Bei Streichs letztem Heimspiel in Freiburg: “Keine Ausreden, es ist ein Pflichtsieg”

Der SC Freiburg will im letzten Heimspiel gegen Heidenheim Geschenke verteilen: Christian Streich einen Erfolg zum Abschied und sich selbst mit drei Punkten den nächsten Schritt Richtung Europapokal.

Ein letztes Mal am gewohnten Platz: Christian Streich steht vor seinem letzten Heimspiel in Freiburg.

Ein letztes Mal am gewohnten Platz: Christian Streich steht vor seinem letzten Heimspiel in Freiburg.

IMAGO/Steinsiek.ch

Im Rennen um die Europapokalplätze sind zahlreiche Klubs auf die Zielgerade eingebogen. Doch dort geht den meisten die Luft aus. Dass der SC Freiburg trotz nur eines Sieges und in Summe fünf Punkten aus den vergangenen fünf Spielen noch immer auf Platz 7 steht, ist wahrlich keine Auszeichnung für die Konkurrenz. Die Punkteausbeute von Eintracht Frankfurt (4) und dem FC Augsburg (3) hat in diesem Zeitraum noch weniger Europokalniveau. Nach drei Siegen in Serie darf sich daher selbst der bis vor kurzem abstiegsbedrohte VfL Wolfsburg bei nur zwei Punkten Rückstand auf Platz 8 wieder berechtigte Hoffnungen machen.

Speziell in Freiburg gehen einige Spieler auf dem Zahnfleisch. Die zahlreichen Ausfälle in dieser Saison verbunden mit nun schon 44 Pflichtspielen machen sich bemerkbar. “Der ein oder andere kämpft mit seinen Kräften”, betonte Christian Streich nach dem 0:0 in Köln nochmal. “Man merkt natürlich, dass viele Spieler bei uns sehr viele Spiele in den Knochen haben, weil wir viele Verletzte hatten”, erwähnte auch Kapitän Christian Günter.

Das 192. und letzte Heimspiel

Doch das Ende ist in Sicht und an Motivationen sollte es nicht mangeln, wie Günter klar machte: “Wir haben viele Gründe, jetzt wirklich alles reinzulegen. Das ist das letzte Heimspiel des Trainers. Wir haben die Chance, international zu spielen. Was will man mehr? Wir werden alle Kräfte bündeln.”

Fraglos wird es am kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den 1. FC Heidenheim sehr emotional werden. Zum 386. und zugleich vorletzten Mal wird Christian Streich bei einem Bundesligaspiel an der Seitenlinie stehen. Es wird sein 192. und letztes Heimspiel sein. Ein Sieg gegen den Aufsteiger könnte schon gleichbedeutend mit der sicheren Teilnahme am Europapokal sein. Ob der siebte Platz für die Europa League oder die Conference League reichen wird, entscheidet sich erst mit dem Pokalfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern. Ein Sieg der Werkself führt zum besseren Ausgang.

Ein Endspiel um die Klasse wäre “schrecklich”

Wir werden “Kräfte sammeln, nicht zu viel trainieren und dann ein richtig gutes Spiel machen gegen Heidenheim” kündigte der Trainer an. Auch wenn sich das in Streichs Auftreten nicht immer zeigt, kann er der aktuellen Situation mit einer gewissen Entspannung begegnen. Es geht schließlich “nur” um Europa: “Es wäre ganz, ganz schrecklich, wenn es ein Endspiel um den Klassenerhalt wäre. Ich bin sehr glücklich darüber.”

Das Restprogramm des SC Freiburg

Nach sieben sieglosen Spielen im eigenen Stadion muss die Wende her, um das sportliche Schicksal nicht in die Hände der Konkurrenz zu legen. Auch Michael Gregoritsch machte in Köln im englischsprachigen Interview bei der “DFL” allen nochmal die Lage deutlich: “Wir müssen dieses Spiel für ihn gewinnen. Und wir müssen es für uns gewinnen. Es gibt keine Ausreden. Wir müssen ihm diesen letzten Sieg zuhause schenken. Es ist ein Pflichtsieg für uns.”

