Höler-Ersatz muss “gegen den Ball Präsenz zeigen”

Lucas Höler gehört auch in dieser Saison zu den Konstanten beim SC Freiburg. Im Auswärtsspiel beim SV Darmstadt 98 (Sonntag, 15.30 Uhr) wird er erstmals in dieser Saison fehlen. Wer ihn ersetzen soll, ließ Trainer Christian Streich offen.

Fehlt erstmals in der Saison: Lucas Höler.

Fehlt erstmals in der Saison: Lucas Höler.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Bei der 1:4-Niederlage gegen Leipzig hat Höler seine fünfte Gelbe Karte gesehen, und kann dementsprechend beim Spiel seines Teams in Darmstadt nur zuschauen. Zuletzt stand der Stürmer dreimal in Folge in der Startelf, wie meistens in dieser Saison: In 23 Spielen hat er begonnen, fünfmal wurde er eingewechselt. Auf sieben Tore und drei Vorlagen kam der 29-Jährige dabei. Allerdings wird er beim Sport-Club nicht nur an seinen Scorerpunkten gemessen, er wird auch für seine Zweikampfhärte und Laufbereitschaft geschätzt.

Deswegen verwundert es auch nicht, dass Streich vor allem auf das Anforderungsprofil zu sprechen kommt, als es um den Ersatz für Höler in Darmstadt geht: “Torgefahr ist das eine, das Verteidigen gegen den Ball das andere.” Und in dieser Hinsicht hatte der SC-Coach nicht nur bei den Verteidigern und Mittelfeldspielern, sondern auch bei den Offensiven gegen RB einiges zu kritisieren. “Wir haben nicht sieben oder acht Spieler hintendrin, die alles wegverteidigen, im Moment schon gar nicht”, erklärte Streich, “und dann muss vorne Präsenz da sein, und die war nicht im nötigen Maß da gegen Leipzig.”

Deswegen wisse er noch nicht, “in welcher Konstellation wir spielen”. Es gehe auch um “die Mischung zwischen Größe, Athletik, Schnelligkeit und Zweikampf”. Beim 3:0-Sieg in Mönchengladbach habe sie gepasst, auch wenn sie personell mit Michael Gregoritsch zentral zwischen Lucas Höler und Merlin Röhl genau gleich besetzt war wie gegen Leipzig. Als Alternative kommen Roland Sallai und Vincenzo Grifo in Frage, der nach seiner Einwechslung gegen Leipzig als einziger getroffen hat, sowie Winter-Neuzugang Florent Muslija. Bei Sallai zögert der SC-Coach noch ein wenig mit einem Startelfmandat, weil der ungarische Nationalspieler gerade erst nach einer Muskelverletzung zurückgekehrt ist, und als “Sprintertyp” anfällig für eine weitere ist. Bei Röhl (Probleme mit der Bauchmuskulatur) ist noch unklar, ob er dabei sein kann.

Streich legt sich bei Doan fest

Festgelegt hat sich Streich bei Ritsu Doan. Der japanische Nationalspieler werde “auf dem Platz stehen”, sagte er und verband das mit dem ausdrücklichen Lob, dass der 25-Jährige Kritik angenommen habe. Schon vor seiner Abreise zur Asienmeisterschaft habe es ein Gespräch mit Doan gegeben, und seitdem zeige er “eine andere Präsenz, er hat sich verbessert und deswegen hat er auch immer gespielt”, erklärte der SC-Trainer. “Er hat eine ganz andere Körpersprache, dadurch ist auch offensiv wieder besser.” Das gelte auch für Sallai, fügte der SC-Coach hinzu.

Daniela Frahm

Freiburg will einen Vereinsrekord einstellen

Mit dem Spiel beim Tabellenletzten Darmstadt beginnt für den SC Freiburg der Schlussspurt im Kampf um eine erneute Qualifikation für den Europapokal. Die Freiburger hoffen dabei auch auf ihre jüngste Auswärtsstärke.

Michael Gregoritsch (Mitte) und Co. jubelten zuletzt zweimal in der Fremde.

