Koch: “Es kann ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden”

Robin Koch steht in doppelter Sicht vor wegweisenden Wochen: Mit Eintracht Frankfurt kämpft er um den Einzug in die Europa League, persönlich will er sich mit starken Leistungen für die Europameisterschaft empfehlen.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

Hofft sich im Saisonendspurt für die Europameisterschaft empfehlen zu können: Frankfurts Robin Koch.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Das Restprogramm der Eintracht hat es mit den Spielen in München, gegen Leverkusen, in Gladbach und gegen Leipzig in sich. Für Innenverteidiger Koch ist es die große Chance, sich noch einmal auf Top-Niveau zu beweisen und für ein EM-Ticket zu bewerben.

“Die Erwartungen sind schon ein bisschen größer”

“Bei der EM will jeder dabei sein. Der Fokus liegt darauf, in den verbleibenden Bundesliga-Spielen sowohl als Team als auch individuell zu performen. Dann wird man sehen, in welche Richtung es geht. Aber da ich beim letzten Mal dabei war und wir als Mannschaft gut funktionierten, sind die Erwartungen schon ein bisschen größer”, sagt der Frankfurter Abwehrboss im Interview mit dem kicker (aktuelle Donnerstagsausgabe).

Bei der vergangenen Europameisterschaft war Koch bereits dabei, kam aber nicht zum Einsatz. Auch diesmal dürfte es schwierig werden, auf größere Spielzeiten zu kommen. An Antonio Rüdiger und Jonathan Tah führt in der Innenverteidigung normalerweise kein Weg vorbei. Dennoch sagt Koch: “Im Turnier ist man einfach stolz, dass man für sein Land dabei ist. Natürlich will man spielen, und es ist schade, wenn es nicht so ist. Trotzdem habe ich mich nicht ausgegrenzt gefühlt. Ich habe auch da versucht, zum Erfolg beizutragen, gut zu trainieren und die Jungs zu pushen.”

Einen kleinen Vorteil könnte er womöglich daraus ziehen, dass sich die Anforderungen in der Nationalmannschaft und im Verein sehr ähneln. Das ist auf die gemeinsame Vergangenheit von Bundestrainer Julian Nagelsmann und dem Frankfurter Chefcoach zurückzuführen. Koch erklärt: “Da Dino Toppmöller mit ihm in München und Leipzig zusammengearbeitet hat, gibt es viele ähnliche Ansätze. Als Innenverteidiger bist du im Spielaufbau gefordert, gegen den Ball gehst du aggressiv ran. Beide Trainer lassen oft relativ hoch spielen, die Kette schiebt immer wieder raus. Für mich persönlich gibt es deshalb viele Parallelen.”

“Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM”

Der Fokus der Öffentlichkeit liegt naturgemäß auf den elf Spielern auf dem Feld. Koch weiß aber, dass mehr dazu gehört, um bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreich abzuschneiden. “Bei Turnieren ist die ganze Mannschaft wichtig, gerade auch mit Blick auf die Teamchemie. Jene Spieler, die erst mal hinten dran sind, müssen im Training die anderen pushen und auch die Stimmung hochhalten und zu 100 Prozent da sein, wenn die Mannschaft sie braucht”, sagt der 27-Jährige und betont: “Es geht darum, während des Turniers zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Beim letzten Lehrgang herrschte rund um die zwei Spiele schon eine sehr gute Stimmung. Das übertrug sich auch auf den Platz.”

Die Siege in Frankreich und gegen die Niederlande änderten auch in Deutschland die Stimmung rund um die Nationalmannschaft grundlegend. “Im Fußball geht es manchmal sehr schnell: Vor zwei Spielen hatte gefühlt halb Deutschland keine Lust auf die EM. Jetzt spürt man, dass es jeder kaum erwarten kann, bis es losgeht. Die Leistungen in den Spielen haben auch gezeigt, dass einiges möglich ist”, sagt Koch. Gibt es nach 2006 ein neues Sommermärchen? “Ich glaube, dass es ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden kann. Auch wenn die vergangenen Turniere weniger erfolgreich verliefen, gehört Deutschland immer zu den Favoriten.”

Lesen Sie im kicker-Interview der Donnerstagsausgabe oder schon Mittwochabend im eMagazine außerdem, was Koch über das kommende Auswärtsspiel in München und das Duell mit Harry Kane denkt, wie er auf sein erstes Jahr bei der Eintracht blickt und warum er zwar vorangehen will, aber niemanden aufwecken muss. Außerdem spricht er darüber, was das bevorstehende Karriereende der Identifikationsfiguren Makoto Hasebe und Sebastian Rode bedeutet, und er erklärt, wie er Frankfurts Sturmhoffnung Hugo Ekitiké einschätzt.

Julian Franzke

“Es gibt Leute, die pfeifen wollen”: Chandler scherzt und warnt

Routinier hat “schon einige Kilometer drauf” 24.04.2024

“Es gibt Leute, die pfeifen wollen”: Chandler scherzt und warnt

2:05Eintracht Frankfurt muss am Samstag beim FC Bayern antreten. Timothy Chandler sprach auf der Pressekonferenz am Mittwoch Klartext, wie man gegen die Münchner spielen muss und warum es keine Rechenspiele gibt, in der SGE-Kabine.

