Triumphe und Debakel: Klopps Highlight-Spiele als Liverpool-Trainer

Grandiose Triumphe und Debakel gegen Pep Guardiola, wundersame Wenden und ein 2:7: Große Spiele prägen die Ära Klopp in Liverpool. Ein Rückblick mit Brillen, Ecken und Kanten.

Wenn am Sonntag um kurz vor 19 Uhr in Anfield der Schlusspfiff ertönt, ist es vorbei für Jürgen Klopp in Liverpool. Das Match gegen Wolverhampton wird sein 491. und letztes Pflichtspiel als Teammanager der Reds. Über 300 Partien hat Klopp gewonnen, manche spät und spektakulär, besonders wichtige Spiele aber gingen auch dramatisch verloren. Der kicker blickt noch einmal zurück auf einige besonders denkwürdige Auftritte aus den vergangenen gut achteinhalb Jahren mit Liverpool.

17. Oktober 2015: Tottenham Hotspur – FC Liverpool 0:0

9. Spieltag, Premier League: Ganz am Anfang steht Klopp im Mittelkreis im alten Stadion an der White Hart Lane und beobachtet interessiert, wie Gegenüber Mauricio Pochettino seine Tottenham Hotspur aufwärmt. Als “The Normal One” hat sich Klopp eine Woche zuvor in Liverpool vorgestellt, sein Debüt in England verläuft jedenfalls wenig schillernd. Emre Can steht in der Startelf und leitet fast das 1:0 durch Divock Origi ein, am Ende aber muss Simon Mignolet gegen Harry Kane das 0:0 retten. Gegenpressing ist noch in Arbeit.

23. Januar 2016:  Norwich City – FC Liverpool 4:5

23. Spieltag, Premier League: Noch keine vier Monate da, schon ein Fall für den Optiker. Norwich und Liverpool liefern sich ein Spektakel, aus 1:3 wird 4:3, dann 4:4. Als Adam Lallana in der fünften Minute der Nachspielzeit das 5:4 für den FC Liverpool schießt, brechen in der Ekstase Dämme und Sehgestell. Kein ganz neuer Unfall, denn 2011 zerdeppert Nuri Sahin bei einem BVB-Jubel schon einmal die Brille des Trainers, der später vorsorgt: Klopp lässt sich 2021 die Augen lasern.

14. April 2016: FC Liverpool – Borussia Dortmund 4:3

Klopps grosse spiele

Viertelfinale, Europa League: Wieder liegt Liverpool zwei Tore zurück, diesmal 1:3 gegen Klopps Ex-Verein aus Dortmund. Die Reds aber rennen an mit voller Wucht, am Ende köpft Abwehrkante Dejan Lovren eine Flanke von James Milner zum 4:3 ins Netz – Klopp und der Kop flippen aus. Später im Finale in Basel aber gewinnt der FC Sevilla cool mit 3:1 die Europa League, schon das Endspiel im League Cup 2016 ist gegen ManCity verloren gegangen.

9. September 2017: Manchester City – FC Liverpool 5:0

4. Spieltag, Premier League: Pep Guardiola folgt 2016 bei City auf Manuel Pellegrini – nun nimmt ein packendes Trainerduell Fahrt auf, das es schon in der Bundesliga gab. Als die Skyblues Liverpool im Etihad mit 5:0 in der Liga demütigen (zwei Tore Leroy Sané), folgt Monate später die Revanche in der Champions League: Liverpool gewinnt im Viertelfinale furios mit 3:0 und 2:1. Guardiola und Klopp sehen sich ja jetzt häufiger, nie ist es langweilig.

26. Mai 2018: Real Madrid – Liverpool 3:1

Strahlemänner: Cristiano Ronaldo und Zinedine Zidane (re.) nach dem CL-Sieg 2018.

Strahlemänner: Cristiano Ronaldo und Zinedine Zidane (re.) nach dem CL-Sieg 2018.
IMAGO/Sven Simon

Finale, Champions League: Das bis heute letzte große Fußballspiel in Kiew, der letzte Auftritt von Cristiano Ronaldo für Real Madrid – und das letzte Mal für Loris Karius im Tor des FC Liverpool. Klopp hat den Keeper 2016 aus Mainz geholt, der einer der Schlüssel ist für den Einzug in dieses Finale gegen den Seriensieger der Königsklasse. Es wird ein Albtraum: Sergio Ramos wirft erst Mo Salah auf die Schulter und checkt dann Karius. Der, angeblich noch benommen, rollt Karim Benzema die Kugel vor die Füße und lässt einen Fernschuss von Gareth Bale ins Tor flutschen. Immerhin: Bei Bales Fallrückzieher ist Karius machtlos, trotzdem wird er danach nur noch verliehen. Klopp tröstet sich bis frühmorgens mit Campino und Liedgut der Toten Hosen.

