Mit einigen Veränderungen: Schultz will Mainz “über 90 Minuten jagen”

Der 1. FC Köln greift in Mainz nach dem möglicherweise letzten Strohhalm im Abstiegskampf der Bundesliga. Trainer Timo Schultz wünscht sich einen befreiten Auftritt seiner Mannschaft.

Timo Schultz hofft, dass sein 1. FC Köln in Mainz befreit aufspielen kann.

Timo Schultz hofft, dass sein 1. FC Köln in Mainz befreit aufspielen kann.

IMAGO/Beautiful Sports

Das 0:2 gegen Schlusslicht Darmstadt 98 war ein echter Tiefschlag für den 1. FC Köln, der Abstieg in die 2. Bundesliga rückt immer näher. Vier Spieltage vor Schluss fehlen bereits fünf Zähler zu Bochum auf Relegationsplatz 16 – und zum kommenden Gegner aus Mainz (15.).

“Man sucht natürlich nach Gründen”, blickte Trainer Timo Schultz vor dem Gastspiel in Mainz auf den schwachen Auftritt gegen den SVD zurück. “Manchmal ist man als Trainer eher analytisch unterwegs und schaut, was wir technisch und taktisch falsch gemacht haben. Ich glaube, diesmal war es einfach offensichtlich, dass die Jungs ihre PS nicht auf die Straße gebracht haben. Das ist das, was mich am meisten geärgert hat.”

FC-Profis sollen “einfach mal befreit aufspielen”

Im Nachgang des 29. Spieltags hatte der Coach für den Saisonspurt eine “Scheißegal-Stimmung” eingefordert. “Damit wollte ich nicht sagen, dass es uns egal ist, sondern, dass die Jungs einfach mal befreit aufspielen sollen”, erläuterte der 46-Jährige. Es gehe in den verbleibenden Spielen darum, “einfach Fußball zu spielen, einfach das zu machen, was die Mannschaft viel besser kann als gegen Darmstadt”.

Gestiegen sei der Druck jedenfalls nicht, auch wenn die Rettung immer unwahrscheinlicher wird. “Wir wissen, dass wir die Punkte brauchen. Die brauchten wir vorher und die würden wir auch danach brauchen. Unser Ansatz muss sein, dass wir erstmal das auf den Platz bringen, was wir auf den Platz bringen können”, forderte Schultz. “Mir als Trainer ist es am Wochenende erstmal wichtig, dass ich eine Mannschaft auf dem Platz sehe, die mutig und aggressiv nach vorne spielt, die den Ball haben will und mit aller Macht versucht, das Spiel zu gewinnen.” Dann könne man sich Chancen auf einen Sieg ausrechnen.

Wenn man die gleichen Sachen macht, dann erhält man die gleichen Ergebnisse. Entsprechend wird sich einiges ändern.

Timo Schultz

Die letzte Mannschaft, die einen Dreier in Mainz landete, war Werder Bremen am 20. Spieltag (1:0). Seither blieb die Mannschaft von Bo Henriksen zuhause sechsmal in Folge ungeschlagen (4-2-0). “Sie haben einen guten Lauf, konnten sich von unten ein bisschen absetzen und stehen jetzt vor uns. Sie sind nicht mehr in der Rolle des Jägers, sondern die Gejagten”, erklärte Schultz und kündigte an: “Wir sind eine Mannschaft, die sie jagen wollen, und das werden wir am Wochenende über 90 Minuten machen. Wir kennen die Tabelle und wissen, dass wir mit einem Sieg wieder eng dran sind. Das muss unser Ziel sein.”

Klar sei jedenfalls, dass der Auftritt gegen Darmstadt auch für Personal und Herangehensweise Konsequenzen nach sich zieht. “Wenn man immer die gleichen Sachen macht, dann erhält man immer die gleichen Ergebnisse. Entsprechend wird sich schon einiges ändern”, versprach Schultz. Unter anderem sei Damion Downs mittlerweile “eine absolute Alternative”. Für Justin Diehl komme ein Einsatz nach seinem Muskelfaserriss dagegen weiterhin zu früh, die Ausfallliste bleibt damit im Vergleich zur Vorwoche unverändert.

Die perfekte Fehlerkette: Wie Schultz in Köln eine unmögliche Mission übernahm

Der 1. FC Köln stürzt in dieser Saison von einer Krise in die nächste. Für viele Fehler der Vergangenheit kann Trainer Timo Schultz nichts, doch auch der 46-Jährige hat Anteil am Niedergang.

FC-Trainer Timo Schultz und seine Schützlinge stehen vor dem Kellerduell bei Mainz 05 vor dem Abgrund.

FC-Trainer Timo Schultz und seine Schützlinge stehen vor dem Kellerduell bei Mainz 05 vor dem Abgrund.

IMAGO/Eibner

Wer Fußballlehrer werden will, kann sich unzählige Bücher zu Gemüte führen und nahezu unendlich sind die Möglichkeiten, eine Mannschaft zu führen. Wenn es hart auf hart kommt, handeln viele Trainer dann aber doch ziemlich ähnlich. So wie Timo Schultz zu Beginn dieser Woche. Nach der ersten Einheit baute der Coach des 1. FC Köln eine mentale Wagenburg um seine Mannschaft: “Letztendlich können wir jetzt aber eine Scheißegal-Mentalität an den Tag legen. Wir brauchen nicht mehr von Druck sprechen, alle haben ihren Stab über uns gebrochen.” Ein Trick, so alt wie das Trainer-Dasein. Ob er funktioniert?