Chandler versteht Kritik: “Die Pfiffe muss man einfach mal akzeptieren”

Mit erfrischender Offenheit spricht Timothy Chandler über die schwierige Saison der Eintracht und die Kritik von außen. Dabei zeigt er auch Verständnis für die Pfiffe der Fans. Zudem lässt er durchklingen, dass Trainer Dino Toppmöller umdenken muss.

Bezog mit ungeschminkten Worte Stellung zur Lage in Frankfurt:  Timothy Chandler.

Bezog mit ungeschminkten Worte Stellung zur Lage in Frankfurt:  Timothy Chandler.

IMAGO/osnapix

Als die Eintracht im vergangenen Heimspiel gegen Augsburg 0:1 zur Pause zurücklag, begleitete die Mannschaft auf dem Weg in die Kabine ein Pfeifkonzert. “Ich kann es nicht nachvollziehen”, sagte Torhüter Kevin Trapp hinterher. Eintracht-Urgestein Timothy Chandler zeigt hingegen Verständnis für den Unmut von den Rängen.

Pfiffe haben “in den Köpfen etwas bewegt”

“Die Pfiffe muss man einfach auch mal akzeptieren – und eher dagegen arbeiten. Das haben wir in der zweiten Hälfte gemacht, und dann haben sie auch wieder geklatscht. Ich sehe nicht alles so negativ. Die Leute können ihre Meinung äußern. Wichtig ist, wie man damit umgeht”, sagt Chandler. Er glaubt sogar, dass die Pfiffe “in den Köpfen etwas bewegt” haben. “In der Halbzeit haben wir gesagt: Das geht nicht, wir müssen etwas anderes zeigen”, erzählt Chandler.

In der Tat spielte die Mannschaft danach mit mehr Herz, drehte das Spiel, gewann mit 3:1 und wurde von den Rängen lautstark gefeiert. In den vergangenen Jahren hätte die Eintracht gerade in den am Abend stattfindenden Heimspielen “immer die Hütte abgebrannt”, betont Chandler. Was er meint: Es zeichnete die Mannschaft aus, dass sie mit großen Emotionen spielte und auf diese Weise nicht selten über sich hinauswuchs.

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Der 34-Jährige ist überzeugt, dass das auch weiterhin die Basis sein muss. Exemplarisch führt er eine Szene an, in der Neuzugang Hugo Ekitiké gegen Augsburg einen verlorengegangenen Ball zurückeroberte: “Das sind die Emotionen, mit denen wir in den letzten Jahren etwas aufgebaut haben, von denen wir gelebt und die uns so erfolgreich gemacht haben. Diese Grundsätze müssen wir bei allen Entwicklungen beibehalten, wir dürfen sie niemals verlieren”, betont Chandler.

Das müsse auch den Neuzugängen erklärt werden. Weise Worte. Denn insbesondere an den lethargischen Auftritten entzündete sich in dieser Saison oft die Kritik.

“Vielen hat die Leidenschaft gefehlt”

Das weiß auch Chandler. “Es ist ja nicht so, dass ich Eintracht Frankfurt nur hier am Campus lebe. Ich kenne sehr viele Eintracht-Fans und Leute aus der Kurve, bin viel unterwegs. Vielen hat einfach die Leidenschaft, der Ball nach vorne oder auch der gewisse Zweikampf gefehlt”, erzählt der frühere US-Nationalspieler.

Das sei den Anhängern im Stadion “auf den Sack gegangen”. Genau deshalb dürfe die Eintracht nicht das “wegwerfen”, was sie in den vergangenen Jahren erfolgreich gemacht habe. Gegen Augsburg sei die Reaktion der Mannschaft in der zweiten Hälfte “überragend” gewesen, meint Chandler, “wie wir da rausgekommen sind und uns auch in die Zweikämpfe geworfen haben”.

Auch für Dino Toppmöller, der erstmals als Cheftrainer in einer großen Liga arbeitet, sei das “ein Lernprozess”. Auf den Coach prassele in Frankfurt viel ein. Chandler erklärt: “Das ist ja auch nicht immer so leicht, wenn man einen Plan hat und vielleicht merkt, dass er nicht so ganz funktioniert.” Ungeschminkte Worte, die im Profifußball heutzutage selten sind. Dabei liegt es auf der Hand, dass Toppmöller in Frankfurt nur dann reüssieren wird, wenn er sich der DNA des Klubs anpasst – und nicht umgekehrt.

Einmal Adler, immer Adler

Chandler wird definitiv langfristig bei der Eintracht bleiben, erst kürzlich verlängerte er seinen auslaufenden Vertrag bis 2025. Die Kritik, die vor allem in den sozialen Netzwerken auch auf ihn seit Jahren einprasselt, lässt ihn kalt: “Ich sage immer zu meiner Frau: Wenn es danach gehen würde, was die Leute da reinschreiben, hätte ich schon vor zehn Jahren mit dem Fußball aufhören müssen.”

