Klopps Abschiedsspiel steht fest

Nach dem Aus in der Europa League hat Jürgen Klopp weitere Klarheit, was seine letzten Wochen als Liverpool-Trainer betrifft. Das 1:0 in Bergamo deutete er geschickt um.

Ihm bleibt nur noch die Premier League: Jürgen Klopp bei Liverpools Europa-League-Aus in Bergamo.

Ihm bleibt nur noch die Premier League: Jürgen Klopp bei Liverpools Europa-League-Aus in Bergamo.

IMAGO/Icon Sportswire

Vielleicht lag es daran, dass seine Mannschaft nie wirklich nah dran gekommen war, in Bergamo ein Wunder zu schaffen. Jürgen Klopp hatte jedenfalls nach dem Europa-League-Aus des FC Liverpool am Donnerstag keine Mühe, den Wettbewerb schnell abzuhaken. “Atalanta ist verdient weitergekommen, und das ist okay für mich”, gratulierte Klopp nach dem 1:0-Auswärtssieg, der das 0:3 in Anfield nicht mehr wettmachen konnte. “Ich will nicht weiterkommen, wenn es nicht verdient ist, also alles gut.”

Statt im Europa-League-Finale in Dublin am 22. Juni wird Klopp seine Liverpool-Ära damit bereits am Sonntag, 19. Juni, beenden. Sein Abschiedsspiel steigt in Anfield gegen die Wolverhampton Wanderers, die am 38. Spieltag zu Gast sind – und dabei Zeuge einer Meisterfeier werden könnten. Zwar sind die Reds nach zwei Liga-Ausrutschern am Stück mit zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Manchester City nur noch Dritter, Klopp sieht sein Team seit Donnerstag aber wieder auf Kurs.

“Das war der Beginn der restlichen Saison – mit einem guten Ergebnis und einer guten Leistung. So sehen wir das”, deutete der Trainer das 1:0 geschickt um und sagte über die Premier League: “Das ist jetzt unser Wettbewerb.” Sonst ist auch keiner mehr übrig.

Was Klopp bei Alexander-Arnold und Mac Allister “absolut wahnsinnig” fand

Während ManCity am Samstag im FA-Cup-Halbfinale gegen Chelsea gefordert und in der Liga deshalb spielfrei ist, gastiert Liverpool am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Fulham um Bernd Leno. Es wird das sechstletzte Spiel für Klopp als Liverpool-Trainer. “Das wird knifflig, aber wir geben absolut alles.”

Das taten in Bergamo auch zwei, die Klopp explizit hervorhob: Trent Alexander-Arnold, der nach wochenlanger Pause sein Startelf-Comeback gab, und Vielspieler Alexis Mac Allister. “Wir haben gesehen, welcher Spieler uns eine ganze Weile gefehlt hat. Zusammen mit ‘Macca’ hat er das Tempo bestimmt, den Rhythmus, die Richtung des Spiels. Natürlich ist ihm irgendwann ein wenig die Puste ausgegangen.” Dass der Rechtsverteidiger begann und Mac Allister durchspielte, bezeichnete Klopp gleichermaßen als “absolut wahnsinnig”.

Klopps Abschiedsspiel steht fest

Nach dem Aus in der Europa League hat Jürgen Klopp weitere Klarheit, was seine letzten Wochen als Liverpool-Trainer betrifft. Das 1:0 in Bergamo deutete er geschickt um.

Ihm bleibt nur noch die Premier League: Jürgen Klopp bei Liverpools Europa-League-Aus in Bergamo.

Ihm bleibt nur noch die Premier League: Jürgen Klopp bei Liverpools Europa-League-Aus in Bergamo.

IMAGO/Icon Sportswire

Vielleicht lag es daran, dass seine Mannschaft nie wirklich nah dran gekommen war, in Bergamo ein Wunder zu schaffen. Jürgen Klopp hatte jedenfalls nach dem Europa-League-Aus des FC Liverpool am Donnerstag keine Mühe, den Wettbewerb schnell abzuhaken. “Atalanta ist verdient weitergekommen, und das ist okay für mich”, gratulierte Klopp nach dem 1:0-Auswärtssieg, der das 0:3 in Anfield nicht mehr wettmachen konnte. “Ich will nicht weiterkommen, wenn es nicht verdient ist, also alles gut.”