Der Ton am Geißbockheim hat sich jedenfalls verändert. Auch wenn etwa Routinier Mark Uth von guter Stimmung spricht. Schultz will im Abstiegskampf noch mal alle zusammenschweißen: wir hier im Team gegen die da draußen. Was er sich dadurch erhofft, ist nichts anderes als ein kleines Fußballwunder, denn die Geißböcke haben nicht nur viele Pessimisten schon quasi abgeschrieben. Fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind angesichts von vier ausstehenden Partien ein Brett. Der 1. FC Köln steht nach sechs Jahren wieder mit einem Bein in der 2. Liga.

Eine drohende Premiere

Ein Abstieg wäre auch für Schultz ein Malus. Bei St. Pauli und in Basel wurde er zwar entlassen – in der Schweiz sogar nach bereits drei Monaten. Aber eine Klasse tiefer musste Schultz als Proficoach im Herrenbereich noch nie gehen. Nun droht ihm diese Premiere mit den Kölnern. Und das, wo der Norddeutsche doch eigentlich so gern im Rheinland bleiben würde. “Unabhängig von der Liga kann ich mir vorstellen, weit über den Sommer hinaus hier tätig zu sein”, sagte Schultz im kicker-Interview Mitte März. Und nannte dann noch Christian Streich als Vorbild, der mit dem SC Freiburg einst ab- und dann wieder aufstieg.

Der hört im Sommer als Freiburg-Coach auf – und könnte dann gemeinsam mit Schultz ein Sabbatjahr einlegen. Als Abstiegstrainer dürfte der 46-Jährige in Köln nahezu unmöglich zu halten sein – Fußball-Romantik hin oder her. Nur eine bemerkenswerte Leistungsexplosion seines Teams könnte Schultz‘ Karten noch verbessern. Die aber scheint richtig weit entfernt.

Die Übernahme eines Trümmerhaufens

Klar: Die Vorzeichen für die Rettungsmission in Köln standen von Beginn an schlecht. Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte im Sommer keinen adäquaten Ersatz für Jonas Hector (Karriereende) sowie Ellyes Skhiri (Frankfurt) verpflichtet und sich außerdem gegen den Transfer eines Mittelstürmers entschieden. Die Bestätigung der Transfersperre durch den CAS kombiniert mit mangelhaftem Krisenmanagement von Vorgänger Steffen Baumgart ließen den FC bereits zum Jahreswechsel als Trümmerhaufen erscheinen.

Schultz musste das genauso gesehen haben. Trotzdem sagte er bei seiner Vorstellung Anfang Januar, er sei “kein typischer Feuerwehrmann” und wolle “etwas entwickeln”. Ruhig und sachlich begann er dann mit der Aufarbeitung der vergangenen Monate: Faride Alidou und Sargis Adamyan machte er mit Geduld von Problemfällen zu Stammspielern, vertraute links mit Erfolg auf den jungen Max Finkgräfe und erkämpfte mit einer deutlich defensiveren Taktik Punkt um Punkt. Immer wieder sah er das Team “auf einem guten Weg” oder “auf Augenhöhe” mit dem Gegner. Für die Formulierung “verdienter Sieger” allerdings reichte es nur einmal, beim 2:0 gegen Frankfurt.

Das liegt auch an den Fehlern, die er machte. Die Mauertaktik war ein nachvollziehbarer Ansatz, zündete aber nur bedingt, weil individuelle Fehler trotzdem permanent zu Gegentoren führten. Die Offensive blieb ein Trauerspiel, weniger als die 13 Tore des 1. FC Köln schoss seit Schultz Amtsübernahme nur Union Berlin (11), das dafür allerdings nur 18 Gegentreffer statt der 27 Gegentore kassierte, die im FC-Tor einschlugen.

Kölns Sinnbild für die Krise

Und schließlich lag Schultz auch mit einigen Personalentscheidungen daneben. Florian Kainz etwa kommt unter Schultz auf einen kicker-Notenschnitt von 4,2, tritt nur sporadisch als Standardschütze positiv in Erscheinung und steht sinnbildlich für die Krise. Das Vertrauen des Trainers in seinen Kapitän ist ebenso unverständlich wie seine Experimente mit Jan Thielmann: Anfang des Jahres positionierte Schultz den 21-Jährigen erfolglos im Sturmzentrum, nun muss Thielmann Rechtsverteidiger spielen. Der U-21-Nationalspieler wirkt in dieser Rolle alles andere als glücklich und entfaltet nichts von dem Elan, den sich Schultz durch den gelernten Offensivspieler auf dieser Position erhofft hatte.

Fehlgriffe, die in der Summe in die 2. Liga führen könnten. Noch ist allerdings nichts verloren. Beim Auswärtsspiel am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Mainz 05 hat Köln die letzte Chance, die dramatische Fehlerkette zu unterbrechen. Und aus der “Mission Impossible” vielleicht noch eine “Mission possible” zu machen.