Moritz Kreilinger

Freiburger Defensive: Das Stückwerk hält zusammen

Vor dem Spiel in Köln waren die vielen Ausfälle in der Defensive das Gesprächsthema rund um den SC Freiburg. Beim 0:0 war dann aber die Offensivabteilung nicht auf der Höhe.

Kein Vorbeikommen: Noah Atubolu blieb zum zehnten Mal in dieser Saison ohne Gegentor.

Kein Vorbeikommen: Noah Atubolu blieb zum zehnten Mal in dieser Saison ohne Gegentor.

IMAGO/Treese

Dass der SC Freiburg die Reise nach Köln ohne Gegentor übersteht, war trotz der bekannten Abschlussschwäche des “Effzeh” nicht unbedingt abzusehen. Die zahlreiche Ausfälle in der Defensive ließen Christian Streich sogar keine andere Wahl, als vom gewohnten System abzurücken. “Wir spielen fast nie 3-5-2. Es ging darum: Wie finden wir einen zweiten Sechser? Dann haben wir uns für zwei Achter entschieden, was wir selten tun. Das war in Ordnung”, erklärte der Trainer nach dem 0:0 im Müngersdorfer Stadion. Lucas Höler gab dabei den verkappten Achter, der zumindest situativ an die Seite von Maximilian Eggestein auf die Sechs rückte.

Am Stückwerk in der Defensive lag es aber nicht, dass sich die Breisgauer mit nur einem Punkt begnügen mussten. Yannik Keitel gab gegen harmlose Kölner einmal mehr den souveränen Abwehrorganisator, Noah Atubolu hielt, was er halten musste – der Rest erledigte seine Defensivaufgaben im besten Sinne solide. Das dritte Auswärtsspiel in Serie ohne Gegentor ist ein eingestellter Vereinsrekord für die Breisgauer, zuvor gelang das dem Team nur in den Spielzeiten 2013/14 und 2000/01. Und Atubolu setzte mit seiner nun zehnten weißen Weste eine Bestmarke. Das gelang keinem Freiburger Keeper in seiner ersten Saison.

Heute haben wir nicht gut genug gespielt, um einen Sieg verdient zu haben.

Freiburgs Trainer Christian Streich

Die Probleme lagen am Samstag in der Offensive. “Wir haben es fußballerisch nicht so lösen können, wie du es lösen musst. Auch, weil der ein oder andere mit seinen Kräften kämpft”, erklärte Streich und resümierte: “Heute haben wir nicht gut genug gespielt, um einen Sieg verdient zu haben.”

Das Bemühen war wirklich keinem Spieler abzusprechen. Michael Gregoritsch etwa führte die für einen Stürmer durchaus bemerkenswerte Zahl von 23 Zweikämpfen. Doch in ihren Kernaufgaben waren die Offensivkräfte häufig nicht ganz auf der Höhe. “Wir haben viele Situationen liegen lassen, die wir sauberer zu Ende spielen müssen, wo wir den Ball mit dem falschen Fuß mitnehmen, wo wir in die Mitte nicht flach, sondern hoch spielen”, monierte Streich.

Köln geht nicht ins erhoffte Risiko

Das Restprogramm des SC Freiburg

Die Kölner spielten dem SC dabei nicht wie erhofft in die Karten. “Wir haben natürlich ein bisschen darauf gehofft, dass Köln ein Punkt nicht reichen wird und sie am Ende volles Risiko gehen werden”, erklärte Maximilian Eggestein. Kapitän Christian Günter ergänzte die bereits von Streich aufgeführten Probleme im eigenen Spiel: “Offensiv hatten wir zu viele Ballverluste, zu viele Pässe, die nicht ankamen. Die Räume waren eigentlich da, aber wir haben es dann teilweise nicht gut genug ausgespielt.”

Im Rennen um die Europapokalplätze hat der Sport-Club mit dem 0:0 den Tabellenplatz 7 zumindest für eine weitere Woche gesichert. Das kommende Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim könnte eine Vorentscheidung bringen. Seit nunmehr sieben Spielen haben die Freiburger zuhause aber nicht mehr gewonnen …

Moritz Kreilinger

Wegen Adamu und Kyereh: Freiburg sucht diese Verstärkung

Aus unterschiedlichen Gründen sind die Offensivkräfte Junior Adamu und Daniel-Kofi Kyereh keine Faktoren beim SC Freiburg. Jochen Saier und Klemens Hartenbach sind deshalb auf der Suche.

