Nach “überlebenswichtigem Sieg”: Funkel kündigt personelle “Überraschung” an

Mit einem Auswärts-Coup hat sich der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf zurückgemeldet. Vor dem nächsten Heimspiel bremste Friedhelm Funkel möglicherweise aufkommende Euphorie. Gegen Magdeburg setzt er zudem auf die Unterstützung der Fans – und kündigte personelle Überraschungen an.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

IMAGO/Zink

Ausgerechnet beim zuvor sechsmal siegreichen Tabellenführer Holstein Kiel hatte der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelandet. Durch das 3:1 verließen die Pfälzer den Relegationsplatz und haben den direkten Klassenerhalt wieder selbst in der Hand. Kein Wunder, dass der Coup auch im Vorfeld des folgenden Spieltags eine Rolle spielte. Trainer Friedhelm Funkel sprach gar von einem “überlebenswichtigen Sieg”, bremste im nächsten Halbsatz aber gleich wieder: “Wir sind aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen.”

Warum auch, schließlich ist die Lage nach wie vor angespannt. Einen Punkt liegt der FCK vor dem Relegationsplatz, einen weiteren vor dem direkten Abstiegsplatz. Funkel bleibt dabei bei seinem Mantra der letzten Wochen: “Es wird entscheidend sein, bis zum letzten Spiel die Ruhe zu bewahren.” Und schob auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Magdeburg (Samstag, 20.30 Uhr) hinterher: “Sie können sich sicher sein, dass ich nicht die Nerven verlieren werden.”

Auch vor Kiel “keine Weltuntergangsstimmung” beim FCK

Dass nach dem ersten Dreier nach zuvor fünf erfolglosen Versuchen (0/2/3) “die Stimmung immer besser ist, ist klar”. Dennoch habe auch nach der Partie gegen Wehen Wiesbaden, als dem FCK eine 1:0-Führung nicht zum Sieg reichte, “bei uns intern keine Weltuntergangsstimmung geherrscht, wie das vielleicht von außen an uns herangetragen wurde”, betonte Funkel und bastelte damit verbal weiter an der Pfälzer Wagenburgmentalität.

Ein weiteres Pfund für die Roten Teufel: Neben dem Magdeburg-Spiel ist auch die Partie am 34. Spieltag gegen den möglicherweise dann noch direkten Konkurrenten Braunschweig ein Heimspiel. Dazwischen geht es für den FCK zu Hertha BSC. Funkel setzt dabei nicht nur am Samstagabend auf die gewaltige Kulisse am Betzenberg: “Ich wünsche mir wieder eine bedingungslose Unterstützung. Wenn es mal nicht so laufen sollte, hilft uns der Ansporn der Fans.”

Restprogramm

Ob am Samstag dieselbe Startelf wie in Kiel antritt, ließ der 70-Jährige offen: “Es kann durchaus sein, dass wir auch die eine oder andere personelle Überraschung auf dem Platz sehen werden.” So habe zuletzt Ben Zolinski “starke Leistungen gezeigt”, auch Daniel Hanslik “tut der Mannschaft gut”. Bei Letzterem, der gegen die Störche das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, legte sich Funkel schon einmal fest: “Er wird wieder spielen.”

Die Sache mit den Gelben Karten

Dass der Coach in der Schlussphase der Saison noch öfter etwas am Personal verändern muss, kann durchaus vorkommen. Denn gleich sieben FCK-Spieler haben bereits vier Gelbe Karten gesehen. Dickson Abiama, Filip Kaloc, Tobias Raschl, Kenny Prince Redondo, Nikola Soldo, Boris Tomiak und Jean Zimmer gehen alle vorbelastet in den Endspurt.

“Natürlich ist es wichtig, ein Auge darauf zu haben, dass zahlreiche Spieler von einer Gelbsperre bedroht sind. Darüber mache ich mir schon Gedanken, ob wir da je nach Spielverlauf reagieren”, sagte Funkel.

Lesen Sie auch: Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

Nach “überlebenswichtigem Sieg”: Funkel kündigt personelle “Überraschung” an

Mit einem Auswärts-Coup hat sich der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf zurückgemeldet. Vor dem nächsten Heimspiel bremste Friedhelm Funkel möglicherweise aufkommende Euphorie. Gegen Magdeburg setzt er zudem auf die Unterstützung der Fans – und kündigte personelle Überraschungen an.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

Friedhelm Funkel setzt weiterhin auf Ruhe und Besonnenheit im Abstiegskampf.

IMAGO/Zink

Ausgerechnet beim zuvor sechsmal siegreichen Tabellenführer Holstein Kiel hatte der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelandet. Durch das 3:1 verließen die Pfälzer den Relegationsplatz und haben den direkten Klassenerhalt wieder selbst in der Hand. Kein Wunder, dass der Coup auch im Vorfeld des folgenden Spieltags eine Rolle spielte. Trainer Friedhelm Funkel sprach gar von einem “überlebenswichtigen Sieg”, bremste im nächsten Halbsatz aber gleich wieder: “Wir sind aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen.”

Warum auch, schließlich ist die Lage nach wie vor angespannt. Einen Punkt liegt der FCK vor dem Relegationsplatz, einen weiteren vor dem direkten Abstiegsplatz. Funkel bleibt dabei bei seinem Mantra der letzten Wochen: “Es wird entscheidend sein, bis zum letzten Spiel die Ruhe zu bewahren.” Und schob auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Magdeburg (Samstag, 20.30 Uhr) hinterher: “Sie können sich sicher sein, dass ich nicht die Nerven verlieren werden.”