Wie lange er seine aktive Karriere fortsetzen will, kann er nicht genau beziffern. Aber er erklärt: “Solange ich Woche für Woche ohne Schmerzen auf dem Trainingsplatz stehen kann, ich fit bin und mich gut fühle, solange will ich Fußball spielen – am besten natürlich bei Eintracht Frankfurt. Danach werde ich auf jeden Fall bei der Eintracht bleiben. Das weiß ich schon.”

Offen ist noch, in welcher Position das sein wird. Klar ist: Die Eintracht ohne ihre immer zu Späßen aufgelegte Frohnatur Chandler kann und will sich niemand vorstellen.

Julian Franzke

Verhilft der Eintracht am 34. Spieltag eine Niederlage zur Champions League?

Gewinnt Borussia Dortmund die Champions League, könnte die Bundesliga sechs Startplätze für die Königsklasse erhalten. Davon könnte Eintracht Frankfurt profitieren – womöglich aber nur mit einer Niederlage am letzten Spieltag.

Das knifflige Duell: Gegen RB Leipzig und Christoph Baumgartner könnten Mario Götze und Co. von einer Niederlage profitieren.

Das knifflige Duell: Gegen RB Leipzig und Christoph Baumgartner könnten Mario Götze und Co. von einer Niederlage profitieren.

IMAGO/motivio

Dass die Eintracht in dieser Saison tatsächlich noch ein Auge auf die Champions-League-Plätze werfen darf, ist sicherlich nicht der eigenen Leistung zu verdanken. Doch es kommen einige Faktoren zusammen, die den eigentlich nicht mehr aufzuholenden Rückstand von 14 Punkten auf Platz 4 zur Nebensache werden lassen können.

Noch sind vier Spieltage in der Bundesliga zu absolvieren. Doch nach dem 3:1 von Eintracht Frankfurt über den FC Augsburg und dem 1:1 der Freiburger gegen Mainz lohnt sich ein kleiner Blick auf das Saisonfinale. Da die Eintracht als Tabellen-6. den Vorsprung auf Rang 7 wieder auf fünf Punkte ausgebaut hat, ist eine außergewöhnliche Konstellation am letzten Spieltag wieder wahrscheinlicher.

Dortmund muss die Champions League gewinnen

Die erste Voraussetzung ist: Borussia Dortmund setzt sich in den Halbfinalduellen der Champions League gegen Paris Saint-Germain durch und zieht ins Finale ein. Dann hätte die Bundesliga einen fünften Startplatz für die Königsklasse aufgrund des starken Abscheiden der deutschen Teams in den Europapokalwettbewerben dieser Saison sicher. Ein möglicher sechster Startplatz winkt bei einem Champions-League-Triumph des BVB unter der Bedingung, dass die schwarz-gelben in der Liga nur Fünfter werden.

Womöglich kann die Eintracht darauf direkten Einfluss nehmen – und durch eine Niederlage den möglichen Startplatz für die Königsklasse abstauben. Aber der Reihe nach: Sollten die Hessen am 34. Spieltag Platz 6 sicher haben und Dortmund und Leipzig sich nach wie vor um Platz 4 streiten, wird es spannend. Denn am letzten Spieltag steigt die Partie Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig. Der BVB hat zugleich die vermutlich leichteste Aufgabe der Liga: ein Heimspiel gegen Darmstadt 98.

Es könnte interessant werden

Sollte Frankfurt gegen Leipzig punkten und damit dem BVB zu Platz 4 verhelfen, würde bei einem Dortmunder Erfolg in der Königsklasse der sechste Platz nicht für die Champions League berechtigen. Würde Leipzig hingegen durch einen Triumph in Frankfurt Platz 4 erreichen, wäre bei der Eintracht der Jubel über einen Champions-League-Sieg des BVB wohl fast genau so groß wie der in Dortmund.

Recht interessant könnte es werden, sollte die Eintracht selbst mindestens einen Punkt brauchen, um Platz 6 abzusichern, aber nicht gewinnen dürfen, damit Leipzig Vierter bleibt. Man stelle sich nur vor, wie dann die Schlussphase der Partie aussieht, läge die Eintracht 1:0 in Führung …

Moritz Kreilinger, Ullrich Schindler

Ekitiké nach seinem Premierentor: “Es fehlt schon noch einiges”

Der 3:1-Erfolg gegen Augsburg hatte nach schwierigen Wochen nicht nur für Eintracht Frankfurt einen befreienden Charakter. Für Winter-Neuzugang Hugo Ekitiké endete eine lange Durststrecke. Der Stürmer sieht bei sich aber noch eine Menge Luft nach oben.

Knoten endlich geplatzt: Hugo Ekitiké traf gegen Augsburg.

Knoten endlich geplatzt: Hugo Ekitiké traf gegen Augsburg.

IMAGO/HJS

Mit seinem Premierentreffer für die Eintracht zum 2:1 versetzte Ekitiké das Stadion in einen Ausnahmezustand. Vor dem Spiel das Gedenken an die vor einer Woche verstorbene Vereinsikone Bernd Hölzenbein, zur Halbzeit Wut, Pfiffe und Enttäuschung, am Schluss die pure Ekstase – mehr Emotionen sind bei einem gewöhnlichen Bundesligaspiel kaum möglich. “Die Stimmung nach dem 1:1 und am Ende war unfassbar. Wie wir in der zweiten Hälfte gespielt haben, das ist Frankfurt. Mit dieser Stimmung bekommst du den Wind, den du brauchst, um das Spiel zu drehen”, schwärmt Torhüter Kevin Trapp.

