast alle sind körperlich gut beieinander. Jeder will sich empfehlen. Das ist unser Luxus.”

Bis auf Verteidiger Jerome Roussillon und Ersatzkeeper Jakob Busk, die sich beide mit Wadenverletzungen herumplagen, stehen alle Akteure des Kaders zur Verfügung. Sechser Rani Khedira dürfte in die Startelf zurückkehren, nachdem der Mittelfeldmann bei der 1:5-Niederlage gegen Bayern München auch wegen Oberschenkelproblemen 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte.

Vertrauen in die Startelf

Mit größeren Veränderungen in der Anfangsformation ist nicht zu rechnen. Aus der Sicht Bjelicas gäbe es keinen Grund, die Mannschaft komplett umzukrempeln. “Wir haben gegen Leverkusen und Bayern verloren. Die haben die Klasse, solche Spiele zu gewinnen. Problematisch ist für mich das Spiel in Augsburg“, so Bjelica. “Bis zum Fehler haben wir aber ziemlich gut ausgesehen. Ich will weiter den Spielern vertrauen, die zuletzt einen Stammplatz hatten.”

Bjelica stört auch nicht, dass die Mönchengladbacher mit 53 Treffern doppelt so viele Tore wie Union (26) erzielt haben. Schließlich stehe die Borussia dennoch nur zwei Punkte besser dar, so Bjelica.

Matthias Koch

Trimmel: “Wir sind noch in einer besseren Situation”

Chefcoach Nenad Bjelica wurde am Mittwoch im Training sehr deutlich. Sein Kapitän Christopher Trimmel empfindet Unions Position im Abstiegskampf noch als “Luxus”.

Sieht sein Team im Tabellenkeller in einer guten Ausgangslage: Union-Kapitän Christopher Trimmel.

Sieht sein Team im Tabellenkeller in einer guten Ausgangslage: Union-Kapitän Christopher Trimmel.

IMAGO/Matthias Koch

Es schien einer dieser normalen öffentlichen Trainingstage beim 1. FC Union Berlin zu werden, auch wenn Sechser Rani Khedira (Oberschenkelprobleme) und Linksverteidiger Jerome Roussillon (Wadenverletzung) nur individuell auf den Nebenplatz beziehungsweise gar nicht ihrer Arbeit nachgehen konnten. Doch um 11 Uhr bekam Trainer Nenad Bjelica schon eine Art Wutanfall. Bei einer Spielform war der Kroate überhaupt nicht zufrieden mit der Ausführung der Übung. Mehrsprachig (“shit, null, nada”) beschrieb Bjelica seinen Unmut. Er sprach auch von einer Blamage.

“Super, dass wir es wirklich in der eigenen Hand haben”

Seine Schützlinge rafften sich schnell wieder auf. Die Kritik wurde vier Tage vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach angenommen. “Dass ein unglaublich wichtiges Spiel ansteht, wissen wir auch alle”, sagte Verteidiger Christopher Trimmel.

Der Kapitän der Eisernen nahm nach dem Training für eine Medienrunde im Presseraum des Stadions An der Alten Försterei Platz. Trimmel hat im Hinterkopf, dass seine Mannschaft nach vier sieglosen Partien und drei Pleiten in Folge unter Zugzwang steht. Von Panik kann aber keine Rede sein. “Ich finde es super, dass wir es wirklich in der eigenen Hand haben. Es ist schon eine Luxussituation, wenn man bedenkt, wie viele Spiele in dieser Saison verloren gingen”, sagte Trimmel.

Die 17 dreifachen Punktverluste der Eisernen werden nur von Schlusslicht Darmstadt 98 (19) übertroffen. 16 Begegnungen ohne eigenen Treffer stellen für Union eine weitere Horrorzahl dieser Spielzeit dar.