Jim Decker

Sieg vor Gericht: 1. FC Köln darf Geißbockheim erweitern

Der stark abstiegsbedrohte 1. FC Köln hat zumindest vor Gericht einen wichtigen Sieg gefeiert. Das Bundesverwaltungsgericht hob ein Urteil auf, das einen Bebauungsplan des Vereins für unwirksam erklärt hatte.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

picture alliance / R. Goldmann

Wie die Kölner am Mittwoch mitteilte, entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass das entsprechende Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aufgehoben ist und “die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das entsprechende Gericht zurückverwiesen” wird.

Hintergrund ist der Bebauungsplan, den der Verein rund um das Geißbockheim umsetzen möchte. Köln möchte das Gelände um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese erweitern. Der Bebauungsplan war vom Oberverwaltungsgericht Münster jedoch für unwirksam erklärt worden. Köln war dagegen in Revision gegangen – und erhielt vom BVG nun Recht.

“Das BVG hat entschieden, dass das OVG den Bebauungsplan für die Erweiterung des RheinEnergieSportparks mit rechtlich nicht tragfähigen Erwägungen für unwirksam erklärt hat”, heißt es in einer Pressemitteilung. “Damit ist der Bebauungsplan, auf dessen Grundlage der 1. FC Köln ein weiteres Gebäude und zusätzliche Spielfelder in unmittelbarer Nähe des Geißbockheims bauen möchte, wieder wirksam. Das Bundesverwaltungsgericht ist damit der Rechtsansicht des 1. FC Köln gefolgt. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss den Fall nun noch einmal prüfen und neu bewerten.”

Kölns Geschäftsführer Philipp Türoff freute sich über einen “wichtigen Erfolg für uns, für den wir als FC mit der Einlegung der Revision gekämpft haben”. Die Kölner wollen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur verbessern. Dabei stand sogar ein Umzug in den Stadtteil Marsdorf im Raum. Anfang April hatte der Verein allerdings mitgeteilt, dass die “intensiven, mehrjährigen” Verhandlungen mit der Stadt Köln gescheitert waren und der Verein damit am Geißbockheim bleiben wird. Mit dem nun wieder wirksamen Bebauungsplan kann der Verein seinen ursprünglichen Plan wieder verfolgen. “Das ist für uns ein klares Signal: Es ist Zeit, endlich loszulegen”, so Türoff.

Sieg vor Gericht: 1. FC Köln darf auf Erweiterung des Geißbockheims hoffen

Der stark abstiegsbedrohte 1. FC Köln hat zumindest vor Gericht einen wichtigen Sieg gefeiert. Das Bundesverwaltungsgericht hob ein Urteil auf, das einen Bebauungsplan des Vereins für unwirksam erklärt hatte.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

Fahnen vor dem Geißbockheim: Der 1. FC Köln bleibt weiter in seiner Heimat.

picture alliance / R. Goldmann

Wie die Kölner am Mittwoch mitteilte, entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass das entsprechende Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aufgehoben ist und “die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das entsprechende Gericht zurückverwiesen” wird.

Hintergrund ist der Bebauungsplan, den der Verein rund um das Geißbockheim umsetzen möchte. Köln möchte das Gelände um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese erweitern. Der Bebauungsplan war vom Oberverwaltungsgericht Münster jedoch für unwirksam erklärt worden. Köln war dagegen in Revision gegangen – und erhielt vom BVG nun Recht.

“Das BVG hat entschieden, dass das OVG den Bebauungsplan für die Erweiterung des RheinEnergieSportparks mit rechtlich nicht tragfähigen Erwägungen für unwirksam erklärt hat”, heißt es in einer Pressemitteilung. “Damit ist der Bebauungsplan, auf dessen Grundlage der 1. FC Köln ein weiteres Gebäude und zusätzliche Spielfelder in unmittelbarer Nähe des Geißbockheims bauen möchte, wieder wirksam. Das Bundesverwaltungsgericht ist damit der Rechtsansicht des 1. FC Köln gefolgt. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss den Fall nun noch einmal prüfen und neu bewerten.”

Kölns Geschäftsführer Philipp Türoff freute sich über einen “wichtigen Erfolg für uns, für den wir als FC mit der Einlegung der Revision gekämpft haben”. Die Kölner wollen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur verbessern. Dabei stand sogar ein Umzug in den Stadtteil Marsdorf im Raum. Anfang April hatte der Verein allerdings mitgeteilt, dass die “intensiven, mehrjährigen” Verhandlungen mit der Stadt Köln gescheitert waren und der Verein damit am Geißbockheim bleiben wird. Mit dem nun wieder wirksamen Bebauungsplan kann der Verein seinen ursprünglichen Plan wieder verfolgen. “Das ist für uns ein klares Signal: Es ist Zeit, endlich loszulegen”, so Türoff.

Uth zu Kölns Krise: “Die Angst ist mit dabei”

Am Sonntag hat der 1. FC Köln gegen Mainz 05 die letzte Chance, im Abstiegskampf ein Lebenszeichen zu senden. Routinier Mark Uth fordert dafür mehr Härte und Offensivgeist.

