Gilewicz im Interview: “Schon ein Wahnsinn, was Ralf Rangnick mit den Spielern gemacht hat”

Zehnmal lief Radoslaw Gilewicz, der als aktiver Profi neun Jahre in Österreich verbrachte, für das polnische Nationalteam auf. Der ehemalige Angreifer bringt reichlich Erfahrung mit, um über das anstehende Duell der beiden Nationen bei der EURO 2024 Auskunft zu geben. Im ersten Teil des kicker-Interviews spricht er über die aktuelle Leistungsfähigkeit der Österreicher, auf wen die ÖFB-Elf gegen Polen besonders achtgeben muss und was ihm am Spielstil unter Ralf Rangnick imponiert.

Von Jänner 1999 bis Sommer 2007 ging Radoslaw Gilewicz für den FC Tirol, die Wiener Austria und den FC Pasching in Österreich auf Torjagd und machte sich mit 98 Toren in 241 Bundesligaspielen einen Namen. Insgesamt vier Meistertitel sowie zwei Cupsiege durfte der österreichische Torschützenkönig der Saison 2000/01 bejubeln, ehe der zehnfache Nationalspieler Polens in seine Heimat zurückkehrte.

EM – Gruppenphase – 2. Spieltag

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitete der heute 51-Jährige als Co-Trainer diverser Nachwuchsnationalmannschaften Polens und war von Juli 2018 bis Jänner 2021 als Sportkoordinator auch für das A-Nationalteam seines Heimatlandes mitverantwortlich. Dort erlebte er das letzte Aufeinandertreffen zwischen Polen und Österreich in der EM-Qualifikation vor knapp fünf Jahren hautnah mit und freut sich nun über das Wiedersehen bei der EM. Mit dem kicker hat er über das anstehende Duell, die Ausgangslage und die verteilten Rollen gesprochen.

Nach dem 6:1-Sieg gegen die Türkei haben Sie gemeint, dass Polen aus aktueller Sicht gegen Österreich chancenlos ist. Warum würden sie das ÖFB-Team aktuell so klar über das polnische stellen?

Weil die aktuelle Form natürlich für Österreich spricht. Wir haben aber immer noch gute Spieler in unseren Reihen mit Robert Lewandowski, Piotr Zielinski, Wojciech Szczesny im Tor, der alleine Spiele gewinnen kann und auch Przemyslaw Frankowski, der mit Kevin Danso bei Lens spielt, hat sich sehr gut entwickelt. Wir haben viel Qualität und deswegen sind wir für alle gefährlich. Wir haben vier, fünf sehr guter Spieler mit internationaler Klasse. Wenn die anderen noch dazukommen und wir eine gute Organisation haben, aggressiv sind, wenig zulassen und vorne die Tore schießen, können wir für jeden gefährlich sein. Als Fan hätte ich gesagt, ´wow die drei Mannschaften in unserer Gruppe sind überragend und über uns zu stellen. Aber es ist immer noch Fußball. Da sind 90 Minuten zu absolvieren und wir können hier auch unangenehm für Österreich sein. Auch gegen die Niederlande haben wir uns in der Vergangenheit gut verkauft. Aus österreichischer Sicht darf man Polen nicht unterschätzen, denn wir können uns teuer verkaufen.

Eine ähnliche Euphorie gab es bereits vor der EM 2016 in Frankreich und das ging damals ja wenig gut aus.

Genau. Die einzige Gefahr sehe ich wegen der Statistik. Denn im Moment ist Österreich in der Komfortzone und da muss man natürlich aufpassen. Ich kenne das selbst als Fußballer. Die Euphorie schwappt in Österreich sehr schnell über nach einigen Erfolgen und das kann gefährlich werden. Der 6:1-Sieg gegen die Türkei war zwar ein gutes Spiel, aber kein überragendes und die Euphorie ist dennoch da und alle sagen, das war ein leichtes Spiel. Ralf Rangnick weiß aber ganz genau, wie er mit der Mannschaft jetzt umgehen muss. Das heißt, vorsichtig und demütig bleiben, aber dennoch eine Lockerheit und viel Selbstvertrauen bewahren. Die Konzentration muss hochgehalten werden und man darf sich nicht auf den vergangenen Leistungen ausruhen. Da besteht eine kleine Gefahr, aber Ralf Rangnick ist erfahren genug, um das gut zu managen. Dann sollte nicht so etwas wie 2016 passieren, wo das Team ja ähnlich stark vor der EM performt hat.