Bisher ein Flop: Junior Adamu.

Bisher ein Flop: Junior Adamu.

IMAGO/Steinsiek.ch

Mit allzu großen Erwartungen wird Junior Adamu an diesem Samstag vermutlich nicht im Kölner Stadtteil Müngersdorf eintreffen. Die Wahrscheinlichkeit ist zumindest sehr gering, dass der 22-Jährige der Partie gegen den 1. FC Köln (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) seinen Stempel aufdrücken wird.

Zuletzt habe sich der Stürmer laut Trainer Christian Streich übers Training seinen Kurzeinsatz beim 1:1 gegen Mainz verdient. Das waren aber erst die Pflichtspielminuten zwei bis sieben für Adamu 2024. Elf seiner insgesamt 14 Einwechselungen in dieser Bundesligasaison erfolgten nach der 80 Minute. Ein Tor oder eine Vorlage gelangen dem Österreicher dabei nicht.

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Die Abstiegsangst geht um: Darum will Union nicht mit Bjelica weitermachen

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Adamu kam für sechs Millionen Euro von RB Salzburg. Sein Transfer ist der teuerste dieser Saison – und bisher ein Flop. Der Start mit zuvor verschwiegenen Patellasehnenproblemen war schon verkorkst. Bis zum Winter kam der österreichische Nationalspieler (6 Einsätze) wettbewerbsübergreifend auf 17 Einwechslungen sowie zwei fehlerhafte – in der Halbzeit beendete – Startelfauftritte. Nur beim 5:0 gegen Backa Topola in der Europa League traf Adamu als Joker und gab eine Vorlage.

RB-Pressing versus konstruktives SC-Spiel

Bisher setzte er die taktischen Vorgaben nicht zur Zufriedenheit von Streich um. Das Experiment, einen Profi aus der RB-Pressing-Schule in das mit Ball oft konstruktive SC-Spiel zu integrieren, ist bisher gescheitert. Was einen Sommerabschied Adamus wahrscheinlich macht, per Leihe oder Verkauf.

Daniel-Kofi Kyereh

Deutet im Oktober an, was er kann: Daniel-Kofi Kyereh.
IMAGO/Beautiful Sports

Während Adamu bei den Heimspielen seinen festen Platz auf der Bank hat, würde einer seiner Mitspieler liebend gerne mal wieder dort sitzen. Daniel-Kofi Kyereh muss aber schon die ganze Saison seine Dauerkarte für den Tribünenbereich nutzen. Der Sommer wird auch für den 28-Jährigen wegweisend, der in dieser Spielzeit keine einzige Minute auf dem Platz stand.

Schon seit Anfang Februar 2023 fehlt der Zehner mit Zockergen wegen eines Kreuzbandrisses. Es ist der zweite seiner Karriere, der Rehaprozess kompliziert. Zuletzt bescheinigte ihm Streich leichte Fortschritte, schrieb ihn aber als Option fürs Saisonfinale ab. Danach soll für Kyereh unter Julian Schuster der Re-Start gelingen, mit Blick auf dann eineinhalb Jahre Ausfallzeit steht dahinter naturgemäß ein dickes Fragezeichen.

Im Oktober 2022 drehte Kyereh auf

Im Gegensatz zu Adamu hat der im Sommer 2022 für 4,5 Millionen Euro aus St. Pauli gekommene Kyereh aber schon mal aufblitzen lassen, dass er für den Sport-Club von Bedeutung sein kann – obwohl er nie so richtig Fuß fassen konnte. Rückenprobleme erschwerten seinen Start im Breisgau.

Als der Körper dann mitspielte und die ersten Abstimmungsprobleme mit den neuen Kollegen beseitigt waren, drehte er mit drei Toren binnen drei Spielen in der ersten Oktoberwoche 2022 auf: Zuerst beim 2:1 über Mainz 05, danach in der Europa League beim 2:0 über Nantes und zum Abschluss beim 2:2 in Berlin gegen Hertha BSC. Muskuläre Probleme und ein folgender Infekt stoppten den Aufwärtstrend.