7. Mai 2019: FC Liverpool – FC Barcelona 4:0

Halbfinale, Champions League: “Corner taken quickly!” Es braucht nur diese drei Wörter und jeder Livepool-Fan weiß, worum es geht. Barca hat das Hinspiel 3:0 gewonnen mit einem traumhaften Freistoß von Lionel Messi als Schlusspunkt. Die Reds aber geben sich nicht geschlagen. Divock Origi trifft im Rückspiel früh, nach der Pause stellt der Doppelschlag von Georginio Wijnaldum alles auf null, und dann führt Trent Alexander-Arnold eine Ecke schnell aus, Origi versenkt zum 4:0. Nicht in der Overtime, wie viele heute glauben, sondern in der 79. Minute. Barca ist zu geschockt für eine Reaktion.

1. Juni 2019: FC Liverpool – Tottenham Hotspur 2:0

Finale, Champions League: Das zweite Finale in Folge – und nach den Niederlagen 2013 mit dem BVB und 2018 darf Klopp den Henkelpokal nun in Madrid in die Hände nehmen. Salah versenkt früh einen Handelfmeter gegen Tottenham, Origi macht den Triumph perfekt. Nach 2005 gewinnen die Reds wieder die Champions League, erneut wird es eine lange Party, diesmal folgt die Bustour samt Trophäe durch die Stadt.

10. November 2019: FC Liverpool – Manchester City 3:1

12. Spieltag, Premier League: Wieder ein Highspeed-Thriller gegen City und Guardiola. Der 3:1-Sieg gelingt relativ früh in der Saison, doch er bringt Liverpool acht Punkte Vorsprung. Die erste Meisterschaft nach 30 Jahren wird immer greifbarer, nachdem es in der Saison zuvor trotz 97 Punkten (City98) nicht reichte. Im Januar 2019 hatte Liverpool 1:2 bei den Skyblues verloren, einmal fehlen den Reds laut Torlinientechnik nur 11Millimeter zum vielleicht titelentscheidenden Treffer. Als die Meisterschaft schließlich Ende Juni 2020 perfekt ist, müssen Straßen und Stadion wegen Corona leer bleiben.

21. Dezember 2019 FC Liverpool – Flamengo 1:0 n. V.

Erst die CL gewonnen, dann den Weltpokal: Liverpool 2019.

Erst die CL gewonnen, dann den Weltpokal: Liverpool 2019.
imago images/Xinhua

Finale, Klub-WM: Ein Brasilianer trifft gegen die Brasilianer und krönt den FC Liverpool zum Klub-Weltmeister. Roberto Firmino besorgt in der 99. Minute das einzige Tor gegen Flamengo, das sich lange vehement wehrt. Klopp ist nicht nur Weltmeister, sondern wird von der FIFA auch zum Welttrainer gekürt.

4. Oktober 2020: Aston Villa – FC Liverpool 7:2

4. Spieltag, Premier League: Nach drei Siegen zum Saisonstart geht Liverpool bei Aston Villa krachend unter. Jack Grealish, damals Kapitän der Villans, sammelt fünf Scorerpunkte, doch Klopp gibt sich gelassen. “Warum sollte ich jetzt wütend sein?”, fragt er. Vielleicht weil seit 70 Jahren kein Meisterteam in England mehr sieben Tore kassierte.

16. Mai 2021: West Bromwich Albion – FC Liverpool 1:2

36. Spieltag, Premier League: Liverpool, mit viel Verletzungspech, läuft Gefahr, einen Platz in der Champions League zu verpassen. Doch der Schlussspurt hat es in sich: Die letzten fünf Spiele gewinnt das Team, besonders in Erinnerung ist ein Tor vom Torwart. Alisson ist bei einer Ecke mit vorn und köpft zum 2:1- Sieg bei West Brom ein. Klopp jubelt welttrainerlich: “What a Worldie!”