“Genau diesen Abschluss haben wir im Training geübt”

Spielbericht

Ekitiké besaß mit seinem Tor einen entscheidenden Anteil an der Wende. Omar Marmoush hatte im Mittelfeld den Ball mitgenommen, auf dem Weg zum Strafraum gut behauptet und zu Ekitiké gepasst. Der hatte etwas Glück, dass sein ursprünglicher Plan nicht aufging. “Ich wollte einen Steckpass spielen, doch dann kam der Ball zurück. In dem Moment wusste ich, dass ich ihn reinmachen möchte. Ich habe mir den Ball geschnappt, den Laufweg so gewählt und den Ball reingeschossen”, schildert der Franzose seinen Treffer. Erleichtert sagt er: “Ich bin sehr glücklich, vor allem wegen des Sieges. Aber ich spüre natürlich auch eine große Freude, dass ich mein erstes Tor erzielen konnte. Ich war in den Spielen davor schon sehr nah dran, jetzt habe ich es endlich geschafft.”

Erfreut ist auch Dino Toppmöller. “Genau diesen Abschluss haben wir am Donnerstag noch gemeinsam im Training geübt. Umso schöner, dass das so im Spiel klappt”, erzählt der Trainer. Trapp schildert mit einem Schmunzeln, dass er schon eine leise Vorahnung hatte. “Wir haben vor dem Spiel geflachst, dass es in diesem Spiel so weit ist. Ich habe eigentlich gesagt, dass er drei Tore macht, aber eins ist erst mal okay”, sagt der Keeper und lobt: “Das hat er wunderschön gemacht. Hugo ist ein super Techniker, der Dinge kann, die man so nicht trainieren kann.”

“Es fehlt schon noch einiges”

Als Ekitiké am 1. Februar von Paris nach Frankfurt wechselte, befand er sich in einem desolaten Fitnesszustand. “Er hatte einen schwierigen Start”, sagt auch Trapp, “aber man merkt, dass er jetzt immer fitter wird.” Der Routinier hofft, dass der Treffer dem Stürmer “für die nächsten Wochen helfen wird und er noch mehr Selbstvertrauen bekommt”. Toppmöller ergänzt: “Das Tor freut mich für ihn persönlich sehr. Er hatte eine schwierige Zeit, nicht nur in der Anfangsphase bei uns, sondern auch in den letzten ein, zwei Jahren.”

Bei seinem Ex-Klub PSG spielte der 21-Jährige keine Rolle, sein letztes Tor hatte er am 11. Januar 2023 im Ligaspiel gegen Angers geschossen. Ekitiké weiß, dass er noch deutlich mehr zeigen kann: “Es fehlt schon noch einiges, um der Angreifer zu sein, der ich sein möchte.”

Auch wenn Ekitiké zunächst nur ausgeliehen ist, wird er über die Saison hinaus bleiben und damit zum teuersten Eintracht-Neuzugang der Geschichte. Zusätzlich zu den 3,5 Millionen Euro Leihgebühr wird beim Ziehen der Kaufoption eine Sockelablöse in Höhe von etwa 16 Millionen Euro fällig. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Eintracht bekanntgeben wird, dass Ekitiké langfristig am Main bleibt. Wahrscheinlich wird das kommuniziert, bevor die Saison zu Ende ist.

Julian Franzke

Irritationen um Kritik von Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann

Die Erleichterung bei Fans und Spielern war nach dem 3:1 gegen Augsburg bis unters Tribünendach spürbar. Vorstandssprecher Axel Hellmann wirkte nach den schwachen Leistungen in jüngster Zeit allerdings noch immer verstimmt.

Sorgte mit seinen Aussagen am Freitagabend für Irritationen: Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann.

Sorgte mit seinen Aussagen am Freitagabend für Irritationen: Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann.

IMAGO/Eibner

Es kommt nur selten vor, dass Hellmann nach den Spielen in der Mixed Zone des Stadions vor die Journalisten tritt und das Wort ergreift. Das ist normalerweise auch nicht nötig, da Sportvorstand Markus Krösche immer auf alle Fragen antwortet. Wenn Hellmann erscheint, ist in aller Regel klar: Jetzt liegt etwas Außergewöhnliches an.

Und in der Tat war die Partie gegen Augsburg kein gewöhnliches Spiel. Am Montag verstarb Eintracht-Idol Bernd Hölzenbein, diese Nachricht löste tiefe Trauer in der Eintracht-Familie aus. Vor dem Anpfiff ergriff Hellmann an der Seite von Hölzenbeins Witwe Jutta und den Kindern Sabrina und Sascha über die Stadionmikrofone das Wort. Als anschließend die Hymne “Im Herzen von Europa” gespielt wurde, gefolgt von einer Schweigeminute vor dem Anstoß, waren das ergreifende Momente.

