“Taten statt Worte”: Rapp braucht keine Rechenspiele

Mit zuletzt 15 Punkten bei 13:0 Toren hat sich Holstein Kiel an die Tabellenspitze katapultiert und reist mit gehörigem Selbstbewusstsein zum Topspiel beim Hamburger SV (Samstag, 20.30 Uhr) an.

Marcel Rapp bleibt fokussiert, die Zielsetzung immergleich: Die nächsten drei Punkte dürfen es sein.

Marcel Rapp bleibt fokussiert, die Zielsetzung immergleich: Die nächsten drei Punkte dürfen es sein.

IMAGO/Eibner

Rund 100 Kilometer trennen Kiel und Hamburg – eine leichte Hürde, die die circa 6000 Anhänger der KSV bereitwillig auf sich nehmen, um ihr Team im ausverkauften Volksparkstadion zu unterstützen. Die räumliche Distanz zwischen den beiden Städten ist gering, die der Klubs im Tableau dagegen schon beträchtlich. Auf neun Zähler hat Holstein den viertplatzierten HSV distanziert, der unbedingt einen Sieg braucht, um im Aufstiegsrennen nicht noch mehr an Boden zu verlieren.

Rapp erwartet so auch einen “aggressiven” Gegner, der mit großer Intensität zur Sache gehen werde, eine große individuelle Klasse und gute Abläufe im letzten Drittel habe. Fast gelassen sagt dies der Kieler Trainer – im Wissen um die eigene Stärke: “Die Stimmung ist gut. Es ist alles angerichtet, jetzt liegt es an uns.” Auch der Rückenwind nach der letzten Siegesserie und das immer näher rückende Ziel Bundesliga lassen Rapp nicht die Bodenhaftung verlieren.

Wir wollten Fußstapfen hinterlassen.

Marcel Rapp

Das Wort Aufstieg kommt Rapp nicht über die Lippen. Der 45-Jährige lässt sich nicht aus der Reserve locken, auch nicht, als man ihm angesichts der Tabellensituation die Relegation als Minimalziel in den Mund zu legen gedachte: “Wir wollen in jedem Spiel drei Punkte holen, das ist das Ziel. Es ist viel zu früh, ein Fazit zu ziehen.” Ein kleines gab es dann aber doch, immerhin “gestand” der Ex-Profi: “Wir wollten Fußstapfen hinterlassen.” Und dies sei ja quasi schon geglückt, “wir stehen vor einem Topspiel beim HSV. Doch wir sind noch nicht zufrieden.” Aber bei einem Sieg wäre doch Kiel zumindest der Relegationsplatz nicht mehr zu nehmen, oder? Auch dieses Nachhaken wehrt Rapp erfolgreich ab und will lieber “Taten statt Worte” und “keine Rechenspiele” folgen lassen.

Spieler zwischen “Euphorie und Fokus”

Wie immer ist der Auftritt des gebürtigen Pforzheimers auf der Spieltags-Pressekonferenz kein Spektakel. Was das richtige Stichwort ist. In den letzten Spielen gab es “wenig Spektakel , weil wir gut verteidigt haben”, weiß Rapp und wünscht sich dies auch gegen den HSV als Basis.  Dazu die “Ruhe bewahren, Druck auf den Ball machen und mutig sein, gutes Positionsspiel – alles Dinge der letzten Wochen, die die Jungs gut umgesetzt haben”. Seine Schützlinge hätten wie er “voll Bock auf das Spiel” und seien in einem Zustand zwischen “Euphorie und Fokus”. Gute Vorzeichen für “guten Fußball am Wochenende”, meint der Coach.

Rapp ist klar, dass der HSV mit den Fans im Rücken viel Wucht entwickeln und die Stimmung auf den Platz überschwappen könne. “Das kann passieren, wenn sie in Spiellaune kommen. Aber wir werden alles dagegensetzen”, sagte er und blickte in den Rückspiegel: “Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir gegen den HSV immer selbstbewusst aufgetreten sind, weil wir eine Art von Fußball spielen, gegen die nicht so einfach zu spielen ist.”

Stimmt, schließlich verlor Kiel gegen den HSV in bisher elf Zweitliga-Vergleichen nur ein einziges Mal (4/6/1).