Statt im Europa-League-Finale in Dublin am 22. Juni wird Klopp seine Liverpool-Ära damit bereits am Sonntag, 19. Juni, beenden. Sein Abschiedsspiel steigt in Anfield gegen die Wolverhampton Wanderers, die am 38. Spieltag zu Gast sind – und dabei Zeuge einer Meisterfeier werden könnten. Zwar sind die Reds nach zwei Liga-Ausrutschern am Stück mit zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Manchester City nur noch Dritter, Klopp sieht sein Team seit Donnerstag aber wieder auf Kurs.

“Das war der Beginn der restlichen Saison – mit einem guten Ergebnis und einer guten Leistung. So sehen wir das”, deutete der Trainer das 1:0 geschickt um und sagte über die Premier League: “Das ist jetzt unser Wettbewerb.” Sonst ist auch keiner mehr übrig.

Was Klopp bei Alexander-Arnold und Mac Allister “absolut wahnsinnig” fand

Während ManCity am Samstag im FA-Cup-Halbfinale gegen Chelsea gefordert und in der Liga deshalb spielfrei ist, gastiert Liverpool am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Fulham um Bernd Leno. Es wird das sechstletzte Spiel für Klopp als Liverpool-Trainer. “Das wird knifflig, aber wir geben absolut alles.”

Das taten in Bergamo auch zwei, die Klopp explizit hervorhob: Trent Alexander-Arnold, der nach wochenlanger Pause sein Startelf-Comeback gab, und Vielspieler Alexis Mac Allister. “Wir haben gesehen, welcher Spieler uns eine ganze Weile gefehlt hat. Zusammen mit ‘Macca’ hat er das Tempo bestimmt, den Rhythmus, die Richtung des Spiels. Natürlich ist ihm irgendwann ein wenig die Puste ausgegangen.” Dass der Rechtsverteidiger begann und Mac Allister durchspielte, bezeichnete Klopp gleichermaßen als “absolut wahnsinnig”.

Angriffslustiger Klopp frischt Barca-Ansage auf – und kitzelt Atalanta

Trotz der 0:3-Hypothek hat Jürgen Klopp Liverpools Weiterkommen gegen Atalanta Bergamo noch längst nicht abgeschrieben. Wären da nicht drei unschöne Statistiken.

Geht seine letzte Europapokal-Reise mit Liverpool noch weiter? Jürgen Klopp.

Geht seine letzte Europapokal-Reise mit Liverpool noch weiter? Jürgen Klopp.

IMAGO/Propaganda Photo

Sein Versprechen, das weltberühmte 4:0 gegen den FC Barcelona gegenüber seiner Mannschaft “nie mehr zu erwähnen oder zu nutzen”, hatte Jürgen Klopp bereits im Februar gebrochen. Und weil es in dieser Woche einfach so gut passt, tat er es gleich noch einmal.

Um noch ins Europa-League-Halbfinale einzuziehen, muss der FC Liverpool bei Atalanta Bergamo an diesem Donnerstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ein 0:3 aufholen, genau wie im Champions-League-Halbfinale 2019 gegen Barca. Zwar wies Klopp im Vorfeld auf die vielen Unterschiede hin – die gute Leistung damals im Camp Nou, den Heimvorteil im Rückspiel – und wollte deshalb “wirklich keine Vergleiche” aufstellen. Doch einen Satz von damals frischte er gerne noch mal auf.

“Wenn wir scheitern, dann lasst uns auf schönste Weise scheitern”

“Ich erinnere mich, dass ich damals gesagt habe: Wenn wir scheitern, dann lasst uns auf schönste Weise scheitern”, so Klopp. “Und genauso sehe ich es jetzt wieder.” Abgeschrieben hat er das Weiterkommen jedenfalls noch lange nicht, auch wenn er nach dem Hinspiel gesagt hatte, Bergamo sei “im Moment natürlich durch”.

“Unmittelbar nach dem Spiel hat jeder im Stadion – die Liverpool- und Atalanta-Fans, die Spieler und unser Staff – gedacht, es sei vorbei. Aber jetzt ist eine Woche vergangen, und ich glaube nicht, dass jeder denkt, es sei schon entschieden”, zeigte sich Klopp auf seiner Pressekonferenz am Mittwoch angriffslustig und versicherte, dass der Fokus zu “100.000 Prozent” auf dem Rückspiel liege – anders als von manchem empfohlen und ungeachtet des Premier-League-Titelrennens, in dem es für die Reds am Sonntag beim FC Fulham weitergeht.