Nach dem Spiel sagte Hellmann zunächst: “Ich will mich bei allen bedanken, die heute der Familie Hölzenbein viel Kraft gegeben haben. Ich habe gemerkt, wie gut ihnen das tat. Das war für sie alles andere als eine leichte Woche. Es ist mir wichtig, das mal in einem größeren Rahmen zu sagen und nicht nur in einem privaten, weil ich schon auch gespürt habe, mit welcher Sorge sie gekommen sind, wie sich das heute anfühlt. Es hat sehr, sehr, sehr gutgetan, diese Rückendeckung des Stadions zu bekommen und deswegen vielen Dank.”

Hellmanns ungewöhnliche Kritik

Die darauffolgenden Ausführungen sorgten allerdings für Stirnrunzeln. “Die sportliche Einordnung hat Markus Krösche sicherlich in ausreichendem Maße gemacht. Auch zu der ersten Halbzeit habe ich nichts zu sagen”, leitete der Vorstand seine Kritik ein: “Man sieht, wie leicht es am Ende ist, dieses Stadion zu erwecken.” Exemplarisch führte Hellmann die “Intensität in den Zweikämpfen und im Eins-gegen-eins, Läufe in die Tiefe und Doppelpässe” an. “Es ist nicht so schwer, dafür zu sorgen, dass dieses Stadion aus dem Sattel kommt, um es mal klar zu sagen. Und das muss uns einfach mal von Anfang an gelingen, und nicht erst in einer zweiten Halbzeit”, betonte der Jurist.

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Das lässt sich durchaus als Kritik am Trainerteam und der Mannschaft, indirekt damit auch an Vorstandskollege Krösche verstehen. Richtig ist, dass es in dieser Saison fast nie gelang, eine konstant gute Leistung über 90 Minuten zu zeigen. Diese Kritik muss sich jeder bei der Eintracht gefallen lassen, allen voran Coach Dino Toppmöller. Fraglich ist allerdings, ob es wirklich so “leicht” ist, wie von Hellmann zum Ausdruck gebracht. Wenn alles so einfach wäre wie von ihm suggeriert, hätten es Toppmöller und die Spieler in der Rückrunde schon aus eigenem Interesse längst besser gemacht.

Am Samstag teilte ein Vereinssprecher auf kicker-Nachfrage mit, dass es nicht Hellmanns Intention gewesen sei, Kritik an der Mannschaft, Toppmöller oder gar Krösche zu äußern. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, die Bedeutung der Emotionalität auf den Rängen zu betonen. In der Tat wuchs die Eintracht in den vergangenen Jahren oft dann über sich hinaus, wenn der Funken vom Rasen auf die Ränge übersprang – und umgekehrt. Diese Symbiose war auch essenziell auf dem Weg zum Europa-League-Sieg 2022.

“Warum ist das kein Elfmeter?”

Schwer nachvollziehbar ist Hellmanns nachfolgende Kritik an Schiedsrichter Martin Petersen und Videoassistent Günter Perl. Aus Hellmanns Sicht hätte es beim Zweikampf zwischen Omar Marmoush und Kevin Mbabu in der 85. Minute zwingend Strafstoß für Frankfurt geben müssen. “Das muss mir bitte irgendeiner von euch erklären: Warum ist das kein Elfmeter? Ich verstehe es nicht. Warum guckt sich das keiner an? So etwas musst du dir doch aus der Nähe anschauen”, haderte Hellmann.

Weiter führte er aus: “Wir sind wieder bei der Debatte, die wir immer geführt haben. Was bringt es uns, diesen VAR zu haben, wenn bei einer solchen Geschichte, die der Schiedsrichter vor Ort offensichtlich nicht sieht, nicht einmal gesagt wird: ‘Jetzt guck es dir doch noch mal an.’ Ich verstehe es nicht.” Die Antwort ist einfach: Es handelte sich nicht um eine Fehlentscheidung.

Mit Eintracht-Brille ließe sich vielleicht argumentieren, dass Mbabu dem Eintracht-Stürmer das Bein stellt und ihn so zu Fall bringt. Objektiv betrachtet verhält es sich aber so, dass beide Spieler zum Ball gehen, Marmoush einen Tick zu spät kommt, seinen Gegenspieler am Bein trifft und vor allem deshalb zu Fall kommt. Die TV-Bilder belegen das. Elfmeter wäre es nur dann gewesen, wenn die Szene umgekehrt abgelaufen wäre. Petersens Entscheidung war somit korrekt.

Durch den Sieg und Marmoushs Mijat-Gacinovic-Gedächtnislauf zum 3:1 – erinnert sei an das Pokalfinale 2018 – stand zumindest für die Fans endlich einmal wieder die Freude im Vordergrund. Dass die schwache erste Hälfte intern kritisch angesprochen werden muss, steht trotzdem außer Frage. “Wir haben viele Themen, an denen wir arbeiten müssen”, weiß auch Krösche.

