DFB-Formcheck: Raum bedrängt Mittelstädt – Hummels lässt nicht locker

Noch 73 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Der kicker wertet die Leistungen der 44 EM-Kandidaten im Monat März aus.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

Nicht-berücksichtige EM-Kandidaten und ein neuer Platzhirsch: Robert Andrich (li.), Mats Hummels (Mi.) und David Raum.

imago images/Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat eine Liste von 44 Profis zusammengestellt, die für Bundestrainer Julian Nagelsmann in Frage kommen dürften.

Unmittelbar vor den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der kicker die EM-Kandidaten einem Formcheck der bisherigen Jahresleistung unterzogen. Nun wird die Performance im Monat März inklusive den beiden jüngsten DFB-Spielen sowie den am letzten März-Wochenende stattfindenden Liga-Spieltagen unter die Lupe genommen.

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker Monat für Monat seit Jahresbeginn die jeweils aktuelle Form der EM-Kandidaten. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Ter Stegens Bilanz beeindruckt trotz einiger Wackler

Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer stand Marc-André ter Stegen bei beiden Länderspielen im März im Tor und hielt gegen Frankreich seinen Kasten sauber, gegen die Niederländer hatte er er paar kleinere Wackler. Insgesamt kassierte er im März mit Verein und Nationalelf in sieben Spielen lediglich zwei Gegentore, in fünf Partien spielte er zu Null. In der Liga blieb er sogar den kompletten Monat unbezwungen, musste dort zuletzt am 17. Februar hinter sich greifen.

Rüdiger und Tah spielen sich ein – Hummels setzt ein Zeichen

Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah im DFB-Trikot 180 Minuten Seite an Seite verteidigten, konnte bzw. musste ein Dortmunder Trio im Verein trainieren. Ein Ausrufezeichen nach der Länderspielpause setzten nun Nico Schlotterbeck und Mats Hummels, die in München ein Bollwerk bildeten. An Schlotterbeck (Note 1,5) und Hummels (Note 1) prallte in der Allianz-Arena fast alles ab, der 35-jährige Routinier wurde vom kicker gar zum Spieler des Spieltags gekürt, erst zum dritten Mal in seiner Bundesliga-Karriere (zuvor am 6. Spieltag 2020/21 und am 24. Spieltag 2010/11).

Mittelstädt brilliert, doch Raum sitzt ihm im Nacken

In den beiden März-Länderspielen hieß das Außenverteidiger-Duo jeweils Kimmich/Mittelstädt. Der Stuttgarter Mittelstädt debütierte gegen die Franzosen und stand auch gegen die Niederlande im Fokus. Zunächst spielte er einen Fehlpass, der zum 0:1 führte. Sieben Minuten später hatte er selbst per Distanzschuss den Ausgleich besorgt. Ihm dicht im Nacken sitzt David Raum, der eine starke Form im Verein hat. Drei Scorerpunkte und drei Berufungen in die Elf des Tages im März belegen dies.

Chef Kroos – Andrich nimmt den Schwung mit

Das Comeback von Toni Kroos war das Thema der März-Länderspiele, er war sofort der Chef auf dem Platz und in beiden Partien notenbester DFB-Akteur. Neben dem nun 108-maligen Nationalspieler etablierte sich Robert Andrich als Partner auf der Doppelsechs. In der Liga kam er zwar im März zweimal nur von der Bank, war aber bei Bayer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Leverkusen weiter unbesiegt blieb. Im Europa-League-Spiel bei Qarabag Agdam bereitete er in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich vor, in der Liga erzielte der den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende sogar selbst.

Musiala toppt Wirtz – und Brandt hält mit

Die Zauberer Wirtz und Musiala halten ihre Topform der vergangenen Wochen und zeigten auch gegen die Top-Nationen Frankreich und Niederlande überzeugende Leistungen. Wirtz traf im März viermal, damit kann unter allen im Formcheck untersuchten Spielern sonst nur Musiala mithalten. Der Bayern-Spieler ist auch bei den Assists die Nummer 1. Fünf Torvorlagen hat im März sonst nur noch Dortmunds Julian Brandt vorzuweisen, der bei den vergangenen Länderspielen nicht berücksichtigt wurde.

Adeyemi meldet sich zurück

Dreimal stand Karim Adeyemi im Monat März in der Dortmunder Startelf, dreimal trug er sich in die Torschützenliste ein. Bei den beiden 2:0-Siegen in Berlin und München erzielte er das jeweilige 1:0, beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt sorgte er nach Rückstand für den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Damit schoss der BVB-Flügelspieler im März genauso viele Tore wie die drei anderen Kandidaten zusammen: Gnabry kommt auf zwei, Führich auf eines, Sané blieb torlos, sammelte aber immerhin einen Assist.

Undav beflügelt – Füllkrug trifft immerhin beim DFB

Im Verein blieb Niclas Füllkrug seit dem 17. Februar torlos. Für Deutschland sorgte er mit seinem Schultertor gegen die Niederlande für Euphorie und sicherte als Einwechselspieler den Sieg gegen Oranje. Sein Debüt für den DFB gab Stuttgarts Deniz Undav, der den Schwung der Nominierung mitnahm und in den beiden Ligaspielen nach Bekanntgabe des Länderspielkaders jeweils zwei Scorerpunkte einfuhr.