Was imponiert Ihnen besonders am Spielstil der Österreicher?

Das Gegenpressing ist überragend und einfach perfekt. Das hat sich Österreich vorher nicht zugetraut und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie intensiv über 90 Minuten spielen kann. Jeder weiß, was er machen muss und ist von der ersten Minute – bei Österreich muss man ja sogar sagen von der ersten Sekunde an – für dieses Spiel bereit. Man hat es beim Testspiel gegen die Slowakei gesehen: Da hat es sieben Sekunden gedauert bis man ein Tor erzielt hat. Ab der ersten Sekunde sind alle dabei und halten das bis zum Schluss durch. Auch der breite Kader ist ein großer Vorteil. Da gibt es viele interessante Spieler wie z.B. Romano Schmid. Das sind alles gute Spieler, die auf hohem Niveau spielen können. Überragend ist auch die Geschichte mit Maximilian Entrup. Das ist das beste Beispiel, dass man aus unbekannten Spielern plötzlich internationale Spieler machen kann. Das zeigt auch, dass er keine Spieler unterschätzt, egal wo sie spielen. Er beobachtet nicht nur die ausländischen Ligen, sondern sieht sich auch in Österreich um. Das kann Ralf Rangnick, das ist seine Qualität und zeigt seine perfekte Einschätzung zum Spiel. Als Spieler arbeitest du entweder für ihn und passt zu diesem Konzept oder du bist nicht dabei.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Spieler seit dem Amtsantritt von Ralf Rangnick?

Die Spieler, die er jetzt betreut, haben großes Vertrauen in ihn und sein System. Auch wenn David Alaba nicht dabei ist, springt Maximilian Wöber oder Andreas Lienhart – wenn er topfit ist – ein. Kevin Danso ist nun der Abwehrchef und es ist nur die Frage, wer neben ihm spielt. Das paar Danso/Alaba war schon überragend. Doch obwohl der Mannschaft der absolute Topspieler fehlt, funktioniert sie trotzdem sehr gut. Denn meiner Meinung nach ist das Team der Star der Mannschaft. Man hat nicht nur ein, zwei Topspieler, sondern eine Menge. Da gibt es auch Christoph Baumgartner oder Michael Gregoritsch, das ist schon ein Wahnsinn, was Ralf Rangnick mit diesen Spielern gemacht hat. Auch Philipp Mwene ist für die linke Seite eine gute Option, nachdem man dort große Probleme hatte und auch Alaba manchmal ungewollt dort einspringen musste. Doch auch hier hat man nun eine sehr gute Lösung gefunden.

Beide Nationen leben von vielen Legionären in ihrem Kader. Welche Mannschaft würden Sie im direkten Spielervergleich stärker sehen?

Puh, das ist schwer einzuschätzen, weil sich im Fußball so viel innerhalb weniger Monate ändert. Das beste Beispiel ist Marcel Sabitzer. Er war vor einigen Monaten nicht so gut und jetzt ist er überragend. Da sieht man, dass er seine alte Form wieder findet und seine Qualität beweist. Wir haben aber auch sehr starke Profis. Robert Lewandowski erlebt zwar zurzeit eine schwierige Phase, aber er ist ein Mentalitätsmonster und ist immer noch ein sehr guter Spieler. Das darf man nicht vergessen. Es ist vielleicht auch sein letztes großes Turnier, wo er sich nochmal zeigen kann. Ich glaube nicht, dass er bei der WM 2026 – sollten wir die Qualifikation schaffen – noch dabei ist. Bei Szczesny ist es dasselbe. Wir haben auf jeden Fall im Tor im Vergleich zu Österreich einen Riesenvorteil. Ich habe großen Respekt vor Alexander Schlager und auch Patrick Pentz, aber die haben nicht dieselbe Qualität wie ein Wojciech Szczesny, der bei Juventus überragend ist und uns schon viele Spiele gewonnen hat. Der wird sich auch nochmal zum Abschied beweisen wollen und gemeinsam mit Kapitän Lewandowski die Mannschaft heiß machen.

Abgesehen von Kapitän Robert Lewandowski hat das polnische Team noch einige weitere starke Profis aufzubieten. Auf welche Spieler muss das österreichische Nationalteam besonders aufpassen? Wer könnte bei der EM hervorstechen?

