Stanisic: Rückkehr zu Bayern mit Konjunktiv

Für Josip Stanisic und Bayer Leverkusen ist die Leihe vom FC Bayern eine Erfolgsgeschichte. Nun deutet alles auf eine Rückkehr des Kroaten nach München hin. Ein Szenario könnte diese allerdings noch verhindern.

Seine Leihe hat sich in Leverkusen bezahlt gemacht: Josip Stanisic.

Seine Leihe hat sich in Leverkusen bezahlt gemacht: Josip Stanisic.

IMAGO/Sven Simon

Es verwundert bis heute, dass der FC Bayern das Eigengewächs Stanisic im vergangenen Transfersommer an Bayer Leverkusen für ein Jahr verlieh. Bei all den Problemen auf der Rechtsverteidiger-Position im Saisonverlauf hätte der Rekordmeister den 24-Jährigen gut gebrauchen können. Stanisic benötigte in Leverkusen etwas Zeit, um anzukommen, die Saison lief damals bereits. Spätestens seit der Rückrunde hat er sich jedoch als feste Kraft etabliert, spielt regelmäßig und hat obendrein vier Pflichtspieltore erzielt, unter anderem den Führungstreffer beim 3:0 gegen die Bayern in der Rückrunde.

Bleibt Stanisic in Leverkusen?

Mit Ende des Leihgeschäfts wird Stanisic zum FC Bayern zurückkehren. Ein Bericht von Sky, wonach er lieber bei Bayer Leverkusen bleiben würde, stimmt nach kicker-Informationen nicht. Weder hat sich der Profi jemals in dieser Richtung geäußert, noch gibt es für Leverkusen eine Kaufoption. Und, bislang, auch kein offizielles Bestreben des neuen Deutschen Meisters, ihn vom FC Bayern endgültig zu verpflichten.

Tuchel plante ohne den Kroaten

Stanisics Abschied vom FC Bayern hatte im vergangenen August nur einen Grund: Trainer Thomas Tuchel plante nicht mit ihm. Deshalb gibt es ein Szenario, bei dem Stanisic doch einen endgültigen Abschied aus München anstreben könnte: Wenn Tuchel erstens doch Bayern-Trainer bleibt und zweitens seine Meinung über Stanisic nicht geändert hat. Doch würde der Rekordmeister ihn dann ausgerechnet an den Rivalen verkaufen? Und zu welchem Preis?

Die Münchner hätten mit Stanisics Rückkehr aktuell ein Überangebot an Rechtsverteidigern – vier mit ihm, Noussair Mazraoui, Sasha Boey und Joshua Kimmich, sollte der bleiben und weiter dort eingeplant werden. Allerdings gibt es sehr wohl Führungskräfte im Klub, die erkannt haben, dass Stanisic die Identifikation mit dem FCB mitbringt, während beispielsweise Mazraoui der Dienst für sein Heimatland Marokko oft wichtig war (sein gutes Recht), er danach aber wochen- bzw. monatelang nicht zur Verfügung stand. Boey, im Winter für 30 Millionen Euro verpflichtet, ist dauerverletzt, Zweifel ob seiner nötigen Klasse sind berechtigt.

Vor einer Rückkehr an die Säbener Straße stehen für Stanisic noch zwei Endspiele mit Leverkusen sowie die Europameisterschaft mit Kroatien an. Auch hier hat er sich dank seiner Leistungen bei Bayer ein besseres Standing verschafft und darf auf einen Stammplatz hoffen.

Frank Linkesch

Trotz doppeltem Handicap: Auch Sané fährt zur EM

Mit Leroy Sané ist bereits der neunte deutsche EM-Fahrer offiziell. Julian Nagelsmann setzt trotz der noch laufenden Rot-Sperre und anhaltender Schambeinprobleme auf den Bayern-Profi.

Beim jüngsten DFB-Testspiel gegen die Niederlande nur in Zivil dabei: Leroy Sané.

Beim jüngsten DFB-Testspiel gegen die Niederlande nur in Zivil dabei: Leroy Sané.

IMAGO/MIS

Nach Radiosender, Bäckerei und doppelter Youtube-Show war nun die Frankfurter Kunsthalle Schirn an der Reihe. Sie präsentierte die bereits neunte Nominierung eines deutschen Nationalspielers für die bevorstehende Heim-EM, die vierte an diesem Dienstag und die dritte eines Bayern-Profis: Nach Manuel Neuer und Aleksandar Pavlovic hat auch Leroy Sané Gewissheit, zum vorläufigen Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann zu gehören.

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Ernsthafte Zweifel gab es an der Berufung des 28 Jahre alten Flügelstürmers nicht, auch wenn dieser gerade gleich doppelt gehandicapt ist. Seine Rot-Sperre, die er sich im November beim verpatzten Test in Österreich (0:2) eingehandelt hatte, läuft erst nach dem Testspiel am 3. Juni in Nürnberg gegen die Ukraine aus, weshalb ihm nur die Generalprobe vier Tage später in Mönchengladbach gegen Griechenland bleibt.

