Streik der Spanierinnen abgewendet – Generalsekretär von seinen Aufgaben entbunden

Die spanischen Fußballerinnen werden nun doch bei den anstehenden Länderspielen antreten. Eine weitere stundenlange Verhandlungsrunde war dafür allerdings notwendig.

Will weitere Änderungen umsetzen: Victor Francos.

Will weitere Änderungen umsetzen: Victor Francos.

IMAGO/ZUMA Wire

Luis Rubiales nicht mehr im Amt, Jorge Vilda auch nicht mehr – trotzdem waren die Weltmeisterinnen nicht zufrieden. Der Streit mit dem spanischen Verband RFEF drohte endgültig zu eskalieren. Von Geldstrafen und jahrelangen Sperren war die Rede, sollte der Streik nicht beendet werden

Nun haben sich die Parteien aber angenähert, denn der Verband hat weitere Reformen in Aussicht gestellt. Der angedrohte Länderspiel-Streik ist damit offenbar abgewendet. Nach Verhandlungen, die sich bis spät in die Nacht zogen, sei man zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, sagte Víctor Francos, Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, am frühen Mittwochmorgen.

Von den 23 für die Nations-League-Spiele gegen Schweden und die Schweiz nominierten Profis haben sich demnach 21 von einem Einsatz überzeugen lassen. Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft.

Spanien in der Nations League

Namentlich sind das Mapi Leon und Patri Guijarro (beide FC Barcelona), die inzwischen abgereist sind. “Es war nicht der richtige Weg oder die richtige Art und Weise, zurückzukommen”, sagte Guijarro. “Mental sind wir nicht in der Lage, hierzubleiben. Es ist ziemlich schwierig und hart. Wenn man hier ist, und so wie alles passiert ist, ist man mental nicht bereit, hier zu sein.” Leon betonte aber: “Wir sind natürlich froh, dass es Änderungen geben wird und diese schriftlich festgelegt werden.”

Als Ergebnis der Gespräche zwischen CSD, den Spielerinnen und dem von ihnen scharf kritisierten Verband RFEF verkündete Francos, dass der Verband die von den Fußballerinnen geforderten tiefgreifenden Änderungen ab Donnerstag umsetzen wolle. Dafür werde eigens eine gemeinsame Kommission gebildet, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen. Am Abend wurde zudem mitgeteilt, dass Generalsekretär Andreu Camps von seinen Aufgaben entbunden wurde.

Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, habe laut Francos nicht zur Disposition gestanden. “Die Spielerinnen haben uns gegenüber ihre Besorgnis über die Notwendigkeit tiefgreifender Änderungen innerhalb der RFEF zum Ausdruck gebracht und der Verband hat versprochen, dass diese Änderungen sofort umgesetzt werden”, berichtete Francos danach.

“Es ist kein Happy End, sondern der glückliche Beginn eines Weges, der zu einem erneuerten Verband und zu Spielerinnen führen soll, die sich wohlfühlen und gerne spielen und gewinnen”, erklärte Kultur- und Sportminister Miquel Iceta. Anfang 2024 werde es beim RFEF Wahlen geben, sagte Iceta, der auch mehrere Absetzungen in Aussicht stellte.

Tomé nominierte Spielerinnen trotz Streik

Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Spiele der Nations League nominiert, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Am Dienstag beugten sich aber mindestens elf Weltmeisterinnen dem Druck des RFEF, und traten zum Lehrgang bei der Nationalelf an.

Verteidigerin Mapi Leon vom FC Barcelona hatte am selben Tag erklärt, dass sich die meisten Spielerinnen gegen ihren Willen im Trainingscamp befinden. “Wir sind gezwungen worden, hierhin zu kommen. Aber wenn sie uns bestrafen wollen, dann müssen wir eben kommen”, sagte die 28-Jährige, die nicht zum siegreichen WM-Team gehört hatte.

Den Kuss-Skandal ausgelöst hatte der inzwischen zurückgetretene RFEF-Präsident Rubiales, als er die Weltmeisterin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung am 20. August in Sydney ungefragt auf den Mund küsste. Hermoso selbst ist auf ihren eigenen Wunsch hin nicht nominiert worden.

Spanien trifft in der Nations League am Freitag auf Schweden und am Dienstag auf die Schweiz. In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024, auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren.

sid, dpa, Christoph Laskowski

Alonso über den Kampf der Weltmeisterinnen: “Meine Töchter werden sich erinnern”

Xabi Alonso bezog zum Streit im spanischen Fußball Stellung. Der Bayer-Coach freute sich auch aufgrund seiner Töchter über den Kampf der Weltmeisterinnen.

Xabi Alonso bezeichnete den Weg der spanischen Nationalspielerinnen als

Xabi Alonso bezeichnete den Weg der spanischen Nationalspielerinnen als “absolut richtig”.