Julian Franzke

“Wissen, dass wir in der Bringschuld sind”: Eintracht siegt für Fans und Hölzenbein

Eintracht Frankfurt hat sich nach schwierigen Wochen zurückgemeldet und in einem emotionalen Spiel gegen den FC Augsburg (3:1) Platz 6 gefestigt. Dieser Sieg soll nun Selbstvertrauen für ein hartes Restprogramm geben.

Großer Jubel bei Kevin Trapp: Nach vier sieglosen Spielen feierte Eintracht Frankfurt wieder einen Dreier.

Großer Jubel bei Kevin Trapp: Nach vier sieglosen Spielen feierte Eintracht Frankfurt wieder einen Dreier.

IMAGO/Jan Huebner

“Es war kein Endspiel, aber ein sehr, sehr wichtiges Spiel”, hielt Kevin Trapp im Anschluss an den 3:1-Erfolg seiner Frankfurter Eintracht gegen Augsburg bei DAZN fest. Die Adler hatten zuvor viermal in Folge nicht gewinnen können. Zusätzliche Emotionalität brachte der Tod von Klub-Legende Bernd Hölzenbein, der am Montag im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben war.

Umso bitterer verlief die Anfangsphase der Partie, in der Ruben Vargas die Fuggerstädter früh in Führung brachte. “Eine unglückliche Aktion”, resümierte Coach Dino Toppmöller. “Willian Pacho spielt den Ball zu Philipp Max und bringt ihn in die Bredouille. Augsburg spielt es gut zu Ende, ein super Abschluss.” Das sorgte nach einem “eigentlich guten Start” nicht nur auf den Rängen für Unruhe.

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Fehlende Ordnung nach frühem Rückstand

“Ab der 20., 25. Minute haben wir gefühlt so ein bisschen die Ordnung im Offensivspiel verloren. Wenn die Spieler nicht in ihren Positionen sind, dann ergeben sich natürlich Kontersituationen. Da hatten wir in der ein oder anderen Szene Glück, dass Augsburg da nicht noch Kapital draus schlägt”, gestand Toppmöller. Der 0:1-Pausenrückstand habe sich dennoch angefühlt, als sei er “nicht unbedingt verdient” gewesen.

Teile der Fans sahen das wohl anders, weshalb sie die Spieler auf dem Weg in die Kabine mit Pfiffen begleiteten – zur Verwunderung von Kapitän Trapp. “Ich weiß nicht, wo die Pfiffe herkommen. Ich glaube, von der Gegentribüne. Ich kann es nicht nachvollziehen”, erklärte der 33-Jährige. “Es ist eine schwierige Situation, man kann immer mal in Rückstand geraten, aber wir waren ja trotzdem im Spiel. Klar, es ist nicht immer alles schön und Augsburg stand tief, dann ist es auch nicht einfach, alles perfekt zu machen.”

Beim 2:1 war es unfassbar laut. Das gab es selten so.

Kevin Trapp

Die SGE-Profis ließen sich davon aber nicht verunsichern, kamen besser aus der Pause und drehten das Spiel mit Treffern in der 55. und 61. Minute. “Beim 2:1 war es unfassbar laut. Das gab es selten so”, verteilte Trapp auch noch ein Lob an den eigenen Anhang.

Toppmöllers Gegenüber stellte im Anschluss auf Dreierkette um, doch auch der SGE-Coach reagierte und passte die eigene Taktik an. “Wir wollten weiter hoch versuchen, den langen Ball früh auszulösen. Deshalb wollten wir vorne mit drei Spielern anlaufen, weil wir wussten, dass Augsburg viele Spieler hat, die aus dem Mittelfeld sehr scharf auf den zweiten Ball sind. Die beiden Jungs vorne sind sehr kopfballstark und können den Ball gut abschirmen, dann kam mit Sven Michel noch jemand, der sehr gut mit dem Rücken zum Tor ist”, erklärte der Trainer die Herangehensweise.

Und er sollte mit ihr Recht behalten. “Am Ende gab es nicht mehr diese eine große Chance von Augsburg und ich glaube, dass man sagen kann, wir haben verdient gewonnen.” Spätestens das 3:1 von Omar Marmoush in der Schlussminute beseitigte alle Zweifel und sorgte dafür, dass Frankfurt Platz 6 weiter festigte.

Frankfurts Restprogramm: “Spiele, auf die wir uns freuen können”

“Wir wollten einfach für unsere Fans einen Sieg haben und eine Leistung bringen, mit der sie heute zufrieden nach Hause gehen. Wir wissen, dass wir da ein Stück weit in der Bringschuld sind aufgrund der ein oder anderen Leistung in den letzten Wochen”, erklärte Toppmöller, der auch an die verstorbene Eintracht-Legende dachte. “Wir sind sehr stolz, dass wir Bernd Hölzenbein diesen Sieg widmen können.”

Das Restprogramm der Frankfurter hat es nun in sich. Auswärts müssen die Adlerträger bei Bayern und Gladbach ran, zuhause geht es noch gegen Leverkusen und Leipzig. “Das sind alles Spiele, auf die wir uns freuen können”, blickte Trapp voraus und hofft, dass er und seine Kollegen aus dem so wichtigen Sieg gegen Augsburg “sehr, sehr viel Selbstvertrauen” schöpfen können.

