Real Madrid hat eine schwierige Vorbereitung auf das Champions-League-Spiel gegen die AC Mailand hinter sich. Carlo Ancelotti war mit seinen Gedanken bei der Flutkatastrophe in Valencia, musste aber auch noch über den boykottierten Ballon d’Or reden.
Wollte und konnte den Fokus nicht auf Fußball richten: Carlo Ancelotti.
IMAGO/Alberto Gardin
Der Fußball spielt in Spanien in diesen Tagen wenn überhaupt eine Nebenrolle. Die Flutkatastrophe in und um Valencia, die hunderten Menschen in der Region das Leben kostete, bestimmt den Alltag.
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Der Ball ruhte in La Liga an diesem Wochenende aber nicht, lediglich die Partien von Villarreal (gegen Rayo Vallecano) und Valencia (gegen Real Madrid) wurden abgesagt.
Die Entscheidung, den Spieltag nicht komplett abzusagen, sorgte für viel Unverständnis. Auch bei Carlo Ancelotti. “Ich glaube, dass ziemlich klar wurde, dass kein Spieler spielen wollte. An diesem Wochenende hätte kein Fußball stattfinden dürfen. Doch wir sind Angestellte, wir sind nicht diejenigen, die das Sagen haben. Die Macht, die wir haben, ist bei null”, sagte der Trainer von Real Madrid auf der Pressekonferenz vor dem anstehenden Champions-League-Spiel gegen die AC Mailand (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker).
Der Italiener wirkte sichtlich bewegt wegen der Geschehnisse im etwas mehr als 300 Kilometer entfernten Valencia, wollte daher auch nicht wirklich über “die wichtigste Sache unter den unwichtigsten Sachen im Leben” sprechen. “Es ist schwer, in so einem Moment über Fußball zu reden. Es ist auch kompliziert, in so einem Moment auf dem Platz zu stehen, denn wir sind Teil dieses Landes und das betrifft uns alles sehr”, so Ancelotti, der die PK auch aus “Respekt vor den betroffenen Menschen so einfach wie möglich” halten wollte.
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Für das Spiel gegen seinen Ex Klub – fünf Jahre spielte Ancelotti für Milan (1987 bis 1992), acht weitere Jahre stand er als Trainer an der Seitenlinie (2001 bis 2009) – hatte der 65-Jährige aus besagten Gründen ungewöhnlich viel Vorbereitungszeit. Wenngleich die letzten Tage natürlich nicht einfach waren. “Es ist sehr schwer, man hat seinen Kopf nicht immer bei der Arbeit, denn das betrifft alle. Man hört und liest Dinge, denn was da passiert ist, ist schrecklich. Wir haben uns vorbereitet, weil wir Profis sind, aber das war es auch”, so Ancelotti.
Ancelotti über Vinicius Junior und den Ballon d’Or
Für Real wird die Partie am Dienstagabend die erste seit der 0:4-Klatsche im Clasico gegen Barcelona und dem darauffolgenden Boykott des Ballon d’Or. Vor allem Letzteres sei laut Ancelotti, der selbst als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde, jedoch kein Thema mehr. “Der Ballon d’Or ist vorbei, ich möchte alle Gewinner beglückwünschen”, so Ancelotti, der sich letztlich aber einen kleinen Seitenhieb doch nicht verkneifen konnte. “Für mich war der Ballon d’Or der 1. Juni, als wir die Champions League gewonnen haben”, erinnerte der Italiener an das Finale gegen Dortmund.
Weil bereits vor der Gala klar war, dass nicht Vinicius Junior, sondern Manchester Citys Rodri die Auszeichnung erhalten werde, cancelte der gesamte Real-Tross kurzerhand die Reise nach Paris und blieb der Veranstaltung fern. Für den Brasilianer scheint das alles nun aber bereits passé zu sein. “Vinicius ist, wie wir alle, traurig, aber nicht, weil er nicht den Ballon d’Or gewonnen hat, sondern weil er sieht, was gerade in Valencia passiert”, so Ancelottis deutliche letzte Worte auf einer speziellen PK.