DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

Noch 44 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 42 EM-Kandidaten im Monat April aus.

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 42 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

Das Aus im Kampf um den Henkelpott musste dagegen Kai Havertz verkraften. In den beiden Viertelfinalpartien gegen München blieb er blass, in der Liga wird er dagegen zum Garanten für Arsenals Höhenflug. Vier Tore und drei Assists gelangen dem Mittelstürmer der Gunners in sechs Ligaspielen. Auch Marvin Ducksch und Deniz Undav trafen in den vergangenen Wochen wieder regelmäßig (jeweils drei Tore, ein Assist). Hoffenheims Maximilian Beier war im April zwar an 17 Torschüssen als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt, ein Scorerpunkt wollte ihm dabei aber nicht gelingen.

Christoph Huber

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Themenarchiv

Formcheck der deutschen EM-Kandidaten

zum Thema

  • Der kicker wertet seit Jahresbeginn die Leistungen der potenziellen EM-Fahrer Monat für Monat aus.
  • Im Januar umfasst die Liste 48 Profis, mittlerweile hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch 42 Kandidaten im Blick.

DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

Noch 44 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 42 EM-Kandidaten im Monat April aus.

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 42 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

Das Aus im Kampf um den Henkelpott musste dagegen Kai Havertz verkraften. In den beiden Viertelfinalpartien gegen München blieb er blass, in der Liga wird er dagegen zum Garanten für Arsenals Höhenflug. Vier Tore und drei Assists gelangen dem Mittelstürmer der Gunners in sechs Ligaspielen. Auch Marvin Ducksch und Deniz Undav trafen in den vergangenen Wochen wieder regelmäßig (jeweils drei Tore, ein Assist). Hoffenheims Maximilian Beier war im April zwar an 17 Torschüssen als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt, ein Scorerpunkt wollte ihm dabei aber nicht gelingen.

Christoph Huber

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Formcheck der deutschen EM-Kandidaten

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  • Der kicker wertet seit Jahresbeginn die Leistungen der potenziellen EM-Fahrer Monat für Monat aus.
  • Im Januar umfasst die Liste 48 Profis, mittlerweile hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch 42 Kandidaten im Blick.

Anton: Königsklasse im TV als Anschauungsunterricht

Die Hinspiele des FC Bayern und des BVB im Champions-League-Viertelfinale hat sich Waldemar Anton in der Vorwoche bereits angeschaut. Heute dürfte Teil 2 folgen. Anschauungsunterricht für Stuttgarts Abwehrchef, der mit dem VfB in der Liga sogar die Vizemeisterschaft ins Visier nimmt.

Will den FC Bayern von Platz zwei verdrängen: Waldemar Anton.

Will den FC Bayern von Platz zwei verdrängen: Waldemar Anton.

IMAGO/Jan Huebner

Er ist nicht der Erste, nicht der Einzige und wird schon gar nicht der Letzte bleiben, dem beim Ertönen der Champions-League-Hymne vor jedem Spiel der Königsklasse einen Schauder über den Rücken jagt. Auch in der Vorwoche, als sich Anton vor dem TV die Partien des deutschen Rekordmeisters in London gegen Arsenal (2:2) und Borussia Dortmund bei Atletico in Madrid (1:2) begeistert angeschaut hat.

“Ein Traum eines jeden Spielers”, nennt der 28-Jährige die Königsklasse. “In einem Wettbewerbsspiel der besten Mannschaften Europas dabei zu sein, ist ein sehr, sehr großes Ziel von vielen Spielern.” Das die Stuttgarter als Tabellendritter bei sieben Punkten Vorsprung auf die Verfolger Dortmund und Leipzig, die auch noch direkt aufeinandertreffen, greifbar nah vor der Nase haben.

Fußball auf höchstem Niveau werde geboten, wenn die Spitzen des europäischen Spitzenfußballs sich duellieren. “Unglaubliche Spiele, es geht hin und her. Jeder Fehler wird bestraft. Wie der Fußball auf so einem Niveau eben ist”, sagt Anton, der mit dem VfB in der kommenden Saison mitmischen will. Platz 3 würde dazu bereits berechtigen.

Doch Antons Ehrgeiz kennt keine Grenzen. Auch wenn der VfB-Kapitän sich und seinen Mitstreitern empfiehlt, “von Spiel zu Spiel zu schauen”. Ein bisschen mehr darf es gerne sein. “Wir wollen zwar erst mal da bleiben, wo wir stehen. Aber wenn mehr geht, nehmen wir natürlich mehr.” Was das Verdrängen des FC Bayern von Platz zwei erforderlich machen würde.

Gerade vor dem Hintergrund, dass man mit dem Rekordmeister noch eine Rechnung vom 0:3 in der Hinrunde offen hat, ein reizvoller Gedanke. Gegen keinen anderen Gegner war die Überraschungsmannschaft vom Neckar in dieser Spielzeit über 90 Minuten so chancenlos. Das zweite Duell am 32. Spieltag bietet die Chance zur Revanche und möglicherweise zum erhofften Überholvorgang. “Der zweite Platz ist natürlich ein Ziel”, so Anton. “Wenn die Möglichkeit besteht, wollen wir sie natürlich ergreifen.”