Eintracht verlängert mit Chandler und sorgt damit für Verwirrung

Eintracht Frankfurt sorgte am Donnerstag mit der Vertragsverlängerung von Timothy Chandler bis 2025 für Schmunzeln. Denn laut einer drei Jahre alten Pressemitteilung hatte der 34-Jährige bereits 2021 bis 2025 verlängert.

Stolzer Adlerträger: Timothy Chandler.

Stolzer Adlerträger: Timothy Chandler.

IMAGO/eu-images

“Der gebürtige Frankfurter hat seinen Vertrag bei der Eintracht um ein weiteres Jahr bis zum Ende der Saison 2024/25 verlängert”, hieß es in der aktuellen Pressemitteilung der Hessen, die damit für etwas Verwirrung sorgten. Denn bereits am 6. Mai 2021 hieß es in einer Mitteilung der SGE: “Der dienstälteste Frankfurter Profi Timothy Chandler hat seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt vorzeitig um drei Jahre bis 2025 verlängert. Das bisherige Arbeitspapier des gebürtigen Frankfurters hätte noch Gültigkeit bis 2022 besessen”, hieß es dort aus heutiger Sicht wohl fälschlicherweise.

Offenbar hatte Chandler also nicht seinen Vertrag von 2022 um drei Jahre ausgedehnt, sondern er hatte 2021 um drei weitere Spielzeiten verlängert, sodass sein Arbeitspapier diesen Sommer ausgelaufen wäre. Bemerkenswert allerdings, dass der Fehler von der Eintracht nie korrigiert wurde.

“Ansprechpartner auf dem Platz und in der Kabine”

Die erneute Unterschrift sorgte jedenfalls für glückliche Gesichter.  “Timmy ist eine Identifikationsfigur und ein wichtiger Spieler für uns”, kommentierte also Sportvorstand Markus Krösche. “Gerade für die jungen Spieler ist er ein wertvoller Ansprechpartner auf dem Platz und in der Kabine. Mit seiner positiven Energie schafft er es, andere mitzureißen. Wir sind glücklich darüber, dass er mindestens ein weiteres Jahr bei uns spielen wird.”

Fast ein ganzes Leben bei der Eintracht

2001 ging das Abenteuer Eintracht für den damals zehnjährigen Chandler los. Lediglich von 2010 bis 2014 kickte der in Frankfurt geborene 29-malige US-Nationalspieler zwischenzeitlich für den 1. FC Nürnberg. Allerdings spielte der rechte Verteidiger zuletzt nur noch eine sportliche Nebenrolle und hat lediglich fünf Einwechslungen in seiner Bundesliga-Bilanz der laufenden Saison zu verbuchen.

“Eintracht Frankfurt ist mein Zuhause. Das ist meine zweite Familie”, begründet Chandler und ist noch nicht müde: “Ich brenne darauf, auch in der kommenden Saison mit dem Adler auf der Brust zu spielen. Ich bin immer noch topfit und voller Tatendrang. Wir haben ambitionierte sportliche Ziele.”

Dem Verein wird er wohl so oder so treu bleiben. 2021 hieß es in der Mitteilung jedenfalls bereits: “Der neue Kontrakt enthält außerdem die Option auf eine noch nicht näher definierte Weiterbeschäftigung im Anschluss an die aktive Spielerkarriere.” Fortsetzung folgt wahrscheinlich also …

Magerkost in Frankfurt – Das Waldstadion als Tempel der Langeweile

Im eigenen Stadion ist die Eintracht seit eineinhalb Jahren kaum zu besiegen. Trotzdem gehen die Fans nur selten zufrieden nach Hause, im Laufe der Rückrunde hat sich die Stimmung rund um den Klub zunehmend verschlechtert. Vor dem Heimspiel gegen Augsburg gibt es aber auch erfreuliche Nachrichten.

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause.

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause.

IMAGO/osnapix

Die Eintracht setzte in dieser Saison schon einige eminent wichtige Spiele leichtfertig in den Sand, erinnert sei allen voran an das peinliche DFB-Pokal-Aus in Saarbrücken (0:2) und die unterirdische Leistung im Conference-League-Rückspiel gegen Union Saint-Gilloise (2:2, 1:2). Enttäuschungen gab es auch in den jüngsten Heimspielen gegen Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1). Deshalb steht Frankfurt vor dem Duell mit dem direkten Verfolger Augsburg am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) unter Druck wie noch nie in dieser Saison. Angesichts des anspruchsvollen Restprogramms besteht nur bei einem Sieg die realistische Chance, den 6. Platz bis zum Schluss zu verteidigen.

Festung Waldstadion, aber kein Spektakel

Was auf den ersten Blick nicht zur schlechten Stimmung passt: In den jüngsten 24 Bundesliga-Heimspielen kassierte die Eintracht lediglich eine Niederlage – beim 1:2 gegen Stuttgart am 12. Spieltag dieser Saison. Zuvor verloren die Hessen im eigenen Stadion letztmals am 29. Oktober 2022 beim unglücklichen 1:2 gegen Borussia Dortmund. Man kann das Waldstadion also mit Fug und Recht eine Festung nennen.