“Lasst uns mit einer viel besseren Leistung anfangen und versuchen, das Spiel zu gewinnen. Dann werden wir sehen, wie viel Zeit am Ende noch übrig ist”, lautet sein Matchplan, bei dem ein Vorhaben einen “großen Teil” einnimmt: “Man sollte kein Gegentor kassieren.” Und da fangen die Probleme an.

Zu null spielte Liverpool schon länger nicht mehr

Denn: Die Reds haben weder in ihren letzten neun Pflichtspielen noch in den vier Europa-League-Auswärtsspielen dieser Saison zu null gespielt. Zusammen mit der Statistik, dass sie noch nie im Europapokal weiterkamen, wenn sie das Hinspiel zu Hause verloren, ergibt das ein vielversprechendes Bild für Atalanta. Doch auch für die Lombarden hatte Klopp noch eine Botschaft.

“Es ist nicht einfach, ein Spiel anzugehen, wenn man 3:0 vorneliegt”, kitzelte er sie am Mittwoch ein wenig. “Wir haben das erlebt, als wir hier in Bergamo 5:0 gewonnen haben (in der CL-Gruppenphase 2020/21, Anm. d. Red.). Da war es zu Hause nicht leicht, die richtige Stimmung für das Spiel zu finden, am Ende haben wir 0:2 verloren. Normalerweise kämpfst du für jeden, aber wie willst du morgen kämpfen, wenn du 3:0 führst? Wir werden sehen, wer mit der Situation besser klarkommt.”

Keine Wiederholungsspiele mehr im FA Cup – Premier League streicht Winterpause

Premier League und FA haben sich auf umfassende Änderungen ab der neuen Saison geeinigt. Betroffen ist vor allem der FA Cup – aber auch die Mini-Winterpause der Liga.

Ein Drittel vom Triple: Der damalige ManCity-Kapitän Ilkay Gündogan präsentiert im Juni 2023 den FA Cup.

Ein Drittel vom Triple: Der damalige ManCity-Kapitän Ilkay Gündogan präsentiert im Juni 2023 den FA Cup.

IMAGO/Action Plus

Ab der kommenden Saison gibt es im ältesten Fußballwettbewerb der Welt keine Wiederholungsspiele mehr. Das ist die prominenteste Änderung, die FA und Premier League am Donnerstag beschlossen haben.

Demnach gehen FA-Cup-Spiele, in denen es nach 90 Minuten unentschieden steht, künftig ab der ersten Runde in die Verlängerung und gegebenenfalls ins Elfmeterschießen. Dieser Modus galt bisher erst ab dem Achtelfinale. Wiederholungsspiele waren für unterklassige Teams finanziell zwar lukrativ, den Top-Teams – die ab der dritten Runde einsteigen – aber angesichts der zusätzlichen Belastung schon lange ein Dorn im Auge.

Im Gegenzug wird der FA Cup an anderer Stelle aufgewertet: Alle FA-Cup-Runden steigen in Zukunft an Wochenenden und ab der vierten Runde nicht mehr parallel zum Premier-League-Betrieb. Jene vierte Runde wird dabei sogar von Freitag bis Mittwoch gedehnt. Das Finale, bislang erst nach der Premier-League-Saison ausgetragen, wird auf den Samstag des vorletzten Premier-League-Wochenendes vorverlegt, wobei am Freitag und Samstag keine Ligaspiele stattfinden dürfen.

Die Premier League startet künftig später

Auch die Premier League ändert im Zuge der auf sechs Jahre ausgelegten Vereinbarung ihren Terminkalender. Die Saison startet ab 2024/25 später, nämlich erst Mitte statt Anfang August, dafür wird die kleine Winterpause gestrichen, die den Teams zuletzt gewährt wurde. Dabei war ein Spieltag nach dem Jahreswechsel so gestreckt worden, dass jedes Team zwei Wochen Pause zwischen zwei Spielen hatte.