Auch vor Kiel “keine Weltuntergangsstimmung” beim FCK

Dass nach dem ersten Dreier nach zuvor fünf erfolglosen Versuchen (0/2/3) “die Stimmung immer besser ist, ist klar”. Dennoch habe auch nach der Partie gegen Wehen Wiesbaden, als dem FCK eine 1:0-Führung nicht zum Sieg reichte, “bei uns intern keine Weltuntergangsstimmung geherrscht, wie das vielleicht von außen an uns herangetragen wurde”, betonte Funkel und bastelte damit verbal weiter an der Pfälzer Wagenburgmentalität.

Ein weiteres Pfund für die Roten Teufel: Neben dem Magdeburg-Spiel ist auch die Partie am 34. Spieltag gegen den möglicherweise dann noch direkten Konkurrenten Braunschweig ein Heimspiel. Dazwischen geht es für den FCK zu Hertha BSC. Funkel setzt dabei nicht nur am Samstagabend auf die gewaltige Kulisse am Betzenberg: “Ich wünsche mir wieder eine bedingungslose Unterstützung. Wenn es mal nicht so laufen sollte, hilft uns der Ansporn der Fans.”

Restprogramm

Ob am Samstag dieselbe Startelf wie in Kiel antritt, ließ der 70-Jährige offen: “Es kann durchaus sein, dass wir auch die eine oder andere personelle Überraschung auf dem Platz sehen werden.” So habe zuletzt Ben Zolinski “starke Leistungen gezeigt”, auch Daniel Hanslik “tut der Mannschaft gut”. Bei Letzterem, der gegen die Störche das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, legte sich Funkel schon einmal fest: “Er wird wieder spielen.”

Die Sache mit den Gelben Karten

Dass der Coach in der Schlussphase der Saison noch öfter etwas am Personal verändern muss, kann durchaus vorkommen. Denn gleich sieben FCK-Spieler haben bereits vier Gelbe Karten gesehen. Dickson Abiama, Filip Kaloc, Tobias Raschl, Kenny Prince Redondo, Nikola Soldo, Boris Tomiak und Jean Zimmer gehen alle vorbelastet in den Endspurt.

“Natürlich ist es wichtig, ein Auge darauf zu haben, dass zahlreiche Spieler von einer Gelbsperre bedroht sind. Darüber mache ich mir schon Gedanken, ob wir da je nach Spielverlauf reagieren”, sagte Funkel.

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Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

Friedhelm Funkel entdeckt zwei Spieler wieder, die schon auf dem Abstellgleis standen. Das ist einer von vielen Faktoren, warum der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf ein bemerkenswertes Lebenszeichen sendet.

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik.

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik.

imago images (2)

Samstagnachmittag in Kiel. Das Spitzenspiel an der Förde nimmt den erwarteten Verlauf: spannend wie umkämpft. Durch die 2:1-Halbzeitführung überholt der FCK die KSV, klettert mit 56 Punkten auf Rang 3 und liegt nur noch zwei Punkte hinter Spitzenreiter St. Pauli, den Bundesligaaufstieg im Blick. An dieser Stelle endet die Traumwelt. So rosarot wäre die Fußballwelt in Kaiserslautern nur, wären alle Spiele in dieser Zweitliga-Saison nach 45 Minuten beendet gewesen.

In der 90-Minuten-Realität hingegen hat der FCK schon 31 Punkte nach Führungen verspielt und muss um den Klassenverbleib bangen. So dürften sich auch am Samstag in Kiel die knapp 2000 mitgereisten Fans gefragt haben: Wann ist es heute so weit? Doch siehe da: Der FCK hat sich nicht versteckt, sich nicht von einem Rückschlag aus dem Konzept bringen lassen, hat weiter mutig Akzente in der Offensive gesetzt, seine eigenen Stärken ausgespielt und verdient mit 3:1 gewonnen.

Standardkönige der Liga

Der Dreier beim Aufstiegsaspiranten mag überraschend kommen. Dass genau dieses Potenzial in der Mannschaft schlummert, ist jedoch kein Geheimnis. Eine Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass die Serie von fünf sieglosen Spielen ein Ende gefunden hat.

Der FCK hat seine Standardstärke in Kiel gnadenlos ausgespielt. Der 1:0 Führungstreffer von Daniel Hanslik fiel unmittelbar nach einer Ecke, das 2:1 durch Filip Kaloc, weil Kiel einen Eckball nicht ausreichend klären konnte. Es waren die Eckball-Tore Nummer 13 und 14 in dieser Saison. Die gesamte Ausbeute nach Standards beträgt nun 23 Treffer – geteilter Spitzenwert der Liga mit Kiel.

Dass der FCK Tore schießen kann, ist bekannt. Dass die Elf wieder eine Führung über die Zeit bringt, hingegen ungewöhnlich. “Wir haben explizit angesprochen, dass wir das heute besser machen müssen, und uns gegenseitig mal alle in den Arsch getreten. Das hat man nun auf dem Platz gesehen. Kompliment an alle, die sich heute zerrissen haben. Das ist genau das, was wir brauchen, um die Klasse zu halten”, betonte Torhüter Julian Krahl.

Die neue Grundordnung passt besser zum Kader

Die Stabilität ist auch der Umstellung auf eine Dreierkette zu verdanken. Der Kader ist speziell mit Blick auf die offensiven Außenverteidiger prädestiniert für diese Grundordnung. In der 3-4-1-2-Formationen gelang es besonders gut, die Räume im Zentrum möglichst dicht zu machen. Alles wegzuverteidigen, ist natürlich auch nach der Umstellung nicht gelungen.

Doch mit Krahl wusste das Team einen überragenden Rückhalt hinter sich. Speziell nach der Pause verhinderte die Nummer 1 mit mehreren Paraden den Ausgleich. Mindestens genauso wichtig: Immer wieder dirigierte er seine Vorderleute und übernahm die Verantwortung und Führungsrolle, die dem Team während Krahls Verletzungspause so schmerzlich fehlte.