Rapp: “Wenn jemand sagt, dass Kiel in Hamburg Favorit ist …”

Porath hat “richtig Bock” 16.04.2024

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1:43Die Euphorie in Kiel greift um sich, der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga scheint greifbar. Vor dem Duell gegen Verfolger HSV will sich Trainer Marcel Rapp auf das Wesentliche konzentrieren und die Favoriten-Rolle noch nicht annehmen.

Knackt die Bundesliga erneut die Milliardengrenze?

An diesem Montag startet die Auktion der nationalen Medienrechte der Deutschen Fußball-Liga (DFL), es geht um die wichtigste Einnahmequelle der 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga. Der kicker beantwortet die drängendsten Fragen.

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

IMAGO/Jan Huebner

Um welche Rechte genau geht es?

Um die Ausstrahlungsrechte an Bundesliga und 2. Liga für den deutschsprachigen Markt, also Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol, in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.

Wieviel Geld erhalten die Klubs aus den nationalen Medienrechten?

Aktuell fließen pro Saison 1,1 Milliarden Euro an die DFL, die diese allerdings nicht in Gänze an die 36 Klubs verteilt. Eine Abgabe von derzeit 7,75 Prozent, also umgerechnet 85,25 Millionen Euro, verbleibt beim Ligaverband zur Finanzierung von Organisation, Produktion und Sicherungsmechanismen. 2020 waren die nationalen Medienrechte zuletzt ausgeschrieben worden. Von durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro pro Spielzeit ging es minimal herab auf 1,1 Milliarden Euro – was allerdings inmitten der Pandemie als Erfolg des damaligen Geschäftsführers Christian Seifert galt.

Womit rechnen die Liga-Bosse?

Der für die Ausschreibung zuständige DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel, der die Thematik bereits unter Seifert verantwortete, strahlte zuletzt Zuversicht aus: “Ich teile mit Blick auf unsere Ausschreibung nicht die Weltuntergangsszenarien einiger Kommentatoren. Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands. Wir werden ein deutlich aufgewertetes Medienprodukt anbieten. Und anders als in anderen Ländern haben unsere aktuellen Live-Partner auch öffentlich bekundet, sich umfangreich engagieren zu wollen.” Gemeinhin gilt in der Branche ein Verbleib auf ähnlichem Niveau als Erfolg. Maßgeblich wird es davon abhängen, welche Anbieter sich letztlich konkret mit der Bundesliga beschäftigen, weil dies natürlich Einfluss auf den Erlös haben wird.

Wer bietet überhaupt mit?

Für die Live-Rechte sind mit Sicherheit die beiden Platzhirsche in Deutschland, Sky und Dazn, am Tisch. Das Duo teilt sich auch aktuell das Gros der Live-Rechte, während Sport1 das Zweitliga-Topspiel hält und ProSiebenSat1 2020 das für die frei empfangbaren Sender vorgesehene Paket E (Eröffnungsspiele, Relegation, Super-Cup sowie zwei Einzelspiele) erstanden hatte. Gut möglich, dass sich auch das Duo wieder um kleinere Pakete bemüht, auch RTL, mittlerweile Rechtehalter bei der Nationalelf, Magenta (3. Liga) und Vodafone sind denkbar. Dazu kommt die große Frage: Was machen die US-Konzerne Amazon, Netflix, Paramount oder Apple? Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung des frischgebackenen Deutschen Meisters Bayer Leverkusen, erklärte im Herbst 2023, dass er auf Interesse des genannten Quartetts hofft. Bietet einer dieser Großkonzerne mit, könnte dies den Preis in der Tat nach oben treiben.

Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands.

Dr. Steffen Merkel über die Ausschreibung der TV-Rechte an der Bundesliga

Wie viele Rechtepakete gibt es?

Insgesamt gibt es 15 audiovisuelle Pakete. Sieben mit Live-Rechten, acht Pakete für Highlight-Berichterstattungen, also Spielzusammenfassungen und Einzelclips. Bei den Live-Rechten hat die Liga folgende Neuerung eingeführt: Sie vergibt den Bundesliga-Sonntag, bislang gekoppelt an die Freitagspartien, als Ganzes (Paket D). Der Freitag wird kombiniert mit den fünf Einzelspielen am Samstagnachmittag (B). Zudem gibt es die Samstags-Konferenz (A), das Samstags-Topspiel inklusive Super-Cup (C). Dazu kommt noch das Free-Live-Paket E (Eröffnungsspiele Bundesliga und 2. Liga, Super-Cup, Relegation, je eine Partie Spieltage 17 und 18 der Bundesliga), Paket F (alle Einzelspiele der 2. Liga inklusive Konferenz) und Paket G, das Samstags-Topspiel im Unterhaus um 20.30 Uhr. Paket E ist aufgrund der mit dem Bundeskartellamt abgesprochenen Rahmenbedingungen im Free-TV vorgesehen, Paket G kann sowohl im Pay- als auch im Free-TV laufen.