Und: Zuletzt behinderten ihn Schambeinprobleme regelmäßig. Bei den Bayern wurde er für die Spiele in der Champions League fit gemacht, in der Bundesliga jedoch nicht mehr eingesetzt. Sané werde “alles für die EM tun”, hatte Bayern-Trainer Thomas Tuchel vorige Woche betont, aber auch gesagt, nicht zu wissen, wie viel Freiraum Nagelsmann ihm “für Behandlungen und Schmerzen” lasse.

Sané kommt bislang auf 59 Länderspiele (13 Tore, sieben Assists), hatte mit den großen Turnieren aber bislang nicht viel Glück: Bei der EM 2016 war er noch 20-jähriger Newcomer mit einem Kurzeinsatz, zur WM 2018 nahm ihn Joachim Löw überraschend nicht mit. Bei der EM 2021 blieb ihm meist nur die Joker-Rolle, und bei der kurzen WM 2022 behinderten ihn Knieprobleme.

Golden Shoe: Guirassy setzt sich von Haaland ab – Mbappé verteidigt Rang 2

Der Goldene Schuh wird nach dieser Saison wohl in den Besitz von Harry Kane wandern, auch wenn der Bayern-Torjäger am Wochenende nicht ins Geschehen eingreifen konnte. Die Verfolger trafen – außer Titelverteidiger Erling Haaland, der im ESM-Ranking vom Podium flog.

Trafen am vergangenen Wochenende und untermauerten ihre Spitzenposition: Serhou Guirassy und Kylian Mbappé.

Trafen am vergangenen Wochenende und untermauerten ihre Spitzenposition: Serhou Guirassy und Kylian Mbappé.

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Beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg fehlte Harry Kane verletzt, ob der Torjäger des FC Bayern beim abschließenden Spiel bei der TSG Hoffenheim auflaufen kann, wird sich zeigen. Unabhängig davon wird sich der Kapitän der englischen Nationalmannschaft, der 36 Tore und damit 72 Punkte auf seinem Konto hat, im Goalgetter-Ranking der European-Sports-Media (ESM) Platz 1 nicht mehr nehmen lassen.

Das ändert auch nichts daran, dass Kylian Mbappé bei seinem letzten Liga-Heimspiel für Paris St. Germain den Führungstreffer des französischen Meisters beim 1:3 gegen Toulouse erzielt hat und nun 27 Tore aufweisen kann. Damit hat der scheidende PSG-Star Rang 2 verteidigt, obwohl Serhou Guirassy das Tor des Tages für den VfB Stuttgart beim 1:0-Erfolg beim FC Augsburg verzeichnete und jetzt bei 26 Toren (52 Punkte) steht.

Guirassy bleibt damit an Mbappé dran und hat ganz nebenbei Erling Haaland abgeschüttelt, mit dem er sich vor dem Spieltag Platz 3 teilen musste. Der Titelverteidiger des Golden Shoe, der sich zuletzt mit einer Vier-Tore-Gala im Ranking hochkatapultiert hatte, ging beim 4:0 von ManCity beim FC Fulham auf dem Weg zur Meisterschaft leer aus.

Martinez zieht mit Openda gleich

Ebenso Lois Openda, der beim 1:1 gegen Bremen keine Leipziger Hauptrolle spielte und sich Rang 5 in der europäischen Torjägerliste nun mit Lautaro Martinez teilen muss. Der Argentinier beendete mit dem Treffer zum 4:0 beim 5:0 von Meister Inter Mailand gegen Frosinone Calcio seine sieben Spiele andauernde Torflaute und hat nun wie Openda 24 Tore stehen.

Beier macht 16 Plätze gut, Boniface verpasst die Top 50

Zwei Bundesliga-Profis machten indes riesige Sprünge im Tableau, auch wenn sie weit von den Top 10 entfernt sind. Hoffenheims Maximilian Beier gelang ein Doppelpack beim 6:0-Kantersieg bei Absteiger Darmstadt und verbesserte sich um 16 Plätze auf Rang 35. Victor Boniface gelang per Elfmeter das zwischenzeitliche 2:0 bei Leverkusens 5:0 in Bochum, damit katapultiert sich der Stürmer des Meisters auf Rang 55 – die Top 50 hat er verpasst, am letzten Spieltag eröffnet sich gegen Augsburg noch einmal eine Gelegenheit.

Golden Shoe 2023/24 (Stand: 14.5.)