Duelle gegen Konkurrenz aus dem Tabellenkeller warten

Dennoch gibt es Hoffnung auf ein sechstes Bundesliga-Jahr in Folge. Die (erfolglosen) Wochen gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte liegen hinter dem FCU. Jetzt duellieren sich die Hauptstädter erst einmal mit Vertretungen, denen das Abstiegswasser ebenfalls am Hals oder schon drübersteht. Nach Mönchengladbach bespielen die Unioner am 5. Mai daheim den VfL Bochum und am 11. Mai auswärts den 1. FC Köln. “Wir haben drei Spiele gegen direkte Konkurrenten und wir sind noch in einer besseren Situation. Es liegt an uns”, sagte Trimmel.

Wenn aus Mönchengladbach trotz der momentanen Offensivschwäche etwas Zählbares mitgebracht werden kann, muss Trainer Bjelica in der kommenden Woche vielleicht nicht mehr so laut werden.

Matthias Koch

Bjelica nimmt Pleite auf seine Kappe: “Mir egal, ob 0:1 oder 1:5”

Unions-Coach will Mannschaft wieder aufrichten 20.04.2024

Bjelica nimmt Pleite auf seine Kappe: “Mir egal, ob 0:1 oder 1:5”

0:41Union Berlin kam im Heimspiel gegen den FC Bayern mit 1:5 unter die Räder. Für Trainer Nenad Bjelica spielte die Höhe des Ergebnisses aber nur eine untergeordnete Rolle, er sprach über seine gescheiterten Umstellungen zur Pause.

Gosens: “Da müssen wir hart mit uns ins Gericht gehen”

Der 1. FC Union Berlin hat nicht nur gegen Bayern München verloren, sondern eine herbe 1:5-Klatsche kassiert. Vor den entscheidenden Duellen im Keller nimmt Robin Gosens das Team und sich in die Pflicht.

Unions Robin Gosens (l.) nimmt sich vor den

Unions Robin Gosens (l.) nimmt sich vor den “Wochen der Wahrheit” selbst in die Pflicht.

IMAGO/Contrast

Natürlich ist sich auch Gosens bewusst, dass ein Sieg gegen den FC Bayern alles andere als eine Pflicht für Union Berlin ist. “Wir wussten, dass das Spiel gegen Bayern ein Bonuspunkt oder vielleicht drei Bonuspunkte sein können”, sagte der linke Schienenspieler nach dem 1:5 am Mikrofon von Sky.

Ausgerechnet haben sich die Eisernen dennoch etwas, immerhin war der Deutsche Rekordmeister unter der Woche erfolgreich in der Champions League unterwegs (1:0 gegen Arsenal; d.Red). Doch die Hoffnung, dass deshalb den Bayern die “Körner fehlen”, erfüllte sich nicht. Dabei sah Gosens trotz des 0:2-Pausenstands eine brauchbare erste Hälfte der Berliner: “Sie war vom Engagement gut von uns, wir sind gut reingestartet und haben Nadelstiche gesetzt”, sagte der 29-Jährige.

Und in der Halbzeit haben die Eisernen an den Auftritt der Bayern beim 1. FC Heidenheim erinnert. Auch vor zwei Wochen führte der FCB nach einem starken ersten Durchgang mit 2:0, musste sich auf der Alb aber noch mit 2:3 geschlagen geben. “Wenn du ein frühes Tor machst, kann hier noch einmal was gehen”, sprachen sich Gosens & Co. in der Kabine Mut zu. Und tatsächlich fiel in Hälfte zwei ein frühes Tor – allerdings für den FC Bayern, der damit für eine Vorentscheidung sorgte. “Da hat mir die Reaktion der Mannschaft gar nicht gefallen” kritisierte Gosens. “Da sind wir ein bisschen zerfallen, das ist auch nicht union-like.”