Was könnte sich für den Kunden ändern?

Momentan müssen Bundesliga-Fans zwei Abos abschließen, um alle Live-Spiele sehen zu können. Dies könnte sich ab 2025 ändern, weil das Kartellamt die “no-single-buyer-rule”, also das Alleinerwerbsverbot für alle Live-Rechtepakete, gekippt hat. Dieses sollte eigentlich wettbewerbsfördernd wirken, hatte aber am Ende nur dazu geführt, dass die Fans Mehrfach-Abos abschließen mussten – für den Konsumenten teuer, für den Anbieter ärgerlich, weil der Run ausblieb und die Rechte kaum finanzierbar waren, für die Liga insgesamt also schlecht. Theoretisch könnte sich nun ein Anbieter alle Live-Rechte sichern. In der Praxis dürfte es zwar nicht dazu kommen, weil dies extrem teuer wäre. Das heißt aber nicht, dass erneut Mehrfach-Abos notwendig sein werden. Denn durch die erfolgreichen Verhandlungen mit den Kartellwächtern erhofft sich die Liga, dass Rechtenehmer gemeinsame Abo-Modelle anbieten.

Wie läuft die Auktion konkret ab?

Interessenten bieten für jedes Paket einzeln, die jeweiligen Auktionstage folgen strengen Regeln und Zeitplänen. Die Liga setzt Vorbehaltspreise für die jeweiligen Rechtepakete fest. Bieten mehrere Interessenten eine Summe oberhalb dieser Vorbehaltspreise und liegt das zweithöchste Angebot mehr als 20 Prozent hinter dem des Höchstbietenden, kommt es zur Annahme. Liegt nur ein Angebot über dem Ziel und dabei 20 Prozent höher als das des “Zweiten”, wird das Paket ebenfalls vergeben. Nicht vergeben wird beispielsweise, wenn mehrere oberhalb des Vorbehaltspreises liegen, das Top-Angebot den Zweiten aber nicht um mindestens 20 Prozent übersteigt. Dann informiert die Liga die Bieter darüber und diese starten in eine neue Runde, die sogenannte Reservationspreis-Auktion, die wieder denselben Kriterien folgt. Gleiches gilt, wenn kein Angebot auf Vorbehaltsniveau eintrifft. Bis Ende April sollten die Rechte vergeben sein.

Benni Hofmann

Holstein feiert mit der Tor-Hymne des HSV

Philipp Sander stand noch in der Mixed-Zone des Holstein-Stadions Rede und Antwort, als seine Kieler Teamkollegen in der Kabine bereits das 4:0 gegen den VfL Osnabrück feierten – laut und deutlich hörbar mit der HSV-Tor-Hymne von “Scooter”. Eine perfekte Einstimmung auf den Hit am kommenden Samstag.

Die 1. Liga winkt: Die Kieler Störche bejubeln den Heimsieg gegen Osnabrück.

Die 1. Liga winkt: Die Kieler Störche bejubeln den Heimsieg gegen Osnabrück.

picture alliance/dpa

Den Tor-Song des nächsten Gegners und einst großen Aufstiegsfavoriten in der Kabine einzuspielen, drückt durchaus das Selbstverständnis und Selbstvertrauen der Störche aus. Marcel Rapp jedoch relativiert den musikalischen Ausflug in die Nachbarstadt: “Das lief in der Kabine nicht zum ersten Mal, es ist einfach ein cooles Lied.”

Spielbericht

Klar ist: Im Topspiel des 30. Spieltages wollen es der Trainer und seine Spieler möglichst gar nicht hören. 10.000 Kieler werden die Mannschaft begleiten, und es gibt zumindest deutliche Hinweise darauf, dass der Plan aufgehen könnte. Gegen das Schlusslicht siegte Holstein zum fünften Mal in Folge zu null, und demonstrierte abermals eindrucksvoll die Klasse, und, dass Platz 2 sowie die nahende Ziellinie im Aufstiegsrennen keine Verkrampfung auslösen, sondern scheinbar von Runde zu Runde beflügeln.