Christoph Huber

Hofmann und das Geheimnis von “Laterkusen”

Bayer 04 Leverkusen sollte man nicht zu früh abschreiben, diese Erkenntnis haben die Hoffenheimer zuletzt leidvoll gemacht. Jonas Hofmann sprach nun bei “kicker meets DAZN” über das Geheimnis der späten Tore.

Mit Bayer auf dem Weg zur Meisterschaft: Jonas Hofmann.

Mit Bayer auf dem Weg zur Meisterschaft: Jonas Hofmann.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Späte Tore ziehen sich wie ein roter Faden durch die laufende Bayer-Saison: Robert Andrich (88.) und Patrik Schick (90.+1) trafen am Samstag zum späten 2:1-Sieg gegen Hoffenheim und sorgten so für die Treffer Nummer 21 und 22, die Bayer in der laufenden Saison nach der 80. Minute erzielt hat. In den Top 5 Ligen hat nur der FC Liverpool ab der 80. Mehr mehr späte Tore erzielt als Bayer – und nur der FC Barcelona hat mehr Punkte in diesem Zeitraum geholt. Wenig überraschend existiert rund um die Werkself schon das geflügelte Wort “Laterkusen” – ein Neologismus aus dem englischen Wort “later” (zu deutsch: später) und eben Leverkusen.

Jonas Hofmann verriet nun bei “kicker meets DAZN”, dass sich die Leverkusener nach dem Spiel schon auch gefragt hätten, wie sie dass “denn wieder hingekriegt” haben – und lieferte die Antwort darauf gleich mit: “Wir ziehen an einem Strang und fangen nicht an, hintenraus lange Bälle zu schlagen. Wir spielen unseren Stiefel weiter und warten gefühlt nur darauf, bis einer reinfliegt. Das haben wir schon ein paar Mal geschafft, das gibt Energie.” In anderen Worten: Geduld ist das Geheimrezept – und das wurde den Leverkusenern von Trainer Xabi Alonso eingebläut.

“Wenn du gegen Mannschaften spielst, die sehr tief stehen und du sehr viel Ballbesitz hast, dann ist es oftmals nur eine Frage der Zeit, bis einer reinfällt”, weiß Hofmann und meinte mit Blick auf die verteidigende Mannschaft: “Wenn du das Verteidiger-Gen in dir hast, dann findest du das vielleicht für 80 bis 85 Minuten geil, aber dann gibt es die eine Situation, wo du Fußball guckst und nicht beteiligt bist – und das wird von Top-Mannschaften ausgenutzt.” Genau auf solche Momente warten auch die Leverkusener, denn “jeder im Team glaubt daran, dass du hintenraus die Möglichkeit bekommen wirst, den Lucky Punch zu setzen.”

Warten, bis der Gegner einmal ganz kurz pennt, um dann zuzuschlagen.

Jonas Hofmann

Manchmal sei es wie einem Handballfeld, erklärt der Nationalspieler: “Wenn es auf der einen Seite nicht klappt, dann verlagern wir über die Sechs auf die andere Seite und warten, bis diese eine Lücke da ist, wenn der Gegner einmal ganz kurz pennt, um dann zuzuschlagen.” Der 31-Jährige betont aber auch, dass es einen “Lernprozess” gebraucht habe, ehe das in Fleisch und Blut übergangen ist. “Das erarbeitet man sich nicht nur in der Vorbereitung, dafür braucht es auch Pflichtspiele.”

Xabi Alonso

Mit Bayer auf Erfolgskurs: Xabi Alonso.
IMAGO/Revierfoto

Bayer hat mehr als nur Geduld

Geduld ist aber nicht der einzige Erfolgsfaktor des Tabellenführers. “Wir sind eine Ballbesitzmannschaft, die überragend zusammengestellt ist”, sagt Hofmann und verweist auf den tollen Mix aus “alten erfahrenen und jungen, weniger erfahrenen Spielern”. Im Kader gibt es große Spieler und “kleine, die wiederum blitzschnell sind – und Spieler, die den Ball mit dem Rücken zum Tor halten können, sowie Spieler, die ein super Aufbauspiel haben”. Die Mannschaft sei schlicht “top zusammengestellt”. So sei Bayer in der Lage, “unterschiedlich auf Spielsituationen zu reagieren”.

Im KMD-Podcast mit Alex Schlüter und Benni Zander ist Xabi Alonso auch ein großes Thema. Was macht der Spanier besonders im Training? Wie ging die Mannschaft mit den zahlreichen Wechselgerüchten der vergangenen Wochen rund um ihren Coach um? Wie wurde Xabi Alonsos Entscheidung, bei Bayer zu bleiben, aufgenommen? Und was ist eigentlich der langfristige Plan der Rheinländer? Antworten auf all diese Fragen liefert Hofmann, der auch über seine Emotionen bei seinem Weggang aus Gladbach redet, seine EM-Chancen und den exakten Moment, wann er zur Überzeugung kam, dass die Werkself eine erfolgreiche Saison spielen kann – und der war überraschend früh.