Zurück auf dem Platz: Mark Uth stand gegen Darmstadt erstmals in diesem Jahr wieder auf dem Rasen.

Zurück auf dem Platz: Mark Uth stand gegen Darmstadt erstmals in diesem Jahr wieder auf dem Rasen.

IMAGO/Herbert Bucco

Immerhin für 15 Minuten reichte es am vergangenen Samstag für Mark Uth: Der 32-Jährige war nach einer erneut langen Verletzungspause zum ersten Mal eine Option für Trainer Timo Schultz gewesen und hatte beim Stand von 0:1 in der 80. Minute Jacob Christensen abgelöst.  Doch ausrichten konnte der Routinier nicht, erlebte stattdessen, wie sein 1. FC Köln weiter der 2. Liga entgegentrudelte.

Nun haben die Geißböcke am Sonntagabend (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim 1. FSV Mainz 05 die letzte Chance, im Abstiegskampf noch etwas aufzuholen. Vor dem Duell mit dem Tabellen-Fünfzehnten sprach Uth deswegen über …

die Stimmung nach dem 0:2 gegen Darmstadt: “Wir waren alle enttäuscht, weil es ein schlechtes Spiel von uns war. Wir haben dann zwei Tage darüber nachgedacht, sind gestern aber wieder mit Feuer ins Training gestartet.”

Ratlosigkeit ob der eigenen Leistung

den Plan am Sonntag gegen Mainz 05: “Wir müssen ein ganz anderes Gesicht zeigen, von Anfang an voll da sein und konzentriert sein, denn Mainz spielt in den vergangenen Wochen echt guten Fußball. Wir haben nur noch eine Chance, müssen dieses Spiel gewinnen oder zumindest nicht verlieren. Wir dürfen uns nicht auffressen lassen, müssen gut ins Spiel starten und die Zweikämpfe annehmen.”

… die Probleme in den vergangenen Wochen: “Wir waren auch vor Darmstadt voll motiviert und hatten eine gute Trainingswoche. Es ist nicht so, dass wir gesagt hätten: Ach komm, Darmstadt zu Hause, das wird entspannt. Daher kann ich auch nicht erklären, wieso wir dann vor den eigenen Fans so eine Leistung zeigen. Wir stecken den Kopf aber nicht in den Sand und können nun wieder näher an die anderen rankommen.”

Das verletzte Knie macht keine Probleme mehr

… seinen ersten Einsatz in diesem Jahr: “Ich habe versucht, nochmal die Bälle zu fordern und etwas zu machen, aber es ist natürlich schwer, nach so langer Zeit direkt wieder reinzukommen. Auch gegen Mainz würde ich am liebsten von Anfang an helfen, aber es geht körperlich einfach noch nicht. Vermutlich wird es für die Schlussphase reichen. Das Knie ist auskuriert, da fühle ich mich gut – aber die Luft ist noch nicht genug für so ein intensives Spiel.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

… seine Rolle als Führungsspieler: “Gegen Darmstadt war zu sehen, dass die Angst mit dabei ist. Die Bälle wurden nicht mehr so gefordert, da müssen wir ansetzen. Selbstvertrauen ist ganz wichtig, aber natürlich haben wir im Moment keines, weil wir die Spiele nicht gewinnen. Da versuche ich mit den Jungs zu sprechen. Wir müssen jetzt, denn nur mit verteidigen und langen Bällen wird es nichts. Draufzuhauen macht für mich jetzt aber keinen Sinn.”

Der Vertrag endet beim Abstieg

… die faire Herangehensweise der Profis: “Vielleicht ist es ein Ansatz, mehr Härte in den Zweikämpfen zu zeigen. Wir müssen ja niemanden Foulen, aber durch Härte können wir auch die Fans mitnehmen – gerade zu Hause.”

… das harmlose Offensivspiel: “Wenn man das Training anschaut denkt man, da ist eine andere Mannschaft auf dem Platz. Wir trainieren gut, spielen guten Fußball, müssen das aber auch im Stadion umsetzen. Das ist die Kunst und das haben wir zuletzt nicht gemacht.”

… seinen Vertrag bis 2025, der nicht für die 2. Liga gilt: “Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir drinbleiben. Dann brauchen wir darüber auch gar nicht reden. Ich habe keinen Vertrag für die 2. Liga, das heißt er läuft aus. Also kann ich ihn auch nicht erfüllen, wenn wir absteigen sollten, was wir nicht tun.”

Aufgezeichnet von Jim Decker

So schlecht wie 2001/02: Fünf Fakten zur Krise des 1. FC Köln

Fünf Punkte trennen den 1. FC Köln nach dem 0:2 gegen Darmstadt vom Relegationsplatz. Der sportliche Niedergang ist auch an den Fakten abzulesen.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

Zum Schreien: Faride Alidou und dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Liga.

picture alliance / Chai von der Laage

Die Hoffnung war groß, die Enttäuschung noch größer: Nach dem desolaten 0:2 des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 stehen die Geißböcke mit einem Bein in der 2. Liga. Eine Krise, die viele Gründe hat. Der kicker nennt fünf Fakten, an denen die Krise der Rheinländer abzulesen sind.