Rapp sieht im Spiel mit dem Ball Luft nach oben

Restlose Zufriedenheit herrscht bei den Protagonisten trotz des streckenweise eindrucksvollen Vortags nicht. “Wir haben es über die gesamten 90 Minuten sehr, sehr gut verteidigt”, lobt Rapp zwar, bemängelt aber: “Im Spiel mit dem Ball habe ich noch sehr viel Luft nach oben gesehen. Wir sind nicht gut ins Spiel gestartet, haben keine Lösungen gefunden. Das Tor machen wir aus unserer ersten Balleroberung.” Was aus des Trainers Munde nach einem holprigen Start klingt, bedarf jedoch dieser Einordnung: Das erste Tor erzielte die KSV durch Steven Skrzybski bereits nach neun Minuten, danach legte sie sich den überforderten Gegner, abgesehen von knapp 15 Minuten nach der Pause regelrecht zurecht. Auch Timo Becker, als Innenverteidiger gestartet, nach der Pause als rechter Schienenspieler auffällig und schließlich als Torschütze aus der Partie gegangen, befindet: “Ein 4:0 klingt sehr gut, aber für unseren Anspruch war es nicht unser bestes Spiel, es war nicht alles rosig.”

Was der Anspruch ist, stellt Rapp klar: “Wir haben uns vor der Saison vorgenommen, deutlich weniger Gegentore zu bekommen als im Vorjahr.” Da waren es am Ende 61, die drittmeisten der Liga. Jetzt gab es schon fünf Mal nacheinander keines. “Das”, erklärt der Erfolgstrainer, “ist die Basis von allem.” Auch beim anstehenden Hit in Hamburg. Die Tor-Hymne des HSV soll es erst möglichst erst der Partie geben. In der Holstein-Kabine.

Sebastian Wolff

Inklusive Sanders Hammer: Kiel feiert fünften Zu-null-Sieg in Serie

Im Stile eines Topteams baute Holstein Kiel seine Siegesserie aus. Die souverän agierenden Störche wurden beim 4:0 gegen Osnabrück ihrer Favoritenrolle gerecht.

Freude über das 1:0: Steven Skrzybski (2. v. r.) brachte Kiel früh auf die Siegerstraße.

Freude über das 1:0: Steven Skrzybski (2. v. r.) brachte Kiel früh auf die Siegerstraße.

IMAGO/Eibner

Wie schon in der Vorwoche beim 4:0 in Nürnberg, dem vierten Zu-null-Sieg in Serie, musste Kiels Coach Marcel Rapp einen Wechsel vornehmen. Anstelle von Komenda, der beim Abschlusstraining einen Schlag auf den Knöchel abbekommen hatte, begann Porath (zurück nach Gelbsperre).

Auf der Gegenseite kehrten gleich zwei zuletzt gesperrte Akteure in die Startelf zurück: Gnaase (10. Gelbe) und Cuisance (Gelb-Rot) verdrängten im Vergleich zum 2:0 gegen Fürth Thalhammer sowie Wulff auf die Bank.

Kiel nutzt gleich den ersten VfL-Fehler

Einer aus dem neuen VfL-Duo sollte auch gleich im Mittelpunkt stehen. Nach Diakhites ungenauem Zuspiel im Aufbauspiel verlor Gnaase die Kugel am stark antizipierenden Holtby, der Torschütze Skrzybski bediente (9. Minute) – die KSV nutzte sofort den ersten Fehler aus. Das frühe Tor veränderte das Geschehen. Während das Schlusslicht in den ersten Minuten noch gut mitspielte und auch gelegentlich hoch presste, fand die Partie anschließend fast ausschließlich in der VfL-Hälfte statt.

Zunächst verpassten die Kieler aber eine höhere Führung. So schossen Skrzybski (14.) und Becker drüber (17.), Bernhardsson verstolperte die Kugel (17.) und Machino stand bei seinem Treffer im Abseits (19.).

