Neue Rolle für Rodrygo? Was Mbappé für Reals Angreifer bedeutet

Champions-League-Sieger Real Madrid verstärkt sich mit Kylian Mbappé. Das ist ein enormer Luxus. Und für manche seiner künftigen Kollegen womöglich ein Problem.

In der Offensive hat Real Madrid nun ein Überangebot.

In der Offensive hat Real Madrid nun ein Überangebot.

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Sieben Herzaugen von Rodrygo. Fede Valverde zündete eine kleine Emoji-Bombe. Und von Vinicius Junior gab es ein Uhren-Symbol – als Zeichen, dass er es kaum erwarten kann. Also das Zusammenspiel mit Kylian Mbappé, dessen Wechsel zu Real Madrid am Montagabend mehrere Social-Media-Postings zur Folge hatte, unter denen seine künftigen Teamkollegen mächtig Vorfreude ausdrückten. Aber wer freut sich wirklich?

Zu viele Köche verderben den Brei. Das sind zum einen drei Euro ins Phrasenschwein. Zum anderen ist das durchaus eine (Luxus-)Situation, die durch den Mbappé-Transfer auf den frischgebackenen Champions-League-Sieger zukommt. Auch durch die Verpflichtung des brasilianischen Supertalents Endrick. Wer wird bei Real 2024/25 überhaupt noch spielen können? Und wo?

Selbst Madrid hat zwar nicht den Vorteil, mit zwölf oder gar 13 Mann auflaufen zu dürfen, aber zumindest den, dass Carlo Ancelotti an der Seitenlinie steht. Ein Trainer, der seine Formation in der Regel an seinen Kader anpasst, nicht andersherum. Ein Trainer, der darauf erpicht ist, seine besten Spieler allesamt aufzustellen. Und vielleicht dann erst zu schauen, wie sie sich finden können. Dass ihm das irgendwann gelingt, hat er längst bewiesen. Wie könnte Reals neue Startelf also aussehen?

Königstransfer Mbappé ist natürlich gesetzt. Vinicius Junior und Jude Bellingham sind es auch. Das neue Dreigestirn? Wohl eher nicht. Schon in den vergangenen Monaten wurde Bellingham, der in der Hinrunde noch beinahe als falsche Neun gespielt hatte, immer weiter zurückgezogen. Nicht nur spanische Medienberichte deuten darauf hin, dass der junge Engländer ein wichtiger Teil der Kollektivlösung sein soll, Toni Kroos zu ersetzen. Ancelotti hat es bereits selbst umrissen.

Die erste Elf: Eine geschlossene Gesellschaft?

Denkbar ist statt dem zuletzt üblichen 4-2-2-2 ein 4-2-3-1, das Ancelotti in der abgelaufenen Rückrunde immer mal wieder ausprobiert hat. In diesem könnte Bellingham den offensiveren Part einer Doppelsechs neben Aurelien Tchouameni geben. Was bedeuten würde, das tatsächlich keiner der gesetzten Offensivspieler seinen Platz verlieren muss.

Vinicius Junior könnte weiterhin über den linken Flügel angreifen, Fede Valverde auch aus Balancegründen die rechte Seite bespielen. Rodrygo, der auf diese rechte Seite keine Lust hat, links aber wohl keine Aussichten, könnte eine Rolle als Zehner respektive hängende Spitze einnehmen, wie sie ihm liegt, wie er sie als Neymar-Ersatz auch in der brasilianischen Nationalmannschaft spielt. Ganz vorne stürmt Mbappé, der den eindeutig größten Torhunger hat und am ehesten zum Knipser taugt. Alternativ möglich: Tchouameni und Valverde in der Zentrale, Bellingham auf der Zehn, Rodrygo wohl oder übel über rechts. Vinicius und Mbappé werden wohl ohnehin rochieren.

Joselu

Der ausgeliehene Joselu wird wohl bleiben. Startelf-Ansprüche stellt der Routinier nicht.
IMAGO/PanoramiC

Diese Lösung ist nicht nur denkbar, sie vergrault auch keine Leistungsträger. Zumal der junge Endrick sich zunächst ebenso damit abfinden kann, erst mal als Joker an die Stammelf herangeführt zu werden wie der schon ältere Joselu, der voraussichtlich fest verpflichtet wird, dass er vor allem in Schlussphasen eingesetzt wird. Sollte Real mal einen Stoßstürmer brauchen.