Nach der WM-Teilnahme mit Ghana fiel Kyereh wieder positiv auf, speziell im Wintertrainingslager im spanischen Sotogrande. “Ich war nie bei hundert Prozent in der Hinserie und freue mich auf die weitere Saison umso mehr, weil ich weiß, dass es noch besser und konstanter laufen kann. Ich fühle mich jetzt fit”, sagte er damals im kicker-Gespräch. Keine vier Wochen später riss das Kreuzband.

Schon zehn Millionen Euro ausgegeben

Vor dem Hintergrund beider Personalien fahnden die Sportchefs Jochen Saier und Klemens Hartenbach nach einem zentralen flexiblen Offensivakteur, nachdem sie schon für Mittelfeldmann Patrick Osterhage und Flügelstürmer Eren Dinkci fast zehn Millionen Euro ausgegeben haben. Für die neue Angriffskraft wird weiteres Geld benötigt. Zusätzliches brächte die dritte Europacup-Teilnahme in Serie, um die der SC kämpft. Ein Sieg in Köln wäre ein großer Schritt. Ob Adamu ein Faktor wird? Drei theoretische Chancen bleiben, um seine bittere Freiburg-Bilanz zumindest ein wenig aufzuhübschen.

Moritz Kreilinger, Carsten Schröter-Lorenz

Freiburg und der Faktor Gulde: “Hat sich wahnsinnig durchgebissen”

In der Defensive gehen dem SC Freiburg während der Rückrunde immer mehr die Spieler aus, wegen Verletzungen und Sperren. Die Freiburger freuen sich deshalb, dass zumindest Innenverteidiger Manuel Gulde ein stabiler Faktor im Saisonfinale ist.

Manuel Gulde hält aktuell die Freiburger Defensive zusammen.

Manuel Gulde hält aktuell die Freiburger Defensive zusammen.

picture alliance/dpa

Auf Manuel Gulde ist Verlass, das hat Trainer Christian Streich über die Jahre hinweg immer wieder betont. Manchmal war der Innenverteidiger Teilzeitkraft, weil andere die Nase vorn hatten, hat aber im Normalfall immer seine Leistung abrufen können, wenn er mal wieder reingeworfen wurde. Einige Male musste er selbst passen, weil er verletzt war. Von Januar 2018 bis Januar 2019 war seine beste Phase beim Sport-Club, als er zwölf Monate lang verletzungsfrei blieb und fast alle Spiele komplett bestritt. In seiner aktuell achten Saison in Freiburg ist er nun wieder mal gefragt.

Zehn Spiele über 90 Minuten

Auf 34 Pflichtspieleinsätze kommt er, 25 davon in der Bundesliga. In den vergangenen zehn Bundesligaspielen war er über die kompletten 90 Minuten auf dem Feld. “Mit Manuel bin ich maximal zufrieden”, sagte Streich vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln (Samstag, 18.30 Uhr). “Er hat sich wahnsinnig durchgebissen, teilweise zwischen zwei Spielen, er hatte schon auch seine Wehwehchen, aber von ihm hörst du nichts. Er tut alles, damit er stabil ist, und das hat er super hingekriegt.” Dafür arbeitet der 33-Jährige auch zusätzlich mit einem externen Physiotherapeuten.

Nachdem die Stamm-Innenverteidigung der Vorsaison, Matthias Ginter und Philipp Lienhart, verletzungsbedingt weggebrochen war, “war es elementar wichtig, dass er so viel spielen konnte”, sagte der SC-Coach über Gulde. Anfang des Jahres wurde sein Vertrag beim Sport-Club erneut verlängert, womit er selbst gar nicht unbedingt gerechnet hatte, weil er in der vergangenen Saison – auch wegen des stabilen Duos Ginter/Lienhart in Topform – nicht so oft gebraucht wurde.

Gulde wird auch in der kommenden Saison die Konstante bleiben

Er hat sich mit seiner Rolle arrangiert, und er wird sie auch in der kommenden Saison wieder annehmen, wenn seine Konkurrenten wieder voll dabei sind, wie die Freiburger hoffen. Auch die jungen Spieler aus dem eigenen Verein, Kenneth Schmidt und Max Rosenfelder, sollen dann eine Option sein. Sie sind beide nahezu die komplette Saison verletzt ausgefallen.