IMAGO/Ulrich Wagner

“Obwohl ich hier in Deutschland bin, ist es ein wichtiges Thema. Wenn das passiert, ist es eine internationale Bewegung”, freute sich Xabi Alonso auf der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Auftaktspiel gegen BK Häcken über die Fragen zum Streit zwischen der spanischen Frauennationalmannschaft und dem Verband RFEF.

Denn die Aufmerksamkeit für ein solches Thema sei wichtiger als der Fußball selbst. „Das, wofür sie kämpfen, ist gut für den Fußball. Aber auch für die Gesellschaft und die Gleichberechtigung”, hob der 41-Jährige anschließend die Bedeutung hervor und führte aus: „Meine Töchter werden sich in der Zukunft noch daran erinnern, wofür diese Frauen gekämpft haben.”

Alles, was im Moment passiert, kann nur der erste Schritt sein.

Xabi Alonso

In der Nacht auf Mittwoch erreichten die Nationalspielerinnen in ihrem Kampf nach langen Verhandlungen wohl einen kleinen Erfolg. Der Verband habe demnach weitere Reformen in Aussicht gestellt, mit denen er ein Streik der Nationalspielerinnen abgewendet haben soll. Dies darf laut Alonso aber nur der Anfang sein. “Alles, was im Moment passiert, kann nur der erste Schritt sein. Aber es ist ein wichtiger Schritt”, erklärte der Baske. Der Fußball solle sich an der besseren Ausgewogenheit in großen spanischen Firmen orientieren.

Des Weiteren drückte der Welt- und Europameister den Weltmeisterinnen auch sein Mitgefühl, weil kaum über den sportlichen Erfolg gesprochen wurde – allerdings erkannte er in dieser Tatsache auch etwas Positives. “Manchmal kann aus schlechten Dingen Gutes entstehen, wenn man für die richtige Sache kämpft. Die Spielerinnen kämpfen für ihre Rechte, und sie sind absolut auf dem richtigen Weg”, so Alonso.

Am Freitag sind die Weltmeisterinnen dann erstmals wieder auf dem Feld gefordert: In der Nations League gastieren sie in Schweden (18.30 Uhr).

Xabi Alonso über den Kampf der Weltmeisterinnen: “Meine Töchter werden sich erinnern”

Xabi Alonso bezog zum Streit im spanischen Fußball Stellung. Der Bayer-Coach freute sich auch aufgrund seiner Töchter über den Kampf der Weltmeisterinnen.

Xabi Alonso bezeichnete den Weg der spanischen Nationalspielerinnen als

Xabi Alonso bezeichnete den Weg der spanischen Nationalspielerinnen als “absolut richtig”.

IMAGO/Ulrich Wagner

“Obwohl ich hier in Deutschland bin, ist es ein wichtiges Thema. Wenn das passiert, ist es eine internationale Bewegung”, freute sich Xabi Alonso auf der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Auftaktspiel gegen BK Häcken über die Fragen zum Streit zwischen der spanischen Frauennationalmannschaft und dem Verband RFEF.

Denn die Aufmerksamkeit für ein solches Thema sei wichtiger als der Fußball selbst. „Das, wofür sie kämpfen, ist gut für den Fußball. Aber auch für die Gesellschaft und die Gleichberechtigung”, hob der 41-Jährige anschließend die Bedeutung hervor und führte aus: „Meine Töchter werden sich in der Zukunft noch daran erinnern, wofür diese Frauen gekämpft haben.”

Alles, was im Moment passiert, kann nur der erste Schritt sein.

Xabi Alonso

In der Nacht auf Mittwoch erreichten die Nationalspielerinnen in ihrem Kampf nach langen Verhandlungen wohl einen kleinen Erfolg. Der Verband habe demnach weitere Reformen in Aussicht gestellt, mit denen er ein Streik der Nationalspielerinnen abgewendet haben soll. Dies darf laut Alonso aber nur der Anfang sein. “Alles, was im Moment passiert, kann nur der erste Schritt sein. Aber es ist ein wichtiger Schritt”, erklärte der Baske. Der Fußball solle sich an der besseren Ausgewogenheit in großen spanischen Firmen orientieren.

Des Weiteren drückte der Welt- und Europameister den Weltmeisterinnen auch sein Mitgefühl, weil kaum über den sportlichen Erfolg gesprochen wurde – allerdings erkannte er in dieser Tatsache auch etwas Positives. “Manchmal kann aus schlechten Dingen Gutes entstehen, wenn man für die richtige Sache kämpft. Die Spielerinnen kämpfen für ihre Rechte, und sie sind absolut auf dem richtigen Weg”, so Xabi Alonso.

Am Freitag sind die Weltmeisterinnen dann erstmals wieder auf dem Feld gefordert: In der Nations League gastieren sie in Schweden (18.30 Uhr).

Verhandlungen bis tief in die Nacht: Streik der Spanierinnen abgewendet

Die spanischen Fußballerinnen werden nun doch bei den anstehenden Länderspielen antreten. Eine weitere stundenlange Verhandlungsrunde war dafür allerdings notwendig.