Ausbaden könnten den Mbappé-Transfer eher die Spieler müssen, die schon in der abgelaufenen Saison die ersten waren, die mit den Hufen scharrten. Eduardo Camavinga, im Standing etwas gefallen, muss sich voraussichtlich mit Tchouameni abwechseln, Routinier Luka Modric, der noch mal ein Jahr bleiben wird, wohl weiterhin mit den letzten 20 bis 30 Minuten begnügen. Für Rotationsspieler Brahim Diaz oder den aufstrebenden Arda Güler dürfte es ebenso kaum die Chance geben, sich im ersten Aufgebot festzuspielen. Da ist Geduld gefragt. Oder eine Leihe?

Real Madrid wird 2024/25 mehr denn je über eine beeindruckende Kadertiefe, eine hervorragende zweite Reihe verfügen. Aber möglicher Stunk im Gefüge, in dem nicht einmal Ancelotti jeden zufriedenstellen kann, verschiebt sich von den bisherigen Stammspielern dann nur auf die Anwärter. Womöglich wird Real noch ein, zwei Offensivspieler abgeben müssen. Dani Ceballos etwa hat wohl keine Zukunft im Verein.

Niklas Baumgart

Mbappé: “Mit mir wurde heftig gesprochen”

Stürmer bedankt sich bei PSG-Trainer und Sportdirektor 05.06.2024

Mbappé: “Mit mir wurde heftig gesprochen”

1:18Zwischen Kylian Mbappé und PSG gab es in seiner letzten Saison oft Ungereimtheiten. Der Franzose erklärt, wie der Verein mit ihm umgegangen sein soll, und bedankt sich bei Trainer Luis Enrique.

Mbappés zwiespältige Abschiedsgefühle: “Dann wäre ich ein ziemlicher Mistkerl”

Vor dem Länderspiel Frankreichs gegen Luxemburg erschien Kylian Mbappé zur Pressekonferenz. Klar, dass sich die meisten Fragen auf seinen Wechsel zu Real Madrid bezogen. Der Angreifer gab dabei Einblicke in sein Seelenleben.

Erinnert sich an

Erinnert sich an “heftige Worte”: Kylian Mbappé.

IMAGO/Matthias Koch

Wenn der vielleicht beste Fußballspieler zum aktuell besten Fußballverein wechselt, dann bleibt das niemandem verborgen. Dementsprechend fielen auch die ersten Worte von Kylian Mbappé am Dienstag aus. “Bevor ich mit der Pressekonferenz beginne, möchte ich nur ein paar Worte sagen. Jeder hat die Nachricht gehört: Es ist offiziell, ich werde mindestens die nächsten fünf Spielzeiten bei Real Madrid spielen. Das ist eine große Freude, ein wahr gewordener Traum”, sagte der 25-Jährige.

TEstspiel am Mittwoch

Ein Traum, dessen Erfüllung länger dauerte als viele angenommen hatten. Kaum eine Transferphase in den vergangenen Jahren, in der sein Wechsel von PSG zu den Königlichen nicht als so gut wie perfekt angekündigt wurde. Doch Mbappé strafte alle Lügen, blieb in Paris, insgesamt sieben Jahre. Bis der Wechsel nun doch perfekt wurde.

Womit gleichzeitig eine Last von seinen Schultern fiel. “Glücklich, erleichtert und stolz” sei er über den Transfer, was er gleich noch mal wiederholte. “Es ist eine große Erleichterung, ich bin sehr glücklich, und ich glaube, das sieht man mir an. Ich habe am Ende der Saison viel weniger gespielt, und jeder weiß, warum.”

Luis Enrique und Luis Campos haben mich gerettet.

Kylian Mbappé

Mbappé hatte zu diesem Zeitpunkt schon angekündigt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen, von den enttäuschten Klub-Granden um Präsident Nasser Al-Khelaifi bekam er dafür die Quittung. Der Superstar, auf einmal Bankdrücker, nur dabei statt mittendrin. “Sie haben es mir zu verstehen gegeben, sie haben es mir ins Gesicht gesagt”, erinnerte sich Mbappé an “heftige Worte”. Doch er hatte auch Fürsprecher, allen voran Trainer und Sportdirektor. “Luis Enrique und Luis Campos haben mich gerettet. Ohne sie wäre ich nicht mehr auf dem Platz gestanden”, so der Angreifer.