Einfach zu harmlos

Köln gab gegen Darmstadt insgesamt 19 Torschüsse ab und blieb dennoch torlos. Bei mindestens so vielen Versuchen war das diese Saison nur beim 0:4 gegen Dortmund der Fall – da waren es ebenfalls 19.

Nur in der Abstiegssaison 2001/02 hatte Köln zu diesem Zeitpunkt der Saison noch weniger Tore (18) als aktuell (23). Als die Geißböcke 2017/18 das bislang letzte Mal ins Unterhaus mussten, verzeichnete das Team des damaligen Trainers Stefan Ruthenbeck immerhin 29 Treffer nach dem 30. Spieltag.

Die Darmstadt-Serie reißt

Vorbei: Köln war vor dem vergangenen Wochenende in allen neun Duellen gegen Darmstadt unbesiegt. Nur Bayern hat zwei beeindruckendere Serien: Zehnmal blieb der Rekordmeister gegen Union Berlin und die Lilien ohne Niederlage. Nach zehn Duellen ohne Niederlage (fünf Siege, fünf Remis) mit Aufsteigern ging Köln nun erstmals wieder gegen einen Liga-Neuling als Verlierer vom Platz.

Schwach vor den eigenen Leuten

Der FC kassierte in der laufenden Spielzeit schon neun Heimniederlagen und stellte damit den Vereins-Negativrekord aus den Spielzeiten 2003/04, 2017/18 sowie 2020/21 ein. Ein schlechtes Vorzeichen: 2004 und 2018 stiegen die Kölner schließlich als Liga-Schlusslicht ab, 2021 retteten sie sich immerhin in die Relegation.

Köln geriet in den vergangenen neun Partien stets in Rückstand. Der bislang letzte Kölner Coach, der so etwas erlebte, war Uwe Rapolder, der 2005 nach zwölf Spielen mit jeweils einem Rückstand entlassen wurde. Umgekehrt lag Köln lag in dieser Saison nur 259 Minuten in Führung.

Darmstadt war vor dem Spiel gegen den FC in dieser Hinsicht das Schlusslicht der Liga, übergab mit nun 264 Minuten die Rote Laterne aber an die Rheinländer.

Jim Decker, Volker Schwerdtfeger

Millionenloch droht: Keller skizziert die Lage bei Kölner Abstieg

Nach dem 0:2 gegen Darmstadt steht der 1. FC Köln mit einem Bein in der 2. Liga. Sport-Geschäftsführer Christian Keller äußerte sich nun zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen für den Verein.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Glaubt an seinen Sanierungskurs: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

IMAGO/Beautiful Sports

Noch ist der Klassenverbleib in der Bundesliga für den 1. FC Köln theoretisch möglich. Doch der Abstand auf den Relegationsrang 16 oder gar Platz 15, der den FC direkt in der Liga halten würde, ist bereits beträchtlich. Das begriffen am Samstag auch die Fans, die nach dem 0:2 der Geißböcke gegen Schlusslicht Darmstadt 98 erstmals lautstark gegen Sport-Geschäftsführer Christian Keller wetterten.

So viel ist jedenfalls klar: Der erste Abstieg seit 2018 würde den Verein hart treffen. kicker-Recherchen zufolge würden die Einnahmen aus Sponsoring und TV-Geldern in der 2. Liga um circa 45 Millionen Euro zurückgehen. Zahlen, deren Größenordnung Keller nun im “Doppelpass” von Sport1 bestätigte: “Die 2. Liga ist mit einem erheblichen Umsatzeinbruch verbunden.”

Vorsichtiger Optimismus bei Keller

Allerdings, das betonte Keller auch, werde sich der Personalaufwand für den Profikader “deutlich reduzieren” – etwa durch Abgänge, oder auch nach dem Abstieg reduzierte Gehälter. Zudem hofft er, im Unterhaus eine “weitaus geringere Stadionpacht” an die Stadt Köln überweisen zu müssen. Bislang zahlt der 1. FC Köln für die Heimspiele im Rhein-Energie-Stadion rund zehn Millionen Euro im Jahr. Allerdings hatte die Stadt kicker-Informationen zufolge zuletzt über eine weitere Anhebung der Pacht nachgedacht. Der bisherige Vertrag endet in diesem Sommer und muss neu ausgehandelt werden.

Unwägbarkeiten, die Keller trotzdem vorsichtig optimistisch stimmen – jedenfalls, was das rein Finanzielle angeht. “Der 1. FC Köln wird auch in der 2. Liga in der Lage sein, sich aus eigener Kraft zu tragen und ein positives Ergebnis zu erzielen”, betonte der Geschäftsführer am Sonntag. Dafür machte er auch den Sparkurs der vergangenen Wochen verantwortlich: In einem Interview mit der Kölnischen Rundschau hatte Keller zuletzt noch betont, der Klub habe während der Corona-Zeit am Rande der Insolvenz gestanden. Nun sprach Keller von rund 80 Millionen Euro Schulden durch die Pandemie.