Will weitere Änderungen umsetzen: Victor Francos.

Will weitere Änderungen umsetzen: Victor Francos.

IMAGO/ZUMA Wire

Luis Rubiales nicht mehr im Amt, Jorge Vilda auch nicht mehr – trotzdem waren die Weltmeisterinnen nicht zufrieden. Der Streit mit dem spanischen Verband RFEF drohte endgültig zu eskalieren. Von Geldstrafen und jahrelangen Sperren war die Rede, sollte der Streik nicht beendet werden

Spanien in der Nations League

Nun haben sich die Parteien aber angenähert, denn der Verband hat weitere Reformen in Aussicht gestellt. Der angedrohte Länderspiel-Streik ist damit offenbar abgewendet. Nach Verhandlungen, die sich bis spät in die Nacht zogen, sei man zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, sagte Víctor Francos, Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, am frühen Mittwochmorgen. Von den 23 für die Nations-League-Spiele gegen Schweden und die Schweiz nominierten Profis haben sich demnach 21 von einem Einsatz überzeugen lassen. Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft.

Als Ergebnis der Gespräche zwischen CSD, den Spielerinnen und dem von ihnen scharf kritisierten Verband RFEF verkündete Francos, dass der Verband die von den Fußballerinnen geforderten tiefgreifenden Änderungen ab Donnerstag umsetzen wolle. Dafür werde eigens eine gemeinsame Kommission gebildet, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen. Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, habe laut Francos nicht zur Disposition gestanden. “Die Spielerinnen haben uns gegenüber ihre Besorgnis über die Notwendigkeit tiefgreifender Änderungen innerhalb der RFEF zum Ausdruck gebracht und der Verband hat versprochen, dass diese Änderungen sofort umgesetzt werden”, berichtete Francos danach.

Tomé nominierte Spielerinnen trotz Streik

Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Spiele der Nations League nominiert, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Am Dienstag beugten sich aber mindestens elf Weltmeisterinnen dem Druck des RFEF, und traten zum Lehrgang bei der Nationalelf an. Verteidigerin Mapi Leon vom FC Barcelona hatte am selben Tag erklärt, dass sich die meisten Spielerinnen gegen ihren Willen im Trainingscamp befinden. “Wir sind gezwungen worden, hierhin zu kommen. Aber wenn sie uns bestrafen wollen, dann müssen wir eben kommen”, sagte die 28-Jährige, die nicht zum siegreichen WM-Team gehört hatte.

Den Kuss-Skandal ausgelöst hatte der inzwischen zurückgetretene RFEF-Präsident Rubiales, als er die Weltmeisterin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung am 20. August in Sydney ungefragt auf den Mund küsste. Hermoso selbst ist auf ihren eigenen Wunsch hin nicht nominiert worden.

Spanien trifft in der Nations League am Freitag auf Schweden und am Dienstag auf die Schweiz. In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024, auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren.

sid, dpa, Christoph Laskowski

Streikende Weltmeisterinnen erscheinen beim Nationalteam

Obwohl die Sache aktuell eher weiter zu eskalieren droht, will die Regierung in Spanien das Chaos rund um die Weltmeisterinnen nun zu den Akten legen.

Mittlerweile trotz Streik im Teamhotel: Olga Carmona.

Mittlerweile trotz Streik im Teamhotel: Olga Carmona.

picture alliance / abaca

Die Regierung hat genug. Nach dem Ausbruch des “Offenen Krieges” zwischen den Fußball-Weltmeisterinnen und dem spanischen Verband RFEF hat Madrid den endlosen Streit mit seinen immer neuen Eskalationsstufen zur Staatssache erklärt. Die dabei ausgesprochene Androhung von Strafen zeigte offenbar Wirkung – am Dienstagvormittag erschienen erste Spielerinnen beim Treffpunkt des Nationalteams.

“Wenn sie nicht kommen, müsste die Regierung das Gesetz anwenden. Wir wollen sie nicht sanktionieren, aber das Gesetz ist nunmal das Gesetz”, hatte zuvor Victor Francos gesagt, der dem Chaos als Präsident der obersten Sportbehörde CSD ein Ende setzen will: “Die Regierung hat die Pflicht, einzugreifen. Wir werden alles tun, um das Problem zu lösen.”

“AS” schreibt vom “offenen Krieg”

Der Begriff “Problem” reicht mittlerweile aber längst nicht mehr aus, um die Lage zu beschreiben. Schließlich sieht das spanische Sportgesetz seit 2022 Geldstrafen zwischen 3000 und 30.000 Euro sowie Sperren bis zu fünf Jahren für Nominierte vor, die nicht antreten. Während die Zeitung “AS” auf ihrer Titelseite deshalb einen “Offenen Krieg” erkannt hat, ist die Konkurrenz von “Sport” nur noch genervt von der Auseinandersetzung, die den Spanierinnen die Olympia-Teilnahme kosten könnte: “Genug jetzt!”