Schnee von gestern für Mbappé, der nun ein neues Kapitel aufschlagen will. “So ist das nun mal. Wenn man ein Spitzenspieler ist, muss man sich anpassen.” Wegen seiner mangelnden Spielpraxis macht er sich keine Sorgen. “Bei dieser Europameisterschaft ist das für mich keine Ausrede. Ich versuche, so gut wie möglich wieder in Form zu kommen, und ich möchte der französischen Nationalmannschaft helfen und versuchen, den Pokal nach Hause zu holen.”

Mbappé will kein “Mistkerl” sein

Paris verlässt er nach den vergangenen Wochen mit zwiespältigen Gefühlen, daraus machte Mbappé keinen Hehl. Es habe Dinge gegeben, die ihn unglücklich machten, die er aber nicht habe zeigen können, “weil ich ein Anführer war und man nicht jemandem folgt, der deprimiert ist”.

Doch Mbappé weiß genauso, dass das Jammern auf hohem Niveau ist. “Ich wäre ein ziemlicher Mistkerl, wenn ich sagen würde, dass ich bei PSG unglücklich war”, schließlich bekäme er “eine Menge Geld” fürs Fußballspielen. “Es gibt Leute, die für die Arbeit in Fabriken viel weniger Geld bekommen. Es ist völlig unangebracht, dass ich, Kylian Mbappé, mich bei der Welt beschwere, wenn schreckliche Dinge in der Welt passieren. So bin ich erzogen worden.”

Emotionales erstes Mbappé-Statement: “Der Klub meiner Träume”

Nach diversen gescheiterten Anläufen ist der Wechsel von Kylian Mbappé zu Real Madrid offiziell. In seinem ersten Statement nach der Verkündung macht der Weltmeister von 2018 direkt deutlich, wie viel ihm sein neuer Klub bedeutet.

Neu bei Real Madrid: Kylian Mbappé.

Neu bei Real Madrid: Kylian Mbappé.

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Real Madrid hat am vergangenen Samstag die Champions League gewonnen. Schon wieder. Und die lange hypothetische Frage, zu was diese Mannschaft erst mit Kylian Mbappé als Vollstrecker imstande wäre, kann ab der Saison 2024/25 auch beantwortet werden.

Die Königlichen machten den Deal mit dem französischen Weltmeister von 2018, der in der spanischen Hauptstadt einen Fünfjahresvertrag bis 30. Juni 2029 unterzeichnete, am Montagabend offiziell.

Allerdings versuchten die Fans zunächst vergeblich, einen Blick auf das Statement Reals zu erhaschen. Die Website war nach der Verkündung für eine Weile zusammengebrochen. Als die Seite wieder abrufbar war, stand dort genau ein einziger Satz: “Real Madrid und Kylian Mbappé haben eine Einigung darüber erzielt, dass der Spieler für fünf Saisons bei Real Madrid spielt.” Ende.

Der junge Mbappé im Real-Trainingsanzug

Für den emotionalen Part war dann Mbappé höchstselbst verantwortlich. Auf seinem Instagram-Kanal teilte der Rekordtorschütze von Paris Saint-Germain (256 Tore in 307 Spielen), der zuletzt sechsmal in Folge Torschützenkönig der Ligue 1 geworden war, vier Bilder. Diese zeigen Mbappé als Jugendlichen mit Real-Madrid-Trainingsanzug am Vereinsgelände der Königlichen. Auf einem anderen Bild albert er mit dem damaligen Real-Superstar Cristiano Ronaldo herum.

Ich bin schon ganz ungeduldig, euch zum ersten Mal zu sehen, Madridistas.

Kylian Mbappé

Im darunter stehenden ersten Statement Mbappés schreibt der Stürmer, der im Sommer in Deutschland seinen ersten EM-Titel anpeilt, von einem “wahrgewordenen Traum”. “Ich bin sehr glücklich und stolz, Teil des Klubs meiner Träume zu sein”, fügt er an. Für ihn sei es zudem “unmöglich zu erklären, wie glücklich und aufgeregt ich in diesem Moment bin”.

Mbappé kann es kaum abwarten, nach dem EM-Sommer – und ohne die Olympischen Spiele – bei seinem neuen Klub loszulegen. “Ich bin schon ganz ungeduldig, euch zum ersten Mal zu sehen, Madridistas”, wendet sich Mbappé auch an die Fans, denen er schon jetzt für ihren “unglaublichen Support” gedankt hat. Wie der erst ausfällt, wenn Mbappé Real zum nächsten Champions-League-Titel schießt?