“Durch diese längere Sommerpause können alle Premier-League-Klubs besser gewährleisten, dass die Spieler im Sommer eine dreiwöchige Pause am Stück bekommen”, erklärt die Liga. “Damit wird den Empfehlungen der medizinischen und technischen Abteilungen Rechnung getragen, die eine längere, vollständige Ruhephase im Sommer einer kurzen Pause im Winter vorziehen.”

Die neue Champions League: Diese Teams wären nach jetzigem Stand dabei

2024/25 findet erstmals eine Champions-League-Saison mit 36 Mannschaften statt. Wer wäre nach jetzigem Zwischenstand dabei?

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart sind derzeit auf Champions-League-Kurs.

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart sind derzeit auf Champions-League-Kurs.

imago images (3)

Eine Liga statt acht Gruppen, acht statt drei unterschiedliche Gegner für alle: Die Vorrunde in der Champions League ändert sich zur Saison 2024/25 gründlich. Nach der großen Reform dürfen erstmals gleich 36 Klubs teilnehmen, vier mehr als bislang. Die zusätzlichen Plätze gehen an den Tabellendritten der französischen Ligue 1, via Qualifikation an einen Meister aus einer kleineren Liga und an die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Saison im Europapokal am besten abschnitten.

Letzteres bedeutet, dass auch der Bundesliga derzeit ein fünfter Champions-League-Platz winkt, der an den Tabellenfünften gehen würde. Allerdings ist die Premier League drauf und dran, das deutsche Oberhaus im Kampf um die beiden Extra-Tickets zu überholen. Die Serie A ist dabei gerade in der Pole Position.

Die Europapokal-Reform:

Insgesamt qualifizieren sich 25 der 36 Mannschaften über ihre Liga-Platzierung, dazu kommen die beiden amtierenden Sieger von Champions und Europa League, die beiden besagten Extra-Tickets sowie sieben Klubs aus der Qualifikation. Damit sind nach jetzigem Stand qualifiziert:

England (4 fixe Teilnehmer): FC Arsenal, FC Liverpool, Manchester City, Aston Villa

Spanien (4): Real Madrid, FC Barcelona, FC Girona, Atletico Madrid

Deutschland (4): Bayer Leverkusen, FC Bayern, VfB Stuttgart, RB Leipzig

Italien (4): Inter Mailand, AC Mailand, Juventus Turin, FC Bologna

Frankreich (3): Paris Saint-Germain, Stade Brest, AS Monaco

Niederlande (2): PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam

Portugal (1): Sporting Lissabon

Belgien (1): RSC Anderlecht

Schottland (1): Celtic Glasgow

Österreich (1): RB Salzburg

Extra-Tickets für Abschneiden in der Vorsaison (2): Borussia Dortmund (Bundesliga-Fünfter), AS Rom (Serie-A-Fünfter)

Sollte der amtierende Champions-League-Sieger schon über die Liga qualifiziert sein – was angesichts der Viertelfinalteilnehmer und ihrer Liga-Platzierungen derzeit der Fall wäre -, erhält der Meister mit dem besten UEFA-Koeffizienten aus der Champions-League-Qualifikation ein Direkt-Ticket. Das ist nach jetzigem Stand Schachtar Donezk.

Sollte der amtierende Europa-League-Sieger schon über die Liga qualifiziert sein, rückt ebenfalls eine Mannschaft nach, die sonst in die Qualifikation gemusst hätte, und zwar jene mit dem besten individuellen UEFA-Koeffizienten – egal, ob Meister oder nicht. Das wäre aktuell Benfica Lissabon.

Im Gedenken an die Opfer: Klopp und van Dijk legen Kranz nieder

Hillsborough-Katastrophe jährt sich zum 35. Mal 15.04.2024

Im Gedenken an die Opfer: Klopp und van Dijk legen Kranz nieder

0:4935 Jahre ist es nun her, dass beim FA-Cup-Halbfinale zwischen Nottingham und Liverpool 96 Menschen ihr Leben ließen. Trainer Jürgen Klopp und Kapitän Virgil van Dijk legten zum Gedenken einen Kranz an der Anfield Road nieder.

Klopp: “Die Kritik ist absolut berechtigt”

Womöglich hat der FC Liverpool binnen drei Tagen zwei Titel verspielt. Jürgen Klopp gibt noch nicht auf, lässt aber durchblicken, wie die jüngsten Rückschläge seine Spieler belasten.