Durch die dritte Niederlage in Folge steckt Union Berlin wieder mittendrin im Abstiegskampf. “Wir brauchen mindestens noch vier Punkte”, rechnete Gosens vor. Und diese sollen in den kommenden drei Wochen eingefahren werden: Denn nacheinander stehen Union Berlin bei Borussia Mönchengladbach (28. April), gegen den VfL Bochum (5. Mai) und beim 1. FC Köln (11. Mai) drei Duelle gegen direkten Konkurrenten bevor. “Jetzt kommen genau die Spiele, wo wir was holen müssen”, forderte Gosens. Allerdings nicht mit einer Leistung wie gegen die Bayern. “Da müssen wir hart mit uns ins Gericht gehen. Denn sonst werden wir nächste Woche in Gladbach wahrscheinlich auch nichts holen.”

Gosens zur Nationalmannschaft: “Ich habe das mit meinen eigenen Leistungen in der eigenen Hand

Dabei sei jeder gefordert so Gosens und nahm sich selbst davon nicht aus. “Ich nehme mich selbst in die Pflicht, nehme Kritik an”, gestand Gosens. Denn eine eigene bessere Leistung soll nicht nur die noch notwendigen Punkte für den Klassenerhalt Unions bringen, sondern auch Gosens noch das Ticket für die Heim-EM. Seinen letzten Nationalelf-Einsatz hatte Gosens im vergangenen Herbst bei der USA-Reise, anschließend wurde er von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht mehr berücksichtigt. “Ich habe das mit meinen eigenen Leistungen in der eigenen Hand”, sagte Gosens. “Solange die Tür noch nicht zu 100 Prozent zu ist, werde ich jeden Tag 110 Prozent geben, um noch auf den Zug aufzuspringen. “Und die Tür ist meiner Meinung nach noch nicht zu.”

Doppelpack Müller, Kane durch die Berliner Mauer: Bayern demontiert Union

Der FC Bayern hat die Auswärtsaufgabe bei Union hochseriös gelöst und mit einem 5:1 erfolgreich zugeschlagen. Die Champions League dürfte damit abgesichert worden sein. Derweil vergrößerten sich Berliner Abstiegssorgen.

“Klingelingeling”: Thomas Müller hat bei Union Berlin zweimal getroffen und mit dem Team ein 5:1 gefeiert.

IMAGO/Matthias Koch

Das große Union-Problem vor diesem Heimspiel am 30. Bundesliga-Spieltag gegen den Rekordmeister aus München hatte Coach Nenad Bjelica im Nachklapp des 0:2 beim FCA thematisiert: die Schwächen in der Offensive. Zuletzt nämlich war den Köpenickern dreimal in Folge kein einziger Treffer gelungen bei ohnehin erst 25 Saisontreffern (zweitschwächster Wert hinter Köln).

“Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben”, hatte der Berliner Trainer etwa gesagt und musste nun mitansehen, wie gegen die zuletzt schon beim wichtigen 1:0 gegen den FC Arsenal im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals stabile FCB-Abwehr vor Keeper Neuer wenig bis nichts ging. Sein auf drei Stellen umgebautes Team – die nach Sperren wieder bereitstehenden Tousart und Gosens durften ebenso von Beginn an ran für Khedira, Kral und Kaufmann wie Angreifer Volland – fand in der Anfangsphase keine Lücken.

Auf der anderen Seite dominierte das gleich sechsmal im Personal veränderte Bayern-Konstrukt – der geschonte Musiala, de Ligt, Mazraoui, Laimer, Guerreiro und Sané (ebenfalls geschont) wurden durch Kim, Davies, Pavlovic, Müller, Tel und Choupo-Moting vertreten – das Spiel.

Kane findet das Loch

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass dieses Spiel zunächst keine Highlights bot. Lediglich einigermaßen gefährliche Abschlüsse von Kane (5. Minute) sowie Choupo-Moting (8. und 17.), der insgesamt stark agierte und mit feinster Ballbehandlung in einigen Szenen überzeugte, gab es. Auf der anderen Seite passte bei einem Konterversuch Kimmich stark auf (15.), während Hollerbach wenig später in guter Lage den Ball nicht anbrachte (18.) und Gosens einen Kopfball aus schwieriger Lage nicht zu setzen wusste (24.).