Da fällt mir sofort Jakub Piotrowski ein, der als Sechser und Achter agiert. Er ist 26 Jahre und hat auch schon in Deutschland bei Fortuna Düsseldorf gespielt. Jetzt ist er bei Ludogorets in Bulgarien und hat schon elf Tore in dieser Saison geschossen. Aber das ist nicht entscheidend, sondern wie er in der Nationalmannschaft spielt. Dort spielt er überragend, er hat einen Riesenschuss und wird wahrscheinlich für mehr als zehn Millionen Euro im Sommer den Verein wechseln. Er hat sich in dieser Saison unglaublich entwickelt und ich glaube, dass er mit seiner Größe und seinem Potential zu einem Verein gehen wird, wo er den nächsten Schritt machen kann. Mit Jakob Kiwior von Arsenal, Jan Bednarek oder Matty Cash gibt es weitere Spieler, die sehr gut performen zurzeit, aber ich denke Piotrowski wird ein wirklich gutes Turnier spielen. Er ist gut in Form, ist gesund und ich glaube schon, dass er in der Zentrale die Österreicher vor Probleme stellen wird. Er ist robust, aggressiv, mental sehr stark und ein interessanter Spieler.

Gibt es Ihrer Meinung dann überhaupt einen Favoriten bei dieser Begegnung?

Auf dem Papier ist Österreich der Favorit, weil sie in der Qualifikation wesentlich besser performt haben als Polen. Da hatten wir unsere Probleme. Wir waren in einer schwachen Gruppe und sind Dritter geworden. Wir waren hinter Albanien und Tschechien, haben gegen Moldawien verloren und deswegen sehe ich da Probleme. Die Mannschaft steht aber langsam auf, da baut sich etwas auf mit dem neuen Coach, der vorher bei der U 21 war und keine Angst davor hat, bestimmte Entscheidungen zu treffen und eine gute Bindung zu den Starspielern hat. Ich bin kein Fan davon, jemanden nur anhand der Ergebnisse in eine Favoritenrolle zu schieben, denn es ist immer noch Fußball und da ist alles möglich. Österreich hat momentan die Nase vorne, aber es sind noch 90 Minuten zu spielen.

Als sie noch bei der Wiener Austria gespielt haben, stellten die Veilchen noch einige Nationalspieler. Heute findet sich kein einziger dort. Stimmt Sie diese Entwicklung traurig? 

Die Zeiten haben sich schon verändert, das ist klar. Meine Zeiten waren ein bisschen anders. Damals gab es nicht so viele Legionäre, die meisten Nationalspieler haben in heimischen Ligen gespielt und das ist der Unterschied. Wenn man sich anschaut, wie viele österreichische Spieler heute in Deutschland spielen, ist das ein Wahnsinn. Ich weiß über die finanziellen Probleme der Austria Bescheid und da gibt es momentan einfach nicht so die guten Spieler von internationaler Klasse. Wenn Ralf Rangnick aktuell kein Spieler von ihnen hineinpasst, dann glaube ich ihm das. Bei Rapid waren bis zu den Derby-Vorfällen auch immer wieder einige dabei. Das macht mich schon auch traurig, dass das bei der Austria nicht so ist. Aber ich vertraue Ralf Rangnick bei seiner Spielerauswahl, denn er weiß, was er macht.

Wie geht das Spiel zwischen den beiden Mannschaften aus?

Mein Herz ist gespalten. (lacht) Ich habe ja doch neun Jahre in Österreich gelebt. Kleiner Favorit in diesem Spiel ist Österreich, aber Polen hat – auch wenn sie nicht so gut gespielt haben – immer gute Ergebnisse gegen Österreich erzielt. Daher sage ich 1:1.

Im zweiten Teil des kicker-Interviews, welches in Kürze erscheint, spricht Radoslav Gilewicz über die Ausgangslage des polnischen Teams, das Missverständnis mit Fernando Santos und warum er seinem Heimatland beim Großturnier eine Überraschung zutraut.

Interview: Maximilian Augustin

DFB-Formcheck: Goretzkas starke Reaktion – Tahs traumhafte Tage

Noch 44 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 42 EM-Kandidaten im Monat April aus.

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

Derzeit gut drauf: Jonathan Tah, Leon Goretzka, Kai Havertz

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 42 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer überzeugt international – Zuletzt patzte ter Stegen

Überzeugend in der Champions League, solide in der Liga. So liest sich die April-Bilanz von Bayern-Keeper Manuel Neuer, der in der Bundesliga zwei Partien angeschlagen verpasste. Sein schärfster Konkurrent um den Platz im deutschen Tor schied im Viertelfinale der Champions League gegen PSG aus und kassierte in diesen beiden Spielen sechs Gegentreffer. In La Liga gab es zwar ausnahmslos Dreier für Barca, doch jüngst beim 4:2-Sieg gegen Valencia patzte ter Stegen vor dem zwischenzeitlichen 1:1 folgenschwer.