Platz Spieler Verein Tore Faktor Punktzahl

1 Harry Kane FC Bayern 36 2 72

2 Kylian Mbappé Paris Saint-Germain 27 2 54

3 Serhou Guirassy VfB Stuttgart 26 2 52

4 Erling Haaland Manchester City 25 2 50

5 Lois Openda RB Leipzig 24 2 48

Lautaro Martinez Inter Mailand 24 2 48

7 Vangelis Pavlidis AZ Alkmaar 28 1,5 42

Cole Palmer Chelsea 21 2 42

9 Luuk de Jong PSV Eindhoven 27 1,5 40,5

Viktor Gyökeres Sporting 27 1,5 40,5

11 Artem Dovbyk FC Girona 20 2 40

Alexander Isak Newcastle United 20 2 40

13 Ollie Watkins Aston Villa 19 2 38

Dominic Solanke Bournemouth 19 2 38

Jonathan David Lille OSC 19 2 38

Alexander Sörloth FC Villarreal 19 2 38

17 Amahl Pellegrino FK Bodö/Glimt 24 1,5 36

Deniz Undav VfB Stuttgart 18 2 36

Mohamed Salah FC Liverpool 18 2 36

Jude Bellingham Real Madrid 18 2 36

21 Kevin Denkey Cercle Brügge 23 1,5 34,5

Santiago Gimenez Feyenoord Rotterdam 23 1,5 34,5

Mauro Icardi Galatasaray SK 23 1,5 34,5

24 Heung-min Son Tottenham Hotspur 17 2 34

Alexandre Lacazette Olympique Lyon 17 2 34

Robert Lewandowski FC Barcelona 17 2 34

Phil Foden Manchester City 17 2 34

28 Ante Budimir Osasuna 16 2 32

Dusan Vlahovic Juventus 16 2 32

Jarrod Bowen West Ham 16 2 32

Bukayo Saka FC Arsenal 16 2 32

Pierre-Emerick Aubameyang Olympique Marseille 16 2 32

33 Simon Banza Sporting Braga 21 1,5 31,5

Lawrence Shankland Heart of Midlothian 21 1,5 31,5

35 Borja Mayoral FC Getafe 15 2 30

Ermedin Demirovic FC Augsburg 15 2 30

Edin Dzeko Fenerbahce SK 20 1,5 30

Rafa Mujica FC Arouca 20 1,5 30

Victor Osimhen SSC Neapel 15 2 30

Wissam Ben Yedder AS Monaco 15 2 30

Maximilian Beier TSG Hoffenheim 15 2 30

Youssef En-Nesyri FC Sevilla 15 2 30

43 Alvaro Morata Atletico Madrid 14 2 28

Imre Badalassi SP Tre Penne 28 1 28

Gorka Rodriguez Athletic Bilbao 14 2 28

Olivier Giroud AC Milan 14 2 28

Albert Gudmundsson CFC Genua 14 2 28

Thijs Dallinga FC Toulouse 14 2 28

Nicolas Jackson FC Chelsea 14 2 28

50 Andrej Ilic Rigas FS/Valerenga Oslo 14/9 1/1,5 27,5

51 Mohamed Amoura FC Lugano/Union St. Gilloise 1/17 1,5/1,5 27

Rey Manaj Sivasspor 18 1,5 27

Brian Brobbey Ajax Amsterdam 18 1,5 27

Ramon Mierez NK Osijek 18 1,5 27

55 Hakan Calhanoglu Inter Mailand 13 2 26

Antoine Griezmann Atletico Madrid 13 2 26

Vinicius Junior Real Madrid 13 2 26

Paulo Dybala AS Rom 13 2 26

Hugo Duro Perales FC Valencia 13 2 26

Victor Boniface Bayer Leverkusen 13 2 26

Marcus Thuram Inter Mailand 13 2 26

Jean-Philippe Mateta Crystal Palace 13 2 26

Georges Mikautadze FC Metz 13 2 26

Benjamin Sesko RB Leipzig 13 2 26

Erklärung: Die Tore von Spielern aus Ligen in den Top 5 der UEFA-5-Jahreswertung werden mit dem Faktor 2, Tore von Spielen aus Ligen auf den Plätzen 6 bis 22 mit dem Faktor 1,5 multipliziert. Alle anderen Spieler erhalten für ihre Tore keinen Bonus. Tore aus Play-off-Spielen einer Liga zählen nicht. Spieler, die zwischen Ligen, die nach dem Kalenderjahr spielen, und Ligen, die nicht nach dem Kalenderjahr spielen, wechseln, können ihre Punkte nicht mitnehmen.

Goretzka: “Ich lasse mein Handy immer an”

Die Bundesliga-Saison neigt sich dem Ende entgegen, die EM rückt immer näher. Auch für Leon Goretzka?

Hat die EM noch nicht abgehakt: Leon Goretzka (li.), hier nach seinem Tor gegen Wolfsburg mit Lovro Zvonarek.

Hat die EM noch nicht abgehakt: Leon Goretzka (li.), hier nach seinem Tor gegen Wolfsburg mit Lovro Zvonarek.

IMAGO/Lackovic

Die Sonne schien Leon Goretzka ins Gesicht, nachdem er am Sonntagabend erst “nein, danke” und dann “na gut, okay” gesagt hatte und doch noch ein paar Fragen beantwortete. Die Hände ließ er in den Rucksackschlaufen baumeln, die goldene Kette über dem brandneuen Bayern-Shirt. In rot und ein bisschen orange kommen sie jetzt daher, die Münchner. Und auch ein bisschen schwarz. Nur weiß ist nicht dabei, was die meinungsstarke Südkurve übrigens erzürnte. “Die Klubfarben sind unantastbar”, stand dort beim 2:0 gegen Wolfsburg auf einem Transparent geschrieben. Und zur Sicherheit wurde es auch nochmal gesungen: “Rot-weiße Trikots, wir wollen rot-weiße Trikots!”

