Nach Joker-Comeback und Dämpfer: Fragezeichen bei Lienhart

Freiburgs über Wochen vermisster Stamm-Innenverteidiger Philipp Lienhart droht nach seinem jüngsten Comeback in der Liga erneut auszufallen. ÖFB-Kollege Michael Gregoritscht tankte derweil Selbstvertrauen. Spannend, wie es um die weiteren Nationalspieler und die im Test geschonten Profis steht.

Für die Partie in Gladbach fraglich: Philipp Lienhart.

Für die Partie in Gladbach fraglich: Philipp Lienhart.

DeFodi Images via Getty Images

Neun SC-Profis gingen zu Beginn der vergangenen Wochen auf Länderspielreise. Einer kehrte aber schon nach ein paar Tagen wieder zurück – unfreiwillig. Es war schon eine komische Gefühlsmischung für Philipp Lienhart. Einerseits freute sich der Innenverteidiger über sein Comeback als Joker beim 2:3 gegen Leverkusen, nachdem er seit Dezember gefehlt hatte und an der Leiste operiert wurde. Andererseits wirkte auch die Abschiedsankündigung von Christian Streich nach beim Österreicher, der schon seit 2017 beim SC spielt.

Im ÖFB-Camp sprach er über seine Verletzungspause, die EM, seine Perspektiven, sein Bedauern über Streichs Entschluss und auch schon ein wenig über Nachfolger Julian Schuster, der zum Zeitpunkt des Gesprächs bereits als Top-Kandidat galt.

Knieprobleme bremsen Lienhart aus

Drei Tage später war Lienharts Laune plötzlich im Keller. Aus heiterem Himmel sei laut ÖFB-Coach Ralf Rangnick das linke Knie des Freiburger Abwehrspielers angeschwollen. Heimreise nach Freiburg statt zwei Einsatzchancen gegen die Slowakei und die Türkei, um sich als ÖFB-Stammkraft des Jahres 2023 wieder zu zeigen und Rhythmus aufzunehmen.

Den wollte Lienhart auch beim SC so schnell wie möglich wieder finden, um die Abschiedssaison von Streich so erfolgreich wie möglich zu beenden und sich für die EM einzuspielen. Nach aktuellem Stand ist es fraglich, ab wann Lienhart wieder Fahrt aufnehmen kann, sein Einsatz am Samstag in Gladbach ist gefährdet.

Gregoritsch und Röhl mit Torerfolgen

ÖFB-Kollege Michael Gregoritsch hat hingegen allen Grund zur Freude. Beim 6:1-Kantersieg der Österreicher am Dienstag gegen die Türkei schnürte der SC-Stürmer einen Dreierpack. Auch Merlin Röhl traf am Dienstag – zum 2:0-Sieg der deutschen U 21 gegen Israel, bei dem Noah Atubolu im Tor stand.

An diesem Mittwoch waren Kiliann Sildillia, der zweimal für die französische U 21 im Einsatz war, und Ritsu Doan schon wieder in die SC-Abläufe eingebunden. Doan hatte mit Japan nur einmal in der WM-Qualifikation gegen Nordkorea gespielt (1:0), das für Dienstag geplante Rückspiel im totalitären Nordkorea war eine knappe Woche zuvor wegen “unvermeidbarer Umstände” abgesagt worden.

Zwei Siege gegen die Türkei und den Kosovo mit SC-Kollege Florent Muslija, der mit seinem Nationalteam zuvor mit 1:0 in Armenien gewonnen hat, feierten die ungarischen Nationalspieler Roland Sallai und Attila Szalai.

Die stets knifflige Frage fürs Vereinstrainer zum Ende der Länderspielphase: In welchem körperlichen Zustand befinden sich die Nationalspieler nach ihren Reisen? Beim SC ist es aktuell zudem spannend, wie es um die vorigen Donnerstag im Test gegen St. Gallen (4:1) geschonten Profis steht.

Streich schont einige Stammspieler im Test

In Person von Manuel Gulde, Matthias Ginter, Kenneth Schmidt, Nicolas Höfler, Noah Weißhaupt, Maximilian Philipp und Lucas Höler mussten gleich sieben Spieler nicht im Testspiel ran, die zuletzt überwiegend hohe Einsatzzeiten hatten.

Carsten Schröter-Lorenz

Gregoritsch: “Dass ich das erleben darf, ist ein Wahnsinn”

Selbst fünf Siege in Folge lassen das österreichische Nationalteam nicht in Euphorie verfallen. Das gilt auch für Michael Gregoritsch, der gegen die Türkei einen Triplepack beisteuerte.

Zwei Erfolgsgaranten für das Nationalteam: Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner.

Zwei Erfolgsgaranten für das Nationalteam: Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner.

GEPA pictures

Eine Einheit auf dem Platz zu sein – das wünscht sich wohl jeder Trainer von seiner Mannschaft, aber kaum ein Team verkörpert das aktuell so sehr wie die österreichische Nationalmannschaft. Die Elf von Ralf Rangnick feierte am Dienstag beim Test gegen die Türkei im Ernst-Happel-Stadion vor knapp 38.500 Zuschauern einen 6:1-Kantersieg. Trotzdem blieb man in den Reihen des ÖFB danach kritisch und stellte vor allem den Teamspirit in den Vordergrund.