28. Mai 2022: FC Liverpool – Real Madrid 0:1

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Finale, Champions League: Zwei C beherrschen Klopps viertes Champions-League-Finale: Chaos und Courtois. Erst die gefährlichen Szenen vor dem Stade de France, als durch einheimische Banden und krude Polizeimaßnahmen Dutzende Liverpool-Fans zu Schaden kommen. Nach dem verspäteten Anpfiff domineren zwar die Reds, haben Chance um Chance, doch Reals Keeper Thibaut Courtois ist an diesem Abend in Paris nicht zu schlagen. Neun Monate später im Achtelfinale ist die Angelegenheit hingegen klar. Real gewinnt im Achtelfinal-Hinspiel ultracoool mit 5:2 in Anfield. Neben dem jüngsten 0:3 gegen Bergamo die höchste Europacup-Pleite unter Klopp.

27. August 2022: FC Liverpool – AFC Bournemouth 9:0

4. Spieltag, Premier League: Vor all dem Real-Frust aber gibt es ein Highlight in der Premier League. Nach tristen zwei Punkten aus drei Spielen fertigt Liverpool den AFC Bournemouth mit 9:0 ab, es wird der höchste Sieg in der Ära Klopp, bei dem der amtierende Torschützenkönig Salah kurioserweise ohne Scorerpunkt bleibt. “We want ten”, fordern die Fans zwar, doch die Mannschaft belässt es bei einem einstelligen Ergebnis. Zehn Treffer wären ein Novum in der 132-jährigen Klubgeschichte gewesen.

5. März 2023: FC Liverpool – Manchester United 7:0

Was für ein Ergebnis: 2023 schoss Liverpool Manchester United mit 7:0 aus dem Stadion.

Was für ein Ergebnis: 2023 schoss Liverpool Manchester United mit 7:0 aus dem Stadion.
IMAGO/PA Images

26. Spieltag, Premier League: Einen Vereinsrekord stellt dafür Manchester United an der Anfield Road auf, allerdings keinen, auf den die Beteiligten jemals angesprochen werden möchten. Nie davor und danach haben die Red Devils in der Premier League eine heftigere Niederlage einstecken müssen als bei jenem epischen 0:7. Salah schießt diesmal zwei Tore und bereitet zwei vor. “Peinlich” findet nicht nur United-Verteidiger Luke Shaw das Debakel ausgerechnet beim 60 Kilometer entfernten Erzrivalen. Klopp hat auch diesem Traditionsduell der englischen Schwergewichte eine historische Note verpasst.

25. Februar 2024: FC Liverpool – FC Chelsea 1:0 n. V.

Finale, League Cup: Dieser League Cup sei “die speziellste Trophäe, die ich je gewonnen habe”, sagt Klopp nach dem Sieg über den FC Chelsea. Nicht, weil es sein letztes Spiel in Wembley und sein letzter Titel als Trainer des FC Liverpool sein wird. Auch nicht, weil es der dritte Finalsieg über die Blues in Folge ist (davor FA Cup und League Cup im Elfmeterschießen), sondern weil seine Mannschaft so ungewöhnlich besetzt ist. “Es ging darum, was diese Kids dazu beigetragen haben.” Elf arrivierte Profis fehlen, also vertraut Klopp auf die Teenager Bobby Clark, James McConnell und Jayden Danns. Das Tor besorgt mit van Dijk zwar ein Haudegen per Kopf, Klopp aber lobt danach vor allem die Jungen. Schließlich sollen sie bald auch ohne ihren Normal One Spektakel in Rot zeigen.

Martin Gruener

“Ich kann das bestätigen”: Slot beerbt Klopp als Liverpool-Trainer

Der FC Liverpool hat seinen neuen Trainer gefunden. Arne Slot (45) soll in die Fußstapfen von Jürgen Klopp treten, auch wenn er eigentlich Pep Guardiola nacheifert.

Ein Senkrechtstarter aus den Niederlanden: Klopp-Nachfolger Arne Slot.

Ein Senkrechtstarter aus den Niederlanden: Klopp-Nachfolger Arne Slot.