Apropos wollen! Beim FC Bayern wollen nicht nur die Fans etwas, auch andere. Max Eberl zum Beispiel, der will endlich einen neuen Trainer für die kommende Saison präsentieren. Harry Kane will schon noch den Rekord von Robert Lewandowski brechen, bräuchte am Samstag in Hoffenheim aber fünf Tore. “Looks good”, sagte er immerhin beim Verlassen der Arena, die Kinder und Eltern und Großeltern im Schlepptau. Er meinte seinen lädierten Rücken, nicht die Aussicht auf einen Fünferpack.

“Ich werde abwarten, was Julian entscheidet”

Und Leon Goretzka, der will unbedingt zur Europameisterschaft eingeladen werden, also als Spieler im deutschen Kader. “Ich werde abwarten, was Julian entscheidet”, sagte er nüchtern, der Blick wie so oft an vielen vorbei und zugleich durch alle hindurch. “Ich habe in den letzten Monaten alles in meiner Macht Stehende versucht, mich von meiner besten Seite zu zeigen, und am Ende entscheidet jetzt der Bundestrainer.”

Es lief tatsächlich eine Zeit lang sehr gut für ihn, beim 8:1 gegen Mainz zum Beispiel, als Goretzka zwei Tore selbst erzielte und auch noch zwei vorbereitete. Oder beim 5:1 in Berlin, als er ihm ein Tor und ein Assist gelang. Oder in beiden Viertelfinal-Spielen in der Champions League gegen Arsenal, als Goretzka an der Seite von Konrad Laimer ein stabiles Zentrum bildete.

Nur danach ging es dann irgendwie doch wieder bergab. Erst die Auswechslung zur Halbzeit im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid, dann der Bankplatz eine Woche später im Estadio Santiago Bernabeu. Über 90 Minuten. “Klar ist es doof, wenn man in so einem Spiel der Mannschaft nicht helfen kann”, meinte Goretzka mit ein bisschen Abstand. “Aber das muss man akzeptieren.”

Neuer: “Ein Titel steht noch an”

Das muss ja nicht automatisch heißen, dass es das gewesen ist mit der Chance auf einen Anruf von Julian Nagelsmann, dem jetzigen Bundestrainer und ehemaligen Bayern-Coach. “Ich habe es ja schon vor ein paar Wochen mal gesagt, dass ich immer bereit bin, ein Gespräch zu führen, mein Handy immer anlasse”, sagte Goretzka und grinste verlegen. “Aber bis jetzt hat es noch kein Gespräch gegeben.”

Die Hoffnung hat er freilich nicht aufgegeben, “das ist völlig klar”, sagt er. “Das ist mein ganz großes Ziel und mein Traum, so eine EM zu spielen im eigenen Land.”

Aus Sicht eines Bayern-Spielers ist es ja nicht nur das Heim-Turnier, sondern eine weitere Chance, diese titellose Saison nicht ganz titellos zu beenden. “Ein Titel steht noch an”, weiß Manuel Neuer. “Diese Europameisterschaft hier im eigenen Land ist was ganz Besonderes, da musste ich, auch wenn ich schon einige Generationen jetzt erlebt habe, nach 500 Bundesligaspielen lange darauf warten. Es ist wunderschön, und darauf freut man sich natürlich als Spieler.” Wenn man denn dabei sein darf.

Mario Krischel

Eberl erklärt, warum Tuchel nicht verabschiedet wurde

Thomas Tuchel (50) hat sein letztes Heimspiel als Bayern-Trainer hinter sich, wer wird sein Nachfolger? Bei Hansi Flick (59) gibt es Bedenken.

Max Eberl und der FC Bayern haben noch ein Saisonziel.

Max Eberl und der FC Bayern haben noch ein Saisonziel.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Er hatte keine Blumen erwartet und auch keine bekommen. Stattdessen schlich Thomas Tuchel am Sonntagabend ein letztes Mal auf seinen Platz an der Seitenlinie der Allianz-Arena, nachdem die Bayern ihren langjährigen Marketing-Chef Andreas Jung, den zuletzt verletzten Rechtsverteidiger Bouna Sarr und den krank fehlenden Eric Maxim Choupo-Moting feierlich verabschiedet hatten.

Einzig Tuchel, der wie das Trio nach dem Saisonende ausscheidet, erhielt keine warmen Worte, was Stadionsprecher Stephan Lehmann jedoch gleich begründete: “Die Saison ist noch nicht vorbei”, sagte er in sein Mikrofon.

“Wir haben eben noch was zu verlieren”

Erst nach dem lockeren 2:0-Sieg gegen ganz harmlose Wolfsburger präzisierte Max Eberl die Begründung und erklärte, dass er sich im Vorfeld mit Tuchel ausgetauscht hatte und die Verabschiedung lieber “im gebührenden Rahmen” nachholen wollen würde. Wann und wie dieser ausfällt, erklärte er nicht.