Tahs überragender April – Anton besticht weiterhin

Einen überragenden April hat Jonathan Tah hinter sich. Mit Leverkusen sicherte er sich die Deutsche Meisterschaft und schaffte mit seinem Team den Finaleinzug im DFB-Pokal sowie den Halbfinaleinzug in der Europa League. In drei seiner sieben Partien im zurückliegenden Monat erhielt er die Noten 2 oder besser; schlechter als mit einer 3 wurde er nie benotet. Im Top-Duell vom 31. Spieltag gegen den Stuttgart war jedoch ein anderer Innenverteidiger bester Akteur auf dem Platz: VfB-Kapitän Waldemar Anton unterstrich seine ebenfalls gute Form mit Zweikampfstärke und offensiven Akzenten.

Kimmich findet immer mehr Gefallen

Hinten rechts freundet sich Joshua Kimmich immer mehr mit seiner neuen (alten) Rolle an. In der Liga sammelte er einen Assist beim 2:0-Sieg gegen Köln, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erzielte er das goldene Tor gegen Arsenal, das den Halbfinaleinzug bescherte. Die hinten links konkurrierenden Maximilian Mittelstädt und David Raum spielten einen ordentlichen April, ohne die ganz großen Highlights zu setzen. Der Stuttgarter blieb offensiv komplett ohne Scorerpunkt, der Leipziger steuerte immerhin eine Torvorlage bei.

Goretzka zeigt starke Reaktion nach Ausbootung

Für die März-Länderspiele nicht nominiert, zeigte Leon Goretzka eine starke Reaktion. Einer schwachen Leistung zum Monatsauftakt in Heidenheim folgten durchweg überzeugende Leistungen im Trikot des Rekordmeisters. Besonders hervorzuheben dabei seine Leistung beim 2:2 in der Königsklasse in London sowie beim 5:1 in der Liga bei Union. In beiden Partien wurde er vom kicker zum Spieler des Spiels gekürt. Er überzeugte dabei nicht nur durch Offensivstärke, sondern auch durch Balleroberungen und Zweikampfstärke.

Musiala muss lange auf einen Scorerpunkt warten – Wirtz glänzt auch als Joker

Ein wenig auseinander driftete die Form der beiden Jungstars in der Offensive. Während Bayerns Jamal Musiala bis zum CL-Halbfinale gegen Real Madrid am letzten Tag des Aprils (ein Assist durch den herausgeholten Elfmeter) zuvor in fünf Pflichtspielen ohne Scorerpunkt geblieben war, war Leverkusens Florian Wirtz maßgeblich am positiven Abschneiden seines Teams beteiligt. Sechs Tore und zwei Vorlagen sind seine Bilanz – und das, obwohl er in drei Spielen nur von der Bank aus zum Zug kam. So auch beim geschichtsträchtigen 5:0 gegen Werder Bremen am 14. April, als er nach der Pause eingewechselt wurde und mit einem Hattrick Bayers erste Meisterschaft in die Schale eingravierte.

Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

Im März noch effizient auf dem Platz, befindet sich Karim Adeyemi aktuell auf der Suche nach seiner Form. Keine Torbeteiligung und zwei leistungsmäßige Totalausfälle in der Liga (jeweils Note 5,5) lassen die Hoffnung schwinden auf einen Kaderplatz bei der Europameisterschaft. Diesen dürfte Leroy Sané sicher haben, der im April ausschließlich in der Königsklasse auflief, in der Bundesliga dagegen angeschlagen keine einzige Minute absolvierte. Sein Hammer gegen Real Madrid zum wichtigen 1:1-Ausgleich war nicht nur aller Ehren wert, sondern auch sein erster Treffer seit dem 28. Oktober 2023.

Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

Das Aus im Kampf um den Henkelpott musste dagegen Kai Havertz verkraften. In den beiden Viertelfinalpartien gegen München blieb er blass, in der Liga wird er dagegen zum Garanten für Arsenals Höhenflug. Vier Tore und drei Assists gelangen dem Mittelstürmer der Gunners in sechs Ligaspielen. Auch Marvin Ducksch und Deniz Undav trafen in den vergangenen Wochen wieder regelmäßig (jeweils drei Tore, ein Assist). Hoffenheims Maximilian Beier war im April zwar an 17 Torschüssen als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt, ein Scorerpunkt wollte ihm dabei aber nicht gelingen.