IMAGO/Box to Box Pictures

Würde der Trainer, der beim FC Liverpool auf die lebende Vereinslegende Jürgen Klopp folgt, es stilistisch ganz anders versuchen, hätte er bei den Fans der Reds vielleicht von vornerein verloren. Zumindest das droht Feyenoord-Coach Arne Slot, der am Freitag allen Spekulationen ein Ende setzte, wahrscheinlich nicht.

“Ich kann bestätigen, dass ich dort der neue Trainer werde”, sagte er auf einer Pressekonferenz. Die offiziellen Pressemitteilungen beider Vereine würden in Kürze erscheinen, so der 45-Jährige weiter. Von Feyenoord wird er unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Sonntag gegen Excelsior Rotterdam offiziell verabschiedet.

Slot, der als Mittelfeldspieler auf über 200 Einsätze in der Eredivisie kam, ist seit 2019 Cheftrainer. Seine erste Station war AZ Alkmaar, wo er aus den ersten acht Ligaspielen 19 Punkte holte – besser war noch kein Coach im niederländischen Oberhaus gestartet. 2021 schloss sich Slot dann Feyenoord an.

Sein intensiver Fußball mit der 4-3-3-Grundordnung und aggressivem Angriffspressing ähnelte dabei dem über Jahre erfolgreichen Klopp-Fußball – durch das gepflegte Aufbauspiel von hinten raus aber auch dem von Pep Guardiola, den Slot als seine große Inspiration bezeichnet. Er sei wie Guardiola ein “Kontrollfreak”, sagte der 45 Jahre alte Niederländer einmal.

Mit Alkmaar hatte Slot gleich seine erste Saison, die wegen der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen worden war, punktgleich hinter Spitzenreiter Ajax beendet. Mit Feyenoord erreichte er 2021/22 auf Anhieb das Conference-League-Finale (0:1 gegen José Mourinhos AS Rom), ein Jahr später führte er den Traditionsklub zur ersten Meisterschaft nach sechs Jahren. In dieser Saison wurde Slots Feyenoord hinter der überragenden PSV Eindhoven um Trainer Peter Bosz Vizemeister.

Klopps Weg zur Legende: Bierkästen, Telefondienste, Titel – und Bayern am Horizont?

“The Normal One” sagt Goodbye 17.05.2024

Klopps Weg zur Legende: Bierkästen, Telefondienste, Titel – und Bayern am Horizont?

19:58Ein letztes Mal betritt Jürgen Klopp am Sonntag nochmals die Premier-League-Bühne, danach verabschiedet er sich aus Liverpool. In der neuen Folge “Making of …” blicken wir mit langjährigen Wegbegleitern auf seinen Karriereweg – und wie er zur Trainerlegende wurde.

Klopps Weg zur Legende: Bierkästen, Telefondienste, Titel – und Bayern am Horizont?

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19:58Ein letztes Mal betritt Jürgen Klopp am Sonntag nochmals die Premier-League-Bühne, danach verabschiedet er sich aus Liverpool. In der neuen Folge “Making of …” blicken wir mit langjährigen Wegbegleitern auf seinen Karriereweg – und wie er zur Trainerlegende wurde.

Letzte PK in Liverpool: Die Klopp-Awards und ein Ratschlag an die Nachfolger

Am Freitag hat Jürgen Klopp (56) letztmals als Trainer des FC Liverpool eine Pressekonferenz gegeben. Es wurde gelacht, sich erinnert und nach vorne geschaut.

Raus mit Applaus: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

Raus mit Applaus: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

IMAGO/PA Images

Es hatte zu diesen Anlässen über die Jahre auch immer mal wieder Scharmützel mit manchen Journalisten und kleinere Wutreden gegeben, doch die letzte Pressekonferenz von Jürgen Klopp beim FC Liverpool begann so, wie die meisten begonnen hatten: mit lockerem Gelächter. Man schätzt sich am Ende doch.

Am Freitagvormittag ließ sich der scheidende Reds-Trainer eine ganz spezielle Lockerheit anmerken, eine Gelöstheit, aber auch das volle Bewusstsein. “Wir müssen nicht so tun, als wäre es eine normale Woche, weil es das nicht ist”, meinte Klopp vor seinem letzten Spiel in aktueller Funktion, dem Heimspiel gegen Wolverhampton an der Anfield Road (Sonntag, 17 Uhr, LIVE! bei kicker). Es wird besonders. Auch wenn die Meisterschaft woanders entschieden wird.