In der Europa League muss ein Wunder her, in der Premier League zumindest eine Aufholjagd: Verlässt Jürgen Klopp Liverpool ohne weiteren Titel?

In der Europa League muss ein Wunder her, in der Premier League zumindest eine Aufholjagd: Verlässt Jürgen Klopp Liverpool ohne weiteren Titel?

IMAGO/Sebastian Frej

“Ich verstehe voll und ganz, dass Sie diese Fragen stellen müssen”, sagte Jürgen Klopp, machte dann aber ziemlich deutlich, dass sie ihm trotzdem nicht passen. Was das jetzt fürs Titelrennen bedeute, wollte ein Reporter nach Liverpools 0:1-Heimniederlage gegen Crystal Palace auf der Pressekonferenz wissen. “Ich bin nicht dumm”, entgegnete Klopp, “die Antwort ist ziemlich einfach.”

Sie lautet: Bei noch sechs Spielen müssen die Reds (71 Punkte) den neuen Spitzenreiter Manchester City (73) und den punktgleichen FC Arsenal (71) wieder überholen, wollen sie Klopp mit dem Meistertitel verabschieden. “Es ist einfach frustrierend, dass wir jetzt auf andere angewiesen sind”, haderte Linksverteidiger Andy Robertson. “Wir dürfen nun keine Punkte mehr liegenlassen.”

35. Jahrestag von Hillsborough

Gegen Palace hatte Liverpool zwar genug Chancen, um den nächsten Ausrutscher nach dem 2:2 bei Manchester United zu verhindern, aber auch eine so schwache erste Hälfte hingelegt, dass Klopp einräumte: “Die Kritik ist völlig okay und absolut berechtigt. Jetzt geht es darum, wie wir damit umgehen.”

“Wir haben gegen Atalanta ein bisschen mehr als ein Spiel verloren”

Schon gegen Palace hatte der Trainer eine Reaktion nach dem 0:3-Debakel gegen Atalanta Bergamo im Europa-League-Viertelfinalhinspiel erwartet. Doch die jüngsten Rückschläge haben offenbar Spuren hinterlassen. “Wir haben eine Reaktion gesehen – nämlich, dass wir gegen Atalanta ein bisschen mehr als nur ein Spiel verloren. Das hat nicht geholfen. Und dazu kam das United-Spiel davor, in dem wir Punkte liegengelassen haben.”

Haben die Reds binnen drei Tagen zwei Titel verspielt? “Wenn wir spielen wie in der ersten Halbzeit – warum sollten wir Meister werden? Wenn wir spielen wie in der zweiten, können wir Fußballspiele gewinnen. Und wenn wir Fußballspiele gewinnen, werden wir sehen, wie viele”, gab Klopp nicht auf, ließ sich aber auch nicht gerade eine Kampfansage entlocken.

Die nächsten Aufgaben haben es schließlich in sich: Das Rückspiel in Bergamo am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ist die erste von vier Auswärtspartien am Stück, und das alles innerhalb von nur neun Tagen. In der Liga warten dabei Fulham (21.4.), Everton (24.4.) und West Ham (27.4.). “Das wäre ohnehin schwierig geworden”, sagte Klopp. Seit Sonntag ist es noch ein wenig schwieriger.

Die “phänomenale” Arbeit der Selbsthilfegruppe von Hillsborough-Überlebenden

Vor 35 Jahren ereignete sich die Hillsborough-Katastrophe, bei der 97 Liverpool-Fans ums Leben kamen. Diejenigen, die überlebten, leiden bis heute unter den Ereignissen. In einer Selbsthilfegruppe unterstützen sie sich gegenseitig.

Die markante Fahne der HSA mit der Aufschrift US (

Die markante Fahne der HSA mit der Aufschrift US (“Unity is strength”).

Offside via Getty Images

Peter Scarfe war 20, als er vor 35 Jahren zum FA-Cup-Halbfinalspiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forest nach Sheffield reiste. Dort ereignete sich am 15. April 1989 die Hillsborough-Katastrophe, die 97 Todesopfer unter den Fans der Reds forderte. Dem Pen 4 im Leppings Lane End des Stadions von Sheffield Wednesday entkamen zwei: ein 16-Jähriger in seiner Begleitung, dem er mit anderen zur Rettung über den Zaun aufs Spielfeld verhalf, und Scarfe selbst. “Ich versuchte, so gut wie möglich den Kopf oben zu halten und Luft zu bekommen.” So drückt es Scarfe im Gepräch mit dem kicker aus. Viele andere können über die traumatischen Erlebnisse bis heute kaum reden. Für sie ist die Hillsborough Survivors Support Alliance (HSA) da. Scarfe ist der Vorsitzende dieser Selbsthilfegruppe von Überlebenden.