Christoph Huber

Thema
Themenarchiv

Formcheck der deutschen EM-Kandidaten

zum Thema

  • Der kicker wertet seit Jahresbeginn die Leistungen der potenziellen EM-Fahrer Monat für Monat aus.
  • Im Januar umfasst die Liste 48 Profis, mittlerweile hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch 42 Kandidaten im Blick.

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imago images/Grafik: kicker

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Kimmich findet immer mehr Gefallen

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Adeyemis Hoffnungen schwinden – Sané spielt nur international und trifft mal wieder

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Havertz lässt die Gunners fliegen – Ducksch und Undav im Gleichschritt

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Belgien fährt definitiv ohne Courtois zur EM: “Zu dem Thema ist alles gesagt”

Während sich Real Madrid dieser Tage auf die Rückkehr von Stammkeeper Thibaut Courtois freut, kann der Belgier sicher für den Sommerurlaub planen. Nationaltrainer Domenico Tedesco plant bei der EM in Deutschland ohne den Torhüter, mit dem er sich vor einem Jahr verstritten hatte.

Das Tischtuch zwischen Thibaut Courtois (li.) und Domenico Tedesco ist zerschnitten.

Das Tischtuch zwischen Thibaut Courtois (li.) und Domenico Tedesco ist zerschnitten.

IMAGO/Panoramic International

Eskaliert ist die Situation zwischen Thibaut Courtois und Domenico Tedesco im vergangenen Juni. Bei Belgiens 1:1 gegen Österreich war dem mittlerweile 31 Jahre alten Torhüter zunächst sauer aufgestoßen, dass Romelu Lukaku und nicht er die Kapitänsbinde in Vertretung des verletzten Kevin De Bruyne erhalten hatte. Zum darauf folgenden Spiel in Estland verweigerte er die Anreise, nach gegenseitigen Anschuldigungen artete der Streit aus.

Zumindest ein wenig Ruhe kehrte ein, als sich Courtois zu Saisonbeginn schwer verletzte. Ein Kreuzbandriss bremste den Torhüter von Real Madrid aus. Doch durch seine jüngst erfolgte Rückkehr auf den Trainingsplatz und demnächst auch zwischen die Pfosten der Madrilenen drängte sich unausweichlich auch die Frage nach Courtois’ Perspektive für den belgischen EM-Kader auf.

Tedesco: “Ich bin mit mir im Reinen”

Einer Teilnahme Courtois’ am Turnier im Sommer schob Tedesco bei einem Mediengespräch nun konsequent den Riegel vor. “Zu dem Thema ist alles gesagt. Jeder Innenstehende und jeder Außenstehende kann sich ein Gesamtbild machen”, unterstrich der 38-Jährige seinen Standpunkt. “Ich will kein Ping-Pong spielen. Ich bin da mit mir im Reinen.”

Zuletzt hatte Tedesco auf den scheidenden Wolfsburger Koen Casteels als Nummer eins gesetzt, Mats Sels von Nottingham Forrest sowie Maarten Vandevoordt vom KRC Genk dürften das Torhüter-Team bei der Europameisterschaft komplettieren.

Belgien fährt definitiv ohne Courtois zur EM

Während sich Real Madrid dieser Tage auf die Rückkehr von Stammkeeper Thibaut Courtois freut, kann der Belgier sicher für den Sommerurlaub planen. Nationaltrainer Domenico Tedesco plant bei der EM in Deutschland ohne den Torhüter, mit dem er sich vor einem Jahr verstritten hatte.

Das Tischtuch zwischen Thibaut Courtois (li.) und Domenico Tedesco ist zerschnitten.

Das Tischtuch zwischen Thibaut Courtois (li.) und Domenico Tedesco ist zerschnitten.

IMAGO/Panoramic International

Eskaliert ist die Situation zwischen Thibaut Courtois und Domenico Tedesco im vergangenen Juni. Bei Belgiens 1:1 gegen Österreich war dem mittlerweile 31 Jahre alten Torhüter zunächst sauer aufgestoßen, dass Romelu Lukaku und nicht er die Kapitänsbinde in Vertretung des verletzten Kevin De Bruyne erhalten hatte. Zum darauf folgenden Spiel in Estland verweigerte er die Anreise, nach gegenseitigen Anschuldigungen artete der Streit aus.