Erste Zeremonien nach knapp neun denkwürdigen Jahren sind bereits im Gange. “Gestern haben sich die Spieler verabschiedet, wir haben hier gegrillt”, verriet Klopp. “Zwischendurch habe ich immer wieder sehr emotionale Momente.” Missen will er sie nicht. “Wenn der Abschied nicht schwer wäre, würde es bedeuten, dass man keine gute Zeit zusammen hatte”, so der 56-Jährige. “Es war mir immer klar, dass es ein sehr schwerer Abschied wird.”

Mit Klopp gehen wird nicht nur sein Trainerteam. Eine gute Stunde vor der PK hatten die Reds bekanntgegeben, dass die auslaufenden Verträge von Joel Matip und Thiago nicht verlängert werden. “Haben Sie je einen besseren ablösefreien Transfer gesehen?”, raunte Klopp zufrieden zur Personalie Matip. “Ich hätte seine Karriere gerne ohne Verletzungen erlebt”, sagte er über Thiago.

“Klopp-Awards” für Alisson und Alexander-Arnold

Der gebürtige Stuttgarter, gewohnt redselig, gab so einige Einschätzungen zum Besten, verlieh auf Nachfrage quasi ein paar Klopp-Awards. Den Preis für den besten Fußball gab er der Leistung seiner Mannschaft gegen Manchester City im März (1:1), als spektakulärstes Spiel kürte Klopp das Champions-League-Halbfinal-Rückspiel gegen Barcelona 2019. Sein liebstes Tor erzielte Alisson, die beste Parade zeigte der Torhüter auch. Den besten Assist gab Trent Alexander-Arnold per Ecke – gegen Barcelona. Auf dem Weg zum CL-Titel.

“Dreimal im CL-Finale zu stehen, ist eine unglaubliche Leistung”, schwärmte Klopp, als er nach seinem Urteil über seine Ausbeute in knapp neun Jahren Liverpool gefragt wurde. “Ich weiß, dass wir mehr hätten gewinnen können”, räumte er angesichts von “nur” einer Meisterschaft und “nur” einem Henkelpott ein, “aber das ist okay für mich”. Er sei mit sich und seiner Zeit an der Anfield Road im Reinen. Das strahlte er auch aus. Es sei “die beste Zeit” gewesen, “die ich hatte – beim besten Klub, den ich mir hätte vorstellen können”.

Im letzten Drittel der PK ging es hauptsächlich um das besondere Band zwischen Klub und Fans, aber auch zwischen Fans und Klopp. Er selbst machte das weniger an seiner Person fest. Mehr an seiner Herangehensweise. “Wir alle sind so glücklich, wie wir es sind, weil wir uns darauf eingelassen haben.” Diesen Optimismus als Ratschlag legte Klopp dem LFC auch für die Zeit nach seiner Ära nahe.

Dass er nach seinen Stationen in Mainz und Dortmund auch bei einem der größten Klubs der Welt zu so einer beliebten Identifikationsfigur geworden ist, hatte Klopp übrigens “nicht geplant. Ich hatte das nicht erwartet. Aber es bedeutet mir unglaublich viel.”

Liverpool verabschiedet Matip und Thiago

Am Sonntag endet in Liverpool nicht nur das Kapitel Jürgen Klopp. Die Reds verabschieden auch Joel Matip und Thiago.

Ein Kuss für die Champions-League-Trophäe: Joel Matip.

Ein Kuss für die Champions-League-Trophäe: Joel Matip.

imago images / Sportfoto Rudel

Der FC Liverpool hat zwei Tage vor dem letzten Saisonspiel bekanntgegeben, dass Joel Matip und Thiago den Verein im Sommer verlassen werden. Die Verträge laufen aus und werden nicht verlängert.

Matip spielte acht Jahre in Liverpool, gehörte damals zu den ersten Neuverpflichtungen von Jürgen Klopp. Der gebürtige Bochumer wechselte 2016 ablösefrei von Schalke 04 auf die Insel und absolvierte seitdem 201 Pflichtspiele für die Reds. Seine größten Erfolge waren der Champions-League-Gewinn 2019 und ein Jahr später der Meistertitel in der Premier League.