Transfer-Saga beendet: Mbappé wechselt zu Real Madrid

Sein Abschied von Paris Saint-Germain war schon länger bekannt. Nun hat sich offiziell geklärt, wo die Reise von Kylian Mbappé weitergeht: bei Real Madrid.

Stürmt fortan für den besten Klub Europas: Kylian Mbappé.

Stürmt fortan für den besten Klub Europas: Kylian Mbappé.

IMAGO/PanoramiC

Im Sommer 2022 war es bereits besonders knapp gewesen, als Mbappés Vertrag in Paris schon einmal auslief und der Wechsel aus der französischen in die spanische Hauptstadt vielerorts in trockenen Tüchern gewähnt wurde. Doch dann verlängerte der Ausnahme-Angreifer zu enormen Konditionen doch noch mal – um zwei Jahre. Diese sind jetzt vorbei.

Und diesmal ist es passiert, wie Real Madrid am Montag nach dem gewonnenen Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund verkündete: Der 25 Jahre alte Franzose stürmt ab Sommer für die Königlichen.

Wie es schon vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre, müssen die Königlichen keine Ablösesumme aufbringen. Einen saftigen Unterschriftsbonus und ein fürstliches Gehalt schließt das natürlich nicht aus.

Mbappé, Weltmeister von 2018 und WM-Finalist von 2022, hat beim spanischen Rekordmeister bis 30. Juni 2029 unterschrieben. Dem französischen Pendant kehrt er nach sieben Jahren, sechs Meisterschaften, drei Pokalsiegen, zwei Titeln im Ligapokal und einer Teilnahme am Champions-League-Finale (2020, 0:1 gegen den FC Bayern) den Rücken.

Reichlich Konkurrenz im Sturm – Rückennummer 9?

Dass sowohl Spieler als auch aufnehmender Verein an dieser Zusammenkunft spätestens jetzt großes Interesse hatten, liegt auf der Hand. Mbappé, bereits Weltmeister und Weltstar, war es bei PSG, dessen Rekordtorschütze er ist (256 Tore in 307 Spielen), nicht gelungen, die Königsklasse zu gewinnen. Auf eine ganz große individuelle Auszeichnung – wofür es nicht schadet, für einen Giganten des Weltfußballs mit Tradition zu spielen – wartet er auch noch. Real Madrid indes hat in Mbappé einen neuen “Galactico” und damit auch einen adäquaten Ersatz für den 2023 abgewanderten Karim Benzema gefunden.

Während der königliche Kader in der Abwehr aktuell eher auf Kante genäht ist, wie die lange Zeit prekäre Situation in der Innenverteidigung aufzeigte, könnte sich im Angriff ab Sommer ein Überangebot entwickeln. Neben den gereiften Brasilianern Vinicius Junior und Rodrygo wird deren Landsmann Endrick, ein dann 18 Jahre altes Riesentalent, im Sommer zum CL-Sieger stoßen. Außerdem gibt es den noch ausgeliehenen Stoßstürmer Joselu, der sich aktuell besonders ob seines Spielerprofils für eine längerfristige Beschäftigung empfiehlt. Ob Trainer Carlo Ancelotti bei einer Formation mit zwei Angreifern bleiben wird, darf daher bezweifelt werden.

Mbappés Pariser Rückennummer 7, die in Madrid durch Namen wie Juanito, Emilio Butragueno, Raul oder Cristiano Ronaldo einen ganz besonderen Stellenwert hat, ist aktuell übrigens an Vinicius Junior vergeben. Die 10, die Mbappés Rücken in der französischen Nationalmannschaft ziert, wird wohl weiterhin von Luka Modric besetzt. Die 9, nach Benzemas Abgang von keinem Spieler übernommen, wäre momentan frei.

DFB-Formcheck: Kroos ganz groß – Gegentor-Flut für Neuer

Noch elf Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 27 EM-Kandidaten seit Anfang Mai aus.

Trafen sich zum letzten Vereinsspiel der Saison in Wembley: Niclas Füllkrug, Toni Kroos und Antonio Rüdiger.