Bundesliga – 30. Spieltag

Der durchaus kontrollierend agierende FCB, der mehr Ballbesitz generierte (64 Prozent zur Pause), machte in Minute 29 dann erstmals ernst – und schon klingelte es. Müller ließ im Zentrum nach Tel-Zuspiel absichtlich für Goretzka passieren, der stark annahm, den Ball kontrollierte und diesen unter die Latte versank. Nachdem in der Folge Unions mögliche Antwort von Neuer vereitelt worden war (in der 33. Minute parierte er ein tückisches Tousart-Geschoss, in der 42. wehrte er einen Gosens-Volley überragend zur Seite), klingelte es nochmals. Kane nahm sich einem direkten Freistoß aus zentraler Lage an und profitierte mit seinem erfolgreichen Schuss ins rechte Eck davon, dass Berlins Verteidiger Doekhi – rechts in der Mauer positioniert – einen Schritt zur Seite machte und so die entscheidende Lücke aufriss (45.+1).

Müller hoch zwei

Und nur kurz nach Wiederbeginn machte der auch in Sachen Zweikämpfe überlegene Titelträger der Vorsaison (über 60 Prozent gewonnene Duelle) den Deckel auf diese Partie. Choupo-Moting bediente nach zunächst abermals feinster Ballbehandlung den freistehenden einlaufenden Müller, der den Ball aus nächster Nähe via Volley unter die Latte knallte – 3:0 (53.).

Die Messe war also gelesen, nicht aber für den hungrigen Angriff der FCB-Truppe. Der nach einer Goretzka-Balleroberung von Kane bediente Tel vollstreckte flach ins linke Eck zum 4:0 (62.), ehe Müller nach Goretzka-Flanke präzise ins rechte Eck einnickte. Weitere Treffer wären möglich gewesen, allerdings gingen die Gäste mit dem 5:0 im Rücken etwas vom Gas, ließen die letzte Konsequenz vermissen. Und agierten in den finalen Minuten etwas zu lässig, sodass die Hauptstädter nochmals Blut leckten und – siehe da – nach über sechs torlosen Bundesliga-Stunden mal wieder erfolgreich einschossen. Den 1:5-Ehrentreffer besorgte Joker Vertessen (90.+1).

Nichtsdestotrotz: Die weiterhin im Abstiegskampf steckenden Unioner erlitten mit dieser klaren Pleite auch in Sachen Torverhältnis einen Rückschlag tief unten und müssen nun in Gladbach ran am kommenden Sonntag (15.30 Uhr). Der FC Bayern unterdessen untermauerte mit dem besten Bundesliga-Angriff (87 Tore) den Anspruch Richtung Champions-League-Ticket und empfängt als nächstes Besuch aus Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr). Das Hinspiel im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid steigt am 30. April (21 Uhr).

Bjelica vertraut trotz Flaute seinen Angreifern

Je größer die Abschlussschwäche und Abstiegsgefahr von Union Berlin wird, umso mehr rücken die Angreifer ins Rampenlicht. Womöglich hat sich der Klub im letzten Transferfenster verspekuliert.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

Seine Angreifer haben im Moment eine Flaute, das Vertrauen schenkt Unions Trainer Nenad Bjelica (im Bild) ihnen dennoch.

IMAGO/Matthias Koch

In den Monaten Februar, März und April war der 1. FC Union Berlin bislang in elf Meisterschafts-Begegnungen im Einsatz. In sechs davon blieb die Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica ohne Treffer. Das einzige Stürmertor in diesem Zeitraum gelang Yorbe Vertessen Mitte März beim 2:1-Erfolg gegen Werder Bremen. Die Offensiv-Ausbeute ist generell alarmierend. In den letzten sechs Partien hatten die Union-Anhänger lediglich im Heimspiel gegen Bremen Tore zu bejubeln.