“In all den Jahren, in denen ich mit Fußball zu tun habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich auf allzu viele Spieler gestoßen bin, die mehr geliebt werden als Joel Matip. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es möglich wäre, etwas Schlechtes über ihn zu sagen”, sagte Klopp über Matip, der aktuell noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses laboriert. Klopp beschrieb den 32-jährigen Innnenverteidiger als “einen wunderbaren Profi, einen wunderbaren Fußballer und einen wunderbaren Menschen”: “Wir waren gesegnet, ihn so lange bei uns zu haben, und jetzt können wir ihm nur noch alles Gute wünschen, wenn er eine neue Richtung einschlägt.”

Thiago geht nach schwieriger Saison

Wenig später vermeldeten die Reds auch den Abschied von Thiago, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft. Der spanische Mittelfeldspieler wechselte 2020 nach dem Triple-Gewinn der Bayern an die Anfield Road und absolvierte in vier Jahren 98 Pflichtspiele. 2022 holte er mit dem FC Liverpool den englischen Pokal, erzielte beim 6:5-Erfolg im Elfmeterschießen ein Tor.

In dieser Saison kam der 33-Jährige verletzungsbedingt nur auf einen Einsatz. “Ich weiß, dass Verletzungen für ihn und auch für uns frustrierend waren, aber das Niveau, auf dem er spielen konnte, als er verfügbar war, war unglaublich. Daran werde ich mich erinnern”, unterstrich Klopp.

Beim Heimspiel am Sonntag gegen die Wolverhampton Wanderers (17 Uhr, LIVE! bei kicker) fällt für Matip und Thiago der letzte Vorhang in Liverpool. Es wird schon allein wegen Klopp ein emotionaler Abschied werden.

“Klopp weiß fünf Minuten nach Spielende, wie Mainz gespielt hat”

Christian Heidel hat bis heute ein enges Verhältnis zu Jürgen Klopp. Mit dem kicker sprach er über dessen einmalige Karriere-Leistung – und eine mögliche Rückkehr nach Mainz.

Christian Heidel (re.) im September 2023 mit Jürgen Klopp am Mainzer Bruchweg.

Christian Heidel (re.) im September 2023 mit Jürgen Klopp am Mainzer Bruchweg.

IMAGO/Martin Hoffmann

Am Sonntag ertönt für Jürgen Klopp der letzte Abpfiff als Trainer des FC Liverpool. Und dann? Auf jeden Fall wird der 56-Jährige in den kommenden Monaten öfter mal Christian Heidel begegnen, seinem einstigen Vorgesetzten beim 1. FSV Mainz 05. Beide besitzen Fincas auf Mallorca, die nicht weit voneinander entfernt liegen, und sind auch sonst noch eng verbunden.

“Ich freue mich jetzt auf ein paar mehr Tage mit ihm zusammen”, sagt Heidel im Gespräch mit dem kicker über seinen “engen Freund”. “Wir sind fast Nachbarn.” Auch wenn ihre gemeinsame Zeit in Mainz bereits 16 Jahre zurückliegt, stehen sie noch “sehr, sehr regelmäßig Kontakt”, verrät der FSV-Sportvorstand. “Auch unsere beiden Familien sind sehr eng beieinander. Das ist ein überaus großes Vertrauensverhältnis. Manchmal weiß ich Dinge, die andere nicht wissen, und er von mir ganz genauso.”

Nur eines kann sich Heidel bei Klopp “überhaupt nicht vorstellen”

Weiß Heidel also, was Klopp in seiner Trainerkarriere noch vorhat? “Wenn es sich einer verdient, einfach mal das Leben mit seiner Familie zu genießen, dann ist es er, und ich glaube, vieles wird davon abhängig sein, wie er dieses Leben findet. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er sagt: Ja, jetzt möchte ich – irgendwann geht auch er auf die 60 zu – das Leben einfach mal genießen. Genauso kann es sein, dass er nach einem Jahr sagt: Das war ja ganz lustig, aber ich möchte nochmal diesen Druck erleben. Ich weiß es heute auch nicht, und wenn ich es wüsste, würde ich es auch nicht sagen, muss ich zugeben.”

Nur eines kann sich Heidel “überhaupt nicht vorstellen”: dass Klopp “auf die Idee kommt, nach drei Monaten wieder einzusteigen”, wie es 2015 nach seinem Abschied aus Dortmund war, dem sich schnell das Engagement in Liverpool anschloss.