Diese Aufforderung scheint nach den jüngsten Entwicklungen allerdings nicht mehr als ein frommer Wunsch zu sein. Nachdem die neue Nationaltrainer Montse Tome 15 WM-Heldinnen von Sydney in den Kader für die kommenden Nations-League-Spiele berufen und von einer zuvor erfolgten Einigung mit den eigentlich streikenden Spielerinnen berichtet hatte, wollten diese davon nichts wissen.

Die Spielerinnen um die zweimalige Weltfußballerin Alexia Putellas erklärten, dass sie sich weiter im Ausstand befinden und drohten ihrerseits dem Verband mit rechtlichen Schritten.

Teamhotel am Dienstag: Fünf Streikende treffen ein

Die weitere Entwicklung blieb zunächst offen. Umlagert von Dutzenden Kamerateams erschien zunächst Tome am Dienstag im Teamhotel in Madrid. Danach trafen sechs Spielerinnen ein, von denen sich fünf eigentlich im Streik befinden. Darunter auch Olga Carmona, die Schützin des Siegtores im WM-Finale gegen England (1:0). Weitere Spielerinnen wurden laut spanischen Medien im Laufe des Tages im zweiten Teamquartier in Valencia erwartet.

Öl ins Feuer goss zuvor die Protagonistin des Streits. “Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen”, schrieb Jenni Hermoso bei X.

Hermoso selbst fehlt in dem Aufgebot, laut Verband zu ihrem eigenen Schutz. Die 33-Jährige war nach dem WM-Finale bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden.

Spanien in der Nations League

Personalien Rubiales und Vilda nicht genug

“Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?”, schrieb Hermoso. Die Nominierung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht berufen zu werden, sei nun “ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert” habe. Damit machte Hermoso noch einmal klar, dass der Rücktritt von Rubiales und die Entlassung von Weltmeister-Trainer Jorge Vilda den Spielerinnen nicht weit genug gehen.

Sicher ist: Spanien trifft in der Nations League am Freitag auf Schweden und am Dienstag auf die Schweiz. In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024, auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren – wenn er denn antritt.

Der Rucksack wandert weiter

Am Dienstag dürfte Barcelonas Lamine Yamal gegen Royal Antwerp sein erstes Champions-League-Spiel bestreiten. Über einen 16-Jährigen, der alles mitbringt, schon mal angeeckt ist – und Robert Lewandowski Sorgen bereitet.

Da stand er nun, und er war mächtig nervös. Wie soll es einem Teenager auch sonst gehen, wenn er erstmals vor über 90.000 Menschen im ausverkauften Camp Nou auflaufen soll? “Ehrlich gesagt – ich hatte schreckliche Angst. Ich hatte so viel Angst, ich wusste gar nicht, was ich tun soll”, sagte das Barça-Talent aus La Masia rückblickend. Sein Name: Xavier Hernandez i Creus, oder kurz: Xavi.

Gut 25 Jahre ist das her. Inzwischen ist der 43-Jährige natürlich nicht mehr nervös, wenn er das Camp Nou betritt. Es ist vielmehr seine Aufgabe, anderen diese Nervosität zu nehmen.

 Champions League, 1. Spieltag

Barcelona hat ja gerade in den vergangenen vier Jahren eine Handvoll Talente ins Trikot der Profimannschaft gesteckt, ohne zu wissen, ob sie aus dem Trikot nicht noch herauswachsen. Ansu Fati debütierte im August 2019 im Alter von 16 Jahren und 298 Tagen, es folgten Pedri (September 2020), Gavi, Alejandro Balde (beide August 2021) und Ilias Akhomach (September 2021), die immerhin schon 17 Jahre alt waren.

Lamine Yamal war bei seinem Debüt so jung, dass noch nicht mal seine Schuhgröße endgültig feststand. Am 29. April 2023 wurde er zum jüngsten Ligaspieler Barcelonas überhaupt, als er in der Partie gegen Real Betis (4:0) im Alter von 15 Jahren und 290 Tagen eingewechselt wurde. Unter stehenden Ovationen, wohlgemerkt.

“Ziemlich beeindruckt”

Von schrecklicher Angst konnte bei Yamal, Sohn eines Marokkaners und einer Äquatorialguineerin, aber keine Rede sein. Er sei “ziemlich” beeindruckt gewesen, meinte der aus der Region stammende Yamal, weil das Camp Nou komplett voll war. Aber: “Sobald ich den ersten Ball hatte, war ich nicht mehr nervös.” Xavi habe ihm gesagt, er solle “mit den ersten Pässen Selbstvertrauen tanken. Er hat mir gesagt, ich soll das tun, was ich immer tue.”

