Französische Pressestimmen: “Große Ohrfeige” an einem “Abend ohne Licht”

Nach dem 0:2 gegen Deutschland und besonders der Art und Weise der Niederlage sind die französischen Medien in Sorge. Drei Monate vor der EM bekam die Equipe Tricolore einen “Warnschuss”.

Didier Deschamps musste in seinem 150. Spiel als Frankreichs Nationalcoach eine

Didier Deschamps musste in seinem 150. Spiel als Frankreichs Nationalcoach eine “peinliche Niederlage” hinnehmen.

picture alliance / DPPI media

“L’Équipe”: “Die große Ohrfeige. Im 150. Spiel von Didier Deschamps als Trainer der französischen Nationalmannschaft erteilt Deutschland Les Bleus eine Lehrstunde. Man hat es nicht kommen sehen, am wenigsten in diesem Ausmaß, diese absolute Lektion (…) und diesen Abend ohne Licht.”

“Sud Ouest”: “Sehr schnell in Rückstand, haben sich die Spieler von Didier Deschamps von der Effizienz der Deutschen (…) überwältigen lassen. (…) Neben der Spur von Beginn bis zum Ende, ohne Seele und ohne Idee, kassierten Les Bleus gegen Deutschland eine Niederlage, die drei Monate vor der EM ein Schandfleck ist.”

“Dernières Nouvelles d’Alsace”: “Diese Niederlage, diese Ohrfeige drei Monate vor der EM, ist eine ernsthafte Warnung.”

Man hat es nicht kommen sehen, am wenigsten in diesem Ausmaß, diese absolute Lektion (…) und diesen Abend ohne Licht.”

“La Parisien”:Zurecht von den deutschen Dominatoren geschlagen, haben Les Bleus an diesem Samstagabend nie auf dem Rasen von Lyon stattgefunden. Die Spieler von Didier Deschamps scheiterten in vielen Bereichen. Belastet durch einen albtraumhaften Beginn (…), ist es der Équipe de France nicht gelungen, den Kopf über Wasser zu halten.”

“La Libération”: “Die Deutschen brennen, Les Bleus geraten in die Irre. Die (deutsche) Mannschaft ist definitiv wieder zum Angstgegner der Bleus geworden. (…) Das Überschalltor von Florian Wirtz, eines der schnellsten im internationalen Fußball, hat bis zur Karikatur die Defizite Frankreichs gegenüber seinem alten Rivalen aufgezeigt, obwohl der sich vor dem Duell in einer sportlichen Krise befunden hatte.”

Spielbericht

“Le Figaro”: “Von Deutschland deklassiert, bekommen Les Bleus eine echte Ohrfeige. Fehlstart für die Blauen. Ein Ergebnis und eine schlechte Leistung, die drei Monate vor der EM beunruhigend sind. Zurecht geschlagen, zeigte die Equipe de France im gesamten Jahr 2023 kein so tristes Gesicht.”

“Le Monde”: “Von der (deutschen) Mannschaft deklassiert, beginnen die Blauen unter Schmerzen ihren Weg zur EM. (…) Eine Mannschaft wie die französische scheitert nicht ohne Grund. Wenn sie so große Problem hatte, dann vor allem, weil Deutschland ein großes Spiel gemacht hat.”

“Ouest-France”: “Der verstörende Schiffbruch der Blauen, gespenstisch. Eine peinliche Niederlage drei Monate vor der EM.

Nun stellt sich bei Frankreich die Sturmfrage

Marcus Thuram weiß als französischer Stoßstürmer nicht zu überzeugen, insgesamt hat die Equipe Tricolore Deutschland kaum herausfordern können. Muss nun Aushängeschild Kylian Mbappé auf ungeliebter Position ran?

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé.

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé.

IMAGO/Revierfoto

Was war es denn nun? Ein Fingerzeig? Eine Strafe? Konsequente Logik? So genau kann man das bei Didier Deschamps nie sagen. Frankreichs Nationaltrainer gibt selten bis nie konkret Auskunft über seine Startelf – geschweige denn einzelne Spieler. Und so ist nach dem 0:2 gegen Deutschland zum Start ins EM-Jahr 2024 völlig unklar, was Deschamps mit seiner Aufstellung und den Wechseln in der zweiten Hälfte testen wollte beziehungsweise wie er auf die gerade im Sturm äußerst dürftige Darbietung reagiert hatte.