Nachdem nun auch noch Kiliann Sildillia mit einer Rotsperre die letzten Saisonspiele verpassen wird, baut der Sport-Club in Köln und auch in den Spielen danach zu Hause gegen Heidenheim und zum Abschluss bei Union Berlin erst recht auf einen weiterhin fitten und einsatzbereiten Manuel Gulde. Wer neben ihm spielen wird, ist dagegen momentan von Woche zu Woche die größere Frage.

Daniela Frahm

Streich hofft auf “richtig Druck auf dem Schläger”

Der mögliche Vereinsrekord von vier Auswärtssiegen in Folge dürfte für die Freiburger eine untergeordnete Rolle spielen, wenn sie am Samstagabend (18.30 Uhr) beim 1. FC Köln antreten. Viel wichtiger wären die drei Punkte, um weiter im Rennen um die internationalen Plätze dabei zu bleiben.

Hofft auf einen

Hofft auf einen “kühlen Kopf” seines Teams am Samstag in Köln: Freiburgs Coach Christian Streich.

IMAGO/Steinsiek.ch

“Es wird sehr emotional und laut werden”, sagte SC-Trainer Christian Streich vor der Partie im ausverkauften Kölner Stadion gegen einen stark abstiegsgefährdeten Effzeh, der noch nach dem letzten Strohhalm greift. “Köln kämpft um alles, und wir müssen einen kühlen Kopf bewahren.” Nach der bitteren Heimniederlage gegen Wolfsburg “sollten wir hochmotiviert sein, aber mit einem guten Maß an Balance”, betonte der SC-Coach.

Streich: “Der Sonntag war kein schöner Sonntag”

Das 1:2 gegen den VfL, bei dem die Freiburger zahlreiche gute Chancen und auch einen Elfmeter vergeben hatten, wirkte bei ihm noch nach. “Der Sonntag war kein schöner Sonntag”, sagte Streich. Trotzdem sei die Videoanalyse kurz ausgefallen, und auch im Training sei dosiert worden. Schließlich haben einige schon sehr viele Spiele gemacht, und es sollen keine weiteren Verletzten riskiert werden. In Köln müssen zusätzlich auch noch die gesperrten Kiliann Sildillia (Rotsperre) und Mittelfeldspieler Nicolas Höfler (Gelbsperre) ersetzt werden.

Für Sildillia dürfte der zuvor gesperrte Lukas Kübler wieder in die Startelf zurückkehren. Schwieriger wird der Ersatz für Höfler. “Viele Sechser haben wir nicht mehr”, sagte Streich. Wenn er Yannik Keitel von der Dreierkette auf seine eigentliche Position ins Mittelfeld vorzieht, müsste er die letzte Reihe wieder umstellen. Auch Sildillia wäre ein möglicher Kandidat gewesen, erklärte der SC-Trainer, da der Franzose bis zur Roten Karte gegen Wolfsburg “eins seiner besten Spiele seit Monaten” gemacht habe. Stürmer Lucas Höler, der diese Position schon mal übernommen hat, könnte die Lösung heißen. “Ich kann nicht sagen, was wir konkret machen”, sagte Streich, der dem Gegner keine Hinweise geben wollte. Taktisch sei “eine Mischform möglich und denkbar”.

“Köln muss und wir müssen nicht”

Streich hofft in den verbleibenden drei Spielen auch auf die Profis, die in den vergangenen Wochen trotz der vielen Ausfälle nicht so oft zum Zug gekommen sind. “Es ist enorm wichtig, dass sie so auf den Platz kommen, dass sie sich und uns richtig helfen können”, erklärte er. Die Kölner hätten es zuletzt in Mainz vorgemacht, als die Einwechselspieler für “richtig Druck auf dem Schläger” gesorgt hätten. “Das brauchen wir auch. Wir müssen alles dafür tun, dass wir uns am Ende der Saison alle noch mal richtig freuen können.”

Die Chancen, dass sich der Sport-Club zum dritten Mal in Folge für den Europapokal qualifiziert, sind durch den bereits gesicherten fünften Champions-League-Platz für die Bundesliga weiter gestiegen. Im Kampf um die Plätze hinter den ersten fünf mischen nun aber auch Bremen und Heidenheim noch mit. “Da sind jetzt noch mehr Mannschaften im Rennen”, sagte Streich. Aber während Köln “sehr unter Druck” stehe, habe Freiburg das Saisonziel erreicht, so dass nur noch die Kür folge. “Köln muss und wir müssen nicht. Wenn wir auf unserem Platz bleiben würden, wäre ich ziemlich glücklich”, meinte der SC-Coach. In Köln soll sein Team nun erst mal “gegenhalten, aber auch die Ruhe und Qualität am Ball behalten, dann wird es auch Räume geben”.