“Wir haben eben noch was zu verlieren”, meinte Eberl jedenfalls zu Tuchel. “Das heißt, wir können noch Dritter werden. Da haben Thomas und ich uns halt zusammengesetzt und haben gesagt: ‘Ne, es fühlt sich nicht richtig an, einen Protagonisten, der jetzt für die zwei Spiele hauptverantwortlich ist, zu verabschieden.'”

Max Eberl verabschiedet Bouna Sarr

Max Eberl verabschiedet Bouna Sarr.
IMAGO/MIS

Möglichkeit auf den Supercup

Wenn die Bayern schon nicht Erster werden, dann wenigstens Zweiter, findet Eberl. “Mit der Möglichkeit, wenn Leverkusen den Pokal gewinnt, den Supercup zu spielen. Dass du den Auftakt der neuen Saison gestalten kannst. Das ist der Anspruch, den Bayern München hat. Den wollen wir erreichen, und wenn wir dann Zweiter wären, dann ist die Saison für mich auch nicht so komplett schwarz.”

Dass eine Spielzeit beim FC Bayern ohne Titel “nicht wirklich schön” ist, versteht der Sportvorstand. “Aber wenn du dann im Champions-League-Halbfinale ausscheidest, mit der Dramatik, Real Madrid bis zum Ende die Stirn geboten zu haben. Und dann Zweiter wirst in der Liga. Dann ist eben nicht alles so schlecht gewesen.”

Champions League, Halbfinale

Trainersuche: Gespräche “nicht nur mit einem Kandidaten”

Aber schlecht genug, um wieder mal den Trainer zu wechseln. Wer der Nachfolger von Tuchel wird, ist noch unklar. Auch bei Hansi Flick, der zuletzt wieder vermehrt ins Spiel gebracht wurde, gibt es innerhalb des Vereins Bedenken. Die verkorkste WM in Katar sowie die anschließende Doku bei Prime Video haben abschreckende Bilder geliefert.

“Es ist natürlich so”, weiß Eberl, “dass wir immer noch versuchen müssen, den Besten zu finden.” Geplant war eine Entscheidung bereits im April, vertagt wurde sie dann auf Mai. Und nach dem zurückgenommenen Ja-Wort von Ralf Rangnick könnte es nun weiter dauern. “Wir führen Gespräche”, versichert Eberl. “Nicht nur mit einem Kandidaten.”

Mario Krischel

Peretz’ Bayern-Debüt abgesprochen – Müller stellt “Herr Zaragoza” vor

Mühelos hat der FC Bayern das letzte Heimspiel der Saison gegen Wolfsburg erfolgreich gestaltet. Einige Spieler aus der zweiten Garde bekamen die Chance – und machten durchaus auf sich aufmerksam.

Zu früh gejubelt: Bryan Zaragozas erster Treffer für den FC Bayern zählte nicht.

Zu früh gejubelt: Bryan Zaragozas erster Treffer für den FC Bayern zählte nicht.

IMAGO/Sven Simon

Im letzten Heimspiel der Saison, was gleichzeitig auch der Abschied von Thomas Tuchel vom eigenen Publikum war, sprang der FC Bayern nicht höher, als er musste. Von Beginn an sah Manuel Neuer in seinem 500. Bundesliga-Spiel eine “gute Kontrolle und eine gute Positionierung”, wodurch man den Wölfen “sofort wehgetan” hatte.

Zudem setzte Bayern in den ersten Minuten das um, worum es laut Thomas Müller “im Fußball geht. Man muss die Tore auch machen, weil das hat immer einen Impact. Wenn du daneben schießt, denkt sich der Gegner: ‘Ja, war nicht so schlimm'”. Startelf-Debütant Lovro Zvonarek schoss nach vier Minuten nicht vorbei, sondern an den Innenpfosten und mit Hilfe dessen ins Netz. Der 19-jährige Kroate sei laut Trainer Tuchel “ein guter Charakter” und “sehr fleißig”. Zudem mache es “Spaß, wenn er im Training ist.”

Müllers “spitze Knie”

Nach Spaß sah das Münchner Spiel am Sonntagabend auch in der Folge aus. Leon Goretzka stellte schnell auf 2:0, ehe Bryan Zaragoza der Premierentreffer verwehrt wurde. “Es war ein kleiner Stich in mein Herz, dass der dritte Treffer nicht gezählt hat. Da hatte ich einen kleinen Trauermoment”, ärgerte sich Müller, der einen Tick zu früh gestartet war, wodurch seine starke Vorarbeit unbelohnt blieb. Bayerns Urgestein klagte süffisant über seine “spitzen Knie”.