Michael Gregoritsch (Mitte) und Co. jubelten zuletzt zweimal in der Fremde.

IMAGO/Team 2

Im Hinspiel gegen die Lilien mussten sich die Freiburger mit einem 1:1 begnügen. Nach einem Rückstand glich Lucas Höler noch vor der Pause zum Endstand aus. Nach einer zunächst abgewehrten Ecke leiteten die beim Standard mit aufgerückten Verteidiger Philipp Lienhart und Matthias Ginter das Tor ein, das Höler mit dem Knie erzielte. Alle drei Beteiligten werden im Rückspiel in Darmstadt fehlen: Höler ist gelb-gesperrt, Ginter wurde an der Achillessehne operiert und wird den Rest der Saison verpassen, bei Lienhart (Knieprobleme) ist noch offen, wann er wieder spielen kann. Solche Personalsorgen begleiten den Sport-Club bereits durch die gesamte Saison. Im Hinspiel gegen Darmstadt saßen gleich drei Spieler aus der U 23 auf der Bank.

Der Ausfall der Stamm-Innenverteidiger Ginter und Lienhart dürfte dazu beigetragen haben, dass die Freiburger die zweitschwächste Defensive der Rückrunde stellen. Mit 26 Gegentoren haben sie nur eins weniger kassiert als Darmstadt. Auch bei der Anzahl der Niederlagen in der Rückserie hat der Sport-Club mit sechs nur eine weniger auf dem Konto als der hessische Kontrahent.

Freiburger Auswärtsstärke

In fremden Stadien klappte es bei den Freiburgern zuletzt allerdings gut. Sie gewannen die jüngsten beiden Auswärtsspiele, zuerst mit 2:1 in Bochum, dann mit 3:0 in Gladbach. Und so verwiesen die Spieler nach dem 1:4 im Heimspiel gegen Leipzig auch auf diese Erfolgserlebnisse, als es um die Aussichten für die letzte Saisonphase ging. Sollten sie auch in Darmstadt gewinnen, würden sie einen Vereinsrekord einstellen, der erst in den ersten drei Auswärtsspielen der Vorsaison aufgestellt wurde: drei Auswärtssiege in Folge.

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Im Moment haben die Freiburger sechs Punkte Rückstand auf die sechstplatzierten Frankfurter, und sind als Neunter punktgleich mit den Augsburgern und den Hoffenheimern, die das bessere Torverhältnis haben. Im Vergleich mit den Konkurrenten, die allesamt noch gegen Champions-League-Aspiranten spielen müssen, hat der Sport-Club das vermeintlich leichteste Restprogramm im Kampf um eine erneute Teilnahme am Europapokal. Er spielt ausschließlich gegen Mannschaften, die derzeit in der unteren Tabellenhälfte stehen: Nach dem Auswärtsspiel in Darmstadt folgen zwei Heimspiele in Folge gegen Mainz und Wolfsburg, danach geht es nach Köln, und dann stehen gegen Heidenheim und bei Union Berlin die letzten beiden Partien mit Trainer Christian Streich an, der seinen Abschied zum Saisonende angekündigt hat.

Wer macht das 700. Pflichtspieltor unter Streich?

Bis dahin dürfte er – beziehungsweise seine Mannschaft – noch eine Marke knacken: Das nächste Freiburger Tor ist das 700. Pflichtspieltor unter Streich. Sollte es Vincenzo Grifo am Sonntag gelingen, der zuletzt als einziger gegen Leipzig traf, wäre es eine Premiere für den Italiener. Er hat gegen 15 der 18 aktuellen Bundesligavereine schon getroffen, nur gegen seinen eigenen Klub Freiburg sowie gegen die Aufsteiger Darmstadt und Heidenheim noch nicht.

Im Oberhaus hat er allerdings auch noch nicht gegen Heidenheim gespielt, gegen die Lilien immerhin schon zweimal. Insgesamt gab es überhaupt erst drei Duelle zwischen den beiden Teams in der Bundesliga, dafür schon 26 in der 2. Bundesliga. Keine andere Bundesligapaarung dieser Saison gab es im Unterhaus so oft wie Freiburg gegen Darmstadt.