Trafen sich zum letzten Vereinsspiel der Saison in Wembley: Niclas Füllkrug, Toni Kroos und Antonio Rüdiger.

imago images/Grafik: kicker

Die Vereins-Saison ist beendet und der Großteil der Nationalspieler bereits im Trainingslager zur Heim-EM 2024. Am Montagabend steht das erste Testspiel gegen die Ukraine an. Der kicker bewertet die 27 Profis aus dem vorläufigen Kader, von dem Bundestrainer Julian Nagelsmann noch einen Spieler nach Hause schicken muss.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkte der kicker seit Jahresbeginn Monat für Monat die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer kassiert fast doppelt so viele Gegentore wie erwartet

Der Mai war nicht der Monat des Manuel Neuer. Nach zuvor überragenden Paraden leistete er sich im Spiel gegen Real Madrid einen folgenschwerer Patzer, der das Champions-League-Aus seines FC Bayern einleitete. Und auch in der Bundesliga war er an diversen Gegentoren beteiligt, insbesondere beim 2:4 zum Saisonausklang bei der TSG Hoffenheim. Sieben Gegentreffer kassierte der Münchner Kapitän, obwohl es laut xGoals im Mai in der Liga eigentlich nur 3,7 hätten sein sollen. Der direkte Gegensatz zu ihm ist Stuttgarts Alexander Nübel, der nur einmal bezwungen wurde, laut xGoals hätte er im Mai jedoch 3,8 Gegentreffer hinnehmen müssen.

Schlotterbeck durchgehend auf Top-Niveau

Der erstmals von Nagelsmann nominierte Nico Schlotterbeck zeigte in den letzten Wochen durchweg starke Leistungen. In seinen letzten drei Bundesligaspielen kommt der 24-jährige auf einen Notenschnitt von 2,83. In der Königsklasse erreichte er in den Halbfinals sowie dem Finale sogar einen Schnitt von 1,50. Ihm gegenüber in Wembley stand Reals Abwehrchef Antonio Rüdiger. Dieser zeigte sich dort vor allem nach einem schweren Auftakt zweikampfstark, aufmerksam, abgeklärt und mit sauberer Spieleröffnung.

Kimmichs schwache Noten – Raum wird vom Teamkollegen ersetzt

Wie die meisten seiner Vereinskollegen bot auch Bayerns Rechtsverteidiger Joshua Kimmich überschaubare Leistungen in den vergangenen Wochen. Der Note 3 im Heimspiel gegen Wolfsburg stehen drei Auswärtsspiele mit den Noten 4 (Stuttgart) und zweimal 5 (Madrid, Hoffenheim) gegenüber. Leipzigs David Raum kam letztmals am 3. Mai zum Einsatz und sammelte in dieser Partie seinen elften Saison-Assist in der Bundesliga. An den letzten beiden Spieltagen saß der gebürtige Nürnberger dann verletzungsbedingt nur noch auf der Bank und wurde vom ebenfalls für den EM-Kader nominierten Benjamin Henrichs auf der linken Seite vertreten.

Große Leistung bei Kroos-Abschied

In seinem letzten Vereinsspiel als Profi setzte Toni Kroos noch einmal ein Highlight. Durch eine präzise Ecke bereitete er Dani Carvajals Führungstor im Champions-League-Finale vor. Mit 108 Ballkontakten war er zudem der Spieler mit den meisten Aktionen in Wembley. Erneut torgefährlich zeigte sich sein möglicher Partner auf der Doppelsechs Robert Andrich. Sein Tor per Hacke beim 2:1 gegen Augsburg war in der Bundesliga Leverkusens letztes Saisontor. Im Hinspiel des Europa-League-Halbfinals netzte er bei der Roma ein. Das Rückspiel verbrachte er jedoch 90 Minuten auf der Bank und auch im Finale gegen Atalanta kam er nur als Einwechselspieler in der Schlussphase zum Zug.

Jungstars Wirtz und Musiala lange angeschlagen

Leicht angeschlagen konnte Florian Wirtz im Mai nicht mehr die ganz großen Highlights setzen. Der Führungstreffer im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei der AS Rom sollte seine einzige direkte Torbeteiligung bleiben. Ebenfalls von Verletzungen geplagt, schaffte es Jamal Musiala gar nur auf 84 Einsatzminuten im Mai, die wenigsten unter allen 27 für die EM nominierten DFB-Akteuren. Mannschaftskollege Thomas Müller zeigte bei seinen beiden letzten Startelfeinsätzen für die Münchner einmal mehr Vorbereiter-Qualitäten und legte in beiden Spielen jeweils einen Treffer vor. Zum 14. Mal in seiner Karriere kommt er damit in einer Bundesligasaison auf eine zweistellige Anzahl an Assists.