Zumindest ein wenig Ruhe kehrte ein, als sich Courtois zu Saisonbeginn schwer verletzte. Ein Kreuzbandriss bremste den Torhüter von Real Madrid aus. Doch durch seine jüngst erfolgte Rückkehr auf den Trainingsplatz und demnächst auch zwischen die Pfosten der Madrilenen drängte sich unausweichlich auch die Frage nach Courtois’ Perspektive für den belgischen EM-Kader auf.

Tedesco: “Fokussieren uns auf die Jungs, die fit sind”

Courtois selbst hatte schon im Dezember aufgrund seiner Verletzung nicht mit einer Teilnahme an der EM spekuliert und Tedesco “damit Planungssicherheit gegeben. Wir fokussieren uns auf die Jungs, die fit sind”.

Zuletzt hatte der 38-Jährige auf den scheidenden Wolfsburger Koen Casteels als Nummer eins gesetzt, Mats Sels von Nottingham Forrest sowie Maarten Vandevoordt vom KRC Genk dürften das Torhüter-Team bei der Europameisterschaft komplettieren.

Letzte Chance am Donnerstag: Mehr als 100.000 EM-Tickets zum Verkauf

Bereits am 14. Juni steigt das EM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Diesen Donnerstag gibt es eine weitere Chance, Tickets für die Spiele zu erwerben.

Maskottchen Albärt dürfte keine Probleme mit Tickets haben.

Maskottchen Albärt dürfte keine Probleme mit Tickets haben.

IMAGO/HMB-Media

Die UEFA stellt gut sechs Wochen vor Beginn der EM in Deutschland ein großes Ticketkontingent zur Verfügung. Von Donnerstag 11 Uhr an können mehr als 100.000 Karten für diverse Spiele über die offizielle Ticketplattform gekauft werden. Das teilte die UEFA am Dienstag mit. Hier heißt es dann schnell sein, denn das Motto lautet: Wer zuerst kommt, malt zuerst.

Die Anzahl der verfügbaren Tickets unterscheide sich von Spiel zu Spiel. Nach mehreren Verlosungen können Fans die Karten nun direkt kaufen. Die zusätzliche Tranche wurde durch drei Faktoren möglich. Zum einen werden Tickets angeboten, die bereits im März und April über die offizielle Wiederverkaufsplattform angeboten wurden. Die Finalisierung der Sitzpläne in den Stadien ist zudem abgeschlossen worden, wodurch weitere Plätze entstanden sind.

Außerdem gibt es laut UEFA einen beträchtlichen Teil an vergünstigten Karten für Plätze mit Sichteinschränkung. Insgesamt standen vor der ersten Verkaufsphase im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Tickets zur Verfügung.

Preise starten bei 30 Euro

In der ersten Verkaufsphase im Oktober, als viele Teilnehmer noch nicht feststanden, wurden bereits mehr als eine Millionen Tickets angeboten. In der Gruppenphase kostet ein Ticket je nach Kategorie 30, 60, 150 oder 200 Euro, lediglich für das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland werden höhere Preise aufgerufen (50/195/400/600). In der K.-o.-Phase steigen die Preise mit jeder Runde an.

Und wer wieder leer ausgeht? Der kann nur auf Fortuna hoffen. Über die Sponsoren des DFB oder auch der UEFA gibt es zahlreiche Gewinnspiele.

Nagelsmann über Fürsprecher Völler: “Hat für mich gekämpft, oft angerufen und geschrieben”

Stimmen by MagentaSport 25.04.2024

Nagelsmann über Fürsprecher Völler: “Hat für mich gekämpft, oft angerufen und geschrieben”

0:22Julian Nagelsmann erklärt, dass er in Rudi Völler einen “Fürsprecher” hatte und sich “bewusst” für den DFB entschied. Zudem spricht der Bundestrainer über die Nichtberücksichtigung von Mats Hummels und über das EM-Ziel.

Nagelsmann: “Ich hatte nicht nur Bayern München und den DFB”

Gut sechs Wochen vor dem Start in die Heim-EM hat sich Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals ausführlich zu seiner Vertragsverlängerung beim DFB geäußert, und über das Gehalt sowie andere Angebote gesprochen.