Rund um die Jahrestage wie dem 35. an diesem Montag mischen sich die Gefühle von Trauer und Zusammenhalt unter den Hinterbliebenen und Überlebenden auf besondere, intensive Weise. Es sei dann, so erzählt Scarfe, wie bei einer Beerdigung und dem anschließenden Beisammensein. “Man teilt Erinnerungen, tauscht sich aus, spendet gegenseitig Trost.” Die eigentliche Arbeit der Gruppe kennt keinen Jahrestag. Die Bewältigung, besser: der Umgang mit der schrecklichen Vergangenheit ist ein ständiger Prozess. In verschiedenen WhatsApp-Gruppen sind die rund 180 Mitglieder der HSA verbunden. 250 Therapieplätze hat die Gruppe, die sich aus Spenden finanziert, allein seit 2019 ermöglicht.

Was 2022 in Paris passierte, “hat alles wieder hochkommen lassen”

Es gibt regelmäßige Treffen, zu denen auch Augenzeugen aus Nottingham kommen, Forest-Fans, die noch unter den Ereignissen, die sie mitansehen mussten, leiden ohne Ende. Unterstützer wie Peter Schriewersmann, der deutsche Mitbesitzer des Hotels Anfield 23, stellen ihnen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Stadion kann die HSA einen Raum für ihre monatlichen Treffen nutzen. Die LFC Foundation, die Stiftung des Klubs, engagiert sich stark. Insbesondere seit dem Sommer vor zwei Jahren. “Das Organisations-Chaos beim Champions-League-Finale in Paris hat alles wieder hochkommen lassen”, sagt Scarfe. “Es war am Stade de France wie damals in Hillsborough: Erneut gab es Flaschenhälse und den Stau von Menschen an Eingängen und Zäunen. Die Fans wurden miserabel behandelt, die aus Liverpool obendrein mit falschen Behauptungen angeschuldigt.”

Eine Vielzahl von Hilferufen nach psychologischer Betreuung ging bei Scarfe und weiteren Freiwilligen der Survivors Support Alliance ein. Zwei Menschen nahmen sich unter dem Eindruck des Skandals in der französischen Hauptstadt das Leben. “Wieder wurden falsche Narrative bedient”, sagt Scarfe. Und muss befürchten, dass das immer wieder geschieht, angesichts der zunehmenden Unart des “Tragedy Chantings”, die er gemeinsam mit anderen Organisationen wie der nationalen Fan-Vereinigung Football Supporters Association (FSA) zu bekämpfen versucht. Scarfe hat registriert, dass die Anfeindungen und die Verhöhnung von Hillsborough-Opfern zugenommen haben, seit die Reds in der Ära Jürgen Klopp wieder mehr Erfolge und Titelgewinne feiern.

Viele mussten mit dem Schuldgefühl leben, überlebt zu haben.

Peter Scarfe über die Hillsborough-Katastrophe

Mitglieder der HSA schwenken vor Heimspielen eine markante Fahne im Kop. Die Initialen “US” darauf bedeuten “Unity is strength”, Zusammenhalt gibt Kraft. Bilder davon gehen regelmäßig um die Welt. Was die Selbsthilfegruppe tatsächlich leistet, muss im Verborgenen, im Stillen, geschehen. “Phänomenal” nennt Scarfe die helfende Wirkung des mit Psychotherapeuten entwickelten, speziellen Betreuungsprogramms für Liverpool-Fans, die der Hillsborough-Katastrophe entkamen. Er berichtet über Fälle von Alkoholmissbrauch und Selbstmedikation über all die Jahre. Es gibt wohl eine hohe Dunkelziffer, schließlich waren Tausende Fans der Reds wie Scarfe im Hillsborough-Stadion.