Aber was tut er eigentlich immer? So genau kann man das gar nicht vorhersagen – und gerade das ist eine von Yamals Stärken. “Er überrascht einen jeden Tag”, sagte Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente, nachdem er Yamal im Alter von 16 Jahren und 57 Tagen zum jüngsten Spieler in der Geschichte der Seleccion gemacht hatte – und zum jüngsten Torschützen. Beim 7:1 in der EM-Qualifikation in Georgien setzte Yamal den Schlusspunkt.

Yamal, die Kinder-Überraschung. Er gilt als einer, der Ideen hat, wenn andere keine mehr haben. “Ich würde mich als einen Spieler bezeichnen, der versucht, im letzten Drittel sehr kreativ zu sein und seine Fähigkeiten einzusetzen”, sagte er bei “Teledeporte” über sich selbst. Dazu bringt er das nötige Handwerkszeug mit: Der für sein Alter erstaunlich robuste Linksfuß schließt präzise ab, ist dribbelstark und ballsicher. Meist kommt er von der rechten Seite und zieht auch gerne mal in Arjen-Robben-Gedächtnis-Manier nach innen. Wohl auch, da er sich eigentlich “innerhalb des Spielfelds am wohlsten” fühlt.

Jordi Font, einer seiner Juniorentrainer, lobt zudem Yamals Vielseitigkeit. “Ich würde ihn als kreativen und geschickten Angreifer bezeichnen. Er kann als Neuner, als Flügelspieler und sogar als offensiver Mittelfeldspieler eingesetzt werden”, erzählte er “The Athletic”. Und dass er nicht glaube, dass Yamal ein “konfliktfreudiger Typ” sei.

Im März war Yamal noch suspendiert

Zahlen und Fakten zu Lamine Yamal


  • Geboren am 13. Juli 2007 in Mataró in der Provinz Barcelona

  • Fünf Einsätze in La Liga (kein Tor, zwei Vorlagen)

  • Zwei A-Länderspiele für Spanien (ein Tor)

  • Spanischer Meister mit Barcelona 2023

Die Aussage hat einen Hintergrund. Es ist schließlich noch nicht lange her, da wollte Barcelona Yamal gar nicht mitspielen lassen. Wegen “grober Disziplinlosigkeit” wurde er im vergangenen März gemeinsam mit zwei Mitspielern aus dem Aufgebot der spanischen U 17 gestrichen, das Trio habe “gegen die Regeln des Zusammenlebens” verstoßen. Auch Barcelona zog daraufhin Konsequenzen und suspendierte seinen Schützling für vier Spiele der A-Junioren. Was überhaupt los gewesen ist, darüber hüllt man sich in Barcelona und beim Verband in Schweigen.

Viel lieber reden sie dort über Yamals Qualitäten. Vielleicht zu viel? Yamal wäre nicht das erste Supertalent, das dem Druck auf Dauer nicht gewachsen ist, dafür liefert alleine Barcelonas Historie dutzende Beispiele. Frag nach bei Bojan Krkic, dem viertjüngsten Barça-Debütanten der Geschichte. Bei Marc Muniesa (Rang 6), Nano (8) oder Gerard Deulofeu (11). Anständige Kicker, aber keine, über die in Katalonien heute noch viele Worte verloren werden. Selbst das ultimative Versprechen Ansu Fati, inzwischen 20 Jahre alt, muss nicht zuletzt wegen seiner vielen Verletzungen bei seiner Leihstation Brighton den Reset-Knopf drücken. So richtig durchgestartet ist eigentlich nur die Nummer 7, die dafür aber richtig: Lionel Messi.

Der Kopf so eines 16-Jährigen ist nicht bereit. Für so einen Jungen, so ein Kind, ist das eine große Herausforderung.

Robert Lewandowski über Lamine Yamal

Xavi kennt die Gefahr. “Wir müssen auf ihn aufpassen”, sagt er, um aber fast im gleichen Atemzug davon zu reden, dass Yamal bei Barcelona “eine Ära definieren kann”. Schon im Jahr 2019 postete der offizielle Twitter-Account von La Liga ein Highlight-Video von ihm und bezeichnete ihn als “Mini Leo Messi”, kurz darauf erkannte auch die “Marca” “Ähnlichkeiten zu Messi”. Bei einem damals Zwölfjährigen.

Es ist ein mächtiger Rucksack, der da zu Yamal gewandert ist. Ob er unter ihm erdrückt wird?

Lamine Yamal

“Er ist noch ein Kind”: Robert Lewandowski sorgt sich um Lamine Yamal.
IMAGO/Pressinphoto

Robert Lewandowski hebt jedenfalls mahnend den Zeigefinger, der Mitspieler bei Barça beobachtet den Yamal-Hype bemerkenswert kritisch. “Das ist noch ein Kind, er ist 16 Jahre alt”, sagte der Pole im polnischen YouTube-Kanal “Meczyki”. Yamal solle “noch eine Kindheit” haben. “Das, was man in seinem Alter machen kann, kann er aber jetzt schon nicht mehr machen – weil er eben in der ersten Mannschaft spielt”, sagte der 35-Jährige und stellt die bereits oben angerissene Frage: “Wie viele Spieler, die mit 16 Jahren in der ersten Mannschaft eines Top-Klubs schon gespielt haben, haben auch mit über 30 Jahren noch auf diesem Level gespielt? Da findet man keinen. Vielleicht ein, zwei Spieler. Selbst wenn wir Lionel Messi nehmen. Er hat mit 17, 18 angefangen, aber die Messlatte auch höher gesetzt.” Diese ständigen Vergleiche seien “das Schlimmste”.