Denn weder der im Zentrum postierte Marcus Thuram noch die beiden Außen Kylian Mbappé (links) und Ousmane Dembelé (rechts) wussten nachhaltig zu überzeugen. Dabei ist gerade die Offensive der Mannschaftsteil mit der größten Qualität, denn da saßen ja noch ein Olivier Giroud und ein Randal Kolo Muani auf der Bank. Beide kamen auch ins Spiel, großen Einfluss hatte aber auch das Duo von Milan und Paris Saint-Germain nicht.

Kolo Muani ist bei PSG momentan der Rang abgelaufen

Was nun? Ex-Gladbacher Thuram jedenfalls scheint seine erste Chance verspielt zu haben, sich einen Platz in der französischen EM-Elf zu sichern. Offensiv fand der seit Sommer 2023 bei Inter sehr erfolgreiche Stürmer (zehn Tore und zehn Vorlagen in 27 Serie-A-Spielen) kaum statt, musste sich häufig nach hinten fallen lassen. Immerhin: Zumindest eine Chance bot sich Thuram mitten in einer dominanten deutschen Phase – zumindest ein Zeichen, dass der 26-Jährige dem Druck standhalten kann.

Ersetzt wurde der ehemalige Borusse nach einer Stunde durch Giroud, der ebenfalls genau eine Chance hatte, den Ball aber artistisch neben das Tor setzte. Folgt man dieser Wechsellogik, gilt Giroud aktuell als Nummer 2 in der französischen Sturmspitze, doch auch er hing die meiste Zeit in der Luft.

Bleibt Kolo Muani, dem bei PSG mittlerweile Goncalo Ramos den Rang abgelaufen hat. Ihn, Kolo Muani, brachte Deschamps spät, zudem auf rechts. Auch dort hat der Ex-Frankfurter schon reüssiert, mehr liegt ihm aber das Konterspiel über die Mitte.

Mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter

Oder setzt Deschamps am Ende doch auf Mbappé als Neuner? Bei PSG hat ihn sein dortiger Trainer Luis Enrique diese ungeliebte Position zuletzt öfter bekleiden lassen, Deschamps hat sie ihm bislang kaum zugeteilt. Im Notfall würde der Weltmeister von 2018 sie demnach auch bei der Equipe Tricolore ausfüllen können.

Doch eine Notlage herrscht noch lange nicht in Frankreich, selbst wenn diese Leistung schwach und so nicht zu erwarten war. Normalerweise sorgt in solchen Partien just Mbappé für den einen Moment, die eine Aktion, das eine Tor – siehe unter anderem das WM-Finale gegen Argentinien vor eineinhalb Jahren, als er die Franzosen in die Verlängerung gerettet hatte. Etwas Derartiges gelang ihm gegen die Deutschen nicht. Zwar war der Superstar ein Aktivposten, zeigte mit seinen Übersteigern und Körpertäuschungen aber zu oft mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter.

So oder so – klasse besetzt sind die Franzosen weiterhin. Selbst ohne den verletzten Antoine Griezmann (Atletico Madrid). Nur müssen sie zeigen, dass sie ihre Qualität auch weiterhin ausspielen können. Am besten schon in Marseille am Dienstag (21 Uhr) beim Duell mit Chile.

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Michael Postl

“In dieser Form wird es Frankreich bei der EM schwer haben”

kicker-Reporter Michael Postl aus Lyon 24.03.2024

“In dieser Form wird es Frankreich bei der EM schwer haben”

1:19Frankreich hat das Testspiel gegen Deutschland mit 0:2 verloren und dabei einen “biederen” Auftritt gezeigt, wie kicker-Reporter Michael Postl von vor Ort berichtet. So wird es die Equipe Tricolore auch bei der EM “schwer haben”.