“Es ging um Existenzsicherung oder den sportlichen Invest. Aus unternehmerischer Sicht ist die Existenzsicherung besser, denn nur dann kann es auch eine sportliche Entwicklung geben”, begründete Keller sein Vorgehen. Das Kaderbudget habe er inzwischen um ein Drittel reduziert, was ein “klarer Auftrag” an ihn und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff gewesen sein. Damit rangiere der FC unter den letzten drei im Liga-Vergleich.

Doch die langfristigen wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs dürften deutlich weitreichender sein, als derzeit abzusehen ist. “Die entscheidende Frage ist, ob man mit dem massiv reduzierten Budget bessere Personalentscheidungen hätte treffen können”, sinnierte Keller. Der Blick auf die Tabelle könnte jedenfalls einen Hinweis darauf geben.

Reicht die Qualität oder nicht? Kellers Tanz um die Kaderfrage

Nach dem 0:2 gegen Darmstadt 98 ist der Klassenerhalt für den 1. FC Köln weit weg. Bei der Frage nach den Verantwortlichen rückt Sport-Geschäftsführer Christian Keller in den Fokus, der wiederum seine Spieler hart kritisiert.

Das liegt der Hase im Pfeffer: Kölns Sportdirektor Christian Keller tröstet nach dem 0:2 gegen Darmstadt Steffen Tigges, Timo Hübers und Jeff Chabot (von links).

Das liegt der Hase im Pfeffer: Kölns Sportdirektor Christian Keller tröstet nach dem 0:2 gegen Darmstadt Steffen Tigges, Timo Hübers und Jeff Chabot (von links).

picture alliance/dpa

Eines muss man Christian Keller lassen: Der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln versteckt sich nicht. Wo in der Krise so manch anderer Verantwortliche im Klub gerne auf Tauchstation geht, stellt sich Keller. So auch nach dem desolaten 0:2 gegen Darmstadt 98 am Samstagnachmittag: Nachdem die FC-Profis die Hoffnungen auf den Klassenerhalt mit ihrer Vorstellung im Rhein-Energie-Stadion fast komplett zunichte gemacht hatten, beantwortete Keller in der Mixed-Zone die Fragen der Journalisten.

Was da von ihm kam, ging über bloße Kritik hinaus. “Was wir qualitativ auf den Platz gebracht haben, hatte kein Bundesliga-Niveau”, wetterte Keller äußerlich gefasst und innerlich kochend. Lediglich die beiden Innenverteidiger Jeff Chabot und Timo Hübers hätten “relativ solide” gespielt, andere akzeptable Leistungen fielen ihm nicht ein. “Angst vor dem Verlieren anstatt Freude, dass wir spielen dürfen”, hatte Keller gesehen, auf den sich der größte Teil der Fan-Wut entlud. Im Raum stand zum wiederholten Mal in dieser Saison die Qualitäts-Frage: Reicht das Können dieses Kaders einfach nicht für den Klassenverbleib aus?

Kellers Fehleinschätzung wird offensichtlich

Die Tabelle ist sich da sicher: Jämmerliche 23 Tore bedeuten die schlechteste Offensive der Liga. Auch die nur 22 Punkte nach 30 Spieltagen lassen keinen anderen Schluss zu. Was schlicht und einfach auch bedeutet, dass Keller einen untauglichen Kader zusammengestellt hat. Das sieht der FC-Boss naturgemäß anders, doch auch seine Sicht auf die Dinge ändert sich Stück für Stück. Nach dem heftigen 1:5 gegen RB Leipzig vor fünf Wochen hatte Keller sein Team verbal bereits ähnlich hart angefasst, die Frage nach der Qualität aber entscheiden zurückgewiesen.

Nun gestand er vor dem Darmstadt-Spiel bereits im Interview mit der Kölnischen Rundschau: “Ich war jedoch der Meinung, dass es mindestens drei Mannschaften geben würde, die wir bis zum aktuellen Saisonzeitpunkt auf jeden Fall hinter uns lassen. Das war eine Fehleinschätzung von mir. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen.” Nach der Partie wehrte Keller nur noch halbherzig ab: Viele Spieler hätten “nicht das auf den Platz gebracht, was sie können.” Womit Keller in einigen Punkten sicherlich Recht hat. In vielen aber auch nicht.

Schultz gelingt der Umgang mit dem Druck nicht

Der Sportchef tanzt damit weiter um die zentrale Frage der Krise, die den FC so nah an die 2. Liga bringt wie letztmals beim Abstieg 2018: Taugt der Kader, oder taugt er nicht? Die Antwort auf diese Frage ist für Viele längst klar, doch Keller steckt in der Zwickmühle. Einerseits darf er über seinen Spielern noch nicht den Stab brechen. Denn theoretisch ist ja noch nichts verloren und im Sommer wird Keller viele der Protagonisten dieser Saison erneut brauchen: Die vom internationalen Sportgerichtshof bestätigte Transfersperre der FIFA gegen den FC unterbindet einen Umbruch im Sommer, der wohl bitter nötig wäre.