Auch wegen der heutigen Welt rund um Social Media befürchtet Lewandowski, dass “der Kopf so eines 16-Jährigen nicht bereit ist. Für so einen Jungen, so ein Kind, ist das eine große Herausforderung.”

Die Zukunft ist schon vorgezeichnet

Barcelona glaubt, dass der Teenager, der bei einem Einsatz gegen Antwerpen zum zweitjüngsten Champions-League-Spieler hinter Youssoufa Moukoko werden könnte, sie bewältigt. Laut “Mundo Deportivo” wird er in Kürze einen Dreijahresvertrag unterschreiben, allerdings ist dem Bericht zufolge eine Einigung über eine deutlich längere Laufzeit schon erzielt. Yamals Berater Jorge Mendes soll sich mit den Katalanen mündlich auf einen Vertrag bis 2030 verständigt haben. Weil Yamal aktuell nicht volljährig ist, darf er noch kein Arbeitspapier unterschreiben, das länger als drei Jahre lang gültig ist.

Den Senkrechtstarter auf dem Boden zu halten, wird wohl die größte Aufgabe für Barça. “Es ist wie im Traum”, sagte er nach dem Debüt für Spanien, “ich lebe meinen Traum.” Doch bei Yamal blitzen eben nicht nur die Augen, wenn er über beide Ohren grinst. Sondern auch eine dicke, silberne Zahnspange.

Christoph Laskowski

Nächstes Kapitel: Spanierinnen drohen nach Nominierung mit Klage

Nachdem die neue spanische Nationaltrainerin Montserrat Tomé am Montag in ihren Kader für die anstehenden Nations-League-Spiele auch Streikende berufen hatte, nahm das Thema am Abend desselben Tages die nächste Wende.

Der Fall gerät zur Posse: Alexia Putellas ist das prominenteste Gesicht der Streikbewegung im spanischen Nationalteam.

Der Fall gerät zur Posse: Alexia Putellas ist das prominenteste Gesicht der Streikbewegung im spanischen Nationalteam.

IMAGO/Agencia-MexSport

Dass 15 Weltmeisterinnen am Montag für die kommenden Nations-League-Partien in Schweden sowie gegen die Schweiz nominiert wurden, überraschte zahlreiche Beobachter. Ist doch schließlich allseits bekannt, dass bis auf wenige Ausnahmen Spaniens Top-Spielerinnen auf Nationalmannschaftsebene in den Streik getreten sind, um weitere Veränderungen innerhalb des nationalen Verbands RFEF zu erwirken.

Sie habe vor Bekanntgabe des Kaders mit den Spielerinnen gesprochen, hatte Nationaltrainerin Montserrat Tomé, selbst erst seit wenigen Tagen im Amt, gesagt. Den Inhalt der Gespräche wolle sie nicht verraten.

Die Nominierung sei zudem “nicht fristgerecht erfolgt”

Der Schein eines Entgegenkommens verflog aber schon Stunden später wieder. Am späten Montagabend veröffentlichte unter anderem Weltfußballerin Alexia Putellas, ein Gesicht des Teams, ein weiteres Statement in der Angelegenheit.

“Wir als Profispielerinnen werden nach allem, was heute geschehen ist, die möglichen rechtlichen Konsequenzen prüfen, die sich aus der Haltung der RFEF ergeben”, schrieben die Spielerinnen in den sozialen Medien. Die Nominierung sei zudem “nicht fristgerecht erfolgt”, mögliche Sanktionen durch die FIFA könne es im Falle ihres Fernbleibens also nicht geben.

Sie verwiesen zudem auf ihren Standpunkt vom vergangenen Freitag, als sie – ebenfalls mit einem offenen Brief – ihren Boykott erklärt hatten: “Diese Erklärung behält ihre volle Gültigkeit.” 21 der 23 Weltmeisterinnen hatten einen offenen Brief an die RFEF unterschrieben und darin mitgeteilt, dass die bisherigen Veränderungen “nicht ausreichend” seien, “um sich sicher und respektiert zu fühlen”.

Streik beendet? Spanische Weltmeisterinnen für Nations League berufen

Zahlreiche Fußballerinnen von Weltmeister Spanien haben ihren vom Kuss-Skandal ausgelösten Länderspiel-Streik offenbar beendet. Die neue Nationaltrainerin Spaniens Montse Tomé nominierte einige WM-Akteurinnen – nicht jedoch Jennifer Hermoso.