Daniela Frahm

Freiburg und Köln: So nah beisammen und doch so weit entfernt

Während der SC Freiburg am Samstag einen großen Schritt Richtung Europa machen kann, droht dem 1. FC Köln der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte. So unterschiedlich die tabellarische Lage ist, so nah sind sich die Klubs in mancher Statistik.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

Nah beisammen auch beim letzten Spiel: In der Hinrunde hat Freiburg mit 2:0 gewonnen.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Ein berauschendes Offensivfestival in Köln erwartet ohnehin niemand, der den “Effzeh” in dieser Saison hat spielen sehen. Die Erwartungen an das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) erhalten durch folgende Statistik also keinen großen Dämpfer: Nur die Aufsteiger Darmstadt (549) und Heidenheim (597) haben in dieser Saison weniger Ballkontakte im gegnerischen Strafraum als Köln (598) und Freiburg (609).

Der Minimalismus in Köln und Freiburg führt jedoch zu Recht unterschiedlichen Ausgängen. Dass man mit nur 24 Toren nach 31 Spielen vermutlich nicht die Klasse halten kann, beweist Köln gerade. Da hilft die verhältnismäßig ordentliche Abwehr mit “nur” 54 Gegentoren auch nicht. Spannend ist: Freiburg hat sogar ein Gegentor mehr kassiert.

Mit negativer Tordifferenz nach Europa? Typisch SC

Doch die 43 geschossenen Tore reichen vermutlich für einen Europa-Pokal-Platz. Der Sport-Club liegt mit einer Tordifferenz von minus zwölf auf Rang 7 der Tabelle. Das ist insofern bemerkenswert: Nur einmal schloss eine Mannschaft mit einer solch schwachen Torbilanz die Saison so weit oben ab: Freiburg selbst hatte in der Saison 2016/17 sogar eine Torbilanz von minus 18 und wurde dennoch Siebter.

Falls in Köln angesichts der bescheidenen Zahlen aus Freiburg neue Hoffnung aufkeimen sollte, aufgepasst. Neben der allgemein bekannten Lage beider Klubs spricht fast alles für die Breisgauer:  Köln verlor die jüngsten drei Duelle mit Freiburg jeweils zu Null. Gegen keine andere Mannschaft wartet der FC aktuell länger auf etwas Zählbares. Unter Christian Streich feierte Freiburg elf Siege in 16 Duellen mit Köln (ein Remis, vier Niederlagen). Mehr Siege gab es für die Breisgauer unter ihrem aktuellen Trainer nur gegen Augsburg (12), allerdings in 23 Duellen (sechs Remis, fünf Niederlagen).

Bei Freiburger Sieg fallen zwei Rekorde

Während die Kölner vier der jüngsten fünf Heimspiele verloren, ging Freiburg zuletzt drei Mal in Serie als Sieger in der Fremde vom Feld. Es winkt ein neuer Vereinsrekord: Vier Auswärtssiege nacheinander gab es in der Freiburger Bundesligageschichte noch nie. Dieser Rekord würde zwangsläufig zu einem anderen führen: Köln hat bereits neun Heimspiele verloren, der Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ist bereits eingestellt. Zehn Niederlagen im eigenen Stadion gab es noch nie.

Sollte es dazu kommen, könnte Köln am Sonntagabend als Absteiger feststehen, sofern Mainz 05 in Heidenheim (19.30 Uhr) gewinnt. Es wäre der siebte Abstieg in der Vereinsgeschichte. Dabei waren die Kölner erst 1998 erstmals aus dem Oberhaus abgestiegen. Keine andere Mannschaft stieg in der Drei-Punkte-Ära so oft ab wie die Kölner.  Der Abstieg würde zugleich die längste Phase Bundesliga-Zugehörigkeit des FC in diesem Jahrtausend beenden. Seit 2019 und damit seit fünf Spielzeiten sind die Rheinländer erstklassig.