Zwar ist Vizemeister kein offizieller Titel. Und doch könnte das Erreichen des 2. Platzes zu einem führen: Sollte Meister Bayer Leverkusen obendrein Pokalsieger werden, dürfen die Stuttgarter um den DFL-Supercup spielen. Erstmals seit der bisher letzten Meisterschaft 2007 stünde dem Traditionsklub wieder eine Verewigung in der Liga-Historie in Aussicht.

George Moissidis

VfB: Karazors Heimkehr als Kapitän

Beim direkten Verfolger Dortmund muss der VfB Stuttgart fast auf seine komplette Innenverteidigung inklusive seines Kapitäns Waldemar Anton verzichten. Den Neu-Nationalspieler wird Atakan Karazor vertreten, der einst für die Borussia gespielt hat.

In Dortmund Stuttgarts Anführer: Atakan Karazor.

In Dortmund Stuttgarts Anführer: Atakan Karazor.

IMAGO/Avanti

Zwar waren es zwischen Sommer 2015 und Sommer 2017 letztlich “nur” 59 Partien (ein Tor) in der Regionalliga West für den BVB II, aber dennoch wird es eine spezielle Heimkehr für den Mittelfeldspieler. “Ata kommt nach Hause, zu dem Klub, für den er schon mal gespielt hat. Mit der Binde am Arm. Das ist schon etwas Besonderes”, meint auch Sebastian Hoeneß, der die Führungsrolle in der Mannschaft allerdings nicht alleine auf den Deutsch-Türken abgewälzt sehen will.

“Natürlich ist die Hoffnung und die Erwartung ein Stück weit da, dass er das tut”, so der Cheftrainer der Schwaben zu einem Anführer Karazor. “Aber nicht alleine. Das hat Waldi auch nie alleine gemacht. Auch wenn er die Binde am Arm hatte.”  Da mit dem Neu-Nationalspieler jetzt eine Führungsfigur fehlt, “müssen automatisch die Aufgaben verteilt werden. Das wird sich nicht nur auf Ata projizieren. Ganz sicher nicht. Das wäre auch nicht gut und nicht richtig”. Wer für den 41-Jährigen für die Vorreiterrolle im Signal-Iduna-Park prädestiniert ist, macht er auch gleich deutlich: “Spieler, wie Serhou Gutrassy, Deniz Undav, Alexander Nübel oder Angelo Stiller kann man dazuzählen. Wir haben ein paar, die jetzt noch ein bisschen mehr in die Bresche springen müssen, um die Dinge auszugleichen.”

Stenzels Mittelhand gebrochen: Einsatz dennoch wahrscheinlich

Neben den vielen Ausfällen in der Innenverteidigung mit Dan-Axel Zagadou (Kreuzbandriss), Anthony Rouault (Kieferbruch) und Anton, der jüngst beim 3:3 gegen Heidenheim die 5. Gelbe Karte gesehen hat, vermeldete Hoeneß heute zwei weitere Ausfälle: Roberto Massimo und Silas sind erkrankt. Dass Pascal Stenzel sich am vergangenen Wochenende einen Mittelhandbruch zugezogen hat, sei dagegen ärgerlich, aber nicht dramatisch. “Er hat trotzdem trainiert mit einer Schiene. Das ist auch soweit ganz gut. Wir sind ganz optimistisch, dass das funktioniert”, erklärt Hoeneß, der nach Krankheit heute zumindest Ersatzkeeper Fabian Bredlow im Training begrüßen konnte.

In den zwei Tagen bis zum Spiel in Dortmund muss sich der Chefcoach etwas einfallen lassen, um die Lücken in der stark ausgedünnten Abwehr zu füllen. “So richtig viele Optionen gibt’s ja nicht, trotzdem haben wir noch ein paar”, sagt Hoeneß, der sich nicht in die Karten blicken lässt. “Wir machen uns natürlich Gedanken: über das Personal, die Taktik, da geht’s natürlich darum, ob Dreierkette oder Viererkette. Wir haben Spieler, die auf der Position spielen können und das auch schon getan haben. Und wir haben andere Spieler, die auf der Position noch nicht so oft gespielt haben und jetzt möglicherweise aushelfen können. Ich möchte jetzt aber noch nicht zu viel verraten.”

So richtig viele Optionen gibt’s ja nicht, trotzdem haben wir noch ein paar.

Sebastian Hoeneß

Nicht allein aus Gründen der Geheimhaltung. “Es ist noch nichts final entschieden”, so der Trainer, der erst heute konkreter die taktischen Möglichkeiten in die Trainingsarbeit einfließen ließ. “Wir haben heute ein bisschen begonnen, uns Dinge anzuschauen. Morgen haben wir noch mal Training, da werden wir sicher noch mal schauen, wie wir es anstellen werden.” Vieles spricht für eine Dreierkette und die Installierung von Karazor im Abwehrzentrum. Unterstützt von Hiroki Ito und einem von rechts einrückenden Josha Vagnoman. Allerdings wäre auch Leonidas Stergiou eine Option für einen der beiden Alternativverteidiger. “Egal wer auf dem Platz steht, egal mit welcher Grundformation wir spielen: Wir freuen uns auf das Spiel”, sagt Hoeneß, der an die eigenen Stärken appelliert und glaubt.