Führich: Eifrig, aber wenig effizient

Aktiv mit Torschüssen, Torschussvorlagen und Dribblings zeigte sich erneut Chris Führich, wenngleich ihm im in den vergangenen Wochen die Effizienz etwas abhandengekommen ist. In seinen letzten neun Bundesligaspielen hatte er nur noch eine direkte Torbeteiligung (am 27. April beim 2:2 in Leverkusen). Der nach Verletzungen gehandicapte Leroy Sané kam letztmals am 8. Mai beim Halbfinal-Aus im Estadio Santiago Bernabeu zum Einsatz und enttäuschte dort.

Herausforderer Beier mit bester Torquote

Maximilian Beier zeigte am Saisonende noch einmal seine Klasse. Drei Tore gelangen dem 21-jährigen an den letzten beiden Spieltagen. Im kompletten Monat Mai kommt kein anderer für den DFB spielberechtigter Spieler auf so viele Treffer in der Bundesliga. Überhaupt wird sein Wert im Wonnemonat nur von seinem Hoffenheimer Nebenmann Andrej Kramaric (vier Tore) überboten. Niclas Füllkrug blieb im Mai in der Liga komplett torlos, traf zum Monatsauftakt zwar zum 1:0-Sieg gegen PSG im Halbfinal-Hinspiel der Champions League. Exakt einen Monat später im Endspiel um den Henkelpott hatte er Pech mit einem Pfostenschuss (wohl aus Abseitsposition) und vergab später noch eine dicke Kopfballchance.

Christoph Huber

Vier Dortmunder um Maatsen im Team der CL-Saison

Die UEFA hat beste Spieler, die beste Elf und sonstige Auszeichnungen zur abgelaufenen Champions-League-Saison verkündet. Borussia Dortmund ist reichlich vertreten.

Real Madrid und Borussia Dortmund dominieren die UEFA-Auszeichnungen für die abgelaufene CL-Saison.

Real Madrid und Borussia Dortmund dominieren die UEFA-Auszeichnungen für die abgelaufene CL-Saison.

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Sein erstes Champions-League-Finale wurde für BVB-Leihgabe Ian Maatsen schlussendlich eines zum Vergessen. Beim 0:2 gegen Rekordsieger Real Madrid verlor der Linksverteidiger vor dem ersten Gegentor Torschütze Dani Carvajal aus den Augen, vor dem zweiten spielte der 22 Jahre alte Niederländer einen folgenschweren Fehlpass. Und doch wurde er von der UEFA am Montag nach dem Endspiel ausgezeichnet.

Maatsen ist einer von vier Spielern von Finalist Borussia Dortmund, die ein Komitee des europäischen Fußballverbands in die beste Elf der abgelaufenen CL-Saison wählte. Neben dem Linksverteidiger, der im Viertelfinal-Rückspiel gegen Atletico und im Halbfinal-Rückspiel gegen PSG jeweils die kicker-Note 2 erhalten hatte (im Finale gab’s eine 5), haben es auch Torhüter Gregor Kobel, Innenverteidiger Mats Hummels und Mittelfeldspieler Marcel Sabitzer in die Elf geschafft.

Kane vertritt den FC Bayern – Einzelauszeichnungen für Real

Auch CL-Sieger Real Madrid stellt in der im 4-2-3-1 angeordneten Auswahl ein Quartett: Die Viererkette besteht neben zwei Dortmundern in Antonio Rüdiger und Carvajal auch aus zwei Madrilenen, zudem sind in der offensiven Dreierreihe Jude Bellingham und Vinicius Junior dabei. Die restlichen drei Plätze gingen an PSG-Mittelfeldmann Vitinha, Phil Foden von Manchester City und CL-Torschützenkönig Harry Kane vom FC Bayern (acht Tore in zwölf Spielen, wie Kylian Mbappé).

Bei den Einzelauszeichnungen räumte ebenfalls Real ab. Zum besten Spieler der Saison wurde Vinicius Junior gewählt, der in zehn Einsätzen sechs Tore und fünf Vorlagen anhäufte. Vier Tore und zwei Vorlagen allein in der K.-o.-Runde. Bester junger Spieler wurde Bellingham (vier Tore und fünf Vorlagen in elf Spielen), als bestes Tor wurde die Direktabnahme von Fede Valverde im Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City gekürt.

Henry hadert: Mbappé nicht für Frankreichs Olympia-Kader berufen

Die Frage beschäftigte die Sportnation Frankreich seit Monaten: Spielt Kylian Mbappé bei den Olympischen Spielen in Paris? Nun steht fest: Der Superstar ist nicht dabei – offenbar wegen des Vetos seines neuen Vereins.