“Gefühlt ist Mainz seine Heimat”

Ob dafür eines Tages eine Rückkehr zum FSV infrage kommt? Heidel will “lieber nicht darüber nachdenken” und Klopp “auch nicht unter Druck setzen”. Aber: “Jürgen Klopp ist zwar nicht in Mainz geboren, aber gefühlt ist Mainz seine Heimat und dieser Verein hängt ihm sehr, sehr am Herzen. Auch wenn er die Premier League mit dem FC Liverpool gewonnen hat, weiß er fünf Minuten nach Spielende in Mainz, wie Mainz 05 gespielt hat. Das ist ein ganz, ganz besonderes Verhältnis.”

Sollte es tatsächlich zu einem Comeback kommen, “würden die Leute wahrscheinlich Kopf stehen hier”, meint Heidel. “Aber Fakt ist auch: Das Thema stellt sich zurzeit natürlich nicht.”

Die neue Champions League: Diese 22 Teams sind schon qualifiziert

2024/25 findet erstmals eine Champions-League-Saison mit 36 Mannschaften statt. Wer ist schon sicher dabei?

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

Borussia Dortmund, Aston Villa und der VfB Stuttgart spielen 2024/25 in der Champions League.

imago images (3)

Eine Liga statt acht Gruppen, acht statt drei unterschiedliche Gegner für alle: Die Vorrunde in der Champions League ändert sich zur Saison 2024/25 gründlich. Nach der großen Reform dürfen erstmals gleich 36 Klubs teilnehmen, vier mehr als bislang. Die zusätzlichen Plätze gehen an den Tabellendritten der französischen Ligue 1, via Qualifikation an einen Meister aus einer kleineren Liga und an die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Saison im Europapokal am besten abschnitten: die Serie A und die Bundesliga.

Insgesamt qualifizieren sich 25 der 36 Mannschaften über ihre Liga-Platzierung, dazu kommen die beiden besagten Extra-Tickets, die beiden amtierenden Sieger von Champions und Europa League sowie sieben Klubs aus der Qualifikation. Damit sind sicher qualifiziert (kursiv die Teams nach jetzigem Stand):

Die Europapokal-Reform:

Deutschland (5 fixe Teilnehmer): Bayer Leverkusen, FC Bayern, VfB Stuttgart, RB Leipzig, Borussia Dortmund

Italien (5): Inter Mailand, AC Mailand, FC Bologna, Juventus Turin, Atalanta Bergamo

England (4): Manchester City, FC Arsenal, FC Liverpool, Aston Villa

Spanien (4): Real Madrid, FC Barcelona, FC Girona, Atletico Madrid

Frankreich (3): Paris Saint-Germain, AS Monaco, Lille OSC

Niederlande (2): PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam

Portugal (1): Sporting Lissabon

Belgien (1): Club Brügge

Schottland (1): Celtic Glasgow

Österreich (1): Sturm Graz

Donezk, Frankfurt, Roma und Benfica hoffen

Sollte Real Madrid das Champions-League-Endspiel gegen Borussia Dortmund am 1. Juni für sich entscheiden, erhält der Meister mit dem besten UEFA-Koeffizienten aus der Champions-League-Qualifikation ein Direkt-Ticket. Das ist nach jetzigem Stand Schachtar Donezk. Real ist schließlich schon über die Ligaplatzierung in Spanien qualifiziert. Schafft allerdings der BVB den großen Wurf, rückt der Sechstplatzierte der Bundesliga – derzeit Eintracht Frankfurt – nach.

Sollte Atalanta Bergamo das Europa-League-Finale am kommenden Mittwoch gewinnen und in der Serie A den fünften Tabellenplatz behalten, rückt der Sechste der Serie A nach: derzeit die AS Rom. Springt Atalanta als Europa-League-Sieger allerdings noch auf Platz vier in der Liga, rückt wieder eine Mannschaft nach, die sonst in die Qualifikation gemusst hätte, und zwar jene mit dem besten individuellen UEFA-Koeffizienten – egal, ob Meister oder nicht. Das wäre aktuell Benfica Lissabon. Im Falle von Bayer 04 Leverkusen als Europa-League-Sieger wäre das Prozedere das gleiche.