“Wenn das [Gehalt] meine Haupttriebfeder wäre, wäre ich wahrscheinlich eher beim Verein gelandet”: Julian Nagelsmann.

IMAGO/osnapix

In der Talk-Reihe “Bestbesetzung” bei MagentaTV, die am Donnerstag (14 Uhr) erstmals ausgestrahlt wurde, sagte Nagelsmann gegenüber Johannes B. Kerner: “Ich habe mich bewusst für den DFB entschieden. Ich habe unglaublich gute Gespräche gehabt – mit allen im Verband.”

Maßgeblich für seine Entscheidung sei das Werben von Sportdirektor Rudi Völler gewesen: “Rudi ist ein wichtiger Fürsprecher für mich, er hat für mich gekämpft, hat oft bei mir angerufen, hat mir oft geschrieben.” Völler sei mit seiner “extremen Erfahrung wie eine Vaterfigur fürs gesamte Trainerteam.”

DFB-Spitze hatte Nagelsmann früh gestützt

Auch in den Gesprächen mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Andreas Rettig hatte Nagelsmann ein “sehr gutes Gefühl, dass alle komplett dahinterstehen. Alle wollten es unbedingt, haben sich sehr früh darum bemüht, dass ich verlängere, auch schon vor den letzten beiden erfolgreichen Länderspielen, was für mich ein wichtiges Zeichen war.”

Trotz der desolaten November-Testspielen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) hatte sich die DFB-Spitze schon zu Jahresbeginn für Nagelsmanns Verbleib eingesetzt, “was da nicht zwingend aus sportlicher Sicht hätte sein müssen. Dieses Vertrauen, was ich da spüre, war mir sehr wichtig. Deswegen war es eine sehr bewusste Entscheidung.”

Gehalt habe eine untergeordnete Rolle gespielt

Nagelsmann betonte, dass er in den vergangenen Monaten mehrere Anfragen und Angebote erhalten habe. “Ich hatte nicht nur Bayern München und den DFB – es waren noch ein paar andere Klubs da. Ich hatte beim DFB immer ein gutes Gefühl, und das war immer einer meiner Favoriten. Und trotzdem ist es meine Pflicht, andere Dinge abzuklären, mich zu treffen und zu überlegen, was ist das Richtige für mich, für die Familie, was ist das Richtige für die nächsten zwei Jahre”, betonte er.

Dabei habe das Gehalt eine untergeordnete Rolle gespielt: “Jeder kann sich vorstellen, dass man im Verein mehr verdienen kann. Aber das ist nicht meine Triebfeder. Wenn das meine Haupttriebfeder wäre, wäre ich wahrscheinlich eher beim Verein gelandet.”

Nach kicker-Informationen haben sich beide Seiten darauf verständigt, im Falle eines EM-Misserfolges die Zusammenarbeit im Sommer vorzeitig beenden zu können. Darauf angesprochen, dementierte Nagelsmann in dem Gespräch mit Kerner dies nicht. “Ich spreche nicht über Vertragsdetails”, lautete seine Antwort.

Ich will die Euphorie mitnehmen und gar keine Zweifel dran lassen, dass ich mit allem, mit Haut und Haar, für die erfolgreiche Heim-EM kämpfe.

Julian Nagelsmann

Nach den siegreichen März-Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) blickt Nagelsmann zuversichtlich der EM entgegen: “Wir haben gute Maßnahmen getroffen, mutige Entscheidungen getroffen, die Spieler haben einen Top-Eindruck hinterlassen, haben sehr viele Dinge gut umgesetzt. Es hat in mir schon das Gefühl geweckt, dass man da was bewirken kann.”

Dank der jetzt getroffenen Entscheidung könne er den Fokus voll und ganz auf das Heim-Turnier richten. “Ich will die Euphorie mitnehmen und gar keine Zweifel dran lassen, dass ich mit allem, mit Haut und Haar, für die erfolgreiche Heim-EM kämpfe. Und dass da nicht irgendwie der Eindruck entsteht, ich würde mich zweigleisig auf einen anderen Job vorbereiten müssen, was zwangsläufig der Fall gewesen wäre”, sagte er.

Zudem reize es ihn, “die Mannschaft auf eine WM vorzubereiten, was mit das größte Sportturnier der Welt ist. Das alles hat mich dazu bewogen, voller Überzeugung beim DFB zu verlängern und bewusst diesen Weg weiterzugehen.”