Die weiteren entscheidenden Protagonisten des Tages hätten nicht wenige Fans gerne schon in anderen Trikots gesehen. Beispielsweise Hanslik. Der 27-Jährige ist kein geborener Torjäger, er ist auch kein Filigrantechniker, doch er ist das Paradebeispiel eines mannschaftsdienlichen und enorm laufstarken Offensivspielers. Gegen seinen Ex-Klub kämpfte und ackerte der 27-Jährige unermüdlich. Die Belohnung folgte prompt mit dem ersten Saisontor. Für den Held aus dem Relegation vor zwei Jahren hatte Dimitrios Grammozis nicht mal mehr einen Platz im Kader, unter Funkel ist Hanslik gesetzt.

Zolinski: Erst der vierte Einsatz in dieser Saison

Noch bemerkenswerter ist die Rückkehr von Ben Zolinski. Am ersten Spieltag durfte der 31-Jähre für 18 Minuten ran. In den folgenden 21 Spielen kam keine Sekunde hinzu. Wegen vieler unglücklicher Auftritte in der Vorsaison hatte Zolinski beim Großteil der Fans ohnehin einen schweren Stand.

Doch Einsatz, Wille, Leidenschaft und eine fehlende Einstellung waren dem flexiblen Allrounder nie abzusprechen. Weil diese Spielertypen in der aktuellen Situation gefragt sind, schlägt Zolinskis Stunde. Schon bei seinem dritten Saisoneinsatz vergangene Woche gegen Wiesbaden brachte er frischen Wind. Leidenschaftlich und effektiv spielte Zolinski auch in Kiel: Seine Vorlage auf Marlon Ritter entschied die Partie.

Bei aller berechtigten Freude über die Big-Points im Tabellenkeller, drückte Funkel auf die Bremse: “Es war ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Mehr nicht. Wir haben noch drei Spiele und unsere Situation ist weiterhin kritisch. Wir müssen aus den nächsten Spielen mindestens zwei Siege holen, um in der Liga zu bleiben. Aber nach der heutigen Leistung und wie die Mannschaft hier aufgetreten ist, bin ich davon überzeugt.”

Moritz Kreilinger

Welcher Platz reicht für Europa? Sechs Szenarien für den Bundesliga-Endspurt

Die halbe Bundesliga könnte 2024/25 im Europapokal antreten – auch Bremen und Heidenheim sind mittendrin im Rennen. Doch welcher Platz berechtigt für was? Sechs Szenarien sind noch möglich.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

imago images (3)

Drei Spieltage vor Schluss haben Werder Bremen und der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt rechnerisch noch nicht geschafft, doch längst schielen sie berechtigterweise auf etwas ganz anderes: den Europapokal. Je nach Abschneiden der drei deutschen Halbfinalisten in Champions und Europa League und dem Ausgang des DFB-Pokal-Finals zwischen Meister Bayer 04 Leverkusen und Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern reicht in der Abschlusstabelle sogar der neunte Platz für Europa – oder nur der Sechste.

Das hängt auch damit zusammen, dass die Bundesliga noch um einen der “European Performance Spots” kämpft, die die UEFA an die beiden im Europapokal stärksten Verbände der laufenden Saison vergeben und die ein zusätzliches Ticket für die Champions League bedeuten. Aktuell sind die deutschen Klubs dabei klar auf Kurs. Daraus ergeben sich sechs mögliche Szenarien:

Szenario 1:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Fünfter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Sechster

Szenario 2:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Fünfter, Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 3:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 4:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Sechster, Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 5:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 6:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Siebter, Bundesliga-Achter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Neunter

Anmerkung: Ein Szenario, in dem der BVB Champions-League-Sieger wird, die Bundesliga aber keinen “European Performance Spot” belegt, ist rechnerisch nicht möglich.

Joker Ritter macht alles klar: Lautern landet Befreiungsschlag in Kiel

Nach sechs siegreichen Spielen – jeweils ohne Gegentor – hat Holstein Kiel mal wieder verloren und damit auch Rang eins abgegeben. Gegen einen gut aufgelegten 1. FC Kaiserslautern musste die KSV auch personell einige Rückschläge hinnehmen. Die Pfälzer hingegen landeten Big Points im Abstiegskampf.

Kam, sah und traf: Lauterns Joker Marlon Ritter.

Kam, sah und traf: Lauterns Joker Marlon Ritter.

Getty Images

KSV-Coach Marcel Rapp musste nach dem 1:0-Auswärtserfolg beim Hamburger SV, dem sechsten Sieg ohne ein einziges Gegentor in Folge, auf Porath (Oberschenkelverletzung; Saisonaus) und Holtby (Gelb-Rot) verzichten, die beiden wurden durch Rothe und Remberg ersetzt.

Auch Lauterns Trainer Friedhelm Funkel tauschte gegenüber dem 1:1 gegen Wehen Wiesbaden auf zwei Positionen und verzichtete in Tachie und Ritter auf seine beiden besten Scorer (jeweils zehn Scorerpunkte) nach Top-Torjäger Ache (17 Scorer). Sie nahmen zunächst auf der Bank Platz, Toure und Raschl rückten dafür in die Anfangsformation.

2. Bundesliga, 31. Spieltag

Sechs Spiele in Serie konnte die KSV Holstein gewinnen, ohne dabei auch nur ein einziges Gegentor zu kassieren. Und ausgerechnet der Vorletzte, der seit fünf Liga-Spielen auf einen Dreier wartet, soll daran etwas ändern? Er tat es – und wie: Die arg gebeutelten Pfälzer begannen im ausverkauften Holstein-Stadion mutig, bereits in der ersten Minute verpasste Ache knapp.

Hanslik trifft gegen den Ex – Kiel kontert

Bis zur nicht unverdienten Führung in der 13. Spielminute fand die Partie mindestens auf Augenhöhe statt, ehe der Ex-Kieler Hanslik nach einer Ecke hochstieg und das 1:0 erzielte.