Und der SC Freiburg? Der könnte mit einem Sieg einen großen Schritt machen, um zum dritten Mal in Folge eine Saison in der oberen Tabellenhälfte zu beenden. Vor dieser Phase war es den Breisgauern kein einziges Mal gelungen, zweimal hintereinander unter den ersten neun Plätzen zu landen.

Moritz Kreilinger, Ullrich Schindler

DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

Noch 44 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 42 EM-Kandidaten im Monat April aus.

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 42 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

Das Aus im Kampf um den Henkelpott musste dagegen Kai Havertz verkraften. In den beiden Viertelfinalpartien gegen München blieb er blass, in der Liga wird er dagegen zum Garanten für Arsenals Höhenflug. Vier Tore und drei Assists gelangen dem Mittelstürmer der Gunners in sechs Ligaspielen. Auch Marvin Ducksch und Deniz Undav trafen in den vergangenen Wochen wieder regelmäßig (jeweils drei Tore, ein Assist). Hoffenheims Maximilian Beier war im April zwar an 17 Torschüssen als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt, ein Scorerpunkt wollte ihm dabei aber nicht gelingen.

Christoph Huber

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Formcheck der deutschen EM-Kandidaten

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  • Der kicker wertet seit Jahresbeginn die Leistungen der potenziellen EM-Fahrer Monat für Monat aus.
  • Im Januar umfasst die Liste 48 Profis, mittlerweile hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch 42 Kandidaten im Blick.

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Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

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Christoph Huber

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Verstärkung aus der Schweiz: Stierli soll Freiburger Abwehrprobleme lindern

Fast am Ende einer wenig zufriedenstellenden Saison hat der SC Freiburg Bilanz gezogen – und die Abwehr als Hauptproblemzone ausgemacht. In der kommenden Saison soll Julia Stierli dabei helfen, dass es dort besser läuft.

40 Einsätze im Nationaltrikot: Julia Stierli.

40 Einsätze im Nationaltrikot: Julia Stierli.

IMAGO/Steinsiek.ch

Mit 1,82 Meter Körpergröße ist sie fast prädestiniert dafür, einer Viererkette zu Stabilität zu verhelfen: Julia Stierli will das ab der neuen Saison in der aktuell viertschwächsten Defensive (38 Gegentore) tun – beim SC Freiburg. Am Dienstag kommunizierten die Breisgauer ihren zweiten Sommer-Neuzugang nach Leih-Rückkehrerin Nia Szenk.

Während Szenk vom FC Basel heimkehrt, kommt Stierli von dessen Ligakonkurrenten FC Zürich. Die 27-Jährige kann links und innen verteidigen, wobei auf der zentralen Position deutlich mehr der Freiburger Schuh drückt. Nationalspielerin Janina Minge, die dort mangels geeigneter Alternativen aufläuft, verlässt den Klub in Richtung Wolfsburg.

Karich und Axtmann wackelten

Andere junge Optionen wie Annie Karich und Alina Axtmann wackelten im Laufe der Rückrunde immer wieder. “Julia hat in der Schweiz sowohl für Zürich als auch für die A-Nationalmannschaft bewiesen, dass sie eine feste Größe in der Defensive ist”, sagt SC-Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick. “Gerade in dieser Spielzeit hatten wir defensiv immer wieder Probleme. Mit Julia haben wir nun eine zusätzliche Option, die uns in der Abwehr weiterhelfen wird.”

Die großgewachsene Verteidigerin lief seit 2014 für den FCZ auf, gewann fünf Mal den Schweizer Pokal und sechs Mal die Meisterschaft, bestritt zudem 25 Partien in der Champions League. Auch die Erfahrung aus 40 A-Länderspielen bringt sie mit.

“Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und die Bundesliga ist eine sehr gute Liga”, sagt Stierli selbst. “Der Sport-Club ist familiär und ein Traditionsverein, der gute Arbeit leistet.”

Personalnot im Zentrum: Welche Optionen hat Streich?