Montse Tomé verzichtete auf eine Nominierung von Jennifer Hermoso

Montse Tomé verzichtete auf eine Nominierung von Jennifer Hermoso

IMAGO/ZUMA Wire

15 Spielerinnen des Weltmeister-Teams wurden am Montag von der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé für die Spiele der UEFA Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag zu Hause gegen die Schweiz nominiert. Sie habe vor Bekanntgabe des Kaders mit den Spielerinnen gesprochen, sagte Tomé. Den Inhalt der Gespräche wolle sie aber nicht verraten.

Hermoso soll “beschützt” werden

Jennifer Hermoso wurde derweil nicht berufen. Die 33-Jährige war bei der Siegerehrung nach dem WM-Final-Triumph der Spanierinnen über England am 20. August in Sydney vom damaligen Präsidenten des spanischen Nationalverbandes RFEF Luis Rubiales, ungefragt auf den Mund geküsst worden. Zu den Gründen der Nichtnominierung von Hermoso sagte Tomé, man wolle sie so “beschützen”.

Rubiales war zunächst vom Weltverband FIFA für 90 Tage suspendiert worden und trat jüngst nach langem Widerstand von seinem Posten als RFEF-Chef doch zurück. 21 der 23 spanischen Fußballerinnen des Weltmeisterkaders und 18 weitere Topspielerinnen hatten nach dem Rücktritt von Rubiales jedoch unter anderem auch die Absetzung von RFEF-Interimspräsident Pedro Rocha und weiterer Funktionäre, die Rubiales nahestehen, gefordert. Dieser Forderung wurde – soweit bekannt – bis Montag nicht nachgekommen.

Noch keine Stellungnahme der Spielerinnen

Der RFEF veröffentlichte am Montag aber ein Kommuniqué, in dem betont wird: “Wir garantieren den Spielerinnen ein sicheres Umfeld und setzen uns für ein Klima des gegenseitigen Vertrauens ein, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass sich der Frauenfußball in Zukunft noch stärker entwickelt.”

Unter den nominierten Spielerinnen sind die als beste WM-Akteurin gekürte Aitana Bonmatí sowie Weltfußballerin Alexia Putellas. Eine Stellungnahme der Spielerinnen lag zunächst nicht vor. Der Verband hatte den streikenden Spielerinnen am Vortag nach Medienberichten personelle Änderungen in der Organisation angeboten, ihnen gleichzeitig aber auch ein Ultimatum gestellt, das um Mitternacht ablief. Der RFEF drohte demnach mit Geldstrafen und mehrjährigen Sperren für jene Spielerinnen, die sich weigern sollten, für “La Roja” anzutreten. Eine offizielle Bestätigung für diese Information gab es vorerst nicht.

Rubiales droht Haftstrafe

Rubiales beteuert bis heute, der Kuss sei in Sydney in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso erklärte aber, sie habe sich “als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe”. Die Spielerin erstattete Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof.

Am Freitag wurde Rubiales dazu verurteilt, sich künftig von Hermoso fernzuhalten. Der 46-Jährige darf sich der Fußball-Nationalspielerin nur noch bis auf 200 Meter nähern, entschied ein Untersuchungsrichter. Der Ermittlungsrichter muss nun entscheiden, ob Rubiales auf die Anklagebank kommt. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren.

lpe, kon, dpa, sid

Warum sich zwei Weltmeisterinnen nicht dem nächsten Streik anschließen

21 der 23 spanischen Weltmeisterinnen haben einen offenen Brief unterzeichnet, der begründet, warum sie zu den kommenden Nations-League-Spielen ihres Landes nicht antreten werden. Zwei aber fehlen.

Auf dem sportlichen Höhepunkt ihrer Laufbahnen: Athenea (li.) und Claudia Zornoza.

Auf dem sportlichen Höhepunkt ihrer Laufbahnen: Athenea (li.) und Claudia Zornoza.

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Claudia Zornoza und Athenea del Castillo spielten beim spanischen WM-Triumph Ende August nicht die Schlüsselrollen. Doch nun haben die beiden Nationalspielerinnen für Aufsehen gesorgt – mit etwas, das sie nicht getan haben.

Weltfußballerin Alexia Putellas veröffentlichte am Freitagnachmittag auf ihrem Account auf X, vormals Twitter, ein von insgesamt 39 Spielerinnen unterschriebenes Statement. Darin kündigen sie an, weiterhin nicht für den spanischen Verband aufzulaufen, ehe etwa Interims-Präsident Pedro Rocha oder Generalsekretär Andreu Camps entlassen worden sind.

Unter den 30 Unterzeichnerinnen befinden sich 21 der 23 Weltmeisterinnen von Australien. Schnell fiel auf, dass die Namen von Zornoza und Athenea fehlten. Inzwischen haben sich beide jedoch geäußert.