Revolution in England? Premier League debattiert über Abschaffung des VAR

Der VAR treibt Fans und Fußballer seit Jahren um – und sorgt für teils heiße Debatten. In England könnte es nun sogar zu einer Revolution kommen, die Klubs der Premier League stimmen über die Abschaffung des VAR ab.

Sorgt auch in England für teils hitzige Debatten: Der VAR.

Sorgt auch in England für teils hitzige Debatten: Der VAR.

IMAGO/News Images

Wie die New York Times berichtet, wollen die Premier-League-Klubs bei ihrem anstehenden jährlichen Treffen am 6. Juni darüber abstimmen lassen, ob man den VAR gänzlich abschaffen möchte. Seit 2019 gibt es den VAR in England – und wie auch in der Bundesliga gab es neben zahlreichen richtigen Entscheidungen auch immer wieder Kontroversen. In der aktuellen Saison gab es unter anderem einen VAR-Check des Grauens zu Lasten des FC Liverpool, Arsenal-Coach Mikel Arteta hatte einen Wutausbruch nach VAR-Ärger und Nottingham warf einen Video Assistent Referee Parteilichkeit vor.

In der abgelaufenen Saison wurde sogar die Frage aufgeworfen, ob denn die Integrität des Wettbewerbs als Ganzes noch gewährleistet sei. Nun gehen die Wolverhampton Wanderers einen Schritt weiter und schlagen offiziell vor, dass man sich vom VAR noch in diesem Sommer verabschieden solle. Der Vorschlag wird eine Abstimmung unter den 20 Premier-League-Klubs am 6. Juni zur Folge haben.

Der VAR sei “mit den besten Absichten und im Interesse des Fußballs” eingeführt worden, habe allerdings zu “zahlreichen unbeabsichtigten negative Konsequenzen geführt, die die Beziehung zwischen Fans und Fußball schädigen und den Wert der Marke Premier League untergraben. Nach fünf Jahren VAR in der Premier League ist es Zeit für eine konstruktive und kritische Debatte”, meinen die Wolves und haben dabei eine klare Haltung. Der Preis, den man für ein Stückchen mehr Genauigkeit, zahlen müsse, sei zu hoch, denn der VAR gehe zu Lasten des Geistes des Fußballs. “Wir sollten ihn daher von 2024/25 an abschaffen.”

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Wolves nennen eine Reihe von Negativpunkten

Wolverhampton führte auch Beispiele an, die das Spiel negativ beeinflussen würden. So habe der VAR Einfluss auf Jubel und spontane Emotionen, die den Fußball speziell mache. Lange Prüfphasen führten zu längerer Spielzeit, Frust in den Stadien und einer Verschlechterung der Atmosphäre, auch wegen wiederkehrender Fehlentscheidungen trotz VAR.

Die Wolves monieren zudem, dass der VAR nicht nur klare Fehlentscheidungen korrigieren würde, sondern vielmehr immer mehr kleinteilig subjektive Bewertungen prüft und so sowohl den Spielfluss als auch die Integrität des Spiels kompromittiert. Auch sieht man die Autorität der Schiedsrichter gefährdet, da diese sich immer mehr auf das “Sicherheitsnetz VAR” verlassen würden. Darüber hinaus warnt man vor einer Erosion von Vertrauen und Reputation aufgrund unsinniger Korruptionsvorwürfe.

Faktenlage spricht für den VAR

Laut dem Bericht sprechen die Zahlen in England aber eine klare Sprache, so sei die Anzahl korrekter Entscheidungen seit Einführung des VAR von zuvor 82 Prozent auf 96 Prozent gestiegen. Und dennoch könnte es geschehen, dass die Premier League sich von dem System abwendet. Die Klubs haben nämlich das Recht, Regeländerungen vorzuschlagen – damit diese aber umgesetzt werden, braucht es aber eine Zweidrittelmehrheit.

Ein Ligasprecher bestätigte, dass man bei der Jahreshauptversammlung eine Debatte zum VAR ermöglichen werde, betonte aber zugleich, dass die Liga voll hinter dem Einsatz des VAR stehen und gemeinsam mit der Schiedsrichter-Organisation PGMOL (Professional Game Match Officials Limited) bestrebt sei, “das System zum Nutzen des Spiels und der Fans kontinuierlich zu verbessern”. Bleibt also abzuwarten, wie sich die ganze Sache entwickeln wird.