EM ja, Olympia nein: Kylian Mbappé.

EM ja, Olympia nein: Kylian Mbappé.

AFP via Getty Images

Auf der vorläufigen Kaderliste, die Frankreichs Auswahltrainer Thierry Henry am Montag vorstellte, taucht der Name Kylian Mbappé nicht auf. Der Angreifer hatte in der Vergangenheit häufig bekräftigt, nach der EM in Deutschland gerne auch bei den Spielen im eigenen Land für Frankreich auflaufen zu wollen, zuletzt aber kein klares Bekenntnis mehr abgeben wollen, ob es dazu komme. Selbst Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte eine Bitte an seinen neuen Klub Real Madrid ausgesprochen, Mbappé als Gesicht des französischen Sports für die Spiele freizugeben.

Doch genau daran hakt es nun offenbar. “Du gehst hin, du fragst, man sagt Nein zu dir und dann gehst du wieder”, sagte Henry am Montag angesprochen auf eine Freigabe für Mbappé. “Bei den Spielern, die nicht auf der Liste stehen, haben die Vereine Nein gesagt. Es gab nicht einmal Diskussionen.”

Der 25 Jahre alte Mbappé hat Medienberichten zufolge am Montag endgültig seinen Vertrag bei Real Madrid unterschrieben und soll beim Champions-League-Sieger zeitnah vorgestellt werden. Weil das Olympische Fußballturnier bis zum 9. August dauert, hätte er womöglich die komplette Vorbereitung bei seinem neuen Klub verpasst. Wie aus Henrys Aussagen zu entnehmen ist, haben die Königlichen dagegen ihr Veto eingelegt.

Als ich das letzte Mal so viele Absagen bekommen habe, war ich in der Mittelstufe.

Thierry Henry

Da die endgültige Kaderliste erst am 3. Juli stehen muss, wollte er eine Teilnahme Mbappés nicht vollständig ausschließen. “Wir geben die Hoffnung nicht auf, denn wir wissen nicht, was bis zum 3. Juli noch passieren wird”, so Henry. “Die Tür ist für niemanden geschlossen.” Allerdings ließ er auch durchblicken, dass das Real-Veto im Fall Mbappé bei weitem nicht das einzige gewesen war. “Als ich das letzte Mal so viele Absagen bekommen habe, war ich in der Mittelstufe”, scherzte der ehemalige Weltklassestürmer hadernd.

Auf der 25 Spieler umfassenden Liste stehen insgesamt fünf Akteure, die aktuell bei einem Bundesliga-Klub unter Vertrag stehen: Die Verteidiger Castello Lukeba (Leipzig) und Kiliann Sildillia (Freiburg), die Mittelfeldspieler Enzo Millot (Stuttgart) und Manu Koné (Mönchengladbach) sowie Bayern-Angreifer Mathys Tel. In Bradley Barcola und Warren Zaire-Emery (beide Paris St. Germain) sind zwei Spieler dabei, die auch von Nationaltrainer Didier Deschamps ins vorläufige Aufgebot für die Europameisterschaft in Deutschland berufen wurden.

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Das Olympische Fußballturnier in Paris startet am 24. Juli und damit nur zehn Tage nach dem EM-Finale. Mit dem jetzt verkündeten 25-köpfigen Kader wird sich Henry ab dem 16. Juni in Clairefontaine auf das Turnier vorbereiten. Der Coach kündigte allerdings – unabhängig von der Personalie Mbappé – noch Veränderungen im Aufgebot an. “Die Liste am 3. Juli wird anders aussehen”, so Henry. “Erst vor knapp 25 Minuten habe ich noch zwei Namen geändert.”

So soll auf der endgültigen Liste das Maximum von drei Ü-23-Spielern voll ausgeschöpft werden, in der vorläufigen Liste sind es nur zwei: die beiden Stürmer Alexandre Lacazette (33) und Jean-Philippe Mateta (26). “Mehr kann ich Ihnen aber nicht sagen”, so Henry weiter. “Es ist nicht einfach mit den Vereinen, die ja ein Recht haben, die Spieler zu behalten.”