Freilich, in den Duellen gegen Borussia Dortmund (0:2), beim VfB Stuttgart (0:2), bei Eintracht Frankfurt (0:0), gegen Bayer Leverkusen (0:1) und beim FC Augsburg (0:2) bekam es Union fast nur mit Vertretungen zu tun, die in dieser Saison nicht zur sportlichen Kragenweite des Klubs passen. Im sich für die Köpenicker wieder zuspitzenden Abstiegskampf trifft das allerdings auch auf den FC Bayern München zu, der am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Stadion An der Alten Försterei zu Gast ist.

“Alle brauchen ein bisschen Zeit”

Die Frage aller Fragen. Wer kann ausgerechnet National-Torwart Manuel Neuer bezwingen? Mit der Effektivität hat es Union in dieser Spielzeit nicht so. Die Situation der fünf Angreifer Chris Bedia, Benedict Hollerbach, Mikkel Kaufmann, Kevin Volland und Vertessen, schätzt Bjelica aktuell so ein: “Wir müssen auch wissen, dass wir in unserer Mannschaft sehr junge Leute haben. Hollerbach hat in der letzten Saison in der 3. Liga gespielt. Kaufmann kommt aus der 2. Liga. Vertessen und Bedia sind neu in dieser Spielklasse. Alle brauchen ein bisschen Zeit”, sagte der Kroate. “Volland ist eigentlich kein klassischer Stürmer. Mit diesen Leuten müssen wir arbeiten, Geduld haben, sie unterstützen und glauben, dass es im nächsten Spiel besser klappen wird.”

Bedia und Vertessen waren im Winter erst von Servette Genf bzw. der PSV Eindhoven verpflichtet worden. Ein sofortiger gleichwertiger Ersatz für die im Januar abgewanderten Sheraldo Becker (Real Sociedad San Sebastian), Kevin Behrens (VfL Wolfsburg) und David Fofana (FC Burnley) sind sie nicht.

Union hat sich das sicher anders erhofft, auch wenn mit dem Wechsel von Behrens das Fehlen eines echten Stoßstürmers zu befürchten gewesen war. “Optionen sind im Kader vorhanden, unter anderen mit Bedia oder Kaufmann. Vielleicht tut das unserer Spielweise und Ausrechenbarkeit gar nicht mal so schlecht”, hatte sich Manager Oliver Ruhnert Mitte Februar gewünscht. Der Plan ist bisher nicht aufgegangen. Union muss dennoch liefern, wenn es auch ein sechstes Bundesliga-Jahr in Folge gegen soll – spätestens in den nach dem Bayern-Spiel folgenden Auftritten bei Borussia Mönchengladbach, gegen den VfL Bochum, beim 1. FC Köln und gegen den SC Freiburg.

Bjelica wünscht sich mehr Effektivität

Chefcoach Bjelica muss dem Aufgebot vertrauen. Er stärkt zumindest verbal die vorderste Reihe. Er nimmt aber auch andere Mannschaftsteile in die Verantwortung. “Ich bin der Letzte, der aufgeben wird. Ich habe volles Vertrauen in unsere Stürmer – auch in unsere Mittelfeldspieler, die auch torgefährlicher sein könnten”, so Bjelica. “Insgesamt sind wir als Mannschaft nicht so effektiv vor dem Tor. Vielleicht brauchen wir mehr Zeit. Ich hoffe, dass wir gegen die Bayern mehr Effektivität zeigen, aber nächste Saison noch mehr.”

Von der kommenden Spielzeit hatte Bjelica noch nie so richtig gesprochen. Grundvoraussetzung dafür, dass er die bei Union erlebt, dürfte der Klassenerhalt sein. Dafür müssen Tore in den kommenden Wochen her, von wem auch immer.

Matthias Koch