Sander trifft traumhaft

Auch wenn es hinsichtlich der Chancen nicht in dieser Taktung weiterging, agierten die Störche auch im weiteren Verlauf sehr souverän: In der Defensive ließ die Rapp-Elf überhaupt nichts zu und zeigte sich in der Offensive sehr passsicher. Die Belohnung: Sander stellte per Traumtor – der Kapitän setzte das Leder mit 131,39 km/h aus rund 30 Metern volley ins Netz – den 2:0-Halbzeitstand her.

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Koschinat reagierte auf die Leistung seiner Mannschaft zur Pause mit einem Doppelwechsel. Unter anderem ersetzte Angreifer Wriedt Verteidiger Diakhite, sodass Osnabrück nach dem Wiederanpfiff offensiver agierte.

Trotz der mehr Spielanteile als im ersten Durchgang blieb der Ertrag weiterhin gering. Den bemühten Osnabrückern fehlten gegen die sehr stabil stehenden Störche schlichtweg die Ideen. Lediglich Joker Lobinger näherte sich mal an (73.). Da der Aufstiegsanwärter nicht zielstrebig auf das dritte Tor ging, entwickelte sich ein chancenarmer zweiter Durchgang.

Becker und Bernhardsson machen es deutlich

In der Schlussviertelstunde wurde es für den VfL dann aber noch ganz bitter: Becker traf nach Vorlage des kurz zuvor eingewechselten Arp zum 3:0 (76.), und später drehte auch noch Bernhardsson im Anschluss an einen weiten Einwurf zum Jubeln ab (84.).

Durch das 4:0 hielt Kiel den Tabellendritten Düsseldorf, der 2:0 in Wiesbaden gewann, auf Distanz (weiter sechs Zähler) und schob sich zumindest vorübergehend an St. Pauli vorbei auf Platz eins. Osnabrück, das erstmals seit 2015 wieder ein Gastspiel in Kiel verlor, konnte den Rückstand auf den Relegationsplatz nicht verkürzen. Sollte Braunschweig morgen gegen Hannover punkten, würde der Rückstand gar auf sieben Zähler anwachsen.

Kiel reist am Samstagabend zum Topspiel zum HSV (20.30 Uhr). Osnabrück empfängt am Samstagnachmittag (13 Uhr) Braunschweig.

Dreht Kiel wieder am Glücksrad?

Tabellarisch eine klare Sache ist das Duell zwischen dem zweitplatzierten Aufstiegsanwärter Holstein Kiel und Schlusslicht VfL Osnabrück. Ein Selbstläufer aber gleichwohl nicht, meint KSV-Coach Marcel Rapp.

Gewohntes Bild: Kiel jubelt, wie hier beim jüngsten Sieg in Nürnberg.

Gewohntes Bild: Kiel jubelt, wie hier beim jüngsten Sieg in Nürnberg.

IMAGO/Zink

Man sollte “schnell vom Tabellenplatz wegkommen”, warnte Rapp vor der vermeintlich klaren Rollenverteilung beim ausverkauften Heimspiel des aktuellen Tabellenzweiten gegen die Niedersachsen – man müsse sich nur einmal die letzten Ergebnisse der Osnabrücker ansehen (2:0 gegen Fürth, 1:0 bei Wehen Wiesbaden, Anm. d. Red.). Der 44-Jährige bleibt geerdet, daran hat auch seine Zufriedenheit am jüngsten Auftritt in Nürnberg (4:0) nichts geändert. Eine gute Leistung habe er gesehen und dies auch dem Team kommuniziert, euphorisch sei man deswegen nicht: “Wir schweben dennoch nicht auf einer Wolke.”

Wir haben Lust auf die Geschichte.

Marcel Rapp

Rapp hält es wie immer mit einer “seriösen Vorbereitung”, auch wenn die Erfolgsstory Veränderungen mit sich bringt: Dem Training wohnten viele Zaungäste bei – den gebürtigen Pforzheimer freut’s: “Das sind mehr als sonst, die Leute haben Bock auf uns.” Ob er denn auf der Zielgeraden eine veränderte Anspannung spüre? “Nö”, antwortete der Coach kurz und knapp. Und: “Wir haben Lust auf die Geschichte.”