“Das ist ein Spiel mit Chancen für uns. Obwohl wir wissen, dass es wahrscheinlich sogar das schwerste Spiel aktuell ist, mit Leverkusen vielleicht. Die Dortmunder sind in einer richtig guten Verfassung”, so der Stuttgarter Übungsleiter. Der BVB, der zuletzt bei Rekordmeister FC Bayern mit 2:0 gewann, verfüge über einen “unfassbaren Kader in Tiefe und Breite. Deswegen ist der Respekt da. Trotzdem haben wir auch Selbstvertrauen genug, zu sagen: Wir fahren hin und geben unser Bestes, was möglicherweise dazu führen kann, dass wir ein gutes Ergebnis erzielen”.

Am elften Spieltag der Hinrunde und im DFB-Pokal-Achtelfinale konnten die Schwaben die Dortmunder vor heimischer Kulisse mit 2:1 und mit 2:0 besiegen. “Trotzdem kann man das jetzt nicht für dieses Spiel anführen. In Dortmund zu spielen, ist einfach anders. Damals waren sie zudem nicht in ihrer Topferfassung und sie haben in der Winterpause nochmal zwei unglaubliche Qualitätsspieler dazugeholt (Jadon Sancho und Ian Maatsen, Anm. d. Red.).”

Hoeneß fühlt: “Chancen größer als Risiken”

In der Bundesliga treffen die beiden Traditionsklubs zum 108. Mal aufeinander. Die Bilanz dieses Duells  ist mit jeweils 41 Siegen und 25 Unentschieden ausgeglichen. Entsprechend wolle man sich nicht verstecken, so Hoeneß, dessen persönliche Bilanz positiv ist. Er ist einzige Trainer, auf den BVB-Kollege  Edin Terzic in der Bundesliga schon dreimal traf und bei zwei Remis und einer Niederlage sieglos blieb. “Aus unserer Sicht sind die Chancen größer als die Risiken”, so Hoeneß. “Das ist zumindest das, was ich fühle. Und ich glaube auch das, was die Mannschaft fühlt.”

George Moissidis

DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

Führich und Co.: Ohne Fleiß kein Preis

Gestern noch in Frankfurt und im Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft, heute schon wieder im Training in Stuttgart: Chris Führich, Maximilian Mittelstädt, Waldemar Anton und Deniz Undav zeigen besonderen Fleiß.

Stuttgarter Nationalspieler: Maximilian Mittelstädt (li.) und Chris Führich.

Stuttgarter Nationalspieler: Maximilian Mittelstädt (li.) und Chris Führich.

IMAGO/Pressefoto Baumann

Es muss weit nach Mitternacht gewesen sein, als die vier Auswahlspieler von der Nationalmannschaft und dem Testländerspiel gegen die Niederlande (2:1) wieder zuhause in Stuttgart angekommen waren.  Dennoch ließen es sich Chris Führich und Co. nicht nehmen, heute Vormittag zur Mannschaft zu stoßen. Es liegen entscheidende Wochen vor dem Traditionsklub von 1893. Ohne Fleiß gibt es womöglich keinen Preis. Und dieser hat einen besonderen Reiz.

Während die anderen drei im Kraftraum und individuell eine leichte regenerative Einheit absolvierten, ließ sich Führich obendrein auf dem Platz sehen und drehte ein paar kleine Runden vor den rund 1000 Fans, die zur zweiten Einheit der Woche gekommen waren. Wie auch der gestern vorzeitig von der japanischen Auswahl zurückgekehrte Hiroki Ito und der nach seinem Kieferbruch an seinem Comeback arbeitende Anthony Rouault.

Fabian Wohlgemuth ist angetan vom Engagement und dem Ehrgeiz seiner Spieler. “Trotz der ganzen Belastungen lassen sie nicht abreißen. Das ist aller Ehren wert”, sagt der Stuttgarter Sportdirektor mit Blick auf die verbleibenden Wochen bis zum Saisonende, das die Schwaben mit einem internationalen Startplatz, nach Möglichkeit sogar in der Champions League, veredeln wollen und können. Am Ostersonntag geht es in die entscheidende Phase dieser bisher so glanzvollen Spielzeit mit der Partie gegen den 1. FC Heidenheim, der dem Traditionsklub in der Hinrunde eine bittere 0:2-Niederlage zugefügt hat.

Bis dahin sollen auch Atakan Karazor und Enzo Millot wieder voll einsatzbereit sein. Der Deutsch-Türke, der in Zusammenarbeit mit Angelo Stiller auf der Doppelsechs seit Saisonbeginn für die nötige Stabilität im Stuttgarter Zentrum sorgt, meldete sich heute mit einer Erkältung in den Krankenstand ab. Der Franzose kehrte vorzeitig mit der gleichen Diagnose von der französischen U-23-Nationalmannschaft zurück und kuriert sich daheim aus.

George Moissidis