“Wir sind es unserem Beruf schuldig und wir müssen unsere Pflicht erfüllen”

Im Falle der 32 Jahre alten Zornoza ist die Sache einfach: Die Mittelfeldspielerin gab kurz nach Putellas’ Statement ihr Karriereende auf Nationalmannschaftsebene bekannt. “Ich hatte die Entscheidung bereits vor der Weltmeisterschaft getroffen”, schrieb sie auf Instagram, “und ich glaube, dass es keinen besseren Weg gibt als mit dem Titel. Ich denke, es ist an der Zeit, mich voll auf meine Ziele mit Real Madrid zu konzentrieren und mir die Pausen zu erlauben, die ich in den letzten Jahren als internationale Spielerin nicht hatte”.

Spanien in der Nations League

Die zehn Jahre jüngere Athenea hingegen erntete auch Gegenwind mit dem Post, den sie ihrerseits in der Nacht von Freitag auf Samstag absetzte. Darin unterstützte sie zwar ihre Teamkolleginnen um Putellas, doch sie begründete gleichzeitig, warum ihr Name nicht unter deren Statement steht. “Ein wichtiger Teil unserer Forderungen ist erfüllt worden”, schrieb sie und deutete damit auf die Demissionen von Verbandspräsident Luis Rubiales und Nationaltrainer Jorge Vilda. Daher werde sie eine Nominierung für die Seleccion nicht ablehnen.

“An erster Stelle sind wir Fußballerinnen. Wir sind es unserem Beruf schuldig und wir müssen unsere Pflicht erfüllen”, schrieb sie weiter. Schließlich stünden die Olympischen Spiele vor der Tür. Zudem wolle sie jenen Akteuren, die im RFEF den aktuellen Umbruch vorantrieben, ihr Vertrauen schenken.

Spaniens Weltmeisterinnen streiken weiter – Verband will an Interims-Präsident Rocha festhalten

Der Kuss-Skandal um Luis Rubiales zieht auch nach dessen Rücktritt weiter Kreise. Spaniens Weltmeisterinnen wollen demnächst in der Nations League nicht antreten.

Ministerpräsident Pedro Sanchez beim Empfang der Weltmeisterinnen in Madrid.

Ministerpräsident Pedro Sanchez beim Empfang der Weltmeisterinnen in Madrid.

picture alliance / AA

Die 23 spanischen Fußballerinnen, die im August die Weltmeisterschaft gewonnen hatten, und weitere Topspielerinnen wollen so lange nicht für Spanien antreten, bis es im Kuss-Skandal nicht weitere personelle Änderungen im nationalen Fußball-Verband RFEF gibt.

Das betreffe zunächst die Spiele Spaniens in der Nations League am kommenden Donnerstag gegen Schweden und am 26. September gegen die Schweiz, wie der staatliche TV-Sender RTVE und andere spanische Medien am Freitag übereinstimmend berichteten. Die insgesamt 41 Sportlerinnen hätten den Verband telefonisch nur Stunden vor der Vorstellung der neuen Trainerin Montse Tomé von ihrer Entscheidung unterrichtet.

Spanien in der Nations League

Die Spielerinnen seien der Auffassung, dass der Rücktritt von RFEF-Präsident Luis Rubiales, der die Weltmeisterin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst hatte, und die Trennung von Trainer Jorge Vilda unzureichend seien. So forderten sie unter anderem die Entlassung von Interims-Präsident Pedro Rocha oder die des Generalsekretärs des Verbandes, Andreu Camps, sowie die der Mitarbeiter der Presseabteilung, die kurz nach der Siegerehrung in Sydney eine Erklärung des Verbandes verbreitet hätten, in der Hermoso Worte in den Mund gelegt worden seien, die sie nicht gesagt habe, schrieb die Zeitung “Mundo Deportivo”.

Verband stellt sich gegen die Forderungen der Spielerinnen

“Wie wir dem RFEF mitgeteilt haben, reichen die bisherigen Veränderungen nicht aus, um den Spielerinnen das Gefühl zu geben, an einem sicheren Ort zu sein, an dem Frauen respektiert werden, es ein Engagement für den Frauenfußball gibt und wir unsere maximale Leistung erbringen können”, stand in einer von der Weltfußballerin Alexia Putellas auf der früher als Twitter bekannten Plattform X veröffentlichten Erklärung.

Der spanische Verband will zunächst aber an Rocha festhalten, wie aus einer Mitteilung vom Freitagabend hervorgeht: “Pedro Rocha wird den Übergangsprozess im RFEF bis zu den nächsten Wahlen leiten.” Die Neuwahl ist für Anfang nächstes Jahr geplant. Die für Freitag geplante Vorstellung der neuen Trainerin der Frauen-Nationalelf, Montse Tomé, wurde auf einen unbestimmten Termin verschoben. Eigentlich wollte Tomé dort auch ihren Kader für die Nations-League-Spiele präsentieren.

aho, dpa, Philipp Jakob