Matthias Dersch, Oliver Hartmann

Koch: “Es kann ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden”

Robin Koch steht in doppelter Sicht vor wegweisenden Wochen: Mit Eintracht Frankfurt kämpft er um den Einzug in die Europa League, persönlich will er sich mit starken Leistungen für die Europameisterschaft empfehlen.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Das Restprogramm der Eintracht hat es mit den Spielen in München, gegen Leverkusen, in Gladbach und gegen Leipzig in sich. Für Innenverteidiger Koch ist es die große Chance, sich noch einmal auf Top-Niveau zu beweisen und für ein EM-Ticket zu bewerben.

“Die Erwartungen sind schon ein bisschen größer”

“Bei der EM will jeder dabei sein. Der Fokus liegt darauf, in den verbleibenden Bundesliga-Spielen sowohl als Team als auch individuell zu performen. Dann wird man sehen, in welche Richtung es geht. Aber da ich beim letzten Mal dabei war und wir als Mannschaft gut funktionierten, sind die Erwartungen schon ein bisschen größer”, sagt der Frankfurter Abwehrboss im Interview mit dem kicker (aktuelle Donnerstagsausgabe).

Bei der vergangenen Europameisterschaft war Koch bereits dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Auch diesmal dürfte es schwierig werden, auf größere Spielzeiten zu kommen. An Antonio Rüdiger und Jonathan Tah führt in der Innenverteidigung normalerweise kein Weg vorbei. Dennoch sagt Koch: “Im Turnier ist man einfach stolz, dass man für sein Land dabei ist. Natürlich will man spielen, und es ist schade, wenn es nicht so ist. Trotzdem habe ich mich nicht ausgegrenzt gefühlt. Ich habe auch da versucht, zum Erfolg beizutragen, gut zu trainieren und die Jungs zu pushen.”

Einen kleinen Vorteil könnte er womöglich daraus ziehen, dass sich die Anforderungen in der Nationalmannschaft und im Verein sehr ähneln. Das ist auf die gemeinsame Vergangenheit von Bundestrainer Julian Nagelsmann und dem Frankfurter Chefcoach zurückzuführen. Koch erklärt: “Da Dino Toppmöller mit ihm in München und Leipzig zusammengearbeitet hat, gibt es viele ähnliche Ansätze. Als Innenverteidiger bist du im Spielaufbau gefordert, gegen den Ball gehst du aggressiv ran. Beide Trainer lassen oft relativ hoch spielen, die Kette schiebt immer wieder raus. Für mich persönlich gibt es deshalb viele Parallelen.”

“Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM”

Der Fokus der Öffentlichkeit liegt naturgemäß auf den elf Spielern auf dem Feld. Koch weiß aber, dass mehr dazu gehört, um bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreich abzuschneiden. “Bei Turnieren ist die ganze Mannschaft wichtig, gerade auch mit Blick auf die Teamchemie. Jene Spieler, die erst mal hinten dran sind, müssen im Training die anderen pushen und auch die Stimmung hochhalten und zu 100 Prozent da sein, wenn die Mannschaft sie braucht”, sagt der 27-Jährige und betont: “Es geht darum, während des Turniers zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Beim letzten Lehrgang herrschte rund um die zwei Spiele schon eine sehr gute Stimmung. Das übertrug sich auch auf den Platz.”

Die Siege in Frankreich und gegen die Niederlande änderten auch in Deutschland die Stimmung rund um die Nationalmannschaft grundlegend. “Im Fußball geht es manchmal sehr schnell: Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM. Jetzt spürt man, dass es jeder kaum erwarten kann, bis es losgeht. Die Leistungen in den Spielen haben auch gezeigt, dass einiges möglich ist”, sagt Koch. Gibt es nach 2006 ein neues Sommermärchen? “Ich glaube, dass es ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden kann. Auch wenn die vergangenen Turniere weniger erfolgreich verliefen, gehört Deutschland immer zu den Favoriten.”

Lesen Sie im kicker-Interview der Donnerstagsausgabe oder schon Mittwochabend im eMagazine außerdem, was Koch über das kommende Auswärtsspiel in München und das Duell mit Harry Kane denkt, wie er auf sein erstes Jahr bei der Eintracht blickt und warum er zwar vorangehen will, aber niemanden aufwecken muss. Außerdem spricht er darüber, was das bevorstehende Karriereende der Identifikationsfiguren Makoto Hasebe und Sebastian Rode bedeutet, und er erklärt, wie er Frankfurts Sturmhoffnung Hugo Ekitiké einschätzt.

Julian Franzke