Die “Geschichte”, damit ist wohl der Aufstieg gemeint. Zunächst aber das nächste Spiel, bei dem man “als Holstein Kiel, egal ob als Zweiter, Fünfter oder Zwölfter – bei allem Respekt vor Osnabrück – mit dem Anspruch in ein Heimspiel gegen den VfL” gehe, um drei Punkte zu holen. “Aber allein den Anspruch zu haben, bringt nichts, man muss es auf dem Platz beweisen und wissen, was wir dafür investieren müssen”, betont Rapp gleichzeitig und erwartet ein “ähnliches Spiel wie gegen Rostock”, in dem man mehr den Ball haben werde.

Die Störche bewiesen mit vier Siegen und 9:0 Toren in den letzten vier Spielen Stabilität wie Effizienz. Auch eine Essenz aus den Trainingseinheiten und Abfolgen: “Die Jungs wissen schon, was zu tun ist. Die Spielvorbereitung dauert nicht mehr so lange, einige Abläufe sind schon klar.” Dennoch bleibt Rapp akribisch, denn es gebe es immer wieder Details zu wiederholen und zu verbessern.

Kabinenparty mit Glücksrad

Die Zielsetzung ist also klar, der fünfte Sieg in Folge und gerne auch erneut ohne Gegentor darf es sein. Was sich, wie ein Spieler verraten habe, positiv auf die Kabinenparty auswirken könne. Rapp grinste und erklärte, dass man vor der Saison eingeführt habe, sollte man zu null spielen, sich ein Glücksrad drehe. Dabei gebe es verschiedene Kategorien, die auch immer wieder aufgepeppt würden. “Die Jungs haben Bock drauf, da sind schon viele gute Bilder entstanden”, verriet der Trainer. “Hoffen wir, dass sich das Glücksrad noch ein paar Mal dreht bis zum Rundenende.”

Dann endet die Geschichte wohl tatsächlich mit dem Aufstieg.

Die Sommer-Neuzugänge der Zweitligisten im Überblick

Die Saison 2023/24 biegt auf die Zielgerade ein, die Vereine planen längst für den kommenden Sommer und die neue Saison. Diese Neuzugänge stehen bisher fest …

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

IMAGO/Nico Herbertz

Kiels Rapp: “Es gibt Regeln und daran muss man sich halten”

Der Kieler Ausflug nach Nürnberg wurde zum unerwartet leichten Spaziergang, was an einem frühen Platzverweis lag.

Der Kieler Coach Marcel Rapp feierte mit dem Team in der Gästekurve den Erfolg in Nürnberg.

Der Kieler Coach Marcel Rapp feierte mit dem Team in der Gästekurve den Erfolg in Nürnberg.

IMAGO/Lobeca

Die Geschichte der Partie zwischen Nürnberg und Holstein Kiel ist schnell erzählt. In der fünften Minute kam Joseph Hungbo zu spät gegen Lewis Holtby. Das gleiche Szenario mit den beiden Spielern wiederholte sich in der zwölften Minute. Referee Richard Hempel zeigte beide Male die Gelbe Karte und das Topteam aus dem Norden war fortan in Überzahl. Bereits nach 45 Minuten lagen die Gäste mit 3:0 in Führung und die Partie (Endstand 4:0) war entschieden.

In der Pressekonferenz nach dem Spiel wurden die Trainer zu der entscheidenden Szene gefragt. Kiels Coach Marcel Rapp hält da wenig vom sogenannten “Fingerspitzengefühl. Wo fängt man an und wo hört man auf?”, fragte er in die Journalistenrunde zur vertretbaren Ampelkarte. “Es gibt Regeln und daran muss man sich halten.” Da sei es dann egal, welche Minute der Partie gerade laufe.

Holtby lobt die Team-Chemie

Saison 2023/24

So geht der Höhenflug der Störche weiter und die Euphorie wächst entsprechend. “Wir müssen jetzt beharrlich bleiben und uns weiterhin alles selbst erarbeiten”, kommentierte Holtby auf der Website des Klubs den souveränen Auftritt. “Dass wir zum vierten Mal in Folge zu Null gespielt haben, ist top. Zudem hat man auch heute wieder gesehen, welche Qualität dann auch noch von der Bank ins Spiel kommt. Wir haben eine gefestigte Mannschaft, in der eine tolle Team-Chemie herrscht und jeder für den anderen läuft.”