Weniger erfreulich ist, dass sieben Heimspiele in dieser Saison mit einem Remis endeten. Von diesen Partien war lediglich das 3:3 gegen den BVB spektakulär. Gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Bremen (1:1) erfüllte die Mannschaft die Erwartungen nicht. Die unterm Strich oft zähen, ideenlosen und von einfachen Fehlern geprägten Auftritte verstimmten die Fans.

“Willkommen im Tempel des Spektakels”, frohlockte Vorstandssprecher Axel Hellmann vor einer Dekade nach einem furiosen 4:4 gegen Hertha BSC. In dieser Saison gleicht das Waldstadion eher einem Tempel der Langeweile. Ob sich das ausgerechnet am gegen Augsburg ändert? In den jüngsten vier Partien erzielte die SGE lediglich zwei Tore, Frankfurts Top-Torjäger Omar Marmoush wartet seit 529 Minuten auf einen Treffer. Erschwerend hinzu kommt die auch in der Mannschaft angeknackste Stimmung. “Die Atmosphäre ist nicht ganz positiv”, räumt Makoto Hasebe ein.

Viel Qualität kehrt zurück – Ein Sieg für Hölzenbein?

Doch es gibt auch positive Neuigkeiten. Sechser Ellyes Skhiri und Achter Mario Götze sind wieder fit und werden voraussichtlich ebenso in die Elf zurückkehren wie der zuletzt gesperrte Eric Junior Dina Ebimbe. Auch Stürmer Hugo Ekitiké ist ein Kandidat für die Startelf. “Er hatte eine sehr gute Trainingswoche. Im Kleinfeldspiel erzielte er ein paar Tore, sodass er ein gewisses Selbstvertrauen hat”, berichtet Trainer Dino Toppmöller.

Vor dem Anpfiff wird die Eintracht der verstorbenen Vereinsikone Bernd Hölzenbein in einer Schweigeminute gedenken, die Spieler werden außerdem einen Trauerflor tragen. “Der Tod von Bernd Hölzenbein hat die ganze Eintracht-Familie erschüttert. Er war ein besonderer Mensch und besonderer Spieler. Bernd zu Ehren wollen wir unbedingt gewinnen”, betont Toppmöller.

In diesem Spiel gehe es “weniger um taktische Dinge”, sondern vielmehr darum, “Emotionalität, Leidenschaft und Intensität auf den Platz zu bringen”, meint Toppmöller. Der Coach fordert: “Das wollen wir von Anfang an klar und deutlich sehen, diese Basics sind der Grundstein.” In dieser Phase der Saison gehe es nicht mehr um eine “spielerische Entwicklung”, sondern schlichtweg um Ergebnisse.

Wobei die größere fußballerische Klasse im Vergleich zum Augsburger Kader durchaus sichtbar werden könnte, wenn – im ersten Schritt – die Grundtugenden auf den Platz gebracht werden. Toppmöller könnte sein Team in Ballbesitz beispielsweise in einem 4-3-3 aufs Feld schicken. Mit Sechser Skhiri sowie den Achtern Götze und Hugo Larsson hätte er im Zentrum drei starke Fußballer, die miteinander kombinieren können. Davor könnten die dynamischen Marmoush und Dina Ebimbe den nicht minder schnellen Mittelstürmer Ekitiké flankieren. Unterm Strich stehen diese Profis für ein immenses Potenzial, das zu selten abgerufen wurde.

248 Ecken ohne Tor – Rekord seit Erfassung der Statistik

Schwer einzuschätzen ist, wer in der Viererkette außen verteidigen wird. Behält Aurelio Buta rechts seinen Platz? Oder erhält Nnamdi Collins eine neue Chance? Setzt Toppmöller links auf den im Positiven wie im Negativen unberechenbaren Niels Nkounkou? Oder erhält Philipp Max gegen seinen Ex-Klub den Vorzug? Fest steht allein, dass Jean-Matteo Bahoya, der in Stuttgart in der Startelf stand, wegen Problemen am Sprunggelenk keine Option ist.

Zum Schluss noch etwas Statistik: Gegen Augsburg erzielte die SGE in der Bundesliga letztmals ein Tor nach einer Ecke. Am 6. November 2022 schoss Ansgar Knauff in Augsburg den 2:1-Siegtreffer im Anschluss an einen Eckball. Es folgten 248 Ecken ohne Tor. Seit Erfassung der Standards zur Saison 2004/05 hatte noch nie eine Mannschaft im Oberhaus so viele Ecken in Folge ohne Torerfolg.

Den bisherigen Rekord hielt Bielefeld, allerdings von einer langen Phase in der 2. Liga unterbrochen: Zwischen April 2008 und Januar 2021 blieb die Arminia in der 1. Liga 61 Spiele mit 245 Ecken ohne Tor. Beim Spiel in Stuttgart zog die Eintracht an Bielefeld vorbei. Was trotzdem Mut macht: Augsburg kassierte in dieser Saison bereits acht Tore nach Ecken, das sind – gemeinsam mit fünf anderen Teams – ligaweit die meisten Gegentreffer nach Eckbällen.

Julian Franzke