Rekordserie gebrochen: Frankreich ohne Griezmann gegen DFB-Elf

Antoine Grizemann wird der französischen Nationalmannschaft für die kommende Länderspielpause nicht zur Verfügung stehen. Damit endet eine unnachahmliche Rekordserie.

Fehlt der französischen Nationalmannschaft gegen Deutschland: Antoine Griezmann.

Fehlt der französischen Nationalmannschaft gegen Deutschland: Antoine Griezmann.

IMAGO/NurPhoto

Wie der französische Verband bekanntgab, werde Antoine Griezmann wegen einer Knöchelverletzung für das Spiel der französischen Nationalmannschaft am Samstag gegen die DFB-Elf (21.00 Uhr, LIVE! bei kicker) nicht zur Verfügung stehen. Griezmann laboriert bereits seit dem Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale mit seinem Verein Atletico Madrid gegen Inter Mailand an einer Verletzung am Knöchel. Nach einer Zwangspause kehrte er im Rückspiel am vergangenen Mittwoch zurück in die erste Elf, dort ist die Verletzung aber wieder aufgetreten, weshalb er in der Verlängerung ausgewechselt werden musste. Zudem kam er im Spiel gegen den FC Barcelona am vergangenen Wochenende erst von der Bank.

Damit wird am kommenden Samstag eine unnachahmliche Serie reißen. Seit November 2016 war der 127-malige Nationalspieler Griezmann für die französische Nationalmannschaft in 84 aufeinanderfolgenden Länderspielen zum Einsatz gekommen. Damit führt er das verbandsinterne Ranking bei den Franzosen meilenweit an. Der ehemalige Rekordhalter Patrick Vieira kommt lediglich auf 44.

Auch für das Duell drei Tage später gegen Chile muss der 32-Jährige passen, weshalb Nationaltrainer Didier Deschamps bereits reagiert und Matteo Guendouzi nachnominiert hat. Für den Ex-Hertha-Profi und jetzigen Akteur von Lazio Rom wird es dagegen der erste Kaderauftritt für sein Heimatland seit der WM 2022 in Katar sein.

Rekordserie endet: Frankreich ohne Griezmann gegen DFB-Elf

Antoine Griezmann wird der französischen Nationalmannschaft für die kommende Länderspielpause nicht zur Verfügung stehen. Damit endet eine unnachahmliche Rekordserie.

Fehlt der französischen Nationalmannschaft gegen Deutschland: Antoine Griezmann.

Fehlt der französischen Nationalmannschaft gegen Deutschland: Antoine Griezmann.

IMAGO/NurPhoto

Wie der französische Verband bekanntgab, werde Antoine Griezmann wegen einer Knöchelverletzung für das Spiel der französischen Nationalmannschaft am Samstag gegen die DFB-Elf (21.00 Uhr, LIVE! bei kicker) nicht zur Verfügung stehen. Griezmann laboriert bereits seit dem Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale mit seinem Verein Atletico Madrid gegen Inter Mailand an einer Verletzung am Knöchel. Nach einer Zwangspause kehrte er im Rückspiel am vergangenen Mittwoch zurück in die erste Elf, dort ist die Verletzung aber wieder aufgetreten, weshalb er in der Verlängerung ausgewechselt werden musste. Zudem kam er im Spiel gegen den FC Barcelona am vergangenen Wochenende erst von der Bank.

Damit wird am kommenden Samstag eine unnachahmliche Serie reißen. Seit November 2016 war der 127-malige Nationalspieler Griezmann für die französische Nationalmannschaft in 84 aufeinanderfolgenden Länderspielen zum Einsatz gekommen. Damit führt er das verbandsinterne Ranking bei den Franzosen meilenweit an. Der ehemalige Rekordhalter Patrick Vieira kommt lediglich auf 44.

Auch für das Duell drei Tage später gegen Chile muss der 32-Jährige passen, weshalb Nationaltrainer Didier Deschamps bereits reagiert und Matteo Guendouzi nachnominiert hat. Für den Ex-Hertha-Profi und jetzigen Akteur von Lazio Rom wird es dagegen der erste Kaderauftritt für sein Heimatland seit der WM 2022 in Katar sein.