Die Roten Teufel, die bis zum 31. Spieltag bereits 31 Punkte nach Führungen verspielt hatten, blieben hellwach und kamen selbstbewusst in ihre beste Phase – vielleicht zu selbstbewusst. Denn weit aufgerückte Pfälzer ließen sich mit einem langen Ball von Sander viel zu leicht auskontern, Bernhardsson erzielte den Ausgleich (25.).

Kaloc fasst sich ein Herz

Doch anders als in den letzten Wochen zeigte sich der FCK unbeeindruckt und blieb defensiv stabil. In der Schlussphase des ersten Durchgangs litt der Spielfluss daran, dass es hitziger wurde, doch einen hatten die Gäste noch: Erneut war eine Puchacz-Ecke der Ausgangspunkt, Kiel konnte nicht klären und von der Strafraumgrenze fasste sich Kaloc erfolgreich ein Herz (45.+2), sodass Kaiserslautern durchaus überraschend mit einer Führung in die Pause ging.

Becker musste aus muskulären Gründen schon im ersten Durchgang ausgewechselt werden (29.), zur Pause ging es dann auch noch für Skrzybski und Kapitän Sander nicht mehr weiter. Dadurch fehlte in Porath, Holtby, Becker, Skrzybski und Sander gleich die Hälfte des eigentlichen Stammpersonals für den zweiten Durchgang.

Krahl im Fokus – Joker Ritter macht alles klar

Dennoch übernahmen die Störche jetzt das Heft des Handelns, allen voran die Joker taten sich hervor und brachten FCK-Keeper Krahl in den Fokus: Dieser musste nach einem herrlichen Spielzug gegen Arps Kopfball (53.) und wenig später gegen Bernhardssons Flachschuss (57.) sein ganzes Können unter Beweis stellen.

Nach der Stundenmarke wurde es im Holstein-Stadion auf dem Rasen allerdings ruhiger, auch wenn die Gemüter erhitzt blieben. Zwar musste Krahl immer wieder eingreifen, trat aber sicher auf und wurde letztlich auch nicht zwingend genug geprüft.

So musste Rapp personell etwas riskieren, baute offensiver um – und wurde prompt bestraft: Joker Zolinksi war auf der rechten Seite viel zu frei und legte in den Strafraum auf den nicht minder freien Ritter, der sich die Chance nicht nehmen ließ und die Entscheidung besorgte (83.).

Dadurch landete der FCK echte Big Points im Abstiegskampf und verlässt die Abstiegsränge. Auf der Gegenseite kassierte die KSV nach langer Zeit mal wieder einen Rückschlag, hat im Aufstiegsrennen aber weiterhin alle Zügel selbst in der Hand.

Holstein Kiel ist am nächsten Sonntag beim nächsten Abstiegskandidaten, dem SV Wehen Wiesbaden zu Gast (13.30 Uhr). Der FCK empfängt am Samstagabend den 1. FC Magdeburg auf dem Betzenberg (20.30 Uhr).

Funkel: “Du hast keine Chance, also nutze sie”

Der 1. FC Kaiserslautern wandelt als Vorletzter am Abgrund. Als krasser Außenseiter gehen die Pfälzer am Samstag in das schwere Auswärtsspiel bei Ligaprimus Holstein Kiel. Coach Friedhelm Funkel versprüht dennoch oder gerade deshalb Hoffnung.

Es geht ins erste von vier

Es geht ins erste von vier “Alles-oder-nichts-Spielen”: Friedhelm Funkel gastiert mit Lautern in Kiel.

IMAGO/Eibner

Nein, es ist sicherlich nicht das Gastspiel an der Förde, in dem der aktuell mit einem Punkt Rückstand auf Rostock und den Relegationsplatz stehende Tabellen-17. FCK allzu verdächtig wäre, sich im Keller Luft zu verschaffen. “Du hast keine Chance, also nutze sie”, sagte dazu Funkel treffend am Donnerstag auf der Spieltags-Pressekonferenz. “Genauso ist es irgendwie. In Kiel erwartet niemand etwas von uns”, weiß der Trainer-Routinier.

In Kiel das “schwerste Spiel” des Restprogramms

Dennoch gibt sich der 70-Jährige keinen Illusionen hin. Von den “vier ‘Alles-oder-nichts-Spielen'” sei das Gastspiel in Kiel sicherlich das schwerste. “Sie sind unfassbar stabil, treten als Verein sehr geschlossen auf”, lobte Funkel den Kontrahenten und denkt dabei sicherlich auch an die starke Serie der KSV, die nach sechs zu-null-Siegen mit Riesenschritten Richtung Bundesliga marschiert.

Die Gelbe Gefahr lauert

Während Geschäftsführer Thomas Hengen den Traditionsklub im Background für das drohende Horrorszenario Abstieg gewappnet sieht und sich gegenüber der “Rheinpfalz” auch bezüglich des im Falle des Falles “dramatischen Einschnitts” äußerte (“Wir haben alle Szenarien vorbereitet. Wir haben unseren Job im Hintergrund gemacht. Wir haben für beide Ligen die Lizenz erhalten”), macht Funkel seinen Job und sich Gedanken, wie man beim klar favorisierten Spitzenreiter wohl bestehen könne. “Wir brauchen sehr laufstarke Spieler. Kiel ist physisch sehr stark, da müssen wir zuallererst dagegenhalten”, gibt der Coach Einblick, wie es an der Förde funktionieren könnte. Ob die zahlreichen mit jeweils vier Gelben Karten belasteten Spieler dabei eine zusätzliche Hypothek darstellen? Insgesamt nicht weniger als sieben Akteuren droht bei einer weiteren Verwarnung eine Sperre.

Die Zuversicht Funkels jedenfalls ist ungebrochen: “Mich stimmt optimistisch, dass wir auswärts bisher gute Spiele gemacht haben.” Es gelte, sich an positive Dinge zu erinnern. Und: “Wir müssen uns das Spielglück auch mal wieder erzwingen, egal wie die Stimmungslage auch sein mag. Ich bin überzeugt, dass wir die Kurve kriegen.”

Der FCK ist nur noch ein Schatten seiner selbst

Die Mannschaft leistet den nächsten Offenbarungseid, der Trainer flüchtet sich in Durchhalteparolen, dem Klubchef platzt der Kragen: So ist der 1. FC Kaiserslautern auf dem besten Weg in die 3. Liga. Eine kommentierende Analyse von kicker-Reporter Moritz Kreilinger.

Nachdenklich: Auch Friedhelm Funkel bekommt die Mannschaft nicht in die Spur geführt.

Nachdenklich: Auch Friedhelm Funkel bekommt die Mannschaft nicht in die Spur geführt.

IMAGO/Rene Schulz

Nicht ohne Grund ist der SV Wehen Wiesbaden das schlechteste Team der Rückrunde. In den ersten 45 Minuten irrten die Gäste am Samstag hilflos durchs Fritz-Walter-Stadion. Der FCK hatte die Sache im Griff und lag 1:0 vorne. Nach dem Halbzeittee bewiesen die Pfälzer jedoch noch etwas eindrücklicher, warum sie die zweitschlechteste Mannschaft der Rückrunde sind.

Es wäre wirklich höchst unfreundlich von den Hessen gewesen, nicht mindestens eine der zahlreichen Einladungen anzunehmen. Der FCK hat um mindestens ein Gegentor gebettelt, mit dem 1:1-Endergebnis die elfte Führung dieser Art verspielt und damit auch die Chance, aus eigener Kraft die Klasse zu halten.

Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte.

Thomas Hengen

Wenn Thomas Hengen von sich aus auf dem Weg vom Spielfeld in die Katakomben in der Mixed Zone halt macht, hängt meistens der Haussegen schief. Schonungslos legte der Geschäftsführer den gerade absolvierten Auftritt in Schutt und Asche.

“Ich kann nicht einfach ein 1:0 verwalten, das geht nicht. Das war in der zweiten Halbzeit ein Spiegelbild der Saison. Wir haben es die ganze Woche angesprochen: Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte”, grollte Hengen.

Glaubhafter Optimismus? Fehlanzeige

Dem sportlichen Offenbarungseid begegnete Trainer Friedhelm Funkel weitaus gelassener. Es mag dem 70-Jährigen mit der Erfahrung aus unzähligen Fußballspielen als Trainer und Spieler zwar gelingen, der prekären Lage mit ruhigem Gemüt zu begegnen. Glaubhaften, weil begründeten Optimismus versprüht der Routinier aber keinen.

Funkel dreht den Leierkasten mit den Durchhalteparolen: “Es ist im Moment eine Weltuntergangsstimmung, wenn ich in die Gesichter der Leute schaue. Aber wir sind heute nicht abgestiegen, wir haben noch vier Spiele. Und ich bin der Erste, der vorneweg geht. Beim 1. FC Köln habe ich damals die gleiche Situation gehabt und auch wir werden in der Liga bleiben – ob über die Relegation oder direkt.” Den Vergleich zu seiner Situation in Köln hat Funkel derweil schon etwas oft gezogen …

Rein faktisch betrachtet hat Hengen schon in zwei Situationen einen Trainer entlassen, da war die Lage längst nicht so festgefahren wie jetzt. Einmal ging es gut: bei Dirk Schusters Einstellung vor der Relegation 2022. Ein andermal ging es mächtig schief: bei Schusters Freistellung im November 2023.

Funkel ist inzwischen Teil des Problems

Funkel ist inzwischen Teil des Problems und muss jetzt zeigen, dass er auch Teil der Lösung werden kann. Wobei unabhängig davon ein vierter Trainerwechsel in dieser Saison die Sache vermutlich nicht besser machen würde. Trainersuchen hatten auf dem Betzenberg in jüngerer Vergangenheit recht plan- und ideenlose Züge.

Klar ist aber: Der “Hosenscheißer-Fußball” führt den viermaligen Deutschen Meister auf direktem Weg in die 3. Liga. Der Kader ist zwar auf mehreren Positionen überdurchschnittlich besetzt, aber eben nicht in der Defensivreihe.

Mit einer Mannschaft, die schon 59 Gegentore kassiert hat, nur darauf zu spielen, nicht das 60. und 61. zu kassieren, grenzt an Fahrlässigkeit. Funkel muss die Erkenntnis gewinnen, dass diese Mannschaft nicht in der Lage ist, Ergebnisverwaltung zu betreiben.

Funkel muss die Zügel abnehmen

Die passive Spielweise hat dem Team im Grunde jegliches Leben genommen. All das, was das Team in vielen Spielen unter Schuster ausgezeichnet hat. Diese Saison genauso wie vergangene. Da gab es immer wieder mitreißende Spiele voller leidenschaftlicher Duelle, zum Teil mit offenem Visier. Drei Gegentore wurde in Kauf genommen, weil regelmäßig drei oder vier eigene Treffer die Sache retteten.

Die Mannschaft ist inzwischen nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie spielt auf eine Art und Weise, die ihr nicht liegt. Der Versuch, ihr Stabilität überzustülpen, ist misslungen. Zu einem hohen Preis.

Langsam hat der FCK nichts mehr zu verlieren

Die ständigen Rückschläge haben der Truppe jegliches Selbstvertrauen genommen. Es gibt nur einen Weg, die Verunsicherung abzuschütteln: Funkel muss dem Team die Zügel abnehmen. Die Mannschaft kann torgefährlich agieren – wenn sie es denn darf. 16-Tore-Mann Ragnar Ache ist der wohl beste Kopfballstürmer der Liga, Tymoteusz Puchacz‘ Flügelläufe und Flanken können stets für Gefahr sorgen, Marlon Ritter hat immer wieder geniale Ideen im Kopf und den passenden Fuß dazu.

Kenny Prince Redondo, Aaron Opoku und andere bringen enormes Tempo mit. Der Kader ist prädestiniert fürs Umschaltspiel. Eine offensivere Spielweise bedeutet Risiko. Doch so langsam hat der FCK nichts mehr zu verlieren. Mit einem mutlosen Fußball auf die Fehler anderer zu hoffen, kann sich ein Tabellen-17. nämlich nicht leisten.

Das Restprogramm in der 2. Bundesliga

Die Saison 2023/24 in der 2. Bundesliga geht in den Endspurt. Das Restprogramm der 18 Klubs auf einen Blick.

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

IMAGO/Lobeca

1. Holstein Kiel – 61 Punkte (Tordifferenz +26)

Kaiserslautern (H), Wiesbaden (A), Düsseldorf (H), Hannover (A)

2. FC St. Pauli – 60 Punkte (Tordifferenz +23)

Rostock (H), Hamburg (A), Osnabrück (H), Wiesbaden (A)

3. Fortuna Düsseldorf – 55 Punkte (Tordifferenz +29)

Schalke (A), Nürnberg (H), Kiel (A), Magdeburg (H)

4. Hamburger SV – 49 Punkte (Tordifferenz +13)

Braunschweig (A), St. Pauli (H), Paderborn (A), Nürnberg (H)

5. Karlsruher SC – 46 Punkte (Tordifferenz +16)

Nürnberg (A), Rostock (A), Hannover (H), Elversberg (A)

6. Hannover 96 – 45 Punkte (Tordifferenz +14)

Hertha (A), Paderborn (H), Karlsruhe (A), Kiel (H)

7. Hertha BSC – 44 Punkte (Tordifferenz +11)

Hannover (H), Elversberg (A), Kaiserslautern (H), Osnabrück (A)

8. SC Paderborn – 43 Punkte (Tordifferenz -3)

Elversberg (H), Hannover (A), Hamburg (H), Rostock (A)

9. SpVgg Greuther Fürth – 42 Punkte (Tordifferenz -3)

Wiesbaden (A), Braunschweig (H), Magdeburg (A), Schalke (H)

Tabellenrechner

10. SV Elversberg – 40 Punkte (Tordifferenz -8)

Paderborn (A), Hertha (H), Nürnberg (A), Karlsruhe (H)

11. 1. FC Nürnberg – 37 Punkte (Tordifferenz -18)

Karlsruhe (H), Düsseldorf (A), Elversberg (H), Hamburg (A)

12. 1. FC Magdeburg – 36 Punkte (Tordifferenz -4)

Osnabrück (H), Kaiserslautern (A), Fürth (H), Düsseldorf (A)

13. FC Schalke 04 – 36 Punkte (Tordifferenz -10)

Düsseldorf (H), Osnabrück (A), Rostock (H), Fürth (A)

14. Eintracht Braunschweig – 34 Punkte (Tordifferenz -8)

Hamburg (H), Fürth (A), Wiesbaden (H), Kaiserslautern (A)

15. SV Wehen Wiesbaden – 32 Punkte (Tordifferenz -9)

Fürth (H), Kiel (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H)

16. Hansa Rostock – 31 Punkte (Tordifferenz -23)

Magdeburg (H), St. Pauli (A), Karlsruhe (H), Schalke (A), Paderborn (H)

17. 1. FC Kaiserslautern – 30 Punkte (Tordifferenz -13)

Kiel (A), Magdeburg (H), Hertha (A), Braunschweig (H)

18. VfL Osnabrück – 24 Punkte (Tordifferenz -33)

Magdeburg (A), Schalke (H), St. Pauli (A), Hertha (H)

“Hatten nicht den Glauben”: Hengen vermisst eine Tugend der FCK-Identität

Der Glaube ist ein Teil von Kaiserslauterns Identität. Doch diese Tugend sprach Thomas Hengen der Mannschaft im zweiten Durchgang gegen Wiesbaden ab.

Kritisierte die Spieler mit deutlichen Worten: Thomas Hengen.

Kritisierte die Spieler mit deutlichen Worten: Thomas Hengen.

IMAGO/Werner Schmitt

Steckt Kaiserslautern in einer Zeitschleife fest? Diese Frage könnten sich aktuell wohl einige FCK-Anhänger stellen. Denn wie schon unter anderem gegen Düsseldorf Ende März (1:3) und in der Vorwoche gegen Fürth (1:2) verspielten die Roten Teufel auch am Samstag im Heimspiel gegen Wiesbaden eine 1:0-Halbzeitführung. “Es ist das alte Lied. Wir spielen eine vernünftige erste Halbzeit und sind in der zweiten Halbzeit inaktiv”, wird Julian Krahl von der Rheinpfalz zitiert.

Immerhin holte Lautern anders als in den vorherigen Partien trotz des Leistungsabfalls noch einen Punkt – der zu wenig ist, aber eben auch “besser als keiner” wie Marlon Ritter feststellte. Dass sie nicht einen noch herberen Dämpfer kassierten, lag aus der Sicht von Geschäftsführer Thomas Hengen nur am Gegner. “Zum Glück hat Wiesbaden den ein oder anderen Konter zu schlecht ausgespielt, sonst hätten wir wieder den Knockout bekommen”, so der 49-Jährige.

Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte.

Thomas Hengen

Besonders vermisste er eine Tugend, die den FCK in der Vergangenheit auszeichnete – der Glaube. “Mit Hosenscheißer-Fußball kriegst du keine Punkte. Ich hatte nicht den Glauben, dass wir den Glauben hatten, in der zweiten Halbzeit noch ein Tor zu schießen”, erklärte Hengen.