Die neue “kicker meets DAZN”-Folge jetzt hören:

Podcast

KMD #204 (mit Jonas Hofmann)


01:59:51 Stunden

alle Folgen

Der Podcast ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar, wie zum Beispiel

SpotifyDeezer iTunesaudio nowGoogle PodcastsPodimo

Der Podcast ist über die Website und die Apps des kicker, die Portale der DAZN Group sowie alle gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Noch ohne Palacios und Boniface: Leverkusen startet in den Schlussspurt

Die Zukunft von Xabi Alonso bei Bayer 04 Leverkusen ist geklärt, nun geht es für den Spanier und sein Team in die “entscheidenden Monate”. Exequiel Palacios und Victor Boniface winkt erst in der nächsten Woche das Comeback.

Das Comeback von Victor Boniface rückt näher. Die Partie gegen Hoffenheim kommt jedoch noch zu früh.

Das Comeback von Victor Boniface rückt näher. Die Partie gegen Hoffenheim kommt jedoch noch zu früh.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Die Nachricht, dass Xabi Alonso über das Saisonende hinaus Trainer von Bayer 04 Leverkusen bleibt, stand auf der Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Mittelpunkt. Nachdem der Spanier seine Entscheidung erklärt hatte, lenkte er dennoch schnell wieder den Fokus auf den Ligaalltag und stellte klar: “Das Wichtigste für uns ist das Spiel morgen.”

Denn das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ist für Alonso bereits der Auftakt in den so essenziellen Schlussspurt. In den kommenden Wochen geht es für die Werkself in allen drei Wettbewerben um den möglichen Titel. “Wir hatten bislang viele wichtige Spiele, in denen wir es gut gemacht haben. Aber wir wissen, dass April und Mai die entscheidenden Monate sind”, betonte Xabi Alonso und gab die Marschroute vor: “Wir gehen es Wettbewerb für Wettbewerb und Spiel für Spiel an.”

Palacios und Boniface: Mögliche Comebacks im Pokal

Dabei können die Leverkusener auch schon bald wieder auf Exequiel Palacios (nach Oberschenkelverletzung) und Victor Boniface (nach Adduktoren-OP) setzen – allerdings noch nicht gegen Hoffenheim. Beiden stellte Xabi Alonso einen Kaderplatz im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr) in Aussicht.

Ohne das Duo und den weiterhin an einer Muskelverletzung laborierenden Arthur gilt es in der Bundesliga gegen Hoffenheim zunächst “eine super Position” zu verteidigen. Der Coach weiß, dass “eine sehr gute Auswärtsmannschaft” aus dem Kraichgau anreist. Das Team von Pellegrino Matarazzo, aktuell Achter in der Bundesliga, sammelte 20 seiner 33 Zähler in der Fremde.

Xabi Alonso warnt weiter vor den Bayern: “Wir kennen das”

Leverkusens Vorsprung auf den Verfolger aus München beträgt derweil weiterhin zehn Punkte. “Aber es sind noch acht Spiele zu spielen. Alles kann passieren mit den Bayern, wir kennen das.” Entsprechend seien “die nächsten drei, vier Spiele fast schon der Schlüssel” zur Meisterschaft. Hält die Werkself den großen Vorsprung auch in dieser Phase aufrecht, ist die Schale zum Greifen nah.

Viel Zeit zur Vorbereitung auf die anstehende Aufgabe blieb Xabi Alonso mit den Spielern in den vergangenen zwei Wochen jedoch nicht. Ganze 19 Leverkusener waren mit ihrer Nationalmannschaft auf Länderspieleise. “Das ist unglaublich”, staunte auch der Trainer, der in der Pause versucht hat, die Spiele seiner Schützlinge bestmöglich zu verfolgen. Auch die Auftritte der Deutschen gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) hat sich der Spanier angesehen. “Diese zwei Spiele geben Hoffnung für das ganze Land, das ist gut”, freute er sich für die DFB-Elf.

Er verdient es, aber es ist eine Situation in der er dafür kämpfen muss.

Xabi Alonso über einen möglichen EM-Platz von Jonas Hofmann

Mit Jonathan Tah, Robert Andrich und Florian Wirtz konnten sich auch drei seiner Schützlinge unter Julian Nagelsmann beweisen. Der Vierte im Bunde, Jonas Hofmann, musste allerdings zuschauen. “Jetzt will ich Jonas dabei helfen, dass er wieder die Chance bekommt, zurück in die Nationalmannschaft zu kommen”, blickte Xabi Alonso voraus. “Er verdient es, aber es ist eine Situation in der er dafür kämpfen muss.” Diesen Kampf kann Hofmann schon gegen Hoffenheim wieder aufnehmen. Der 31-Jährige, der das 3:2 in Freiburg vor der Länderspielpause noch angeschlagen verpasst hatte, ist wieder fit.