Daniela Frahm

Verschossener Elfer: So denkt Grifo über Vertreter Höler

Den bisher wichtigsten Strafstoß seiner Karriere hat Lucas Höler 2023 verwandelt. Doch beim 1:4 gegen Leipzig vergab Freiburgs Stürmer vom Punkt und steht nun bei einer schwachen Quote in der Liga. So denkt Elfer-Spezialist Vincenzo Grifo über seinen Vertreter.

Macht seinem Vertreter Lucas Höler (#9) trotz Fehlschuss aus elf Metern keinen Vorwurf: Vincenzo Grifo.

Macht seinem Vertreter Lucas Höler (#9) trotz Fehlschuss aus elf Metern keinen Vorwurf: Vincenzo Grifo.

IMAGO/RHR-Foto

Grifo hat in dieser Saison eine 100-Prozent-Quote. Acht Versuche vom Punkt, acht Treffer, zwei in der Europa League, sechs in der Bundesliga. Doch am Samstag saß der Freiburger Topscorer noch auf der Bank, als Lucas Höler beim Stand von 0:2 den vom Mann des Tages, Lois Openda, verursachten Handelfmeter an die Unterkante der Latte zimmerte.

Ein Moment, ab dem das zu großen Teilen einseitig zugunsten der klar besseren Leipziger geführte Spiel womöglich einen anderen Verlauf hätte nehmen können. “Wenn du das 1:2 machst, muss nur noch einer durchrutschen oder vielleicht kippt dann das Momentum auf deine Seite. Aber war dann diesmal nichts”, sagte Grifo zu dieser Schlüsselszene, nahm aber gleichzeitig seinen Kumpel Höler in Schutz.

Grifo und Höler trainieren zusammen vom Punkt

Das komme nun mal vor und Höler sei keineswegs eine schwache Ausführung vorzuwerfen. “Der war sehr gut geschossen, paar Zentimeter weiter unten, dann ist er unhaltbar. Das ist immer das Risiko, wenn man einen Elfmeter zu präzise haben möchte, dann kann sowas mal passieren. Aber wenn sie oben sitzen, dann kommt kein Torwart dran und das ist ja das Ausschlaggebende”, meint Grifo, der selbst alle Grundformen vom Punkt – flach, hoch, Panenka – beherrscht und insgesamt schon 32 Strafstöße für den SC bei 35 Versuchen verwandelt hat. Eine herausragende Quote.

Ein paar Zentimeter weiter unten, dann ist er unhaltbar. Das ist immer das Risiko, wenn man einen Elfmeter zu präzise haben möchte.

Vincenzo Grifo über Lucas Hölers Fehlschuss

Er übt den Schuss aus elf Metern auch immer mal mit Höler zusammen und sagt versöhnlich: “Wie gesagt, alles gut. Luci hat schon in Heidenheim einen gemacht und im Pokal in München.” Und wie, ebenfalls hoch und mit Risiko. Beide Male schlug der Ball links, respektive halblinks unter der Latte ein.

Gegen Bayern blieb Höler cool vom Punkt

Während es in Heidenheim kurz vor Weihnachten 2023 trotz eines Höler-Doppelpacks eine 2:3-Niederlage setzte, hat sich der Stürmer durch seinen Treffer bei den Bayern in der Freiburger Vereinschronik als Held verewigt. Als Grifo schon ausgewechselt war, markierte Höler nervenstark in der Nachspielzeit vom Punkt den frenetisch umjubelten 2:1-Siegtreffer im DFB-Pokalviertelfinale und sorgte damit für den bisher einzigen Freiburger Pflichtspielsieg über den FCB in München überhaupt.

In der Bundesliga steht Höler durch den Fehlschuss vom Samstag nun aber bei einer schwachen 33-Prozent-Quote. Vor dem Treffer in Heidenheim, als Grifo komplett auf der Bank blieb, hatte Höler seinen ersten Versuch im September 2019 schwach ausgeführt und beim Stand von 1:1 in Düsseldorf dem Keeper in die Arme geschoben. Immerhin reichte es seinerzeit am Ende mit dem bald darauf eingewechselten Joker Grifo noch zu einem 2:1-Auswärtssieg.