“Das ist natürlich super für das Selbstvertrauen, für das Teamgefüge, für das generelle Gefühl, aber entscheidend ist es nur dann, wenn es bei der EM losgeht”, wollte Xaver Schlager, der den Sieg gegen die Türkei mit seinem Treffer in der zweiten Minute eingeleitet hatte, nichts überbewerten. “Wenn ich in zehn Jahren draufschaue, werde ich mich nur an die EM-Spiele erinnern und nicht an die Vorbereitungsspiele.”

In eine ähnliche Kerbe schlug Torschütze Christoph Baumgartner. “Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass wir als Mannschaft, als Staff, als Medien und als Fans alle am Boden bleiben. Wir alle wissen, wo wir herkommen. Dass wir uns vor keinem zu verstecken brauchen, steht aber auch außer Frage.”

Der 24-jährige Niederösterreicher kämpft bei seinem Arbeitgeber RB Leipzig aktuell um Einsatzzeit, schwankt zwischen Startelf und Kurzeinsätzen. Im ÖFB-Team ist er aber eine fixe Größe, steuerte in den vergangenen drei Spielen drei Tore und zwei Assists bei. “Ich glaube einfach, dass viel aus der Gemeinschaft und der Freude, die wir gemeinsam haben, kommt – egal ob es im Hotel, am Trainingsplatz oder jetzt beim Spiel ist. Das macht uns aktuell extrem stark.”

“Gregerl eins, Wöber zwei, Baumgartner drei”

Sein Tor gegen die Türkei hatte Seltenheitswert – zum Elfmeter trat Baumgartner zuletzt zweimal im Jahr 2019 für die U 21 an, beide Male konnte er nicht verwerten. “Das war für mich eigentlich so ein Thema, wo ich gesagt habe, ´Okay, ich muss jetzt nicht zwingend in meiner Karriere noch einen schießen´. Aber heute hat sich die Situation ergeben.” Auf die Frage, ob die Elfmeterschützen denn schon vor dem Spiel feststanden, antwortete der Angreifer grinsend: “Gregerl eins, Wöber zwei, Baumgartner drei – Baumgartner hat sich vor den Wöber geschlichen.”

Den ersten der beiden Elfmeter gegen die Türkei verwertete der Torschütze vom Dienst, Michael Gregoritsch – es war der bereits dritte Treffer an diesem Abend für den 29-Jährigen. “Auch wenn es oft nicht so gut dargestellt wird, aber im altehrwürdigen Happel einen Hattrick machen zu dürfen – dass ich das erleben darf, ist ein Wahnsinn”, freute sich der 51-fache Nationalspieler. Dass Gregoritsch beim zweiten Strafstoß trotz der Chance auf einen weiteren Treffer Baumgartner den Vortritt überließ, spricht für den Zusammenhalt im Team. “Ich bin ihm extrem dankbar, weil ich weiß, dass es nicht selbstverständlich für einen Stürmer ist, der die Chance auf das Vierte hat”, so Baumgartner.

Mehr zum Thema

Zum Schluss trug sich dann auch ein neuer Name in Österreichs Torschützenliste ein. Maximilian Entrup konnte in seinem zweiten Spiel für das Nationalteam seinen Debüttreffer feiern. Der 26-Jährige sprach danach von einem “Gänsehaut-Moment”. “Ich glaube, jeder österreichische Fußballer, der zu kicken beginnt, wünscht sich das irgendwann. Beim letzten Lehrgang hatte ich meinen ersten Einsatz, jetzt kommt das erste Tor dazu. Wenn das so weitergeht, schaut die Zukunft sehr rosig aus. Aber alles step by step”, blieb der Hartberg-Stürmer bescheiden.

Eine Bescheidenheit, die aktuell das ganze Team auszeichnet. Gregoritsch macht das vor allem an den Jungen fest. “Ich glaube, das ist einfach diese Generation. Die sind damit aufgewachsen, dass sie sich immer verbessern wollen. Von dem leben wir im Nationalteam gerade, dass eben diese talentierte Generation so aufgewachsen ist.”

Raphael Greiml

Freiburger Erlösung: Gregoritsch kann’s auch im Arbeitsanzug

Nach zuvor nur zwei Punkten aus sechs Ligaspielen ist der 2:1-Sieg in Bochum eine große Erlösung für den SC Freiburg. Christian Streichs riskante Maßnahme, drei Tage nach dem Europacup-Höhepunkt gegen West Ham seine Startelf auf nur einer Position zu ändern, zahlte sich auf besondere Weise aus.

Geht doch: Freiburgs Michael Gregoritsch köpft zum zwischenzeitlichen 2:0 in Bochum ein

Geht doch: Freiburgs Michael Gregoritsch köpft zum zwischenzeitlichen 2:0 in Bochum ein

picture alliance / SVEN SIMON

In den vergangenen Wochen hat Streich oft über die Ambivalenz der Teilnahme an der Europa League gesprochen. In erster Linie sei es wunderschön, dass sich der SC in diesem Wettbewerb mit Klubs aus anderen Ländern messen dürfe und noch dazu zum zweiten Mal ins Achtelfinale vorgedrungen sei. Auch er persönlich mache nichts lieber, als in Pflichtspielen gegen Teams wie Piräus, Lens oder West Ham United anzutreten.

Besonders natürlich dann, wenn es für Freiburg erfolgreich läuft. Wie am Donnerstag, beim 1:0 im Achtelfinal-Hinspiel gegen West Ham. Aber der Rhythmus Donnerstag-Sonntag in englischen Wochen sei für den SC eben auch wahlweise ein “Kraftakt” oder eine “große Herausforderung”.