Auch Alexander Bernhardsson hebt den speziellen Spirit heraus: “Es ist ein großartiges Gefühl, dass jeder für jeden kämpft.” Die Kieler haben den Aufstieg jedenfalls selbst in der Hand, stehen doch in den nächsten Wochen noch Duelle gegen die direkten Konkurrenten und Verfolger HSV und Düsseldorf an. Doch zunächst geht es kommenden Samstag gegen Schlusslicht Osnabrück.

DFL schließt Regionalkonferenzen zu Investorenabbruch ab

Kurz vor dem Start der nationalen Medienrechteausschreibung schließt die DFL nach kicker-Recherchen die zur Aussprache angedachten Regionalkonferenzen ab. Nach dem Stress um den Einstieg eines Partners geht es dabei offenbar erstaunlich harmonisch zu, spannend lesen sich Angaben zu den Gesprächen mit CVC.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

IMAGO/Nico Herbertz

Denn laut der Sitzungsunterlage “Liga- und Geschäftsentwicklung” hätte die Luxemburger Private-Equity-Firma, mit der die Liga-Geschäftsführer Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel verhandelt hatten, sogar selbst eine Streamingplattform mit eingebracht in die Partnerschaft. Das zumindest war demnach das Zwischenergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs der Gespräche Ende Februar. Zu diesem hatte sich das DFL-Präsidium durchgerungen nach den Kontroversen um die Stimmabgabe von Hannover-96-Geschäftsführer Martin Kind und die daraus resultierenden Fanproteste. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der Sprecher des Liga-Präsidiums, hatte daraufhin Regionalkonferenzen zur Aussprache und zur Zukunft der Liga angekündigt.

Diese fanden nun in den vergangenen Tagen in München, Hamburg und Düsseldorf statt. Der ob der scharfen Diskussionen im Januar und Februar durchaus nicht auszuschließende Bruch blieb aus. Sitzungsteilnehmer berichten von klaren Worten der verschiedenen Lager zu dem Prozedere, aber nicht im Stile einer Abrechnung. Sowohl die Kommunikation zwischen Liga und Klubs, aber auch zwischen Klubs und deren Aufsichts- und Mitgliedergremien war Thema.

Podcast

Der kicker-Reporter berichtet: Wie kam es zu Dardais PK-Flucht?


15:28 Minuten

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In Anbetracht der am 15. April beginnenden Ausschreibung der nationalen Medienrechte, also der wichtigsten Einnahmequelle von Bundesliga und 2. Liga, scheint offenbar Konsens darüber zu herrschen, über Zukunftsinvestitionen erst konkret zu sprechen, wenn klar ist, wie viel die Liga künftig hieraus erlöst. Aktuell sind es pro Saison 1,1 Milliarden Euro. Ein Verbleib auf diesem Niveau gälte in der Branche als Erfolg.

Pläne für Streamingplattform auf Eis gelegt

Oben genannter Sitzungsunterlage zufolge hätte sich die Partnerschaft mit CVC laut Zwischenergebnis wohl eher bei sechs als bei den stets kommunizierten acht Prozent eingependelt, eben weil die Luxemburger eine OTT-Plattform miteingebracht hätten und die Liga so diesen Teil der für Investitionen geplante Summe nicht benötigt hätte. Zudem hätte sich der aktuelle Abgabensatz – also das, was zur Finanzierung von Investitionen und Infrastruktur von den Medienerlösen einbehalten und nicht an die Klubs ausgekehrt wird – von 7,75 Prozent auf 4 bis 5 Prozent reduzieren können. Weil CVC auch Kosten für die Liga-Tochter hätte tragen müssen, die die Medienrechte verwalten sollte in dem Lizenzmodell. Zudem waren Gespräche über einen Sicherungsfonds angedacht für Extremfälle wie eine erneute Pandemie oder den Ausfall zahlender Partner, wie ihn die Liga etwa 2020 mit einem TV-Sender aus China zu überbrücken hatte.

Wie aber geht es nun weiter? Die Pläne für eine Streamingplattform sind für den Moment auf Eis gelegt, weil derzeit nicht genügend Geld vorhanden ist. Zudem soll sich das Liga-Präsidium nach der so wichtigen Vergabe der nationalen Medienrechte konkret mit der Frage befassen, wofür Bundesliga und 2. Liga im Milliardenbusiness Profifußball stehen wollen.

Benni Hofmann

Thema
Die Liga und der “strategische Partner”

Die Diskussion um einen DFL-Investor

zum Thema

  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen.