Personalnot im Zentrum: Welche Optionen hat Streich?

Personalnot im Zentrum: Welche Optionen hat Streich?

Die Sperren von Kilian Sildillia und Nicolas Höfler zwingen den SC Freiburg mal wieder zum Improvisieren. Ganz so problematisch, wie es Christian Streich darstellt, ist die Lage aber gar nicht.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

Muss sein Personal umstellen: SCF-Coach Christian Streich.

IMAGO/Steinsiek.ch

Die Enttäuschung stand Christian Streich am Samstagnachmittag ins Gesicht geschrieben. Den höchst unglückliche Spielverlauf beim 1:2 gegen den VfL Wolfsburg musste der Freiburger Coach erst noch verarbeiten. Auch der Blick nach vorne auf das anstehende Spiel beim 1. FC Köln am Samstag (18:30 Uhr) diente nicht als Stimmungsaufheller. Der Grund: Streichs Puzzlespiele in der Startelf gehen in die nächste Runde.

Kiliann Sildillia hat vom DFB für seine Rote Karte eine Sperre von drei Spielen aufgebrummt bekommen, die Saison ist für den 21-jährigen Franzosen also beendet. Damit summiert sich die Liste der nicht zur Verfügung stehenden Innenverteidiger auf einen gesamten Spieltagskader: Matthias Ginter (Achillessehnen-OP), Philipp Lienhart (Knieprobleme) und Kenneth Schmidt (Bauchmuskel-OP) sind bereits zum Zuschauen verdammt. Immerhin kehrt Lukas Kübler nach abgesessener Gelbsperre zurück.

Wir haben keine Sechser mehr.

Christian Streich

Im Mittelfeldzentrum ist die Personaldecke noch etwas dünner. Weil Nicolas Höfler am kommenden Samstag in Köln wegen seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird und Merlin Röhl (Muskelfaserriss) weiter keine Option, stellte Streich mit einem ernüchternden Unterton fest: “Wir haben keine Sechser mehr. Da spielen wir mit jemandem, der noch nie Sechser gespielt hat. Das gibt eine neue Erfahrung.”

Keitel wäre eine Option

So ganz stimmt diese Aussage ja nicht. Mit Yannik Keitel stünde ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler bereit. Streichs Aussage vermittelt jedoch, dass er den 24-Jährigen, der im Sommer zum VfB Stuttgart wechseln wird, weiter im Zentrum der Dreierkette einplant. Mitte Februar beim Europa-League-Spiel in Lens (0:0) musste Keitel mangels Alternativen erstmals in diese Rolle schlüpfen – und stellte sich gut an. Mit seiner guten Spieleröffnung und der Zweikampfstärke liegt ihm die Position, die sich von einer defensiven Sechs gar nicht groß unterscheidet.

Manuel Gulde und Kübler dürften an seiner Seite spielen. Hoffenheim-Leihgabe Attila Szalai sieht Streich scheinbar nicht als Option für die Startelf – sonst könnte Keitel ja nach vorne rücken. Der Ungar durfte in den vergangenen zehn Spielen nur einmal ran, für 15 Minuten. Diese magere Spielzeit trotz des durchweg bestehenden Engpasses in der Abwehr macht deutlich: diese Leihe hat allen drei Parteien nichts gebracht.

Höler hat schon Erfahrung im Mittelfeld

Eine Umstellung auf einer Viererkette ist unwahrscheinlich, da weder Keitel noch der eigentliche Rechtsverteidiger Kübler diese Rolle im Zentrum gewohnt sind. Also zurück ins Mittelfeld, wo ja weiter die Position neben Maximilian Eggestein zu besetzen ist. Zumindest einen Spieler hat Streich noch in Petto, für den die Sechs keine völlige Unbekannte ist: Lucas Höler.

Das zweikampfstarke Arbeitstier hat schon vereinzelt im Mittelfeldzentrum gespielt. In der Startelf zuletzt am 13. März 2021 beim 0:1 in Mainz. Die Formation damals, wie heute: ein 3-4-3. Ganz so ernüchtert muss Streich also nicht Richtung Köln schauen.

Und überhaupt: Das ständige Improvisieren, speziell in der Defensive, ist zur Konstante in seiner letzten Saison geworden. “Deswegen muss man das Ganze, wie wir dieses Jahr aufgetreten sind, sehr hoch anrechnen. Dass wir drei Spieltage vor Schluss noch voll mitmischen um Europa ist Stand jetzt wirklich sensationell”, kommentierte Christian Günter. Mit einem Sieg in Köln könnte Freiburg nicht nur einen großen Schritt Richtung Europa machen, sondern mit dann vier Auswärtssiegen in Serie auch einen neuen Vereinsrekord aufstellen.

Moritz Kreilinger