Vor dem Spiel in Bochum brachte es Freiburgs Trainer im Gespräch mit DAZN nochmals auf den Punkt: “Die Kunst ist es, nach einem solchen Spiel am Donnerstag am Sonntag wieder die gleiche Intensität gegen einen ausgeruhten Bundesligisten zu zeigen. Das haben wir in den vergangenen Wochen nicht ganz so gut hingekriegt.” Nur zwei Zähler holte der SC aus den vergangenen sechs Ligaspielen.

“Chapeau, dass die Jungs so dagegengehalten haben.”

Christian Streich

Und auch in Bochum zeigte Streichs Team nicht die gleiche Intensität und die gleiche Qualität wie am Donnerstag gegen West Ham. Ein offensiv effizienter und defensiv stabil-konzentrierter Auftritt reichte jedoch für die ersehnten drei Punkte, die wieder Ruhe in den Freiburger Alltag einkehren lassen.

“Chapeau, dass die Jungs hier in Bochum so dagegengehalten haben”, lobte Streich. Die Erleichterung war ihm anzusehen, etwa als er nach Abpfiff viele innige Umarmungen an seine Mitstreiter auf der Bank und die Profis verteilte. Streich war sicher auch erleichtert, dass seine riskante Maßnahme aufging, seine Startelf trotz der Belastung vom Donnerstag nur auf einer Position zu verändern.

Gregoritsch: Zuletzt nur im Party-Outfit stark, in Bochum komplett überzeugend

Dabei erwies sich genau dieser eine Wechsel, im Angriff Michael Gregoritsch statt Lucas Höler starten zu lassen, als goldrichtig. Siegtor gegen Lens, Assist gegen die Bayern, Siegtor gegen West Ham – abgesehen von einem Treffer beim 3:3 gegen Frankfurt war Gregoritsch zuletzt als Sinnbild für das gesamte SC-Team fast nur an den hohen Feiertagen im Party-Outfit zur Hochform aufgelaufen.

Das allerdings jeweils als Einwechselspieler. Was wiederum damit zusammenhängt, dass er als Startspieler in Dortmund (0:3) eine ganz schwache Leistung, auch ohne Punch im Pressing, geboten hatte und auch in Augsburg (1:2) blass geblieben war. Diesmal rechtfertigte der österreichische Nationalspieler sein Startelfmandat. Ohne Flutlicht und festlicher Dekoration zeigte der 1,93-Meter-Mann im Arbeitsanzug Konsequenz in puncto defensiver Mitarbeit, Präsenz sowie sein sehr gutes Kopfballspiel bei der Vorlage zum 0:1 und seinem Treffer zum 0:2.

“Extrem viel Druck abgefallen”: Voll drin im Rennen um Platz sieben

“Es ist super für mich gelaufen”, sagte Gregoritsch im DAZN-Interview, freute sich aber vor allem fürs Team: “Es ist extrem viel Druck abgefallen. Wir haben auf der Bank extrem mitgefiebert, wir haben am Ende bisschen geschwommen. Das gehört aber mal dazu. Das Selbstvertrauen in der Bundesliga ist nicht allzu groß, die Fitness auch nicht immer bei über 100 Prozent. Wir sind sehr froh, dass wir das irgendwie über die Runde gebracht haben. So ein Sieg ist extrem wichtig für die Moral.”

Und die Tabelle. Der SC ist voll drin im Rennen um Platz sieben. Der würde bei einem Leverkusener Pokalsieg auch nächste Saison internationale Abendtermine bedeuten. In der womöglich dritten Europacup-Spielzeit in Serie dürfte sich dann auch der SC immer besser an den Wechsel zwischen Festtagskleidung und dem Alltagsoutfit im Donnerstag-Sonntag-Rhythmus gewöhnen.

Carsten Schröter-Lorenz

Kein Handelfmeter für West Ham: Zwei unterschiedliche Erklärungen

Mit bangen Minuten endete das Achtelfinalhinspiel des SC Freiburg gegen West Ham United, dann stand der knappe 1:0-Erfolg fest. Vorangegangen war ein langer VAR- und Video-Check eines Handspiels, das für einigen Gesprächsstoff sorgte.

Klärungsbedarf: West-Ham-Kapitän Kurt Zouma (re.) im Gespräch mit Referee Alejandro Hernandez (Mi.).

Klärungsbedarf: West-Ham-Kapitän Kurt Zouma (re.) im Gespräch mit Referee Alejandro Hernandez (Mi.).

IMAGO/Shutterstock

“Ich bin sehr stolz”, freute sich Christian Günter bei RTL+ nach der Partie. “Wir haben gegen den Ball hochkonzentriert gespielt und haben alles reingeworfen. Zum Glück hat es der Schiri heute mit uns gut gemeint”, so der Freiburger Kapitän weiter.

Worauf Günter anspielte, waren die letzten Minuten der Partie, in der die Spieler beider Lager nach einem VAR- und dann Video-Check von Referee Alejandro Hernandez lange auf die Entscheidung warten mussten, ob es mit dem Schlusspfiff noch einen Handelfmeter für die Gäste geben würde. “Wenn es solange geht, dann kann es nicht so klar sein”, meinte Siegtorschütze Michael Gregoritsch.

“Wenn man sich selbst anschießt, kann es kein Elfmeter sein”

West Hams Tomas Soucek hatte in der Szene Noah Weißhaupt, der ein wenig geschubst wurde und auch selbst mit dem Fuß am Ball gewesen war, an den hoch erhobenen Arm geschossen. Nach mehreren Minuten entschied sich Hernandez, der im Spiel hatte weiterlaufen lassen, dagegen, auf Elfmeter zu entscheiden. “Er hat es Kurt Zouma (Kapitän von West Ham United; Anm. d. Red.) so erklärt, dass, wenn man sich selbst anschießt, es kein Elfmeter sein kann”, erzählte Gregoritsch.

Christian Streich, der ein “sehr reifes, kontrolliertes, zweikampfstarkes Spiel” seines Teams gesehen hatte, fügte einen weiteren Grund an: “Foul am Noah, sagt der Vierte Offizielle. Durch das Foul wird er gestoßen – und dann kann es keinen Elfmeter geben.”

Gregoritsch erklärt seinen Treffer

Siegtorschütze Gregoritsch, für den der goldene Treffer des Mittwochabends bereits das fünfte Europa-League-Tor der laufenden Saison gewesen war, freute sich einmal mehr über die Teamleistung. “Es war von der ganzen Mannschaft ein sehr gutes Spiel. Wir waren super eingestellt. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, davor zweimal zu verlieren”, spielte er auf die beiden Niederlagen gegen West Ham in der Gruppenphase (1:2 zu Hause, 0:2 bei West Ham) an.

Über die Entstehung, eine Art Schuss-Pass von Roland Sallai, meinte der Österreicher: “Normalerweise muss man den auch dahin schießen, weil der Stürmer genau da stehen sollte. Da ärgere ich mich oft, wenn der Schuss dann hochgeht.”

Lob vom Kapitän für den Siegtorschützen

Lob erhielt der Edeljoker der Freiburger von seinem Kapitän. “Hut ab vor dem Michel! Er kommt immer wieder mit dem Willen rein, ein Tor zu machen, auch wenn er nicht von Anfang an beginnt. Das ist außergewöhnlich. Er ist sehr wichtig für die Mannschaft”, meinte Günter.

Noch allerdings haben die Breisgauer durch den Prestigeerfolg gegen die Engländer bestenfalls die halbe Miete für den Viertelfinaleinzug in der Tasche, denn am kommenden Donnerstag in London steigt um 18.45 Uhr das Rückspiel. Gregoritsch strahlt dennoch Zuversicht aus: “Das ist jetzt eine super Ausgangslage, wenn man 1:0 vorne ist. Natürlich muss man das dann erst einmal verteidigen, aber wir haben heute schon gezeigt, dass wir das können.”

Streich: “Da haben sie in Augsburg natürlich gejubelt”

Nach der Energieleistung in der Europa League am Donnerstagabend, gekrönt vom Einzug ins Achtelfinale, folgt für den SC Freiburg der nächste Kraftakt in der Bundesliga beim FC Augsburg am Sonntagabend, fürchtet Trainer Christian Streich.

Christian Streich befürchtet den nächsten Kraftakt. 

Christian Streich befürchtet den nächsten Kraftakt. 

Getty Images

Als Michael Gregoritsch in der letzten Minute der Nachspielzeit gegen RC Lens den dort schon möglichen Siegtreffer liegen ließ – obwohl er “den normal immer macht”, wie Streich über den Kopfball des Österreichers sagte -, da “haben sie in Augsburg natürlich gejubelt, weil es in die Verlängerung ging”, mutmaßte der SC-Coach. “In Augsburg wird’s brutal schwer, weil Augsburg uns auffressen will, die sind extrem körperlich und aggressiv, und können Fußball spielen”, fügte er hinzu. Wie seine Spieler geht aber auch er davon aus, dass das gedrehte Spiel gegen Lens mit dem 3:2-Sieg dem Team Kraft gibt.

Trotz Rückkehrer Ginter eine angespannte Personalsituation

“Das gibt uns auf jeden Fall Energie, solche positiven Erlebnisse, und in Augsburg müssen wir uns wieder voll reinhauen”, sagte Verteidiger Matthias Ginter, der gegen Lens in der Schlussphase der regulären Spielzeit eingewechselt wurde. Der 30-Jährige ist nach seiner Pause wegen einer Achillessehnenreizung früher zurückgekehrt als gedacht, und verbessert damit wieder die Personalsituation der Breisgauer. Von den Stammspielern fehlt nur noch Philipp Lienhart (Leisten-OP), außerdem wird wohl Yannik Keitel wieder ausfallen, der nach seinen Einsätzen als zentraler Mann in einer Dreierkette in Lens und beim 3:3 gegen Frankfurt Rücken- und Wadenprobleme bekommen hat.

Trotzdem müsse das Trainerteam bei der Aufstellung in Augsburg “basteln, basteln, basteln”, sagte Streich. Auf Siegtorschütze Gregoritsch und Noah Weißhaupt hatte er am Donnerstagabend bewusst in der Startelf verzichtet, weil er davon ausgegangen war, dass seine Mannschaft gegen die Franzosen viel laufen muss, und die beiden Offensiven bei so viel Aufwand nicht in so aussichtsreiche Positionen gekommen wären. Gleiches galt vermutlich für Vincenzo Grifo, der ebenfalls von der Bank kam. Die Variante mit Nicolas Höfler im Zentrum der Dreierkette, die der Sport-Club nach den Einwechslungen der Offensiven erstmals ausprobierte, könnte auch eine Option für kommende Spiele sein, weil er “ballsicher und taktisch sehr gut ist”, wie Streich erklärte. Höfler steht vor seinem 250. Bundesligaspiel für seinen Verein.

Kommt der Lieblingsgegner zur richtigen Zeit?

Das Augenmerk des SC wird auch in Augsburg zunächst auf einer stabilen Defensive liegen. “Man möchte nicht immer zurückliegen und zurückkommen müssen”, sagte Gregoritsch, “es ist auch wichtig, dass wir es hinkriegen, mal wieder in Führung zu gehen – immer geht so eine Aufholjagd nicht.” Außerdem habe die Mannschaft in der Bundesliga “zu lange nicht mehr gewonnen”. Freiburg ist seit vier Spieltagen sieglos, hat die jüngsten drei Auswärtsspiele verloren, und dabei jeweils drei Gegentore kassiert.

Vielleicht kommt für die Freiburger das Gastspiel am Sonntag beim FCA (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gerade zur richtigen Zeit, denn gegen Augsburg ist der Sport-Club seit zehn Partien unbesiegt. Nur gegen Nürnberg (zwölf Spiele von 2009 bis heute) gab es eine längere Serie ohne Niederlage. Und nur gegen den FCA holte Streich schon zwölf Siege in der Bundesliga (sechs Remis, vier Niederlagen). Ein besonderes Spiel ist die Partie für Gregoritsch, weil er in Augsburg die längste Station im Profibereich hatte, noch viele Freunde dort hat, und einen “sehr guten Abschied” hatte, wie er betonte.

Daniela Frahm

Streich: “Da haben sie in Augsburg natürlich gejubelt”

Nach der Energieleistung in der Europa League am Donnerstagabend, gekrönt vom Einzug ins Achtelfinale, folgt für den SC Freiburg der nächste Kraftakt in der Bundesliga beim FC Augsburg am Sonntagabend, fürchtet Trainer Christian Streich.

Christian Streich befürchtet den nächsten Kraftakt. 

Christian Streich befürchtet den nächsten Kraftakt. 

Getty Images

Als Michael Gregoritsch in der letzten Minute der Nachspielzeit gegen RC Lens den dort schon möglichen Siegtreffer liegen ließ – obwohl er “den normal immer macht”, wie Streich über den Kopfball des Österreichers sagte -, da “haben sie in Augsburg natürlich gejubelt, weil es in die Verlängerung ging”, mutmaßte der SC-Coach. “In Augsburg wird’s brutal schwer, weil Augsburg uns auffressen will, die sind extrem körperlich und aggressiv, und können Fußball spielen”, fügte er hinzu. Wie seine Spieler geht aber auch er davon aus, dass das gedrehte Spiel gegen Lens mit dem 3:2-Sieg dem Team Kraft gibt.

Trotz Rückkehrer Ginter eine angespannte Personalsituation

“Das gibt uns auf jeden Fall Energie, solche positiven Erlebnisse, und in Augsburg müssen wir uns wieder voll reinhauen”, sagte Verteidiger Matthias Ginter, der gegen Lens in der Schlussphase der regulären Spielzeit eingewechselt wurde. Der 30-Jährige ist nach seiner Pause wegen einer Achillessehnenreizung früher zurückgekehrt als gedacht, und verbessert damit wieder die Personalsituation der Breisgauer. Von den Stammspielern fehlt nur noch Philipp Lienhart (Leisten-OP), außerdem wird wohl Yannik Keitel wieder ausfallen, der nach seinen Einsätzen als zentraler Mann in einer Dreierkette in Lens und beim 3:3 gegen Frankfurt Rücken- und Wadenprobleme bekommen hat.

Trotzdem müsse das Trainerteam bei der Aufstellung in Augsburg “basteln, basteln, basteln”, sagte Streich. Auf Siegtorschütze Gregoritsch und Noah Weißhaupt hatte er am Donnerstagabend bewusst in der Startelf verzichtet, weil er davon ausgegangen war, dass seine Mannschaft gegen die Franzosen viel laufen muss, und die beiden Offensiven bei so viel Aufwand nicht in so aussichtsreiche Positionen gekommen wären. Gleiches galt vermutlich für Vincenzo Grifo, der ebenfalls von der Bank kam. Die Variante mit Nicolas Höfler im Zentrum der Dreierkette, die der Sport-Club nach den Einwechslungen der Offensiven erstmals ausprobierte, könnte auch eine Option für kommende Spiele sein, weil er “ballsicher und taktisch sehr gut ist”, wie Streich erklärte. Höfler steht vor seinem 250. Bundesligaspiel für seinen Verein.

Kommt der Lieblingsgegner zur richtigen Zeit?

Das Augenmerk des SC wird auch in Augsburg zunächst auf einer stabilen Defensive liegen. “Man möchte nicht immer zurückliegen und zurückkommen müssen”, sagte Gregoritsch, “es ist auch wichtig, dass wir es hinkriegen, mal wieder in Führung zu gehen – immer geht so eine Aufholjagd nicht.” Außerdem habe die Mannschaft in der Bundesliga “zu lange nicht mehr gewonnen”. Freiburg ist seit vier Spieltagen sieglos, hat die jüngsten drei Auswärtsspiele verloren, und dabei jeweils drei Gegentore kassiert.

Vielleicht kommt für die Freiburger das Gastspiel am Sonntag beim FCA (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gerade zur richtigen Zeit, denn gegen Augsburg ist der Sport-Club seit zehn Partien unbesiegt. Nur gegen Nürnberg (zwölf Spiele von 2009 bis heute) gab es eine längere Serie ohne Niederlage. Und nur gegen den FCA holte Streich schon zwölf Siege in der Bundesliga (sechs Remis, vier Niederlagen). Ein besonderes Spiel ist die Partie für Gregoritsch, weil er in Augsburg die längste Station im Profibereich hatte, noch viele Freunde dort hat, und einen “sehr guten Abschied” hatte, wie er betonte.

Daniela Frahm

Freiburg beeindruckt mit psychischer Stärke: Streich zieht den Hut

Im zweiten Jahr nacheinander steht der SC Freiburg im Achtelfinale der Europa League. Die Aufholjagd gegen den RC Lens und die Stimmung im Stadion waren eine Klasse für sich.

Freiburg-Coach Christian Streich gab sich von der Moral seiner Mannschaft beeindruckt.

Freiburg-Coach Christian Streich gab sich von der Moral seiner Mannschaft beeindruckt.

IMAGO/Steinsiek.ch

Das Karma hat zurückgeschlagen und für Gerechtigkeit gesorgt. Das provozierende Zeitspiel, mit dem die Akteure des RC Lens die Uhr in der zweiten Halbzeit runterlaufen lassen wollten, ging weit über die Grenzen dessen hinaus, was im Fußball für üblich hingenommen wird. Der slowenische Schiedsrichter ließ es durchgehen, der SC Freiburg bestrafte es auf seine Art – mit dem Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit und dem Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung.

Es war bei weitem nicht die einzige Hürde, die der Sport-Club am Donnerstagabend aus dem Weg räumen musste. Der Matchplan war nach zwei individuellen Fehlern hinfällig. Noah Atubolus schwache Faustabwehr und Manuel Guldes verlorener Zweikampf gegen Elye Wahi resultierten im 0:2. Als nach knapp einer Stunde Merlin Röhl von Lens-Verteidiger Abdukodir Khusanov ohne Aussicht auf den Ball im Strafraum aus dem Weg geräumt wurde und der fällige Elfmeterpfiff ausblieb, verabschiedeten sich wohl einige schon vom Achtelfinal-Traum.

Streichs Schachzüge verändern das Spiel

Nicht aber die Mannschaft.  Der Trainer war davon beeindruckt. “Die Jungs haben immer weiter gemacht und nicht gehadert. Auch Gregerl: Der Kopfball in der 95. Minute, den macht er normal immer. Dann hat er sich geschüttelt und macht in der Verlängerung das Tor. Das waren Momente, in denen sich die Mannschaft psychisch extrem stabil gezeigt hat”, erzählte Christian Streich. “Da musst du echt den Hut ziehen, Chapeau, was sie da veranstaltet haben – und zwar alle.”

Der 58-Jährige ergriff nach dem unglücklichen 0:2-Rückstand zur Pause die richtigen Maßnahmen. Speziell die Hereinnahme von Michael Gregoritsch veränderte das Spiel komplett. Doch auch der Schachzug, Nicolas Höfler ins Zentrum der Abwehrkette zu verschieben, ging voll auf. Der Routinier gab der Mannschaft mit seiner Ballsicherheit und Übersicht halt. Noah Weißhaupt machte fortan als Linksverteidiger Dampf nach vorne. “Wir haben nach der Pause enorm viel Druck auf den Flügeln bekommen. Das haben wir genau so gewollt”, erklärte Streich.

Zwei Spieler stachen aus dem starken Kollektiv heraus. Rolland Sallai verkörperte in jeder Ballaktion den puren Willen, das Spiel drehen zu wollen. Seine beiden Tore waren im Grunde identisch. Sallai stand jeweils goldrichtig, als Lens den Ball nicht aus dem Strafraum klären konnte und der plötzlich vor dem Ungar lag – kompromisslos und wuchtig prügelte der 26-Jährige das Spielgerät in die Maschen. Auch beim Siegtreffer in der Verlängerung war Sallai maßgeblich beteiligt, als er im Laufduell mit Massadio Haidara Gregoritsch den Weg frei machte.

Da stehst du gefühlt mit zwölf oder 13 Mann auf dem Feld. Da entsteht eine Wucht eine Power, das denkt man gar nicht vom kleinen Freiburg.

Michael Gregoritsch

Der österreichische Stoßstürmer blieb eiskalt und erzielte wie schon am Wochenende beim 3:3 gegen Frankfurt als Joker den letzten Treffer des Tages. Der 29-Jährige belohnte sich damit für seine unermüdliche Arbeit gegen die französische Defensive. “Das ist was, was für die Ewigkeit bleibt, ein Spiel, über das wir ewig erzählen werden. Das wir ein Teil davon sein dürfen, ist etwas Besonderes”, schwärmte Gregoritsch.

Stimmungstechnisch war diese Europapokalnacht vielleicht ein neuer Höhepunkt im Freiburger Stadion. Auch Gregoritsch war beeindruckt. “So etwas wie heute ist einzigartig. Da stehst du gefühlt mit zwölf oder 13 Mann auf dem Feld. Da entsteht eine Wucht, eine Power, das denkt man gar nicht vom kleinen Freiburg.” Einem langjährigen Radioreporter, der sagte, er würde davon leider nicht viel mitbekommen, weil er schließlich sein Headset tragen müsse, antwortete Gregoritsch lachend und kopfschüttelnd: “Selbst schuld.”