Völlig klar sei, dass zunächst die Familien der Todesopfer und der Kampf um Gerechtigkeit im Mittelpunkt der Aufarbeitung von Hillsborough gestanden hätten. “Wir, die Überlebenden, haben unsere Unterstützung lange selbst geschultert. Viele mussten mit dem Schuldgefühl leben, überlebt zu haben und nicht helfen zu können. Das hatten sie nicht verdient. Wir gingen zu einem Fußballspiel und konnten nicht vorbereitet sein auf das, was dort geschah.”

Zum 35. Jahrestag hat der FC Liverpool eine steinerne Bank, eine kleines Denkmal, den Überlebenden gewidmet und am Anfield Stadium eingeweiht. Die Hillsborough Survivors Support Alliance ist auf X und mit einer Homepage präsent. Ein Teil ihrer Einnahmen neben den Spenden stammt aus dem Verkauf von Armbändern, T-Shirts und Hoodies.

Jörg Jakob

Englands Kampf gegen Tragedy Chanting: “Keine Vorstellung davon, wie sehr das verletzt”

35 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe sind die Erinnerungen immer noch schmerzhaft. Ligen, Verbände und Fans kämpfen gegen das gezielte Verhöhnen von Unglücksopfern – bald auch an Schulen.

Bei Liverpools Heimspiel gegen Crystal Palace wurde am Sonntag der 97 Menschen gedacht, die durch die Hillsborough-Katastrophe den Tod fanden.

Bei Liverpools Heimspiel gegen Crystal Palace wurde am Sonntag der 97 Menschen gedacht, die durch die Hillsborough-Katastrophe den Tod fanden.

IMAGO/Shutterstock

Punkt 15.06 Uhr Ortszeit am heutigen Montag wird das öffentliche Leben in Liverpool wieder für eine Minute stillstehen. Im Gedenken an die 97 Menschen, die durch die Hillsborough-Katastrophe vor genau 35 Jahren den Tod fanden. 27 Jahre lang kämpften Hinterbliebene und Überlebende, der Klub, die Stadt und dort bei weitem nicht nur die Anhänger der Reds um Gerechtigkeit. Dann endlich wurde von der Regierung nach langer und zuvor lange vermiedener Untersuchung festgestellt: Die Liverpool-Fans trugen keine Schuld an der Tragödie am 15. April 1989 in dem maroden Stadion in Sheffield beim FA-Cup-Halbfinale gegen Nottingham Forest. Auslöser waren Fehler in der Organisation, speziell der verantwortlichen Polizeistellen.

Dieser traurige Tag und seine Folgen mit den Vertuschungen und dem Rufmord, den vor allem das Schmutzblatt The Sun, aber auch staatliche Stellen begingen, hat sich in die Geschichte und die Seele der Stadt eingebrannt. Und immer noch und immer wieder gibt es aktuelle Anlässe, die wehtun: durch “Tragedy Chanting”.

Im Deutschen gibt es kein Äquivalent zu “Tragedy Chanting”

Für diesen feststehenden Begriff hat die deutsche Sprache kein Äquivalent. Er bezeichnet Sprechchöre, Gesänge, auch eindeutige Gesten, mit denen Opfer von Unglücken verhöhnt werden. Sie sind vor allem bei Auswärtsspielen des FC Liverpool zu hören, wenn “Die Sun hatte Recht, ihr seid Mörder” skandiert wird oder ähnliches.

“Wer das ruft oder entsprechende Gesten macht, hat keine Vorstellung davon, wie sehr das Überlebende verletzt und Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben”, sagt Joe Blott, viele Jahre Vorsitzender der unabhängigen Fan-Organisation “Spirit of Shankly”. Blott arbeitet und spricht heute für die nationale Fan-Vereinigung Football Supporters Association (FSA). Tragedy Chanting hat in der jüngeren Vergangenheit zugenommen, es betrifft nicht nur den FC Liverpool, dessen Anhang nicht frei von schwarzen Schafen war: Die Verhöhnung der Opfer des Flugzeug-Unglücks der “Busby Babes” von Manchester United in München-Riem 1958 war auf der Insel über Jahrzehnte weit verbreitet.