Andererseits sind die Defizite des Teams offensichtlich. Es fehlt ein tauglicher Angreifer, aus dem Mittelfeld kommen viel zu wenig Impulse nach vorne. Dass zu Beginn gegen die Lilien vor allem der 22 Jahre alte Jacob Christensen bei seinem zweiten Startelfeinsatz und der 20 Jahre alte Max Finkgräfe, der seine erste Profisaison bestreitet, vorneweg gingen, spricht Bände. Dem Team fehlt ein Kopf und dem zum Jahresbeginn installierten Trainer Timo Schultz gelingt es offenbar trotz aller Bemühungen nicht, den Druck vom Team zu nehmen und in Energie umzuwandeln.

Das Präsidium hält die Köpfe unten

Das alles sieht auch Keller, der sich aber mit dem Aussprechen des Offensichtlichen nur selbst beschädigen würde – und deswegen einen kommunikativen Eiertanz um die Thematik vollführt. “Generell würde ich sagen, dass es beim FC im Innenverhältnis sehr ruhig ist, sehr nach vorne gerichtet und auf die Sache bezogen”, sagte der 47-Jährige der Kölnischen Rundschau. Das dürfte sich nun aber ändern. Die Fans sehen Keller in der Verantwortung und auch das Präsidium um Werner Wolf. Das übrigens ganz anders als Keller die Köpfe lieber unten hält und die sich anbahnende Katastrophe aussitzt.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Denn das sportliche Malheur wird auch Auswirkungen auf den Rest des Vereins haben. “Im Sommer 2025 werden wir ligaunabhängig den Großteil der Verbindlichkeiten abgetragen haben. Dann ist der 1. FC Köln so gesund, wie seit ganz vielen Jahren nicht mehr”, prognostizierte Keller bei der Kölnischen Rundschau. Eine Rechnung, die angesichts der einbrechenden Einnahmen nach einem Abstieg ganz anders ausgehen könnte.

Auch das ist Keller bewusst. In der Mixed-Zone von Köln-Müngersdorf bereitete er sich gedanklich wohl schon auf herausfordernde Wochen vor: “Jetzt wird es noch unangenehmer.”

Jim Decker

Pfiffe und “Keller-raus-Rufe”: In Köln kippt die Stimmung

Das Duell mit dem Liga-Schlusslicht hätte keine größere Bedeutung für den 1. FC Köln haben können, doch am Ende verloren die Geißböcke mit 0:2. Das sorgte für einen Stimmungsumschwung. Die Fans nehmen Geschäftsführer Christian Keller ins Visier.

Fans des 1. FC Köln sagen den Profis im Innenraum des Rhein-Energie-Stadions ihre Meinung.

Fans des 1. FC Köln sagen den Profis im Innenraum des Rhein-Energie-Stadions ihre Meinung.

IMAGO/Beautiful Sports

Alle zwei Wochen pilgern 50.000 Fans zu den Heimspielen des 1. FC Köln. Kein Platz blieb im Rhein-Energie-Stadion in dieser Saison leer – und das, obwohl die Geißböcke eigentlich allen Grund dafür liefern. Der Tabellenvorletzte zeigt Woche für Woche fußballerische Magerkost, doch bislang erduldeten die Fans das mit beeindruckender Leidensfähigkeit.

Erstmals richten sich die Fans gegen Keller

Am Samstagnachmittag änderte sich das allerdings: Mit 0:2 gegen Darmstadt 98 verlor das Team von Trainer Timo Schultz und taumelt damit dem Abstieg in die 2. Liga entgegen. Ein schlimmer Auftritt, den die Menschen auf den Rängen mit Pfiffen beantworteten. Erstmals zur Pause, gefolgt von wütenden Rufen: “Wir wollen euch kämpfen sehen!”

“Die Fans haben uns lange gut unterstützt”, sagt Innenverteidiger Timo Hübers anerkennend, gibt aber zu: “Das haben wir nicht für uns nutzen können.” Schlimmer noch: Nach dem zweiten Gegentreffer begannen die Ultras bereits ihre Banner abzuhängen, nach dem Abpfiff schallen “Buh”-Rufe durch Köln-Müngersdorf. Einige Menschen klettern in den Innenraum und erteilen dann den Profis eine kurze Standpauke. Von der Südtribüne wird “Wir haben die Schnauze voll” gerufen, gefolgt von “Keller raus”.

Hübers kann den Unmut verstehen

Die Fans zielten damit erstmals auch in Richtung des Sport-Geschäftsführers Christian Keller, der für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich ist. Der gibt sich allerdings verständnisvoll. “Es war ein brutal wichtiges Spiel, und wir waren größtenteils nicht auf Bundesliganiveau”, kritisiert Keller. “Dann verstehe ich, dass hier jeder im Stadion sehr verärgert ist und da bin ich der Hauptverantwortliche. Deswegen ist es okay, wenn die Leute ihren Frust rauslassen.”

Die kommenden Kölner Aufgaben

Auch Hübers konnte den Unmut nachvollziehen: “Es ist nicht so, als wären wir super zufrieden in die Kurve gegangen. Für uns war es ein absoluter Scheißnachmittag.” Was die Fans den Profis mitgaben? “Dass sie nicht zufrieden sind, wir alles reinhauen sollen und sie uns jetzt erst mal nicht sehen wollen”, verriet Kapitän Florian Kainz. Das wird bis zum 4. Mai auch nicht der Fall sein. Dann empfängt der 1. FC Köln den SC Freiburg in Müngersdorf und die Atmosphäre könnte noch kühler werden, wenn der Abstieg auch rechnerisch feststehen sollte.