Letztes Jahr Juventus, jetzt Wiedersehen mit West Ham

Mindestens zwei weitere Auftritte haben sich die Breisgauer auf europäischem Parkett verdient. Im vergangenen Jahr war im Achtelfinale gegen Juventus Turin (0:1, 0:2)  Endstation. Diesmal gibt es ein Wiedersehen mit West Ham United, gegen das der SC schon in der Gruppenphase spielte. Im Hinspiel unterlag Freiburg zu Hause mit 1:2, in London dann mit 0:2. Schon vor der Auslosung gab Gregoritsch die Marschroute vor: “Ich spiele nicht Europa League, damit ich was erleben darf. Wir sind keine Touristen hier.” Zumal sie London ja alle schon kennen …

Moritz Kreilinger

Freiburg beeindruckt mit psychischer Stärke: Streich zieht den Hut

Im zweiten Jahr nacheinander steht der SC Freiburg im Achtelfinale der Europa League. Die Aufholjagd gegen den RC Lens und die Stimmung im Stadion waren eine Klasse für sich.

Freiburg-Coach Christian Streich gab sich von der Moral seiner Mannschaft beeindruckt.

Freiburg-Coach Christian Streich gab sich von der Moral seiner Mannschaft beeindruckt.

IMAGO/Steinsiek.ch

Das Karma hat zurückgeschlagen und für Gerechtigkeit gesorgt. Das provozierende Zeitspiel, mit dem die Akteure des RC Lens die Uhr in der zweiten Halbzeit runterlaufen lassen wollten, ging weit über die Grenzen dessen hinaus, was im Fußball für üblich hingenommen wird. Der slowenische Schiedsrichter ließ es durchgehen, der SC Freiburg bestrafte es auf seine Art – mit dem Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit und dem Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung.

Es war bei weitem nicht die einzige Hürde, die der Sport-Club am Donnerstagabend aus dem Weg räumen musste. Der Matchplan war nach zwei individuellen Fehlern hinfällig. Noah Atubolus schwache Faustabwehr und Manuel Guldes verlorener Zweikampf gegen Elye Wahi resultierten im 0:2. Als nach knapp einer Stunde Merlin Röhl von Lens-Verteidiger Abdukodir Khusanov ohne Aussicht auf den Ball im Strafraum aus dem Weg geräumt wurde und der fällige Elfmeterpfiff ausblieb, verabschiedeten sich wohl einige schon vom Achtelfinal-Traum.

Streichs Schachzüge verändern das Spiel

Nicht aber die Mannschaft.  Der Trainer war davon beeindruckt. “Die Jungs haben immer weiter gemacht und nicht gehadert. Auch Gregerl: Der Kopfball in der 95. Minute, den macht er normal immer. Dann hat er sich geschüttelt und macht in der Verlängerung das Tor. Das waren Momente, in denen sich die Mannschaft psychisch extrem stabil gezeigt hat”, erzählte Christian Streich. “Da musst du echt den Hut ziehen, Chapeau, was sie da veranstaltet haben – und zwar alle.”

Der 58-Jährige ergriff nach dem unglücklichen 0:2-Rückstand zur Pause die richtigen Maßnahmen. Speziell die Hereinnahme von Michael Gregoritsch veränderte das Spiel komplett. Doch auch der Schachzug, Nicolas Höfler ins Zentrum der Abwehrkette zu verschieben, ging voll auf. Der Routinier gab der Mannschaft mit seiner Ballsicherheit und Übersicht halt. Noah Weißhaupt machte fortan als Linksverteidiger Dampf nach vorne. “Wir haben nach der Pause enorm viel Druck auf den Flügeln bekommen. Das haben wir genau so gewollt”, erklärte Streich.

Zwei Spieler stachen aus dem starken Kollektiv heraus. Rolland Sallai verkörperte in jeder Ballaktion den puren Willen, das Spiel drehen zu wollen. Seine beiden Tore waren im Grunde identisch. Sallai stand jeweils goldrichtig, als Lens den Ball nicht aus dem Strafraum klären konnte und der plötzlich vor dem Ungar lag – kompromisslos und wuchtig prügelte der 26-Jährige das Spielgerät in die Maschen. Auch beim Siegtreffer in der Verlängerung war Sallai maßgeblich beteiligt, als er im Laufduell mit Massadio Haidara Gregoritsch den Weg frei machte.

Da stehst du gefühlt mit zwölf oder 13 Mann auf dem Feld. Da entsteht eine Wucht eine Power, das denkt man gar nicht vom kleinen Freiburg.

Michael Gregoritsch

Der österreichische Stoßstürmer blieb eiskalt und erzielte wie schon am Wochenende beim 3:3 gegen Frankfurt als Joker den letzten Treffer des Tages. Der 29-Jährige belohnte sich damit für seine unermüdliche Arbeit gegen die französische Defensive. “Das ist was, was für die Ewigkeit bleibt, ein Spiel, über das wir ewig erzählen werden. Das wir ein Teil davon sein dürfen, ist etwas Besonderes”, schwärmte Gregoritsch.

Stimmungstechnisch war diese Europapokalnacht vielleicht ein neuer Höhepunkt im Freiburger Stadion. Auch Gregoritsch war beeindruckt. “So etwas wie heute ist einzigartig. Da stehst du gefühlt mit zwölf oder 13 Mann auf dem Feld. Da entsteht eine Wucht, eine Power, das denkt man gar nicht vom kleinen Freiburg.” Einem langjährigen Radioreporter, der sagte, er würde davon leider nicht viel mitbekommen, weil er schließlich sein Headset tragen müsse, antwortete Gregoritsch lachend und kopfschüttelnd: “Selbst schuld.”