Neben Fans von Liverpool und United verhöhnt das Tragedy Chanting auch die Opfer aus anderen Klubs im Zusammenhang mit Todesfällen beim Fußball. Der Brand 1985 im Stadion von Bradford City, bei dem 56 Menschen ums Leben kamen, zwei Fans von Leeds United, die 2000 vor einem UEFA-Pokal-Spiel bei Galatasaray Istanbul erstochen wurden, der Hubschrauber-Absturz am Stadion von Leicester City 2018, der Absturz des Flugzeugs mit Cardiff Citys Neuzugang Emiliano Sala 2019 – Tragödien im unmittelbaren Zusammenhang mit Fußball, über die sich Einzelne oder Gruppen lustig machen. Blott weiß sogar von Vorfällen, in denen bei Auftritten von Queens Park Rangers abstoßend Bezug genommen wurde auf die Grenfell-Towers in London. 2017 forderte ein Feuer-Inferno dort 72 Menschenleben, Zweitligist QPR ist den Hochhäusern am nächsten gelegen.

Auch Klopp und ten Hag appellierten zuletzt – mit Erfolg

Den Kampf gegen das Tragedy Chanting haben vor allem Supporter-Vertreter des FC Liverpool wie Blott sowie Andy Mitten von Manchester United aufgenommen, weil diese Klubs am meisten betroffen sind. Sie erhalten dabei immer mehr Unterstützung. Vor dem FA-Cup-Spiel Liverpools im Old Trafford nahmen kürzlich die Trainer Jürgen Klopp und Erik ten Hag den Ball auf, appellierten an alle Zuschauer, dagegen anzugehen. Jamie Carragher und Wes Brown, Ex-Profis beider Seiten, besuchten Schulklassen gemeinsam mit Margaret Aspinall, der Galionsfigur der Hillsborough-Familien im Kampf um Gerechtigkeit. Beim späteren Aufeinandertreffen der Reds und der Red Devils in der Premier League war die Anzahl der Vorfälle schon erfreulich gering.

Die Premier League, die English Football League, der Verband und staatliche Stellen arbeiten seit einem Jahr auf Initiative der engagierten Fan-Sprecher sowie des Liverpooler Parlamentariers Ian Byrne eng zusammen, damit Tragedy Chanting, das sich sehr stark über Soziale Netzwerke verbreitet, eingedämmt wird. Blott berichtet, er habe schon in vielen Arbeitsgruppen mitgewirkt. “Doch keine hat so schnell und gut erste Erfolge erzielt.” Die nächste Stufe des “Real Truth and Legacy Projects” soll sein, dass das Thema landesweit und verpflichtend in den Schulbetrieb aufgenommen wird. Die Wahrheit über Hillsborough stehe dabei im Mittelpunkt. In der Region Merseyside gehört das bereits zum Unterricht.

“Einige von uns gehen zu Begegnungen mit bestimmten Klubs nicht mehr ins Stadion, weil sie es nicht ertragen können”

Es reiche nicht aus, dass neuerdings Stadionverbote ausgesprochen werden können und der Gesetzgeber zudem Strafmaßnahmen ermöglicht, die darüber hinausgehen. “Die Bildung in erster Linie der Jüngeren, die nicht einmal geboren waren, als sich die Tragödien ereigneten, ist das Wichtigste”, sagt Blott.

Stadionverbote hält Peter Scarfe, Vorsitzender der Hillsborough Survivors Support Alliance (HSA), eine Selbsthilfegruppe von Überlebenden der Hillsborough-Tragödie, ebenso wenig wie Blott für das alleinige und geeignetste Mittel, Tragedy Chanting zu begegnen. Er setzt auf den Erfolg kommunikativer und erzieherischer Maßnahmen. “Bildung ist der Schlüssel.” Sein Vorschlag: “Eine Teilnahme an einem Kursus, wie er nach wiederholten Verkehrsverstößen verpflichtend ist.” Außerdem müssten Plattformen wie X (vormals Twitter) viel mehr reguliert werden. “Es ist unglaublich, wieviel Hass dort verbreitet wird”, sagt Scarfe. “Einige von uns gehen zu Begegnungen mit bestimmten anderen Klubs nicht mehr ins Stadion, weil sie es nicht ertragen können.”

Die schmerzhaften Erinnerungen an den 15. April 1989 verlöschen nicht. Umso bedeutender ist es, dass Liverpool an Jahrestagen wie dem 35. zusammensteht und der Opfer gedenkt.

Jörg Jakob