Lob für seinen spanischen Teamkollegen, der erstmals von Beginn an ran durfte, hatte Müller auch noch übrig. “Bryan hatte ein paar gute Aktionen. Für alle, die ihn nicht kennen, das ist Herr Zaragoza. Der kleine Wirbler über links außen”, so Müllers nette Vorstellungsrunde. Weil in der Schlussphase mit Matteo Vinlöf und Jonathan Asp-Jensen zwei weitere Youngster in die Partie kamen, fiel das souveräne 2:0 gegen Wolfsburg laut Müller in die Kategorie “schöner Family-And-Friends-Tag in der Allianz Arena”.

Neben den beiden Jugendspielern durfte auch noch Ersatzkeeper Daniel Peretz sein Bundesliga-Debüt feiern, Bayerns dritter Torwart kam in der 74. Minute für Neuer in die Partie. “Das war vorher abgesprochen, wenn das Ergebnis stimmt und wenn der Trainer es uns zutraut, dass wir wechseln können. Daniel hat über die ganze Saison der Mannschaft so viel gegeben und auch immer gute Leistungen gezeigt. Da hatte er es sich heute verdient, die Minuten zu bekommen”, so Neuer.

Hamburg sichert sich das letzte Play-In-Ticket – Crailsheim steigt ab

Am letzten Spieltag der Basketball-Bundesliga sind in mehreren Fernduellen die letzten Entscheidungen gefallen: Hamburg hat Platz 10 und damit das letzte Ticket für die Play-Ins perfekt gemacht. Im Abstiegskampf ist Crailsheim der große Verlierer.

Es geht in die Play-Ins: Die Hamburg Towers dürfen weiter von den Play-offs träumen.

Es geht in die Play-Ins: Die Hamburg Towers dürfen weiter von den Play-offs träumen.

IMAGO/Eibner

Die Hakro Merlins Crailsheim steigen als zweites Team aus der BBL ab. Die Merlins verloren am Sonntag daheim gegen Alba Berlin mit 83:103 und müssen damit wie die Tigers Tübingen den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Nach sechs Jahren in der BBL kehren die Merlins damit vorerst wieder in die ProA zurück.

Die MLP Academics Heidelberg gewannen am letzten Spieltag dagegen gegen Tübingen mit 93:78 und schafften damit aus eigener Kraft den Klassenerhalt. Die Rostock Seawolves verloren zwar beim Hauptrunden-Ersten Bayern München mit 73:101, bleiben durch die Crailsheimer Niederlage aber trotzdem erstklassig.

Mehr zur BBL

Im Fernduell um den letzten Platz für die Play-ins setzten sich die Veolia Towers Hamburg gegen die Bamberg Baskets durch. Die Norddeutschen schlugen die BG Göttingen in eigener Halle 79:66 (40:27), der frühere Serienmeister aus Franken verlor parallel bei den EWE Baskets Oldenburg nach einem Einbruch in Halbzeit zwei 84:107 (44:46). Hamburg sicherte sich so Platz 10, Bamberg ist damit zum zweiten Mal nacheinander nicht in den Play-offs dabei.

Die Play-Ins gibt es in dieser Bundesliga-Spielzeit zum ersten Mal. Die Liga will mit dem Modus für mehr Spannung sorgen. Auch in der NBA und der Euroleague gibt es diese Vorqualifikation für die Play-offs. Am Dienstag spielt der Siebte Bonn gegen den Achten Ludwigsburg, der Gewinner ist in den Play-offs. Der Verlierer bekommt eine weitere Chance im Duell mit dem Sieger des Duells zwischen dem Neunten Oldenburg und dem Zehnten Hamburg.

Die ersten Viertelfinal-Duelle stehen

Schon vor dem 34. Spieltag stand fest, dass Alba hinter den Bayern Zweiter werden würde, auch Europapokalsieger Niners Chemnitz (79:66 gegen die Würzburg Baskets) hatte den dritten Rang längst abgesichert. Die übrigen direkten Viertelfinaltickets gingen an Titelverteidiger ratiopharm Ulm, Würzburg und den Aufsteiger Rasta Vechta.

Fest steht, dass im Viertelfinale Chemnitz (3.) auf Vechta (6.) trifft, Ulm (4.) spielt gegen Würzburg (5.). München (1.) und Berlin (2.) bekommen es mit Klubs aus den Play-ins zu tun

Alba trifft auf den Sieger des Duells zwischen Bonn und Ludwigsburg – am Sonntag schlugen die Telekom Baskets die MHP Riesen (87:60) -, der FC Bayern muss länger auf seinen Gegner warten. Der Verlierer des K.o.-Spiels Bonn-Ludwigsburg trifft auf den Sieger der Begegnung Oldenburg-Hamburg (Dienstag). Der Gewinner dieses letzten Play-in-Spiels fordert im Viertelfinale München.

DPA, SID, pja

Club-Abstieg besiegelt: Dominanter FC Bayern triumphiert im letzten Heimspiel

Nach der Niederlage im DFB-Pokal-Finale haben sich die Frauen des FC Bayern angemessen von ihren Fans verabschiedet. Im letzten Liga-Heimspiel besiegelte der Deutsche Meister zudem den Abstieg des 1. FC Nürnberg.

Die Frauen des FC Bayern München ließen gegen den 1. FC Nürnberg im letztem Heimspiel der Saison nichts anbrennen.

Die Frauen des FC Bayern München ließen gegen den 1. FC Nürnberg im letztem Heimspiel der Saison nichts anbrennen.

IMAGO/Michaela Merk

Die Münchnerinnen, seit vergangenem Wochenende vorzeitig Deutscher Meister, begannen nach dem 0:2 im DFB-Pokal-Finale gegen Wolfsburg mit fünf Startelf-Wechseln. Anstelle von Gwinn, Eriksson, Naschenweng, Damnjanovic und Schüller (alle Bank) entschied sich Coach Alexander Straus für Hansen, Sembrant, Bayings, Lohmann und Simon, die ihr Startelf-Comeback nach zehn Monaten feierte.

Die Gäste aus Nürnberg gingen am FC Bayern Campus derweil mit dem Ziel ins Spiel, den drohenden Abstieg doch noch einmal zu vertagen. Dieser vage Traum der klar unterlegenen Club-Frauen, die zuletzt dreimal in Folge verloren hatten, sollte allerdings bereits nach wenigen Minuten platzen.

Harder-Hattrick nach 18 Minuten

Fünf Minuten dauerte es, ehe Harder ihren ersten Treffer an diesem Sonntagnachmittag erzielen konnte. Mit einem Steckpass fand Bayings die Lücke in Nürnbergs Defensive, in die Harder einlief, sich gegen Guttenberger behauptete und souverän zum 1:0 einschob.

Dass sich die Dänin für das letzte Heimspiel in dieser Saison einiges vorgenommen hatte, stellte sie nur wenig später erneut unter Beweis. In der 13. Minute musste Harder nach Bühls uneigennütziger Vorlage nur noch einschieben, kurz darauf köpfte sie den Ball nach Flanke von Bühl platziert in die Maschen (18.).

Weitere Treffer folgten bis zur Pause nicht, die Gastgeberinnen waren jedoch weiterhin klar spielbestimmend. Mit einem Drei-Tore-Rückstand startete der Club folglich in den zweiten Abschnitt – und fand zumindest defensiv zu größerer Stabilität.

Frauen-Bundesliga, 21. Spieltag

Schüller trifft zum Endstand – FCN verabschiedet sich

Nachdem Lohmann kurz nach dem Wiederanpfiff am rechten Pfosten scheiterte, fuhren die dominanten Münchnerinnen einen Gang runter, ohne dabei nachlässig zu werden.

Ganz verschont blieben die Nürnbergerinnen jedoch auch im zweiten Abschnitt nicht, denn die eingewechselte Schüller legte in der 78. Minute per Kopf den vierten FCB-Treffer nach.

Für den perfekten Abschluss aus Sicht des Deutschen Meisters sorgte im Anschluss eine weitere Einwechslung. Ersatztorhüterin Nayler, deren Vertrag zum Saisonende ausläuft, ersetzte in den Schlussminuten Stammkeeperin Grohs (81.).

Ein Torerfolg war den FCN-Frauen vor ausverkauftem Publikum nicht mehr vergönnt, sodass der Abstieg endgültig Realität wurde. Am letzten Spieltag der Frauen-Bundesliga sind die Bayern am Pfingstmontag (15.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim gefordert. Der Club empfängt zur gleichen Zeit Mitabsteiger MSV Duisburg.

Bayerns Plan mit Wanner

Mit dem nahenden Saisonende stehen beim FC Bayern Entscheidungen bei den verliehenen Talenten an. Während Malik Tillman endgültig zur PSV Eindhoven wechselt, soll Paul Wanner 2024/25 den nächsten Schritt gehen.

Soll den nächsten Schritt gehen: Paul Wanner.

Soll den nächsten Schritt gehen: Paul Wanner.

IMAGO/Jan Huebner

Zwölf Millionen Euro bekommt der FC Bayern als Ablöse für Malik Tillman, der sich als Stammspieler und Leistungsträger beim neuen Meister der Niederlande etabliert hat. Natürlich stellt sich die Frage, warum die Münchner den flexibel einsetzbaren Offensivspieler nicht zurückbeordert und ihm eine Kaderperspektive aufgezeigt haben. Genau darum ging es im Endeffekt: Versprechungen konnten und wollten die Münchner nicht tätigen, eine Entscheidung musste aufgrund einer Frist nun fallen, und diese ist definitiv.

Wobei zwölf Millionen Euro für ein Talent vom eigenen Campus eine gute Rendite sind, zumal sich der FCB nach kicker-Informationen eine Beteiligung bei einem Weiterverkauf hat zusichern lassen. Der US-Nationalspieler wechselte 2015 aus der Jugend von Greuther Fürth nach München, wurde mit der 2. Mannschaft im Corona-Sommer 2020 Meister in der 3. Liga und bestritt vier Bundesligaspiele für die Münchner. Nach einer Leihe zu den Glasgow Rangers war er seit dieser Saison an die PSV Eindhoven verliehen, konnte dort auch Erfahrungen in der Champions League sammeln.

Keineswegs abgeben werden die Münchner dagegen Paul Wanner, der am letzten Tag des Sommertransferfenster an Zweitliga-Aufsteiger SV Elversberg verliehen worden war. Beim FCB beobachtet man die Entwicklung des 18-Jährigen mit großem Wohlwollen. Erstens wegen der Tatsache, dass er sich für den Schritt in die 2. Liga entschlossen hatte. Zweitens aufgrund der Leistungen, die er dort bringt. In 27 Einsätzen erzielte Wanner sechs Tore und bereitete vier vor, er kommt meist auf der Zehnerposition zum Einsatz, sein kicker-Notenschnitt ist mit 3,16 ordentlich.

Wanner debütierte als kurz nach seinem 16. Geburtstag als jüngster Spieler in der Geschichte des FC Bayern in der Bundesliga. Bislang weist seine Statistik sechs Einsätze in der Bundesliga und zwei in der Champions League für die Münchner aus. Die SV Elversberg wird er am Saisonende definitiv verlassen. Nach kicker-Informationen planen die Münchner, Wanner eine weitere Saison zu verleihen, dieses Mal in die Bundesliga. Gleich mehrere Klubs sollen sich für Wanner interessieren.

Frank Linkesch

Tuchel und die Mischung mit dem Beckenbauer-Spruch

Halbfinal-Aus und Personalprobleme: Trotzdem verbietet Thomas Tuchel seinen Bayern im Endspurt zwei Prozent weniger. Und zeigt auf Thomas Müller.

Will keinen Spannungsabfall zulassen: Thomas Tuchel.

Will keinen Spannungsabfall zulassen: Thomas Tuchel.

FC Bayern via Getty Images

Aus einem Tunnel kommt nicht nur Thomas Tuchel gerade. Alles war beim FC Bayern auf Real Madrid ausgerichtet. Die Saisonbilanz, die (unfreiwillig) angehaltene Trainersuche, die Grundstimmung. Jetzt, nach dem Ausscheiden im Halbfinale, bleiben Tuchel und Co. noch zwei Bundesliga-Spiele zum Abschluss, die nicht mehr maßgeblich über Glück und Unglück entscheiden werden.

Dementsprechend locker ging es der Trainer im Training am Freitag an, ähnlich wie auch am Samstagnachmittag. “Das Beste ist, jetzt keinen großen Kontext aufzumachen”, findet Tuchel. “Schauen wir mal, dass wir unser Lachen nicht verlieren, die Fröhlichkeit nicht verlieren. Das ist Sport. Wir haben die Aufgabe, respektvolle Verlierer zu sein.”

Überfrachtet wurde seine Mannschaft vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen Wolfsburg daher nicht mehr. Nicht mit Worten und nicht mit Analysen. “Aber”, bremst Tuchel, “ich möchte jetzt nicht vorleben, dass es mir egal ist. Ich möchte ihnen nicht das Gefühl geben: ‘Ja, geht’s raus und spielt’s Fußball.'” Also frei nach Franz Beckenbauer. “Das könnte ja auch bedeuten, dass es dem Trainer egal ist. Das wollen wir auch nicht.”

Es soll eher eine Mischung werden aus Beckenbauers gestalterischem Ansatz und der notwendigen Ernsthaftigkeit. “Dann kriegen natürlich ein paar Jungs Spielzeit, die zuletzt danach gelechzt haben. Daraus kann auch was Schönes entstehen.”

Wichtig ist dem Trainer eine Erinnerung: “Wir machen keinen normalen Beruf. Wir sind Spitzensportler, wir können uns nicht einfach hängen lassen. Das geht halt nicht. Wenn du an der Spitze bestehen möchtest, kannst du dich nicht hängen lassen. Egal, wie gut sich das an dem Moment vielleicht anfühlen würde. Wir wissen alle, dass sich das in der Allianz-Arena nicht mehr gut anfühlt, wenn wir uns hängen lassen. Deshalb macht’s gar keinen Sinn, darüber nachzudenken. Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft auf gar keinen Fall aus dieser Verpflichtung zu entlassen.”

Tuchel verweist auf Müller

Es soll also “nicht so sein wie der legendäre Franz-Beckenbauer-Spruch”, erklärt Tuchel. “Weil ich glaube, dass das falsche Signal ist. Aber wir werden auf jeden Fall eine Mischung finden.” Gut vorbereiten, aber “nicht überschütten mit Informationen”.

Als lobendes Beispiel nennt der Trainer den Routinier Thomas Müller. “Der wird morgen brennen, weil das normal für ihn ist. Wieso sollen wir jetzt darüber nachdenken, nicht Zweiter zu werden? Wir wollen beide Matches gewinnen. Es geht um den Supercup, es geht vor allem um den eigenen Anspruch. Den gibst du nicht ab, nur weil gerade die Rahmenbedingungen so sind. Das ist nicht der Job, wenn du im Spitzensport bist und bei Bayern München bist.”

Mario Krischel