Letztes Jahr Juventus, jetzt Wiedersehen mit West Ham

Mindestens zwei weitere Auftritte haben sich die Breisgauer auf europäischem Parkett verdient. Im vergangenen Jahr war im Achtelfinale gegen Juventus Turin (0:1, 0:2)  Endstation. Diesmal gibt es ein Wiedersehen mit West Ham United, gegen das der SC schon in der Gruppenphase spielte. Im Hinspiel unterlag Freiburg zu Hause mit 1:2, in London dann mit 0:2. Schon vor der Auslosung gab Gregoritsch die Marschroute vor: “Ich spiele nicht Europa League, damit ich was erleben darf. Wir sind keine Touristen hier.” Zumal sie London ja alle schon kennen …

Moritz Kreilinger

Gregoritsch: “Da waren über 1.000 Bundesliga-Spiele auf der Bank”

Einen besonderen Europapokalabend erlebte der SC Freiburg am Donnerstag beim 3:2-Erfolg nach Verlängerung gegen Lens. Vor allem ein Protagonist zeigte sich erleichtert.

Im Regen von Freiburg: Michael Gregoritsch erzielt gegen Lens den Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung.

Im Regen von Freiburg: Michael Gregoritsch erzielt gegen Lens den Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung.

IMAGO/PanoramiC

“Unfassbar, wie oft darf man sowas erleben? Das ist ein Spiel für die Ewigkeit”, schwärmte Michael Gregoritsch bei RTL plus nach dem Comeback-Sieg gegen die Franzosen. Dabei hatte es in der Pause in Sachen Gefühlslage bei den Breisgauern angesichts des Zwischenstands von 0:2 noch ganz anders ausgesehen. “Wir kriegen keinen Fluss in unser Spiel, wir können sie nicht unter Druck setzen. Das ist ein Problem”, haderte Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach nach der ersten Hälfte. 

Der zuletzt angeschlagene Matthias Ginter, der erst Ende der zweiten Hälfte ins Spiel gekommen war, aber vor lauter Jubeln “fast keine Stimme” mehr hatte, analysierte ähnlich. So habe man vor der Pause “nicht ganz das auf den Platz bekommen, was wir besprochen haben”. Mit dem Treffer zum 1:2 aus Sicht der Breisgauer von Roland Sallai sei es dann aber ein Spiel auf ein Tor geworden. “Es war eine fantastische zweite Hälfte. Wir sind verdient weitergekommen”, befand der Abwehrspieler.  

Erst Fehlschuss, dann “riesen Erleichterung”

Tatsächlich entwickelten die Freiburger in der Folge großen Druck. Allein Gregoritsch hätte die Partie schon in der regulären Spielzeit drehen und damit entscheiden können. “Ich hätte uns die Verlängerung ersparen können”, meinte der Österreicher selbst und spielte insbesondere auf eine Szene kurz vor Abpfiff der regulären Spielzeit (90.+5) an, als er den Ball aus guter Position knapp am Tor vorbeisetzte. “Da wollte ich fester köpfen, aber dann geht er weg”, erklärte der 29-Jährige. 

Sie wissen gar nicht, was für einen Puls man hat, wenn man sich den Ball dann am Torwart vorbeilegt.

Michael Gregoritsch über sein Siegtor gegen Lens

In der angesprochenen Verlängerung blieb Gregoritsch dann bei seinem in der Entstehung durchaus kuriosem Treffer eiskalt. Das Tor selbst erklärte er so: “Das ist einfach so ein Ablauf, dass einer von uns hochgeht und einer hintendran geht. Das ist, glaube ich, in der gesamten Bundesliga so. Ich gehe nach, sehe, der Torwart rutscht weg, der Verteidiger rutscht weg. Irgendwie bleibt der Ball dann vor mir liegen. Sie wissen gar nicht, was für einen Puls man hat, wenn man sich den Ball dann am Torwart vorbeilegt. Dann hat man so eine Millisekunde Zeit, da denkt man sich dann so: Lecko mio, wenn der jetzt vorbeigeht. Da habe noch kurz gedacht, hoffentlich ist kein Verteidiger da, einfach nur das Tor treffen. Und dann ist es eine riesen Erleichterung.”

Gregoritsch schwärmt von Einheit des Teams

Nach zuletzt schwierigen Wochen für ihn im Jahr 2024 erzielte Gregoritsch damit – wie schon beim 3:3 gegen Frankfurt am Wochenende – als Joker erneut einen späten und entscheidenden Treffer. Geradezu schwärmerisch äußerte er sich über den Charakter seiner Mannschaft. Diese mache “das, was immer wieder betont wird” aus – nämlich eine Einheit zu sein. “Ich meine, schauen Sie mal an: Wir haben auf der Bank auch ein bisschen darüber gelacht, denn da saßen über 1.000 Bundesliga-Spiele. Das zeigt einfach, was wir für einen riesen Kader haben, dass das einfach normal hingenommen wird.”

Die große Qualität in der Breite empfindet Gregoritsch als etwas keineswegs Alltägliches: “Da kommen Spieler rein, die haben letztes Jahr noch 3. Liga gespielt. Und jetzt kommen sie in ein K.-o.-Spiel in der Europa League rein. Das ist so etwas Besonderes, das gibt es nur ganz selten, und wir können Teil von diesem Verein sein. Das ist einfach unfassbar.”