Petersen will Bayern-Alleinstellungsmerkmal behalten

Nils Petersen glaubt nicht, dass der FC Bayern Bayer Leverkusen so schnell wieder los wird. Der neue kicker-Kolumnist erklärt, warum es “Werkszwölf” heißen müsste – und warum er Harry Kane die Daumen drückt.

Eine titellose Saison bei Bayern? Nils Petersen (li.) hat erlebt, was Harry Kane in diesem Jahr droht.

Eine titellose Saison bei Bayern? Nils Petersen (li.) hat erlebt, was Harry Kane in diesem Jahr droht.

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Sieht man mal von der Zweitliga-Meisterschaft mit Freiburg 2015/16 ab, beendete Nils Petersen seine Profikarriere im vergangenen Sommer ohne Titel – und das muss man als Ex-Angestellter des FC Bayern erst einmal schaffen. Der inzwischen 35-Jährige hatte einzig die Saison 2011/12 beim deutschen Rekordmeister erlebt und damit genau ein Jahr erwischt, in dem die Münchner nicht einmal den DFL-Supercup gewannen. Passiert ihnen das in dieser Saison erneut?

“Harry Kane krallt sich hoffentlich noch die Champions League-Trophäe – und macht mir mein Alleinstellungsmerkmal nicht streitig”, schreibt Petersen in seiner neuen kicker-Kolumne (Montagsausgabe). “Es wäre die erste titellose Saison seit meinem einzigen Bayern-Jahr 2011/12.”

Damals hätten “Jupp Heynckes & Co. wohl genau richtig ausgemistet”, ein Jahr später, als Petersen schon wieder weg war, gewannen die Bayern das Triple. “Eventuell ist die aktuell vermurkste Saison ein gutes Omen: Vielleicht schaffen mia des noch mal?”, überlegt Petersen. “Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bei den Bayern ist es neuerdings aber zu oft ein ‘Hoffen’ auf Top-Level. Wenn nur die Hälfte des Teams ans Limit geht, gewinnen sie gegen 13 Liga-Rivalen.”

“Durch Xabi Alonsos Präsenz müsste man mittlerweile von der Werkszwölf schreiben”

Doch Meister werden sie so eben nicht, schon gar nicht, wenn ein Konkurrent aufspielt wie Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison. Petersen glaubt nicht, dass der FCB die Werkself so schnell wieder los wird. “Bayerns größtes Problem für die nächste Liga-Saison heißt erneut: Xabi Alonso! Einerseits kriegen sie ihn nicht, andererseits, was gefährlicher ist, macht er das ehemalige Vizekusen zum dauerhaften Titelanwärter. Durch seine Präsenz müsste man mittlerweile von der Werkszwölf schreiben.” Weil Xabi Alonso bleibt und “noch Steigerungspotenzial” sieht, “müssen die Bayern wieder bangen – und hoffen”, prognostiziert Petersen.

Warum Leverkusen jetzt “jeder geil” findet und wie er die Lage beim SC Freiburg einschätzt: Nils Petersens ersten Beitrag als Mitglied im kicker-Kolumnisten-Kreis gibt es im aktuellen kicker vom Montag – hier auch als eMagazine.

Petersen exklusiv: “Selbst bei meiner Oma sah ich Tränen der Rührung”

Nils Petersen (35) spielte von Januar 2015 bis Sommer 2023 unter Christian Streich in Freiburg, ist mit 105 Treffern SC-Rekordschütze. Im kicker schreibt er seinem langjährigen Trainer – den er immer noch lieber siezt als duzt.

Nils Petersen (re.) verließ den SC Freiburg im vergangenen Sommer, nun tut es auch Christian Streich.

Nils Petersen (re.) verließ den SC Freiburg im vergangenen Sommer, nun tut es auch Christian Streich.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Lieber Trainer,

trotz Du-Angebots bleibe ich vorerst beim Sie. Weil ich Veränderungen nicht sonderlich mag. Jetzt verändern Sie alles und ganz Fußballdeutschland trägt Trauer. Keine 60 Tage mehr, dann wird es sehr emotional. Am meisten für Sie – dafür lieben Sie den Sport, die Menschen drumherum, Ihre Jungs und diesen wunderbaren Verein viel zu sehr. Egal wer Meister wird, wer die Champions League erreicht oder Pokalsieger wird: alles zweitrangig. Die Scheinwerfer werden auf Sie gerichtet sein. Bitte genießen Sie es und saugen es auf. Den Applaus, jedes Plakat, sämtliche Sprechchöre, den Respekt des Gegners. So schwer es Ihnen auch fallen wird: Sie verdienen diese Wertschätzung, diese Wehmut bei allen Fußballsympathisanten.

Selbst bei meiner Oma und Mutter sah ich beim Frühstück nach Ihrem Abschiedsvideo Tränen der Rührung. Ich wollte die Stimmung aufpeppen – mit der Erinnerung daran, dass ich doch unter Ihnen selten von Beginn an spielen durfte. Das hat aber nichts geholfen, da Sie einfach mit Ihrer Art die Herzen aller, nicht nur der Fußballfans, erobert haben.

Sie waren der Erste, der trotz Rad-Nachteils gegenüber unseren viel zu großen Autos im Stadion war.

Nils Petersen

Man hört Ihnen unheimlich gerne zu, wird gewiss nicht dümmer dabei und bekommt zu keinem Zeitpunkt den Eindruck vermittelt, dass Sie sich zu wichtig nehmen. Was Sie bei Ihrer Vita durchaus könnten. Genau diese Eigenart ist das, was die Menschen und Spieler, wie ich es auch war, an Ihnen schätzen. Sie werden allen Fußballfans fehlen und niemals in Vergessenheit geraten: Weil Unikate als einzigartig definiert sind. Es war mir eine gewaltige Freude, Ihnen jahrelang zuhören zu dürfen, für Sie durch jedes Feuer zu gehen und in diesem Business Menschlichkeit und Dankbarkeit zu erfahren. Das haben Sie in der Kabine, wo wir jahrelang alles für unsere Farben gegeben haben, jeden Tag verkörpert.

Sie waren der Erste, der trotz Rad-Nachteils gegenüber unseren viel zu großen Autos im Stadion war, und sind als Letzter gegangen. Mit 147 Ideen im Hinterkopf, wie es am Wochenende gelingen kann. Löschen Sie nun ab Sommer die Festplatte und behalten Sie die schönsten Erinnerungen dort, wo es gerade allen Fans ein bisschen weh tut: im Herzen. Wir sehen uns auf der Tribüne in der neuen Saison, um anschließend bei einem Glas Vino in tollen Erinnerungen zu schwelgen. DANKE!

Nils Petersen

Wenn ewig nicht für immer ist: Ein Report über das Ende von langen Traineramtszeiten und es ihren Nachfolgern erging – an diesem Donnerstag im kicker (hier auch als eMagazine)

Streich über Co-Kommentator Petersen: “Hoffe, er erzählt nicht viel aus dem Nähkästchen”

Europa League – RTL-Exklusivstimme 13.03.2024

Streich über Co-Kommentator Petersen: “Hoffe, er erzählt nicht viel aus dem Nähkästchen”

1:48Das Freiburger Rückspiel im Europa-League-Achtelfinale wird von Nils Petersen am Mikrofon begleitet. Angesprochen darauf hofft SCF-Coach Christian Streich, dass sein ehemaliger Schützling nicht zu viele Details aus der Vergangenheit ausplaudert.