Köln droht beim Abstieg ein Millionen-Loch

Der 1. FC Köln kämpft am Samstag gegen Darmstadt ums sportliche Überleben. Ein Abstieg würde den Klub finanziell hart treffen.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

Auf ihn kommt viel Arbeit zu: Kölns Geschäftsführer Christian Keller wird nach einem möglichen Abstieg mit einem deutlich geringeren Etat arbeiten müssen als zuletzt.

picture alliance/dpa

Während der 1. FC Köln in der Bundesliga ums sportliche Überleben kämpft und am Samstag im Rhein-Energie-Stadion gegen Darmstadt 98 zwingend gewinnen muss, laufen beim Vorletzten parallel die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit. Sprechen möchte darüber lieber noch niemand – doch angesichts von Platz 17 in der Liga und bereits vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wäre es grob fahrlässig, nicht auch zweigleisig für die 2. Liga zu planen.

Durchaus möglich, dass die Geißböcke erstmals seit der Saison 2018/19 wieder im Unterhaus antreten müssen. Eine Abstufung, die nicht nur sportlich schmerzhaft wäre – sondern auch wirtschaftlich.

Bislang gab es rund 50 Millionen Euro

Zwar würden sich die Personalkosten für den Profikader spürbar reduzieren: Top-Verdiener wie etwa Torhüter Marvin Schwäbe oder Verteidiger Jeff Chabot werden nicht zu halten sein und Ablösen einbringen, außerdem dürften sich die Gehälter der meisten Profis entsprechend anpassen. Allerdings würden dem 1. FC Köln in der 2. Liga gleich in mehreren Bereichen die Einnahmen einbrechen.

Da wären vor allem die Erlöse aus den TV-Einnahmen: Wie viel jeder Bundesligist davon bekommt, ergibt sich aus mehreren Säulen. In der laufenden Saison bekam der Klub insgesamt rund 50 Millionen Euro. Den größten Einbruch würde der FC nach einem Abstieg wohl bei der Säule “Gleichverteilung national” hinnehmen müssen: Hier dürfte es nach kicker-Recherchen 18 Millionen Euro weniger geben, bei der “Leistung national” etwa sieben Millionen Euro. Durch die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa Conference League in der vergangenen Saison partizipierte Köln auch bei internationalen Töpfen, die nun um vier Millionen Euro schrumpfen.

Der Hauptsponsor zahlt in der 2. Liga weniger

Damit könnte sich allein durch die einbrechenden TV-Gelder ein Minus von circa 29 Millionen Euro ergeben. Dazu kommen Mindereinnahmen im Sponsoring. Nach kicker-Recherchen würde sich das Hauptsponsoring der “REWE”-Gruppe von aktuell 6,5 Millionen Euro pro Saison – die prämienbedingt ab Tabellenplatz 14 sogar auf sieben Millionen Euro anwachsen können – auf weniger als vier Millionen Euro reduzieren.

Allerdings würde im Fall des direkten Wiederaufstiegs eine mittlere, sechsstellige Summe als Prämie das Minus zumindest etwas abfedern. In Sachen Sponsoring und Hospitality rechnet man intern offenbar mit einem Rückgang von insgesamt zehn bis 15 Millionen Euro.

Pacht-Poker um die Stadionmiete

Im schlimmsten Fall müsste der Klub so mit rund 45 Millionen Euro weniger auskommen. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 erwirtschaftete die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA einen Jahresumsatz von insgesamt 172,2 Millionen Euro, davon blieben – auch wegen der Teilnahme an der Conference League und Transfererlösen – 12,4 Millionen Euro Gewinn hängen.

Die kommenden Kölner Aufgaben

Umso schlimmer könnten daher die Forderungen der Stadt Köln bei der Stadionmiete ins Konto schlagen. Bislang zahlt der FC – wichtigster Hauptmieter im Rhein-Energie-Stadion – rund zehn Millionen Euro pro Jahr an die Betreibergesellschaft Kölner Sportstätten. Im Sommer dieses Jahres endet der bisherige Pachtvertrag allerdings und muss neu verhandelt werden. Aufgrund gestiegener Energie- und Baukosten hätte die Stadt die Pacht wohl gern weiter erhöht – gut möglich, dass daher die geforderte Miete selbst nach einem Abstieg nicht signifikant sinken könnte.

Schwierige Zeiten womöglich für die Geschäftsführer Philipp Türoff (Finanzen) und Christian Keller (Sport), die den 1. FC Köln eigentlich finanziell sanieren wollen. Wobei die durch die FIFA und den CAS verhängte Transfersperre zumindest Keller das Sparen etwas leichter machen dürfte. Eine Situation, auf die alle Beteiligten aber wohl bestens verzichten können, die aber nur die Mannschaft noch abwenden kann. Der erste Schritt wäre ein klarer Sieg gegen Darmstadt.

Jim Decker