Friedhelm Funkel widersprach in diesem Punkt seinem Vorgesetzten allerdings und wollte den Spielern nicht ihren Willen absprechen. Vielmehr sei die Leistungssteigerung des Gegners und die Diskrepanz zwischen Trainings- sowie Spielleistung einiger Spieler für einen solchen Abfall verantwortlich. “Bei dem einen oder anderen war deutlich zu erkennen, dass er es im Spiel nicht so gut umsetzen kann wie im Training”, erläuterte Funkel.

Auf wen er damit anspielt, verriet der Coach zwar nicht, kündigte aber Konsequenzen an. Diese sollen im Laufe der Trainingswoche sichtbar werden. Ob die Änderungen greifen, wird sich dann erstmals am kommenden Samstag im Gastspiel bei Spitzenreiter Kiel zeigen (13 Uhr).

Funkels Appell: “Wir werden in der Liga bleiben”

Anschließend stehen unter anderem noch die Heimspiele gegen Magdeburg und Braunschweig auf dem Programm, bei denen der FCK dem großen Druck standhalten muss. Funkel ist sich sicher, dass dies seiner Mannschaft gelingt.

Dies machte der 70-Jährige mit einem flammenden Appell auf der Pressekonferenz deutlich. “Hier ist eine Weltuntergangsstimmung, wenn ich in die Gesichter der Leute gucke. Wir sind aber nicht abgestiegen”, erklärte er und fuhr fort: “Wir werden in der Liga bleiben. Ob durch die Relegation oder direkt. Das ist alles noch möglich und das werden wir auch zeigen.”

“Nach Kohli krähte kein Hahn, einfach vergessen”

Nicht alle Helden von Bern blieben solche. 100 Jahre alt wäre Werner Kohlmeyer am Freitag geworden. Kurator Hagen Leopold erzählt.

Bei der Kranzniederlegung auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof an diesem Freitag wird Hagen Leopold zugegen sein. Der Kurator hat in seiner Ausstellung zu Ottmar Walter, die im Stadtmuseum wegen des großen Erfolges bis zum 18. Mai verlängert wird, auch Werner Kohlmeyer thematisiert.

Warum haben Sie dem Kaiserslauterer 54er Weltmeister Werner Kohlmeyer nur eine Vitrine gewidmet und nicht wie bei Fritz oder Ottmar Walter eine eigene Ausstellung, Herr Leopold?

Das ist schlichtweg nicht möglich, weil es kein entsprechendes Ausstellungsmaterial gibt. Außer Pressebildern ist fast nichts mehr vorhanden, von seinen WM-Devotionalien ist nur die Medaille übrig, der Rest wurde in alle Winde zerstreut. Die Familie hat praktisch gar nichts mehr von ihm.

Kohlmeyer sei ein geborener Verteidiger gewesen mit einem Schuss wie ein Pferd. Was zeichnete diesen “Mordskerl”, wie ihn WM-Final-Kommentator Herbert Zimmermann nannte, fußballerisch noch aus?

Als Linksverteidiger hatte er neben einem schnellen Antritt die Gabe, wie ein Torwart zu denken. Sein Stellungsspiel war herausragend, und weil er sehr gut antizipiert hat, kam es bei der WM zu diesen Rettungstaten. Keine Ahnung, wie oft er für den FCK in ähnlicher Weise für den geschlagenen Torwart geblockt hat.

Bundestrainer Sepp Herberger soll ihn geschätzt haben, weil er “nicht für die Kulisse spielte, sondern sich in den Dienst der Mannschaft stellte”.

Kohli war keiner, der für die Galerie spielte, er war sich nicht zu schade, den Ball unters Tribünendach zu dreschen. Aber obwohl er auf den ersten Metern präsent war und dem Gegner kaum Raum ließ, war er kein unfairer Verteidiger, ganz anders als sein Klubkollege Werner Liebrich.

In den Archiven wird er als Pfälzer Fünfkampfmeister geführt, der die 100 Meter um die elf Sekunden lief.

Von der Statur her war er ein kräftiger, bulliger Typ. Und obwohl Kohlmeyer zu viel Leibesfülle hatte für einen Sportler dieser Art, war er ein Multitalent über den Fußball hinaus. Während er in der FCK-Jugend spielte, glänzte er auch als Leichtathlet.

Kohli war für jeden Spaß zu haben. Karten spielen, Musik machen, singen: Er war immer ganz vorne dabei, wenn es um die Kameradschaft ging.

Hagen Leopold

Ein Job als Buchhalter, eine Lehrerin als Ehefrau und drei Kinder: Wie war Kohlmeyer abseits des Platzes?

Hilfsbereit, zuverlässig und gutmütig, so wird er charakterisiert. Und er war immer der gesellige Typ, einer, der gerne Musik gemacht hat. Es gibt Bilder, da spielt er Violine während der WM. Ich dachte erst, das wären gestellte Fotos mit ihm an der Violine und Helmut Rahn mit dem Schifferklavier. Aber dann erfuhr ich, dass er als Jugendlicher in einem Gau-Orchester gespielt hat.

Von seinem Mitspieler Werner Liebrich ist dieses Zitat überliefert: “Kohli war immer zu Streichen aufgelegt, dann aber auch sehr eigenbrötlerisch. Wenn wir alle ein blaues Sakko trugen, kam er mit Sicherheit im grünen. Im Spiel aber war auf ihn absolut Verlass, er war ein exzellenter Kamerad.”

Das kann man genau so stehen lassen. Kohli war für jeden Spaß zu haben. Karten spielen, Musik machen, singen: Er war immer ganz vorne dabei, wenn es um die Kameradschaft ging. Und vielleicht hat ihm genau das später das Genick gebrochen.

Sie thematisieren in Ihrer aktuellen Ausstellung “100 Jahre unser Ottes” Werner Kohlmeyer als Gegenpol zu Ottmar Walter. Warum?