Die Sperren von Kilian Sildillia und Nicolas Höfler zwingen den SC Freiburg mal wieder zum Improvisieren. Ganz so problematisch, wie es Christian Streich darstellt, ist die Lage aber gar nicht.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

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Die Enttäuschung stand Christian Streich am Samstagnachmittag ins Gesicht geschrieben. Den höchst unglückliche Spielverlauf beim 1:2 gegen den VfL Wolfsburg musste der Freiburger Coach erst noch verarbeiten. Auch der Blick nach vorne auf das anstehende Spiel beim 1. FC Köln am Samstag (18:30 Uhr) diente nicht als Stimmungsaufheller. Der Grund: Streichs Puzzlespiele in der Startelf gehen in die nächste Runde.

Kiliann Sildillia hat vom DFB für seine Rote Karte eine Sperre von drei Spielen aufgebrummt bekommen, die Saison ist für den 21-jährigen Franzosen also beendet. Damit summiert sich die Liste der nicht zur Verfügung stehenden Innenverteidiger auf einen gesamten Spieltagskader: Matthias Ginter (Achillessehnen-OP), Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Kenneth Schmidt (Bauchmuskel-OP) sind bereits zum Zuschauen verdammt. Immerhin kehrt Lukas Kübler nach abgesessener Gelbsperre zurück.

Wir haben keine Sechser mehr.

Christian Streich

Im Mittelfeldzentrum ist die Personaldecke noch etwas dünner. Weil Nicolas Höfler am kommenden Samstag in Köln wegen seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird und Merlin Röhl (Muskelfaserriss) weiter keine Option, stellte Streich mit einem ernüchternden Unterton fest: “Wir haben keine Sechser mehr. Da spielen wir mit jemandem, der noch nie Sechser gespielt hat. Das gibt eine neue Erfahrung.”

Keitel wäre eine Option

So ganz stimmt diese Aussage ja nicht. Mit Yannik Keitel stünde ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler bereit. Streichs Aussage vermittelt jedoch, dass er den 24-Jährigen, der im Sommer zum VfB Stuttgart wechseln wird, weiter im Zentrum der Dreierkette einplant. Mitte Februar beim Europa-League-Spiel in Lens (0:0) musste Keitel mangels Alternativen erstmals in diese Rolle schlüpfen – und stellte sich gut an. Mit seiner guten Spieleröffnung und der Zweikampfstärke liegt ihm die Position, die sich von einer defensiven Sechs gar nicht groß unterscheidet.

Manuel Gulde und Kübler dürften an seiner Seite spielen. Hoffenheim-Leihgabe Attila Szalai sieht Streich scheinbar nicht als Option für die Startelf – sonst könnte Keitel ja nach vorne rücken. Der Ungar durfte in den vergangenen zehn Spielen nur einmal ran, für 15 Minuten. Diese magere Spielzeit trotz des durchweg bestehenden Engpasses in der Abwehr macht deutlich: diese Leihe hat allen drei Parteien nichts gebracht.

Höler hat schon Erfahrung im Mittelfeld

Eine Umstellung auf einer Viererkette ist unwahrscheinlich, da weder Keitel noch der eigentliche Rechtsverteidiger Kübler diese Rolle im Zentrum gewohnt sind. Also zurück ins Mittelfeld, wo ja weiter die Position neben Maximilian Eggestein zu besetzen ist. Zumindest einen Spieler hat Streich noch in Petto, für den die Sechs keine völlige Unbekannte ist: Lucas Höler.

Das zweikampfstarke Arbeitstier hat schon vereinzelt im Mittelfeldzentrum gespielt. In der Startelf zuletzt am 13. März 2021 beim 0:1 in Mainz. Die Formation damals, wie heute: ein 3-4-3. Ganz so ernüchtert muss Streich also nicht Richtung Köln schauen.

Und überhaupt: Das ständige Improvisieren, speziell in der Defensive, ist zur Konstante in seiner letzten Saison geworden. “Deswegen muss man das Ganze, wie wir dieses Jahr aufgetreten sind, sehr hoch anrechnen. Dass wir drei Spieltage vor Schluss noch voll mitmischen um Europa ist Stand jetzt wirklich sensationell”, kommentierte Christian Günter. Mit einem Sieg in Köln könnte Freiburg nicht nur einen großen Schritt Richtung Europa machen, sondern mit dann vier Auswärtssiegen in Serie auch einen neuen Vereinsrekord aufstellen.

Moritz Kreilinger