Der vorläufige Olympia-Kader Frankreichs im Überblick

Tor : Lucas Chevalier (Lille OSC), Guillaume Restes (FC Toulouse), Obed Nkambadio (Paris FC), Robin Risser (Racing Straßburg)

Abwehr : Kiliann Sildillia (SC Freiburg), Bafodé Diakité (Lille OSC), Castello Lukeba (RB Leipzig), Maxime Esteve (FC Burnley), Lenny Yoro (Lille OSC), Adrien Truffert (Stade Rennes), Bradley Locko (Stade Brest)

Mittelfeld : Warren Zaire-Emery (Paris St. Germain), Khephren Thuram (OGC Nizza), Manu Koné (Borussia Mönchengladbach), Maghnes Akliouche (AS Monaco), Enzo Millot (VfB Stuttgart), Joris Chotard (HSC Montpellier), Desiré Doué (Stade Rennes), Lesley Ugochukwu (FC Chelsea)

Angriff : Bradley Barcola (Paris St. Germain), Alexandre Lacazette (Olympique Lyon), Jean-Philippe Mateta (Crystal Palace), Mathys Tel (FC Bayern), Michael Olise (Crystal Palace), Arnaud Kalimuendo (Stade Rennes)

Königliches Kalkül: Warum Dani Carvajals Tor kein Zufallsprodukt war

Das Champions-League-Finale fand in Dani Carvajal einen überraschenden Matchwinner. Dabei war der Treffer alles andere als dem Zufall entsprungen, wie der Rechtsverteidiger verriet.

Bigger than Füllkrug: Dani Carvajal, der Man of the Match.

Bigger than Füllkrug: Dani Carvajal, der Man of the Match.

So manches Szenario hatten die Real-Fans im Kopf für dieses Finale. Die nächste Gala von Vinicius. Oder ein Freistoßtor von Toni Kroos in seinem letzten Spiel? Jude Bellingham gab es ja auch noch, vielleicht wieder einer seiner späten Treffer, wie so oft in dieser Saison. Aber ein Kopfballtor von Dani Carvajal? Dafür dürfte fast allen die Fantasie gefehlt haben. Sie wussten allerdings ja auch nicht, was Carlo Ancelotti wusste.

Spielbericht

Denn das Tor war, auch in dieser Exaktheit, kein Zufall. Streng genommen wurden die Voraussetzungen dafür sogar schon vor anderthalb Jahren geschaffen.

Womit sich ein kurzer Rückblick lohnt. Schon zur Mitte der vergangenen Saison hatte Ancelotti Carvajal vorgeschlagen, sich häufiger im gegnerischen Strafraum blicken zu lassen. Ein Angebot, das der Ex-Leverkusener gerne annahm und seit der laufenden Saison sogar ausbaute. Wenn er schon seine Außenverteidigerrolle offensiver interpretieren solle, warum dann nicht auch bei Standards dahin gehen, wo es weh tut? Ancelotti ließ sich überzeugen.

Carvajals neuer Offensivgeist trug schnell Früchte für Real. Sechs Pflichtspieltore und sechs Vorlagen gelangen ihm in der abgelaufenen Saison, darunter sein wichtigster Treffer überhaupt. “In diesem Jahr habe ich mich für Ecken entschieden, und wie ich meiner Familie immer sage, ist Entschlossenheit der Schlüssel zu meiner Karriere”, erklärte Carvajal nach dem Finale. Kurz nach einem ersten ordentlichen Kopfballversuch klappte es dann tatsächlich für den nur 1,73 Meter großen Außenverteidiger. “Einer ist drüber gegangen und den zweiten musste ich treffen”, folgte Carvajal dabei seiner ganz eigenen Logik.

BVB zweimal am ersten Pfosten überrascht

Dass der BVB sich gleich zweimal vom kleinsten Spieler auf dem Platz auf beinahe identische Art und Weise überrumpeln ließ, war übrigens auch kein Zufall, sondern vielmehr königliches Kalkül. Laut Carvajal hatte Reals Trainerteam diese Eckball-Variante speziell für das Finale entwickelt. “Wir hatten die Strategie gut vorbereitet, und ich musste mich umstellen und an den nahen Pfosten gehen”, verriet der Spieler des Spiels, der schon in den Ecken vor seinen beiden Chancen am ersten Pfosten gelauert und schließlich Erfolg hatte.

Von jetzt an sind sie also zu fünft. Nach Paco Gento haben nun auch der scheidende Toni Kroos, Luka Modric (38), Nacho (34) und eben Dani Carvajal sechs Mal den Landesmeisterpokal gewonnen. Und der, der mit seinen 32 Jahren am wahrscheinlichsten mal der alleinige Rekordhalter werden könnte, schuf dafür die Voraussetzungen.