Die beiden haben von der Jugend an im selben Jahrgang gespielt und dieselben Erfolge erzielt. Ihre Karrieren verliefen komplett im Gleichschritt, inklusive Spielsucht und Alkoholprobleme – mit einem signifikanten Unterschied: Ottmar Walter hat diese Lebenskrise gemeistert, weil er die Chancen, die ihm geboten wurden, ergriffen hat. Auch Kohlmeyer hat es nicht an Hilfestellungen gefehlt. Aber er hat in die ausgestreckten Hände durch seinen unkontrollierten Alkoholkonsum stets selbst hineingebissen. Durch die Spielsucht, die Schulden und den Alkohol ging die Ehe in die Brüche. Gegen einen Deckel Bierschulden im Wirtshaus hat er seine WM-Medaille versetzt. Er ist so tief abgerutscht, dass er wie ein Clochard auf der Straße gelebt hat.

Wie sahen diese Hilfestellungen aus?

Bei Ottmar Walter hat zum Beispiel Herberger nach dessen Selbstmordversuch entscheidend eingegriffen. Herberger hat immer wieder versucht, Kohlmeyer unter die Arme zu greifen, ihm Türen geöffnet und Arbeit vermittelt. Verschiedene Jobangebote nahm er auch wahr, aber das ging nur eine gewisse Zeit gut. Herberger hat ihm sogar einen Kredit besorgt und diesen privat vorfinanziert, im Zuge meiner Recherchen im Herberger-Nachlass habe ich den Schriftverkehr gesehen.

Das soll dem DFB nicht gefallen haben.

Es gibt ein Schreiben von DFB-Präsident Hermann Gößmann, der darin mahnend den Zeigefinger hebt: “Herr Herberger, verheben Sie sich nicht, Sie wissen, dass Sie allein im Risiko sind.” Der Bundestrainer hat dennoch 10.000 Mark überwiesen. Und auch in die Hilfeschreie von Kohlmeyers Frau Carola – in Form von handschriftlichen Briefen – hatte ich Einblick. Die gehen einem durch Mark und Bein, sie hat ihr Innerstes nach außen gekehrt. Die Familie hat enorm unter der Situation gelitten und sich später komplett von ihm abgewendet.

Der 2013 verstorbene Spiegel-Reporter Jürgen Leinemann schrieb in der Herberger-Biografie: “Die Weltmeisterschaft war wie eine Versuchung in ihr Leben eingebrochen und in der Tat hatten es die meisten schwer, damit fertigzuwerden.”

Ich würde schon sagen, dass einige Schwierigkeiten hatten, das im Nachgang zu verarbeiten. Das fing schon mit der Spaltung innerhalb des Teams an: hier die erste Elf, da das zweite Glied. Bei vielen Veranstaltungen, etwa bei Fernsehformaten wie “Der blaue Bock”, wurden immer nur die Stammspieler eingeladen. Oder nehmen wir die WM-Plakette. Es wurden lediglich elf Exemplare überreicht. Und nur weil Herberger sich für die anderen eingesetzt und die restlichen bei derselben Goldschmiede in Auftrag gegeben hat, erhielten alle eine. Wenn ich mir allein die Lebenskrisen bei Ottmar Walter, Helmut Rahn oder Kohlmeyer betrachte, ist das eine bedauerliche Quote. Wie bilanzierte Fritz Walter so treffend: Der Lebenskampf ist schwieriger als der Fußballkampf.

Eine der Kohlmeyer-Töchter sagte einmal: “Unser Vater und auch die anderen Weltmeister waren nicht darauf vorbereitet, wie man mit Ruhm und all der Aufmerksamkeit umzugehen hat.”

Das ist nachvollziehbar, viele waren null dafür präpariert, was auf sie einprasselt. Ottmar Walter hat einmal bei einem Empfang bemängelt, dass “du es weder genießen noch verarbeiten konntest. Plötzlich standest du dem Bundespräsidenten gegenüber.”

FCK

Ein Denkmal vor dem Fritz-Walter-Stadion mit den FCK-Legenden Werner Liebrich, Fritz Walter, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel und Ottmar Walter.
IMAGO/alimdi

Von Kohlmeyer selbst stammt dieses Zitat, nachdem er sich wieder gefangen hatte: “Vielleicht war es der größte Fehler, dass ich Fußball gespielt habe.”

Die Familie verloren, auf der Straße gelebt – er war ganz, ganz unten. Und es schien, als habe sich niemand um ihn gekümmert. Bei dieser Tragik liegt ein solches Resümee nahe. Er hat es allein dem Journalisten Werner Höllein von der Allgemeinen Zeitung in Mainz zu verdanken, dass er nach diversen Hilfsarbeiterjobs ab 1972 Boden unter die Füße bekam dank einer Anstellung als Nachtportier.

1974, mit nicht einmal 50 Jahren, starb Kohlmeyer als Erster der Berner Elf.

Und er ist in aller Stille beerdigt worden. 25 Jahre später wurde das Grab eingeebnet, weil die Familie aus verständlichen Gründen kein Geld mehr in die Hand genommen hat, um das Grab zu verlängern. Erst 2017 ist ein Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof in Kaiserslautern aufgestellt worden.

Sie nennen Kohlmeyer den vergessenen Weltmeister und haben einen Anteil daran, dass man seinem Namen in Kaiserslautern wieder begegnet. 2007 wurde ein Stadiontor nach ihm benannt, zehn Jahre später folgte der Gedenkstein, in Morlautern eine Straße.

Im Jahr 2003, bei meiner Gedenkveranstaltung zum ersten Todestag von Fritz Walter, habe ich es eine Schande genannt, dass es in Kaiserslautern keinen einzigen Nachweis für die Existenz von Kohlmeyer gibt. Kein Hahn hat damals mehr nach ihm gekräht, er war einfach vergessen.

Dieses Interview erschien erstmals in der kicker-Donnerstagsausgabe am 18. April

Interview: Uwe Röser