Nach der Abfuhr gegen Leipzig am Samstag gab es zumindest weiteren Trost für Höler. “Es wäre auch mit getroffenem Elfmeter schwer geworden, weil wir ehrlich gesagt zu leichte Gegentore kassiert haben”, fand Maximillian Eggestein, der selbst kurz nach Hölers Fehlschuss bei einer guten Torchance mit seinem Abschluss an Peter Gulasci gescheitert war.

Carsten Schröter-Lorenz

Streich übt Selbstkritik: “Habe es einfach total falsch gemacht”

Deutlich mit 1:4 verlor der SC Freiburg gegen RB Leipzig das viertletzte Bundesliga-Heimspiel unter Christian Streich. Der scheidende Coach übte anschließend Kritik – und zwar vor allem an sich selbst.

Zeigte sich nach dem 1:4 gegen Leipzig äußerst selbstkritisch: Freiburgs Coach Christian Streich.

Zeigte sich nach dem 1:4 gegen Leipzig äußerst selbstkritisch: Freiburgs Coach Christian Streich.

IMAGO/Steinsiek.ch

“Es war ein sehr gebrauchter Tag für uns aufgrund der ersten Halbzeit”, meinte Jochen Saier nach der Partie bei Sky. “Wir hatten uns viel vorgenommen und nach 60 Sekunden wird alles gefühlt über den Haufen geworfen”, spielte der Vorstand Sport der Breisgauer auf den sehr frühen Gegentreffer von Lois Openda an. “In Summe haben wir zu viele Fehler gemacht. Und nach zwei, drei Gegentoren ist man gefühlt chancenlos. Es war letztlich eine Kombination aus unseren eigenen Fehlern und dass wir den Elfmeter nicht gemacht haben”, ergänzte er.

Streich gibt sich selbst die Schuld

Der am Saisonende in Freiburg scheidende Coach Christian Streich, der nach Spielende ungeachtet des 1:4 von den SCF-Fans mit Sprechchören gefeiert worden war, suchte die Schuld am Ergebnis bei sich. “Der Hauptteil dieser Niederlage in dieser Form liegt bei mir. Und dann haben wir es natürlich auf dem Platz schlecht verteidigt, sodass wir dann hoffnungslos in Rückstand geraten”, meinte der 58-Jährige.

Ich habe personell und taktisch – mit meinen Kollegen, aber ich bin verantwortlich – die vollständig falsche Herangehensweise gewählt.

Christian Streich

Konkret meinte Streich zu seinen Fehlern: “Ich habe personell und taktisch – mit meinen Kollegen, aber ich bin verantwortlich – die vollständig falsche Herangehensweise gewählt”, sagte der Coach. “In erster Linie sollte ich weniger die Spieler kritisieren. Ich habe es einfach total falsch gemacht.”

Saier: “Ein bisschen ein Schneckenrennen”

Lucas Höler, der den Handelfmeter zum möglichen 1:2 Ende der ersten Spielhälfte mit einem Schuss an die Unterkante der Querlatte liegen gelassen und sich obendrein in der Samstagspartie gegen die Sachsen seine fünfte Gelbe Karte der Saison eingehandelt hatte, drehte indes den Spieß um: “Es war ein gebrauchter Tag, das tut uns leid. Wir können uns nur entschuldigen bei den Fans – aber auch beim Trainerteam.”

Statt zu hadern oder sich übermäßig zu ärgern, lobte derweil Saier lieber die eigenen Fans für ihre Reaktionen nach der Niederlage und ihre Unterstützung für Streich – und blickte zudem ein wenig voraus auf die Schlussphase in der Bundesliga, in der der SCF noch immer ein wenig auf die Europa-League-Plätze schielt: “Es ist ein bisschen ein Schneckenrennen hinter den Champions-League-Plätzen. Aber wenn wir es schaffen, da dabeizubleiben, dann haben wir auch in diesem Jahr wieder etwas erreicht.”